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Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten
Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten
Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten
eBook283 Seiten3 Stunden

Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten

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Über dieses E-Book

Dieser historische Reiseführer führt uns zu den Schauplätzen der Hanse auf Island. Dort kämpften im Spätmittelalter Hamburger Kaufleute um den begehrten isländischen Trockenfisch. Der Bogen spannt sich von der Hansezeit bis zum heutigen wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Isländer.

Parallel verfolgen wir die abenteuerliche Geschichte des Kaufmannssohnes Henrick Rode, der gegen den Willen seines Vaters im 15. Jahrhundert mit einer Kogge von Hamburg nach Island segelt ...

Die Autorin Brigitte Bjarnason und Reiseleiterin Kirsten Rühl sind gebürtige Hamburgerinnen und leben in ihrer Wahlheimat Island. In Schwefel, Tran und Trockenfisch wecken sie mit nützlichen Reisetipps und geschichtlichen Infos unsere Neugier auf die Feuerinsel, die schon vor mehr als 500 Jahren norddeutsche Kaufleute in ihren Bann zog.
SpracheDeutsch
Herausgeberacabus Verlag
Erscheinungsdatum18. Sept. 2019
ISBN9783862827268
Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten

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    Buchvorschau

    Schwefel, Tran und Trockenfisch. Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten - Brigitte Bjarnason

    9783862827251_im_ebook.jpg

    Brigitte Bjarnason

    Kirsten Rühl

    Schwefel, Tran und Trockenfisch

    Wie Hamburger Kaufleute Island eroberten

    Bjarnason, Brigitte; Rühl, Kirsten: Schwefel, Tran und Trockenfisch. Hamburg, acabus Verlag 2019

    Originalausgabe

    ePub-eBook: ISBN 978-3-86282-726-8

    PDF-eBook: ISBN 978-3-86282-725-1

    Print: ISBN 978-3-86282-724-4

    Lektorat: Stefanie Liske, Ann-Kathrin Szodruch, acabus Verlag

    Satz: Lea Oussalah, acabus Verlag

    Cover: © Annelie Lamers, acabus Verlag

    Covermotiv: © A. Velleius. Islandia. - Abraham Ortelius 1585 - National Library of Norway (Public Domain) von Wikimedia Commons 

    Bildnachweis Landkarte: © National Land Survey of Iceland; 

    http://www.lmi.is/einfold-kort/

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: 

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Der acabus Verlag ist ein Imprint der Bedey Media GmbH, 

    Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.

    _______________________________

    © acabus Verlag, Hamburg 2019

    Alle Rechte vorbehalten.

    http://www.acabus-verlag.de

    Góðan daginn

    Wir, die Hamburger Deerns Kirsten Rühl (Reiseleiterin) und Brigitte Bjarnason (Autorin), sind mit waschechten Wikingern verheiratet und leben schon jahrzehntelang auf Island. Ohne voneinander zu wissen, trafen wir uns zufällig vor ein paar Jahren in Hafnarfjörður, einem Vorort von Reykjavík. Hier entdeckten wir, dass schon 500 Jahre vor uns Hamburger Reisen zur Feuerinsel unternommen haben. Die Spurensuche nach den Hamburger Hansekaufleuten in Island begann.

    Skandinavien-Liebhaber, sowie andere Interessierte, werden mit diesem Reiseführer an die Orte der Hanse auf Island geführt und über historische Begebenheiten, wie z. B. die blutigen Kämpfe um den begehrten Trockenfisch informiert. Wir möchten Sie zurückversetzen in die Zeit, als man noch glaubte, dass der Vulkan Hekla das Tor zur Hölle und die Gewässer rund um die Insel mit Seeungeheuern bevölkert seien. Erwarten Sie bitte keinen detailgenauen wissenschaftlichen Bericht. Unser Ziel ist es, Ihnen auf unterhaltsame Weise und aus einem etwas anderen Blickwinkel dieses faszinierende Land näherzubringen, das auch heute noch eine enge Verbindung zu Deutschland hat. Wie schon bei den Hansekaufleuten spielt der Fischhandel eine wichtige Rolle. Statt Trockenfisch wird heute jedoch Frischfisch unter Anwendung modernster Technik gefangen und verarbeitet, um so schnell wie möglich den Verbraucher in Deutschland zu erreichen.

    Lassen Sie sich mitnehmen auf eine informative Rundreise um die Insel, die im Westen beginnt und von dort Richtung Süden zur Ost- und Nordküste führt. Erleben Sie zusammen mit dem Kaufmannssohn Henrick Rode Island im 15. Jahrhundert, der von Hamburg mit einer Kogge über den Nordatlantik segelt und in Hafnarfjörður an Land geht.

    Góða skemmtun!

    Die Hanse

    Die Deutsche Hanse war eine zwischen Mitte des 12. Jahrhunderts und Mitte des 17. Jahrhunderts bestehende Vereinigung niederdeutscher Kaufleute, die gemeinsam Handel betrieben. Ab dem 16. Jahrhundert verlor die Hanse allmählich an Bedeutung. Das Bündnis hatte sich die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen und die Sicherheit der Überfahrten in fremde Länder zum Ziel gesetzt. Ihre Blütezeit erlebte die Hanse zwischen 1250 und 1400. Der erste »Hansetag« fand 1356 in Lübeck, dem Zentrum des Ostseehandels, statt. Etwa 200 Städte gehörten der Hanse an. Ihr Einflussbereich erstreckte sich von London im Westen bis Nowgorod im Osten, von Venedig im Süden bis nach Bergen im Norden. Die Hansekaufleute transportierten ihre Waren in bauchigen Frachtschiffen, den Koggen. Die Hanseflotten wurden nach ihren Bestimmungsorten Londonfahrer, Bergenfahrer, Flandernfahrer (Brügge) und Ostfahrer (Wisby, Nowgorod, Baltikum) genannt. Zu den allgemeinen Handelsgütern der Hansekaufleute gehörten Pelze, Wachs, Getreide, Fisch (besonders Dorsch und Hering), Flachs, Hanf, Holz und Holzbauprodukte wie Teer, Pech und Pottasche, die gegen Tuche, Metallwaren, wie z. B. Waffen, und Gewürze getauscht wurden. Die an der Ostsee liegende Hansestadt Lübeck, genannt »Königin der Hanse«, nahm eine zentrale Stellung ein. Es war vorgeschrieben, dass der gesamte Warenaustausch mit den jeweiligen Ländern über die Auslandsniederlassungen abgewickelt werden musste. Die wichtigsten Kontore befanden sich in London (Stalhof), Brügge, Bergen (Deutsche Brücke), Wisby auf Gotland und Nowgorod. Das Kontor in Bergen entwickelte sich unter der Führung Lübecks zum Stapelplatz für Waren aus dem Norden und umfasste nicht nur Norwegen, sondern auch Island, Grönland und die Färöer-Inseln. Den einflussreichen deutschen Kaufleuten wurde zunächst verboten, die Länder nördlich von Bergen anzulaufen, weil ihnen nach Meinung des norwegischen Königs schon zu viele Privilegien eingeräumt worden waren. Dazu zählte auch Island, das zum Randgebiet der Hanse gehörte. Dennoch fuhren im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts deutsche Schiffe dorthin. So ist bekannt, dass um 1432 ein Schiff aus Danzig Island angelaufen hat. Um den Islandhandel der unbeliebten Engländer, die schon um 1412 die Insel anliefen, zu unterbinden, erteilte der Dänenkönig Christian I. schließlich 1468 den Hansen die offizielle Erlaubnis, nach Island zu segeln. Nun nahmen Schiffe aus Hamburg, Danzig und Bremen die gefährliche Fahrt über den Atlantik auf. Auch wenn die Lübecker Bergenfahrer versuchten, den direkten Islandhandel zu unterbinden, um die Stellung ihres Kontors zu sichern, gibt es Beweise, dass Lübecker Schiffe mit stillschweigender Duldung des Lübecker Rates nach Island segelten. Bekannt ist, dass im Jahre 1490 fünf Schiffe und eines aus Lübeck Kurs auf die Insel nahmen.

    Da der Stockfischhandel der Hamburger und Bremer immer stärkere Ausmaße annahm, fühlten sich die Bergenfahrer bedrängt. Christian II. beobachtete diese Entwicklung mit Besorgnis, da der Erhalt des Bergener Kontors in seinem eigenen Interesse lag. Im Jahre 1513 verbot er die Direktfahrt der Hansekaufleute nach Island. Zunächst segelten die Hanseschiffe mit ihrem Fisch nach England. Da es nicht gelang, das Verbot längere Zeit aufrechtzuerhalten, musste die Hanse sich schließlich auf die Islandfahrt einstellen. Damit begann unter der Führung Hamburgs der Aufstieg des Islandhandels. Hamburg hatte sich wegen seiner günstigen geografischen Lage zum Umschlagplatz für die skandinavischen und mitteleuropäischen Länder entwickelt. Insbesondere das in Hamburg gebraute Bier war vom 14. bis Ende des 16. Jahrhunderts ein begehrtes Ausfuhrprodukt. Auf 20.000 Einwohner kamen um das Jahr 1550 mehr als 500 Brauereien. Bier wurde auch nach Island exportiert und gegen isländische Produkte wie Eiderdaunen, Schafwolle, Felle, Talg und Tran eingetauscht. Der isländische Stockfisch war zunächst weniger begehrt als der norwegische, weil er härter war. Das änderte sich, als in Oberdeutschland Mühlen zum Weichklopfen gebaut wurden. Da in Europa in den Fastenzeiten große Mengen Fisch benötigt wurden, entwickelte sich der getrocknete oder gesalzene Fisch zur Hauptexportware der Isländer. Auch isländischer Schwefel, der ein Bestandteil des Schwarzpulvers ist, war begehrt, denn das Mineral wurde in Europa nur in Island und auf Sizilien abgebaut. Da Friedrich II. den Rohstoff für seine eigenen Bedürfnisse benötigte, verbot der dänische König im Jahre 1560 Ausländern den Schwefelhandel.

    Mit dem Beginn des dänischen Handelsmonopols im Jahre 1602 endet offiziell die isländische Hansezeit. Es wird jedoch angenommen, dass auch über diese Zeit hinaus deutsche Kaufleute Verbindungen mit Island hatten. Der letzte Hansetag fand 1669 in Lübeck statt.

    Seit 2006 gibt es ein internationales Forschungsprojekt, das mit archäologischen Forschungen die Spuren der Hanse auf Island verfolgt. Der erste schriftliche Hinweis für den Handel norddeutscher Kaufleute stammt aus dem Jahre 1419. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass vielleicht schon früher Handelsbeziehungen bestanden haben. Leider mangelt es an Untersuchungen wie zum Beispiel über die Schiffe der Engländer, Deutschen, Dänen, Norweger und Holländer, die im Nordatlantik und vor der Küste Islands zu Zeiten der Hanse untergegangen sind. Der isländische Archäologe Ragnar Edvarðsson schätzt, dass 450 Schiffe zwischen 1100 und 1900 gekentert sind. Viele davon an der Westküste Islands. Der archäologischen Forschung auf diesem Gebiet wurde wohl wegen der finanziellen Kosten auf Island bisher wenig Beachtung geschenkt.

    Auch gestaltet sich die Suche nach alten Schiffswracks aus der Zeit der Hanse wegen des Mangels an Metall, das auf den Koggen nur in geringem Maß vorhanden war, schwierig für die Arbeit mit Messgeräten. Wenn ein Wrack entdeckt wird, passiert das meist zufällig. So wurde die bekannte »Bremer Kogge« aus dem Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven rein zufällig entdeckt, als ein Saugbagger das Flussbett der Weser vertiefen wollte. Da die Nordsee einen niedrigen Salzgehalt aufweist, tief und kalt ist, bietet sie positive Bedingungen zur Erhaltung von Schiffswracks. Schwierig ist es, den Standort der Schiffswracks zu bestimmen, da genaue Angaben zum Untergang fehlen. Ebenso ist wohl ein Teil der Schiffe durch die Gewalt des Meeres total zerstört worden, sodass statt eines vollständigen Wracks vielleicht nur Bruchstücke erhalten geblieben sind.

    Die Forschungen zur Hanse sind ein spannendes Thema. Wer mehr erfahren möchte, sollte den Blog von Fish and Ships (https://fishandships.dsm.museum/) verfolgen.

    Wussten Sie, dass ein hansisches Bierfass 406 Liter fasste, genau so viel wie das Taufbecken der Marienkirche in Lübeck?

    Hamburg, 15. Jahrhundert

    »Es ist Zeit zum Aufstehen, Henrick Rode!«, rief Anna, unsere Magd, und zog mir lachend die Schlafmütze vom Kopf. Ich hörte meine Mutter Grete in der Küche hantieren. Mein Vater, Jacob Rode, saß sicher schon am Pult in seinem Kontor über den Büchern. Mit einem Federkiel in der Hand kontrollierte er die mit sorgfältiger Schrift eingetragenen Vermerke. Ich zog mich in Windeseile an. Am liebsten wäre ich gleich zum Hafen gelaufen, wo heute die Ladung von zwei Koggen aus dem fernen Island erwartet wurde. Es waren die letzten in diesem Jahr, da die Fahrt in den Norden im Herbst und Winter zu gefährlich für die Schiffe war. Aber ohne meinen Frühstücksbrei würde mich die Mutter nicht aus dem Haus gehen lassen. Auch musste ich erst noch für den Vater eine Besorgung machen. Als ich endlich ein paar Stunden später über die Trostbrücke die Gasse zum Anlegeplatz der Einmastsegelschiffe hinunterlief, sah ich schon von Weitem, dass am Kai geschäftiges Treiben herrschte. Flöße und Kähne hatten schon seit den frühen Morgenstunden die Güter der im Hafen liegenden Koggen in die Stadt gebracht. De grote Anne und die Hispanigerd waren zu groß, um die Speicher der Hamburger Fleete direkt anzulaufen. Gerade wurden schwere Tranfässer aus einem Kahn gehievt und auf Karren verladen. »Jung, du stehst im Weg!«, pöbelte mich einer der Schauermänner, ein Hafenarbeiter, an und stieß mich grob beiseite, damit er durchkam. Auf seinem Rücken trug er eine Ladung Stoffballen. Ich sprang erschrocken zur Seite und landete in einer Pfütze mit nach Fäkalien stinkendem Wasser. Zwei Jungknechte, die alles beobachtet hatten, brachen in schallendes Gelächter aus.

    »Warum bist du nicht im Speicher?«, hörte ich plötzlich eine strenge, mir bekannte Stimme fragen. Ich drehte mich um. Vor mir stand mein Vater, gekleidet in feines Tuch und ein mit Silberknöpfen verziertes Wams. Mein Vater sah es nicht gerne, wenn ich im Hafen herumstreunte, denn auch bei Tage trieb sich dort allerlei Gesindel herum. Ein junger Kaufmannssohn hatte dort nichts zu suchen.

    Nach dem Willen meines Vaters sollte ich das Handwerk eines rechtschaffenen Kaufmanns von der Pike auf lernen, deshalb musste ich schon in jungen Jahren von morgens bis abends im Lagerhaus nach Anweisung der Kaufgesellen Säcke stapeln, Tuchballen und Felle zählen. Entlohnt wurde ich nicht, obwohl das Geschäft von Jacob Rode gut ging. Aber ich wollte nicht mein Leben in Speichern oder gebeugt über Geschäftsbüchern in düsteren Kontoren verbringen. Ich träumte davon, mit einer Kogge in das ferne Island zu fahren. Jedes Mal, wenn ich aus einer der Luken im Speicher den Schiffen nachsah, wie sie mit aufgeblähten Rahsegeln die Elbe Richtung Nordsee herabfuhren, schmerzte mir das Herz vor Abenteuerlust. Fragte ich meinen Vater, wann ich endlich einmal mit auf die Reise gehen dürfe, hieß es, ich sei zu jung und die Reise nach Island zu gefährlich. Dabei war die Nordsee so sicher wie schon lange nicht mehr, seit man Klaus Störtebeker und seine Gefährten auf dem Hamburger Grasbrook hingerichtet hatte. Die Hansekaufleute hofften, nach dem Tod des Freibeuterkapitäns wieder freien, ungestörten Handel betreiben zu können, ohne dass sie mit Überfällen zu rechnen hatten.

    Die Islandfahrer

    Etwa um das Jahr 874 brachen wagemutige Wikinger mit ihren Knorr aus Norwegen auf und gelangten über Irland, Schottland und die Hebriden bis nach Island, wo sie sich bis etwa 930 in den fruchtbaren Teilen des Landes ansiedelten. Der erste Deutsche, der seinen Fuß im Jahre 981 auf die Vulkaninsel im Nordatlantik setzte, war der sächsische Missionsbischof Friedrich gewesen. Zusammen mit dem Isländer Þorvaldur Koðránsson, der den Beinamen víðförli, der Weitgereiste, trug und sich in Deutschland vom Bischof hatte taufen lassen, wollte er die heidnischen Isländer zum christlichen Glauben bekehren. Die Mission der beiden Männer scheiterte. So gelang es Þorvaldur nicht, seine Widersacher von seinem Glauben zu überzeugen. Voller Hass gegen ihn und seine Reden wurden Schriften verfasst, die ihm ein lasterhaftes Verhalten vorhielten. Die Schreiber dieser Texte wurden daraufhin von Þorvaldur ermordet. Der deutsche Bischof fand wenig Gefallen an dem Verhalten seines Freundes und kehrte daraufhin in seine Heimat zurück. Im Jahre 1000 wurde in Island durch Gesetz das Christentum und damit der katholische Glaube eingeführt. Bis zum Jahre 1103 gehörte die Insel dem Erzbistum Hamburg-Bremen an. Danach ist wenig über Verbindungen zwischen Deutschland und Island bekannt.

    Im Jahr 1262 verliert Island seine Selbstständigkeit. Nun herrscht der norwegische König über das Land, bis es 1397 dem Königreich Dänemark unterworfen wird.

    Bis Island sich 1944 zur Republik erklärte und von der Herrschaft Dänemarks löste, war das Land wegen eines Mangels an eigenen Schiffen und inneren Machtkämpfen von Norwegen (13. und 14. Jh.) und Dänemark abhängig gewesen. Keines der beiden Länder konnte jedoch die Versorgung der Insel gewährleisten. Daraufhin zeigten ab 1412 die Engländer Interesse an Handelsbeziehungen mit Island. Zu dieser Zeit kam es zu einer Reihe von Neuerungen im westeuropäischen Schiffsbau. Die Zahl der Masten und Segel nahm zu und die Schiffe wurden seetüchtiger. Fischerboote (dugga), Barken (barkskip) und Balinger (balinger) zählten zu den zur Islandfahrt gebräuchlichen Schiffstypen jener Zeit.

    Die englischen Kaufleute, the merchant adventure doggers, aus Hull, Lynn, Yarmouth, Ipswich, London und Bristol brachten qualitativ bessere und billigere Waren auf die Insel. Ihre Handelsplätze befanden sich überwiegend im Westen und Süden des Landes. Da es die Engländer auf den isländischen Fisch abgesehen hatten, zog ein Großteil des Gesindes der Bauern an die Küsten, um dort Fischfang zu betreiben. Schon bald beherrschten die Engländer den Islandhandel. Dann fingen sie an, mit eigenen Booten (dugga) in den isländischen Gewässern zu fischen. Das missfiel den Isländern, da die Ausländer ihnen damit die Ware zum Tausch wegnahmen. Auch die Dänen blickten beunruhigt auf den wachsenden Einfluss der Engländer im Islandhandel. Als 1467 der dänische Präfekt auf Island von Engländern ermordet wurde, nahm dies der dänische König zum Anlass, die deutschen Hansekaufleute zu fördern, denen der Stockfischhandel der englischen Konkurrenz ein Dorn im Auge war. Schon Ende des 14. Jahrhunderts hatte es Streitereien zwischen Engländern und Hansekaufleuten in Bergen gegeben mit der Folge, dass die Handelsbeziehungen zwischen England und Norwegen zum Erliegen kamen. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts brauchten die Engländer keine Schwierigkeiten zu fürchten, denn auf Island gab es weder militärische Streitkräfte, die ungebetene Gäste aus den Gewässern hätten vertreiben können, noch Rivalen, die ihnen ihre Vorherrschaft hätten streitig machen können. Aber die Engländer sollten nicht lange allein am Handel mit Island verdienen. In Norddeutschland machten sich hanseatische Kaufleute mit ihren Koggen für die Fahrt ins ferne Island bereit.

    Schiffe aus mehreren Hansestädten betrieben im 15. Jahrhundert den Islandhandel. Der erste urkundliche Hinweis auf eine Islandfahrt eines Hamburger Schiffes stammt aus dem Jahre 1423. Der erste bekannte Islandfahrer war Henning Steen. Da er als in Island verschollen galt, schickte sein Bruder Cordt 1442 einen Kundschafter auf die Insel, um nach ihm zu suchen. Eine andere Quelle gibt an, dass 1431 oder 1432 ein deutsches Schiff ohne Halt in Norwegen Island anlief. Zwei Jahre später bezeugten fünf Männer in Danzig, dass ein Matrose von Peter Dambecks Schiff am 20. März 1432 auf Island ermordet wurde. Dambeck hatte nach eigenen Angaben eine Schiffsladung in England an Bord seines Schiffes Jurien genommen und war dann weiter nach Island gesegelt. Es ist anzunehmen, dass er auf seiner Rückfahrt isländischen Fisch geladen und nach England gebracht hat.

    Auch Danziger und Bremer Schiffe liefen Island an. Weniger bekannt ist, dass die Hansestadt Lübeck sich ebenfalls an der Islandfahrt beteiligte. Laut einem Testament aus dem Jahre 1429 hatte damals ein Lübecker Handelsbeziehungen zu Island. Für das Jahr 1442 gibt es ebenfalls Hinweise, dass sich Lübecker Kaufleute nach Island aufmachten. Da die Bergenfahrt eine wichtige Rolle für die Stadt spielte, versuchte der Rat, die Islandfahrten geheim zu halten. Später, als das Monopol der Bergenfahrt aufgehoben und keine Rücksicht mehr auf das dortige Hansekontor genommen zu werden brauchte, beteiligte sich 1565 sogar der Lübecker Bürgermeister Bartholomeus Tinnappel an der Islandfahrt.

    Um die Zeit von 1468 bis 1473 herrschten starke Spannungen zwischen den Hansestädten, Dänemark und England. Die Deutschen erhielten 1468 die Erlaubnis des dänischen Königs für die Islandfahrt und der Schiffsverkehr nahm zu. Hamburg nahm bald eine zentrale

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