Eins sein unter Gottes Wort: Vortrag im Rahmen von »Katholikentag plus« im Ökumenischen Zentrum während des Katholikentags 2014 in Regensburg. Transkript des frei gehaltenen Vortrags mit Korrekturen und Ergänzungen des Autors
Von Eugen Drewermann
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Über dieses E-Book
Für den Theologen und Psychotherapeuten hat religiöser Glaube in seiner institutionalisierten Form seine Glaubwürdigkeit eingebüßt. Wenn der Glaube diese wiedererlangen soll, dann nur, wenn man ihn vom Leben her begründet.
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Buchvorschau
Eins sein unter Gottes Wort - Eugen Drewermann
Eugen Drewermann
Eins sein unter Gottes Wort
Vortrag im Rahmen von »Katholikentag plus« im Ökumenischen Zentrum während des Katholikentags 2014 in Regensburg. Transkript des frei gehaltenen Vortrags mit Korrekturen und Ergänzungen des Autors
Über dieses Buch
Was ist der Kern des Christentums und wie müsste sich »Kirche« ändern, um der Botschaft Jesu zu entsprechen? Mit solchen Fragen beschäftigte sich Eugen Drewermann am Himmelfahrtstag in seinem Vortrag auf einer Veranstaltung von Publik-Forum parallel zum 99. Katholikentag in Regensburg.
Für den Theologen und Psychotherapeuten hat religiöser Glaube in seiner institutionalisierten Form seine Glaubwürdigkeit eingebüßt. Wenn der Glaube diese wiedererlangen soll, dann nur, wenn man ihn vom Leben her begründet.
Über den Autor
Eugen Drewermann studierte Philosophie in Münster und Katholische Theologie in Paderborn; er habilitierte sich in Theologie und lehrte als Privatdozent; außerdem absolvierte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker und ist als Therapeut tätig.
Wegen seiner kirchen- und religionskritischen Ansichten geriet er in Konflikt mit der katholischen Kirche, die ihm Anfang der 1990er-Jahre die Lehrerlaubnis entzog und ihn als Priester suspendierte. Eugen Drewermann publizierte mehr als achtzig Bücher und ist ein viel gefragter Redner und Kommentator.
Teil I:
Vortrag
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
darf ich sagen in der evangelischen Dreieinigkeitskirche in Regensburg: meine lieben Schwestern und Brüder.
Die Kirchenkrise, die mittelbar das Thema des Kirchentages dieses Jahres ist, besteht wesentlich in einer Glaubenskrise; also, dass es nicht möglich ist, durch gewisse strukturelle Veränderungen, so wünschenswert im Einzelnen sie sein mögen, auf etwas Wesentliches hinzuwirken. In Wahrheit sollten wir uns selber ändern, indem wir aufhören, wie hypnotisch gebannt nach oben zu schauen. Wir sollten lernen, den Mut zu gewinnen, in uns selber hineinzuschauen. Die Freiheit eines Christenmenschen, von welcher Martin Luther sprach im Jahre 1520, sollte die wirkliche Lebensform inzwischen auch der Katholiken sein. Die philosophische Aufklärung vor mehr als 250 Jahren lief geistesgeschichtlich darauf hinaus, unmittelbar im eigenen Leben, Fühlen und Denken einen Raum persönlicher Verantwortung zu errichten.
Als Eingangsbeispiel dafür, als Konzentrat der ganzen Problematik, mag die Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten dienen. Seit genau vierzig Jahren, seit der Synode in Würzburg, debattiert man in der katholischen Kirche in Deutschland zwischen sogenannten Laien und den theologischen Experten über dieses Problem. Sollte Papst Franziskus hier nicht denn doch eine mitleidige Lösung finden?, so die Dauerfrage in den Qualitätsmedien. Der Ex-Vorsitzende der Bischofskonferenz, Zollitsch, in Freiburg erklärte vor Monaten: »Papst Franziskus lehrt uns Barmherzigkeit. Der Papst geht uns voran.« Damit hoffte der deutsche Bischof zumindest für Deutschland, bestimmte Kautelen im Kirchenrecht modifizieren zu können. Das wirkliche Problem aber stellt sich gleich doppelt. Zum einen: Keiner der Betroffenen, der in seiner Ehe Gescheiterten, kann und darf darauf warten, dass irgendwann auch die katholische Kirche ihm erlaubt, so zu leben, wie er sich jetzt findet. Das sagte man in Würzburg damals. Man wusste und erklärte:
»Mein eigener Bruder, meine Schwester, mein Onkel sind nach langem Leid in ihrer Ehe gescheitert. Aber schlechte Leute sind sie nicht. Und die Theologen haben unrecht, die da mit Bezug zu ihnen sprechen von Hedonismus, Sexismus, Libertinage. Sie wissen offensichtlich nicht, was in den Herzen der Menschen vor sich geht.«
Dies nämlich ist das Zweite: Man kann nicht abwarten, ob zum Beispiel Bischof Marx, der gerade in dieser Frage auf die Bremse tritt, wie es heißt, und der andererseits vorgibt, das Gaspedal zu bedienen in einer Reformkommission in Rom, in welche er berufen wurde, es vielleicht doch in unabsehbaren Äonen schaffen könnte, für die Gesamtkirche in der Frage der Wiederverheiratung Geschiedener und ihrer Zulassung zu den Sakramenten etwas zu ändern. Erfordernisse der Intimität und der Liebe dürfen nicht verregelt werden nach Kirchenrechtsmaßgaben.
Ein Paradox besteht im