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Beast Catcher: Pandora
Beast Catcher: Pandora
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eBook240 Seiten3 Stunden

Beast Catcher: Pandora

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Über dieses E-Book

Ein geheimnisvoller neuer Nachbar,
ein durchweichtes Päckchen und drei neugierige Teenager – perfekt ist das Chaos.
Aus Versehen starten sie den noch absolut geheimen Prototypen eines vollkommen neuartigen Games: Beast Catcher.
Was danach in ihrer kleinen Stadt passiert, lässt sie in das vermutlich größte Abenteuer ihres Lebens stolpern.
Monster, Fabelwesen und freche Mäuse mischen die drei Freunde gehörig auf.
Die zerstörerischen Auswirkungen auf ihre Heimatstadt drängen sie dazu, endlich zu handeln und den Kampf gegen die Zeit aufzunehmen.
Doch was geschieht, wenn sie das Spiel nicht bis zum Ende des Countdowns gewinnen können?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Nov. 2020
ISBN9783986580049
Beast Catcher: Pandora

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    Buchvorschau

    Beast Catcher - Felizitas Montforts

    Jessica Strang

    Neuenhofstr. 105

    32479 Hille

    www.tagtraeumer-verlag.de

    E-Mail: info@tagtraeumer-verlag.de

    Text: © Felizitas Montforts

    Buchsatz: Andre Ferreira

    Lektorat/ Korrektorat: Teja Ciolczyk

    www.gwynnys-lesezauber.de

    Umschlaggestaltung: Juliane Buser Grafikdesign

    https://jb-grafikdesign.de/

    Bildmaterial/ Illustrationen: © Angela Coutsidis, An-Cou.art

    ISBN: 978-3-98658-004-9

    Alle Rechte vorbehalten

    © Tagträumer Verlag 2021

    1. Auflage

    Felizitas Montforts

    Ein Bild, das Text enthält. Automatisch generierte Beschreibung

    Der Alte

    GAME OVER!

    „Verdammt!", rief Lukas und riss sich die VR-Brille vom Kopf. Frustriert fuhr er sich durch das strubbelige, leicht verschwitzte Haar. Er war so knapp davor gewesen, zu gewinnen. Dieser Endboss hatte es aber auch in sich. Kurz vor dem Sieg schossen jedes Mal Flammen aus dem gegnerischen Breitschwert. Das Letzte, was er dann sah, bevor der Bildschirm dunkel wurde, war die glühende Klinge, die unaufhaltsam auf ihn zu sauste. Schon seit zwei Tagen biss er sich die Zähne an diesem Gegner aus. Dabei musste dieser Kampf doch irgendwie zu schaffen sein – er würde sich niemals einem Spiel geschlagen geben.

    Es war bereits Samstag. Der Samstag, bevor das neue Schuljahr begann. Lukas konnte es kaum erwarten ... wer’s glaubte. Sein Ziel war es, dieses Spiel vor Schulstart zu bezwingen!

    TUT, TUT, TUT.

    Lautes Hupen riss Lukas aus seinen Gedanken. Wer machte hier einen solchen Krach? Neugierig legte er die Brille beiseite, die eher einem Helm aus einem Science-Fiction-Film ähnelte, und trat ans Fenster. Ein großer Transporter parkte auf der Straße. Der rote Schriftzug verkündete jedem, der das Fahrzeug sah, dass es sich hier um ein Umzugsunternehmen handelte. Rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche, lautete die Werbung. Sollte wirklich jemand das baufällige Haus neben ihnen gekauft haben? Wer war denn bitteschön so bescheuert?

    Seit bestimmt einem Jahr wettete er mit Mo, der eigentlich Moritz hieß und sein bester Freund war, ob dieses Haus eher abgerissen oder verkauft werden würde. Anscheinend hatte er die Wette verloren. Verdammt! Von seinem Taschengeld war eh kaum noch etwas übrig. Das Meiste war für das neue Spiel draufgegangen. Jetzt schuldete er Moritz auch noch einen Fünfer.

    Nie wieder Wetten!, notierte er sich in Gedanken.

    „Lukas, Katha, Mittagessen!"

    „Och nö", murmelte er leise.

    Warum ausgerechnet jetzt? Seine Mutter hatte wirklich ein Talent für das perfekte Timing.

    Den Blick noch aus dem Fenster zu dem Umzugswagen gewand, beobachtete Lukas in diesem Moment, wie ein älterer, sehr dürrer Mann mit unordentlichen grauen Haaren aus dem Haus trat und den Mitarbeitern des Umzugsunternehmens Anweisungen gab. Ob das der neue Nachbar war? Warum musste das so ein alter Knacker sein? Der machte bestimmt sofort Stress, wenn er mal die Musik lauter aufdrehte. Stöhnend ließ Lukas den Kopf gegen die Fensterscheibe sinken. Das war heute wirklich nicht sein Tag.

    Der Alte musste die Bewegung am Fenster bemerkt haben und schaute just zu Lukas hinauf.

    Ihre Blicke schienen sich für einen Augenblick zu verhaken und Lukas überkam ein ganz seltsames Gefühl. Ein Schauer, den er sonst nur bei Filmen verspürte, die er eigentlich noch gar nicht schauen durfte. Schnell wich er einen Schritt zurück und war froh, als ihn der Vorhang vor dem Blick des neuen Nachbarn verbarg.

    „Na, konntest du dich von deiner Kiste lösen?", begrüßte ihn seine Mutter, die bereits gemeinsam mit seiner Schwester am gedeckten Esstisch saß.

    Lukas’ Vater musste, wie so oft, auch am Wochenende arbeiten. Als gefragter Rechtsanwalt würde er sogar bei einem 48-Stunden-Tag noch Überstunden machen.

    „Habt ihr schon den neuen Nachbarn gesehen?", antwortete Lukas mit einer Gegenfrage und freute sich über die verwirrten Gesichter am Tisch.

    „Welcher neue Nachbar?", fragte Katha und schaute vom Teller auf.

    „Habt ihr denn das Hupen nicht gehört? Draußen steht ein großer Umzugswagen."

    „Doch, haben wir, es ist aber unhöflich, aus dem Fenster zu starren. Wir gehen nachher gemeinsam rüber und stellen uns vor."

    Lukas verdrehte die Augen. Was Höflichkeit anging, übertrieb es seine Mutter oft etwas. Wofür hatte man bitteschön Fenster, wenn man nicht hinausschauen durfte?

    „Jetzt sag schon. Wer zieht ein? Eine Familie? Haben sie einen Sohn? Was hast du gesehen?"

    „Nur einen alten Mann", gab er Katha zur Antwort.

    War ja klar, dass sie sofort wissen wollte, ob ein neuer Junge in die Nachbarschaft zog. Vor einem Jahr hatte sie noch gemeinsam mit ihm an seinen Lego-Star-Wars-Modellen gebaut oder sie waren gemeinsam mit Moritz per Bleistift und Würfel nach Aventurien gereist. Sie waren durch dick und dünn gegangen, wie das bei Zwillingen eben so war. Jeder war die Hälfte eines Ganzen. Jetzt schien ein Körperfresser seine Schwester übernommen zu haben.

    Seit ein paar Monaten drehte sich alles nur noch um die neuesten Produkte im kleinen Drogeriemarkt um die Ecke, um Jungs, was sie am ersten Schultag für Klamotten tragen würde und welche Youtuber gerade besonders angesagt waren. Wenn sie denn mal was spielte, dann war das Mutter, Vater, Kind mit irgendeiner komischen Lebenssimulation auf ihrem PC. Ihn behandelte sie oft wie ein kleines Kind, was ihn unglaublich nervte. Er wollte seine alte Schwester zurück. Das würde er aber niemals offen zugeben.

    „Na super!" Enttäuscht widmete sich Katharina wieder ihrem Essen.

    Es gab Spaghetti mit Tomatensoße und Fleischbällchen, eins von Lukas’ absoluten Lieblingsgerichten. Begeistert lud er sich den Teller voll. Vorerst war der Nachbar vergessen.

    DING, DONG! Hallte es durch das deutlich heruntergekommene Haus. Die weiße Farbe der Fassade hatte in den letzten Jahren eher den Grauton von Asphalt angenommen und die Hausnummer hob sich in einem kräftigen Rostbraun ab, das sich dank Regen in Schlieren auch auf die Hauswand übertragen hatte. Die Fenster mussten dringend mal wieder mit Putzmittel in Berührung kommen, übernahmen aber in ihrem derzeitigen Zustand die Aufgabe eines natürlichen Sichtschutzes.

    Wie es wohl im Inneren aussah? Bestimmt ähnlich, da war sich Lukas sicher. Erneut fragte er sich, wie jemand dieses Haus hatte kaufen können.

    Aufgereiht standen sie zu dritt vor der Haustür, mit ihrer Mutter in der Mitte. Ein Tag war seit dem überraschenden Einzug vergangen und Susanne Kreuzmann war nun der Meinung, dass es an der Zeit wäre, sich ihrem neuen Nachbarn vorzustellen. Aus dem Nichts hatte sie Brot und Salz gezaubert, das sie nun als Willkommensgeschenk überreichen wollte.

    Sie würde es zwar nie zugeben, aber Lukas merkte seiner Mutter an, wie aufgeregt sie war. Erneut strich sie sich eine Haarsträhne ihrer schulterlangen brünetten Locken hinter das Ohr und fuhr dann prüfend über ihren glatten Rock. Nicht oft gab es ein neues Gesicht in ihrer Straße und jeder Zugezogene war eine regelrechte Sensation.

    „Vielleicht hat er ja einen Enkel, der ihn besuchen kommt", mutmaßte Katharina leise und knetete dabei ihre Hände.

    „Sah er nicht nach aus", meinte Lukas.

    „Ach was weißt du denn schon!"

    „Katha, Lukas. Hört auf, zu streiten. Was soll er denn von uns denken? Schlimm genug, dass du ausgerechnet heute dieses furchtbare T-Shirt tragen musst."

    Mit er meinte seine Mutter natürlich den Nachbarn und das T-Shirt war natürlich seines und zeigte eine große Dämonenfratze, die aus einem seiner liebsten Games stammte. Was natürlich absolut unangebracht war für den ersten Besuch bei ihrem Nachbarn, den er möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Ganz vielleicht war die Wahl seines T-Shirts heute nicht zufällig gewesen.

    Suchend ließ Lukas den Blick über den Hauseingang wandern. Es gab einen Klingelknopf, aber kein Namensschild. Doch der Mann war ja auch gerade erst eingezogen.

    Auf einmal wurde die Tür geöffnet und Lukas schaute in genau die Augen, die ihm ein solch unangenehmes Frösteln verursacht hatten. Dieses Mal ließ der alte Mann aber nur kurz seinen Blick über den Jungen gleiten, bevor er sich an dessen Mutter wandte.

    „Ja?"

    Durch die doch sehr unfreundliche Begrüßung sichtlich aus dem Konzept gebracht, fehlte Lukas’ Mutter für einen Moment die Sprache.

    „Äh ... Ja, guten Tag. Wir sind ihre Nachbarn von nebenan, Kreuzmann, und wollten sie ganz herzlich in unserer Straße willkommen heißen, auch im Namen meines Mannes. Er musste heute leider arbeiten. Erneutes Zurückstreichen der Haare. „Wir haben ein kleines Geschenk zum Einzug für sie. Mit einem freundlichen Lächeln hielt sie ihm den Teller hin. „Brot und Salz."

    „Ich habe eine Glutenunverträglichkeit. Entschuldigen sie mich jetzt bitte. Ich habe noch zu tun." Damit schloss ihr Nachbar, von dem sie noch immer nicht den Namen kannten, die Tür und ließ sie einfach samt Brot und Salz stehen.

    Lukas konnte sich nicht beherrschen. Das verdatterte Gesicht seiner Mutter wäre der Hit im Web. Laut prustete er los.

    „Also, das war ja mal krass", kommentierte Katha den Abgang des Alten und tippte bereits hektisch auf ihrem Smartphone rum.

    „Vielleicht haben wir ihn in einem ungünstigen Moment erwischt."

    „Klar, Mama. Beim Kistenheben hat er sich seine Manieren verknackst."

    Jetzt musste auch Katha lachen. Ohne weiteren Kommentar gingen sie zurück nach Hause. Nur Lukas verspürte einen kalten Schauer im Nacken und drehte sich noch einmal um. War da nicht eine Bewegung am Fenster gewesen?

    Eine Mission

    „Er hat was gesagt?"

    „Mensch, Mo, zum dritten Mal. Er meinte, er hat eine Glutenunverträglichkeit und hat uns dann einfach draußen stehen lassen."

    „Das Gesicht deiner Mutter hätte ich gerne gesehen."

    „Ja, das war einmalig. Schade, dass Katha kein Foto gemacht hat. Da schleppt sie schon ständig ihr Smartphone mit sich durch die Gegend und dann tippt sie nur blöd drauf rum. Mädchen!"

    „Jo, du sagst es. Du ..."

    „Warte mal eben" unterbrach Lukas seinen Freund am Telefon und schob den Vorhang am Fenster etwas zur Seite.

    „Was macht der denn da?"

    „Was ist los, Luke?"

    „Der Alte schleppt irgendwelche Kisten von seinem Auto ins Haus. Sieht aus, als wären die voller Computerkram."

    „Was genau?", wollte Moritz wissen. Man hörte ihm seine Neugier deutlich an. Er war versessen auf alle technischen Spielereien. Jedes Gerät, das Lukas von seinen Eltern bekam, wurde erst einmal von Moritz unter die Lupe genommen, ehe er es für seinen Freund zum Laufen brachte. Lukas selbst hatte keine Ahnung von Technik, er wollte nur, dass die Geräte funktionierten und er die neuesten Spiele darauf zocken konnte.

    „Was weiß ich, antwortete er. „Kabel, Bildschirme und allerhand Kram, den ich nicht richtig erkennen kann.

    „Ich komm rüber!", hörte Lukas seinen Freund sagen, ehe die Verbindung beendet wurde.

    Einen Vorteil hatte die Stadt, in der sie lebten: Sie war überschaubar und Moritz wohnte nicht weit weg. Es dauerte kaum fünf Minuten, in denen Lukas den alten Mann und sein Tun keinen Moment aus den Augen ließ, da klingelte es an der Haustür. Kurz darauf erklangen stampfende Schritte auf der Treppe und ein schnaufender Moritz kam ins Zimmer gestürzt.

    „Ist ... ist er noch da? Ich hab an der Straße nur eine alte Karre gesehen."

    „Das scheint sein Auto zu sein, auf jeden Fall waren da die Kisten drin. Ich glaube aber, er ist fertig. Seit der letzten Kiste ist er nicht mehr aus dem Haus gekommen."

    „So ein Mist. Ich hätte zu gerne gesehen, was das für Teile waren. Was er wohl damit vorhat?"

    „Keine Ahnung. Vielleicht ist er ein Messi und kann einfach nichts wegschmeißen."

    „Puh ... ich bekomme keine Luft mehr", japsend ließ sich Moritz auf Lukas’ Bett fallen. Sein ausgewaschenes T-Shirt spannte sich bei jedem Atemzug bedrohlich über seinen Bauch.

    „Mann Mo, du solltest echt mehr Sport machen."

    „Das sagt der Richtige. Wie weit bist du eigentlich mit dem Spiel?"

    „Der Endboss killt mich jedes Mal."

    Auf die Unterarme gestützt richtete sich Moritz etwas auf. „Ich dachte, du wolltest das vor Schulbeginn schaffen."

    „Joa, war auch geplant aber ... Warte mal, da ist er wieder!"

    Kaum hatte Lukas das gesagt, stand Moritz neben ihm am Fenster und spähte am Vorhang vorbei.

    Statt noch mehr Kisten ins Haus zu schleppen, stieg der Nachbar aber nur in den alten klapprigen und ehemals vermutlich dunkelblauen VW. Das von Rostspuren und Beulen nur so strotzende Vehikel fuhr mit lautem Motorengetöse davon.

    „Perfekt!"

    „Was meinst du?", fragte Lukas seinen Kumpel verwirrt.

    „Jetzt können wir nachschauen, welche Teile das waren."

    „Du willst bei ihm einbrechen?" Ungläubig schaute Lukas seinen Freund an.

    „Nein, aber durchs Fenster gucken. Jetzt komm schon, oder bist du eine Memme?"

    „Mo, ich weiß nicht. Wenn der uns erwischt, gibt es bestimmt Ärger. Der ist echt arg übel drauf."

    „Die alte Rostmöhre, die der Kerl fährt, hören wir doch kilometerweit. Jetzt hab dich nicht so. Lass mich nicht hängen. Ich muss einfach wissen, was in den Kisten ist." Schon war Moritz aus dem Zimmer gestürmt und lief die Treppe hinunter. Lukas folgte ihm mit einem unguten Gefühl im Bauch nach draußen vor das Haus.

    „Wir können nicht einfach rübergehen und durch die Fenster schauen. Da sieht man uns!", gab Lukas zu bedenken.

    Vor den neugierigen Augen der Nachbarschaft war niemand sicher und die Tratschtante, Frau Gerstenberg von gegenüber, würde seiner Mutter garantiert sofort erzählen, was er trieb.

    „Dann versuchen wir es eben vom Garten aus." Schon ging Moritz Richtung Gartentor, das sich neben der Garage befand. Das Holz war verwittert und die einmal auffallend grüne Farbe blätterte ab. Jedes Jahr nahm sich Lukas’ Vater vor, das Holz zu streichen, und dann war der Sommer vorbei und die Gartentür wieder vergessen.

    „Das ist Hausfriedensbruch! Außerdem, wie willst du über den Sichtschutz kommen?" Doch Lukas bekam keine Antwort und ihm blieb nichts anderes übrig, als seinem Freund zu folgen.

    Schon standen sie im deutlich vernachlässigten Garten. Das ungemähte Gras verteilte Samen, die Blätter vom letzten Herbst sammelten sich in den Ecken und das Unkraut überwucherte den Weg. Klar könnten sich seine Eltern locker einen Gärtner leisten, nur dafür musste man erst einmal einen einstellen, und wie bei so vielen Sachen, fehlte auch dafür einfach die Zeit.

    „Mo, was machst du da?", fragte Lukas nervös.

    „Eine Ausrede für uns erfinden". Grinsend nahm Moritz einen alten, schon etwas platten Fußball und schmiss ihn kurzerhand hinüber aufs Nachbargrundstück.

    Der Sichtschutz war höher, als die normalweise erlaubten 1,20 Meter, aber bisher hatten sie sich nie darum geschert, es hatte ja ohnehin niemand dort gewohnt. Es interessierte nicht einmal seinen Vater – und das als Rechtsanwalt. Dessen einziger Kommentar zu dem Thema war gewesen, dass er keine Lust hatte, auf dieses heruntergekommene Grundstück zu starren, und damit war die Angelegenheit erledigt und der zwei Meter hohe Sichtschutz war aufgestellt worden.

    „So, sollte uns nun jemand erwischen, sagen wir einfach, dass wir nur den Ball holen wollten. Da wird schon niemand sauer." Zufrieden rieb sich Moritz die Hände und grinste seinen Freund an.

    Lukas konnte diese Zuversicht nicht teilen.

    „Los, jetzt heb mich hoch."

    „Bitte was?" Ungläubig starrte Lukas seinen Freund an. Das konnte er nicht ernst meinen.

    „Jetzt mach schon eine Räuberleiter, sonst kommt der Alte noch zurück, bevor wir etwas gesehen haben."

    „Mensch Moritz, ich knall dir eine, wenn in den Kisten nicht irgendwas Sensationelles ist" drohte Lukas. Sich seinem Schicksal ergebend, machte er eine Räuberleiter, in die Moritz seinen Fuß stellte. Lukas wusste nicht, wann sie sowas das letzte Mal gemacht hatten. Hatten sie sowas überhaupt schon einmal gemacht? In Filmen sah das immer so einfach aus. Einmal mit Schwung hochstemmen und schon sollte Moritz drüben sein. Denkste!

    Der erste Versuch verfrachtete Moritz unsanft auf sein Hinterteil. Unglücklich zog er einen zermatschten Schokoriegel aus seiner Gesäßtasche. Aufgeben kam aber nicht infrage. Um sein Gleichgewicht besser halten zu können, versuchte er sich nun mit einer Hand bei Lukas und mit der anderen an der Wand abzustützen. Das Ergebnis war eine wackelige Angelegenheit, die jedem Dick und Doof-Film Ehre gemacht hätte.

    „Jetzt echt mal, Mann, du musst abspecken."

    „Quatsch, das ist nur zusätzlicher Raum für mein Hirn", erwiderte Moritz atemlos.

    „Dein Hirn ist ganz schön schwer."

    „Tja, das kann man von deinem nicht behaupten."

    „Noch so ein Spruch und ich lass dich fallen. Jetzt zieh dich endlich hoch!"

    Lukas Arme und Beine zitterten unter der Anstrengung, Mos Gewicht zu heben. Sie hassten

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