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Denk mal! - anders: Ein Beitrag zur aktuellen Debatte um Rassismus
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eBook56 Seiten36 Minuten

Denk mal! - anders: Ein Beitrag zur aktuellen Debatte um Rassismus

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Über dieses E-Book

Nach dem Polizeimord in Amerika steht die halbe Welt auf gegen Rassismus. Im Schlaglicht der Proteste dort werden auch bei uns der Umgang mit Denkmälern, der Rassebegriff im Grundgesetz und Rassismus im Alltag debattiert. Die Autorin möchte anregen, der Frage nachzugehen, warum wir denken, was wir denken. Das Buch versteht sich als ein Beitrag zur Einordnung der aktuellen Debatte. Dabei geht es darum, was überhaupt Rassismus ist, wie er wirkt und woher der Hass kommt. Es wird gezeigt, warum wir alle in Rassismus verstrickt und in Schubladendenken gefangen sind. Und es geht um Wege inmitten des Dilemmas und darum, wie die Debatte nachhaltig gelingen kann.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum21. Juni 2020
ISBN9783752904444
Denk mal! - anders: Ein Beitrag zur aktuellen Debatte um Rassismus

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    Buchvorschau

    Denk mal! - anders - Utina Kiani

    Denk mal! –anders: Über Proteste und Denkmäler

    Nach einem Polizeimord in Amerika steht die halbe Welt auf gegen Rassismus. Im Schlaglicht der George-Floyd-Proteste versenkten Demonstranten in Bristol die Sklavenhändler-Statue Edward Colstons (1636 -1721). Als Teilhaber und Manager der Royal Africa Company hatte der abertausende Männer, Frauen und Kinder verschleppt, gebrandmarkt, in den Tod geschickt. Als vermeintlich tugendhaftem Politiker und Sohn der Stadt hatte man ihm Jahre nach seinem Tod ein Denkmal gesetzt (1895). Jetzt haben Demonstranten ihn vom Sockel geholt (2020). Endlich! Mutig, aber recht so, gut gemacht! - das waren meine ersten Gedanken. Wie konnte er überhaupt so lange weitgehend unbehelligt da stehen und als Held und Wohltäter erinnert werden? Er blieb dann nicht der einzige, der jetzt gefallen ist. Auch Kolumbus und etliche Generäle des amerikanischen Sezessionskriegs, den es ohne das Problem der Sklaverei nie gegeben hätte, waren Zielscheibe der Demonstranten und wurden vom Sockel gerissen und versenkt. Andere, wie etwa Churchill wurden als Mörder ‚markiert‘ oder vorsorglich entfernt, wie der Pfadfinder-Gründer Baden Powell.

    Ebenso erging es Königen von Belgien. Balduin, der bis 1993 regierte und in einer Fernsehumfrage (RTBF) schon einmal als „Belg der Belgen", als einer der größten Belgier aller Zeiten gewählt wurde, wurde im Zuge der Proteste mit roter Farbe im Gesicht markiert, die an eine große Blutlache erinnert und von seinem Körper über den gesamten Platz verläuft. Vandalismus, ist nicht das richtige Wort dafür. Schließlich ist es keinesfalls eine Zerstörung, die blindwütig ist, sondern sehr gezielt, geschichtsbewusst und symbolträchtig. Es ist für alle viel mehr: Profanierung, also Entwürdigung eines quasi-sakralen Symbols mag das für die einen, die Konservativen sein; längst überfällige Mahnung und Richtigstellung für die anderen, die Protestierenden. Schließlich war König Balduin in die Ermordung des ersten kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba (1961) verwickelt. Es hatte zumindest von den Mordplänen gewusst, sie wahrscheinlich sogar in Auftrag gegeben und die Lumumba feindlich gesinnten Kräfte finanziell, logistisch und militärisch unterstützt. Seine ganz unmittelbare Schuld an der Ermordung hatte nicht zuletzt 2002 eine Fachkommission des belgischen Parlaments bestätigt.

    Bei der Statue König Leopold II, nahe des königlichen Palastes in Brüssel waren es die Hände, die von Demonstrierenden rot gefärbt wurden. Leopold II (1835 – 1909), der „Baukönig, wie Belgier ihn ob seiner vielen Bauprojekte bisweilen auch anerkennend nannten, ist die zentrale Gestalt des belgischen Kolonialismus, an dessen Hände tatsächlich besonders viel Blut klebt. Im Belgisch-Kongo, dem einstigen Privatbesitz des „Baukönigs, wurden Millionen Menschen die Hände abgehackt, versklavt und ermordet: ein Verbrechen apokalyptischen Ausmaßes, so Historiker. Viele seiner Statuen wurden im Zuge der Proteste vorsorglich entfernt. Es soll Anklage erhoben werden und die Statuen sollen restauriert werden. Was danach mit ihnen passieren soll, ist derzeit noch unklar. Ob es eine offizielle Entschuldigung für die Verbrechen geben wird, wie Protestierende mit der Aufschrift „Pardon" auf der Brust einiger Leopold-Statuen forderten, bleibt abzuwarten. Prinz Laurent von Belgien, der jüngere Bruder des heutigen Königs Philippe, der sich dazu als erster zu Wort gemeldet hatte, zeigte jedenfalls kein Verständnis für die Kritik an seinem Vorfahren: König Leopold II. sei schließlich nie in den Kongo gereist. Die Menschen dort hätten also nicht unter

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