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Mensch. Maschine. Kommunikation.: Beiträge zur Medienlinguistik
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Mensch. Maschine. Kommunikation.: Beiträge zur Medienlinguistik
eBook636 Seiten5 Stunden

Mensch. Maschine. Kommunikation.: Beiträge zur Medienlinguistik

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Über dieses E-Book

Wie unterscheidet sich die Mensch-Maschine-Kommunikation von der Kommunikation zwischen Menschen? Lässt sich feststellen, ob ein Mensch oder eine Maschine kommuniziert? Kann man Maschinen vertrauen? Die Beiträge thematisieren diese und weitere Fragen anhand aktueller Beispiele. Im ersten Teil liegt der Schwerpunkt auf der Analyse von Nachrichten in sozialen Netzwerken und den Auswirkungen der heutigen digitalen Möglichkeiten auf die Kommunikation. In den folgenden Teilen steht die Interaktion mit Robotern (z.B. in der Altenpflege) und mit virtuellen Assistenzsystemen (z.B. Siri) im Zentrum. Hier wird u.a. gezeigt, wie Vertrauen zu Pflegerobotern aufgebaut werden kann und welche Rolle das Kommunikationsverhalten dabei spielt. Der letzte Beitrag zum Bodyhacking und den damit verbundenen ethischen Fragen greift nochmals die Frage nach der Grenze zwischen Mensch und Maschine auf.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum22. Nov. 2021
ISBN9783823303190
Mensch. Maschine. Kommunikation.: Beiträge zur Medienlinguistik

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    Buchvorschau

    Mensch. Maschine. Kommunikation. - Narr Francke Attempto Verlag

    Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation

    Unterschiede und Gemeinsamkeiten

    Sarah Brommer & Christa Dürscheid

    Gibt es so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen gegenüber den Maschinen und falls ja, worin besteht es? Dabei geht es nicht nur um die Frage, welche Berufe künftig automatisierbar sind, ob die Post noch Briefträger und die Zeitung noch Sportreporter braucht. Vielmehr geht es um die Definition dessen, was Menschsein im digitalen Zeitalter bedeutet.

    Ulrich Schnabel

    1 Vorbemerkungen

    Liest man das diesem Beitrag vorangestellte Zitat, dann möchte man aus linguistischer Sicht spontan darauf antworten: Die Sprache ist ein solches Alleinstellungsmerkmal; die Mensch-Maschine-Kommunikation wird nie an das heranreichen, was die Mensch-Mensch-Kommunikation zu leisten vermag. Doch ist das so? Wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten und welche Merkmale charakterisieren das Sprechen von Maschinen? Im Folgenden wird es um diese und andere Fragen gehen, die das Themenfeld «Mensch. Maschine. Kommunikation» betreffen. Zuvor aber sind zwei Vorbemerkungen erforderlich. Diese beziehen sich sowohl auf den Haupt- als auch auf den Untertitel des vorliegenden Sammelbandes.

    Der Haupttitel ist ein Trikolon. Er besteht aus drei Teilen, die zwar durch Punkte getrennt sind, aber eine Einheit bilden. Die Reihung soll anzeigen, dass es im vorliegenden Buch keineswegs nur um das Thema Mensch-Maschine-Kommunikation geht (wie es eine Durchkoppelung mit Bindestrich nahegelegt hätte), sondern dass die Perspektive weiter gefasst ist und auch solche Aspekte behandelt werden, die sich auf die Mensch-Mensch-Kommunikation beziehen. Das ist im ersten Themenblock des Sammelbandes der Fall, in dem z.B. die Verwendung von Animojis thematisiert wird (vgl. den Beitrag von Tanchis/Walder i.d.B.). Der Fokus liegt hier auf der Beschreibung von Interaktionspraktiken in der interpersonalen Online-Kommunikation. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen mit Menschen kommunizieren – und zwar mittels Maschinen bzw. technischer Unterstützung (z.B. via Handy). Allerdings wird sich schon in diesen ersten Beiträgen zeigen, wie schwer die Abgrenzung von Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation im Einzelfall ist. So kann man nicht immer sicher sein, mit einem Menschen zu kommunizieren, wenn man z.B. die Posts auf Instagram oder Facebook liest und darauf reagiert (vgl. den Beitrag von Jenni i.d.B.). Und selbst wenn man weiss, dass man nicht mit einem Menschen, sondern mit einer Maschine interagiert: Kann das nicht auch Emotionen auslösen? Freut man sich vielleicht darüber, wenn der Chatbot schreibt, man habe eine besonders kluge Frage gestellt?

    Auf solche Fragen rund um das Thema Mensch-Maschine- vs. Mensch-Mensch-Kommunikation geht die Sozialpsychologin Nicole C. Krämer in einem sehr interessanten Interview ein, das die Überschrift «Mit Robotern sprechen» trägt.¹ In diesem Interview liegt der Schwerpunkt auf den psychologischen Aspekten im Umgang mit Robotern, wir dagegen werden uns dem Thema vorrangig aus linguistischer, genauer: aus medienlinguistischer Sicht (s.u.) nähern, und wir werden nicht nur die Kommunikation mit Robotern (d.h. mit Maschinen), sondern auch die Kommunikation via Maschine betrachten. Den Ausdruck Maschine verwenden wir zunächst als Sammelbezeichnung für verschiedene – vorsichtig ausgedrückt – technische Vorrichtungen, subsumieren darunter also sowohl Roboter, Chatbots, Sprachassistenten (Voicebots) als auch technische Apparate wie Handy und Computer. Weiter unten werden wir diesen Terminus genauer fassen.

    Nun zur Zuordnung des vorliegenden Bandes zur Medienlinguistik: Wie lässt sich das begründen? Womit befasst sich die Medienlinguistik? Auf der Website der Zeitschrift Journal für Medienlinguistik (jfml) werden zwei Aufgabenbereiche genannt, die die «thematischen Eckpfeiler der Zeitschrift bilden» (siehe unter https://jfml.org/about): 1.) «Die theoretische und empirische Durchdringung des Verhältnisses zwischen Medialität und Sprachlichkeit» und 2.) «Die Erforschung von Sprache und Kommunikation unter dem Einfluss medialer Veränderungen». Wir orientieren uns an Punkt 2.), da es aus unserer Sicht dieser ist, der das Kernthema der Medienlinguistik treffend umschreibt. Zum Untersuchungsgegenstand der Medienlinguistik gehört demnach, wie sich der Sprachgebrauch in der massenmedialen Kommunikation gestaltet (vgl. dazu Burger/Luginbühl 2014), aber auch, welchen Einfluss «mediale Veränderungen» auf die interpersonale Kommunikation haben (so z.B. die Nutzung des Smartphones). Zugrunde legen wir dabei einen technologischen Medienbegriff. Dieser besagt, dass Medien «materiale, vom Menschen hergestellte Apparate zur Herstellung, Modifikation, Speicherung, Übertragung oder Verteilung von sprachlichen (und nicht-sprachlichen) Zeichen» sind (Habscheid 2000: 137, vgl. auch Holly 1997: 69f.). Face-to-Face-Gespräche fallen nach unserer Auffassung also nicht in den Gegenstandsbereich der Medienlinguistik,² sehr wohl aber beispielsweise Telefonate (mündlich) oder WhatsApp-Konversationen (schriftlich), da beide mit Hilfe von Medien erfolgen. Allerdings berücksichtigt die Holly-Habscheid’sche Definition nicht die Rezeptionsseite, weshalb wir an dieser Stelle noch ergänzen wollen: Medien sind vom Menschen hergestellte Apparate, die sowohl zur Produktion, zur Distribution als auch zur Rezeption von Zeichen dienen (vgl. dazu auch Posner 1985: 255).

    Versteht man den Terminus Medien in diesem technologischen Sinne, dann ist auch die Mensch-Maschine-Kommunikation Gegenstand der Medienlinguistik – und dies in zweierlei Hinsicht: Die Maschine (z.B. der Computer) dient hier ja nicht nur zur Produktion, Distribution und Rezeption der sprachlichen Zeichen, sie ist auch selbst an der Interaktion beteiligt (z.B. der Chatbot). Als Beispiele seien Roboter wie Pepper oder Nao genannt, die in Einkaufszentren eingesetzt werden, um einfache Fragen von Kund*innen zu beantworten oder sie daran zu erinnern, eine Maske zu tragen.³ Auch mit Sprachassistenten wie Siri oder Alexa kann man kleine Dialoge führen, anders als Roboter haben sie aber nur eine Stimme, keine physische Gestalt. Dennoch neigt der Mensch dazu, auch solche virtuellen Assistenzsysteme als ‹Ansprechpersonen› wahrzunehmen. Auf diesen Punkt kommen wir weiter unten zurück.

    In der Linguistik gibt es zum Sprachgebrauch in der Mensch-Maschine-Kommunikation bislang nur wenige Arbeiten (vgl. aber Lotze 2016, Antos 2017); die meisten Studien legen den Schwerpunkt auf medienwissenschaftliche, sozialpsychologische und informationsethische Fragen (z.B. Remmers 2018, Thimm/Bächle 2018). Diese Aspekte nehmen wir in unserem Sammelband auch auf, im Fokus stehen aber primär linguistische Untersuchungen (z.B. anknüpfend an die Gesprächsanalyse, die Diskursanalyse und die Genderlinguistik). Zunächst aber erscheint es geboten, noch einige Überlegungen zum Terminus Maschine anzustellen. Was versteht man genau unter einer Maschine? Und wo liegt der Unterschied zum Automaten und zum Roboter? Im nächsten Abschnitt gehen wir kurz auf diese Fragen ein (vgl. dazu ausführlich Staubli i.d.B.), dann steht das Verhältnis von Menschen und Maschinen im Fokus und es wird die Frage behandelt, welche Rolle das Vertrauen in der Mensch-Mensch-Kommunikation und vergleichend dazu in der Mensch-Maschine-Kommunikation spielt (Abschn. 3). Das ist im Kontext des vorliegenden Sammelbandes ein wichtiger Aspekt, zwei Beiträge nehmen darauf Bezug (Staubli und Knoepfli i.d.B.). Die folgenden Fragen stellen sich hier: Kann überhaupt die Rede davon sein, dass man Maschinen Vertrauen entgegenbringt? Besteht gerade darin nicht ein zentraler Unterschied zur Mensch-Mensch-Kommunikation? Den Abschluss des vorliegenden Einführungsbeitrags bilden ein Überblick über die folgenden Kapitel (Abschn. 4) sowie eine kurze Schlussbemerkung. Hier werden wir zeigen, wie vielfältig die Fragen sind, die sich stellen, wenn man die Mensch-Maschine-Kommunikation aus linguistischer Perspektive in den Blick nimmt. Der vorliegende Sammelband soll dazu einige Denkanstösse geben.

    2 Maschinen – Automaten – Roboter

    In einem Artikel in der Wochenzeitung DIE ZEIT ist zu lesen: «Mit der Vielfalt der Einsatzgebiete wachsen auch die Ansprüche an die Mensch-Maschine-Kommunikation. Ein Therapie-Roboter muss nicht nur andere Aufgaben bewältigen als ein Industrie-Roboter.»¹ Diese Aussage legt die Vermutung nahe, bei den Ausdrücken Maschine und Roboter handle es sich um Synonyme. Intuitiv wissen wir, dass das nicht der Fall ist. Doch wo liegen die Unterschiede? Und wie grenzt man diese beiden Bezeichnungen von dem Terminus Automat ab? Geht man davon aus, dass eine Maschine Arbeitsvorgänge in eine Folge wiederholbarer Schritte teilt, dann ist dies durchaus vergleichbar mit dem Einsatz von Automaten. Es stellen sich hier also einige Fragen, die uns dazu bewogen haben, zunächst auf die Spezifika von Maschinen, Automaten und Robotern einzugehen. In einem zweiten Schritt werden wir auch auf die Stichworte Künstliche Intelligenz und Anthropomorphismus Bezug nehmen und auf die Frage eingehen, wie sich der Sprachgebrauch in der Mensch-Maschine- von der Mensch-Mensch-Kommunikation unterscheidet.

    Kommen wir zunächst zur Definition von Maschine: Eine Maschine (lat. machina, deutsch ‹Werkzeug›, ‹künstliche Vorrichtung›, ‹Mittel›) ist eine mit einem Antriebssystem «ausgestattete oder dafür vorgesehene Gesamtheit miteinander verbundener Teile oder Vorrichtungen, von denen mindestens eines bzw. eine beweglich ist und die für eine bestimmte Anwendung zusammengefügt sind» (vgl. die europäische Maschinenrichtlinie 2006/42/EG, Artikel 2 Abs. a). Mit anderen Worten: Eine Maschine wird als eigenständige funktionsfähige Einheit dazu eingesetzt, eine bestimmte Tätigkeit auszuführen. Wenn sie diese Tätigkeit automatisch, d.h. selbsttätig, ausführt, spricht man von Automat. Im Alltag zeigt sich die Unterscheidung zwischen Maschine und Automat beispielsweise bei alltäglichen Verrichtungen wie der Zubereitung von Kaffee: Während eine (Filter-)Kaffeemaschine als Werkzeug eingesetzt wird, das zwar bei der Zubereitung unterstützt, aber das händische Einfüllen von Kaffee und Wasser verlangt und auch nur der Herstellung von Filterkaffee dient, bereitet ein Kaffee(voll)automat auf Knopfdruck verschiedene Kaffeespezialitäten selbständig zu. Der Einsatzbereich eines Automaten ist jedoch beschränkt, da er nur eine bestimmte Tätigkeit ausführen kann und nutzlos wird, sollte eben diese Tätigkeit nicht mehr benötigt werden. Das wiederum unterscheidet den Automaten vom Roboter:² Ein Roboter ist immer wieder programmierbar und dadurch in der Lage, verschiedene Tätigkeiten zu erledigen, und er zeichnet sich im Vergleich zu anderen Maschinen durch seine Komplexität aus. Seine universelle Einsetzbarkeit findet sich auch in den Richtlinien des Vereins Deutscher Ingenieure, in denen (Industrie-)Roboter definiert werden als «universell einsetzbare Bewegungsautomaten mit mehreren Achsen, deren Bewegungen hinsichtlich Bewegungsfolge und Wegen bzw. Winkeln frei (d.h. ohne mechanischen bzw. menschlichen Eingriff) programmierbar und gegebenenfalls sensorgeführt sind. Sie sind mit Greifern, Werkzeugen oder anderen Fertigungsmitteln ausrüstbar und können Handhabungs- und/oder Fertigungsaufgaben ausführen» (VDI-Richtlinie 2860). In eine ähnliche Richtung geht die Aussage von Christaller et al. (2001: 19). Die Autoren definieren Roboter als «sensumotorische Maschinen zur Erweiterung der menschlichen Handlungsfähigkeit. Sie bestehen aus mechatronischen Komponenten, Sensoren und rechnerbasierten Kontroll- und Steuerungsfunktionen. Die Komplexität eines Roboters unterscheidet sich deutlich von anderen Maschinen durch die größere Anzahl von Freiheitsgraden und die Vielfalt und den Umfang seiner Verhaltensformen.» Diese Definition greift den Werkzeugcharakter von Robotern auf (vgl. auch den begrifflichen Ursprung des Wortes, abgeleitet von tschechisch robota, deutsch ‹Fronarbeit›).³ Was hingegen nicht Bestandteil der Definition ist, sind anthropomorphe Zuschreibungen, die sehr häufig Teil des Alltagsverständnisses von Roboter sind (siehe dazu weiter unten).

    Die Frage, ob die hier beschriebenen begrifflichen Abgrenzungen auch heute noch Bestand haben, kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Hingewiesen sei aber auf neuere technische Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass es mit dem technischen Fortschritt zu weiteren Überschneidungen kommen wird, die die Abgrenzung von Robotern und Maschinen immer schwieriger machen. So wurde Ende 2019 von ABB und B&R, zwei Unternehmen für Automatisierungstechnik, eine erste vollständig integrierte Lösung für die Synchronisierung zwischen Robotik und Maschinensteuerung präsentiert.⁴ Möglicherweise wird sich diese Annäherung von Roboter und Maschine (und Automat) künftig im Sprachgebrauch niederschlagen und dafür nur noch ein Terminus im Gebrauch sein; es ist aber auch zu vermuten, dass vor allem zwischen Maschine und Roboter weiter sprachlich differenziert werden wird, nämlich um die unterschiedlichen Einsatzbereiche (s.u.) zu berücksichtigen.

    Wir selbst verwenden als Oberbegriff das Wort Maschine, wir sind uns aber bewusst, dass damit andere Assoziationen einhergehen als beim Wort Roboter. Eine diskurslinguistische Analyse des Sprachgebrauchs wäre in diesem Zusammenhang auf jeden Fall erkenntnisreich. Sie könnte z.B. Aufschluss darüber geben, ob die Bezeichnung Maschine stärker den Werkzeugcharakter fokussiert und eine emotionale Distanz zum Ausdruck bringt und im Vergleich dazu mit dem Ausdruck Roboter eine grössere Handlungskompetenz und damit einhergehend auch die Möglichkeit zur Interaktion assoziiert wird. Unstrittig ist, dass die Verwendungshäufigkeit von Roboter in den letzten 30 Jahren kontinuierlich zugenommen und sich in dieser Zeit laut dem DWDS-Zeitungskorpus verdreifacht hat (siehe Abb. 1). Demgegenüber wird der Ausdruck Maschine zwar aktuell nach wie vor oft gebraucht, aber von 1950 bis zum Anfang der 1990er Jahre ist die Verwendungshäufigkeit um rund 60 Prozent markant gesunken, und seitdem stagniert sie weitgehend. Die folgende Abbildung stellt diese Entwicklung auf anschauliche Weise dar. Hier ist auch zu sehen, dass sich im Hinblick auf die Verwendung des Wortes Automat keine Veränderungen abzeichnen.

    Abb. 1:Verwendungshäufigkeiten von Roboter, Maschine, Automat von 1950 bis heute

    Die Zunahme der Verwendungshäufigkeit des Wortes Roboter ist im Zusammenhang mit der fortschreitenden Robotertechnik (= Robotik) zu sehen, die dazu geführt hat, dass es für Roboter immer mehr industrielle und private Einsatzmöglichkeiten gibt, was sich wiederum in stetig wachsenden Verkaufszahlen zeigt. Wie aus dem aktuellen Welt-Roboter-Report der International Federation of Robotics (IFR) hervorgeht, kommen Industrieroboter am häufigsten in der Automobilindustrie, der Elektro- und Elektronikindustrie sowie der Metallindustrie und im Maschinenbau zum Einsatz.⁵ Hier haben sich die Verkaufszahlen in den letzten zehn Jahren mehr als versechsfacht. Das grösste Wachstum ist aber im Bereich der Nutzung von Servicerobotern für den gewerblichen und den persönlichen/häuslichen Gebrauch zu verzeichnen. Laut dem IFR-Welt-Roboter-Report stieg die Anzahl verkaufter Serviceroboter im Vergleich zum Vorjahr um 61 % auf 271000,⁶ wobei rund ein Viertel davon Serviceroboter für den privaten Einsatz waren. Zu den privat eingesetzten Servicerobotern zählen bspw. solche, die beim Hausputz und der Gartenarbeit helfen; sie erfüllen aber auch andere Aufgaben, wie die folgende exemplarische Übersicht zeigt.⁷

    Abb. 2:Übersicht über den vielfältigen Einsatz von Servicerobotern

    Wie die Abbildung zeigt, werden (soziale) Roboter und speziell Serviceroboter mittlerweile auch von Privatpersonen zu verschiedenen Zwecken eingesetzt.⁸ Entsprechend unterschiedlich sind die Situationen, in denen es zu einer Kommunikation zwischen Mensch und Roboter kommt. Doch kann man überhaupt von einer Kommunikation sprechen? Je nachdem, welchen Aufgabenbereich ein Roboter erfüllt, stellen sich auf kommunikativer Ebene unterschiedlich komplexe Herausforderungen. Während sich die Mensch-Mensch-Kommunikation zwar in Abhängigkeit von der Kommunikationssituation gestaltet, aber prinzipiell offen und grenzenlos verläuft, korreliert die Mensch-Maschine-Kommunikation mit dem Einsatzbereich der Maschine, ist dadurch eingeschränkt und in gewisser Weise auch vorherbestimmt. So ist es bei einer Vielzahl von Servicetätigkeiten ausreichend, dem Roboter seine «Aufgabe mitzuteilen», die dieser dann mittels seiner Programmierung und ggf. künstlichen Intelligenz (s.u.) erfüllt. In diese Kategorie fallen z.B. Reinigungsroboter wie Saugroboter und Saug-Wisch-Roboter. Die Kommunikation beschränkt sich hier auf vergleichsweise einfache Befehle (vom Menschen zum Roboter) und Meldungen (vom Roboter zum Menschen). Demgegenüber liegt es auf der Hand, dass ein Roboter, der zu Therapiezwecken eingesetzt wird, nicht nur andere Aufgaben als ein Reinigungsroboter oder ein Industrie-Roboter bewältigen muss, sondern dass er mit den Menschen in seinem Umfeld auch anders kommunizieren muss. Er (oder sie?) muss zum einen in der Lage sein, individuellen sprachlichen Input zu verarbeiten, und zum anderen, auf diesen Input zu reagieren.⁹

    Eine andere, aber ähnlich komplexe kommunikative Herausforderung stellt sich bei autonom fahrenden Autos. Neben allen rechtlichen und ethischen Aspekten, die in diesem Kontext zu klären sind,¹⁰ ergeben sich hier auch kommunikative Fragen. So müssen sich einerseits Fussgänger*innen, Radfahrer*innen und Autofahrer*innen mit dem autonom fahrenden Auto abstimmen können, sei es am Zebrastreifen oder an einer gleichberechtigten Kreuzung, d.h. sie müssen ihre Absichten dem Fahrsystem kommunizieren und dieses muss den Input verarbeiten können. Andererseits muss das Auto umgekehrt signalisieren können, dass es autonom fährt und die anderen Verkehrsteilnehmer*innen wahrgenommen hat. Auch muss es je nach Situation sogar eine Aktion ankündigen können (z.B. Vorfahrt gewähren).

    Nun noch etwas zur Terminologie: Je nachdem, ob der Schwerpunkt auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine oder spezifischer auf die (sprachliche) Kommunikation zwischen Mensch und Maschine gelegt wird, ist von Mensch-Maschine-Interaktion (MMI), im Englischen «human-machine interaction» (HMI), oder von Mensch-Maschine-Kommunikation bzw. «human-machine communication» (MMK bzw. HMC) die Rede. Häufig werden die beiden Bezeichnungen auch synonym verwendet. Auf jeden Fall zählen dazu beide Perspektiven, d.h. sowohl die Mitteilungen des Menschen an die Maschine als auch die der Maschine an den Menschen. Es geht also um die wechselseitige Verständigung zwischen Mensch und Maschine. Dies ist der Aspekt, der in unserem Sammelband primär Berücksichtigung findet, daneben wird es aber auch – wie bereits erläutert – um die Mensch-Mensch-Kommunikation mittels Maschine gehen. In beiden Fällen ist es notwendig, dass der Mensch (in unterschiedlichem Ausmass) der Technik und der Kommunikation mit der Technik vertraut. Damit kommen wir zum nächsten Abschnitt, zum Thema Vertrauen.

    3 Maschinen – Menschen – Vertrauen

    Vertrauen ist von Vertrauenswürdigkeit zu unterscheiden (vgl. Bentele 1994, Schäfer 2014): Während Vertrauen die Qualität einer Beziehung beschreibt (vgl. Möllering 2006) und im Sinne einer positiven Erwartungshaltung an das Handeln zukunftsorientiert ist, kann Vertrauenswürdigkeit als Urteil über die aktuell vermittelten Informationen und ihre Quelle verstanden werden (vgl. König/Jucks 2019). Im Mittelpunkt steht dabei, was einer Person, einer Situation, einer Information zugeschrieben wird. Ist eine Internetquelle z.B. verlässlich? Wenn ja, kann man ihr vertrauen, also davon ausgehen, dass sie dies auch in Zukunft sein wird? Ist der Roboter im Einkaufszentrum vertrauenswürdig, kann man sich darauf verlassen, dass er auf die Frage nach dem Weg die richtige Auskunft gibt? In diesem Zusammenhang stellt sich die grundsätzliche Frage, ob man Maschinen überhaupt vertrauen kann. Sind es nicht vielmehr die Menschen, die diese programmiert haben, denen wir vertrauen? So lässt sich das Vertrauen in ein Flugzeug mit dem Argument erklären, dass man der Pilotin, der Besatzung, den Konstrukteuren und Techniker*innen hinter dieser Technologie vertraut. Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass sich ein «Quasi-Vertrauen» zu Maschinen aufbauen kann (vgl. Misselhorn 2019), wenn beispielsweise ein Roboter humanoide Eigenschaften hat und in dialogischen Strukturen angemessen reagiert.

    Wie wir hieran schon sehen, umfasst das Thema Vertrauen eine ganze Reihe von Fragen. Diese betreffen u.a. die Verlässlichkeit von Internetquellen (Vertrauen in Informationen), den Schutz der Privatsphäre (Vertrauen in Datensicherheit), die Kommunikation mit Robotern, Chatbots und Sprachassistenten (Vertrauen in Maschinen) und die Kommunikation in sozialen Netzwerken (Vertrauen in (fremde) Menschen).¹ Im Folgenden legen wir den Schwerpunkt auf nur einen Aspekt, auf das Vertrauen in Maschinen. Weiter oben wurde darauf hingewiesen, dass Roboter und virtuelle Assistenzsysteme oft als ‹Ansprechpersonen› wahrgenommen werden. Hier möchten wir auf diesen Aspekt zurückkommen: Bekanntlich ist es bei den heutigen technischen Möglichkeiten nicht immer offensichtlich, ob man mit einem Menschen oder einer Maschine kommuniziert, wer also die «Ansprechperson» ist.² Zwar mag man einwenden, dass auch heute noch – beispielsweise in der Kommunikation mit Siri, der Sprachassistenz von Apple – die dialogischen Fähigkeiten von Maschinen zu wünschen übriglassen. Das zeigt sich u.a. daran, dass auf Fragen, die das System nicht einordnen kann, ausweichende Antworten oder Nonsense-Antworten gegeben werden (vgl. «Siri, wer sitzt neben mir?» – «Interessante Frage»).³ Doch es gibt bereits Szenarien, in denen Menschen mit Maschinen kommunizieren und dies nicht einmal bemerken. Wird man z.B. als Restaurantbesitzerin von einem Voicebot angerufen, der einen Tisch reservieren will, erkennt man möglicherweise nicht, dass man nicht mit einem Menschen spricht.⁴ Das kann auch in der Internetkommunikation der Fall sein. Man liest die Beiträge von einer Person, von der man glaubt, dass sie real existiert; es handelt sich aber nur um ein «Internetphänomen» (vgl. den Beitrag von Jenni i.d.B.).

    Es ist also keineswegs so, wie der Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs (2020: 13) in seinem Plädoyer für die «Verteidigung des Menschen» schreibt, dass «jede digital vermittelte Online-Kommunikation [Kursivierung i.O.] voraus[setzt], dass wir es jenseits aller Vermittlungen immer noch mit einem lebendigen Menschen aus Fleisch und Blut zu tun haben.» Wir vertrauen möglicherweise nur darauf, dass es Menschen «aus Fleisch und Blut» sind, mit denen wir kommunizieren. Thomas Fuchs führt weiter aus, dass eine Interaktion immer auf einer leibhaftigen Begegnung basiere bzw. dass man «diese Begegnung zumindest als Möglichkeit immer schon vorweg» nehme (Fuchs 2020: 13). Doch auch das trifft unserer Erfahrung nach nicht immer zu. Man denke nur an das automatische Generieren von Tweets über einen Twitter-Bot. Auf solche Tweets kann man antworten, sie teilen oder weiterleiten, ohne zu merken, dass die Nachrichten von einem Bot stammen. Ist eine solche Täuschung vom Programm beabsichtigt, dann wird das Vertrauen der Internetnutzer*innen missbraucht.

    Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt: Welche Faktoren spielen bei der Schaffung von Vertrauen eine Rolle und welche ethischen Fragen stellen sich in der Mensch-Maschine-Kommunikation? Dies wird u.a. in den bereits erwähnten Arbeiten von Donick (2019), Remmers (2018) und König/Jucks (2019) diskutiert. So betont Peter Remmers den Unterschied zwischen Maschinen, die als Werkzeuge eingesetzt werden (z.B. Waschmaschinen), und solchen, die als (teilautonome) Agenten, d.h. als Handlungsinstanzen erscheinen (z.B. soziale Roboter). Die äussere Gestalt der Maschine und die Frage, welche Handlungen sie ausführt, wirken sich hier unmittelbar auf die Beziehung des Menschen zur Maschine aus. Oder anders gesagt: Je menschenähnlicher die Maschine gestaltet ist, desto mehr rücken technische Aspekte (wie der Werkzeugcharakter) in den Hintergrund und es gewinnen soziale Aspekte an Bedeutung – und desto eher stellt sich die Frage, ob man der Maschine vertrauen kann.

    Ist das Äussere eines Roboters der menschlichen Gestalt nachempfunden, wird er/sie als «humanoid» bezeichnet. Ein Beispiel für einen solchen Roboter ist Pepper, der von dem französischen Unternehmen SoftBankRobotics und dem japanischen Telekommunikations- und Medienkonzern SoftBank Mobile Corp. entwickelt wurde. Wie Abb. 3 zeigt, hat Pepper zwar ansatzweise ein menschenähnliches Aussehen (und vollführt auch ähnliche Bewegungsabläufe), das Ziel der Hersteller war es aber nicht, einen Menschen realistisch nachzuahmen. Peppers Kopf ist überdimensioniert, er ist nicht einmal 1.20 Meter gross, er trägt ein Tablet am Körper und steht auf einem Sockel, der dem Beinbereich beim Menschen entspricht. Pepper ist also nur humanoid, aber nicht android. So bezeichnet man Roboter, die dem Menschen so originalgetreu wie möglich nachgebaut wurden – mit dem Ziel, dass man sie für echte Menschen halten könnte. Das freilich hätte auf die Mensch-Maschine- bzw. Mensch-Roboter-Beziehung und damit auch auf das Vertrauen, das man der Maschine entgegenbringt, einen nachteiligen Effekt. Denn wie Untersuchungen zeigen, wird die Menschenähnlichkeit nur positiv gesehen, solange es sich um eine offensichtlich nachempfundene Ähnlichkeit handelt.⁷

    Abb. 3:Pepper, https://www.servicedeskinstitute.com/2018/02/12/meet-pepper-humanoid-robot-sdi18/, (01.02.2021)

    Menschenähnlich aussehende Roboter werden oft mit dem Attribut anthropomorph (von griech. anthropos (‹Mensch›) und morphe (‹Gestalt›, ‹Form›)) beschrieben – ein Ausdruck, der synonym zu humanoid gebraucht wird, aber stärker auf die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften (z.B. im äusseren Erscheinungsbild, im Verhalten, in der Stimme) fokussiert. In diesem Zusammenhang ist auch häufig von Anthropomorphisierung die Rede, d.h. von der Vermenschlichung nichtmenschlicher Entitäten (also z.B. Tieren, Pflanzen, Maschinen). In unserem Alltag gibt es dafür viele Beispiele: Man gibt seinem Auto einen Namen, man beschimpft seinen Computer, man spricht liebevoll mit den Zimmerpflanzen oder man schaut Filme, in denen Tiere menschenähnlich dargestellt werden und sprechen können (wie z.B. «Findet Nemo»). Doch wie weit darf eine solche Anthropomorphisierung in der Technik gehen? Soll man Roboter so konstruieren, dass sie immer menschenähnlicher aussehen und auch so agieren? Manuela Marquardt weist in ihrem interessanten Beitrag zu diesem Thema darauf hin, «dass ein besseres Verständnis dieses Phänomens in die Konstruktion und das Design interaktionsfähiger Roboter mit einfließen könnte» (Marquardt 2017: 8). Sie betont aber auch, dass es nicht darum gehen könne, Roboter so humanoid wie möglich zu gestalten. Wichtiger für die Mensch-Roboter-Interaktion sei vielmehr eine optimale Passung, die sich darin zeige, dass das Design des Roboters zu seinen Aufgaben und dem jeweiligen Anwendungskontext passe (vgl. Marquardt 2017: 9). Dies mag in Bezug auf die mitunter mit Sorge diskutierte Frage beruhigen, ob sich künftig die Grenze zwischen Menschen und Maschinen überhaupt noch bestimmen lässt.

    Die Ängste in diesem Bereich sind gross, und dies sowohl in der Gesellschaft als auch ansatzweise in der Wissenschaft, und sie werden möglicherweise durch Filme und Romane, in denen Maschinen an die Stelle von Menschen treten, noch weiter geschürt.⁸ So schreibt Thomas Fuchs in seinem weiter oben bereits erwähnten Buch: «Die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz und der Robotik [Kursivierung i.O.] stellen die Unterscheidung zwischen Simulation und Realität der menschlichen Person zunehmend in Frage. […] Wir betrachten uns selbst immer mehr wie unsere Maschinen und umgekehrt unsere Maschinen wie uns selbst. Was also unterscheidet menschliche und künstliche Intelligenz?» (Fuchs 2020: 14f.). Diese Frage knüpft indirekt an das Zitat an, das wir unserem Beitrag vorangestellt haben: Was bedeutet Menschsein im digitalen Zeitalter? Worin besteht das Alleinstellungsmerkmal des Menschen gegenüber der Maschine? Im ersten Beitrag seiner Textsammlung geht Thomas Fuchs ausführlich auf die Unterscheidung von Mensch und Maschine ein (vgl. «Menschliche und Künstliche Intelligenz. Eine Klarstellung», S. 21–70) und beschliesst seine Überlegungen mit dem Hinweis darauf, dass wir uns gerade angesichts unserer Maschinen «auf unsere eigentliche Menschlichkeit besinnen» sollten.⁹

    Auch Gert Antos warnt in seinem Beitrag «Wenn Roboter ‹mitreden› … Brauchen wir eine Disruptions-Forschung in der Linguistik?» davor, dass Maschinen Menschen immer ähnlicher werden könnten: «Je ‹echter› Maschinen ununterscheidbar und unauffällig Menschen imitieren, umso mehr wächst nicht nur die Gefahr der Tarnung, Täuschung und der Manipulation» (Antos 2017: 399). Und er konstatiert pessimistisch, der Mensch habe «sein bisher gattungsgeschichtliches Monopol auf Reden, Schreiben, Übersetzen und Textherstellen an Roboter (Sprach-Assistenten) mit aktuell erreichter künstlicher Intelligenz verloren» (ebd.: 412). Hier möchten wir allerdings zu bedenken geben, dass Künstliche Intelligenz noch weit entfernt ist von der menschlichen Fähigkeit, sich Wissen zu beliebigen Themen anzueignen, Schlussfolgerungen zu ziehen, Sprachen anzuwenden und eigene Gedanken zu formulieren.¹⁰ Denn im Gegensatz zu Menschen können Maschinen nicht alle beliebigen Arten von Informationen verarbeiten und nur solche Aufgaben bewältigen und Probleme lösen, für die sie programmiert wurden. Entsprechend bleiben auch die Unterschiede in der Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation bestehen. Ob diese Grenzen jemals verschwimmen, halten wir für fraglich, zumal dies, wie oben angedeutet, in der Forschung zur Künstlichen Intelligenz gar nicht als erstrebenswert erachtet wird. Festhalten können wir auf jeden Fall, dass Maschinen in immer mehr Situationen des täglichen Lebens unseren Alltag erleichtern und Aufgaben übernehmen, die früher Menschen vorbehalten waren.¹¹ Gleichzeitig ist offensichtlich, dass ihr Einsatz den Menschen vor immer neue Herausforderungen stellt. Dazu gehört nicht zuletzt, dass ihnen der Mensch vertrauen muss. Oder vorsichtiger formuliert: Er muss sich auf sie verlassen können.

    4 Übersicht über die folgenden Beiträge

    Zum Schluss sollen noch die Beiträge des Sammelbandes kurz vorgestellt werden. Dabei handelt es sich in erster Linie um Arbeiten von Germanistikstudierenden der Universität Zürich, die das von uns geleitete Seminar «Mensch. Maschine. Vertrauen» besuchten. Einige der studentischen Arbeiten waren von solch innovativem Charakter, dass wir uns dazu entschlossen haben, sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.¹ Unterstützt wurden wir dabei von Ilona Straub und Oliver Bendel, die sich bereit erklärten, aus ihrer jeweiligen fachlichen Perspektive ebenfalls einen Beitrag für den vorliegenden Sammelband zu verfassen. Allen Mitarbeitenden an dem vorliegenden Sammelband sei an dieser Stelle herzlich für ihr Engagement gedankt!

    Der erste Themenblock trägt die Überschrift «Mensch-Mensch-Kommunikation via Maschine». Hier geht es um solche Aspekte, die in der Medienlinguistik zur interpersonalen Kommunikation gerechnet werden. Im ersten Beitrag befasst sich Linda Bosshart mit der WhatsApp-Kommunikation, der Kommunikation via iMessage und der E-Mail-Kommunikation. Sie zeigt an einigen Beispielen auf, in welchem Verhältnis die technischen Gegebenheiten (d.h. die Affordanzen) dieser Kommunikationsformen zu dem stehen, was in diesem Rahmen kommunikativ auch tatsächlich realisiert wird. Roberto Tanchis und Leonie Walder widmen sich sodann dem Gebrauch von Animojis, d.h. von selbst erstellten Avataren (z.B. einem Katzenkopf), die auf einem Foto des eigenen Gesichts (inkl. der Mimik) basieren. Erläutert wird hier u.a., weshalb Animojis in Sprachnachrichten genutzt werden und wo die Unterschiede zu anderen bildhaften Darstellungen in der Online-Kommunikation liegen (z.B. Emojis und Memojis). Der folgende Beitrag von Mia Jenni handelt von «Lil Miquela», einer Influencerin, die mit ihren Posts auf Instagram und YouTube sehr präsent ist und über 2,4 Millionen Abonnent*innen hat. Tatsächlich ist es aber keine Person, sondern eine von einer Startup-Firma kreierte Figur, deren Auftreten so echt ist, dass sich ihre vielen Follower*innen immer wieder täuschen lassen. Den Abschluss dieses ersten Teils bildet der Beitrag von Florina Zülli. Sie beschreibt die Veränderungen des Online-Datings von Parship über Tinder bis hin zum künstlichen Partner, den man nicht umwerben kann, sondern erwerben muss.

    Der zweite Themenblock führt ins Zentrum des vorliegenden Sammelbandes: Ilona Straub legt dar, mit welcher Erwartungshaltung Nutzer*innen Robotern gegenübertreten, und zeigt auf, dass sie diese zunächst als technisches Objekt, dann als situativ reagierende Gestalt und schliesslich als akzeptierte Sozialpartner wahrnehmen. Jana Seebass vergleicht «Streitgespräche in der Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation». Dabei stützt sie sich auf eine Episode aus der bekannten britischen Netflix-Serie Black Mirror, in der eine junge Frau ihren verstorbenen Mann durch einen Roboter ersetzt, der diesem, so scheint es zunächst, täuschend ähnlich ist. Zwar handelt es sich dabei um ein fiktives Szenario, der Beitrag führt aber deutlich vor Augen, wo die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede in der Kommunikation mit einem Menschen resp. einem Roboter

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