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Rachedurst
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eBook172 Seiten2 Stunden

Rachedurst

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Über dieses E-Book

Lilly, von zu Hause weggelaufen, träumt von einem neuen Leben in der goldenen Hauptstadt. Dort angekommen, trifft sie einen mysteriösen Fremden, der ihr den Verstand raubt. In seiner Nähe kann sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Nach einer berauschenden Partynacht, die mit einem Filmriss endet, wird Lilly vor die Wahl gestellt. Ist sie wirklich bereit, alles hinter sich zu lassen? Kann sie an seiner Seite ein neues Leben beginnen oder muss sie zuerst noch ihre Dämonen besiegen und mit ihrer Vergangenheit abrechnen? Wie auch immer sie sich entscheiden wird, ihr Rachedurst wurde bereits geweckt...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Aug. 2021
ISBN9783754148266
Rachedurst
Autor

Kerstin Schwarz

Im Zeichen der Jungfrau Geborenen sagt man schon immer ein besonderes künstlerisches Talent nach. Seit 2001 schreibe ich düstere Kurzgeschichten. Dem Traum, ein eigenes Buch zu schreiben, bin ich durch die Veröffentlichung meines 1. Taschenbuches 2012 einen großen Schritt nähergekommen. Im Sommer 2021 konnte ich mir meinen Herzenswunsch erfüllen, meine Vampirgeschichte fertigzustellen und zu veröffentlichen. Mit meinem "Double Project" kamen Ende 2022 bzw. Anfang 2023 noch zwei weitere Taschenbücher im Genre Drama/Thriller hinzu. Ich hoffe, jetzt kann ich wirklich zweifellos behaupten: Ja, ich schreibe Bücher :-) Es ist ein tolles Gefühl, etwas zu erschaffen und auf der Welt einen Eindruck zu hinterlassen! Es freut mich, diese Liebhaberei hier mit euch teilen zu können. Danke!

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    Buchvorschau

    Rachedurst - Kerstin Schwarz

    1

    Lilly starrte aus dem Fenster. Sie nahm die vorbeiziehende Landschaft nicht wahr. Selbst das gleichmäßige Rattern des Zuges drang nicht zu ihr durch. Sie war in Gedanken versunken und viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Rucksack fest zu umklammern. Ihr ganzes, und ab jetzt auch einziges, Hab und Gut war darin verstaut.

    Sie konnte es immer noch nicht glauben. Sie hatte es wirklich getan. Ein breites Lächeln zeichnete sich in ihrem Gesicht ab.

    Endlich frei, dachte sie und erfreute sich an diesem Gedanken. Wie lange hatte sie diesen Tag schon herbeigesehnt? Die Schulzeit war zu Ende und Lilly hatte es geschafft.

    Mit ihrem Abschlusszeugnis in der Tasche war sie heute früher nach Hause gekommen. Doch niemand war daheim gewesen. Wann war Lilly das letzte Mal allein zu Hause gewesen? Es war schon so lange her, dass sie sich gar nicht mehr daran erinnern konnte. Irgendwo lungerte immer ihr Stiefvater Joe herum, stets darauf bedacht, Lilly das Leben schwer zu machen. Ihre Mutter Angelika war in diesen Momenten leider auch keine Hilfe, meist schaute sie einfach nur weg. Viel zu groß waren der Respekt und die Angst vor dem zweiten Mann an ihrer Seite.

    Da heute niemand mit Lilly so früh gerechnet hatte, war Joe wohl noch mal weggegangen. Das kam Lilly sehr gelegen. Es vereinfachte ihren längst geschmiedeten Plan endlich in die Tat umsetzen zu können. Schon am Abend zuvor hatte sie angefangen, ein paar Sachen in ihren Rucksack zu packen. Doch jetzt konnte sie in aller Ruhe auch noch den Rest in ihrer Tasche verstauen. Kleidung zum Wechseln, etwas zu essen und zu trinken, ihre Ersparnisse, alle notwendigen Papiere und ihr Zeugnis. Die Noten waren zwar nicht die besten, aber immerhin hatte sie ihren Abschluss geschafft.

    Sie wollte ab jetzt alles richtig machen. Ein Neuanfang, weit weg von ihrem bösen Stiefvater. Diesen Plan hatte sie sich schon vor einiger Zeit überlegt. Sobald sie mit der Schule fertig war, wollte sie einfach nur weg von zu Hause. Die Sommerferien waren der perfekte Zeitpunkt, um zu verschwinden. Sie war schon siebzehn und hoffte, sich das eine Jahr bis zur Volljährigkeit allein durchschlagen zu können. Sie träumte von Berlin, einem glücklichen Leben in der goldenen Hauptstadt. 2001 – das sollte ihr Jahr werden!

    „Fräulein, ihre Fahrkarte bitte!" - Überrascht blickte Lilly auf. Ein junger Mann hatte sie aus ihren Gedanken gerissen und grinste sie nun erwartungsvoll an. Er hatte ein aufgeschlossenes Lächeln, das sich in seinen grünen Augen widerspiegelte. Trotz seines kleinen Bartes wirkte seine leicht gebräunte Haut zart und gepflegt. In aller Eile und Vorfreude war Lilly in den nächsten Zug gesprungen, ohne sich vorher ein Ticket zu kaufen. Gute zweieinhalb Stunden war sie bereits mit dem Zug unterwegs, als sie nun nach ihrer Fahrkarte gefragt wurde.

    „Oh, einen Moment bitte", bat sie den Kontrolleur, der nur wenige Jahre älter als Lilly zu sein schien. Sie schenkte ihm ihr süßestes Lächeln und strich sich schüchtern die Haare zurück. Geduldig lächelte er Lilly an, während sie weiter in ihrer Tasche kramte und nicht wusste, was sie nun tun sollte. In ihrer Panik wurde Lilly leicht rot im Gesicht, doch es schien niemand zu bemerken.

    „Suchen sie in aller Ruhe nach ihrem Ticket. Ich komme gleich noch mal bei ihnen vorbei", sagte er und ging weiter, um die anderen Passagiere zu kontrollieren.

    Puh, dachte Lilly und atmete erleichtert auf. Das war knapp. Wie konnte sie nur so dumm sein und vergessen, ein Ticket zu kaufen? Auf diese Weise würde sie niemals in Berlin ankommen.

    Lilly schaute aus dem Fenster und sah eine schöne, ländliche Gegend. Im Großen und Ganzen erinnerte es sie an ihre Heimat, ein verschlafenes Zweitausend-Seelen-Kaff, in das sie so schnell nicht wieder zurückkehren wollte.

    Der Zug rollte gerade in den nächsten Bahnhof ein. Lilly ergriff diese Chance und erhob sich vorsichtig von ihrem Sitz. Sie schlich zu den vorderen Türen und hoffte, der Kontrolleur würde ihr Verschwinden nicht gleich bemerken. Den Zug vorzeitig zu verlassen, schien ihr die beste Lösung, auch wenn sie heute ihrem Ziel nicht viel näher kommen würde.

    Ohne noch einmal von dem jungen Schaffner gesehen worden zu sein, verließ Lilly den Zug.

    2

    Mittlerweile war es schon später Nachmittag. Die Sonne stand noch hoch am Himmel und es war kaum ein Wölkchen in Sicht. Sicherlich waren es noch mehr als 25 °C und selbst im Schatten war es sehr warm. Da Lilly nicht gleich ihre ganzen Ersparnisse am ersten Tag aufbrauchen wollte, hatte sie geplant, die ersten Nächte im Freien zu verbringen. Das sollte in den warmen Julinächten kein Problem sein.

    Noch immer stand Lilly vor dem Bahnhofsgebäude und wusste nicht, in welche Richtung sie gehen sollte. Dieser Ort war noch verschlafener als ihr Heimatdorf. Sicher würde Lilly bald Aufsehen erregen, wenn sie noch länger planlos herumstand. Sie ging zu den Schaukästen mit den Fahrplänen. Auf jeden Fall würde sie morgen den nächsten Zug nehmen und ihre Reise fortsetzen. Lilly hatte keine Eile. Es war ihr egal, wann sie Berlin erreichen würde. Wichtig war nur, irgendwann dort anzukommen.

    Lilly lief nach rechts und mied vorsorglich die Hauptstraße. Die kleinen Nebenstraßen halfen ihr niemandem zu begegnen. Sie fand sogar eine Straße, die direkt in einem Feldweg endete. Es ging bergab, bergauf und der Weg führte sie weg von jeglicher Zivilisation. Es war so idyllisch hier. Die meisten Felder waren bereits abgeerntet und sie war umgeben von Stoppelfeldern. Nur der Mais und die Sonnenblumen wuchsen noch weiter dem Himmel entgegen. Es war ein wunderschönes Tal, in dem Lilly weder Angst noch Unbehagen verspürte. In der Ferne waren leichte Anhöhen und kleine Hügel zu sehen. Sie fühlte sich wohl und wusste, hier draußen könnte sie die Nacht verbringen. Alles war so friedlich, als ob sich hier noch Fuchs und Hase ‚Gute Nacht’ sagen würden. Der Wind wehte sanft über die Grashalme und ließ die Blätter leise rascheln.

    Lilly lief weiter und genoss ihre Freiheit. Mit jedem Schritt und jedem Atemzug drang diese immer tiefer in ihr Bewusstsein ein. Sie war beschwingt und voller Glückseligkeit. Es fühlte sich an, als hätte sie Flügel, die sich nun zum ersten Mal vollends entfalteten. Wie ein Schmetterling, der sich gerade aus einer Raupe entpuppt und aus seinem Kokon geschlüpft war. Ab und an wehte eine leichte Brise, die ihr langes schwarzes Haar um ihr Gesicht flattern ließ. Die richtige Erfrischung für ihre Wanderung. Auf einer leichten Anhöhe stand ein alter Apfelbaum, dessen gewaltige Krone einen schattigen Platz spendete.

    Lilly war so entzückt, dass sie geradewegs auf diesen Baum zusteuerte. Der ideale Platz für eine kurze Pause, dachte sie und ließ sich darunter im saftigen Gras nieder. Neben ihr wuchsen ein paar rosa Blümchen, die einen wohltuenden Duft verströmten. Es war herrlich! Sie streckte die Beine aus und lehnte sich mit dem Rücken an den alten Baum. Eine Wohltat nach diesem langen Tag. So langsam verspürte Lilly Hunger und ein leises Rumoren in ihrem Bauch erinnerte sie daran, dass ihre letzte Mahlzeit schon mehrere Stunden zurücklag.

    Lilly suchte in ihrem Rucksack nach den belegten Broten, die sie heute Mittag noch zubereitet hatte. Herzhaft biss sie hinein und verschlang das Brot mit wenigen Bissen. Nachdem sie auch ihren Durst gestillt hatte, wollte Lilly sich noch ein bisschen ausruhen. Sie war müde von dem anstrengenden Tag.

    Sie benutzte ihren Rucksack als Kopfkissen und starrte hinauf in das schöne Blau des Himmels. Vereinzelt zogen kleine Schleierwölkchen vorbei, die sie freudig beobachtete. Mittlerweile stand die Sonne schon weiter im Westen. Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie hinter den Hügeln in der Ferne verschwinden würde. Während Lilly so friedlich unter dem Baum lag, senkten sich ihre Augenlider immer weiter. Der leichte Wind spielte sanft mit ihren Haaren, die ihr Gesicht sachte streichelten. Schließlich fielen ihre Augen ganz zu und Lilly war eingeschlafen.

    3

    Ruckartig schoss Lilly in die Höhe. Ich war wohl kurz eingeschlafen, dachte sie und blickte nach oben in die Baumkrone. Dort entdeckte sie ein Baumhaus im Geäst.

    Lilly überlegte kurz und kletterte dann vorsichtig hinauf. Das Baumhaus war schon alt, doch wirkten die Bretter weder morsch noch instabil. Sie zog sich hoch auf die schmale Brüstung und kletterte in das alte Häuschen. Es roch modrig und überall waren Spinnweben, die bestätigten, dass es schon lange nicht mehr betreten worden war. Auf dem Boden hatte sich eine Menge Dreck und Morast angesammelt. Wahrscheinlich hatte der Erbauer das Baumhaus längst vergessen oder war mittlerweile zu alt geworden, um sich regelmäßig hierher zurückzuziehen. Aber immerhin war es mit größter Sorgfalt und Liebe zusammengebaut worden.

    Lilly versuchte ein paar der Spinnweben zu entfernen und den Dreck am Boden etwas zur Seite zu schieben. Schließlich machte sie es sich auf dem Holzboden gemütlich. Doch der Schlaf war diesmal alles andere als erholsam.

    Unruhig warf sich Lilly hin und her. Sie wurde von Alpträumen geplagt. Knack! Was war das? Lilly schreckte hoch. Knack! Da war es wieder. Es klang, als würde jemand den Baum hochklettern. Lilly starrte angsterfüllt auf die Öffnung des Baumhauses. Gleich war es so weit. Wer auch immer versuchte, das Baumhaus zu erklimmen, würde es jede Sekunde geschafft haben.

    Lilly war gebannt und konnte sich nicht rühren. Sie konnte den Blick nicht abwenden. Was sollte sie nur tun? Einen zweiten Ausgang gab es nicht. Noch immer war Lilly wie gelähmt, als eine Hand in der Öffnung erschien. Erst das Antlitz ihres Stiefvaters befreite sie aus dieser Starre.

    „Nein, nein!, schrie Lilly. „Wie hast du mich gefunden?

    Doch Joe antwortete nicht, er kam geradewegs auf sie zu. Während Lilly rückwärts kroch, funkelte reine Mordgier in Joes Augen. Er zückte ein Messer. Lilly war mittlerweile in der Ecke des Baumhauses angelangt. Sie saß nun in der Falle.

    „Nein, nein, nein!", wimmerte sie wehleidig. Joe machte den letzten Schritt und stand nun direkt vor ihr. Noch immer sprach er kein Wort. Sein Mund verzog sich zu einem grausigen Grinsen, als er Lilly das Messer in die Brust rammte. Fassungslos starrte Lilly an sich herab, auf die klaffende Wunde direkt neben ihrem Herzen. Das Blut rann ihren Bauch hinunter. Sie konnte sich immer noch nicht rühren.

    Joe holte aus und trieb das Messer noch einmal in Lillys Oberkörper hinein. Erst als das Messer Lilly zum zweiten Mal berührte und ihr Fleisch unter seiner Klinge teilte, gewann sie die Kontrolle zurück. Lilly schrie aus Leibeskräften. Sie schrie aus Schmerz, aus Wut und Verzweiflung. Diese Schreie brachten sie zurück in die Realität und ließen sie auch aus ihrem Albtraum entkommen.

    Schweißgebadet wachte Lilly auf. Es war mittlerweile schon dunkel geworden und Lilly lag noch immer unter dem Baum. Sofort untersuchte sie ihren Körper nach Stichwunden und Verletzungen. Doch sie konnte keine entdecken. Lilly stöhnte auf. So laut, dass sie ein Käuzchen aufscheuchte. Total erleichtert atmete Lilly tief ein und aus und versuchte sich wieder zu beruhigen. Es war zum Glück nur ein Traum gewesen. Ein schrecklicher Albtraum, der so real und echt gewirkt hatte. Ein Traum im Traum.

    Lilly schaute auf ihre Uhr, es war bereits kurz nach 23 Uhr. Der Mond stand hoch am Himmel und erhellte das ganze Tal. Alles wirkte immer noch so schön und idyllisch, selbst in der Nacht war es ruhig und friedlich. Nur hin und wieder drangen Geräusche der nachtaktiven Tiere an ihr

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