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Die heilende Kraft Gottes: Krankheit, Heilung und der Faktor Glaube
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eBook317 Seiten4 Stunden

Die heilende Kraft Gottes: Krankheit, Heilung und der Faktor Glaube

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Über dieses E-Book

Haben Sie jemals das Sprechzimmer Ihres Arztes verlassen und hatten den Eindruck, er habe sich viel zu sehr auf Ihre Krankheit und die Symptome konzentriert, anstatt Sie als Person wahrzunehmen? Doch Heilung ist nicht nur eine Frage unseres Körpers. Daniel E. Fountain zeigt, wie sich Gefühle und Haltungen - unser Innerstes also - auf die Gesundheit auswirken. Anhand vieler Beispiele aus der Praxis entfaltet er die Sicht von einem ausgewogenen Verhältnis von Glaube und Medizin und schildert, wie Gottes wunderbare Kraft Seele, Geist und Körper wiederherstellen kann. Dabei bezieht er Einsichten von Medizin, Psychologie und Psychotherapie mit ein. Erkenntnisse und Erfahrungen, die alle angehen - Patienten ebenso wie die, die ihnen ganzheitlich helfen wollen. "Dieses Buch zeigt ein glaubwürdiges und lebendiges Modell für eine ,ganzheitliche' Sicht des Menschen. Dan Fountain gelang das Wunder, als Gründer eines Missionskrankenhauses nicht in der Arbeit unterzugehen, sondern mit einem ausgewogenen Team Menschen tatsächlich auf körperlicher, psychischer und geistlicher Ebene Heilung erfahren zu lassen." Dr. Martin Grabe, Chefarzt an der Klinik Hohe Mark und 1. Vorsitzender der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) "Die Arbeit von Daniel E. Fountain beweist, dass mehr Dinge durch Gebet bearbeitet werden, als sich diese Welt überhaupt vorstellen kann." Tony Campolo, emeritierter Professor und Buchautor
SpracheDeutsch
HerausgeberNeufeld Verlag
Erscheinungsdatum23. Jan. 2013
ISBN9783862567119
Die heilende Kraft Gottes: Krankheit, Heilung und der Faktor Glaube

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    Buchvorschau

    Die heilende Kraft Gottes - Daniel E Fountain

    11,33).

    1

    WEISS IHR ARZT, WER SIE SIND?

    Sind Sie eine Person oder einfach nur eine Ansammlung unterschiedlicher Organe, die durch Haut und Knochen zusammengehalten wird? Sind Sie ein isoliertes Individuum oder sind Sie Glied einer Familie, einer größeren Gemeinschaft, und haben Sie darüber hinaus einen Freundes- oder Kollegenkreis? Sind Sie lediglich eine hochkomplexe Ansammlung von Kohlehydraten, Amino-und Fettsäuren, die irgendwie denken kann; oder sind Sie ein Wesen, das mit anderen geistbegabten Wesen des Universums in Beziehung zu treten vermag?

    Wenn Sie einen Arzt aufsuchen, was erwarten Sie von ihm, wie er Sie wahrnehmen soll? Als einen möglichen Fall mit Gallensteinen? Oder als einen potenziellen Herzpatienten? Oder hoffen Sie, der Arzt möge Sie als ganze Person betrachten, mit der etwas nicht in Ordnung ist?

    Eine vollständige Person?

    Die westliche Kultur hat das Konzept und das Verständnis vom Menschsein radikal verändert. Unsere wissenschaftlichen Errungenschaften machen uns glauben, durch Sezieren und Molekularbiologie könnten wir alles, was für das Menschsein von Bedeutung ist, erklären. Unsere gegenwärtige Kultur und sogar viele unserer religiösen Anschauungen und Praktiken betonen das Individuum und vernachlässigen die Auswirkungen, die Beziehungen auf uns ausüben. Indem wir unserem Verstand und dem Verstehenwollen oberste Bedeutung beimessen, gehen wir viel zu oft davon aus, dass es in unserem Leben und der gesamten Natur nichts gibt, was unser Verstand schließlich nicht doch meistern und folglich manipulieren könnte.

    All das hat sich sehr stark auf unseren Umgang mit Gesundheit und Krankheit ausgewirkt. Die moderne Medizin ist mechanisiert und technisiert und in vielen verschiedenen Schubladen untergebracht worden. Wenn Sie krank sind, konzentrieren sich die Ärzte darauf, festzustellen, was aus der Fassung geraten ist und wie es wieder repariert werden kann. Wir registrieren Ihren Namen zusammen mit weiteren persönlichen Daten, um die medizinischen Unterlagen und die Formulare für die Krankenkasse ausfüllen zu können.

    Während des dritten Jahres meiner medizinischen Ausbildung arbeitete ich einige Zeit in der Ambulanz. Ich begann meine Runde in der allgemeinmedizinischen Abteilung. Einmal klagte eine Frau mittleren Alters über bereits längere Zeit anhaltende Schmerzen im unteren Rückenbereich. Wir vermuteten ein orthopädisches Problem und überwiesen sie an die entsprechende Klinik. Einige Tage später schickten die Kollegen die Patientin mit einer Notiz zu uns zurück, dass alle Untersuchungen ergeben hatten, dass ihr Rücken, ihre Knochen und Gelenke keine Krankheitssymptome aufwiesen.

    Wir schickten sie zur gynäkologischen Klinik. Auch von dort kam sie mit dem Bericht zurück, man hätte keine Anzeichen von Erkrankung ihrer Organe im Becken gefunden. Es folgte die urologische Klinik, und nach ausgedehnten Labor- und Röntgenuntersuchungen wurde weder in ihren Nieren noch in den Harnleitern oder in der Harnblase etwas gefunden. Schließlich kam sie noch in die neurologische Klinik, wo ebenfalls nichts Außergewöhnliches entdeckt wurde.

    Als diese Frau zu uns zurückkam, waren drei Dinge klar: Ihre Schmerzen waren nach wie vor vorhanden, ihr Geld war weg und wir hatten ihr nicht helfen können. Sie verließ die Klinik auf nimmer Wiedersehen. Erst später wurde mir klar, dass sich keiner von uns zu ihr gesetzt und mit ihr über ihr Leben gesprochen, versucht hatte, ihr zuzuhören, wie die Krankheit begonnen hatte. Wir hatten uns bemüht, auf ihre Schmerzen einzugehen, und dabei versäumt, sie als ganze Person wahrzunehmen.

    Einige Wochen später in der Klinik für Innere Medizin lief es besser. Ich hatte ein richtiges Erfolgserlebnis, als ich Rasselgeräusche über der Lunge einer etwa 60-jährigen Frau vernahm, die über Kurzatmigkeit klagte. Ihre Knöchel und Beine waren geschwollen. Es war klar, dass ihr Herz nicht richtig funktionierte und wir ihr helfen konnten. Wir verschrieben ihr Digoxin, ein Herzmittel aus Digitalis, für die Herzmuskulatur und ein Diuretikum (ein entwässerndes Medikament). Bereits eine Woche später ging es ihr viel besser. Dann nahm ich mir die Zeit, um mit ihr über längerfristige Maßnahmen einschließlich einer Diät mit wenig Salz, kleiner körperlicher Übungen und regelmäßiger Klinikbesuche zu sprechen.

    Diese Frau ging zufrieden nach Hause. Ich hatte ein gutes Gefühl. Wir hatten unseren therapeutischen Triumph. Eine Woche später jedoch konnte ich mich weder an ihren Namen noch an ihren Wohnort erinnern. War sie verheiratet? Danach hatte ich gar nicht gefragt. Wie gestaltete sich ihr Leben in der Familie und im Freundeskreis? Könnte es sein, dass sie Stresssituationen durchzustehen hatte, die ihr Herz zusätzlich belasteten? Danach hatte ich nie gefragt. Erst viel später wurde mir klar, dass ich nicht jene Frau, sondern einen Herzmuskel behandelt hatte.

    Das biomedizinische Modell

    Beim biomedizinischen Modell der medizinischen Versorgung handelt es sich um folgendes: Mediziner lernen, den Menschen als ein biologisches und rein körperliches Wesen zu betrachten. Irgendetwas Biologisches funktioniert in der Physis des menschlichen Körpers nicht mehr und macht einen medizinischen Eingriff erforderlich. Über die Mechanismen, die uns am Leben halten, wissen wir eine Menge: über das Verdauungssystem, unsere Atmung, den Blutkreislauf und andere uns vertraute -ismen.

    Wenn der eine oder mehrere dieser Mechanismen nicht mehr richtig funktioniert, sprechen wir von Kranksein und davon, dass wir das, was nicht in Ordnung ist, reparieren müssen. Aber wo in diesem Modell findet sich der Mensch als solcher?

    In unserem Körper greifen eine Menge Mechanismen ineinander, wobei vieles falsch laufen kann. Aber als Person sind wir wesentlich mehr als gut oder nicht so gut funktionierende »Mechanik«. Wir können denken, fühlen, kämpfen und hoffen. Wir treten mit anderen Personen in Beziehung und finden darin so oft Freude und Erfüllung; zuweilen sind wir auch enttäuscht und ärgerlich.

    Unglücklicherweise brauchen wir Angehörige heilender Berufe meistens zu lange, bis wir wahrnehmen, dass Enttäuschungen und ungute Gefühle unsere biologischen Mechanismen beeinträchtigen können. Auf der anderen Seite können Freude, Lachen und ein erfülltes Leben im Kreis von Freunden und Familie schlecht funktionierende Mechanismen oft besser wiederherstellen als die aufwendigsten Medikamente oder komplizierte Gerätschaften. All das habe ich während meines Universitätsstudiums nicht gelernt.

    Meine persönliche Krankengeschichte

    Selbst einmal krank zu werden, gehört für einen Arzt zu den wichtigsten Erfahrungen. Ich habe während zahlreicher Krankheitszeiten viel gelernt – nicht so sehr über Biomedizinisches als vielmehr darüber, wie man für die ganze Person Sorge trägt. Dieser Lernprozess begann bereits lange vor Beginn meines Medizinstudiums.

    Ich war sieben Jahre alt, als sich ein weiser Kinderarzt die Röntgenbilder meiner Brust anschaute und meinen Eltern sagte: »Euer Danny hat Tuberkulose.« Diese Worte schlugen im Herzen meiner Eltern ein wie eine Bombe, denn das war 1937, ein Jahr vor Beginn des Antibiotika-Zeitalters. TB war eine der häufigsten Todesursachen, vor allem bei kleinen Kindern. Die »Dreifach-Therapie« damals bestand nicht etwa aus drei Medikamenten, sondern aus Bettruhe, gutem Essen und jeder Menge Sonnenschein. Mir wurde ein Jahr Bettruhe verschrieben und wenigstens drei weitere Jahre, in denen ich nur begrenzt aktiv sein sollte. Der Doktor ließ mich wählen: Entweder in ein gut eingerichtetes Sanatorium, knapp 250 Kilometer entfernt und mit entsprechend ausgebildetem Personal ausgestattet, oder zuhause das Bett hüten. Für meine Eltern gab es da nichts zu wählen: Ich sollte daheim bleiben.

    Um es ganz vorsichtig zu formulieren: Für einen hyperaktiven Jungen war die Aussicht, ein Jahr lang das Bett nicht zu verlassen, in höchstem Maße deprimierend. Meine Eltern waren zwar hart bei der Einhaltung des Verschriebenen, aber sie glichen das durch viel liebende Fürsorge aus. Ich lernte bald etwas sehr Wichtiges: Eine Krankheit konnte meine körperlichen Aktivitäten einschränken, aber sie konnte nicht meine gedanklichen Aktivitäten, meinen Geist und meine Kreativität beeinträchtigen.

    Bücher wurden meine Begleiter. Der umgedrehte Betttisch wurde in ein Schiff verwandelt, mit dem ich über die sieben Weltmeere segeln konnte. Ich entdeckte, dass Jesus mein Freund war, und wir redeten stundenlang miteinander. Wir überquerten den See Genezareth, durchstreiften Wälder und bestiegen hohe Berge miteinander. Während ich sein Buch, die Bibel, las, habe ich Weisheiten wie Goldklumpen gesammelt, die mir bis heute Wegweisung bedeuten. Nach einem Monat waren mein Gemüt, mein Herz und mein Geist geheilt. Ich bin davon überzeugt, dass dies die Heilung meiner Lungen und der Lymphknoten in meiner Brust beschleunigt hat.

    Als ich diese Krankheit jener prägenden Zeit in meinem Leben viele Jahre später analysierte und mir klar machte, was eigentlich damals geschehen war, trieben mich eine Menge Fragen um. Wurde ich lediglich von TB geheilt, oder war ich ganz geworden? Waren es nur meine Lungen, die wiederhergestellt worden waren, oder hatte sich mein ganzes Sein und Wesen zum Besseren gewandelt? Ich war wirklich von TB geheilt worden, aber wie? Die weißen Blutkörperchen in meinen Lungen und Lymphknoten hatten die TB-Bazillen irgendwie unschädlich gemacht; aber was war sonst noch geschehen, was mich gesund gemacht hatte?

    Mir wurde bewusst: das Jahr 1937/38 war für mich ein ganz besonderes. Ich hatte viel gelernt: meine Lese- und Schreibfähigkeit weiterentwickelt, geduldiges Warten, Kreativität und Fantasie und eine erste Ahnung davon bekommen, später eventuell selbst den Krankheiten zu Leibe zu rücken und anderen das Leben zu erleichtern. Freunde hatten mich besucht. Der Lehrer des zweiten Schuljahrs schickte mir jeden Tag die entsprechenden Hausaufgaben, sodass ich mithalten konnte. Von meinen Eltern erfuhr ich viel Liebe und Fürsorge; sie waren hervorragende Pflegekräfte. Regelmäßige Besuche beim Kinderarzt bestätigten uns, dass wir auf der richtigen Fährte waren.

    Rückblickend erkannte ich, dass mein Geist und Verstand gerade in jenem Jahr zugenommen hatten. Das geschah nicht trotz, sondern wesentlich gerade wegen der Krankheit und durch den Beistand von Familie und Freunden. Hat das alles irgendwie auch meiner Lunge und den Lymphknoten in ihrem Kampf gegen die Infektion geholfen? Mir wurde immer klarer, dass das, was mir als ganzer Person widerfahren war, meine Genesung beeinflusst und gefördert hatte.

    Mein Medizinstudium

    Als ich Jahre später an der Universität Rochester mein Medizinstudium begann, war ich von den großartigen Möglichkeiten der medizinischen Wissenschaft total begeistert und eingenommen. Die erstaunliche Anatomie des menschlichen Körpers, die ungeheure Komplexität des Zusammenwirkens der verschiedenen Organe – alles das faszinierte mich.

    Gleichzeitig las ich weiterhin die Bibel und lernte mehr über Jesus. Ich las dort von Heilungen und beschäftigte mich mit diesen konkreten Beispielen des Wirkens Jesu. Vieles von dem schien über das Medizinische hinaus zu gehen, wenigstens über das, was die medizinische Wissenschaft mir gerade zu vermitteln versuchte. Was meinte Jesus, wenn er einer kranken Person sagte: »Dein Glaube hat dich gesund gemacht«? Waren all die Heilungen, die Jesus wirkte, echte Wunder? Oder lagen ihnen – in einigen Fällen wenigstens – Methoden und Prinzipien zu Grunde, die uns auch heute zur Verfügung stehen?

    Ich beschäftigte mich immer wieder mit dem Zusammenhang von Medizin und Glaube. Unglücklicherweise gab es niemanden, der mir helfen konnte, denn diese beiden Lebensbereiche wurden sorgfältig auseinander gehalten. Die medizinische Wissenschaft schließt den Glauben aus, denn der Glaube ist nicht wissenschaftlich messbar. (Die Wissenschaft kann den Glauben genauso wenig widerlegen.) Was ich in der Kirche hörte, stand in keinerlei Beziehung zu wissenschaftlichen oder technologischen Erkenntnissen. Ich fand sehr schnell heraus, dass ich nach Meinung gewisser Leute die Kraft Gottes in Frage stellte, wenn ich Wunder vom wissenschaftlichen Standpunkt aus untersuchte. Aber hat Gott denn gar nichts mit den Wissenschaften zu tun? Schließlich befassen sie sich doch mit dem, was Gott geschaffen hat.

    Ich bemühte mich nach Kräften, herauszufinden, wie Jesus in dieses Szenario passt. Ich erinnere mich gut an den Tag, als ich – gerade in meinem ersten Praktikum – im Behandlungszimmer der Station für akute psychiatrische Fälle des Philadelphia General Hospital stand. Durch die großen Glasfenster hatte ich beide langen Korridore im Blick. Ich wusste, wer in den einzelnen Betten eines jeden Zimmers lag. Ich beobachtete einen älteren Iren in einer manisch-depressiven Phase, wie er um einen großen, kräftig gebauten afro-amerikanischen Mann herumtanzte, der, seinerseits völlig unbeweglich, in einer krankheitsbedingten starren Pose die Mitte des Korridors einnahm. Dabei nahmen sie einander überhaupt nicht wahr. Aus meinem Herzen drang eine brennende Frage himmelwärts: Herr, wenn du zehn Minuten auf dieser Station verbringen würdest, du könntest alle diese 40 leidenden Menschen heilen. Kannst du kommen? Seine Antwort war niederschmetternd: Ich bin hier, in dir. Frustriert rief ich aus: Aber was erwartest du, das ich tun soll?

    Ich setzte meine Suche fort. Zwei Dinge waren mir allerdings klar:

    1. Jesus hat vor 2 000 Jahren Kranke geheilt und wirkte dabei oftmals auch im Zusammenhang mit dem Glauben der Betroffenenin, von Familienangehörigen oder Freunden.

    2. Durch die medizinische Wissenschaft werden heutzutage viele kranke Menschen geheilt; aber längst nicht alle und in vielen Fällen nur unvollkommen.

    Eine brennende Frage trieb mich um: Jesus hat nicht nur selbst Kranke geheilt; er befahl auch seinen Jüngern, dasselbe zu tun; und sie taten es. Ich war sein Jünger und ich heilte einige von denen, die zu mir kamen. Ich machte mir die Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft zunutze, die Jesus damals so natürlich nicht zur Verfügung standen. Aber welche Rolle spielte der Glaube in dem, was ich tat? Hat die medizinische Technik den Glauben ersetzt? Oder können Medizin und Glaube zusammenfinden und sich der Person als ganzer zuwenden?

    Medizin und der Mensch in Afrika

    Einige Jahre später ging ich mit meiner Familie nach Zentralafrika. Als einziger Arzt in einem Buschhospital in der Demokratischen Republik Kongo (von 1971 bis 1997 Zaire) blieb mir keine Zeit für ein geordnetes Sprachstudium. Ich lernte die Kituba-Sprache nebenbei – vor allem während der Arbeit in der Klinik. Ich hatte ganz schnell heraus, wie ich eine Magenschleimhautentzündung diagnostizieren konnte: Wenn jemand – gewöhnlich eine Frau – auf eine Stelle im unteren Brustbereich deutete und dann auf ihren Rücken zwischen den Schultern, wusste ich sofort, was ihr Problem war. Mit meinen begrenzten Sprachfähigkeiten konnte ich ohne weiteres Natriumhydrogencarbonat und Belladonna-Extrakt verschreiben und ihnen die nötigen Instruktionen erteilen: langsam essen, scharfe Gewürze vermeiden, drei Mahlzeiten täglich (als ob das für eine afrikanische Frau das Selbstverständlichste von der Welt wäre). Es vergingen Jahre, bis ich gelernt hatte, dass sich hinter jedem Fall von Gastritis chronischer Ärger, Sorgen, Angst, eine zerbrochene Beziehung oder schwere Trauer verbargen. Eine halbe Tonne Natriumhydrogencarbonat können nie und nimmer die wirklichen Ursachen für die Gastritis beseitigen, denn sie liegen jenseits dessen, was wir mit unserem biochemischem Ansatz ausrichten können.

    Ich erinnere mich gut an eine stark unterernährte Frau, der ich mit Eselsgeduld erklärte, welche Sorten Nahrung sie zu sich nehmen sollte, um ihrem Körper wieder auf die Beine zu helfen. Als sie nach drei Wochen wieder kam, fröhlich lächelte und sehr viel stabiler wirkte, war ich überrascht, denn solche rapiden Behandlungserfolge bei chronisch Unterernährten erlebten wir selten. Sie erklärte mir, dass eine der Krankenschwestern sie mit Jesus Christus bekannt gemacht hätte, dass Christus in ihr Herz gekommen sei und dass sie wahre Freude und Frieden gefunden hatte. Ihr Appetit habe sich stark verbessert und sie fühle sich viel kräftiger. Nachdem sie gegangen war, fragte ich mich verwundert, wie ihr neu gefundenes geistlichen Leben und ihr Ernährungszustand in Beziehung zu setzen seien. Es hat lange gedauert, bis ich das herausgefunden hatte.

    Das waren nur einige wenige von tausenden Fällen, die mir als Arzt das Gefühl der Unzulänglichkeit gaben. Da saß ich tagtäglich in der Klinik, jahrein, jahraus, behandelte ungezählte Patienten mit chronischen Leiden, die immer und immer wieder kamen, dieselben Medikamente und Instruktionen erhielten und dabei keinerlei Besserung erlebten. Das ließ mich ernstlich fragen, was ich damit wirklich erreichte. Das Krankenhaus war dazu da, Leute zu heilen; aber es kam mir jetzt eher vor wie eine Reparaturwerkstatt. Ich sollte eigentlich Arzt sein, also jemand, der heilt; aber ich kam mir vor wie ein Flickschuster, der das eigentliche Problem gar nicht reparieren konnte. Damals erkannte ich nicht, dass dieses eigentliche Problem, das in Ordnung gebracht werden musste, in mir selbst lag. Das lag aber nicht allein in mir, es lag im ganzen System unserer modernen Gesundheitsfürsorge begründet.

    Wie der geistliche Faktor ins Bild kam

    Obwohl ich als praktizierender Arzt Christ war, wusste ich nicht, wie Glaube und Heilung zusammen gingen. Mit meinen Lippen habe ich den Spruch oft wiederholt: »Wir behandeln und Gott heilt«, aber ich hatte keine Ahnung, wie das funktionierte.

    Im Jahr 1984 stellte unser Krankenhaus eine begabte junge Frau ein, die als Pastorin ausgebildet worden war. Felicity Matala hatte gerade die Evangelical School of Theology in der Hauptstadt Kinshasa abgeschlossen, wo sie Kurse in Klinikseelsorge belegt hatte. Frau Matala hatte eine innige, persönliche Beziehung mit Christus, ein tiefgehendes Verständnis der Bibel, eine Ausbildung zur Seelsorgerin sowie die Gabe zuzuhören, zu ermutigen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Wir – die Krankenhausärzte – und bald auch die Krankenschwestern begannen, kranke Menschen zu ihr in die Seelsorge zu schicken. Viele litten an Krankheiten, bei denen Stress eine bedeutende Rolle spielte. Andere litten hauptsächlich an physischen Problemen wie Tuberkulose, Zirrhose oder anderen chronischen Infektionen, darunter HIV/Aids. Uns beeindruckte, wie segensreich sich ihre Seelsorge bei denen auswirkte, die mit Beziehungskonflikten zu ihr kamen und Heilung fanden. Wir erlebten oft, wie sich deren körperliche Gebrechen besserten oder schneller heilten.

    Wir entdeckten auch, dass eine geistliche Wiedergeburt – das Eintreten in eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus – positive physische Wirkungen hervorbrachte. Wir erlebten, wie Gebet in einer Weise wirkte, die die Wissenschaft nicht erklären konnte. Erlebten wir mit, wie Christus heilte, wie er das auf ähnliche Weise einst in Galiläa getan hatte? Wir waren überzeugt: so war es, und dass wir endlich begonnen hatten, für die ganze Person Sorge zu tragen.

    Wir erkannten auch den ungeheuren Vorteil, als heilendes Team zusammenarbeiten zu können. Wir Ärzte hatten weder die Zeit noch die Ausbildung, um Kranken bei den Belangen ihres persönlichen Lebens zu helfen, in ihre Gefühlswelt einzutreten oder etwas über ihre Beziehungen herauszufinden. Wir waren auch nicht ausreichend darauf vorbereitet, den oft zeitaufwendigen, weiterführenden seelsorgerlichen Dienst zu tun.

    Frau Matala und mir war klar, dass alle Mitarbeiter des Krankenhauses Teil dieses fürsorgenden Prozesses waren. Krankenschwestern und Pfleger verbringen mehr Zeit im persönlichen Kontakt mit den Patienten als Ärzte. (Das ist überall so.) Operationsteams und Geburtshelfer begleiten Menschen in kritischen Phasen ihres Lebens. Sie alle sollten lernen, sich um die ganze Person zu kümmern und ihr wirksam zu helfen.

    Darüber hinaus gab es die Mitarbeiter in der Technik und in der Verwaltung. Wie sie zu den Kranken in Beziehung treten, ist im Blick auf das Ergebnis ebenfalls sehr wichtig. Wenn der erste Kontakt eines Patienten mit dem Klinikpersonal zu einer warmherzigen Angelegenheit wird, begründet das bereits ein Vertrauensverhältnis, das für die weitere wirksame Behandlung unbedingt nötig ist.

    So nahmen wir – Frau Matala und ich – uns trotz eines vollen Programms die Zeit, eine ganze Reihe unserer Angestellten weiterzubilden. Der Pflegedienstleiter, der dafür bemerkenswerte persönliche Begabungen mitbrachte, half uns dabei. Wir unterrichteten die Schwesternschülerinnen, denn sie sollten gleich zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn mit diesen Aufgabenfeldern vertraut gemacht werden. Kurze Zeit später auf meinem Weg durch die Stationen sah ich immer wieder Mitarbeiter oder Schülerinnen im Gespräch mit Patienten oder wie sie zusammen beteten. Uns wurde bewusst, dass Frau Matala gemeinsam mit ihrem Seelsorgeteam sowie die restlichen Klinikangestellten letztlich Heiler waren, weil die Sorge für den ganzen Menschen endlich ihren Platz gefunden hatte. Das möchte ich an einem konkreten Fall illustrieren.

    Tuberkulose, die nicht weichen wollte

    Vor einigen Jahren kam John mit schwerer Tuberkulose in unser Krankenhaus. Er war 18 Jahre alt, besuchte die Sekundarschule und war sechs Monate, bevor er zu uns kam, erkrankt. Obwohl er sehr krank war, waren wir zuversichtlich, ihn heilen zu können. Schließlich gab es zur Behandlung von TB hervorragende Medikamente. Wir nahmen ihn auf und verordneten ihm das Standardprogramm, bestehend aus drei Antibiotika.

    Nachdem er auf diese Weise einen Monat lang behandelt worden war, hatte sich bei John nichts gebessert; stattdessen wurde er immer kränker. Wir vermuteten, dass seine TB-Bazillen resistent waren gegenüber unseren Antibiotika. Wir behandelten ihn stattdessen mit stärkeren und teureren Medikamenten. Auch das führte zu nichts. Schon bald wurde klar, dass John sterben würde, und niemand wusste, aus welchem Grund.

    Eines Tages fand eine Schwesternschülerin heraus, warum John krank war. Sie kam zu uns und erzählte, dass John verflucht bzw. mit einem Bann belegt worden sei. John wollte unbedingt die höhere Schule besuchen, aber seine Eltern hatten dafür kein Geld gehabt. Also hatten sie sich das Geld für den Schulbesuch von einem Onkel geliehen. Einige Monate später hatte dieser das Geld wieder zurück verlangt. Doch Johns Eltern waren viel zu arm, als dass sie es sogleich hätten zurückzahlen können. Der Onkel war darauf hin wütend geworden und hatte John in seiner Gegenwart mit einem Bann belegt. Den Eltern hatte er Vorwürfe gemacht, weil John all sein Geld ausgegeben hatte. Dem Fluch zufolge würde John krank werden und trotz allem, was die Ärzte für ihn tun würden, sterben müssen. Genau das war John vor unser aller Augen im Begriff zu tun, trotz der bestmöglichen medizinischen Betreuung.

    Für ein solches Problem haben Ärzte keine Lösung parat. Keine Tablette kann einen Bann aufheben, kein Skalpell ihn entfernen. Im afrikanischen Kontext wird so ein Fluch direkt übertragen und gewöhnlich wörtlich genommen. Wenn so etwas passiert, kann das Ergebnis verheerend sein. Im nordamerikanischen und europäischen Kontext wird so ein Bann eher indirekt gehandhabt. Die Wörter »Krebs« und »Aids« können wie ein Fluch wirken. Das gilt noch viel mehr für Aussagen wie: »Du taugst zu gar nichts, du wirst es nie zu etwas bringen.« Oder: »Sie haben eine unheilbare Krankheit.« Oder: »Bringen Sie Ihre Angelegenheiten in Ordnung, Sie haben nur noch drei Monate zu leben.«

    Frau Matala und unsere Schwesternschülerin kannten die Lösung für Johns Problem. Sie machten ihn mit Jesus Christus bekannt, und schon kurze Zeit später wurde John Christ. Darüber freuten wir uns, denn jetzt hatten John und Jesus sich für Zeit und Ewigkeit einander verschrieben. Wir waren der Aufgabe einer traditionellen evangelikalen medizinischen Einrichtung gerecht geworden: Wir hatten John medizinisch aufs Beste versorgt und ihn zu Jesus, dem Großen Arzt, geführt. Aber John starb weiterhin an TB, einer heilbaren Krankheit, und wir wussten nicht, warum. Frau Matala wusste es, und sie gab nicht auf, bis John

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