Eine neue Göttin für Myan
Von Sigrid Jamnig
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Über dieses E-Book
Zeitgleich lernt sie den jungen, katholischen Priester Christopher kennen und fühlt sich gleich zu ihm hinzugezogen. Obwohl eine solche Beziehung verboten ist, kommen sich die beiden näher und werden in eine alte Feindschaft zwischen den Göttern und den Dämonen hineingezogen. Wird ihre Liebe die Probleme überstehen und werden sie am Ende doch zueinander finden?
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Buchvorschau
Eine neue Göttin für Myan - Sigrid Jamnig
Prolog
Es war laut in der Bar. Stimmen brüllten über die Musik hinweg. Die Bässe dröhnten in den Ohren. Das kleine Lokal war überfüllt. Nur waren keine gewöhnlichen Leute in dieser Bar zu finden. An der Theke beispielsweise stand ein großes, grünes Wesen, das ein großes Glas mit goldenem Inhalt umklammerte. Auf der Erde würde man es als Bier bezeichnen, welches mit glitzernden Funken versetzt war. Aber hier in Caran hieß es Nief und schmeckte ein bisschen wie Bier mit Früchten, auch wenn die Früchte nicht so recht einzuordnen waren.
Es gab auch noch andere Wesen in der Bar: Man traf auf Vampire, Werwölfe und natürlich Dämonen. Caran war die gefährlichste Stadt von ganz Myan. Es war die Stadt der Dämonen.
Hinten in der Ecke saßen an einem Tisch drei Männer. Offensichtlich Brüder. Jeder hatte ein Glas Nief vor sich stehen. Keiner von ihnen sah sonderlich glücklich aus. Florian, der jüngste von ihnen, war erst sechzehn Jahre alt.
„Wo bleibt er nur?", stieß Ian, der älteste von ihnen, hervor. Der für myantische Verhältnisse junge Halbdämon ließ seinen Blick durch die düstere Bar gleiten. Die kleinen magischen Lampen, welche wie runde an die Decke geklebte Blasen aussahen, spendeten nicht sonderlich viel Licht. Stattdessen hüllten sie die ganze Bar in ein schummriges Licht. Die getäfelten Holzwände und die rustikale Einrichtung trugen zur lauten und düsteren Atmosphäre bei.
Beim Erscheinen der drei Brüder waren sie wieder ausgelacht worden. Ihre Familie hatte das Ansehen verloren nach den Fehlern, die ihr Vater Marius in den letzten der sechs Dämonenkriege begangen hatte. In diesen Auseinandersetzungen war die gesamte Familie McNail gestorben. Alle bis auf Marius und seine Schwester Tanja. Keiner der drei Brüder wusste, was Marius damals genau angestellt hatte, aber wegen ihm hatten die Dämonen ihre besonderen Götterkräfte verloren. Seitdem wollte niemand mehr etwas mit ihnen zu tun haben. Auch wenn Ian, Alex und Florian damals nicht einmal dabei gewesen waren. Schließlich war der letzte der sechs Dämonenkriege bereits fünf Jahrhunderte her. Zu diesem schlechten Image trug auch die Tatsache, dass sie alle drei nur Halbdämonen waren und menschliche Mütter hatten, bei. Auch galten sie als verweichlicht, da sie mit den liebsten Dämonen-Hobbys Töten und Foltern nichts anfangen konnten. Ian, Alexander und Florian war es egal. Sie wollten gar nicht dazugehören.
Alexander blickte auf seine Uhr. „Er hätte schon vor einer Stunde hier sein sollen!"
Florian begann ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch zu trommeln. „Erklärt mir noch mal, warum wir hierher gekommen sind?", wollte er schließlich zum wiederholten Male wissen. Alex seufzte, während Ian seinen Bruder schief ansah.
Dabei hatte Florian recht: Es gab kaum einen vernünftigen Grund, warum sie hierher gekommen waren. Sie waren viel zu sehr mit der modernen Lebensweise der jungen Dämonen verbunden, um noch bei irgendwelchen Machtspielchen mitzumachen. Die wenigsten der jungen Dämonen, sprich 400 Jahre oder jünger, waren mehr richtig böse. Sie hatten Familien und Kinder, gingen gewöhnlichen Jobs nach und hielten sich an das Gesetz. So waren auch Ian und Alex vor ungefähr vierhundert Jahren aus Caran weggegangen. Sie hatten ihren Vater Marius einfach hinter sich gelassen. Diesem war das gar nicht recht gewesen, vor allem nicht, dass sie ihm ihren jüngsten Bruder und dessen Mutter einfach vor der Nase weg geschnappt hatten. Sie wollten, dass Florian eine richtige Kindheit bekommen würde. So war aus Marius hochstrebenden Zukunftsplänen nichts geworden. Seine Söhne sollten ihm jedoch dabei helfen, den Fehler aus dem letzten Dämonenkrieg zu korrigieren.
Bis gestern hatten weder Ian noch Alex oder Florian etwas von ihrem Vater gehört. Vor ungefähr vierundzwanzig Stunden hatte Marius dann jedoch bei Ian in der Arbeit angerufen und gesagt, dass er ihnen etwas Wichtiges zu sagen hätte. Er hatte ihn praktisch angefleht zu kommen. Und auch wenn es Ian eigentlich vollkommen egal war, was Marius machte, so war er immer noch ihr Vater, und nur aufgrund dieser genetischen Tatsache und der Hoffnung, dass Marius zur Vernunft kommen und endlich ein richtiger Vater werden würde, hatte Ian seine Brüder zu diesen Trip überredet.
„Er ist doch unser Vater!, beantwortete er schließlich Flos Frage. Dieser aber schnaubte nur: „Ja und? Was hat er jemals für uns getan?
„Ich weiß, was du meinst, aber er hat sich so verzweifelt am Telefon angehört." Nichts, was Ian sagte, schien Florians Meinung zu ändern. Ihm war sichtlich langweilig.
„Lass uns einfach nach Hause gehen! Er wird nicht mehr kommen!", jammerte er. Seine Brüder waren geneigt, ihm zuzustimmen.
Kapitel 1
Mit einer Endgültigkeit fiel die Tür hinter Ally ins Schloss. Es schien in dieser Welt keinen Platz für sie zu geben. Manchmal wünschte sie sich, etwas Besonderes zu sein, aber leider war sie einfach nur ein ganz durchschnittlicher Mensch ohne besondere Begabungen. Nur schien das dem Chaos, das sie ihr Leben nannte, noch nicht zu reichen. Nein, sie musste ja auch unbedingt diese bescheuerten Ängste mitbekommen. Wozu das gut sein sollte, entzog sich vollkommen ihrer Kenntnis. Und so konnte sie ihren Mitmenschen noch nicht einmal mitteilen, dass sie eigentlich ganz normal war. Ally war dazu verdammt, für immer allein in ihrer stillen Welt zu sein. Nur gelegentlich besucht von ihren wenigen Freunden, die sie manchmal so selten sah, dass sie das Gefühl hatte, dass es ihnen nicht einmal auffallen würde, wenn sie nicht mehr da wäre.
Es war zum Heulen. Ally stand im Flur ihrer Wohnung. Die langen schwarzen Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden, aus dem sich schon einige Strähnen gelöst hatten, und ihre dunkelbraunen Augen ganz rot. An ihren Wangen zogen sich nasse Spuren. In ihr tobten die unterschiedlichsten Gefühle. Sie wollte mit ihrem Kopf gegen die Wand schlagen oder einfach irgendetwas kaputt machen. Vielleicht würde das endlich ihrem Kopf eintrichtern, dass sie keine Angst zu haben brauchte.
„Warum kann ich nicht einfach anders sein?", flüsterte die junge Frau hoffnungslos. Sie hatte das Gefühl, dass die ganze Welt sich gegen sie verschworen hatte, dabei wollte sie doch einfach nur einen guten Job und einen Mann in ihrem Leben. War das denn wirklich zu viel verlangt?
In ihrer rechten Hand hielt Ally einen schlichten weißen Umschlag. Ein wütend wieder hineingestopfter Brief lugte heraus. Es war eine weitere Absage. Wieder wollte sie eine Firma nicht einstellen. Dabei glaubte Ally, dass sie eine gute Sekretärin sein könnte, wenn ihr nur endlich jemand eine Chance geben würde. Ihr kam es so vor, als hätte sie sich schon bei hunderten von Firmen beworben, doch sie bekam immer dieselbe Antwort: „Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ..." Ally konnte diese Worte schon nicht mehr hören. Schön langsam glaubte sie, dass diese Firmen die Sache gar nicht bedauern würden, sondern einfach nur möglichst höflich sein wollten.
Sie schlug mit der Hand gegen die Wand. Dabei fiel der Brief auf den Boden. Ally war so wütend, vor allem auf sich selbst. Was hatte sie nun schon wieder falsch gemacht? War sie wieder einmal zu schüchtern gewesen? Ally konnte es nicht genau sagen. Aber es schien ihr, als würde sich bei einem Vorstellungsgespräch jedes Wort aus ihrem Mund vollkommen dumm anhören. Als würde man ihr ihre Ängste an der Nasenspitze ansehen. Und dann wusste sie auch nie, was sie sagen sollte. Kein Wunder also, dass sie niemand einstellen wollte.
Alyssa, so ihr richtiger Name, konnte es einfach nicht verstehen, dass ihr nichts so recht gelingen wollte. Zuerst hatte sie ihre Matura mehr schlecht als recht gemacht und dann auch noch ihr Informatikstudium abgebrochen, weil sie die Programmiersprachen einfach nicht verstanden hatte. Und jetzt schaffte sie es einfach nicht, einen Job zu finden. Sie kam sich wie eine Versagerin vor. Nichts hielt sie auf dieser Welt. Insbesondere nachdem sie vor wenigen Wochen aus der Wohngemeinschaft mit ihrer besten Freundin ausziehen musste. Jetzt war sie nur noch alleine.
Ally hatte genau zwei Freunde: ihre beste Freundin Mira, welche vor kurzem mit ihrem Freund Patrick zusammengezogen war und an der Uni Medizin studierte, und ihre ältere Schwester Sira, die vor einigen Jahren ihren langjährigen Freund Hannes geheiratet hatte und als Kellnerin arbeitete. Beide hatten neben Uni und Arbeit nicht wirklich Zeit, sich mit ihr zu treffen. Mira hatte schrecklich viel zu lernen und auch noch ihren Nebenjob. Sira hatte solche Arbeitszeiten, dass sie immer dann arbeitete, wenn Ally gerade Zeit hatte.
Da es Alyssa nun aber schrecklich schwerfiel, neue Leute kennenzulernen, hatte sie es bisher nicht geschafft, sich mit den Leuten aus ihrem Kirchenchor oder dem AMS-Kurs, zudem man sie verdonnert hatte, anzufreunden. Der Chor war das einzige Hobby, das Ally in letzter Zeit wirklich Freude machte. Er war der einzige Lichtblick in ihrer düsteren und stillen Welt. Der Grund, warum sie trotz allem noch jeden Tag das Bett verließ, obwohl alles nicht wirklich etwas zu bringen schien. Sie liebte es, dort zu sein und zu singen. Niemand achtete speziell auf sie. Ally konnte in der Menge untergehen und war frei, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Selbst wenn ihr gewisse Kirchenlieder nicht so zusagten, war sie doch während des Singens frei von ihren Ängsten. Doch sobald ein Lied zu Ende war, kehrten sie immer wieder zurück.
Nur schien dieser Lichtblick nicht mehr den gewünschten Effekt zu haben. Ally hatte einen Knoten in der Brust, welcher sie gefangen hielt. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie starrte auf den Brief, der am Boden lag.
„Ich will nicht mehr", flüsterte sie leise. Schon öfters hatte sie solche Gedanken gehabt. Das Leben hatte keinen Reiz mehr. Ally hatte einfach genug. Sie wollte sich nicht mehr mit ihren dummen Ängsten herumschlagen. Sie wollte nicht mehr schüchtern sein. Sie wollte endlich frei sein.
Alyssa stieß sich von der Wand ab und ging in die Wohnküche. An der einen Wand rechts neben der Tür befand sich eine kleine Küchenzeile. Es war noch dieselbe Unordnung vorhanden, welche sie zurückgelassen hatte. Das Geschirr stapelte sich in der Spüle, aber Ally kümmerte sich nicht darum. Sie öffnete den hohen Schrank am rechten Rand der Küchenzeile. Ganz oben, im obersten Fach, war genau das, wonach sie suchte: Dort stand eine Flasche mit einer klaren alkoholischen Flüssigkeit und ein kleines weißen Plastiksäckchen. In den letzten Wochen hatte sie begonnen, diese Dinge in diesem Schrank zu lagern. Angefangen hatte es mit einer kleinen Packung Schmerztabletten. Zuerst hatte sie die Tabletten nur wegen ihren Menstruationsbeschwerden gebraucht, aber wenige Tage später hatte sie eine weitere Schachtel mitgebracht. Da hatte sie sich dann gefragt, ob man daran sterben würde, wenn man genug von diesen Tabletten mit einer Flasche Alkohol hinunterspülen würde. Ally hat auch versucht, im Internet eine Antwort auf diese Frage zu finden, aber sie war nicht wirklich darauf gekommen. Vielleicht hatte sie auch einfach nur die falschen Suchbegriffe verwendet, aber es war ihr egal. Mit der dritten Packung Tabletten wurde ihr klar, dass sie es auf einen Versuch angekommen lassen würde. Da Ally nicht wusste, wie viele Tabletten sie brauchen würde, hatte sie nun schon fünf Päckchen bei sich. Die Flasche Wodka war erst vor wenigen Tagen dazu gekommen. Bisher hatte sie sich nicht getraut, tatsächlich ein paar der Tabletten zu nehmen.
Die drückende Einsamkeit, der fehlende Sinn in ihrem Leben und heute die wohl dutzendste Absage hatten den Ausschlag gegeben, ihre Pläne umzusetzen. Ally nahm die beiden Dinge aus dem Schrank und schloss die Tür mit einem leichten Tritt. Sie ließ das Säckchen auf den Couchtisch am anderen Ende des Raumes unter dem großen Fenster fallen. Dabei purzelten ein paar Päckchen heraus. Die Flasche stellte sie daneben. Sonst lag nur die Fernbedienung des Fernseher auf dem einfachen weißen Tischchen. Bevor Ally sich auf das schwarze Sofa hinter dem Tisch fallen ließ, holte sie noch ein weißes Blatt Papier und einen Stift aus der Kommode gegenüber, auf der auch der Fernseher stand. Mit fahrigen Bewegungen setzte sie den Stift auf das Papier. Sie hatte sich in den letzten Wochen immer wieder überlegt, was sie denn in ihren Abschiedsbrief schreiben wollte. Letztendlich hatte sie sich für ein paar kurze Abschiedsworte entschieden. Mit zitternden Händen und Tränen in den Augen schrieb Ally ihre letzten Worte.
Es tut mir leid, aber es gibt in dieser Welt keinen Platz für mich. Ich werde euch sehr vermissen. Hab euch lieb!
Dieser Brief richtete sich an ihre Eltern, ihre Schwester und ihre beste Freundin. Ally wollte sich gar nicht vorstellen, wie ihre Eltern reagieren würden, wenn sie davon erfahren würden. Sie wusste auch nicht, wie lange es dauern würde, bis man merken würde, dass sie nicht mehr unter den Lebenden weilte. Aber in diesem Moment war ihr alles egal. Sie war einsam und allein. Es gab vielleicht ein paar Leute, welche sie vermissen würde, aber es gab niemanden, der sie wirklich brauchte.
Ally seufzte schwer und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann fing sie an, die Tabletten aus den Päckchen zu drücken.
Es tat ihr leid, dass sie ihre Freunde und Familie nicht noch ein letztes Mal gesehen hatte, aber dazu war keine Zeit gewesen. Sie hatte versucht, eine Verabredung mit Sira und Mira zu treffen, aber sie waren zu keinem Termin gekommen. Immer war etwas dazwischengekommen. Ihre Eltern konnte sie leider nicht besuchen, da sie keine Möglichkeit und Zeit gehabt hatte, nach Kärnten zu fahren. Seit sie nach dem Schulabschluss mit Mira zusammen nach Wien gezogen war um zu studieren, sah sie ihre Eltern nur mehr selten. Aber sie hatte ihre Mutter gestern Abend noch angerufen und sich nach ihrem Befinden erkundigt. Zu Hause ging es allen gut. Im familieneigenen Gasthaus gab es keine Probleme. Ally hoffte, dass es so bleiben würde.
Es passierte, als Ally gerade den Verschluss der Flasche öffnen wollte. Plötzlich war sie nicht mehr alleine in ihrer Wohnung. Zwei Frauen standen mitten in ihrer Wohnküche. Es schien ihnen nicht merkwürdig vorzukommen, in einer fremden Wohnung aufzutauchen. Ally aber zuckte zusammen, die Flasche rutschte aus ihrer Hand und zerschellte klirrend auf dem Boden. Dabei spritzte der Inhalt in alle Richtungen. Allys Hose war ganz feucht. Der Wodka breitete sich unter dem Sofa und dem Tisch ganz langsam aus. Der Geruch von Alkohol lag in der Luft. Aber all das war im Moment nicht wichtig. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Sie zitterte leicht vor Angst und starrte die beiden Frauen an, welche sich kaum voneinander unterschieden: Beide hatten lange silbergraue Haare und trugen lange wallende weiße Gewänder. Sie schienen Zwillinge zu sein.
„Wer sind Sie?", brachte Ally mühsam hervor. Die beiden Frauen lächelten Ally freundlich an.
„Hab keine Angst!, sagte eine von ihnen. „Wir wollen dir nur sagen, dass du es nicht tun sollst!
, fügte die andere hinzu. Nun war Ally erst recht sprachlos. Woher wussten sie von ihrem Vorhaben? Ally hatte niemandem davon erzählt.
„Ich weiß nicht, wovon sie sprechen!", sagte sie schließlich leise. Die beiden Frauen tauschten vielsagende Blicke. Sie glaubten ihr nicht.
„Gehen Sie!", meinte Ally weiter. Aber sie rührten sich nicht von der Stelle.
„Wir können dir helfen", sagte eine von ihnen.
Ally schüttelte den Kopf. „Ich brauche keine Hilfe! Mit einem sanften Lächeln kam eine der Frauen näher. „Es gibt noch so viel Schönes in dieser Welt, dass du alles versäumen würdest, wenn du dir jetzt dein Leben nimmst!
„Woher ..., setzte Ally an und brach dann ab. Sie kannte diese Frauen nicht. Hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. „Wir wissen so einiges
, sagte nun die andere Frau. „Und wir wissen auch, dass es nicht dein Schicksal ist, jetzt zu sterben." Ally schnaubte. Sie ließ sich nicht vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen hatte.
„Ach, und was ist dann mein Schicksal?" Schon lange glaubte sie nicht mehr, dass ihr Leben zu mehr als dieser Einsamkeit taugte. Wieder tauschten die beiden Frauen einen Blick.
„Du bist eine Göttin, sagte die eine. „So wie wir!
, fügte die andere hinzu. Was sollte denn das? Einen Augenblick starrte Ally die beiden Frauen einfach nur an. Und brach dann in schallendes Gelächter aus.
„Ja genau!, murmelte sie sarkastisch. Als sie sich wieder beruhigt hatte, meinte sie: „Das war nun alles ganz lustig, aber bitte gehen Sie jetzt!
Wieder machten die beiden Frauen keine Anstalten zu gehen. Stattdessen hob die Frau, die näher bei ihr stand, ihre Hand und machte damit eine kleine kreisende Bewegung. Im nächsten Moment kam Bewegung in die Scherben der Flasche auf dem Boden. Sie stiegen in die Höhe und setzten sich von selbst wieder zu einer Flasche zusammen. Auch der ganze Inhalt befand sich nun wieder in der Flasche. Auf Allys Hose waren keine nassen Flecken mehr zu sehen. Die nun wieder heile Flasche landete mit einem dumpfen Laut auf der Tischplatte, zitterte leicht und blieb schließlich ruhig stehen.
Ally starrte auf die Flasche. Wie war das möglich? Ally konnte es sich nicht erklären. War es vielleicht doch möglich, dass die beiden Frauen Göttinnen waren? Es war nicht so, dass Ally nicht an Magie glauben würde. Sie war davon überzeugt, dass Magie und Übernatürliches existieren würde, aber sie hatte nie damit gerechnet, dass sie tatsächlich einmal damit in Berührung kommen würde. Es musste eine rationale Erklärung für das Erscheinen der beiden Frauen geben. Ihr Blick fiel auf die Tabletten. Vielleicht hatte sie die Pillen schon genommen und hatte jetzt einen merkwürdigen Traum? Ja, das musste es sein! Es konnte keine andere Erklärung geben.
„Ich muss träumen!", murmelte Ally leise. Die junge Frau wusste zwar nicht, ob dieser Traum nun bedeutete, dass die Tabletten wirkten und sie sterben würde, oder ob sie einfach aufgrund einer Überdosis in Ohnmacht gefallen war und irgendwann wieder mit furchtbaren Bauchschmerzen aufwachen würde. Ally beschloss, in diesem merkwürdigen Traum einfach mitzuspielen.
„Du träumst nicht!", erklärte in diesem Moment eine der beiden Frauen.
„Wenn das so ist ..., fing Ally an. Trotz ihres Entschlusses hörte sie sich ungläubig an. „Wer seid Ihr?
Die beiden Göttin stellten sich ihr daraufhin als Sharon und Shila vor. Ally fürchtete, dass sie die Zwillinge wohl immer miteinander verwechseln würde.
„Ich heiße Alyssa Sullivan!, meinte sie überflüssigerweise, da die Göttinnen ihren Namen natürlich bereits kannten. Sie übergingen Allys Bemerkung, was die junge Frau sehr freute, da es ihr doch irgendwie peinlich gewesen war. Sie schienen bereits alles von ihr zu wissen, warum sollte sie sich dann also noch vorstellen? Stattdessen meinte Sharon – zumindest glaubte Ally, dass es Sharon war –: „Es ist ganz alleine deine Entscheidung, ob du dein Schicksal annimmst oder so weiterlebst wie bisher!
Ally ließ sich diese Aussage durch den Kopf gehen. „Was würde sich ändern, wenn ich meinem Schicksal zustimmen würde?"
In Wahrheit hatte sie sich längst entschieden. Vollkommen egal, ob es nun ein Traum war oder doch Realität: Sie würde auf jeden Fall zustimmen. Ihr Leben hatte doch sonst nichts zu bieten, so würde sich zumindest etwas ändern.
Die beiden Schwersten tauschten einen Blick und erwiderten gleichzeitig: „Alles!" Es war genau die Antwort, die Ally erwartet hatte. Sie wollte doch auch, dass sich nun alles ändern würde.„Ja,