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Und die Wahrheit steht auf: Ein Leben mit Avatar Adi Da
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Und die Wahrheit steht auf: Ein Leben mit Avatar Adi Da
eBook296 Seiten3 Stunden

Und die Wahrheit steht auf: Ein Leben mit Avatar Adi Da

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Über dieses E-Book

Der Raum wurde ganz abgedunkelt, auf dem Bildschirm erschien Seine Gestalt. In diesem Moment verschwand all meine Wahrnehmung von Raum und Gegenwart. Ein Donnerschlag fuhr durch meinen Körper. Alles um mich herum begann in einer Art Feuer zu stehen, mein Herz zersplitterte und ging verloren. Ein Gefühl von unendlicher und immerwährender Liebe stürzte von oben in meinen Körper, ja in all mein Leben, wie ein Wasserfall, der nur auf diesen Augenblick und diese Gelegenheit gewartete hatte.
Vor mir saß der leib-haftige Gott, die Wahrheit, die ewige, grenzenlose Liebe, nach der ich unaufhörlich und voller Verzweiflung gesucht hatte, Leben über Leben. Der Vorhergesagte Gott-Mensch. Mein Herz wusste es einfach.
Konnte das sein? Hier in Freiburg, jetzt? Es war ungeheuerlich. In menschlicher Form und Gestalt saß vor mir jenes, wofür es keinen Namen gibt.
In jenem Moment verfiel ich dieser unendlichen Liebe, ich konnte mich nicht mehr halten, ich konnte nichts mehr denken. Es war, als ob Liebes-Blitze durch den Körper jagten und jeder Blitz bestätigte, dass die Wahrheit, die Wirklichkeit-An-Sich, vor meinen Augen eine menschliche Form angenommen hatte.

So lange hatte die Sucherei gedauert, Leben über Leben, ein Drama an das nächste gereiht, nirgends war die Wahrheit, das Glück vollkommen gewesen, immer war ein Rest Unzufriedenheit in einer geheimen Ecke des Herzens versteckt geblieben, welche sich bald zu neuen Heldentaten und neuen Abenteuern auswuchs und zu noch mehr Verzweiflung und weiterer Suche führte.
Adi Da hatte ich dagegen nicht gesucht.
Ich hatte immer darauf gehofft, aber nie wirklich damit gerechnet. Sein Erscheinen und seine Offenbarung haben mit Raum und Zeit und unserer Art die Welt zu sehen, selbst auf dem Hintergrund tiefster spiritueller und mystischer Erfahrungen, nicht das Geringste zu tun. Sein Loka und Seine Offenbarung der Wirklichkeit gingen über all das weit hinaus.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum8. Apr. 2013
ISBN9783844253566
Und die Wahrheit steht auf: Ein Leben mit Avatar Adi Da

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    Buchvorschau

    Und die Wahrheit steht auf - Petrus Faller

    Und die Wahrheit steht auf!

    Ein Leben mit Avatar Adi Da Samraj

    Petrus Faller

    Für meine Tochter

    Wenn die Wirklichkeit dich küsst

    Weiche nicht zurück.

    Lass die Wirbel Ihres Spiels

    Kreise in dir ziehen

    Und fühle – du bist das Herz.

    Prolog

    Am 22. November 1994 sollte sich in meinem Leben etwas ereignen, das jenseits von all dem lag, was mein bisheriges Leben bis dahin für mich bereit hielt. Zwei Wochen vor diesem Datum war ich in den Straßen von Freiburg, einer Stadt im Süden von Deutschland unterwegs, um irgendwelche Besorgungen zu machen. Ich hatte gerade eine Ausbildung zum Psychotherapeuten begonnen und kam in Frieden mit meiner verzweifelten und extremen Suche nach der Wahrheit und mit den Erlebnissen meiner frühen Kindheit. Dieses ständige Getrieben-Sein, der Drang die Welt anders haben zu wollen als sie ist, davonzulaufen vor den Herausforderungen des täglichen Lebens, all das hatte sich erschöpft. Zutiefst ernüchtert und entlarvt schaute ich mit leerem Blick auf den Bertoldsbrunnen, den zentralen Mittelpunkt der Universitätsstadt Freiburg.

    An einer Ecke nahe dem kopfsteingepflasterten Platz, der den Brunnen umgab, stand ein Stromkasten, der wie immer über und über beklebt war mit Veranstaltungsplakaten jeglicher Couleur und Größe. Auf einem dieser Zettel las ich den Namen Adi Da, Vortrag über die Weisheits-Lehre des Meisters. Thema: Der Tod und das Sterben. Eine Stimme in mir sagte: Petrus, sei nicht intolerant, ein spiritueller Meister, das hörst du dir an." Ich las den Namen Adi Da noch einmal und immer wieder. Adi Da. Adi Da. Er sollte mir die Tage bis zur Veranstaltung nicht mehr aus dem Gedächtnis entschwinden.

    Am Abend des 22. November fand ich mich in einem Vorlesesaal der Alten Universität ein. Der Raum war gefüllt mit dreißig bis vierzig Zuhörern. Vorne stand ein großes Bild von Adi Da. Es roch nach Räucherwerk und Blumen schmückten den Tisch, auf dem Sein Bild stand. Der Vortrag begann und ich lauschte den Worten des Redners und seinem Vorlesen aus den Schriften und Instruktionen des Meisters. Es war mehr als erstaunlich, was da vorgetragen wurde. Mit welcher Kraft diese Worte aufgeladen waren. Je länger ich zuhörte, desto mehr wurde ich von einer Anziehung erfasst und einem tiefen Gefühl von Wahrheit und Größe, welches alles andere übertraf, was ich je in meinem Leben, auf meiner endlosen Suche erfahren hatte. Zweifel begann sich einzumischen. Das Gehörte konnte nicht wahr sein, hier konnte nicht die tiefste Wahrheit über unser Sein aus dem Nichts erscheinen. Nicht hier, in einer einfachen, ordinären deutschen Stadt, so unspektakulär und ohne Abenteuer, weit weg von all den heiligen Orten, die ich besucht hatte und dazu noch ohne direkte Anwesenheit des Protagonisten.

    Aber die Kraft der Worte von Adi Da tönten überall in meinem ganzen Wesen als Wahrheit und breiteten sich immer mehr aus, als ob die ganze Welt darin existierte. Es war für mein Denken nicht mehr zu fassen. Es war viel größer.

    Der Vortrag neigte sich dem Ende zu. Viele Anwesende waren sehr aufgewühlt, manche wütend, wild argumentierend, zum Streiten aufgelegt, andere nur still und nachdenklich. Ich saß einfach nur da und kapierte nichts mehr.

    Als Abschluss gab es ein Video, wo Adi Da im Darshan¹ zu sehen ist. Er sitzt dabei meist in einem Stuhl und die Anwesenden betrachten Ihn still.

    Der Raum wurde ganz abgedunkelt, auf dem Bildschirm erschien Seine Gestalt. In diesem Moment verschwand all meine Wahrnehmung von Raum und Gegenwart. Ein Donnerschlag fuhr durch meinen Körper. Alles um mich herum begann in einer Art Feuer zu stehen, mein Herz zersplitterte und ging verloren. Ein Gefühl von unendlicher und immerwährender Liebe stürzte von oben in meinen Körper, ja in all mein Leben, wie ein Wasserfall, der nur auf diesen Augenblick und diese Gelegenheit gewartete hatte.

    Vor mir saß der leib-haftige Gott, die Wahrheit, die ewige, grenzenlose Liebe, nach der ich unaufhörlich und voller Verzweiflung gesucht hatte, Leben über Leben. Der Vorhergesagte Gott-Mensch. Mein Herz wusste es einfach.

    Konnte das sein? Hier in Freiburg, jetzt? Es war ungeheuerlich. In menschlicher Form und Gestalt saß vor mir jenes, wofür es keinen Namen gibt.

    In jenem Moment verfiel ich dieser unendlichen Liebe, ich konnte mich nicht mehr halten, ich konnte nichts mehr denken. Es war, als ob Liebes-Blitze durch den Körper jagten und jeder Blitz bestätigte, dass die Wahrheit, die Wirklichkeit-An-Sich, vor meinen Augen eine menschliche Form angenommen hatte.

    Die Veranstaltung kam zum Ende. Ohne Worte kaufte ich vollkommen aufgelöst eine Broschüre in deutscher Sprache, welche Übersetzungsauszüge des Dawn Horse Testament² enthielt und begann sofort, noch während ich den Raum verließ, zu lesen: „Geliebte, Ich Bin Da". Ich musste es immer wieder lesen. Es war einfach nicht zu fassen.

    Draußen hatte es mittlerweile zu regnen begonnen. Die Lichter der Stadt spiegelten sich auf dem nassen Kopfsteinpflaster, alles leuchtete und strahlte tausendfach. Auf dem Gehsteig kam mir meine Freundin Julia entgegen. Ich musste immer noch lesen. Sie sah mich an, „Deine Augen sind wie Feuerbälle, was ist geschehen? Ich konnte kaum sprechen, „es ist zu abgefahren, zu überwältigend, ich kann dir jetzt nichts erzählen!

    Die nächsten Tage und Wochen träumte ich jede Nacht von Adi Da. Beim Erwachen fühlte ich fortwährend Seine Präsens. Das ganze Zimmer war voll von Seiner Gegenwart. Er war wörtlich genommen immer bei mir. Mit Ihm wanderte ich jede Nacht durch einen anderen Raum und eine andere Zeit. Im Traum schien Adi Da jünger zu sein. Er lachte, trieb mich immer wieder an, weiterzugehen, stellte Fragen und erzählte mir alles über die Eigenart dieser Traumplätze, die manchmal nur aus Steinen und Trümmern bestanden, eingefallene Tempel, Steinwüsten, Felsen, Berge, die aber eindeutig ihr Leben in der Vergangenheit hatten, oder in der Zukunft? Diese Art mit Adi Da zu sein erschöpfte mich. Nach zwei Wochen wusste ich, dass ich nie mehr ohne Ihn sein werde, keine Sekunde in meinem Leben und dass ich Seinen Namen nie mehr vergessen würde. Er lachte nur und machte freundliche Witze über mich, der dem allem eine so große Bedeutung gab.

    Ich ging weiter wie gewohnt zu meiner Arbeit in einen Bioladen, aber ich musste immer an Ihn denken, an die Kraft, die überwältigende Liebe, die Wahrheit, die Er ausströmte und die Er vollkommen war. Mein Leben war von seiner Gegenwart eingenommen. Eines Tages stand ich alleine im Laden. Während die Regale langsam von einer strahlenden Atmosphäre vereinnahmt wurden, manifestierte sich im Raum aus dem Nichts heraus eine laute Stimme: „Wie lange willst du eigentlich noch so weitermachen?"

    Das war zu viel. Schreck und Angst fuhren mir in jede Zelle und die Gewissheit stieg auf, dass diese Begegnung mein ganzes Leben und jede meiner geschätzten Erfahrungen ruinieren würde. Es war zu gefährlich, ich wollte nicht mehr träumen, nicht mehr fühlen, nicht mehr lesen, ich bekam einfach nur Panik und schob Adi Da zur Seite. Ruhe. Abstand.

    Einen Monat später, im Januar, reiste ich nach München. Der nächste Ausbildungsblock in Hakomi, eine körperorientierte Psychotherapie, stand auf dem Programm. Im Gruppenraum des Seminarhauses hielten sich schon meine Kollegen und Kolleginnen auf. Die Leiterin des Hauses hatte ihre Bibliothek teilweise leer geräumt und Stapel von Büchern im Zimmer aufgetürmt. Ich ging die zwei Treppen in den Raum hinunter, der etwas tiefer lag, und stürzte an der letzten Stufe kopfüber mitten ins Zimmer und in die Stapel hinein. Langgestreckt lag ich da, unter mir Bücher und das Gesicht auf dem Boden. Perplex vom plötzlichen Sturz stand ich auf. Unter meiner Brust lag ein Buch, das auf dem Umschlag Adi Da als jungen Mann zeigte. Es war seine Autobiographie „Das Knie des Lauschens". Ich sah Sein Photo und im selben Moment gab ich auf. Mein Widerstand war gebrochen. Ich hatte verstanden und akzeptierte Sein Geschenk, wollte Sein Devotee³ sein, wollte bei Ihm sein, nie mehr ohne Ihn. So lange hatte die Sucherei gedauert, Leben über Leben, ein Drama an das nächste gereiht, nirgends war die Wahrheit, das Glück vollkommen gewesen, immer war ein Rest Unzufriedenheit in einer geheimen Ecke des Herzens versteckt geblieben, welche sich bald zu neuen Heldentaten und neuen Abenteuern auswuchs und zu noch mehr Verzweiflung und weiterer Suche führte.

    Adi Da hatte ich dagegen nicht gesucht.

    Ich hatte immer darauf gehofft, aber nie wirklich damit gerechnet. Sein Erscheinen und seine Offenbarung haben mit Raum und Zeit und unserer Art die Welt zu sehen, selbst auf dem Hintergrund tiefster spiritueller und mystischer Erfahrungen, nicht das Geringste zu tun. Sein Loka⁴ und Seine Offenbarung der Wirklichkeit gingen über all das weit hinaus. Das Glück hatte mich gefunden und alles was ich vorher getan und erlebt hatte ad absurdum geführt.

    Kapitel 1

    Gottessuche – oder die Angst ein Mensch zu sein

    „Es gibt keinen Gott auf Shakespeares Bühne, nur menschliche Komplikationen ..."

    Adi Da

    Die heutige Sichtweise in Bezug auf den Sinn des Lebens, wie sie allgemein in den Medien verkündet wird, oder auch die Vorraussetzungen für politische und zwischenmenschliche Entscheidungen, ist geprägt von reinem Materialismus, sogenannter wissenschaftlicher Erkenntnis und dem Willen zur vollständigen Kontrolle über die Welt und den Menschen, der als anderer oder im schlimmsten Falle als Feind und Gegner angesehen wird. Das rational-materialistische Denken der westlichen Staaten hat die Führung der gesamten Menschheit übernommen. Alles wird zum Gegenstand von Geschäft und wissenschaftlicher Untersuchung. Jedes Ereignis wird „materialisiert", dem Egoismus und seiner Gier in Form von Konsum unterworfen, um sich die vollständige Kontrolle über die Masse der Menschen zu sichern und die Ressourcen der Erde, zum scheinbaren Wohle aller, rücksichtslos auszubeuten.

    All dieses absurde Streben ist zum tragischen Scheitern verurteilt, eine komplette Illusion. Der menschliche Geist und seine Schaffenskraft ist nicht das Maß der Dinge. Das unabhängige Individuum, die „eigene Firma, die Propaganda, dass jeder Mensch getrennt existiert und nach dem eigenen Glück und Selbsterfüllung als eine Art „natürlicher Impuls, suchen oder streben muss, ist ein fataler Trugschluss und eine Lüge. Weder die Suche nach absoluter Kontrolle über die manifeste Welt, noch der „heilige Weg durch spirituelle Suche die absolute Wahrheit zu finden wird jemals von Erfolg gekrönt sein. Die Zeichen der Zeit und aller vorangegangener Zeiten sind der Beweis. Alle Suche ist unnötig und es gibt nicht „etwas was es zu erreichen gilt. Es existiert nur die Wahrheit – vor allen Dingen - ohne unser zu tun, und ohne dass daraus irgendein Nutzen entstehen kann. Sie ist immer schon frei und an keinen Weg und an keine Sichtweise gebunden.

    Als Adi Da offensichtlich und mit göttlicher Vehemenz in mein Leben trat, war ich gerade dreißig Jahre alt. Mein Leben davor war geprägt von spiritueller Suche und Flucht vor den Herausforderungen und den Schrecken der Welt.

    Ich „erinnere" mich an die Geschehnisse vor meiner Geburt, als ich wieder in diese Wirklichkeit der körperlich-materiellen Existenz hineingezogen wurde, beziehungsweise, wie meine Anhaftungen an diese Welt diesen Prozess der Wiedergeburt einleiteten.

    Mein zukünftiger Vater besuchte zur Zeit, als die Schwangerschaft meiner Mutter nahte, einen Jahrmarkt. Er wollte nach einem Geschenk für meine Mutter Ausschau halten und wählte bei einem Händler die Skulptur einer schwarzen Frau mit hochgesteckten Haaren, wundervollen nackten Brüsten, einer goldenen Halskette und einer goldene Schale, die fest neben ihren Beinen ruhte. Sie saß elegant auf ihren Fersen, hatte knallrote Lippen und strahlte pralle Erotik aus. Alles in allem recht schön, geschmackvoll und kitschig – eben vom Jahrmarkt. Die Shakti¹ oder Energieform, die diese Skulptur auf mysteriöse Weise für mich verkörperte und der Wunsch meines Vaters ein Kind zu zeugen, zog mich zu diesem Paar, meinen zukünftigen Eltern, und ich „wählte" diese Familie. Diese schwarze Frau, die eine ungeheure Attraktivität für mich ausstrahlte, stand in späteren Jahren auf unserem Wohnzimmertisch und die goldene Schale wurde unerfreulicherweise als Aschenbecher benutzt, der täglich geleert werden musste, weil er überquoll. Ich schaute die Skulptur immer gerne an, liebte ihre Anwesenheit, hasste den Zigarettengestank und die verdreckte goldene Schale und wusste noch nicht, dass sie viele, viele Jahre später eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen sollte. Ich trug sie regelmäßig zum Mülleimer, drehte sie auf den Kopf, um sie von Asche, Gestank und Zigarettenstummeln zu befreien.

    Das Signal oder der Impuls in das Wieder-Geboren-Werden einzutreten, war mit dem simplen Erwerb dieser schwarzen Skulptur endgültig eingeleitet worden. Irgendwann, nach Monaten im Bauch meiner Mutter, kam mir schlagartig zu Bewusstsein, dass dieser bis dahin unbewusste Prozess Menschwerdung bedeutete. Es trat ein augenblicklicher vitaler Schock² ein, der meine ganzen Körperzellen und ebenso die meiner Mutter erfasste. Während der letzten Phase der Schwangerschaft lag meine Mutter mehrere Wochen nieder, weil ihr ein Abgang drohte und sie das Kind nicht halten konnte. Ich wollte diesen Prozess umgehend abbrechen. Ich wollte nicht wieder in diese Welt und trotzdem zog es mich mysteriöserweise hinein. Kurz vor meiner tatsächlichen Geburt träumte meine Mutter den Namen des Kindes: Petrus. Sie erzählte meinem Vater davon. Der, zuerst schockiert, stimmte zu und ergänzte, dass das Kind Priester werden sollte. So bekam ich, bevor ich überhaupt das Licht der Welt erblickte, meine Berufung und Vorbestimmung, die ich auf keinen Fall erfüllen würde.

    Meine Eltern vermittelten mir keinen Glauben oder die Weisheit einer Religion. Beide hatte der Bann der katholischen Kirche getroffen, da mein Vater geschieden war und meine Mutter einen geschiedenen Mann geheiratet hatte, beziehungsweise ein uneheliches Kind in die Ehe mitbrachte. Sie waren trotz dem Ausschluss von den Sakramenten sehr gläubige Menschen und besuchten regelmäßig Gottesdienste in den Kirchengemeinden außerhalb unseres Dorfes um „unerkannt" am Abendmahl teilnehmen zu können.

    Meine Erinnerungen an die früheste Kindheit bestehen hauptsächlich aus Zigarettengestank – meine beiden Eltern waren Kettenraucher – ständigen Angstattacken und dem Geruch von Alkohol, dazu die warme Stimme meines Vaters, die Liebe und Geborgenheit bedeutete, obwohl er auch schrecklich prügeln konnte.

    Die Familiengeschichte meiner Eltern war geprägt von den grausamen Auswirkungen des 2. Weltkrieges, der ihre Kindheit und Jugend zu einem Alptraum machte. Meine Mutter wuchs mit neun Geschwistern in einer Großfamilie auf. Sie hatte ihren Lieblingsbruder und ihren Vater im Krieg verloren. Ihr Vater weigerte sich den Hitlergruß zu leisten und sympathisierte mit den kommunistischen Ideen. Er wurde in Dachau in ein Erziehungslager gesteckt und starb in den ersten Kriegsjahren in Polen. Die zehnköpfige Familie wurde mit schwersten Restriktionen des Naziregimes gequält und jegliche staatliche Unterstützung verweigert. Zwei ihrer Brüder kamen mit schwersten Verletzungen aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Sie selbst erlebte Krieg und Soldaten als eine ständige Bedrohung von Übergriffen und sexuellen Belästigungen und als lebenslanges Stigma, da sie kurz nach Kriegsende ein uneheliches Kind zur Welt brachte. Dieser Umstand kam in der katholisch-ländlich geprägten Umgebung einer Todsünde gleich. Sie wurde selbst in ihrer Familie als Hexe beschimpft und musste zusammen mit ihrer älteren Schwester und ihrer Mutter für das Überleben der Familie in den Nachkriegsjahren sorgen. Sie war eine unglaublich leidenschaftliche Frau, sehr attraktiv, mit langen roten Haaren und einem unbändigen Lebenswillen.

    Meine Vater stammte aus einer angesehenen und wohlhabenden Familie, die in einem kleinen Dorf am Fuße des Schwarzwaldes lebte. Im Alter von fünfzehn Jahren wurde er in den letzten Kriegsmonaten an die Front beordert und kam schwer verwundet, mit wandernden Granatsplittern und chronischen Schmerzen in seinem Körper zurück. Er fasste nie richtig Fuß im Leben, hatte viele Jobs, verehrte und liebte die Frauen, zog oft durch die Gasthäuser und Tanzsäle und starb im Alter von zweiundvierzig Jahren in den Armen meiner Mutter. Ich war damals fünf Jahre alt.

    Durch den überraschenden Tod meines Vaters erlitt meine Mutter eine tiefe Depression, von der sie sich nie mehr ganz erholte. Sie arbeitete weiter am Fließband in einer Montagefabrik und die Schichtarbeit teilte nun ihr und mein Leben in „früh und „spät ein. „Spät hieß, wir sahen uns morgens beim Frühstück und dann den ganzen Tag nicht mehr. „Früh bedeutete, wir sahen uns am Nachmittag, wenn meine Mutter erschöpft und entnervt von der Akkordarbeit nach Hause kam und dann den Abend gemeinsam hatten.

    Nachdem plötzlichen Tod meines Vaters, veränderte sich mein Leben dramatisch. Jetzt gab es nicht nur die Angst, die mein ständiger Begleiter war, sondern dazu das Alleinsein. Ich hatte Zeit alles zu tun – oder nichts. Zumeist war ich auf der Straße und in den Wäldern unterwegs. Ich rannte, ich musste rennen, ich lebte in einer anderen Welt, die sehr energetisch und für die meisten Menschen in meinem Umfeld fremd oder sogar verrückt war. Es gab keine Begrenzungen, weder was die Erziehung, noch die Imagination betraf. Ich konnte mich mit meiner Vorstellungskraft überallhin halluzinieren und mir alles erdenkliche in meinem Geist ausmalen. Alles was ich tat geschah sehr kraftvoll und mit

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