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Ruhegebet: Fragen und Antworten
Ruhegebet: Fragen und Antworten
Ruhegebet: Fragen und Antworten
eBook475 Seiten4 Stunden

Ruhegebet: Fragen und Antworten

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Über dieses E-Book

Viele Menschen erleben das Ruhegebet als Quelle der Gelassenheit und Weg zur Gottesbegegnung. Doch was, wenn im Gebet Irritationen aufkommen? Wie beginnt man das Ruhegebet am besten, was gilt es zu beachten? Nicht wenige Beter sind sich noch unsicher und wissen nicht, wer ihnen kompetent Auskunft geben kann. Peter Dyckhoffs Anliegen ist es, diesen Menschen einen Zugang zu diesem Gebetsschatz zu erschließen. Er beantwortet viele der Fragen, die ihm in seiner fünfzigjährigen Zeit der intensiven Beschäftigung mit dem Ruhegebet erreicht haben, und schöpft aus seiner reichen Erfahrung als Gebetslehrer. Kurze Fragen beantwortet er tiefgehend, aber prägnant – für Anfänger und Fortgeschrittene ein Gewinn!
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Herder
Erscheinungsdatum17. Aug. 2021
ISBN9783451822391
Ruhegebet: Fragen und Antworten

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    Buchvorschau

    Ruhegebet - Peter Dyckhoff

    © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2021

    Alle Rechte vorbehalten

    www.herder.de

    Die Bibeltexte sind entnommen aus:

    Die Bibel. Die Heilige Schrift

    des Alten und Neuen Bundes

    Vollständige deutsche Ausgabe

    © Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2005

    Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart

    E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe

    ISBN E-Book 978-3-451-82239-1

    ISBN Print 978-3-451-38486-8

    Inhalt

    Vorwort

    Erster Teil:

    Hinführung zum Ruhegebet

    1.Das Ruhegebet: ein christlicher Weg

    Bedeutung des Ruhegebetes

    Das Ruhegebet als grundlegendes Gebet

    Das Ruhegebet für jeden?

    Das Ruhegebet – ein christliches Gebet

    2.Lebensaktivität durch Ruhe

    Alleinsein als reinigende Kraft

    Über Erfahrungen schweigen

    Interesse wecken

    Körperliche Übungen

    Armut des Geistes

    Einfluss auf körperliche Bedürfnisse

    3.Voraussetzungen

    Aufwand für ein einfaches Gebet

    Wege zur Zielerreichung

    Selbsterkenntnis

    Zeitlicher Aufwand

    Einhalten der Gebetszeit

    Zweimal zwanzig Minuten täglich

    Himmelsrichtung und Ort des Betens

    Kinder und das Ruhegebet

    Das Ruhegebet beim Autofahren

    4.Abgrenzung von anderen Gebetsweisen

    Ruhegebet und Meditation

    Kombination mit anderen Gebetsweisen?

    Jesusgebet und Ruhegebet

    Gebetsgruppe »Herzensgebet«

    Weder Methode noch Technik

    Konversion und Rosenkranz

    Ruhegebet oder Rosenkranz

    Ruhegebet oder Stoßgebet

    Spontanes Beten

    Andere Glaubensrichtungen

    Einfluss auf das Ruhegebet

    Autogenes Training

    Das Ruhegebet und der Zen-Buddhismus

    Krija-Yoga und Ruhegebet

    Beten für andere

    Stellvertretend beten

    Fürbittgebet

    5.Psychologie der Wüstenväter

    Die Wüstenväter als Tradenten

    Überfülle an Angeboten

    Bekanntheit des Ruhegebetes

    Verbreitung des Ruhegebetes

    Das Ruhegebet – im Westen kaum bekannt

    Anteil für alle

    Sich befreit fühlen

    Eigene Akzente im Ruhegebet

    6.Krankheiten

    Früherkennung

    Vom Ruhegebet ausgeschlossen

    Das Ruhegebet aussetzen

    Gedanken an Krebs

    Kopfschmerzen im Ruhegebet

    Hoher Blutdruck

    Schwere Form von Erschöpfung

    Depressive Schübe

    Depressionen

    Das Ruhegebet bei Herzbeschwerden

    Das Ruhegebet nach einem Schlaganfall

    Epilepsie und Ruhegebet

    Das Ruhegebet und Tinnitus

    Einsicht in eigenes Tun

    7.Zweifel und Kritik

    Zweifel am Ruhegebet

    Im Wettbewerb stehen

    Flucht vor der Wirklichkeit?

    Ruhegebet ohne Ergebnisse

    Falsche Erwartungen

    Erhoffte Wirkungen bleiben aus

    Negative Gefühle

    Angst vor Selbsthypnose

    Theorie und Praxis

    Aufwand für unser Ich

    Überfrachtung

    Loslassen statt Kontrolle

    Erfahrungen mancher Beter

    Gefühlskälte

    Furcht vor Manipulation

    »Abneigung« und »Heiligkeit«

    Gefühle gegen Gott

    8.Kurse zur Einübung

    Notwendigkeit eines Einübungskursus

    Teilnahme an einem Einübungskursus

    Lehrende des Ruhegebetes

    Geistliche Begleitung

    Weg-Weisungen

    Persönliches Gespräch

    Fragebogen

    Zahl der Kursteilnehmer

    Austausch von Erfahrungen

    Weitere Fortschritte

    Zweiter Teil:

    Praxis des Ruhegebetes

    1.Bereitung zum Ruhegebet

    Zeit vor dem Ruhegebet

    Aktivitäten vor dem Beten

    Vorbereitungen

    Geistliche Texte als Vorbereitung

    Praktische Hinweise

    Warnhinweise

    Körperhaltung

    Das Ruhegebet im Sitzen beten

    Haltung der Hände während des Ruhegebetes

    Auswahl des Gebetswortes

    Stille

    Enthaltung von Speisen und Getränken

    Ort des Betens

    Bestimmte Tageszeit

    Verlängerte Gebetszeit

    Innere oder biologische Uhr

    Das Ruhegebet beenden

    2.Konzentration und Betrachtung

    »Ringen« um das Ruhegebet

    Leichtigkeit des Ruhegebetes

    Ruhegebet oder Betrachtung

    Ruhegebet, Bibellesung und Betrachtung

    Konzentration vermeiden

    Meditative Musik

    Atmung und Konzentration

    3.Hingabe – das Ruhegebet

    Das Ruhegebet ist Hingabe

    Verkopfung erkennen und vermeiden

    Anbetung und Ruhegebet

    Hingabe im Ruhegebet

    Vertrautes losgelassen

    Hohe Erwartungen

    Aufgeben von Erwartungen

    Geduld haben

    Eigene Worte im Ruhegebet

    Armut des Geistes

    4.Befreiung von Hindernissen

    Reinigender Charakter des Ruhegebetes

    Befreiung von schwerer Last

    Belastungen und Überspannungen

    Störungen im Ruhegebet

    Gegner des Gebetes

    Alte Gefühle kommen hoch

    Befreiung von Unruhe

    Körperliche Unruhe

    Schlaf während des Ruhegebetes

    Gleicht ein Ruhegebet dem anderen?

    Kann durch das Ruhegebet ein vorgestellter Glaube aufbrechen?

    5.Rechter Gebrauch des Gebetswortes

    Wahl und rechter Gebrauch des Gebetswortes

    Die eigentliche Aufgabe des Gebetswortes

    Gebetswort nicht wechseln und nicht aussprechen

    Wiederholung des Gebetswortes

    Das Gebetswort in der heiligen Messe

    Gebetswort in der Liturgie

    Umgang mit dem Gebetswort

    Kostbarkeit des Gebetswortes

    Geheimnis um das Gebetswort

    Die Wiederholung des Gebetswortes: Magie?

    Loslassen des Atemrhythmus

    Das Ruhegebet auf verschiedene Weise beten

    Gebetswort im Alltag

    Das Ruhegebet in schwierigen Situationen

    Mehrere Gebetsworte

    Wechsel des Gebetswortes

    Präsenz des Gebetswortes

    Melodie des Gebetswortes

    6.Umgang mit Gedanken

    Aufkommende Gedanken

    Ungewolltes Weiterdenken

    Gedanken während des Ruhegebetes

    Störende Gedanken

    Ablenkungen

    Rückkehr zum Ruhegebet

    Verdrängen von Gedanken

    7.Falsche Anwendung

    Unregelmäßigkeit beim Beten

    Nachlässigkeit und Überziehen der Gebetszeit

    Übertreiben

    Ruhegebet und Zeit für die Familie

    Gebetshaltung

    Kaffee als Aufputschmittel

    Das Ruhegebet im Schnellverfahren

    Häufigkeit des Betens

    Zurückhaltung bei anderen

    Dritter Teil:

    Auswirkungen des Ruhegebetes

    1.Körperliche, psychische und religiöse Auswirkungen

    Allgemeine Auswirkungen

    Individuelle Auswirkungen

    Erfahrungen

    Auswirkungen auf andere Menschen

    Sind Auswirkungen des Ruhegebetes vorherzusagen?

    Kann ich dem Eifer für das Ruhegebet freien Lauf lassen?

    Folgen von zusätzlicher Gebetszeit

    Schlaf im Ruhegebet

    Veränderung des Essverhaltens

    Schwangerschaft

    Negative Begleiterscheinungen

    Einfluss von Literatur und Fernsehen

    Raum- und Zeitgefühl verändern sich

    Religiöse Auswirkungen

    Tiefer Glaube befreit

    2.Erfüllung im Ruhegebet

    Rechte Gebetserfahrungen

    Ausbleiben der Auswirkungen

    Präsent sein

    Ungenutztes Potenzial

    Zustand der Stille

    Liebe als Frucht des Ruhegebetes

    Reifen durch das Ruhegebet

    Freundschaft ermöglichen

    Gemeinsames Beten

    Vorteile gemeinsamen Betens

    3.Vertiefung im Glauben

    Gründe, das Ruhegebet zu beten

    Das Beten Jesu und das Ruhegebet

    Dein Wille geschehe

    Verstehen der Heiligen Schrift

    Soll man den Wünschen nachgeben, die das Ruhegebet auslöst?

    Bezug zur Realität

    Freundschaft pflegen

    Tiefenwirkung

    Wandlung in der heiligen Messe

    Ende des Ruhegebetes

    4.Ruhe und göttliche Ruhe

    Unterschied zwischen Ruhe und göttlicher Ruhe

    Innerer Aufbruch

    Aus dem Gebet gewonnene Ruhe

    Religiosität

    Beten ohne Unterlass

    Ruhegebet ohne Gedanken

    5.Das Ziel: Einssein mit Gott

    Geschenk durch das Ruhegebet

    Ziel des Ruhegebetes

    Ein Kreuzzeichen als Dank nach dem Ruhegebet

    Untrennbar mit Gott verbunden

    Gottesbewusstsein

    Literatur

    Bildnachweis

    Vorwort

    Wer einen geistlichen Begleiter gefunden hat, darf sich sehr glücklich schätzen. Wenn dieser dann auch noch die Erfahrung im Ruhegebet und das Wissen um das Ruhegebet mitbringt, nach dem man eventuell lange gesucht hat, sollte man dies als besonderes Zeichen werten.

    Die individuelle Seelsorge ist heute leider selten geworden, da es vielen Geistlichen an Zeit fehlt, um sich über einen längeren Zeitraum mit einem Gott Suchenden oder einer kleinen Gruppe zu befassen. Mag man denn noch gern zu jemandem gehen, der während des einstündigen Gespräches unter Zeitdruck steht? Eine pastorale Begleitung geht bis auf die Anfänge der Kirche zurück und war und ist in jeder Zeit ein notwendiges und vorrangiges Bedürfnis.

    Da ich den Wünschen vieler Menschen, sie mit dem Ruhegebet vertraut zu machen und dann als persönlicher geistlicher Begleiter für sie da zu sein, nicht mehr allein nachkommen konnte, entschloss ich mich, Lehrende für das Ruhegebet auszubilden. Es sind Priester, weibliche und männliche Ordensleute, Diakone, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, Lehrer und Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen. Die Erfahrung lehrt leider, dass gerade Priester, die das Ruhegebet lehren – obwohl sie es von ihrem Herzen her gern möchten –, aus zeitlichen Gründen kaum Vorträge zum Ruhegebet halten und die entsprechenden Kurse leiten können. Ein Kursus zur Einübung in das Ruhegebet bedarf in jeder Hinsicht einer guten Vorbereitung. Gehört es nicht für uns Christen zu unseren vornehmsten Aufgaben, unser Gebetsleben zu kultivieren und zu vertiefen, um in allen Lebenssituationen das liebende Entgegenkommen Gottes noch intensiver zu erfahren?

    Vielen Rat- und Hilfesuchenden steht ein geistlicher Begleiter nicht immer zur Verfügung – besonders dann nicht, wenn man ihn am notwendigsten braucht. Dieses Buch Das Ruhegebet – Fragen und Antworten möchte daher versuchen, soweit es überhaupt möglich ist, an seine Stelle zu treten. Es ist für alle geschrieben, die

    •sich für das Ruhegebet interessieren und Näheres zu dieser Gebetsweise erfahren möchten,

    •keine langen Texte und Ausführungen lesen, sondern schnell und prägnant ihre spezifische Frage beantwortet haben möchten,

    •in Ermangelung eines Lehrenden des Ruhegebetes darauf angewiesen sind, sich das Ruhegebet selbst beizubringen,

    •das Ruhegebet beten und Erfahrungen machen, die sie nicht einordnen können,

    •Bestätigung oder Korrektur auf ihrem Weg mit dem Ruhegebet suchen,

    •ihr Wissen um das Ruhegebet festigen und erweitern möchten,

    •aus langjähriger Erfahrung anderer ihr Ruhegebet erneuern und vertiefen wollen,

    •gern wissen möchten, wie es anderen mit dem Ruhegebet ergeht und welche Fragen generell gestellt werden.

    Seit fünfzig Jahren sammle ich die Erfahrungen, die ich mit mir selbst und mit anderen zum Ruhegebet gemacht habe, schreibe sie auf, schaue sie immer wieder durch und ergänze sie. So konnte ich über einen langen Zeitraum feststellen, welche Fragen am häufigsten gestellt wurden, an welcher Stelle die meisten Schwierigkeiten und Hemmungen auftraten, und immer wieder – an erster Stelle stehend – durfte ich miterleben, welch wunderbare Veränderungen bei den Betenden durch das Ruhegebet auftraten. Das Ruhegebet wurde nach und nach zu meiner Lebensaufgabe.

    Dazu gehören auch die vielen Erfahrungen, die die Lehrenden des Ruhegebetes bei sich selbst und mit ihren Kursteilnehmern gemacht haben. Auch diese aktuellen Berichte sind in die Fragen und Antworten in diesem Buch eingeflossen.

    Auch ohne Wegweisung durch einen Lehrenden des Ruhegebetes oder durch ein diese Gebetsweise unterstützendes Buch ist der Gott Suchende letztlich selbst in der Lage, einen Weg zu finden, der ihn zu Gott führt. Der Wegweisende – und dies dürfen wir niemals vergessen – ist Christus, der uns durch sein Leben, seine Botschaft, seinen Tod und seine Auferstehung im Neuen und Ewigen Bund die Tore zum Vater immer wieder öffnete und öffnet. Es ist natürlich außerordentlich hilfreich, wenn ein erfahrener geistlicher Begleiter unsere aufkommenden Fragen beantworten und uns vor Irr- und Umwegen bewahren kann. Diese Aufgabe hat in Ermangelung eines ständigen geistlichen Begleiters dieses Buch Das Ruhegebet – Fragen und Antworten übernommen, das somit auch zu einem Begleiter werden möchte.

    Die Antworten auf viele Fragen sind sehr individuell und nicht allgemeingültig, sondern eher richtungweisend. Manche Antworten sind und bleiben Fragment und bedürfen daher über das Buch hinaus eines persönlichen Gespräches – auf jeden Fall aber eines tiefen hingebenden Gebetes zum Herrn, der uns in seiner unendlichen Güte und Liebe zur rechten Zeit den Weg weist und Antwort gibt.

    Niemand – und das möchte ich nochmals ausführlich betonen – muss mit seinem Gebetsweg, den er gewählt hat, allein bleiben. Über dieses Buch und seine Antworten hinaus wird es immer Menschen geben, die aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Wissens menschliche Hilfe gewähren können. Möge dieses Buch sowohl ein Anstoß als auch ein Anweg sein.

    Infolge der oft starken Auswirkungen des Ruhegebetes muss gesagt werden, dass wir es nicht über die empfohlene Zeit von zweimal zwanzig Minuten am Tag ausdehnen sollen. Psychisch labile und schwer kranke Menschen sollten diesen Gebetsweg nur in Abstimmung mit ihrem Arzt und in Begleitung eines im Ruhegebet erfahrenen Lehrers gehen. Dasselbe gilt für Alkoholiker und diejenigen, die von Drogen abhängig sind oder waren. Selbst wenn der behandelnde Arzt seinem Patienten zum Ruhegebet rät, sollte ihm bei jedem Schritt zur Einübung ein geistlicher Begleiter zur Seite stehen. Dieser wird die Gebetszeit anfangs nur auf einige Minuten festsetzen und mit dem Kranken zusammen beten.

    Die äußere und die innere Ruhe, die durch das Ruhegebet verstärkt und vertieft werden, bringen Ungutes, das noch in uns ist, ans Licht, das heißt in unser Bewusstsein. Damit dieser Prozess nicht so stark wird, sollten wir uns unbedingt an die in diesem Buch gegebenen Weisungen halten. So wird ein gesunder Ausgleich geschaffen, damit wir während eines so intensiven Vorgangs der inneren Reinigung unsere gesunde Mitte nicht verlieren.

    Dieses Buch ist als geistlicher Begleiter von großem Wert, damit wir bei Unsicherheit und aufkommenden Fragen nachschauen können. Auf diese Weise hat der Fragende nicht das Gefühl, alleingelassen zu sein, sondern er fühlt sich in einer Gemeinschaft mit Menschen, die ein gleiches Anliegen haben. Die Antworten sind in der Lage, den Gebetsweg des Ruhegebetes von Grund auf aufzuzeigen, die rechte Vorgehensweise im Ruhegebet zu bestätigen oder den Gebetsweg zu korrigieren. Möge somit dieses Buch zu einem Segen werden für alle, die das Ruhegebet beten möchten, und für alle, die es bereits beten und Fortschritte machen wollen.

    Peter Dyckhoff

    Erster Teil:

    Hinführung zum Ruhegebet

    1. Das Ruhegebet: ein christlicher Weg

    Bedeutung des Ruhegebetes

    Warum ist das Ruhegebet für viele Menschen heute so wichtig?

    Das Ruhegebet ist eine Gebetsweise, die den ganzen Menschen anspricht, seine Persönlichkeit entfaltet und den Glauben vertieft. Dieser Weg ist daher heute wichtiger denn je.

    •Momente des Wohlbefindens und der wahren geistlichen Freude finden sich bei vielen Menschen selten.

    •Es besteht eine große Sehnsucht nach echter Ursprünglichkeit und Natürlichkeit.

    •Der Körper macht Anspannungen und Leiden sichtbar. Er spiegelt unverarbeitete innere Vorgänge, Erfahrungen und Gefühle in mannigfaltiger Weise wider.

    •Seelische Belastungen drücken sich in körperlichen Spannungen aus, die auch das Gefühlsspektrum eingrenzen.

    •Viele Menschen verbringen ihr Leben, ohne zu beten. Oft macht das Leiden sie erst reif dazu, ihr wahres Wesen wirklich zu spüren und die Notwendigkeit des Betens zu erkennen.

    •Verkrampfungen oder ein Sich-Gehenlassen stehen der individuellen Selbstverwirklichung und dem persönlichen Beten im Weg.

    •Die Sehnsucht nach Glaubenserfahrung und -vertiefung ist überaus groß – selbst wenn sie von den meisten Menschen nicht erkannt oder zugegeben wird.

    Der Ruhelosigkeit unserer Zeit wird mit dem Ruhegebet die Methode des in vielen Jahrhunderten des Christentums bewährten Weges in das innere Ruhen entgegengesetzt. Die äußere Lebensaktivität wird täglich zweimal in einem Ruhepunkt aufgefangen. Das Gebet der Ruhe führt allmählich zur andauernden tiefen inneren Ruhe, die in Gott gegründet ist. Für sehr viele Menschen ist das Ruhegebet heute bereits unverzichtbar geworden. Man erfährt in der Öffentlichkeit allerdings nicht viel darüber, weil das Ruhegebet im Verborgenen, »hinter verschlossenen Türen«, gebetet und absichtlich nicht viel darüber gesprochen wird. Das Ruhegebet kommt der Sehnsucht nach Ganzheit entgegen, nach Integration von Geist, Seele und Körper, nach Erkenntnis und Bewältigung des dunklen Schattens im Menschen. Durch das Ruhegebet findet der Betende zunächst einmal zu sich selbst und wird damit auch durchlässig für den Geist Christi.

    Das Ruhegebet als grundlegendes Gebet

    Ich habe viel über das Ruhegebet gelesen und mich mit ihm auseinandergesetzt. Doch würde ich gern – kurz zusammengefasst – erfahren, was das Ruhegebet so wesentlich macht.

    Diese einfache Gebetsweise, das Ruhegebet, trägt wesentlich dazu bei, Körper, Geist und Seele zu kultivieren, das heißt, uns von allem zu befreien, was nicht zu uns gehört, und uns Gott näherzubringen. Anstatt uns in dem Vielerlei der Oberfläche zu verlieren, erfahren wir durch Sammlung tiefere Dimensionen des Seins und eine Beständigkeit des Herzens. Vor diesem Aufbruch in ungeahnte Tiefen der Schöpfung schrecken viele Menschen zurück, weil ihnen Hingabebereitschaft und Gottvertrauen fehlen. Es kommt noch hinzu, dass viele der Ansicht sind, das Gottesreich würde sich uns ohne Leistung und Anstrengung nicht offenbaren. Dabei geschieht dies einzig und allein durch liebende Hingabe. Das Ruhegebet bereitet uns dazu den Weg, dass wir zu Empfangenden der Liebe Gottes werden. Grundvoraussetzung dafür, dass wir auf den Anwegen richtig Fuß fassen und auf ihnen beständig weiter zu unserem Ziel gehen können, ist das Eingebundensein in eine unseren körperlichen und geistigen Fähigkeiten entsprechende sinngebende Arbeit.

    Hierdurch ergibt sich ein Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität, wie wir ihn als zugrunde liegende Ordnung in der gesamten Schöpfung erleben. Gebet und Arbeit helfen, Belastungen und Sorgen abzubauen und eine größere Stabilität wachsen zu lassen. Der Betende, der mit der Lehre und einfachen Praxis des Ruhegebetes vertraut ist, macht die wesentliche Erfahrung: Dieser Gebetsweg unterscheidet sich grundlegend von allen anderen Gebetsformen und Betrachtungsweisen. Im Ruhegebet werden keine biblischen Texte bedacht; theologisches Wissen ist nicht erforderlich. Es dient nicht der unmittelbaren Wissensgewinnung, sondern führt ohne Leistung, ohne Konzentration und bildhafte Vorstellungen auf dem Weg der Erfahrung nicht nur in einen Bereich tiefer Ruhe, sondern in die göttliche Ruhe, die der Herr am siebten Schöpfungstag allem Geschaffenen eingepflanzt hat. Das Ruhegebet ist ein einfaches und müheloses Gebet, das zum Wesentlichen des Lebens führt, zur wirklichen, unerschöpflichen Kraftquelle. Es ist ein Mittel, die Reinheit des Herzens und der Seele zu erlangen. Durch die Praxis des Ruhegebetes richtet sich der Geist ganz auf Gott aus, damit er sich uns ganz schenken kann.

    Das Ruhegebet für jeden?

    Ich habe das Gefühl, dass das Ruhegebet nicht für alle Menschen das Richtige ist. Hätten sonst die Wüstenväter eine so strenge Auswahl getroffen? Nach welchen Kriterien erfolgt heute die Auswahl?

    Es gehört zu den wesentlichen Aufgaben eines Menschen, sich zu entwickeln und sich zu entfalten, um somit größere Gottesnähe und Liebe zu erfahren. Das, was wir sein könnten und sollten, werden wir nicht von selbst: Wir müssen lernen, üben, Erfahrungen sammeln und verarbeiten. Vor allem jedoch sollten wir dem Schöpfer einen Teil unserer Zeit zurückschenken, damit er uns mit seiner Gnade erfüllen kann. Das Ruhegebet spricht den ganzen Menschen an und verwandelt ihn dahin, dass er sich mehr und mehr der erbarmenden Liebe Gottes öffnet. Gerade diejenigen, die von sich sagen, nicht beten zu können oder die Freude am Beten verloren haben, werden durch erste Erfahrungen mit dem Ruhegebet ermutigt, ihr Gebetsleben neu zu beginnen. Diese Art zu beten hat wunderbare Auswirkungen auf das eigene Leben, auf Körper, Geist und Seele, und auf das Leben anderer Menschen und auf die gesamte Schöpfung.

    •Das Ruhegebet kann von allen Christen bedenkenlos praktiziert werden – unabhängig vom Alter oder der Konfession.

    •Wer jedoch unter hohem Blutdruck, Herzbeschwerden, Atemproblemen, Netzhautablösungen oder Rückenschmerzen leidet, wer ein Kind erwartet, sich gerade von einer Operation erholt oder unter einer chronischen Krankheit leidet, sollte unbedingt vorher einen Arzt fragen.

    •Psychisch labile und kranke Menschen sollten diesen Weg allerdings nur in Abstimmung mit ihrem Arzt und dann in Begleitung eines erfahrenen Geistlichen gehen. Dasselbe gilt für Alkoholiker und diejenigen, die von Drogen abhängig sind oder waren.

    •Die Einübung in das Ruhegebet ist ein christlicher Weg für alle, die über die Begrenztheit im Alltag hinaus wollen, um von der wirklichen, unerschöpflichen Kraftquelle zu erfahren – unabhängig vom Beruf, dem persönlichen Lebensweg und theologischem Wissen.

    •Das tiefste Anliegen des Ruhegebetes besteht darin, dass der Betende in allem und durch alles eine Begegnung mit dem Schöpfer erfährt, dem Urgrund allen Seins, mit Gott, der die Liebe ist.

    Das Ruhegebet – ein christliches Gebet

    Was unterscheidet das Ruhegebet von ähnlichen Gebetsweisen anderer Religionen?

    Das Ruhegebet unterscheidet sich von ähnlichen Gebetsweisen anderer Religionen und Kulturen dadurch, dass es von seinen Wurzeln her ein christliches Gebet ist. Im Buddhismus und im Hinduismus, in denen es sogenannte mantrische Gebetsweisen gibt, wie auch in anderen Religionen kommt Jesus Christus nicht vor. Von allen Weltreligionen ist das Christentum die einzige Religion, in der Jesus Christus Mensch wird – in allem uns gleich außer der Sünde. Und dieser Sohn Gottes, Jesus Christus, wird im Ruhegebet angerufen oder es erfolgt zusammen mit seinem Namen eine allgemeine Bitte um Erbarmen. Diese einfache Gebetsweise, die hesychastisches Beten genannt wird, wurde im vierten Jahrhundert von Makarios dem Großen und Evagrius Pontikus entwickelt und später von Johannes Cassian verfeinert und aufgeschrieben.

    Das Ruhegebet ist keine Gebetstechnik, sondern es beinhaltet eine ausdrückliche persönliche Beziehung zu Gott und einen bewussten Glauben an die Menschwerdung Jesu Christi. Das Ziel dieses Gebetes besteht nicht darin, alle Gedanken aufzuheben und die Seele in ein bodenloses Nichts fallen zu lassen, sondern der Sehnsucht der Seele zu folgen, von Gott berührt und eins mit ihm zu werden. Das Ruhegebet ist daher auf eine unmittelbare Begegnung ausgerichtet, auf das Du Gottes. Es setzt ein Bekenntnis des Glaubens an dieses Du als den eingeborenen Sohn Gottes voraus, der in Wahrheit zugleich göttlich und ganz und gar menschlich ist, an Gott, der in Jesus Christus zu unserem Erlöser und Heiland geworden ist.

    Die Erniedrigung und Erhöhung Christi beschreibt der Philipperbrief mit wunderbaren Worten des Glaubens: Der in der Daseinsweise Gottes war, hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich selbst, nahm Sklavendasein an und wurde den Menschen gleich. Im Äußeren erfunden als Mensch, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn erhöht und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, auf dass im Namen Jesu sich jedes Knie beuge im Himmel, auf der Erde und unter der Erde und jede Zunge bekennt: Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters (Philipperbrief 2,5–11).

    2. Lebensaktivität durch Ruhe

    Alleinsein als reinigende Kraft

    Stimmt es, dass ein Rückzug in die Stille oder ein Vertiefungskursus die guten Auswirkungen des Ruhegebetes unterstützt und beschleunigt?

    Für ein paar Stunden oder gar Tage in die Einsamkeit zu gehen, unterstützt die guten Auswirkungen des Ruhegebetes. Gerade in der Zurückgezogenheit wird uns Einblick gegeben in tiefere Zusammenhänge, sodass sich der Grund manchen Tuns offenbart und sich der Sinn von vielem, was uns bisher verschlossen war, erschließt. Auch göttliche Geheimnisse offenbaren sich gern in der äußeren Stille und in der Stille unseres Herzens. Aber auch Unstimmigkeiten, eigene Schwächen und Fehler werden uns in der Einsamkeit stärker bewusst. Sie gleichen ungezügelten Pferden, die, durch die Ruhe angeregt, aus ihren auferlegten Schranken hervorbrechen. Die äußere Ruhe und die innere Ruhe, die durch das Gebet verstärkt und vertieft werden, bringen Ungutes, das noch in uns ist, ans Licht. Damit dieser Prozess nicht zu stark wird, sollte uns ein geistlicher Begleiter zur Seite stehen. Er wird gegebenenfalls unsere Gebetszeit reduzieren und uns zu mehr Tätigkeit anregen. Es wird ein gesunder Ausgleich geschaffen, damit wir während eines so intensiven Vorgangs der inneren Reinigung unsere gesunde Mitte nicht verlieren.

    Besuchen wir für einige Tage einen Vertiefungskursus, müssen wir damit rechnen, dass – wie die Wüstenväter sagen – »giftige Schlangen und wilde Tiere« sich in unserem Inneren bemerkbar machen. Im Umgang mit anderen Menschen machen wir leicht diese für unser Unwohlsein verantwortlich. Im Alleinsein richten sich dann unsere Aggressoren gegen bestimmte Dinge. Ein Mönch erinnert sich an die Zeit, als er in der Einsamkeit lebte: »In mir kam damals gegen die Schreibfeder, deren Dicke oder Dünne mir missfiel, eine starke Regung des Unwillens auf. Ich hätte sie vor Wut am liebsten zerbrochen. Ein anderes Mal war es das Messer, das mich zur Weißglut brachte, denn seine Schneide war – wie ich meinte – zu stumpf. Auch der Feuerstein erregte meinen Zorn, wenn es mir nicht gelang, den Funken überspringen zu lassen. Ich verwünschte dann all diese Dinge und war wütend auf sie. Nicht selten machte ich sogar dunkle und teuflische Kräfte für meinen Missmut verantwortlich.« Es ist gut, wenn uns innewohnende negative Kräfte verlassen; doch sollten wir diesen Vorgang so steuern, dass kein anderer Mensch, aber auch kein Tier, unter unserem Unmut leidet, weil wir die Ursache auf den anderen projizieren.

    Über Erfahrungen schweigen

    Ich habe des Öfteren in der Literatur zum Ruhegebet gelesen, dass man über seine Gebetserfahrungen möglichst nicht sprechen sollte. Doch das Herz ist davon voll. Warum wird das Schweigen empfohlen?

    Es gibt Menschen, die müssen über jede Erfahrung, die sie gemacht haben, sofort mit jemandem sprechen. Allzu oft nur drängen sie sich dabei anderen auf und ernten auf die Dauer Ablehnung. Andere hingegen – und das sind die Klügeren – behalten erst einmal alles für sich und berichten erst von ihren Erfahrungen, wenn sie danach gefragt werden. Oft dauert es lange, ein Gefragter zu sein. Wenn wir jedoch die stille Zeit vorher – trotz Zweifelns an uns selbst und trotz des Einsamseins – ausgehalten und überstanden haben, werden wir umso mehr Freude und Dankbarkeit empfinden, wenn andere gespannt auf eine Antwort von uns warten. Ein wahrhaft Betender drängt sich niemandem auf, sondern erkennt den rechten Zeitpunkt, um dann aus seinem Herzen die Wahrheit zu reden. So sollte es mit den Erfahrungen des Ruhegebetes sein wie auch mit dem Wissen, das jemand durch seinen Lehrer oder durch Lektüre erworben hat. Es ist nur allzu gut verstehbar, dass wir gern das, was uns zur Befreiung hilft und immer neu zu Gutem bewegt, auch anderen mitteilen möchten. Doch vorerst ist Zurückhaltung geboten, denn wir könnten durch unseren voreiligen Enthusiasmus abstoßend wirken oder gar Erwartungen schüren, die dann von jemand anderem nicht erreicht werden.

    Es ist also ratsam, vorerst

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