Wie Ein Licht Im Dunkeln: Hardboiled Thriller (Redux Edition)
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Über dieses E-Book
Dieser findet sich unverhofft in einer Gefängniszelle wieder und kann nicht verhindern, dass sein Bruder Rico – schwer misshandelt – Feinsteins Organisation den Rücken kehrt und außer Kontrolle gerät.
Als Kissinger herausfindet, wer dafür verantwortlich ist, macht er einen Deal mit den Behörden und beginnt nach seiner Freilassung Rache zu nehmen.
Der Roman schildert in teils beklemmenden Bildern, wie sich zwischen Kissinger und seinem Erzfeind Princelow eine Spirale der Gewalt entwickelt, die beide unweigerlich in ein Duell auf Leben und Tod verstrickt.
Ein geheimnisvoller Wanderprediger versucht Kissinger dabei den rechten Weg zu weisen, doch alles deutet darauf hin, dass dieser den Punkt ohne Wiederkehr bereits überschritten hat.
Hart und kompromisslos geschrieben, ist dieses Buch eine Hommage an die amerikanische Gangsterliteratur der 1920er-Jahre, mit dem Ziel, den Geist dieses Genres in das 21. Jahrhundert zu transportieren.
Frank Christopher Schroeder
Inspiriert von der damals gängigen 'DIY (Do It Yourself)' Philosophie der Punk und Heavy Metal Gegenkultur beginnt Schroeder Mitte der 1980er Jahre zu zeichnen, zu malen und erste Songtexte, Gedichte und Kurzgeschichten zu verfassen. 1990 nimmt er an seiner ersten Bilderausstellung in Los Angeles teil, weitere nationale und internationale Ausstellungen folgen im Laufe der Jahre, im Jahr 2002 wird Schroeder Mitglied der Londoner Künstlergruppe The Stuckists.
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Buchvorschau
Wie Ein Licht Im Dunkeln - Frank Christopher Schroeder
Impressum:
Frank Christopher Schroeder, Wie Ein Licht Im Dunkeln
root@franklin-arts.com
www.frankchristopherschroeder.de
www.franklin-arts.com
3. Auflage
© 2020 Frank Christopher Schroeder
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagsgestaltung: Frank Christopher Schroeder, München
Bild von Renata Lepage, Sao Paolo, Brazil
eBook Ausgabe
Frank Christopher Schroeder, München
Brunhamstraße 21
D-81249 München
root@franklin-arts.com
www.frankchristopherschroeder.de
Frank Christopher Schroeder
Wie Ein Licht Im Dunkeln
Hardboiled Thriller (Redux)
Frank Christopher Schroeder
BildBildHardboiled
Die als „hardboiled („hartgekocht
) bezeichnete Form der Gangsterliteratur hat ihren Ursprung im Amerika der 1920er Jahre.
Sie definiert sich über eine besonders harte und schnörkellose Erzählweise sowie über die zynische und kompromisslose Haltung mit der sich die Figuren durch eine korrupte und gewalttätige Welt bewegen, in der die Grenzlinie zwischen Gut und Böse selten klar ersichtlich ist.
Hardboiled Literatur wird im Englischen oft auch „Pulp Fiction" genannt, da die Geschichten anfänglich in auf billiger Pulpe gedruckten Groschenheften veröffentlicht wurden.
INHALT
Teil 1: Remember Tomorrow
Kapitel 1
Kapitel 2
Teil 2: The Zoo
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Teil 3: Armed And Dangerous
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Teil 4: Wrecking Crew
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Teil 5: Lost Horizons
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Teil 6: Raging Waters
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Teil 7: And Then There Were None
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Glossar
Literaturhinweise
Verwendete Bibelzitate
Über den Autor
210_alternativ.tifTeil 1: Remember Tomorrow
„Hüten Sie sich vor den Serienmördern." – Kissinger
KAPITEL 1
Indigo und Schwarz, Denim und Leder, die Uniform der Achtziger. Auch Kissinger hatte sie getragen, damals, als er jung war. Er war einen sehr weiten Weg gegangen und hätte sich niemals träumen lassen, dass er ausgerechnet hier enden würde. Der Arzt hatte ihm ein starkes Beruhigungsmittel gegeben und seine Gedanken waren bleiern langsam. Das Halbdunkel und die unwirkliche Stille im Todestrakt taten ihr Übriges. Der Geist musste abschweifen, es gab sonst nichts zu tun. 23 Stunden alleine in der Zelle, eine Stunde Hofgang, wenn die anderen Häftlinge nicht draußen waren.
14 Und er rief die ganze Volksmenge zu sich und sprach zu ihnen: Hört mir alle zu und versteht!
Die einzige Zerstreuung, die man ihm zugestand, war diese Bibel. Neues Testament, überarbeitete Version. Ausgerechnet. Kissinger las sie fortwährend. War er am Schluss angelangt, fing er wieder von vorne an.
15 Nichts, was außerhalb des Menschen ist und in ihn hineinkommt, kann ihn verunreinigen; sondern was aus ihm herauskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt.
Unweigerlich musste Kissinger wieder und wieder an seine Jugendzeit denken, die jetzt weit, weit weg schien, wie in einem anderen Leben fast. In der Erinnerung war alles immer besser.
Zeit ist ein Konstrukt des Geistes.
Er musste an Stella denken, überirdisch schön, cool, weltgewandt. Sie war einer der wenigen Menschen, der gewisse Dinge genauso liebte wie Kissinger. Sie teilte seine Vorlieben nicht, aber sie respektierte die Tatsache, dass er überhaupt Vorlieben hatte. Er musste an Beatrice denken, exotisch und geheimnisvoll. Frauen. Rückblickend betrachtet überraschte es ihn, wie viele es doch gewesen waren. Kissinger hatte sich bietende Gelegenheiten selten so konsequent genutzt wie seine Freunde. Seine Leidenschaft galt dem Ritual, nicht dem Vollzug.
16 Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre!
Sein ganzes Leben war Kissinger von Hit zu Hit – er nannte sie Projekte – gehetzt, die Momente des Nachdenkens waren wenige gewesen und selten. Und auf einmal hatte er alle Zeit der Welt zum Nachdenken.
Sie würden ihm den Prozess machen, so viel war sicher. Allein die Tatsache, dass sie ihn bereits vor Prozessbeginn – noch vor der Anklageverlesung – in der Todeszelle einquartiert hatten, verhieß nichts Gutes hinsichtlich eines zu erwartenden Prozessverlaufs. Offiziell hieß es, seine Unterbringung sei der Überbelegung des Gefängnisses geschuldet, aber Kissinger wusste es besser. Man schickte ihm damit eine Nachricht. Sie wussten Bescheid.
17 Und als er von der Menge weg nach Hause gegangen war, fragten ihn seine Jünger über das Gleichnis.
Ein Vorteil des Todestrakts bestand darin, dass er mit den anderen Insassen nur selten in Kontakt kam und wenn dies doch geschah, ließen sie ihn in Ruhe und erwiesen ihm ihren Respekt. Keiner wollte sich mit einem Killer anlegen.
Kissinger hatte eigentlich keine Angst vor dem Tod, er hatte alles erlebt. Er hatte das Leben und den Tod gesehen, das Schöne und das Hässliche, die Liebe, den Hass.
Was ihm allerdings eine Heidenangst machte, war der elektrische Stuhl. Für Kissinger war es daher nur konsequent, dass sie ihn ausgerechnet in einem Staat verhaftet hatten, in dem der elektrische Stuhl immer noch eingesetzt wurde. Es passte ins Bild.
Ihr Ende gibt den Dingen erst ihren Sinn.
Kissinger versuchte trotz der ihm verabreichten Medikamente mit Meditation sein mentales Gleichgewicht zu erhalten. Als Nebeneffekt mischten sich Zen-buddhistische Koans zusätzlich zu den Fragmenten der Songtexte und den Bibelzitaten in seinen regulären Gedankenfluss.
Die Grenze verschwamm.
‚Gestern‘ existiert nicht.
18 Und er sprach zu ihnen: Seid auch ihr so unverständig? Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht verunreinigen kann?
Er dachte an die Nacht im Bahnhof von Bristol, September 1985, nach dem Konzert im Hippodrome. Es war gut gewesen, es war laut gewesen, das einzige Konzert seiner Erinnerung nach, das wirklich die Schmerzgrenze überschritten hatte. Den letzten Zug nach Hause hatten sie um eine Stunde verpasst.
Crusader, crusader …
19 Denn es kommt nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und wird auf dem natürlichen Weg, der alle Speisen reinigt, ausgeschieden.
Es war bitterkalt im englischen Herbst, eine Wärmestube gab es nicht, für ein Hotelzimmer fehlte das Geld. Der Bahnsteig war zwar überdacht, aber an den Seiten offen. Die Kälte zog unerbittlich durch den Bahnhof, der Blick auf die Uhr verhieß endlose Stunden bis zum ersten Zug am Morgen. Und doch hatte es sich gelohnt. Irgendwann, es war noch dunkel, öffnete das Taxifahrercafé im Bahnhof. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis man sie hineinließ, Kissingers ganze Überzeugungskraft war an diesem Punkt vonnöten gewesen. Die Taxifahrer in Bristol waren ein stolzes und stures Volk und offiziell hatten nur Taxifahrer Zugang zum Café mitten in der Sperrstunde. Der Tee, den sie dann letztendlich doch zu trinken bekamen, schmeckte spektakulär.
To the power. And the glory …
Essen konnten sie nichts, obwohl sie hungrig waren und man ihnen freundlich etwas angeboten hatte. Um vor Sonnenaufgang Blutwurst verdauen zu können, musste man wahrscheinlich Engländer sein.
20 Er sprach aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen.
Dass Kissinger jetzt ausgerechnet hier gelandet war, konnte kein Zufall sein. Und dass er nicht telefonieren durfte, obwohl es ihm von Rechts wegen her zugestanden hätte, war eine weitere deutliche Nachricht.
Ich bin nicht dieses Hemd.
Ein Anruf hätte genügt, Riceman hätte gewusst, was zu tun gewesen wäre. Der Anwalt hätte einfach eine Verlegung in einen anderen Bundesstaat veranlasst, in dem es keine Todesstrafe gab. Damit hätte Riceman genug Zeit geschunden, um ihn rauszuholen. Jetzt aber standen die Sterne schlecht.
21 Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor, Ehebruch, Unzucht, Mord.
Kissinger versuchte sich vorzustellen, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er damals nicht mit Dr. X ins Gespräch gekommen wäre – in jener Nacht, in dieser Bar. Dr. X war in Wirklichkeit gar kein Doktor, Kissinger nannte ihn nur in seiner Vorstellung so. Nach dem Bösewicht in Operation Mindcrime. Dr. X hatte ganz offensichtlich etwas in ihm gesehen, ein Potenzial, das er als förderungswürdig erachtet hatte. Hätte es diese Begegnung nie gegeben, wäre Kissinger vielleicht sesshaft geworden, hätte einen legalen Beruf ergriffen, hätte geheiratet und ein normales Familienleben irgendwo in der Vorstadt gelebt.
Eine unwahrscheinliche Vision. Kissinger hatte sich in der Gesellschaft meistens als Außenseiter, als Beobachter gefühlt. Die Theorie des Multiversums besagt, dass es nicht nur eine Realität gibt, sondern dass viele fast identische Versionen der Realität nebeneinander existieren, die sich nur in Details voneinander unterscheiden, je nachdem, welche Entscheidungen man im Laufe der Zeit getroffen hat.
Folgte man also dieser Theorie, existierte vielleicht irgendwo diese bürgerliche Alternativversion Kissingers. In einem Paralleluniversum oder einer alternativen Realität hätte das möglich sein können. Das half ihm allerdings jetzt nicht weiter.
Denn in DIESER Realität hatte er Probleme.
Kissinger sah den Dingen ins Auge. Er war so schuldig, wie man nur sein konnte, er würde brennen. Erst auf dem Stuhl. Dann in der Hölle. Oder sonst wo. Die Frage war, wie viel sie wussten. Und woher.
22 Diebstahl, Geiz, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.
Kissinger hatte sein Tun immer damit gerechtfertigt, dass er prinzipiell nur Leute tötete, die es verdienten. Das war reiner Selbstbetrug, denn seine Auftraggeber waren genau die gleichen Drecksäcke wie seine Opfer. Was ihn bis dato gerettet hatte – und was ihm Respekt von allen Seiten eingebracht hatte –, war sein Kodex.
Vor jedem neuen Auftrag prüfte Kissinger die Sachlage dahingehend, ob der Hit mit seinen Prinzipien vereinbar sei. Keine Kinder, keine Frauen, keine politisch motivierten Aufträge, keine Eifersuchts- oder sonstigen emotionalen Racheszenarien.
Der Glaube an seinen Kodex ging so weit, dass Kissinger tatsächlich einmal einen Auftrag pro bono übernommen hatte. Die Tochter eines einschlägig bekannten italo-amerikanischen ‚Geschäftsmannes‘ war entführt und ermordet worden. Man hatte den Täter gefasst und angeklagt (ihm wurden noch sechs weitere Morde an Kindern zur Last gelegt). Aus formalen Gründen musste die Anklage fallen gelassen werden und der Täter kam trotz einer erdrückenden Beweislast auf freien Fuß. Beim Verlassen des Gerichts war der Mörder an der Frau des Geschäftsmannes vorbeigekommen und hatte ihr im Vorbeigehen ins Ohr geraunt: „Und dich ficke ich als Nächstes, du Schlampe." Dann hatte er gelacht. Die Frau erlitt daraufhin im Gang einen Schwächeanfall.
Der Geschäftsmann hatte den Fall Kissinger vorgetragen. Während der Suche nach seiner Tochter und während der Gerichtsverhandlung waren seine Geschäfte schlecht gelaufen, sodass der Geschäftsmann gezwungen war, Kissinger die Bezahlung seines Honorars auf Raten anzubieten. Kissinger hörte sich die Details genau an und übernahm daraufhin den Auftrag ohne Bezahlung, nicht einmal die Auslagen ließ er sich erstatten.
Er tat das nicht aus Berechnung, sondern aus Überzeugung, und seine von allen Seiten als edel betrachtete Tat machte die Runde, auch aufseiten der Behörden. Selbst die Presse hatte unverhohlen ihre Freude über das unfreiwillige Ableben des Kindermörders zum Ausdruck gebracht. Seit dieser Zeit gab es eine Art unausgesprochene Vereinbarung zwischen der Polizei und Kissinger. Er konnte tun, was er tat, und die Polizei sah – solange keine Unschuldigen zu Schaden kamen – nicht so genau hin.
23 All dieses Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen.
Bei Licht betrachtet war der Kodex natürlich Augenwischerei, eine Methode, die sein Geist sich zurechtgelegt hatte, um sein Tun vor sich selbst rechtfertigen zu können. Hin und wieder war es bei der Erledigung seiner Aufträge durchaus zu Kollateralschäden gekommen.
Einmal hatte er mit einer ferngezündeten Autobombe nicht nur die Zielperson, sondern auch drei weitere sich ebenfalls im Fahrzeug befindliche Personen getötet, die eigentlich an jenem Abend nicht hätten dort sein sollen. Die drei waren zwar auch keine unbeschriebenen Blätter, aber sie waren keine Mörder, es gab keine Rechtfertigung für ihren Tod.
Kissinger hatte gelernt, mit diesen Ungereimtheiten in seiner Philosophie und seinem Verhalten zu leben. Kissinger hatte die Fähigkeit, gewisse Dinge konsequent auszublenden. Sie existierten dann einfach nicht.
Some people say …
Überhaupt, die Musik. Die Anstaltspsychologin – in diesem Gefängnis wurden sogar die Untersuchungshäftlinge psychologisch betreut – hatte diagnostiziert, dass seine Musik eine der Ursachen für seine Aggressionen sei. Nachdem sie das gesagt hatte, hatte Kissinger sich nach vorne gebeugt und in der ruhigen Art eines Zen-Meisters mit tiefer Stimme zu ihr gesagt:
– „Wirke ich wie ein aggressiver Mensch auf Sie?"
Sie hatte ihn entgeistert angeschaut.
– „Sehen Sie, man wirft mir vor, ein Auftragskiller zu sein. Kein Serienmörder. Ich bin zwar beides nicht, aber hier ein Rat für die Zukunft: Hüten Sie sich vor den Serienmördern."
Nachdem er das gesagt hatte, schaute Kissinger der Psychologin wortlos tief in die Augen und zog die linke Augenbraue nach oben. Es sollte ihre letzte gemeinsame Sitzung gewesen sein.
Ich bin nicht meine Gedanken.
Was würde jetzt kommen? Kissinger war sich nicht einmal sicher, ob hier die Todesurteile wirklich noch durch den elektrischen Stuhl vollstreckt wurden, auch wenn es ins Bild gepasst hätte. Irgendwann würden sie ihn telefonieren lassen müssen, dann würde er endlich selbst etwas tun können anstatt nur dazusitzen und zu warten, dass andere etwas taten. Die bleierne Müdigkeit kehrte zurück. Seine Erinnerungen vermischten sich und bescherten Kissinger in der Folge einen sehr bildhaften und unangenehm realistischen Albtraum. Er wachte desorientiert auf.
Kissinger musste etwas tun, um die Lethargie zu bekämpfen. Liegestütze, Sit-ups, Gymnastik, Yoga, alles hatte er versucht, regelmäßig durchzuziehen. Die Enge der Zelle beschränkte seinen Aktionsradius, es fiel ihm unendlich schwer, sich aufzuraffen, was wahrscheinlich auch am durch