Sex mit 6: Deutschlands erotische Kinder
Von Claudia Adlers
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Buchvorschau
Sex mit 6 - Claudia Adlers
Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Impressum:
© by Verlag Kern, Bayreuth
© Inhaltliche Rechte beim Autor
1. Auflage, Februar 2015
Autorin: Claudia Adlers
Titelbild: © evgenyatamanenko | fotolia.com
Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de
Lektorat: Manfred Enderle
Sprache: deutsch, broschiert
ISBN: 9783957161-062
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN
E-Book
: 9783957161-468
www.verlag-kern.de
Claudia Adlers
SEX mit 6
Ein Roman | Eine Wahrheit | Eine Hoffnung
Inhalt
Cover
Impressum
Titel
Zitat
Prolog
Wenn Kinder sexualisiert werden
Ein Dutzend Opferkinder
Impulse
Wahnsinn und Genie
Von Zuchtmeister und Deckhengsten
Falscher Schein
Keine Sicherheit
Und weg mit mir
Wieder da
Gott und sein Personal
Stiefväter kommen gerne nachts
Das 5. Gebot
Gebet oder Wahn?
Teuflische Botschaften
Papa und seine hungrigen Freunde
Mondmännchen
Die heilige Mutter
Mein Mann, seine Freundin und ich
Teufelskreis Sex
Dämonen einer Wahnsinnigen
Der Maßstab für Normalität
Die Frau mit Schwanz
Papas Haut
Blutende Narben
Ein Wall aus Fett
Täter-Opfer-System
Trauerfraß
Das schwarze Loch
Die Hure Bärbel
Versaute Nichte
Anderer Leute Leid
Der Eindringling
… um zu stehlen und zu schlachten
Mannsbilder
Heimatlos
Wenn die Seele schwindelt
Gedanken ertränken
Überlebenskontrolle
Fantasievater
Aasgeier-Gefühle
Schick den bösen Hund hinaus
Fremdschämen
Ekelkarl
Das erotische Kind
Hilfe von außen
Vergänglichkeit
Verbogene Triebe
Der kleine, geile Wildfang
Schandmaul
Wilhelms Tabu
Daniels Tabu
Ich – das Täterschwein
Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet
Das Nichts
Einfach entspannt sein
Immer wieder Georg
Der Friede ist gestorben
Energetische Felder
Seit Ewigkeiten in dir
Andere Kinder
Gelungene Entfernung
Verfluchte Erregung
Der wilde Pferdemann
Erwischt
70 x 70
Rosis Wut
In den besten Familien
Hirnüberflutung
Bitte nur ein Traum
Legionen im Haus
Ein bisschen Normalität
Lust und Liebe 1
Lust und Liebe 2
Doc’s Tabu
Gender-Wahnsinn
Meine Kinder, meine Sonne
Ein glücklicher Tag
Kopf-Herz-Verbindung
Poltergeister
Schuldig!
Peinlichkeiten
Blender und Blinde
Meinungsbildung
Lücken und Löcher
Sinn und Konsequenz
Herzschmerz ade
Die Liebe
Zeitreise
Aufgetaucht
Vertrauensfrage
Ja ich will!
Aus Scheiße wird Dünger
Von der Magie
Epilog
Hilfestellen
Nachwort
Toleranz ja, aber für alle!
Unser Verlangen nach Lust verknüpft uns mit der Gegenwart.
Die Sorge um unser Heil macht uns von der Zukunft abhängig.
Charles Baudelaire (1821 – 1867)
französischer Dichter und Ästhetiker
Prolog
„Erwachet!, würde ich rufen, wäre ich Zeuge Jehovas. Einen „Dschihad
vielleicht leben, wäre ich Moslem. Doch da ich einfach ein an Gott glaubender Mensch bin, und das ohne Machtansprüche für meine Kirche oder Religion, frage ich lediglich: „Ist dir bewusst, was auf unsere Kinder zukommt, wenn wir im missbrauchten Namen der Toleranz die Sexualisierung von Sechsjährigen oder noch jüngeren Menschen durch Schule, Medien und Staatsgewalt hinnehmen?
Dies ist meine Geschichte.
Und auch: Dies könnte die Geschichte vieler deutscher Kinder werden, wenn wir nicht aufstehen und für die nachfolgenden Generationen ein Leben in Sicherheit, Würde und Freiheit bahnen.
Mann hat mich begehrt. Frau hat mich beneidet. Warum ich es getan habe? Weil ich es konnte. Weil meine erste Lernaufgabe „Erotik" war. Viele Jahre war ich ganz simpel ausgedrückt auf der Jagd. Das Spiel der Signale beherrsche ich meisterhaft. Nach dem immer gleichen Schema habe ich reihenweise Männer erobert. Denn nur darum ging es. Jagen, kämpfen, erobern, beherrschen und gleich darauf ausspucken und nachtreten. Hat man die Beute erlegt und sich einmal vollgefressen, ist man an dem Rest freilich nicht mehr interessiert. Das Aas können die Anderen haben. So wandelt sich der Segen dieser vielbeneideten Erotik in den Fluch, von sich selbst angewidert zu sein.
Wenn Kinder sexualisiert werden
Sex mit einem empfindsamen, unverdorbenen Kind – warum eigentlich nicht? Das niedliche, von den eigenen Eltern vernachlässigte Mädchen oder der zarte Junge, der ohne Vater aufwachsen muss, der von gewalttätigen Eltern ohne die nötige Zuwendung und Fürsorge dahinvegetiert – warum darf man diesen kleinen Menschen nicht mit einer reifen, beglückenden Liebe überschütten? Warum sollte man nicht die Rolle des Unterstützers, Mentors und älteren Gefährten übernehmen? Wie sollte man psychischen Schaden zufügen, nur weil man dem Kind einen sanften, vertrauensvollen Übergang in die harte Erwachsenenrealität ermöglicht? Schänden Pädophile die lieben Kleinen aus niedrigen erotischen Beweggründen oder brauchen wir sie nicht sogar heutzutage, wo die Familien immer mehr auseinanderbrechen, Große kinderlos bleiben und Kleine elternlos werden? Können wir uns nicht gegenseitig ergänzen? Dass der herzensgütige Kinderlose ein beziehungsloses Kind an seine Brust drückt, das vater- oder mutterlose Kind freien Willens einen anderen Weltenbürger zum Elter adoptiert? Ist es nicht so, dass Missbrauch erst da beginnt, wo ein schwächerer Mensch überrumpelt oder gar bezwungen wird? Wenn das Kind den erfahrenen Helfer zum Leben, oft sogar zum Überleben, bitter nötig hat, also braucht – ist es dann wirklich Missbrauch, auf dieses Signal zu antworten?
Noch hört man solch kranke Fragen nur im Geheimen oder kann sie in einschlägigen „Kinderfreund-Internetforen" dutzendweise lesen. Sollte sich Gender Mainstreaming allerdings etablieren, könnte dieses Gedankengut eines Tages zur Normalität gehören. Weil alles möglich sein soll. Weil wir ja tolerant sein müssen, um nicht als religiöse Fanatiker oder naive Gutmenschen abgestempelt zu werden.
Es ist an der Zeit, anstatt stumpf-dumme Toleranzparolen zu schwingen, den Genderwahn-Blökern Paroli zu bieten. Wie ein Mensch, gleich welchen Geschlechtes, die sexuelle Prägung im frühen Kindesalter erlebt, wie dies formt und nachhaltig zerstörerisch wirken kann – davon handelt dieser Roman.
Dipl.-Psychologin Gabriele Kahn schreibt in ihrem Buch „Das innere-Kinder-Retten", einem sexuellen Trauma gehe immer eine mangelhafte Bindung voraus, denn Täter suchen sich Kinder, die sich nach Geborgenheit sehnen. Diese Schutzlosigkeit, welche durch die unsichere Bindung hervorgeht, wird missbraucht. (Anhang 1)
Dies bedeutet im Umkehrschluss, könnte man jetzt behaupten, dass man bindungssichere Kinder sehr wohl ohne Schaden an die frühe Auseinandersetzung mit Sexualität und Erotik im kognitiven wie auch handlungsaktiven Rahmen gewöhnen dürfe.
Doch wer mag erkennen und eine Auslese vornehmen, welche Kindergarten- oder Grundschulkinder dann für den Bildungsplan 2015 infrage kommen?
Oder werden Deutschlands Erziehungsstätten frei nach dem Motto „Schwund ist immer!" vorgehen?
Ein Dutzend Opferkinder
Endlich warm im Pfälzer Bergland. Liege auf der frisch gemähten Wiese am Ellerbach. Über mir tobt sich ein starker Frühsommerwind in den alten Pappelbäumen aus. Wenn ich die Augen schließe, kann ich die Meeresbrandung rauschen hören und es spielt überhaupt keine Rolle, dass ich tausend Kilometer vom nächsten großen Wasser entfernt lebe. Traum und Realität, wer darf mir sagen, was Realität ist? Joschis sandfarbenes Hundefell liegt wachend neben mir. Mein Schatten, einer der sichtbaren. Seine klugen Augen suchen die weitläufige Pferdekoppel, den angrenzenden Feldweg, den Dorfbach und die übrige Umgebung ab. Für mich, seinen geliebten Menschen. Der Gute. Wäre er doch nur immer schon da gewesen und hätte auf mich aufpassen können. Eine blaue Luftmatratze, dahintreibend im Baggerweiher meiner Kinderheimat, taucht blitzartig vor meinem inneren Auge auf. Darunter eine Hand. Eine mich streichelnde Männerhand. Sie fasst in mein Bikinihöschen, steckt den Finger tief in mich hinein. Ich bin acht Jahre alt. Schmächtig und zu klein für mein Alter. Fühle mich hilflos und der Erwachsenen-Willkür schutzlos ausgesetzt. Ich habe Angst. Und halte still. Wie immer.
Ich versuche wegzusehen. Wandere weiter in meinen Gedanken und spüre, dass sie mir wieder einmal entgleiten, mir nicht mehr gehorchen. Tief atmend strecke ich mich auf der satten, warmen Wiese aus und zähle die Gänseblümchen, die sich dem sanften Himmelslicht entgegenstrecken. Die Morgensonne scheint warm auf mein Gesicht. In meinem Jogginganzug fühle ich mich sicher. Alles gut verpackt. Praktisch, asexuell, sportlich. Ich versuche, meine Umgebung wahrzunehmen, um nicht wieder abzudriften. Ich spüre, wie sich das vom harten Winter noch stoppelige Gras bemüht, sich wieder aufzurichten. Und dann kann ich es nicht mehr aufhalten. Die Halme verwandeln sich in kleine Kinderhände. Sie kribbeln an meinem Rücken, meinen Schultern und meinen Haaren. Ein Händchen ruft mir zu: „Schreibe für mich! Ich bin doch noch so klein und kann nicht selber schreiben. Erzähle ihnen deine Geschichte, es ist auch meine!"
Und ich sehe die nächsten Finger an der Hand der dicken Elke, die seit über zehn Jahren in der Anstalt lebt. Sie flüstert mir zu: „Ich konnte es nie jemandem erzählen, habe mich doch selber so schmutzig gemacht. Sag es ihnen. Für mich. Die nächste Hand gehört meiner nervösen Freundin Miriam, die mir mal so nebenbei beim Umgraben unseres gemeinsamen Gemüsegartens erzählt hatte, wie Vater und Onkel gemeinsam an ihr gelutscht hatten. „So lange her, wen würde das heute noch interessieren?
, hatte sie mich damals barsch gefragt. Oder Maria, die vierfache junge Mutter, geschieden und noch immer etwas hilflos in der Welt umherziehend, die vom Arbeiter des Vaters zärtlich verführt wurde. Weil sie schon zwölf und keine Gewalt im Spiel war, hatte sie es nie jemandem erzählt. „Ich wusste, sie würden mir die Schuld geben … ", hatte sie mir unter Tränen bei einer langen Autofahrt Richtung psychosomatischer Klinik gestanden.
Das Leiden von Esther ging mir besonders nahe. Sechzig Jahre alt ist sie inzwischen. Gehorsam und willenlos ihrem charismatischen Ehemann ergeben, lebt sie ein langweiliges, angepasstes Leben. Über Jahre vom Stiefvater beschlafen, schüttete sie eines Tages der Mutter ihr Herz aus. Die Mutter reagierte mit Unglaube und Härte. Esther wurde aus dem Haus geworfen und leidet noch heute, Jahrzehnte danach, an Angstzuständen, schweren Migräneanfällen und heftigen Rheumaschüben. Heute kenne ich über ein Dutzend Frauen und Männer mit ähnlichen Geschichten. Fast alle schweigen, meist aus Scham vor der eigenen Entweihung. Leider sogar aus Furcht, als Lügner und Geschichtenerzähler dazustehen. Deshalb schreibe ich, auch für sie.
Impulse
Als ich mich entschieden hatte, diese Geschichte zu schreiben, sobald ich nach Hause kommen würde, verschwanden die Hände wieder im Boden und das Gras war wieder einfach Gras, frisch und stoppelig wie zuvor. Zuhause angekommen, schmiere ich mir ein Nutellabrot zur Linderung meiner aufgewühlten Gefühle. Ich lecke das Messer ab und spüre einen ruckartigen Impuls, mir das Messer in die Kehle zu rammen. „Warum nicht zustechen?, denkt sich ein Gedanke in meinen Kopf hinein. „Weil ich leben will!
, antworte ich dem inneren Fragesteller und lege das Messer langsam auf die Spüle.
Wie viele dieser Impulse habe ich schon überlebt? An wie vielen Bäumen bin ich schon weitergefahren, obwohl ich doch in sie hineindonnern wollte? Wie viele Pillen fanden ihren Weg in den Ausguss, nachdem ich sie wochenlang gehortet hatte? Wie oft legte ich mit letzter Anstrengung die Rasierklingen wieder weg, nachdem ich sie manchmal kleine Ewigkeiten lang sanft an meinen Handgelenken entlangstreifen ließ? Wie viele Berge hatte ich gefunden in all den Jahren, die für den letzten Sprung geeignet schienen? Alle nur erdenklichen Todesarten durchspielte ich unzählige Male im Geist. Vor Schmerz fürchtete ich mich nicht sehr, zu bekannt war er mir. Aber Blut ekelte mich nach wie vor. Und wenn ich daran dachte, ein unschuldiger Wanderer oder gar ein kleines Kind würde am Fuß des Berges meine aufgeplatzte hässliche Leiche finden, nahm ich wieder Abstand von meinen Plänen. Tabletten fand ich tussihaft, ein bisschen wie ein Held wollte ich schon sterben. Doch Helden töten nicht. Nie. Nicht sich selbst. Helden leben. Überleben. Geben Leben weiter. Diese Gedanken verhinderten immer meinen Freitod. Bis zu dem Tag, als das Denken in mir ausklang.
Wahnsinn und Genie
Heute Morgen habe ich ferngesehen. Frühstücksfernsehen. Die gewöhnliche Tagesgestaltung der Arbeitslosen und wenig beschäftigten Selbstständigen. Es lief eine Dokumentation über Menschen, die durch Hirnverletzungen bzw. Koma geisteskrank geworden sind und überwiegend im Heim leben. Unter diesen Leuten sind regelrechte Genies. Einer kann sich an das Wetter jedes einzelnen Tages der letzten dreißig Jahre erinnern. Eine Frau hört Mozart, wenn sie auf der Couch liegt. Mozart spielt allerdings in ihren Gedanken, niemand hört die Musik außer ihr. Dieses Interview erinnerte mich an die Zeit, in der ich fantastische Konzerte in meinem Kopf hören konnte.
Damals nahm ich Geigen, Flöten, Zupf- und Blasinstrumente jeglicher Art in vollkommener Harmonie wahr. Nicht nur Lieder, ganze Konzerte waren es oft. Irgendwann war es weg. Schade eigentlich. Manchmal vermisse ich es. Inzwischen ist mir klar, dass ich diese Erfahrung nicht willentlich in mir erschaffen kann.
Der Bericht erzählte auch von einem alten Mann, der durch einen zehnminütigen Herzstillstand jegliches Zeitgefühl verloren hat. Er weiß weder wer er ist, noch was vor wenigen Minuten stattfand. Seine Frau kümmert sich rührend um ihn. Sie gibt Überblick in ein Leben mit einem Partner, für den jede Stunde ein neues Leben beginnt. Ein Jahr später allerdings hat sie dann doch aufgegeben. Auch er lebt inzwischen in einem Heim. Eine Frau hat mich besonders berührt, beeindruckt. Sie erzählt, dass sie die Reduktion auf die wenigen Dinge, die sie momentan tun und begreifen kann, als absoluten Reichtum ansieht.
Bei diesem Interview stellte ich mir die Frage, wie viel unsere Historie und das Zurückrufen selbiger unser Menschsein beschwert. All diese Erdenbürger hatten eines gemeinsam, wie ich meine: einen anderen Bezug zur Realität. Viele Fragen stellten sich mir. Was ist Realität? Was ist Wahrheit? Was ist normal und welchen Wert hat irgendeine menschliche Norm? Welche Gültigkeit?
Warum möchte ich sterben und hungere gleichzeitig nach dem Leben? Warum möchte ich mich erinnern, all die schrecklichen Bilder, die mich nachts heimsuchen, verstehen und in Zusammenhang bringen können? Und doch gleichzeitig am liebsten alles, alles wieder neu vergessen? Das, was noch verschüttet ist, sicherheitshalber noch tiefer vergraben? Gehöre ich auch zu den Leuten in dieser Anstalt? Gehöre ich eingesperrt? Schade ich meinem Umfeld, der Gesellschaft? Macht dieses ICH überhaupt Sinn?
Dann diese ständige Anspannung, die Überflutung von Bildern, Gedanken und vor allem die Geschwindigkeit, in der sie sich abspielen. Jede einzelne Körperzelle scheint unter Strom zu stehen und dieses Gefühl macht mich so aggressiv, dass ich wie ein tollwütiger Hund um mich beißen möchte.
Corinna Scherwath schreibt dazu in ihrem Buch „Soziale und pädagogische Arbeit bei Traumatisierung folgendes: „Übererregung, aggressive Ausbrüche, erhöhte Wachsamkeit (Hypervigilanz) und Stressüberflutung sind als Folgen von Traumata anzusehen.
(Anhang 2)
Von Zuchtmeister und Deckhengsten
Meine schlanke, anmutige und charismatische Mutter hatte mit sieben Kindern ihre erste Scheidung hinter sich. Man konnte ihr die vielen Geburten nicht ansehen und auch ihr unbequemer Lebenslauf hatte ihrer Ausstrahlung nicht geschadet. Mit vierzehn Jahren hatte sie ihre Lehrzeit begonnen und drei Jahre später arbeitete sie als Schreibhilfe in einer großen Fabrik. Außer einem kleinen Taschengeld musste jede Mark zuhause abgegeben werden. Oma Leni hatte nach ihrer Heirat mit meinem Opa nie mehr gearbeitet. Das wäre für ihn eine Schande gewesen. Er wiederum ein Lebemann, der Abend für Abend in zwielichtigen Lokalen Rosen verkaufte und den Gästen ihre Zukunft aus den Händen las. Ein Charmeur, witzig und weltgewandt nach außen. Das Innen musste meine Oma und ihre vier Kinder ertragen.
Denn zuhause war er ein strenger, kontrollierender Zuchtmeister. Das Klopapier musste von Oma nummeriert werden und jeder noch so kleine Schiss musste in die eigens dafür aufgestellte Klokasse nach Klopapiermenge bezahlt werden. Die drei Jungs parierten prima.
Der eine Junge wurde nie ein richtiger Junge, heiratete später zwar, war aber einfach in der falschen Zeit geboren. Heute wäre er wohl ein ganz normaler Schwuler. Der andere sagte mir hasserfüllt an Omas Grab: „Endlich ist sie verreckt, die alte Hexe!" Der dritte blieb bei ihr in der immer