Das Fanal des Ego auf den Stufen zur Kirche: Essay
Von Beile Ratut
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Über dieses E-Book
Beile Ratut zeigt auf, warum das Christentum des Westens entkernt ist und stellt dem entgegen, was die eigentliche Aufgabe der Kirche ist. Mit diesem Essay legt sie ein eindringliches Plädoyer für den echten christlichen Glauben und die Orthodoxie vor.
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Buchvorschau
Das Fanal des Ego auf den Stufen zur Kirche - Beile Ratut
Beile Ratut
Das Fanal des Ego
auf den Stufen zur Kirche
Ein Essay
Ruhland Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Die Bibelzitate sind der Menge-Bibel entnommen.
Die Hervorhebungen in den zitierten Abschnitten stammen von mir.
Anmerkungen zu Personen und Begriffen am Ende des Buches umfassen sowohl die Verfasser der Eingangszitate sowie einige Begriffe des Buches; letztere sind bei Ersterwähnung mit einem Sternchen* gekennzeichnet.
Beile Ratut
ISBN 978-3-88509-170-7
ISBN 978-3-88509-175-2 (epub)
ISBN 978-3-88509-176-9 (mobi)
Copyright © Ruhland Verlag, Bad Soden 2019
Beile Ratut, Das Fanal des Ego auf den Stufen zur Kirche
Lektorat: Susanna Reinacher GPB
Umschlagbild: © istockphoto LP / ilkercelik
Alle Rechte vorbehalten.
www.ruhland-verlag.de
Wer hat in diesem Kampf gewonnen, wer hat verloren? Ist es der, der den Ort innehat? Oder der, der den Glauben bewahrt? Der Ort – und das ist wahr – der Ort ist gut, wenn man dort den apostolischen Glauben lehrt. Er ist heilig, wenn dort alles heilig ausgeübt wird. Glücklich, die Ihr durch Euren Glauben in der Kirche verbleibt, Ihr, die Ihr festhaltet an den Fundamenten des Glaubens, der Euch durch die apostolische Tradition überliefert worden ist. Und wenn eine abscheuliche Missgunst ihn, wie zu wiederholten Malen, erschüttern wollte, so hat sie doch nie Erfolg gehabt. Jene sind es, die von ihm in der jetzigen Krise abgewichen sind.
Niemand wird jemals Euren Glauben überwinden, geliebte Brüder. Und wir glauben, dass Gott uns eines Tages unsere Kirchen zurückgeben wird. Je mehr nun also jene sich anstrengen, die heiligen Stätten zu besetzen, umso weiter entfernen sie sich von der Kirche. Sie behaupten von sich, die Kirche zu sein, in Wirklichkeit spalten sie sich von ihr ab und verirren sich. Die Katholischen*, die treu zur Tradition stehen, selbst wenn es nur noch eine Handvoll ist, diese sind es, die die wahre Kirche Jesu Christi darstellen.
Athanasius der Große
Klaus Berger Zum Geleit
Als Großfürst Wladimir I. im 10. Jahrhundert den Wunsch gefasst hatte, sich und damit Russland taufen zu lassen, erklärte er, nur der Kirche beitreten zu wollen, die in ihrem Gottesdienst nichts anderes als den Himmel darstellte. So war es ganz klar: Nur mit der göttlichen Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomus konnte der Großfürst Christ werden.
Genauso erging es mir, als ich im dritten Semester meines Theologiestudiums zum ersten Mal mit einem unierten ukrainischen Bischof die griechische Urfassung der göttlichen Liturgie feiern durfte. Es hat schon seine Gründe, warum diese Liturgie nie reformbedürftig war und deshalb nie reformiert wurde: Es war die ungeteilte Anbetung, der Gesang, das Licht der Kerzen, der Weihrauch, die Ikonen, die Freskenmalereien an den Wänden. Es war das vielfache Kyrie, das häufige Wort »hagios«, die Selbstverständlichkeit des trinitarischen Glaubens und vor allem eines: das stetig gefeierte österliche Geheimnis.
Heute, da ich den ganzen Tag, soweit es geht, dem Büchlein der geschätzten Frau Kollegin widmen möchte, erhielt ich mit der Post als Erstes die Predigt zum Requiem eines Freundes. Sie begann: »Am Ostermorgen singt die Kirche: Auferstanden bin ich und immer bei dir, du hast deine Hand auf mich gelegt, wie wunderbar ist für mich dieses Wissen. Halleluja.«
Mir war unmittelbar klar: Das ist es, das ist die Grundmelodie dieses Buches. In der westlichen Theologie hatte ich Jahrzehnte lang über die Auferstehung Jesu geforscht, gelehrt und geschrieben. Doch mir war immer klar, was wir auch in diesem Buch wiederholt lesen: An unserem Zugang zum Herzen des Christentums »stimmt etwas nicht«.
So wie die Ostkirche eine Mönchskirche ist, so habe ich auch das, was Ostern ist, bei den Mönchen gelernt: Über Ostern grübelt man nicht. So rückt es nur in immer weitere Ferne. Ostern feiert man. Im Westen mit einem wunderschönen Lied, das im Wesentlichen schon bei Augustinus steht und das »Exsultet« heißt. Im Osten mit der Liturgie der Mutter aller Nächte.
In Leo Tolstojs Roman Auferstehung fand ich kürzlich, dass ein Wort die Substanz von Auferstehung angibt, und das heißt: Verwandlung, Wandlung, Umwandlung. Und eben dieses Wort begleitete mich bei der Lektüre dieses Buches, gerade so wie der Apostel Paulus es gebraucht. Liturgie ist Verwandlung der Menschen dieser Welt, der Gaben von Brot und Wein. »Denn denen, die an dich glauben, Herr, wird das Leben nicht genommen, sondern verwandelt.«
Und das finde ich ganz beglückend dabei: Diese Wandlung kann beginnen mit dem Staunen über die Schönheit der Liturgie. Gerade so wie Aristoteles in Metaphysik 1,1 sagt, Staunen sei der Anfang aller Philosophie, so ist auch in der Liturgie das Staunen über die Schönheit der Liturgie der Anfang aller Verwandlung und des Himmelreichs. Bei Tolstoj geht es im Übrigen um die Verwandlung schäbiger menschlicher Liebe.
Auf den ersten 60 Seiten dieses Büchleins kam mir immer wieder dieser Vergleich in den Sinn: eine sehr junge Frau, wie eine Novizin. Streng und entschieden, von Gott berufen wie Jeanne d’Arc. So hart auch, wie eine Frau sein kann, die Schein von wahrer Liebe, Phrasen und Verlegenheiten vom Ringen um die Wahrheit unterscheiden kann, und zwar auf Leben und Tod.
Auf diesem Weg sind es zwei wesentliche Fragen, die dem mitwandernden Heidelberger Theologen in Erinnerung bleiben: die Frage nach der Wirklichkeit Gottes, der allein wirklich ist, und das Problem des Ego. Dazu das wunderschöne Bild: dass die Macht des Ego versinkt auf den Stufen zum Altar.
Ein älterer Priester hat mir neulich geschrieben, wie sehr er am Stufengebet der alten Liturgie hänge. Dieses begann: Introibo ad altare dei, ad deum,