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Mama, War Opa Ein Nazi?
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eBook329 Seiten4 Stunden

Mama, War Opa Ein Nazi?

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Über dieses E-Book

Die Zeit steht still, wenn wir mit der Familie, mit Freunden, oder mit unbekannten Menschen eine Mahlzeit einnehmen. Das Essen scheint in uns eine chemische Reaktion auszulösen, die unsere Fähigkeit für Toleranz und Verständnis steigert. Dieses Konzept ist der Leitfaden, der durch die verschiedenen Geschichten dieses Buches gewoben wird.
Im ersten Kapitel stellt Angie, die Tochter der Verfasserin, die Frage: “Mama, war Opa ein Nazi?” Wie beantwortet man solch eine Nachforschung in die politische Vergangenheit seiner Familie? Mit einem ausdrücklichen “NEIN!” Aber was oder wer hat dieses plötzliche Interesse veranlasst? Um der Sache auf den Grund zu gehen, trifft sich die Schriftstellerin mit Ruth Singer, Angies Lehrerin, einer Jüdin, die gerade über den Holocaust unterrichtet. Während dieser Unterredung, entdecken die beiden Frauen, dass sie Vieles gemeinsam haben. Es ist vor allem ihre Liebe zum Kochen, die zu ihrer lebenslangen Freundschaft führt.
In “Nur Nichtjuden” entdeckt Ruth Singer, dass in den fünfziger Jahren die Amerikaner nicht nur gegen Schwarze, sondern auch gegen Juden diskriminieren. Während der Sommerferien begegnet sie mit ihrer Familie dem Antisemitismus, als man sie in einem Miami Beach Hotel abweist.
“Verbotene Liebe” ist die Geschichte von Silke, einer norwegischen Immigrantin, die sich in Julian verliebt. Er ist ein afrikanisch-amerikanischer Offizier in der amerikanischen Luftwaffe. Sie begehen Ehebruch und Silke findet außerdem heraus, dass in Amerika in den siebziger Jahren rassisch gemischte Paare Tabu sind. Viele Jahre sind sie voneinander getrennt, bis sie durch ihren Beruf und die magischen Kochkünste einer Kusine wiedervereinigt werden.
Die fragwürdige, politische Vergangenheit des Grovaters der Schriftstellerin wird in “Opas Geschichte” und “Gitas Geschichte” offenbart. Er war der NSDAP beigetreten, weil sie dem deutschen Volk Arbeit und Wohlstand versprach. Als die Nazis ihm in der “Kristallnacht” befehlen, jüdische Läden zu zerstören und die Inhaber zu verprügeln, weigert er sich. Dafür wird er mit einem Jahr Zwangsarbeit bestraft. Als er entlassen wird, verlässt er die Nazi Partei. Gita ist 1939 aus Polen zu Beginn der deutschen Invasion geflüchtet. Ihre Kochkünste helfen der Gromutter und ihren Kindern die Abwesenheit des Vaters zu überleben.
Paul ist ein junger amerikanischer Kunststudent in der Geschichte “Aix markiert die Stelle.” In einem libanesischen Restaurant sieht er sich mit seinen Vorurteilen gegenüber den Iren konfrontiert. Das Schicksal und der schmackhafte Nachtisch eines irischen Konditors ermöglichen es Paul, seine anti-irische Voreingenommenheit hinter sich zu lassen.
1989 erhalten die Autorin und achtzehn weitere Französischlehrer ein Stipendium für einen vierwöchigen Aufenthalt in Frankreich. Davon verbringen sie eine Woche bei einer Familie in einer Kleinstadt, südlich von Paris. Am vierten Juli, dem Festtag der amerikanischen Unabhängigkeit, wird den Amerikanern zu Ehren eine Feier gehalten. Der Bürgermeister hält eine Rede, in der er sich dankbar an die Freundschaft Amerikas während des Zweiten Weltkrieges erinnert. Als er die ehemaligen, eindringenden Deutschen als “bedrohende, feindliche Streitmächte” bezeichnet, erstaunt die Verfasserin ihre Gastgeberin Béatrice mit der Offenbarung ihrer deutschen Abstammung. Béatrice ist eine Katholikin, aber Daniel, ihr Mann ist Jude. Mit seinen vortrefflichen Kochkünsten bereitet er unvergessliche Mahlzeiten zu, bei denen sich die Verfasserin und ihre Gastgeber lebhaft über ihr Lieblingsthema, das Bedürfnis nach Toleranz und Verständis, unterhalten.
Nicht lange nach dem Terroranschlag des elften Septembers 2001, lernen sich Claudia, eine katholische Latina, und Azir, ein Moslem, kennen. “Einfache Couscous” handelt von ihrer kurzen Liebschaft auf einem Kreuzfahrtschiff und auf der Insel Key Biscayne in Florida. Sie ignorieren ihre religiösen Unterschiede und genießen ihre Freundschaft und das Picknick, das
SpracheDeutsch
HerausgeberAuthorHouse
Erscheinungsdatum8. Aug. 2019
ISBN9781728322131
Mama, War Opa Ein Nazi?
Autor

Elisabeth Falcone

Elisabeth Falcone wurde in Berlin zwei Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges geboren. Nachdem sie 1959 in die Vereinigten Staaten ausgewandert war, lernte sie, sich an die amerikanische Kultur anzupassen. Sie beendete ihr Fremdsprachenstudium, erhielt ihren Magister in Linguistik an der Florida Atlantic University und wurde Lehrerin. Sie öffnete ihren Schülern die Augen über ethnische Verschiedenheit, indem sie mit ihnen ihre Ansichten und Erfahrungen über andere Kulturen teilte. Dabei bediente sie sich „authentischer Materialien”, die sie auf ihren weltweiten Reisen gesammelt hatte. Als Immigrantin wurde sie eindeutig gewahr, wie die Menschen verschiedener Kulturen miteinander umgehen und danach streben, Ähnlichkeiten herauszufinden, die sie verbinden. Während ihres Lebens hat sie entdeckt, dass das Kochen, eines ihrer Hobbies, eine köstliche Art und Weise ist, Harmonie unter den Menschen zu erreichen. Rezepte für multiethnische Gerichte befinden sich in diesem Buch. Sie wohnt mit ihrer Familie an der Ostküste Floridas.

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    Buchvorschau

    Mama, War Opa Ein Nazi? - Elisabeth Falcone

    Copyright © 2019 Elisabeth Falcone. All rights reserved.

    No part of this book may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmitted by any means without the written permission of the author.

    Published by AuthorHouse 08/08/2019

    ISBN: 978-1-7283-2214-8 (sc)

    ISBN: 978-1-7283-2213-1 (e)

    Any people depicted in stock imagery provided by Getty Images are models,

    and such images are being used for illustrative purposes only.

    Certain stock imagery © Getty Images.

    Because of the dynamic nature of the Internet, any web addresses or links contained in this book may have changed since publication and may no longer be valid. The views expressed in this work are solely those of the author and do not necessarily reflect the views of the publisher, and the publisher hereby disclaims any responsibility for them.

    CONTENTS

    Vorwort

    Einführung

    Prolog

    Mama, War Opa Ein Nazi?

    Nur Für Nichtjuden

    „Ein Negergebet"

    Muttis Geschichte

    Vatis Geschichte

    Opas Geschichte

    Gitas Tagebuch

    Verbotene Liebe

    Der Feind Unterm Dach

    Paul In Aix

    Einfaches Couscous

    Epilog

    Anhang

    Über das Buch

    Für meine Tochter Angie

    VORWORT

    "Alle Dinge sind miteinander verbunden,

    wie das Blut, das uns vereint.

    Wir haben das Gewebe des Lebens

    nicht gewoben, wir sind darin

    nichts weiter als ein Faden.

    Was wir dem Gewebe antun,

    tun wir uns selbst an."

    Indianerhäuptling Seattle

    Wenn mich Cristina, eine der klügsten Fünftklässler in meinem Französischunterricht, nicht gefragt hätte: „Warum sind die Deutschen so furchtbar? hätte ich mich vielleicht nicht entschlossen, dieses Buch zu schreiben. Ihre darauffolgende Frage nach meiner ethnischen Herkunft erinnerte mich an eine ähnliche Frage, die mir meine vierzehnjährige Tochter im Jahre 1978, also dreißig Jahre vorher, gestellt hatte: „Mama, war Opa ein Nazi? Daher stammt auch der Titel dieses Buches.

    Ich finde es bemerkenswert, dass die Fragen der beiden Mädchen unter gleichen Umständen gestellt wurden: erstens, dass die Lehre über den Holocaust eine von der Schulbehörde Floridas vorgeschriebene Lehreinheit des Sozialkundeunterrichts ist; zweitens, die Tatsache, dass die zwei betroffenen Lehrerinnen aufgeklärte Menschen sind, die diese Lehreinheit ohne Voreingenommenheit durchgenommen hatten und nur von historischen Daten ausgingen. In beiden Fällen ist auch das Alter der Schüler zu beachten. Jugendliche sind im Allgemeinen leicht zu beeindrucken und meistens warmherzig. Berichte über die Grausamkeiten der Nazis wirken sich belastend auf das Gemüt dieser Altersgruppe aus. Somit kann man gut verstehen, dass sie, wenn auch die Lehrerin neutral bei der Darstellung der Geschichte bleibt, eventuell den Eindruck bekommen, die Deutschen seien „furchtbar".

    So ist es bei allen Stereotypen. Wenn die Lehrer keinen Unterschied zwischen der auserwählten Gruppe von Hitler-Anhängern und den restlichen Deutschen machen, dann werden die Jugendlichen alle Bürger des Landes als Sympathiesanten einer rassistischen Hassideologie ansehen und mit derselben Farbe des rassistischen Hasses versehen.

    Ein weiterhin bemerkenswerter Aspekt ist, dass Cristina eine Schülerin in der Wilton Manors Grundschule war. Es ist eine Internationale Baccalaureate Schule, wo Ana Leons „Pass zum Frieden einen wichtigen Teil des Lehrplans darstellt. Das Ziel dieses Programms ist, „…den Schülern zu helfen, eine gesunde Lebenseinstellung zu haben und auf eine pro-soziale Art und Weise mit Ärger und Enttäuschung fertig zu werden, wobei sie positive Weltbürger werden. Cristinas Familie war aus Argentinien eingewandert. Sie hatte die englische Sprache hervorragend gelernt und war eine ausgezeichnete, liebevolle Schülerin, die man bald als „Weltbürgerin anerkennen würde. Sie hatte den wissbegierigen Geist, den der „Pass zum Frieden fördert.

    Als ich an dem unvergesslichen Tage in das Klassenzimmer trat, blieb ich wie angewurzelt stehen. Anstatt, wie gewöhnlich, mein heiteres „Bonjour! auszurufen, starrte ich die lange Wand an, auf der eine grosse Nachbildung des Hakenkreuzes hing, umgeben von Plakaten und Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg und der Nazi Zeit, sowie von kurzen Aufsätzen der Schüler. Die Schüler beobachteten mich und warteten auf den Beginn des Unterrichts. Als sie sahen, dass ich zögerte und die Wand anstarrte, fragte mich einer von ihnen, was ich von ihrer Wanddekoration hielt. Ich machte ihnen ein Kompliment, aber keine Bemerkung über den Holocaust. Anstatt dessen nutzte ich die Gelegenheit aus, ihnen zwei zutreffende französische Wörter beizubringen, nämlich „la guerre und „la paix" (Krieg und Frieden).

    Ein Junge fragte mich, „Madame Falcone, sind Sie aus Frankreich? Ich wunderte mich, wie neugierig die Kinder heute Morgen waren. „Nein, ich bin aus Deutschland, war meine Antwort, auf die eine fühlbare Stille folgte - so selten im Laufe einer Lehrerkarriere. Und in dem Moment stellte Cristina ihre eindringliche und schmerzhafte Frage: „Madame Falcone, warum sind die Deutschen so furchtbar?" Ich war sprachlos, weil sie die Gegenwart benutzt hatte! Warum sind die Deutschen so furchtbar? Ich stellte mir verschiedene Gründe für solch eine Frage vor. Ich fragte mich, ob die Sozialkundelehrerin den Schülern nicht absolut klargemacht hatte, dass die Nazis die Grausamkeiten begangen hatten und nicht das ganze deutsche Volk. Hatte sie ihnen nicht versichert, dass die Deutschen heutzutage nicht furchtbar sind? Ich kannte Cristinas Lehrerin sehr gut. Sie war eine meiner Lieblingskolleginnen, also konnte ich ausschliessen, dass sie deutschfeindlich sei und verfehlt hatte, die Lehreinheit von einer rein historischen Perspektive zu erteilen.

    Ich merkte, wie das Gefühl der Mitschuld in mir aufwallte sowie die Angst, dass ich in den Augen der Schüler fortan eine dieser „furchtbaren Deutschen sein würde. Glücklicherweise hatte ich eine geistigeLehrmeisterin, Bobbie Tyler, die von den Cherokee- Indianern abstammte und uns unentwegt warnte, auf unser Ego achtzugeben. Sie trommelte das Mantra in unser Gemüt: „Ego ist Angst. Das Ego trennt uns von einander. Anstatt mich also zu verteidigen, erklärte ich den Schülern: „Die Nazis, nicht alle Deutschen, haben diese schrecklichen Verbrechen gegen die Menschheit begangen. Und heutzutage sind nicht alle Deutsche furchtbar, genau wie nicht alle Argentinier und Amerikaner furchtbar sind. Cristinas Augen waren gespannt auf mich geheftet. Ich hatte keinesfalls vor, sie vor den Klassenkameraden darauf hinzuweisen, dass der argentinische Diktator Videla in den siebziger und achtziger Jahren zig-tausende seiner politischen Gegner foltern und ermorden ließ, während Tausende ihrer Kinder entführt wurden und „verschwanden. Sie würde wahrscheinlich früh genug dieses tragische Kapitel der Geschichte ihres Vaterlandes herausfinden. Als es schien, die Fragen der Schüler seien erschöpft und der Geschichtsunterricht vorbei, begann ich, ihnen Französisch beizubringen.

    Dieser Vorfall regte mich dazu an, ein Buch über Voreingenommenheit, Toleranz und Verständnis zu schreiben. Aus meinem Gedächtnis schöpfte ich die Notizen, die ich über die Erfahrung meiner Tochter in der Mittelschule gemacht hatte, und dachte an meine Freundschaft, die sich deswegen mit ihrer jüdischen Sozialkundelehrerin ergab. Während dieser Zeit hatten mir Freunde und Familienmitglieder erzählt, wie sie auf Voreingenommenheit gestoßen waren. Ich ließ sie also wissen, dass ich dabei war, ein Buch zu schreiben, zu dem sie vielleicht mit ihren Geschichten beitragen wollten.

    Auf diesem Wege entdeckte ich, dass sich weise Männer und Frauen zeitlebens mit dem Problem der Vorurteile den Kopf zerbrochen haben. Ich fand ein unerschöpfliches Angebot an Artikeln, Büchern und Liedertexten, die dieses Thema behandelten. In seinem Buch, „Beyond Tolerance, findet der Religionsjournalist Gustav Niebuhr, „…allgemeine Sterotypen sind unvermeidlich, eine menschliche Schwäche ohne Ende .… Wenn man sich jenseits der Toleranz erstrecken will, muss man sich dazu eröffnen, andere kennenzulernen, ihre Rolle in der Welt anzuerkennen. In dem Sinne ist es eine Tätigkeit, bei der man (mit einiger Demut) erfasst, dass man wirklich von anderen etwas lernen kann.

    Meiner Familie und Freunden gegenüber äußerte ich meine Meinung, dass eine Mahlzeit mit Menschen verschiedener ethnischer und religiöser Herkunft eine Auswirkung auf uns hat, die uns die Augen und das Herz eröffnet. Somit kann sie uns helfen, toleranter und verständnisvoller zu werden. Alle stimmten mir zu, außer einer Bekannten, die mir sagte: „Das ist ein Märchen." Ich sah das als Herausforderung an und begann, Geschichten zu ersuchen, die von dem ewigen Kampf gegen Vorurteile handelten.

    Als ich die Darstellungen, die mir angeboten wurden, anhörte oder las, wurde mir klar, dass sich viele von ihnen ähnelten und dass sie zwei gemeinsame Leitfäden enthielten: erstens, die Wichtigkeit, dass man als Kind lerne, Voreingenommenheit sei nicht akzeptierbar; zweitens, dass das Teilhaben an Nahrung mit Menschen von verschiederner ethnischer und religiöser Herkunft eine positive, langwierige Auswirkung auf das menschliche Wahrnehmungsvermögen der Welt hat. Auf eine unerwartete Art und Weise entdeckten einige Erzähler ihre eigenen, tief vergrabenen Vorurteile oder fanden sich in ihrem Glauben unterstützt, dass wir alle eins sind. Alle Erzähler erkannten, wie viel sie mit den neugefundenen Freunden gemeinsam hatten. Vielleicht werden uns diese Geschichten ermutigen, das Risiko einzugehen, mit Fremden zusammen zu essen, in der Hoffnung, dadurch etwas toleranter und verständnisvoller zu werden.

    Der uralte chinesische Philosoph Lao-tzu, glaubte, „eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt." Obwohl kein Erzähler in diesem Buch ein Ghandi oder eine Mutter Theresa ist, sagten mir alle, dass sie Liebe empfanden, wenn sie mit einer Gruppe unterschiedlicher Menschen ein Mahl genossen. Es ist denkbar, wenn wir zukünftig Gerichte zubereiten, um sie mit anderen zu teilen, dass der Grund dafür in der Hoffnung auf ein verständnisvolleres Miteinander in der Welt besteht – mit einer Mahlzeit nach der anderen. Es sind Änderungen der amerikanischen Rassentrennungsgesetze zustandegekommen, weil Menschen über eine Brücke in Selma, Alabama, marschierten – mit einem Schritt nach dem anderen.

    Ich schlage vor, dass Sie einige der im Anhang aufgeführten Gerichte Gästen außerhalb ihres Freundeskreises anbieten und beobachten, was sich dabei ergibt.

    Aproveche! Bon Appétit! Buon Appetito!

    Enjoy! Guten Appetit! Sahatine wo Hana!

    „Mandela verstand die Bande, die den Geist der Menschheit umschlingen. [das südafrikanische Wort] Ubuntu beschreibt seine gröβte Gabe: seine Wahrnehmung, dass wir alle zusammen verbunden sind auf eine Art und Weise, die dem Auge verborgen ist; dass es eine Menscheneinheit gibt, die wir selbst erreichen, wenn wir anderen gegenüber Anteilnahme zeigen und für unsere Mitmenschen sorgen.

    „Präsident Obama, bei Mandelas Trauerfeier, im Dezember 2013."

    EINFÜHRUNG

    „Liebe geht durch den Magen"

    Deutsches Sprichwort

    Seit Jahrhunderten haben deutsche Mütter ihre Kochkünste mit dieser Weisheit an ihre Töchter weitergegeben. Heutzutage gehören Kochtalente wohl nicht mehr dazu, einen Ehemann anzulocken, aber der Sinn des Sprichwortes ist eindeutig: das Essen hat Leistungsvermögen; es ist ein Symbol der Liebe, das den Körper und die Seele nährt, während es der Männer und der Frauen Wunsch zur Verbindung fördert.

    Man stelle sich eine Gruppe Gäste vor, die um einen Tisch versammelt, in lebhafter Unterhaltung vertieft sind. Sobald das Mahl serviert wird und alle zu essen beginnen, herrscht ein Schweigen über der Gruppe. Ist das Essen hervorragend, so werden Worte der Befriedigung und Anerkennung hörbar. Der Gastgeber oder die Gastgeberin fühlt sich wegen unserem Interesse geschmeichelt, wobei sich das Thema der darauffolgenden Unterhaltung zweifellos über die Zutaten und Zubereitung der Gerichte hinausstreckt. In kurzer Zeit ist man dabei, Kulturen und Traditionen zu vergleichen, bei denen verschiedene Kocharten entstanden sind. Die Zeit steht still, während wir die uns vorgesetzten Speisen auskosten. Das Gemüt wird fröhlich gestimmt bei der Wahrnehmung, dass jemand dieses Essen zu unserem Vergnügen zubereitet hat. Bei diesem Zustand mögen Menschen von verschiedener Herkunft entdecken, dass sie mehr gemeinsam haben, als sie geglaubt hatten, bevor sie zu Tisch kamen.

    Was geschieht, wenn die Leute, die uns ihre sorgfältig zubereiteten Gerichte servieren, eine Lebenseinstellung haben, die wir nicht unterstützen können? Diese Lektion wurde meiner Familie 1959, kurz nach unserer Auswanderung aus Deutschland nach Kentucky, erteilt. Unsere Nachbarn hatten uns in die Nachbarschaft willkommen gehieβen, indem sie uns Kostproben ihrer südstaatlichen Küche brachten. Da gab es, z.B., frischgebackene Brötchen „Biscuits Süβkartoffeln und gegrillte „barbecued Schweinsrippchen. Diese Gerichte hatten wir in Deutschland noch nie gekostet, aber sie schmeckten uns und wir waren den Nachbarn für ihre freundliche Gesten dankbar. Andererseits servierten wir ihnen deutsche Gerichte, wie Apfelstrudel und Rouladen, und bald wurden Rezepte ausgetauscht. Unsere neuen Freunde waren nicht nur bereit, ihre Kost mit uns zu teilen sondern erzählten uns auch im Laufe des Gesprächs von ihrer Familiengeschichte. Offentsichtlich ging alles so glatt ab, weil wir, unter anderem, Weiβ, Angelsächsisch und Protestantisch, also „WASP" waren.

    Einer unserer Nachbarn war Bankier und hatte das Darlehen für den Kauf unseres Hauses gewährt. Während einem Picknick bei ihm zu Hause, nahm er meinen Vater beiseite und sagte ihm freiheraus: „Ich kann Ihnen sagen, dass wir ein wenig besorgt waren, als wir Ihren Namen auf den Dokumenten sahen und wirklich erleichtert waren, als wir entdeckten, dass Sie keine Juden sind." Mein Vater erzählte meiner Mutter später, wie schockiert und überrascht er gewesen war, als er diese rassistischen Worte hörte; schlieβlich waren wir gerade aus einem Land gekommen, dass von der ganzen Welt wegen seiner Vernichtungsversuche aller Juden verdammt wurde. Weil wir bei dem Bankier zu Gast waren, machte mein Vater keine Bemerkung, aber der Appetit war ihm vergangen.

    Allmählich wurde es uns klar, dass die Voreingenommenheit unseres Bankier-Freundes kein Einzelfall war. Wir bemerkten Schilder über Trinkbrunnen und Toiletteneingängen, die ansagten, dass sie entweder „Nur für Weiβe oder „Nur für Farbige bestimmt waren. Diese offenen Kundgebungen des Rassismus verblüfften uns. In kurzer Zeit erklärte uns ein anderer Nachbar, dass wir in einem Staat leben, dessen Golfvereine weder „Juden noch N–- duldeten. (Hier benutzte er das verächtliche Wort für Neger.) Wir wussten nicht, dass sich vor kaum vier Jahren Rosa Parks geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus an einen weiβen Mann freizugeben. Ich lud eine schwarze Mitschülerin zu einer Party ein, bei der meine Freundinnen bei uns übernachten durften. Zwei der Mütter riefen an, um uns mitzuteilen, dass sie ihren Töchtern nicht erlauben würden, an der Party teilzunehmen, solange eine Negerin in unserem Hause sei. Im Fernsehen und im Film wurden die Deutschen als humorlose Idioten dargestellt, die sich miteinander verständigten, indem sie „Achtung! schrien. Wenn wir das Fernsehprogramm „Hogan’s Heroes anschauten, verdross es meinen Vater, diese lächerliche Charakterisierung der Deutschen zu sehen; aber schob es dann mit einem Achselzucken beiseite, indem er erklärte: „Das kommt davon, wenn man einen Krieg anstiftet, den man unmöglich gewinnen kann. Die Amerikaner sind die Sieger; sie können die Deutschen in ihren Filmen so wiedergeben, wie sie wollen.

    Ihres Jahrganges wegen, wurden meine Eltern durch antideutsche Ausrufe provoziert, als sie nach Südflorida zogen. In ihrer Wohngemeinschaft wohnten einige jüdische Nachbarn, die Anstoβ an dem eindeutig deutschen Akzent meiner Eltern nahmen. Sie nahmen einfach an, meine Eltern müssten Nazis gewesen sein. Einmal nannte ein Nachbar, der aus der damaligen Tschechoslovakei ausgewandert war, meinen Vater einen „gottverdammten Nazi", der in sein Vaterland zurückziehen sollte. Da ich zu jung bin, um ein Nazi gewesen zu sein und weil ich keinen deutschen Akzent habe, wurde ich dergleichen offenen Hassausbrüchen nicht ausgesetzt. Weil aber viele Juden in Südflorida leben, bringen die Medien regelmäβig Zeitungs- und Fernsehberichte über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust. Deshalb sind sie mir während der letzten vierzig Jahre eine ständige Mahnung geworden, dass ich aus einem Land stamme, wo unsagbare Grausamkeiten geschehen sind.

    Während ich die Geschichten für mein Buch sammelte, erzählten mir Freunde und Familienmitglieder von ihren Erfahrungen mit Voreingenommenheit und unverdienter Intoleranz. Ich kam zu dem Schluss, dass Voreingenommenheit in jungem Alter gelernt wird. Die negativen Stereotypen, denen wir als Kind ausgesetzt wurden, bestimmen die Art und Weise, mit der wir die Menschen betrachten. Wenn Kinder allein gelassen werden, spielen und verständigen sie sich miteinander, ohne sich um ihre Hautfarbe oder ihre Glaubensbekenntnis zu kümmern. Haben sie erst Voreingenommenheit von fehlgeleiteten Erwachsenen gelernt, entdecken sie auch, dass sie einander mit rassistischen Schimpfwörtern verletzen können. Wenn sie Glück haben, werden sie von dieser „Krankheit" durch Selbstvernehmung oder mit Hilfe aufgeklärter Lehrer, die ihnen auf dem Lebenspfad begegnen, kuriert. Die Toleranz ist eine der Grundlektionen oder Bausteine, die man erst später im Leben anerkennt.

    Es wurde mir auch klar, dass meine Schwestern und ich glücklicherweise in einem Elternhaus aufgezogen waren, wo wir keine blindgläubige Bemerkungen hörten. Mit diesem Geschenk stellten meine Eltern eine Grundlage auf, die uns half, andere Menschen auf Grund ihres Charakters und nicht ihrer ethnischen oder religiösen Herkunft einzuschätzen.

    Im Prolog teilen die zwei jungen, polnischen Männer zwar keine Mahlzeit mit meiner Schwester und mir, doch spielen sie in unserem jungen Leben eine wichtige Rolle. Auf dem Rückweg von einem Lebensmitteleinkauf, erweisen sie uns eine groβe Gefälligkeit, indem sie uns vor aggressiven Gänserichen schützen und uns beibringen, dass Menschen aller ethnischer Abstammung Mitgefühl haben. Sie verhüten, dass wir zwei unserer Hauptnahrungsmittel fallen lassen und verschütten: Brot und Milch. Als wir unseren Eltern von den wilden Gänserichen erzählen, loben sie das Verhalten der jungen Männer, sodass sie in unseren jungen Augen wie Helden erscheinen.

    Zur Zeit der Geschichte im Prolog, ungefähr fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, lasen deutsche Kinder Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter. Es wurde 1947 als unterhaltsames Kindererziehungsbuch veröffentlicht und wahrscheinlich in jedem deutschen Heim vorhanden, so ähnlich wie „Mother Goose in Amerika. Mark Twain hielt das Buch für so bemerkenswert, dass er es übersetzte und Slovenly Peter nannte. Die von Hoffmann lebhaft illustrierten Geschichten bestehen aus Lektionen die Kindern beibringen, dass schlechtes Benehmen Konsequenzen hat. Zum Beispiel könnte man das Haus abbrennen, oder gar sich selbst, wenn man mit Zündhölzern spielt. Ich sehe den groβen Nikolaus noch vor mir. Er ist gut bekannt und von allen Kindern geachtet. Er trägt einen langen, roten Mantel, steht vor einem riesigen Tintenfass und taucht Buben in die Tinte. Sie werden bestraft, weil sie sich über ein Negerkind lustig gemacht haben. Auf den Bildern sehen die Kinder noch schwärzer als der Negerjunge aus. Obwohl meine Schwester und ich, und zweifellos die meisten deutschen Kinder, noch nie einen Afrikaner gesehen hatten, lehrte uns diese Geschichte, dass es falsch ist, sich über Menschen anderer Hautfarbe lustig zu machen. Es ist bemerkenswert, dass Heinrich Hoffmann 1947 Voreingenommenheit als einen sehr wichtigen, strittigen Punk erkannte und ihn in seinem Buch einschloss.

    *    *    *

    Die Geschichte „Mama, war Opa ein Nazi? versetzt den Leser aus Polen und Deutschlands Nachkriegszeit in das weit entfernte Südflorida der siebziger Jahre. Ich bin verheiratet und meine Tochter Angie geht in die Mittelschule. In der Sozialkundeklasse nehmen die Schüler den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust durch. In der Klasse verkündigt sie, dass sie deutsche Vorfahren hat, was einige Aufregung bei den jüdischen Schulkameraden verursacht. Als sie nach Hause kommt und mich fragt, ob mein Vater ein Nazi war, reagiere ich mit Argwohn und beschlieβe mich, mit ihrer Lehrerin zu reden. Nach ein paar Tagen, treffe ich mich nach der Schule mit ihrer Lehrerin, Ruth Singer. Sie schlägt vor, dass ich meine Eltern bete, uns ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg mitzuteilen, damit Angie ihren Schulkameraden darüber berichten kann. Meine Eltern senden ihr „Muttis Geschichte und „Vatis Geschichte".

    Im Laufe dieses Nachmittags entdecken Ruth und ich, dass wir viel gemeinsam haben, vor allem unsere Freude am Kochen. Sie schlägt vor, dass ich mich mit Angies Schulkameraden und ihren Eltern treffe, um einen Vortrag über das Leben meiner Eltern zur Zeit der Nazis zu halten. Nach dieser aufklärenden Besprechung beginnt unsere Freundschaft mit gegenseitigen Einladungen zum Essen bei uns zu Hause. Während der Mahlzeiten tauschen wir unsere Ansichten über alle möglichen Themen aus, sowie die Rezepte unserer Lieblingsgerichte der jüdischen, deutschen und italienischen Küche. Nach einer dieser Mahlzeiten, stelle ich Ruth eine Frage über den Antisemitismus in Amerika. Sie verspricht uns, ihre Geschichte bei unserem nächsten Zusammenkommen zu erzählen.

    *    *    *

    Der Lebenspfad ist mit Ironie bepflastert. Als Ruth an der Universität ihren Aufsatz über den Antisemitismus in Südflorida schrieb, hätte sie sich niemals vorstellen können, dass sie ihn zwanzig Jahre später einer deutschen Freundin vorlesen würde. Die Geschichte beginnt in Brooklyn, wo Ruth mit ihrer Familie wohnt. Jeden Sommer fahren sie nach West Miami, um dort eine Tante zu besuchen. Dieses Jahr kommen sie nach Miami Beach, wo sie unvorhergesehen Unterkunft finden müssen. Auf dem Weg in den Süden waren sie bestürzt gewesen, weil sie Restaurants und Toiletten sahen, die „Nur für Weiβe und „Nur für Farbige bestimmt waren. Nun sind sie entsetzt, als sie herausfinden, dass einige Miami Beach Hotels „Nur für Nichtjuden" da sind. Dieser unverhüllte Rassismus, der gegen sie, als Juden, gerichtet ist, bedeutet für sie eine grausame Offenbarung und für Ruth ein Erlebnis, dass ihr Leben ändert.

    *    *    *

    „Opas Geschichte" handelt von einem Abschnitt im Leben meines Groβvaters, der sich im Jahre 1939 zuträgt. Wie viele Deutsche, ist er der Nazi Partei beigetreten, weil er glaubte, die Nazis würden ihnen Arbeitsplätze verschaffen und Deutschlands Wohlstand sichern. Er hat einen Lieferwagen, mit dem er verschiedene Geschäfte in Kiel versorgt. In der Kristallnacht befehlen ihm Nazi Parteileiter, jüdische Geschäfte zu zerstören und die Inhaber zu schlagen. Er weigert sich, weil viele von ihnen seine Kunden und Freunde sind. Opa büβt seine Weigerung mit einem Jahr Zwangsarbeit in einem Straflager ein und meine Groβmutter muss allein für ihre Familie sorgen. Aber das Schicksal greift dazwischen, als die deutsche Invasion in Polen zwei junge, polnische Frauen, Gita und Kalinka, nach Kiel verschlägt. Ihre Eltern haben sie dahingeschickt, um bei Verwandten in Sicherheit zu wohnen. Kalinka ist ein Kindermädchen für die kleinen Kinder, während Gita ihre Kochkünste anwendet, um mit meiner Groβmutter Mahlzeiten für Werftarbeiter zuzubereiten. Auf diese Weise verdienen sie genug Geld, um auszukommen. Für diese drei Frauen verwischt der Überlebensdrang alle ethnischen Linien und sie verbringen ein Jahr zusammen, wie eine Familie.

    *    *    *

    Einige Jahre nach dem Krieg, sahen meine Groβeltern beim Renovieren der Speisekammer Gitas Tagebuch in einer Ecke liegen. Es erlaubt uns einen Einblick in die stürmische Zeit am Anfang des Zweiten Weltkrieges. Somit sehen wir die politischen Verhältnisse durch Gitas Augen. Sie ist eine junge Frau, die ihre Eltern in Polen hinterlassen musste, um sich in Norddeutschland zu sichern. Gitas Tagebuch enthält entzückende Geschichten aus ihrem täglichen Leben und da sie gerne kocht, auch detaillierte Rezepte ihrer und meiner Groβmutter. Heute noch benützt meine Mutter Rezepte aus dem Tagebuch und lobt Gitas Groβmutter.

    Anmerkung der Schriftstellerin: Als mein Groβvater aus dem Straflager zurückkehrte und der Krieg sich steigerte, verloren wir Anschluss mit Gita und Kalinka. Sie erkannten bald, dass sie sich durch ihren Umzug nach Kiel in gröβerer Gefahr befanden, weil die Alliierten die Werften und Marineinstallationen schwer bombardierten.

    *    *    *

    Als ich im Jahre 2000 am College von Charleston deutsch lehrte, lernte ich Francine Walker, Professorin der Menschenkunde, bei einem Fakultätstreffen kennen. Sie ist afrikanisch-amerikanisch und die Cousine des Julian Walker, einer Hauptfigur in der Geschichte „Verbotene Liebe". Francine kam mir näher, weil sie herausgefunden hatte, dass ich Deutsche bin. Ihr Cousin, Julian, hatte eine deutsche Frau geheiratet und sie nach Amerika

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