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Erst wenn die Nacht fällt: Politische Essays und Reden 1932-1942: Unbekannte Texte
Erst wenn die Nacht fällt: Politische Essays und Reden 1932-1942: Unbekannte Texte
Erst wenn die Nacht fällt: Politische Essays und Reden 1932-1942: Unbekannte Texte
eBook108 Seiten1 Stunde

Erst wenn die Nacht fällt: Politische Essays und Reden 1932-1942: Unbekannte Texte

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Über dieses E-Book

"Dieses Schweigen, dieses furchtbare,
undurchdringbare, endlose Schweigen,
ich höre es bei Nacht, ich höre es am Tag,
es erfüllt mein Ohr und meine Seele mit
seinem unbeschreiblichen Schrecken."
Der politische Stefan Zweig!
Viel zu wenig beachtet wurde bislang, dass Stefan Zweig, der Verfasser sensibler Erzählungen, mit ungeheurem Engagement Anteil an den politischen Themen seiner Zeit nahm: der Einigung Europas und den Gefahren, die nach dem Ersten Weltkrieg heraufzogen.

Überzeugt vom "Geiste der Humanität" schreibt er mit unerschütterlicher Hoffnung gegen den Zerfall Europas an, appelliert flammend an die Vernunft, bringt engagierte Vorschläge -, schließlich befällt auch ihn das Gefühl der Hilflosigkeit.

Plastischer als viele Geschichtsbücher kündet das Buch - getragen durch Zweigs brillanten Stil und seine Tiefgründigkeit - von diesen bitteren Jahren. Zugleich könnten seine Gedanken zur europäischen Einheit gerade in der heutigen krisengeschüttelten Zeit Gewicht bekommen.

Durch dieses Buch fällt ein neues Licht auf Stefan Zweig - und durch diese sensationelle Lektüre ein besonderes auf unsere Geschichte und unsere Zukunft.

SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Roesner
Erscheinungsdatum8. Aug. 2016
ISBN9783903059207
Erst wenn die Nacht fällt: Politische Essays und Reden 1932-1942: Unbekannte Texte

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    Buchvorschau

    Erst wenn die Nacht fällt - Stefan Zweig

    Vorwort

    Stefan Zweig, am 28. November 1881 in Wien geboren und am 23. Februar 1942 im brasilianischen Exil freiwillig aus dem Leben geschieden, wurde mit den schon zu seinen Lebzeiten überaus erfolgreichen Erzählungen und historischen Biographien weltberühmt und zählt nach wie vor zu den meistgelesenen Autoren deutscher Sprache.

    Die in diesem Band versammelten Texte zeigen ihn in einem völlig anderen Licht, nicht Seelenlandschaften sind das Thema, sondern aktuelle politische Fragen: Voll Hoffnung und Enthusiasmus verwendet er sich für die Idee eines vereinten Europa; früh – viel früher als führende Staatsmänner in aller Welt – warnt er vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus; leidenschaftlich setzt er sich ein für die ab 1933 in Deutschland und Österreich immer mehr bedrängten Juden und warnt eindringlich vor jedweder Form von Hass, damit seinem im Ersten Weltkrieg entwickelten Pazifismus treu bleibend.

    Um 1940 machen sich angesichts der prekären Weltlage dann Mutlosigkeit und Verzweiflung breit.

    Stefan Zweigs Reden und Artikel sind wie seine Prosa Kunstwerke der gehobenen Sprache, stilistisch ausgefeilt und rhetorisch excellent. Doch ihr Wert zeigt sich in seinem Weitblick – so sind die Beiträge zum vereinten Europa noch und wieder höchst aktuell – und in seiner Überzeugung, Verantwortung übernehmen zu müssen über sein eigenes Schicksal hinaus.

    So wurde aus dem „Unpolitischen" ein politisch Denkender und Handelnder –, politisch im besten und ursprünglichen Wortsinn.

    Diese oft übersehene Facette seines Werks darzustellen und zu betonen, halten wir für einen notwendigen Beitrag zur Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts.

    *

    Ein besonderes Verdienst ist es, dass Klaus Gräbner in jahrelanger penibler Recherche weitverstreute, unveröffentlichte Texte von Stefan Zweig zusammengetragen hat und sie unter Mitarbeit seiner Frau Karin Gräbner transkribierte.

    Die Herausgeber danken Rainer-Joachim Siegel für das Zur-Verfügung-Stellen einiger Textkopien.

    Vorbemerkung

    Die hier zum Großteil erstmals vorgelegten Reden und Aufsätze Stefan Zweigs aus dem Nachlass sind äußerst eindrucksvolle Arbeiten des sich selbst als „unpolitisch" bezeichnenden Autors.

    Eindringlich bezeugen sie die humane, zutiefst der Menschliebe verpflichtete Haltung Zweigs, sein Werben für Europa, die lieber im Verborgenen wirkte, als mit hochgestochenen Äußerungen zu brillieren.

    „Zu überzeugen fällt keinem Überzeugten schwer, heißt es in Friedrich Schillers „Don Carlos; diese Überzeugungsarbeit für Europa zu leisten, fühlte er sich verpflichtet, wohl wissend, dass er nicht alle Leser oder Hörer gänzlich überzeugen konnte.

    Zentral ist auch sein unbedingtes Eintreten für das Judentum und, was viel wichtiger war, seine diversen Aufrufe zur Hilfe und Selbsthilfe des so schmählich behandelten Volkes.

    Was er praktisch damit bewirkte, ist nicht nachzuweisen, doch ganz nutzlos waren seine Bemühungen sicher nicht. Es gibt die Europäische Union, Schüler- und Studentenaustausch sind heute selbstverständliche Praxis; es gab das Kinderprogramm zur Rettung der jüdischen Kinder, die Forum-Bücherei wurde ins Leben gerufen – wenn auch kriegsbedingt nur kurz am Leben –, der Zentralrat der Juden in Deutschland konstituierte sich, zwar erst 1950, aber immerhin.

    Ich bin sehr glücklich, dass die Edition Roesner mir die Gelegenheit gibt, diese Seite Stefan Zweigs, die bisher wenig Beachtung fand, hier vorlegen zu können.

    Klaus Gräbner

    Bamberg, im Juni 2016

    „Die Kunst und die Wissenschaft,

    sie kennt in ihren höchsten Schöpfungen

    kein Gestern, alles bleibt gegenwärtig

    und gehört allen Menschen der Erde

    als ihr gemeinsames Gut."

    Stefan Zweig

    Die Einigung Europas

    Die wir uns hier um einen Gedanken zusammengefunden haben, brauchen meinem Empfinden nach die Notwendigkeit und zwingende Logik unserer Idee nicht mehr zu diskutieren: dies wäre verlorene Zeit. Alle wesentlichen Staatenlenker, Wissenschaftler, Küns­tler und Gelehrten sind sich längst einig, dass nur eine engere Bindung aller Staaten zu einem übergeordneten Gebilde die wirtschaftlichen Schwierigkeiten lindern, die Kriegsmöglichkeiten und auch die Besorgnisse vor einem Kriege beseitigen könne, die ihrerseits wiederum eine der Ursachen der wirtschaftlichen Krise sind. Unsere eigentliche Aufgabe muss sein, unsere Gedanken aus der unfruchtbaren Sphäre der Diskussion in jene schöpferische der Tat umzustellen.

    Dazu ist nötig, dass wir uns vor allem der ausserordentlichen Schwierigkeiten bewusst werden, die der Verwirklichung unseres Gedankens gegenüberstehen, denn er ist vorerst so wie in den Zeiten des Humanismus nur das Eigentum einer dünnen Oberschicht und nicht wurzelhaft eingedrungen in das eigentliche Erdreich der Völker, und wir machten uns einer Unwahrhaftigkeit schuldig, würden wir uns überreden, dass wir unserem Ziele schon nahegekommen seien. Erkennen wir also zunächst einmal die faktische Ueberlegenheit des Gegengedankens, des Nationalismus innerhalb unserer Zeit an. Der europäische Gedanke ist kein primäres Gefühl, so wie das vaterländische Gefühl, wie jenes der Volkszugehörigkeit, er ist nicht urtümlich aus dem Instinkt geboren, sondern aus einer Erkenntnis, nicht das Produkt einer spontanen Leidenschaft, sondern die langsam aufgeblühte Frucht eines überlegenen Denkens. Ihm fehlt zunächst vollkommen jener leidenschaftliche Instinkt, der dem Vaterlandsgefühl so eignet und der sacro-egoismo des Nationalismus wird immer dem Durchschnittsmenschen fassbarer bleiben als der sacro-altruismo des europäischen Gefühls, weil es immer leichter ist das Eigene anzuerkennen als mit Ehrfurcht und Hingabe das Nachbarliche zu verstehen. Dazu kommt noch, dass das Nationalgefühl seit hunderten Jahren organisiert ist und die mächtigsten Helfer zu seiner Förderung findet. Der Nationalismus hat die Schule für sich, die Armee, die Zeitungen, die Uniform, die Hymnen und Abzeichen, den Rundfunk, die Sprache, er hat den Staat als Beschützer und die Resonnanz der Massen, wir haben für unsere Idee bisher nichts anderes als das Wort und die Schrift, die, leugnen wir es nicht, gegenüber diesen jahrhundertealten erprobten Mitteln nur unzulängliche Wirkung haben. Mit Büchern und Broschüren, mit Konferenzen und Diskussionen erreichen wir immer nur einen minimal geringen Teil der europäischen Gesammtheit und verhängnisvollerweise immer gerade jenen der schon vorher Ueberzeugten, und so ist unsere Mü­he eigentlich vertan, wenn sie nicht sich gleichfalls der neuen technischen und visuellen Formen der Agitation bedient. Nehmen wir etwa unsere heutige Aussprache als Probe, so wird vielleicht morgen in einer Zeitung zwischen hunderten andern Neuigkeiten ein kurzer Auszug über unsere Diskussion enthalten sein, über den die Millionen von Augen rasch und gleichgültig hinweggleiten, und wenn wir die Probe machen werden und morgen in dem Haus, wo wir wohnen, bei dem Chauffeur der uns führt, bei dem Tabakhändler, wo wir unsere Zigaretten kaufen, darnach zu fragen, so werden wir erkennen, dass selbst in der Stadt, wo dieser Kongress gehalten wurde, die wirkliche anonyme Masse von unseren Bemühungen gar keine Kenntnis genommen hat und

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