Der erfundene Indianer: Fantastische Kriminalgeschichte aus dem Paralleluniversum der Wissenschaft
Von Martha Carli
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Der erfundene Indianer - Martha Carli
Martha Carli
Der erfundene Indianer
John Rabels erster Fall
Kriminalgeschichte
Mac :Users:susanne:Desktop:Mordsspektakel:Martha Carli Seite:Martha Die Seite:Bilder:Rabe 2 mit.pngEdition Rabe und Coyote
Mac :Users:susanne:Desktop:Tricksterbilder:Coyotefertig.png©Martha Carli 2022
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Was würden Sie sagen, wenn Sie als harmloser Ethnologe aus einem Paralleluniversum in eine Welt kämen, in der so ziemlich alles schief gegangen ist. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Wirklichkeit verschwindet und durch Kopien, Erfindungen und Abstraktionen ersetzt werden soll.
John Rabel und sein Team sind in einer Stadt namens Berlin auf Posten. Sie sollen herausfinden, was vor sich geht, damit sich das Verhängnis nicht auch in anderen Welten ausbreitet.
In den drei Ministerien, die in einer Schlossattrappe residieren, gehen seltsame Dinge vor sich. Die Mordrate unter Wissenschaftlern steigt exorbitant. Für die Ethnologen sind diese Ereignisse bloße Gegenstände der Forschung – bis einer ihrer eigenen Leute ermordet wird.
Sie beschließen zu ermitteln. Plötzlich sind sie mit verwirrenden Fragen konfrontiert:
Kann man Kommissar Horawitz trauen?
Was hat es mit dieser zwielichtigen Reporterin auf sich?
Welche Rolle spielen die Ministerien bei den Verbrechen?
Und wir fragen uns: Kann John Rabel in seiner Immersionsbibliothek die Toten zum Sprechen bringen?
„Der erfundene Indianer ist der Auftakt einer Reihe von Geschichten mit dem Detektiv John Rabel und seinen Freunden. Nachdem der erste Mord (fast) aufgeklärt ist, führt das nächste Verbrechen in das „Seltsame Institut für Kulturphysik
.
Martha Carli
Martha Carli ist Kriminalschriftstellerin mit einer nicht ganz ernst gemeinten Verehrung für Edgar Wallace und profundem Insiderwissen aus der Wissenschaft.
Darüber hinaus betreibt sie die allererste unter den ersten Schelmenschulen der Welt.
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Es war einer dieser unvergleichlichen Maitage. Für Momente wurde die Stadt in mildes Licht getaucht, und das frische Grün beruhigte das Gemüt. Friedlich und wie aufgebahrt lag der Tote hingestreckt am südlichen Ende des Gartenplatzes. Unter den tiefschwarzen Haaren wirkte die Blässe seines Gesichts fast pathetisch, fremd und erhaben zugleich. Seine Kleidung wirkte ebenso elegant wie einfach, dunkel im Ganzen, sehr gerade. Am linken Ringfinger trug er einen in Silber gefassten Türkis, der zu der Kette passte, die, fast verborgen unter dem Kragen, seinen Hals umfing. Seine Schuhe waren aus sehr feinem, weichem Leder gefertigt und offenbar handgenäht. Sie hatten ihn nun zu dem Ort gebracht, von dem er aus seine letzte Reise antreten sollte.
Das Telefon in John Rabels Bibliotkek klingelte um genau acht Uhr. Sonderbar. Dieses Telefon um diese Zeit? Rabel eilte zu dem riesigen Tisch, schob ein paar Bücher und Karten zur Seite und schlug nebenbei einen dicken Folianten zu. Die Bilder darin schienen sich zu bewegen, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel in die Bibliothek eintrat.
John Rabel war groß und kräftig gebaut. Seine grün-braunen Augen blickten wach und listig in die Welt, sein gelocktes rotbraunes Haar lebte im Zustand konsequenter Anarchie. Er trug ein weißes Hemd, die Armel aufgerollt, eine bunte Fliege, eine bequeme Hose aus unbekanntem Material und feine weiche Lederschuhe. Er legte seinen noch offenen Füllfederhalter vorsichtig auf dem Tisch ab, öffnete einen großen alten Erdglobus und nahm das Telefon heraus.
„Rabel."
John Rabel hörte schweigend zu. Er schaute hinaus in den Garten, ohne etwas zu sehen. Weder Bäume noch Stauden, noch blühende Tulpen. In seinem Gesicht spiegelte sich zuerst Unglauben, dann Traurigkeit, dann konzentrierte Entschlossenheit. „Ich verstehe, sagte er, legte den Telefonhörer zurück und schloss den Globus. Geistesabwesend schloss er die kleine Tür im Wandpaneel, durch die er gerade gekommen war. Er schüttelte den Kopf. Nein, das wollte er nicht wahrhaben. Das Geräusch einer Tür weckte ihn aus seinen tiefen Gedanken. Er drehte sich um. „Ah, Humboldt, kommen Sie rein
, sagte er leise.
„Ich habe das Telefon gehört. Was ist los? Was will die Zentrale von uns? Es ist doch noch gar keine Zeit."
„Ahanu ist tot."
„Ahanu ist tot? Wie?"
„Er wurde erschossen."
Humboldt sagte nichts. Seine tief liegenden blauen Augen weiteten sich leicht, um sich gleich darauf zu schmalen Schlitzen zu verengen. Er war zwar erst seit kurzem in diesem Team. Aber Ahanu kannte er schon lange. Rabel setzte sich an die Längsseite des gewaltigen Tisches, der fast die ganze Länge des großen Raums durchmaß. „Humboldt, Sie wissen, dass ich mir diesen Posten nicht ausgesucht habe. Er machte eine Pause, als müsste er eine schwere Entscheidung fällen. Und das musste er auch. „Aber das hier nehme ich persönlich.
Rabels Stimme hatte einen drohenden Ton angenommen. „Ich denke, wir werden gegen einige Direktiven verstoßen müssen. Nun setzen Sie sich schon."
Humboldt setzte sich auf die vordere Kante des nächsten Stuhls, ganz gespannte Aufmerksamkeit.
„Sind Sie dabei?"
Humboldt sah Rabel an. Er musste nichts sagen. „Was ist mit den anderen?"
„Ich werde alle fragen, sagte Humboldt. „Aber die Antwort kann ich Ihnen genau so gut jetzt gleich geben.
Rabel nickte. Auch er zweifelte nicht daran, dass das Team keinen Moment zögern würde, die Regeln zu brechen.
„Gut. Woran arbeitete Ahanu im Globalhistorischen Institut? Der letzte Bericht ist fünf Tage alt."
„Ich war gerade dabei, seinen neuen Bericht einzuarbeiten. Er ist von gestern, sagte Humboldt. „Wir sprachen noch kurz darüber.
„Wann war das?"
„Kurz nach 10."
„Hat er irgendwas gesagt ..." Aber Humboldt schüttelte schon den Kopf.
Humboldt tippte etwas in ein Notepad. „Offiziell arbeitete er an Ratiometrie in, Moment, Amazonien, das ist eine Gegend in Brasilien. Er kam gut voran, seit er jeden Morgen um 7 Uhr anfing. Alle anderen kommen frühestens um 9."
„Und inoffiziell?"
„An den Messreihen eines gewissen Rolf Ralé, Lateinamerikaerxperte."
„Ergebnis?"
„Noch keines. Glauben Sie, die im Institut haben was mit Ahanus Tod zu tun?
„Ich weiß nicht,