30 Minuten Business Framing
Von Jürgen Nowoczin
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Über dieses E-Book
Unternehmen stehen ständig vor neuen Herausforderungen, die bei den einen zu Ratlosigkeit und Lähmung, bei anderen zu operativer Hektik führen. Vorschnelle, nicht zielführende Aktionen laufen ins Leere. Welche Werkzeuge können effektiv dabei helfen, Veränderungsprozesse erfolgreich zu gestalten? Ein viel diskutiertes Interaktions-Instrument ist Framing, die bewusst gesteuerte Einbettung eines Themas in einen bestimmten Kontext.
Das Buch erläutert, was genau Framing eigentlich ist, wie man es erkennt, welche Möglichkeiten es bietet, und schließt Wissenslücken zum Thema. Ist es ein Nischenthema für Spezialisten oder geht es uns alle an? Wir sollten zumindest wissen, was es damit auf sich hat und wie wir uns dazu positionieren. Das heißt: einerseits Framing erkennen und es andererseits anwenden können, wenn es den eigenen Zielen nutzt. Das Buch zeigt die Verantwortung beim Einsatz von beeinflussenden Techniken und Tools auf und illustriert deren Wirkung auf Personen sowie Entscheidungs- und Organisationsprozesse in Unternehmen.
Jürgen Nowoczin
Jürgen Nowoczin war im Bereich Fortbildung, Organisations- und Personalentwicklung in verschiedenen (leitenden) Funktionen bei diversen Industrieunternehmen (u. a. Mannesmann, Siemens, Demag) tätig. Seit 2019 arbeitet er verstärkt als Vortragsredner und Coach. Er ist Gründer von now bildungsmanagement, einem Start-up für Training, Coaching und Beratung mittelständischer Unternehmen. Des Weiteren schreibt er Fachbücher und Artikel für Fachzeitschriften und gibt als Lehrbeauftragter an verschiedenen Fachhochschulen seine Praxiserfahrung an Studierende weiter.
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Buchvorschau
30 Minuten Business Framing - Jürgen Nowoczin
1. Kommunikative Herausforderungen
Kommunikation spielt in unserem mediengeprägten Zeitalter eine entscheidende Rolle. Überall auf der Welt interagieren in jedem Moment Millionen von Menschen, um Informationen, Meinungen und Emotionen auszutauschen. Diese Prozesse haben sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant entwickelt und ein Ende der kommunikativen Möglichkeiten ist noch gar nicht abzusehen.
1.1 Entstehungsgeschichte
Die Verständigung von Individuen untereinander ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche und zielführende Interaktion. Kommunikation ist allerdings im Laufe der Jahrhunderte immer komplexer geworden. Aus den Urlauten entwickelte sich in grauer Vorzeit eine erste Form von gruppen- und sozialspezifischer Sprache. Diese wurde dann ergänzt mit Formen des grafischen und schriftlichen Ausdrucks (Höhlenmalerei, Schriftrollen).
Lange Zeit und in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln blieb Kommunikation auf direkte Begegnung (mündlich) oder auf Distanz (schriftlich) begrenzt. Auch zeichnete sie sich durch direkten Bezug zu den agierenden Personen aus und war nicht reproduzierbar. Als eine der ersten Keimzellen für eine Fixierung und Bereitstellung von Wissen und Nachrichten für eine breitere Schicht von Personen und die folgenden Generationen fungierten die Klöster. Diese Entwicklung wurde durch die Erfindung des Buchdrucks enorm beschleunigt. Nun konnten Schriften massenhaft vervielfältigt werden. Kommunikation wurde universell.
Neue technische Möglichkeiten
Telegrafie und Telefon stellen weitere Meilensteine dar, sodass nunmehr Kommunikation nahe der Echtzeit (Telegrafie) sowie in Echtzeit (Telefonie) möglich wurde. Hinzu kamen der Fernschreiber als Vorläufer des Fax sowie der Funk als spezielle Ergänzung der Telefonie. Das 20. Jahrhundert wurde zum Medienjahrhundert: Radio und Fernsehen erreichten zeitgleich immer mehr Menschen. Damit eröffneten sich neue, ungeahnte Informations- und Einflussmöglichkeiten. Aus der Individualkommunikation wurde spätestens jetzt eine Massenkommunikation mit neuen Rahmenbedingungen und Gesetzmäßigkeiten.
Von den Urlauten bis zum World Wide Web haben wir eine bemerkenswerte Evolution erlebt, die sich in den vergangenen Jahren zudem stark beschleunigt hat.
1.2 Entwicklung von Kommunikation
Mit der Entwicklung der Computer-Technologie kam der nächste Quantensprung. Bisherige Speichermedien wie Lochkarten wurden abgelöst von Disketten, Festplatten, USB-Sticks bis hin zur Cloud. Anfängliche Speicherkapazitäten von 20 MB haben sich fast bis ins Unendliche gesteigert, sodass wir mittlerweile schon im privaten Umfeld mit Giga- und Tera-Bytes operieren. Gleiches gilt sowohl für die Verarbeitungs- und Übermittlungsgeschwindigkeit wie auch für die Größe der Speichermedien. Füllte in den 1980er-Jahren ein Rechner noch ganze Räume, passt heute ein USB-Stick oder eine Speicherkarte in die Hosentasche.
Die nächste Stufe: das Internet
Die nächste Revolution entstand durch das World Wide Web. Nachrichten konnten nun direkt vom Rechner aus verschickt werden. Das Post-Aufkommen innerbetrieblich wie auch in der gesamten Gesellschaft geht seitdem kontinuierlich zurück. Der „gute alte Brief" hat heute eher Vintage-Charakter oder wird nur noch dort eingesetzt, wo Datenschutzregeln den elektronischen Versand von bestimmten Informationen einschränken. Smartphones, Apps und die verschiedenen Messengerdienste haben die Kommunikation noch einmal auf ein neues Level gehoben.
Jeder kann mit jedem jederzeit fast uneingeschränkt kommunizieren. Jeder kann somit jeden jederzeit informieren und/oder beeinflussen. Genau da setzt die Schar von Influencern (im Kontext dieses Buches: „Framer") an und pusht die Selbstdarstellung und/oder bestimmte Produkte für die definierte Zielgruppe. Der Name verrät die Absicht: Beeinflussung! Was, wenn man die Umsatzzahlen der Cracks der Branche heranzieht, auch hervorragend funktioniert. Für eine Reihe von Anwendern spielt sich das Leben im Smartphone ab, verbunden mit einem gewissen Suchtpotenzial, immer erreichbar zu sein und/oder vermeintliche persönliche Anerkennung und Wertschätzung aus der Anzahl von Likes oder Followern zu ziehen.
Role Models als omnipotente Framer
Die neuen Medien sind auch der Fundus für Vorbilder und Idole. Sie sind aktiv am Framing der Nutzer und der Gesellschaft beteiligt. Zielgruppe sind nicht nur die „Smartphone-Junkies der jüngsten Generationen, sondern alle Teile der Gesellschaft. Beobachten Sie mal sich oder andere, wie oft am Tag zum Smartphone gegriffen wird, mit der wohlkalkuliert geschürten Sorge, man könne eine Nachricht, eine Botschaft verpassen. Panik bricht aus, wenn unplanmäßig der Akku leer oder die Verbindung durch den Äther unterbrochen ist und der Hilferuf nach Steckdose oder Netz erschallt. Darüber hinaus stehen auf diversen Kanälen und Plattformen Medien „on demand
zur Verfügung: Videoclips, Musikspots, Podcasts.
Kommunikation wandelt sich
In diesem Kontext hat sich auch das Verständnis von Kommunikation im Lauf der Jahrzehnte verändert. Die Kybernetiker der 1970er-Jahre gingen noch von einem Sender-Empfänger-Modell aus, das Nachrichten eins zu eins übermittelte. Die folgenden Ansätze waren dann schon differenzierter. Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun stellte mit seinem Modell von den „4 Seiten einer Nachricht" heraus, dass die Kommunikation nur zu etwa einem Viertel sachorientiert ist, der Rest mit Selbstdarstellung, Beziehungsdefinition und Aufforderung – also mit Emotionen – zu tun hat. Auf welchem Ohr letztlich die Nachricht gehört wird, liegt in der Verantwortung des Empfängers.
Wahrnehmung und Wirklichkeit
Aus meiner Sicht noch zielführender für das heutige Verständnis von Kommunikation ist der Ansatz des Konstruktivismus. Der Konstruktivismus gemäß Watzlawick, Beavin und Jackson behauptet neben dem Axiom, „man könne nicht nicht kommunizieren", dass das Verständnis von Information auf die Konstruktion von