Die Welt der Krümel
Von Fil Almaris
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Über dieses E-Book
Im ersten Teil, "Die Welt der Krümel, wie alles begann..." lernt der Leser Professor LeMürk kennen. Er erfährt wie Professor LeMürk durch seine Experimente mit eingesammelten Bruchstücken verschiedener Materialien eine Erfindung macht, die sein Leben völlig verändert.
LeMürk ist ein Vertreter der kleinen Völker, deren Exemplare meist nicht größer als 10 Zentimeter werden und die in der Regel unentdeckt in der Nähe der Menschen in Hohlräumen der Häuser wohnen.
Seine zahlreichen Nachkommen sind inzwischen weit verbreitet und setzen die Experimente traditionell fort.
LeMürk der III. lebt heute mit seiner Familie in einem Hohlraum eines vierstöckigen Gebäudes in der Waldstraße Wand an Wand mit dem Menschenkind Evi.
Der zweite Teil, "Die Welt der Krümel in Gefahr", beschreibt zunächst die zufällige Bekanntschaft und spätere Freundschaft der achtjährigen Evelin mit Lele, der Tochter des Krümelerweckers LeMürk des III.
Als Evi eines Tages erfährt, dass das Wohnhaus saniert werden soll, ahnt sie, dass ihre kleinen Freunde in Gefahr sind. Gemeinsam überlegen sie, wie sie die Familie und ihre kleine Wohnung vor der Zerstörung durch die Sanierung schützen können. Es ist eine schwierige Aufgabe zumal die Eltern der kleinen Evi nichts von der Existenz der kleinen Wesen erfahren sollen.
Unter Einsatz ihres Lebens kämpft die Familie der kleinen Wesen um ihr Heim. Wie Evi der Familie hilft und was all das mit Krümeln zu tun hat, das lesen sie in "Die Welt der Krümel"
Fil Almaris
Die Autorin ist Diplomwirtschaftlerin und war 18 Jahre in einer Kinder- und Jugendeinrichtung in Berlin tätig. Sie schreibt seit 10 Jahren Kurzgeschichten, die Themen aus dem Alltag aufgreifen und phantasievoll ausgeschmückt, nicht nur Kinder zum Schmunzeln bringen.
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Buchvorschau
Die Welt der Krümel - Fil Almaris
Prolog
Die Autorin ist von ihrer Mutti gebeten worden doch einmal zu erforschen, ob es Krümelmonster gibt. Auf die Idee ist sie wohl gekommen, weil im Fernsehen solche gezeigt werden. Das sind die, die große knackige Kekse bergeweise verschlingen und dabei überall Kekskrümel hinterlassen.
Dabei ist das eigentliche Problem der Mutti nicht das von Kekskrümeln. Nein!
Sie macht sauber, gründlichst. Dabei beseitigt sie tausende von Krümeln und diverse andere Teilchen. Es blitzt alles vor Sauberkeit und dann, nach wenigen Minuten, liegen bereits wieder neue Krümel da. Unerklärlich, wo diese herkommen, wie sie es schafften sich genau dorthin zu legen, wo sie vorher alle, aber auch alle, beseitigt worden waren. Und das ist noch nicht das ganze Phänomen, nein. Wenn es zunächst auch nur wenige Krümel sind, so geht es doch rasend schnell, dass immer mehr dazukommen. So schafft es die Mutti nicht, auch nur kurze Zeit die Reinlichkeit der gesäuberten Räume und Flächen zu genießen.
Nun, auch die Autorin kennt das Problem und fand, dass es sich lohnt etwas darüber herauszufinden.
Krümeleien finden überall auf der Erde und auch im Weltraum statt.
Materie hat die Eigenschaft sich zusammenzufügen, aber auch sich voneinander abzuspalten. Da hätten wir die Planeten, die sich aus Materiewolken bilden. Krümel für Krümel verdichtet sich die Materie zu einem großen Stück mit einer ungeheuren Masse.
Wenn dieses große Stück auf ein anderes großes Materiestück trifft, dann brechen wieder Stücke ab. Diese Stücke könnte man als Planetenkrümel bezeichnen. Keinesfalls werden solche von Krümelmonstern produziert.
Auf der Erde gibt es massive Gebirgsfelsen. Man sollte meinen, da krümelt nichts. Aber da hätten wir nicht mit Sonne, Wind, Regen und Temperaturen gerechnet. Die schaffen es, dass durch ihre Kräfte selbst ein massiver Berg krümelt.
Die Bäume wachsen, bilden Materie in Form von Blüten, Blättern und Früchten. Dann wiederum lassen sie diese einfach fallen, wenn eben jene Faktoren wie Wind, Sonne und Temperaturen bestimmte Werte aufweisen. Damit ist klar: Auch Bäume krümeln.
Der Mensch selbst krümelt, denn auch von ihm fallen Bestandteile seines Körpers ab, die er zuvor selbst gebildet hat: Haare, Schuppen, Hautfetzen, Nasensteine.
Darüber hinaus ist der Mensch ununterbrochen dabei, Materie zusammenzusetzen und wieder zu zerteilen.
Beispiel: Er zerlegt eine zunächst zusammenhängende Getreidepflanze, trennt von ihr die Körner ab, um sie in noch kleinere hauchfeine Teile zu zerlegen. Er mischt das Ergebnis mit allerlei Bindemitteln und fügt das Ganze wieder zu einem neuen größeren Stück Materie zusammen, das Brot. Anschließend zerschneidet der Mensch dieses wieder in kleine Stücke oder Scheiben. Später zermalmt der Mensch diese Stücke in noch kleinere Teile, woraus mit Speichel und anderen Verdauungssäften wieder größere Materieanhäufungen entstehen.
In diesem Prozess entstehen zahlreiche Krümelarten, fast am Schluss die Brotkrümel und ganz zuletzt die, welche zumindest aus der Wohnung sauber entsorgt werden.
So, jetzt wissen wir erst einmal, was die Mutti so wegkehrt und -wischt, wenn sie sauber macht. Ich hoffe der Leser versteht, dass dies nicht nur Brotkrümel sind, sondern Krümel aus zahlreichen Prozessen, von denen hier beispielhaft drei beschrieben wurden.
Doch warum sind nun nach dem Saubermachen gleich wieder Krümel da?
Nun, sagen wir mal, es gibt einen, der das erklären könnte...
Weltkruemel.pngDer Herr der Krümel
Wie alles begann
Irgendwo auf dieser Welt lebte in nicht allzu vergangener Zeit ein kleiner Wissenschaftler mit dem Namen LeMürk.
Er wohnte unerkannt in der Nähe der Menschen, denn seine Körpergröße war recht bescheiden, was ihm manchmal Probleme bereitete, wenn er einer Maus begegnete, die wie er in den unzugänglichen Hohlräumen menschlicher Behausungen wohnte. Dennoch kam er mit den menschlichen Haustieren gut zurecht. Immerhin hatte LeMürk einen scharfen Verstand und ein recht unerschöpfliches Wissen, auch über die Bedürfnisse und Gewohnheiten von Mäusen.
Oberstes Prinzip des kleinen Wissenschaftlers und Forschers, war es von den Menschen zu profitieren, aber niemals von ihnen gesehen zu werden. Profitieren ist hier im Sinne von Lernen gemeint, obgleich auch die Nahrungsmittel und verschiedene Dinge des täglichen Bedarfes ebenfalls von den Menschen stammten, in deren Nähe er wohnte.
Angesichts seiner geringen Größe wurde das, was er zum Leben brauchte und von ihm in nächtlichen Streifzügen durch die menschlichen Wohnungen eingesammelt wurde, nicht von den Menschen vermisst.
Da die Beschaffung von lebensnotwendigen Dingen für ihn so einfach war, hatte LeMürk genügend Zeit sich seinen Forschungen zu widmen.
Er beschäftigte sich unter anderem mit dem Zusammenhalt von Materie. Insbesondere experimentierte er mit Methoden der Wiedervereinigung verkrümelter Materie.
Die von den Menschen erzeugten Krümelartefakte waren dabei ein schier unerschöpflicher Vorrat an Forschungsausgangsprodukten. Viele Jahre versuchte der kleine Wissenschaftler aus Kekskrümeln, Paprikastücken, Haaren, Holzsplittern, Verpackungsüberresten und sonstigem Geschnitzel und Geschnetzel neue Materie zu formen die, so hoffte LeMürk, völlig neue Eigenschaften haben sollte. Da wäre zum Beispiel ein nach Paprika schmeckendes Möbelstück mit der Biegsamkeit von Haaren und der Struktur von Holz.
Er baute dazu allerhand Maschinen und Apparaturen, in die er die eingesammelten Stückchen und Krümel hineingab. Doch was er auch versuchte, seine Maschinen veränderten die Stücke nicht so, wie er es sich erträumt hatte. Sie produzierten Schleim und Staub oder ließen die Stücke vertrocknen.
Unermüdlich baute er neue Apparaturen und stellte neue Versuchsanordnungen auf. Eines Tages geschah es dann:
Als er nachsah, was aus einem Käsekrümel, einem Pfefferkorn, zwei Haaren und zwei Brotkrümeln im Behälter seiner neuesten Apparatur geworden war, schauten ihn ein duzend Augenpaare an. Er war so erschrocken dass er den Deckel, den er zuvor angehoben hatte, sofort wieder schloss.
Was war den das? War da aus Versehen ein Tierchen mit in den Versuchsbehälter gekommen? Er ließ den Versuchsablauf Revue passieren und schüttelte den Kopf. Er hatte wie immer sorgfältig darauf geachtet, dass nur registrierte tote Krümelartefakte für seinen Versuch verwendet wurden. Doch wer schaute ihn dann aus dem Behälter an?
In dem Glauben, dass die Augen nicht mehr schauen würden, weil sie vielleicht eine Halluzination gewesen waren, hob er den Deckel an. Doch er irrte sich was dies betraf. Die Augen schauten groß und munter, sodass er gar nicht anders konnte. Er sagte: „Hallo! „Hallo, hallo, hallo...
, schallte es aus dem Behälter zurück.
„Wer seid ihr denn? Was macht ihr hier?", fragte LeMürk neugierig und immer noch völlig überrascht. Die Antwort aus dem Behälter war ein Kichern. Es kam Bewegung auf. Die Augen kamen näher und der Forscher trat ein Stück zurück.
So beobachtete er wie ein Pfefferkorn, ein Käsekrümel und zwei Brotkrumen aus dem Behälter kletterten und sich danach die beiden Haare elegant herausbogen.
Schließlich standen sie alle vor ihm auf dem Sockel seiner Apparatur und blickten ihn mit ihren kleinen Kulleraugen erwartungsvoll an.
LeMürk trat vorsichtig wieder ein Stück näher heran, um die Krümel genauer zu betrachten.
Neben den Augen hatten sie winzig kleine Arme und Beine. Ansonsten waren sie so, wie er sie in den Kessel hineingetan hatte.
Er unterdrückte die Versuchung einen der Kleinen zu berühren und streckte ihnen stattdessen die Hand entgegen.
Die Krümel kamen neugierig näher und begannen wie Kinder ihn mit ihren kleinen Händchen abzutasten. Dann kletterten sie auf die Hand, balancierten die Finger entlang und probierten wie es sich in der Kuhle der Hand anfühlt. Das Pfefferkorn rollte schließlich fröhlich in der Kuhle hin und her. Die Haare hängten sich über den Daumen und schaukelten vergnügt.
Der Käsekrümel aber war über den Arm auf seine Schulter geklettert und hatte es sich, Beine baumelnd, gemütlich gemacht. Er roch heftig und begann einen gelblichen Fettfleck auf seinem Laborkittel zu erzeugen.
Unser Wissenschaftler beobachtete fassungslos eine ganze Weile die Szene. Viele Jahre hatte LeMürk sehr einsam und allein gelebt. Er fand Gefallen an dem lustigen Treiben seiner Versuchsobjekte.
Doch dann erinnerte er sich wieder an seine Forschungen. Nun, wenn er schon keine Materie zusammengefügt hatte, so hatte er doch scheinbar Materie belebt. Doch keine Erfindung zählte etwas, wenn sie nicht überprüft worden war. Er musste diese Versuchsanordnung wiederholen.
LeMTeil1.pngWährend er darüber nachdachte, was er nun weiter tun würde, kletterten die kleinen Wesen fröhlich weiter auf ihm herum.
Das Pfefferkorn hatte es, wie auch immer, in sein Ohr geschafft. Dort nutzte es fröhlich das Halbrund, um sich kullern zu lassen. Es kitzelte und LeMürk entfernte es vorsichtig mit zwei Fingern und setzte es auf den Schreibtisch seines Labors. Die beiden Haare sprangen freiwillig ab. Die an seinem Kittel hängenden Brotkrümel sammelte er vorsichtig ab und ließ sie aus seiner Hand ebenfalls auf den Schreibtisch laufen. Nur das Käsestück, an dessen Geruch er sich inzwischen gewöhnt hatte, ließ er auf seiner Schulter sitzen.
„So Jungs, wollen doch mal sehen, ob wir noch mehr von euch herstellen können. Die Kleinen kicherten und nickten fröhlich.
Sorgfältig wählte LeMürk aus einer Vielzahl säuberlich gestapelter Kisten voller von ihm eingesammelter Krümel ein Stück vertrocknetes Blatt einer Balkongeranie, einen Fussel eines gewaschenen Papiertaschentuches und ein Vollkornbrotkorn aus. „Drei dürften erst einmal genügen", brubbelte er. Nachdem er die drei Krümelartefakte noch einmal sorgfältig betrachtet hatte, legte er sie behutsam in den Behälter der Apparatur. Nun ging er Schritt für Schritt die Versuchsanordnung des letzten Versuches erneut durch. Der auf seiner Schulter sitzende Käsekrümel beobachtete aufmerksam, was der Meister tat, ohne es jedoch zu verstehen. Es fand es einfach schön, wie der Meister seinen Körper hin und her bewegte, und fühlte sich wahrscheinlich wie auf einem Riesenrad. Es sah wie Schalter bewegt wurden, Geräte anfingen zu brummen und es brummte ein bisschen mit.
LeMürk war hochkonzentriert und besprach mit sich selbst die wichtigsten Schritte. In der entscheidenden Schlussphase blieb er stehen und starrte den Behälter an, als würde sich jeden Moment der Deckel anheben und aus ihm die Ergebnisse des Versuches quellen.
„Fertig!, rief er plötzlich und schielte zum Käsestück, „Wollen wir nachsehen?
Er ging zum Behälter, hob den Deckel und lugte vorsichtig hinein. „Hallo", sagte er und meinte damit die drei neuen Krümlinge im Behälter, die ihn mit großen Augen ansahen. Er streckte die Hand hinein und ließ das Blattstück, den Fussel und das Vollkorn auf seine Hand klettern und setzte dann alle drei behutsam auf dem Tisch neben der Versuchsanordnung nieder.
Sein Käsekrümel war nun nicht mehr zu halten.