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Der Dessousschneider: Eine erotisch-mörderische Geschichte aus München, Venedig und Mallorca
Der Dessousschneider: Eine erotisch-mörderische Geschichte aus München, Venedig und Mallorca
Der Dessousschneider: Eine erotisch-mörderische Geschichte aus München, Venedig und Mallorca
eBook355 Seiten4 Stunden

Der Dessousschneider: Eine erotisch-mörderische Geschichte aus München, Venedig und Mallorca

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Über dieses E-Book

Dieser erotische Kriminalroman ist vor allem eine Anbetung von Frauen…
Zugegeben, nicht alle Frauen werden hier angebetet. Denn in dieser Geschichte wird den älteren (so ab 44+) und den etwas dickeren Frauen (so ab Größe 44+) "das Hohe Lied gesungen". Ein Lied voller Zuneigung und Bewunderung! Die Damen dieser Geschichte sind von mir keinesfalls frei erfunden worden – diese mutigen und nicht zuletzt sexy Frauen existieren tatsächlich (irgendwo), ich habe ihre vielen Facetten und Eigenschaften nur so "durchgerührt", dass ich nicht glaube, irgendjemand könnte auch nur eine von ihnen identifizieren. Und wenn Sie dennoch glauben, Sie kennten eine oder mehrere, seien Sie einfach ein(e) Gentle(wo)man und schweigen Sie. Sollten mir fremde Damen glauben, ich hätte Aspekte oder Maße von ihnen verwendet – nix da, die Damen sind von mir alle im Voraus befragt und informiert worden und haben alle gerne zugestimmt! Deshalb bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Ruth, Sarah, Jana und Esther für ihre Unterstützung und die vielen tiefen Einblicke, die sie mir erlaubt haben!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Apr. 2021
ISBN9783753185125
Der Dessousschneider: Eine erotisch-mörderische Geschichte aus München, Venedig und Mallorca

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    Buchvorschau

    Der Dessousschneider - Klaus Bock

    Titel

    Klaus Bock

    Der Dessousschneider

    4. überarbeitete Auflage.

    Die mit dem alternativen Ende.

    Im Januar 2020

    Copyright 2013-2021 Klaus Bock

    Umschlaggestaltung Klaus Bock

    Erschienen bei VEB Querstrom

    (Verein eigenpublizierender

    Buchautoren Querstrom)

    Vorwort

    Dieser erotische Kriminalroman ist vor allem eine Anbetung von Frauen… Zugegeben, nicht alle Frauen werden hier angebetet. Denn in dieser Geschichte wird den etwas Älteren (so ab 44+ Jahre) und den etwas kräftigeren Frauen (so ab Größe 44+) „das Hohe Lied gesungen. Es ist ein Lied voller Zuneigung und Bewunderung! Die Damen dieser Geschichte sind von mir keinesfalls frei erfunden worden – diese mutigen und nicht zuletzt sehr sexy Frauen existieren tatsächlich (irgendwo), ich habe ihre Facetten, Eigenschaften und Vorlieben nur so „durchgerührt, dass ich nicht glaube, irgendjemand könnte auch nur eine von ihnen identifizieren. Und wenn Sie doch glauben, Sie erkannten eine oder mehrere von ihnen, seien Sie einfach ein(e) Gentle(wo)man – und schweigen Sie. So geht das nämlich. Sollten mir fremde Damen oder ihre Herren glauben, ich hätte Aspekte oder Maße von ihnen verwendet, 1.) wie könnte ich und 2.) nix da, nein, die Damen sind alle im Voraus befragt und informiert worden und haben alle gerne zugestimmt.

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    Deshalb bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Ruth, Sarah, Jana, Esther und Frau Lucchetta für ihre Unterstützung und die vielen tiefen Einblicke, die sie mir erlaubt haben!

    Klaus Bock im Dezember 2012

    Fortyfourplus

    Die folgende Geschichte spielt weitgehend im und um das fortyfourplus. Das ist ein sehr kleines aber sehr exquisit geführtes Dessousgeschäft in der Münchner Innenstadt, und sie führt den Leser an Handlungsorte in Venedig und Palma de Mallorca.

    Das fortyfourplus bietet (Maß-) Dessous und Korsetts für Frauen ab 44 – und damit sind Alter und Größe gemeint!

    Besitzer und Chefdesigner von fortyfourplus ist der Schneidermeister Maximilian Xerxes, ein Zugreister, wie die Mün­chner sagen, oder ein Preiss.

    Max hat erst Schneider gelernt, dann seinen Meister gemacht und schließlich die Kunstakademie besucht. Später war er Bühnenbildner am Staatstheater.

    Seine Chef- und einzige Verkäuferin ist Frau Lucchetta, mit der ihn ein langes vertrauensvoll-freundschaftliches Ver­hältnis verbindet, und die seine rechte Hand in vielen Dingen ist und mit der er nie etwas hatte.

    Dann gibt es da noch das allseits unterschätzte Faktotum Wolfgang, einen Alleskönner und den Kater Mr. Spock. Und natürlich sind da die verschiedenen Kundinnen – Sie erinnern sich? Alle ab 44+!

    Die Max interessierenden Kundinnen sind also üppige Frauen, viele im besten Alter von 50 plus/minus 10 Jahre, einige sehr, sehr sexy und manche auch ein wenig verliebt in den „Meister", wie sie ihren Max nennen.

    Anfangs interessieren uns vor allem Esther, Ruth und Jana, um nur die wichtigsten zu nennen. Später werden dann noch Rebecca und Sarah hinzukommen.

    Die folgenden drei Tage waren der Höhepunkt im Laufe des Jahres in der Geschichte um die, die uns am meisten interessieren sowie Frau Lucchetta und Max und Wolfgang. Es waren nämlich die drei Tage in Venedig mit einer großen Modenschau und verschiedenen wirklich sehr bemerkenswerten Fotosessions. Venedig spricht noch heute davon!

    Gerade in diesem Moment ist die Modenschau in der Ca´ Albrizzi kurz vor dem Ende. Weil das der Höhepunkt aller Höhepunkte ist, lassen Sie uns endlich ohne weitere Umschweife beginnen.

    Heben wir also den Vorhang zum ersten Akt in Venedig:

    Venedig

    Gewaltiger Applaus brandete auf als die Models noch ein letztes Mal über den catwalk schritten. Die Linardi lüpfte den Vorhang ein wenig, um neugierig hinaus schauen zu können – Max gab sich cool – das waren seine Mädels!

    Obwohl er hinter der Linardi stand, konnte er sehen, wie sie – seine Mädels – das handverlesene Publikum aus Modejournaille und Einkäufern ausgewählter Boutiquen aus halb Europa ein letztes Mal begeisterten, selbst die Grand Dame von der Vogue und die Neue von Cosmopolitan erhoben sich, um sich den Standing Ovations der anderen Gäste anzuschließen.

    Gerade neigte sich Esther, ihr eigenes Champagnerglas zier­lich balancierend vor, und zauberte das andere in die Hand des Conte. Dabei schaute sie seine Gattin fragend an und hauchte ihm – nachdem die Gattin fast unmerklich genickt hatte – einen Kuss auf die Wange, der Conte revanchierte sich galant mit einem Handkuss.

    Sagenhaft, wie sich der lange Halbmantel aus Straußenfedern an Esthers Rückseite zum Boden schmeichelte, sich auffächerte, Einblicke erlaubte und augenblicklich wieder verhüllte, wie sich die Lichter der prunkvollen Deckenlüster in den Farben der Federn wiederfanden, wie sich die Farbpalette in den Dessous wiederholte.

    Esther trug jetzt die gewagteste Kreation des Abends: Ein Halskorsett, pechschwarz, das wie ein V zwischen ihren Brüsten endete und am anderen Ende, knapp unter jedem Ohr in einen Stehkragen mündete. Eingehakt war das V unsichtbar an einem Unterbrustkorsett, gleichfalls schwarz und über den Rücken sehr eng geschnürt.

    Sehr lange hatte Max mit Esther diskutiert, ob der Abschluss des V zu ihren Brüsten hin und der Abschluss des Korsetts darunter Pfauenaugen sein sollten, die körbchenbildend ineinander fassten und Esthers üppigen Busen blickdicht umschmeicheln, oder wenigstens ihre Brustwarzen frei lassen sollten. Durchgesetzt hatte sich Max…

    Und die sich ansonsten so tough gebende Esther bog gerade ihren Nacken venezianisch elegant zurück, und mehr sicht- als ahnbar grüßten metallicblaue Brustspitzen toppelegant ihren auserwählten Bewunderer…

    Das Zusammenspiel ihrer beider Präsentationen war wirklich exzellent geworden, obwohl Max und die Linardi eigentlich nur das Hairstyling abgesprochen hatten, und Haare und Gesichter der Mannequins nun bestimmt nicht die eigentlichen Highlights der Show waren.

    Die schmalen langhaarigen Models der Linardi zeigten durchaus ungewohnten Look, denn zu ihrer zarten Wäsche trugen sie strenge Frisuren mit hohen Rädern auf dem Kopf, bei deren Kreation auch Max gestaunt hatte: Der venezianische Figaro hatte die geglätteten Mähnen der Models auf Kissen gedreht (die Max zuerst für Wäschestücke der Linardi gehalten hatte, vielleicht hatte sich der Figaro da auch einen besonderen Gag erlaubt), dann mit Klammern unsichtbar in den verschiedensten Winkeln auf den Köpfen festgesteckt, und schließlich mit langen Nadeln feine Haarvorhänge unter den Haarrädern hervorgezogen.

    Die optische Wirkung war sensationell: Feine Haarvorhänge schmeichelten in bizarren, von der Schere anders gezauberten Winkeln vor den Gesichtern der Models, die Winkel veränderten sich, sobald die Mädchen den Kopf wandten, sie verschleierten die Gesichter wie Tüll, sobald die Trägerin auf dem Laufsteg innehielt oder wehten frech nach oben, wenn die Mannequins in die Nähe der Windmaschinen kamen.

    Zum zweiten Durchgang hatte der Venezianer dann mit farbigem Gel gearbeitet, alle Haarspitzen hatten blitzschnell die Farbtöne der präsentierten Wäscheteile erhalten und vor dem dritten Durchgang hatte er noch mit zusätzlichen Federn und Pailletten auf den Haarspitzen gearbeitet.

    Max selbst hatte die Haar- und Kopfskulpturen für seine Models in München kreiert, hatte dafür viele Stunden mit Frank im Salon Scalp zugebracht. Nach alten Handwerksmethoden und nur mit besten Materialien wurden kunstvolle Perücken gebaut, jede war auf die Trägerin genau abgestimmt.

    Esther zum Beispiel hatte bei der ersten Anprobe den neongrün-orange-blauen Bob gar nicht mehr hergeben wollen und konnte kaum aufhören, sich zu schütteln und sich vor den Spiegeln zu verbeugen – erst recht, als Frank noch Körperfarben hervorholte und ihre Augen, ihre Nase, und zur Hälfte auch ihren Mund in eine auf ihr Gesicht gehauchte Maske, hingepinselt wie in asiatischen Kalligrafien, verschwinden ließ.

    Max hatte vor der Show mehrfach geübt, die Kunst eines Maskenbildners war ihm heute allerdings ganz hervorragend gelungen.

    Esthers Verwandlung im zweiten und dritten Lauf gelang nahtlos. Zum Silberkorsett aus Lederstrick wurde ihre Perücke erst weiß besprüht und streng nach hinten gestylt, weißgrundig wurde auch ihr Gesicht, in dunklem Rot leuchtete nur der Mund. Danach waren ihre Haare in pechschwarz vom Nacken her hochgetrimmt worden, liefen in aufgefächerte Spitzen aus.

    Nun muss man, um die fast überbordende Begeisterung des Publikums zu verstehen, wissen, dass „Max´ Mädels" a) keine Profimodells waren und b) zwischen 40 und 55 Jahre alt und c) üppig gebaut waren – sie trugen Größe 42 bis 46! und d) exquisite Dessous präsentierten.

    Sie waren also alles andere als typische Models, sozusagen der Gegenentwurf zum Model.

    Als Ruth mit ihren gut 50 Jahren als erste der „Max´ Mädels" den catwalk betrat (vorher hatten die eher klassischen (dünnen) Modells der Cristina Linardi wohl 15 Minuten lang den Laufsteg beherrscht), war einen Moment lang atemlose Überraschung im Publikum zu spüren – man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können. Dann hatten sich die ersten schüchternen (weiblichen) Hände zum Applaus entschlossen, und schließlich brandete lauter Beifall durch die alten Hallen des Ca´ Albrizzi: Applaus, Applaus und viele Bravos und Bravissimos…

    Bei Ruths Perücken hatte Frank mit Ondulierofen und Lockeneisen gearbeitet. Sanfte Fresh-Curls in rostrosè lagen wie eine Kappe um Ruths Kopf als sie den Catwalk eingangs betrat, danach war es vielfarbig-violette Fülle mit asymmetrischem Mittelscheitel, zuletzt wieder eine Kappe mit glattweißem Haar und nur einer Vorderleiste aus Gesichtslocken. Zu jeder Frisur trug Ruth den auf ihre Dessous abgestimmten Hauch von Hütchen.

    Wegen der neuen Mode waren die Gäste gekommen, man hatte einiges erwartet, Cristina Linardi und Max Xerxes waren eben „big shots im Wäschegeschäft – die Stars des Abends wurden dieses Mal aber nicht die Modeschöpfer – eben die Linardi und Max – sondern die „richtigen Frauen Esther, Ruth und Jana. Wunderbar üppige Frauen – aber eben keine Models!

    Die anwesenden Damen waren es zufrieden, dass die Mode auch an ihnen richtig gut aussehen würde und nicht nur an den „Hungerhaken, die anwesenden Herren würden in ihren Clubs von einem „Bild für die Götter sprechen oder gleich von den „dive germaniche", den deutschen Göttinnen, obwohl es Deutsche waren, aus Sicht des Italieners ja eher Barbarinnen.

    „S…quisita", zischte die Linardi begeistert und es war Max völlig egal, ob sie die exquisite gemeinsame Show meinte, ob seine oder die eigenen Kreationen, ob die jetzt überschäumende Stimmung in der Ca‘ Albrizzi oder – und das schien ihm logisch – diese einfach geballte Wucht von gut ausgepackter weiblicher Schönheit. Sinnlichkeit, das hatte er gewollt, sogar Sinnlichkeit pur. Lebendiges Leben mit Elegance, Stil, Perfektion und nicht zuletzt handwerklicher Extraklasse, überzuckert von einem Hauch illustrer Dekadenz. Und genau das war es auch geworden.

    Venedig oder jedenfalls ihre handverlesenen geladenen Gäste lagen ihnen zu Füssen, ihnen allen!

    „Beeilung, hatte er „seine Drei noch angefeuert, als die ersten Töne von Eric Claptons magischen Fingern das Fi­nale der Modenschau intonierten.

    Er hatte ihnen jeweils zwei Champagnergläser, eines in jede Hand, gedrückt, wollte ihnen noch die richtigen Platznummern der wichtigsten der wichtigen Gäste zuflüstern, aber es war bereits alles nur noch wonderful, wonderful tonight.

    Carla, Maria und Sophia, die drei italienischen Profimodelle, die Max für diesen Abend zusätzlich angeheuert hatte, um die neuesten Dessous seines Labels MassimoX zu präsentieren, nahmen sich jeweils ein Tablett mit sechs der eleganten Champagnerflöten und schritten hüftenschwingend, einen Fuß gekonnt vor den anderen setzend, über den Laufsteg.

    Bei Jana, der Naturblonden, fiel das Deckhaar wie ein großer Champagnerkorken schräg aus dem Wirbel über die rechte Gesichtshälfte, und schwang auf Kinnlänge zu einer feinen Spitze aus, sobald sie den Kopf nur leicht geneigt hielt. Die linke Haarseite hatte Frank in ein Halbrund knapp unter der Augenbraue geschnitten, dass vor dem Wangenbogen endete und das linke Ohr frei ließ.

    Janas Metamorphose war ihr kurzes Naturhaar, abwechselnd in Silber und Gold.

    Auch Jana hatte ihren Abschlusswalk: Schwarzhaarig auf weiß geschminktes Gesicht, sie trug eine Gesichtsmaske aus grober weißer Gaze, die Max mit riesigen Katzenaugen bemalt und mit überlangen Wimpern versehen hatte.

    Zielsicher trippelte Jana auf den 12 cm Höhe ihrer Sandaletten in eine knallrote seidene Winzigkeit an Korsett unter dem Luxusnegligé aus Fee gewandet den Laufsteg entlang; der Hauch ihres Hütchens warf zauberhafte Schatten auf die Maske.

    Es waren wirklich die deutschen 42-44-46 Größen, die die Italiener zum Rasen brachten, üppige Dekolletés eben, und nicht die flachbrüstigen, langbeinigen Profimodels nach drei durchgehungerten Dekaden eines entbehrungsreichen Mannequinlebens.

    Wir müssen den Lauf der Geschichte hier leider für einen Moment anhalten, um endlich Max vorzustellen:

    Das feine, nachtblaue Handschuhleder, aus dem Max Gehrock und die schmale Hose, die er diesem so besonderen Abend trug, geschneidert waren, passte sich jeder noch so kleinen Bewegung seines Körpers an. Er war elegant. Der lang gestreckte Kragen des Jacketts war mit mattschwarzer Seide unterlegt, mattschwarz war auch sein Suitshirt. Und nur, wer wirklich ganz genau hinsah, konnte erkennen, dass in die Seide jeweils winzig klein das Logo MassimoX eingewebt war, ganz so, wie es auf den Wäschezeichen von Max Label zu sehen war.

    Dass er sich so auf der Modeschau in Venedig zu zeigen hatte, war die Idee von Frau Lucchetta gewesen, Max selbst hatte lange gezögert. Er wollte keinesfalls auch nur einen Hauch von schwul wirken, und auch nicht wie der typische Designer auftreten.

    Aber Frau Lucchetta war hartnäckig geblieben. „Vertrau mir Chef, hatte sie gesagt, „Du wirst umwerfend aussehen und niemand, wirklich niemand könnte dich jemals für schwul halten, wirklich nicht. An deiner Figur sieht man einfach, wie oft du schwimmst, und dass Du kein Gramm zu viel oder etwa zu wenig hast. Wenn dir dann eine Italienerin zuflüstert, dass du wie ein Bocconchino aussiehst, wirst du wissen, dass sie dich für höchstens vierzig und nicht fünfundfünfzig hält, und ich werde dich nicht verraten.

    Max hatte gelacht. Wie vierzig aussehen, war keine schlechte Vorstellung fand er, der Mitte fünfzig war. Er hatte noch einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen, dabei die immer noch sehr vollen Haare mit nur wenigen Silberfäden darin gesehen, die er mittellang trug.

    Das letzte Wort aber hatte sein Schneiderfreund Harry ge­sprochen, der den Anzug gearbeitet hatte und der damit wirklich ein Meisterwerk hingelegt hatte.

    „Du nimmst Slipper dazu, wie immer, oder?", hatte er gefragt.

    „Ja klar. Ich werde auch Kniestrümpfe tragen, keine Sorge. Auch wenn ich sie hasse, diese Quälgeister."

    Die Slipper hatte Max aus derselben Quelle bezogen wie der Papst. Wenn er daran dachte, musste er immer noch schmunzeln. Denn das war wirklich das Einzige, was Papst und er gemeinsam hatten.

    Gut, genug davon, lassen wir die Show weiterlaufen:

    Max grinste die neben ihm durch den Vorhang spechtende Linardi an und sagte glücklich: „Titten und Arsch, die wirken eben, Bella mia", obwohl sie zumindest das Erste nicht verstehen würde.

    Sie verstand „… guarda, Ruthä" strahlte sie ihn nämlich zur Antwort an und deutete auf die Größe 46, die sich so­eben ganz vorne am Laufsteg lässig bückte.

    Dieser strahlende Po! Max war begeistert. Er wollte sich noch­ einmal beglückwünschen zu seiner Idee für gerade diesen Slip, und für die Wahl, dass Ruth in präsentierte – aber dazu kam er nicht mehr.

    Denn die Linardi zog in hinaus vor den Vorhang, und Hand in Hand folgten er und die Linardi endlich den immer lauter werdenden Rufen nach ihnen, sie verbeugten sich, sie strahlten mit den Models, mit Jana, mit Esther, mit Ruth um die Wette. Und natürlich der Haute volee. Standing Ovations, Bravorufe – im Hintergrund lief „We are the Champions", Goldflitter in der Luft. Glückliche Gesichter all überall!

    Sie verbeugten sich in alle Richtungen, sie klatschen dem Publikum zu, die Linardi verteilte Luftküsschen, sie grüßten ihnen bekannte Gesichter.

    Und die sollten ja in erster Linie ordern, zumindest aber glanzvoll berichten von dieser – wie Max fand – einmaligen ersten München-Venezianischen WäscheTraumShow: Voll satter Erotik, heißer Kurven, üppig wogender Busen und schwingender Pos – das war geballtes Leben auf dem Laufsteg.

    Sollten sie sich verlieben in die Labels, und von ihm aus auch in die Frauen, die die Kreationen so unnachahmlich und so selbstsicher trugen. Für „drunter", natürlich, für be­sondere Momente.

    Das in historische venezianische Kostüme gekleidete Personal des Caterers verteilte inzwischen Champagner an alle. Und die Models, darunter die Stars des Abends Esther, Ruth und Jana, sowie Cristina und Max und Frau Lucchetta, ohne die er das hier alles nicht hätte stemmen können, mischten sich unter das Publikum.

    Agentur-Fotografen und die lokale Presse ließen ein Blitzlichtgewitter über alle herniedergehen; GALA, Cosmo­politan, ELLE, FashionTale, Glamour oder Harpers Bazar und all die anderen lokalen Hefte wollten versorgt werden – und die Motive der leicht bekleideten Models zwischen den Gästen in Abendgarderobe in den eleganten Räumen der Ca` Albrizzi waren natürlich fantastisch... Hier mischten sich in Jahrhunderten erworbene Eleganz und Stil mit Schönheit, einem Hauch von Dekadenz (nur ein Hauch?) und viel, viel Geld! Boulevard, was willst Du mehr?

    Gegen 23 Uhr verzogen sich die letzten Gäste, die Models schminkten sich ab, kleideten sich um und waren schnell fertig für den kurzen Weg zu den bereits wartenden Wassertaxis, die sie zum Fischmarkt bei Rialto bringen würden, hinter dem sich wiederum das Restaurant „Al Peoceto Risorto befand, das Max zur Feier des Tages gemietet hatte. Das „Peoceto ist ein kleines, intimes Restaurant, das nur in wenigen Reiseführern verzeichnet ist, in dem er aber gerne aß, wenn er in Venedig war.

    „Risorto?", machte sich Wolfgang von der Tür her fragend bemerkbar. Die Musik war verklungen, das Konfetti wurde schon zusammengekehrt. Die letzten Gäste verabschiedeten sich und stellten die ausgetrunkenen Gläser ab. Einer versuchte noch, das letzte Glas Champagner zu ergattern – und dann waren endlich alle fort.

    Max nickte Wolfgang zu und vergewisserte sich bei der Linardi, ob man sich verstanden habe: Am Anleger des Palazzo würden schon die Boote warten, die sie alle nach diesem wundervollen Abend zu seinem Lieblingslokal bringen würden.

    Selbst diese Fahrt durch die in nächtlicher Stille daliegenden Kanäle Venedigs würde ein besonderes Erlebnis werden – erst durch die durch den fast voll am Himmel hängenden Mond erleuchteten kleinen Canali und dann ein Stück den Canal Grande entlang, an ihrem Hotel vorbei, unter Rialto hindurch zum Fischmarkt.

    Er hatte das nahe zum Mercato gelegene Ristorante für diesen Abend exklusiv gebucht, was sich als schwieriger erwiesen hatte als vermutet, denn Freitag war dort Ruhetag und der war dem Besitzer heilig.

    Aber dann war Jana zur Verhandlung hinzugekommen, hatte unbefangen ihr tschechisch-deutsch-englisches körperbetontes Kauderwelschitalienisch parliert, hatte den Besitzer gefragt, ob es „Castaure von San Erasmo" geben würde und sich beim Wirt eingehakt, sich eng an ihn geschmiegt und Max dabei ein Auge gekniffen.

    „Peoceto, wie Max den Inhaber immer falsch, aber liebevoll nannte, schmolz dahin, denn er hatte von Janas Busen einiges gespürt, was er gerne noch einmal spüren würde – und vielleicht hatte er sogar den Hauch von „MassimoX unter dem schwarzen Etuikleid geahnt.

    Ob sie denn auch kommen würde, hatte er gefragt, und Jana hatte gelacht und ihm ein „naturalmente" ins Ohr geflüstert und vielleicht noch ein bisschen mehr.

    Irgendwann war der Wirt dahin geschmolzen und ihnen das Lokal versprochen.

    Eine halbe Stunde nach dem Ende der Show waren alle im „Peoceto" eingetroffen und feierten den überwältigenden Erfolg mit ein paar Gläsern und einem leichten Essen – mehr nicht, denn morgen würde noch einmal ein arbeitsreicher Tag werden. Jana hatte den Wirt zur Begrüßung noch einmal mit Küssen und Umarmungen belohnt – ziemlich körperbetont!

    Max Kerntruppe hatte sich an einem Tisch zusammengefunden.

    Esther und Ruth drückten auf ihren Handies herum, sie wollten ihre Ehemänner erreichen, um vom erfolgreich absolvierten Abend zu berichten, schließlich waren sie nicht alle Tage umjubelte „Model und „Stars, also waren sie entsprechend aufgeregt gewesen und wollten ihre Freude jetzt los werden.

    Die im Hauptberuf als Künstlerin tätige Jana war nicht verheiratet und meist auch nicht liiert, sie parlierte fröhlich in die Runde, sie musste niemanden anrufen.

    Esther gab mit einem Seufzer auf: „Ich glaube, er ist diese Woche in Palma de Mallorca auf der Yacht, wahrscheinlich arbeitet er noch", erklärte sie in die Runde.

    „Wer, bitte schön, arbeitet um diese Zeit auf einer Yacht in Palma?, fragte Ruth, die ihren Gatten ebenfalls nicht erreicht hatte und die ihr Handy endlich zur Seite legte, „meiner geht auch nicht ran. Entweder hat er Schichtende und pooft oder es ist was los auf der Plattform oder es ist Sturm und das Netz ist zusammengebrochen. Obwohl, seit wann bricht das Satellitentelefon-Netz zusammen? Geht das eigentlich?

    „Nur wenn die Satelliten runterfallen", erklärte Wolfgang, der Technik-Spezialist. Den Witz, den er versucht hatte, verstand allerdings niemand.

    „Er ist Banker, sagte Esther, ohne auf Ruths Bemerkung einzugehen, „und sie treffen wohl wieder Investoren. Ich glaube, es sind Italiener, die viel Geld investieren wollen. Da ist, sagt er immer, selbst ein Nachtclubbesuch Arbeit Und was macht Deiner, Ruth?

    „Ganz etwas anderes: Er ist Ingenieur auf einer Ölplattform in der Nordsee, da ist immer was los."

    Sie versuchte es doch noch einmal, lauschte eine Zeit lang in ihr Handy und schaltete es dann endgültig aus. „Nee, geht nicht ran, schade, ich hätte ihm gerne gesagt, wie geil der Abend war".

    „Was hat die Vogue-Tante gesagt, Max?, fragte Jana in ihrem niedlichen tschechisch eingefärbten Deutsch respektlos, „Du hast doch mit sie gesprochen: War sie gutt, oder wie sagt man, zufreiden?

    „Zufrieden", verbesserte Frau Lucchetta sie.

    „Ja, sag ich ja, zufrieden?"

    „Sie hat gratuliert! Sie lässt Euch ihre Gratulation ausrichten, Ihr seid die tollsten Modelle, die sie je gesehen hat, hat sie gesagt! Endlich mal richtige Frauen, hat sie außerdem gesagt, die, also ihr, haben die best show on earth geboten… sie war begeistert!"

    Er hob sein Glas und fuhr fort: „Ein Hoch auf Euch, meine Damen, ein dreifach Hoch! Und danke, Mädels! Ihr wart supertoll!"

    Er drehte sich zum Kellner und hielt sein Glas hoch: „Bekommen wir noch eine Flasche, bitte! (Man spricht deutsch im „Peoceto).

    „Und sie hat gesagt, Vogue würde gerne eine Story über Euch machen, sechs Seiten vielleicht, vielleicht sogar eine Titelstory. Wenn die Bilder gut geworden sind, die wir morgen machen wollen", fuhr er dann fort.

    „Oh, sagte Ruth, „ich sehe schon die Titelzeile „Dicke Deutsche im Korsett mischen Venedig auf!

    „Oder, überlegte Esther, „German Frauleins –  Rubens on the catwalk

    „Oder, lachte Ruth „Brunhildes Secret!

    Alle lachten bei der Vorstellung.

    „Aber, wandte Jana ein, „ich bin weder dick noch deutsch – ich habe nur richtige Twitter und Arsch.

    „Du meinst, Du hast Titten und Arsch", verbesserte Frau Lucchetta.

    „Und Du bist wohl ein, wie sagt man… Warte mal… Ein Klugpupser?"

    Frau Lucchetta überlegte einen Moment, was Jana gemeint haben könnte, dann lächelte sie: „Klugscheißer, seufzte sie, „Du meinst Klugscheißer. Ich geb´s auf. Aber Du hast ja Recht. Entschuldige bitte, Jana, war nicht so gemeint. OK?

    Sie hielt Jana ihr Glas zum Anstoßen hin. „Friede? Freunde?", fragte sie.

    „Friede! Freunde! antworte Jana und brachte die Gläser zum Klingen. Dabei strahlte Jana sie an: „OK, Klugscheißer-in!

    „Chef, fragte Ruth, „wann ist morgen früh aufstehen angesagt? Und wann geht´s los?

    Frau Lucchetta antwortete für Max, der gerade aufgestanden war, um einen italienischen Bekannten, der zur Tür hereingeschaut hatte, zu begrüßen: „Frühstück um acht, Fotosession ist um 11.00 Uhr im Hotel, um 13 Uhr in der Gondel und um 16.00 im Palazzo Cavalli-Franchetti."

    Sie wandte sich an Wolfgang: „Die Beleuchter auf der Rialto, wissen die Bescheid? Wann baust Du das Licht im Palazzo auf?"

    „Ja, alles klar. Gegen Mittag baue ich im Palazzo auf, ist nicht viel zu tun, das Treppenhaus ist sehr hell, die Fenster liegen günstig. Und der Chef will eh lieber available light. Wir hellen im Grund nur ein wenig auf. Ich nehme auch die Koffer mit den Klamotten mit. Die Pelze habt eh ihr."

    „Gut, dann ist das klar, wir sehen uns nachher noch im Hotel. Kurze Absprache?"

    „Ja, aber dann lasst uns hier nicht mehr alt werden."

    „Ich wollte sowieso gehen, sagte Jana, „ich bin müde, sie stupste Frau Lucchetta in die Seite, zwinkerte ihr zu und sagte: „So viele Klugpupser hier, und nach einer kleinen Pause: „Freundin!

    „Du, sag mal, antwortete die, „ich habe so langsam das Gefühl, Du verarscht uns hier ganz gewaltig mit Deinem lustigen Deutsch. Du kannst es doch perfekt, oder?

    „Mluvim malo nemecky" meinte aber Jana auf Tschechisch.

    „Und was heißt das nun wieder?"

    „Ich spreche nur ein wenig Deutsch, lachte Jana sie an, „naja, es geht so für den Alltag. Kommt jemand mit?, fragte sie in die Runde.

    Ruth und Esther tranken ihre Gläser aus und erhoben sich.

    „Gehen wir, ist ja nicht weit, aus der Tür nach links und dann 250 Meter dann haben wir die Rialto-Brücke und dann sind wir ja schon da!"

    Wolfgang stand ebenfalls auf und bot höflich an: „Wenn die Damen meine Begleitung akzeptieren wollen..."

    Frau Lucchetta deutete in Richtung Max, der mit seinem Bekannten vor der Tür eine Zigarette rauchte und in ein intensives Gespräch verwickelt war:

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