Leben an der Seite Jesu: Von Einkehr und Gebet beim Hören einer Bibelstelle (Markus 1, 21-38)
Von Eugen Drewermann
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Über dieses E-Book
Die Rede vom Menschen, der von einem »unreinen Geist besessen« war, um den es in der Geschichte über Jesus in der Synagoge von Kafarnaum geht, bezieht er auf ein heutiges psychologisches Verständnis von äußeren Zwängen gegen‧über innerer Integrität.
Eugen Drewermann schlägt den Bogen zu aktuellen politischen Konflikten und fordert dazu auf, ‧die eigenen Gedanken angesichts von Krieg, Flucht und Unterdrückung zuzulassen und ernst zu nehmen.
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Rezensionen für Leben an der Seite Jesu
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Buchvorschau
Leben an der Seite Jesu - Eugen Drewermann
Über diese Buch
Wie lebt man an der Seite Jesu, nach der Art Jesu? Ausgehend vom ersten Kapitel des Markusevangeliums, das einen Tag im Leben Jesu schildert, spricht Eugen Drewermann von der Bedeutung des Gebets als einer inneren Sammlung.
Die Rede vom Menschen, der von einem »unreinen Geist besessen« war, um den es in der Geschichte über Jesus in der Synagoge von Kafarnaum geht, bezieht er auf ein heutiges psychologisches Verständnis von äußeren Zwängen gegenüber innerer Integrität.
Eugen Drewermann schlägt den Bogen zu aktuellen politischen Konflikten und fordert dazu auf, die eigenen Gedanken angesichts von Krieg, Flucht und Unterdrückung zuzulassen und ernst zu nehmen.
Über den Autor
Eugen Drewermann studierte Philosophie in Münster und Katholische Theologie in Paderborn; er habilitierte sich in Theologie und lehrte als Privatdozent; außerdem absolvierte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker und ist als Therapeut tätig. Wegen seiner kirchen- und religionskritischen Ansichten geriet er in Konflikt mit der katholischen Kirche, die ihm Anfang der 1990er-Jahre die Lehrerlaubnis entzog und ihn als Priester suspendierte. Eugen Drewermann publizierte zahlreiche Bücher und ist ein viel gefragter Redner und Kommentator.
Begrüßung
Agnes Dorothea Frei: Liebe Besucherinnen und Besucher des dritten Ökumenischen Kirchentages! Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen guten Morgen. Ich habe gerade schon zu Herrn Drewermann gesagt: Ich bin in der Nähe vom Bodensee und wir haben hier strahlenden Sonnenschein. Ich weiß nicht, wo Sie sind und welches Wetter Sie haben. Aber mir strahlt gerade die Sonne ins Herz und das ist gut. Ich bin Agnes Dorothea Frei, die Vorsitzende der Leserinitiative von Publik-Forum, und ich heiße Sie, liebe Gäste, herzlich willkommen zu diesem Kirchentag, der so ganz anders ist als vergangene Kirchen- und Katholikentage. Anders für uns, weil wir uns nicht persönlich treffen können. Anders ist, dass Sie Ihre Fragen an Herrn Drewermann heute nicht persönlich stellen können, sondern bitte schriftlich stellen müssen. Wir – das Team von Publik-Forum – werden Ihre Fragen sammeln, und ich gebe im Anschluss an den Vortrag Ihre Fragen an Herrn Drewermann weiter.
Nicht anders ist, dass Sie sich auch dieses Jahr mit mir darüber freuen dürfen, dass Herr Drewermann wieder bereit war, unserer Einladung zu folgen. Nach jedem Kirchen- und Katholikentag werde ich von den Besuchern angesprochen: Bitte laden Sie ihn für das nächste Jahr wieder ein, und das haben wir somit getan. Lieber Herr Drewermann, kein Kirchentag, kein Katholikentag und erst recht kein Ökumenischer Kirchentag ohne Ihre kraftspendenden Ausführungen über diesen Jesus von Nazareth, dessen Wirken uns alle hier verbindet. Alle, das sind über 700 Menschen, die nun gespannt vor ihren Monitoren sitzen. Ich möchte Sie alle, wo immer Sie auch gerade sind, in Gedanken noch einmal mit zurücknehmen: an diesen 20. Juni 2019 in Dortmund. Bei diesem strahlenden Sonnenschein erinnern Sie sich vielleicht an den nicht endenden Applaus und den einsetzenden Gesang aller Besucher im Gemeindezentrum, als wir erfahren haben, dass Sie, Herr Drewermann, damals an Ihrem Geburtstag bei uns waren und diesen Vortrag gehalten haben. Diese Atmosphäre von Dortmund wünsche ich mir natürlich auch jetzt herbei, auch wenn wir hier virtuell zusammen sind.
Lieber Herr Drewermann, ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Stellvertretend für viele möchte ich Ihnen noch herzliche Grüße von Magdalene Bußmann überbringen, die normalerweise an dieser Stelle Ihre Begrüßung moderiert. Doch nun gebe ich Ihnen, Herr Drewermann, das Wort.
Teil 1 Leben an der Seite Jesu
Von Einkehr und Gebet beim Hören einer Bibelstelle (Markusevangelium 1, 21-38)
Eugen Drewermann: Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Frau Frei, darf ich zum Ökumenischen Kirchentag sagen: Meine lieben Schwestern und Brüder, ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die Einladung, zu einem Thema sprechen zu dürfen, das mir selber genau wie Ihnen zentral ist: »Leben mit Jesus, wie Jesus.«
Sie sitzen heute zu Hause in Ihren eigenen vier Wänden, nicht in einer Kirche, und womöglich ist das schon der erste und richtigste Hinweis für unser Thema selber. Da, wo Sie mit Ihrem Herzen, mit Ihrer Person sind, ist Gott. Wir brauchen dafür keinen ausgegliederten, besonders geweihten Raum. Sie mit Ihrem Dasein machen präsent, was zu lernen ist und was im Gebet Jesu selber vom Himmel auf die Erde kommen möchte: Dein Reich komme. Genau das tun Sie jetzt.
Womöglich gibt es keinen Text, der zu unserem Thema besser als Einführung und Wegweisung tauglich wäre, als das erste Kapitel im Markusevangelium. Wie lebt man an der Seite Jesu, nach der Art Jesu? Der älteste uns bekannte Evangelist probiert eine Antwort in einer Art Themenmontage aus Überlieferungsteilen. Er schildert einen Tag im Leben Jesu. Gerade hat Jesus seine »Jünger« berufen – das sind, in unsere Tage übertragen, wir selber. Und dann entsteht die Frage: Wie begleiten die gerade berufenen Jünger Jesus durch den Tag? Und wie endet ein solcher Tag bis zu einem neuen Morgen? Ich erlaube mir, Ihnen diesen Abschnitt aus dem Markusevangelium vorzulesen, und ich übersetze ihn so gut es geht, möglichst getreu, aus dem Griechischen ins Deutsche. (Mk 1,21-38)
Machen Sie einmal etwas, das nicht ganz normal und gewohnt für Sie ist: Sie schlagen die Bibel auf oder Sie lassen sie im Regal stehen, doch Sie hören einfach zu – vielleicht mit geschlossenen Augen. Sie vernehmen die Worte so, dass Sie selber davon berührt sind, und verbinden sie mit den Fragen, die Sie haben, wenn Sie sie vernehmen. Die Bibel lesen war für Protestanten mal eine gute Übung, doch fast ist sie auch bei ihnen aus der Übung gekommen. Für Katholiken war es