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Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool: The Salvation of an American Icon
Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool: The Salvation of an American Icon
Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool: The Salvation of an American Icon
eBook333 Seiten4 Stunden

Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool: The Salvation of an American Icon

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Über dieses E-Book

In den 1960er Jahren war Steve McQueen der größte Filmstar seiner Generation - und einer der coolsten Männer aller Zeiten. Er lebte so, wie er seine Motorräder und Autos fuhr: furchtlos, rücksichtslos und mit Vollgas. Doch am Ende seines Lebens mit schnellen Autos, Frauen und Drogen nahm McQueen eine überraschende Abzweigung: er macht ernst mit Jesus. In diesem Buch führt Greg Laurie Interviews mit Angehörigen, Freunden, Schauspielerkollegen und Bekannten von Steve McQueen sowie mit seiner Witwe und seinem Pastor. Der Autor spürt die dramatischen Veränderungen auf, die im Frühjahr 1979 im Leben des Schauspielers vor sich gingen - sechs Monate bevor McQueen die Diagnose erhielt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt war. Welche entscheidenden Schritte führten McQueen dazu, eine so umwälzende Entscheidung zu treffen? Und vielleicht noch wichtiger: Warum wird dieser Teil seiner Geschichte so selten erzählt? Dieses Buch gibt Antwort auf diese Fragen und leuchtet jenen Teil von McQueens Leben aus, der bislang im Verborgenen blieb.
SpracheDeutsch
HerausgeberFontis
Erscheinungsdatum25. Jan. 2018
ISBN9783038484844
Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool: The Salvation of an American Icon

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    Buchvorschau

    Steve McQueen - Das geheime Glaubensleben des King of Cool - Greg Laurie

    1

    Auto

    Alles, was ich brauche, ist eine schnelle Maschine

    Ich war schon immer ein Autonarr.

    Mit Modellbauautos fing es an. Ich kaufte mir immer die neuesten Plastiknachbildungen der Kreationen von Ed Roth, angefangen von seinem aufgemotzten 57er Bel Air bis hin zu exotischeren Studien wie dem «Beatnik Bandit» oder dem «Mysterion». Besonders geschickt darin, sie zusammenzubauen, war ich nie, und meistens kleisterte ich alles mit Klebstoff voll. Wenn dann nichts mehr zu retten war, ging ich mir einfach einen neuen Bausatz holen und versuchte es von vorn.

    Als ich älter wurde, ging ich zu elektrischen Autorennbahnen über, die in den 1960ern sehr beliebt waren. Es gab sogar kommerzielle Rennbahnen, wo man hingehen und Rennen fahren konnte. Ich fuhr mit meinem eigenen Batmobil hin, das auf dem Entwurf von George Barris aus der «Batman»-Fernsehserie mit Adam West beruhte. Mein Traumauto, das ich mir allerdings nicht leisten konnte, war der klassische Aston Martin, den James Bond erstmals 1964 in dem Film «Goldfinger» fuhr, komplett mit Schleudersitz und rotierenden Nummernschildern.

    Wie sagt man so schön? Der einzige Unterschied zwischen Männern und Jungs ist der Preis ihrer Spielzeuge.

    Als ich endlich Auto fahren durfte, war mein erster Wagen ein 1960er Ford Starliner. Er gehörte meiner Mutter, und sie wollte ihn nicht mehr fahren. Ich glaube, das hing damit zusammen, dass sie darin eine Schlange entdeckt hatte.

    Eine von meinen.

    Als Kind war ich nämlich nicht nur versessen auf Autos, sondern auch auf Reptilien. Ich überlegte sogar, Herpetologe zu werden. Diese Berufsbezeichnung kommt von dem griechischen Wort herpein, das so viel bedeutet wie «Nerd». (In Wirklichkeit stammt es von dem griechischen Wort für «kriechen». Kommt wohl auf dasselbe raus.)

    Eines Tages fuhr Mom mich zur Zoohandlung, wo ich mir wieder einmal eine Schlange für meine stetig wachsende Sammlung holte. Wir steckten sie in ein Terrarium im Kofferraum. Als wir zu Hause ankamen, war die Schlange aus dem Terrarium verschwunden. Ich konnte sie nirgends finden, und Mom schwor, diesen Ford Starliner nie wieder zu fahren. Doch als sie ein paar Tage später etwas zu erledigen hatte, was sich nicht länger aufschieben ließ, setzte sie sich trotz aller Beklommenheit hinters Steuer und fuhr los.

    An der ersten Ampel spürte sie, wie sich etwas Kaltes, Glattes an ihrem Fußknöchel rieb. Mom sprang aus dem Wagen und schrie: «Da ist eine Schlange in meinem Auto!»

    Zufällig war ein Polizist in der Nähe und eilte sogleich herbei. Doch statt meiner verschollenen Schlange fand er im Auto nur einen Schlauch, der sich unter dem Armaturenbrett gelöst und Moms Bein gestreift hatte. Kurz und gut, das Auto bekam ich. Und ich fuhr es buchstäblich in Grund und Boden und ließ es schließlich auf einem brachliegenden Acker in Santa Ana stehen.

    Später fuhr ich einen verbeulten Corvair, genau das Modell, das der Verbraucherschützer Ralph Nader bekannt machte, weil er es eine Todesfalle auf Rädern nannte. Er wäre vor meinem Auto schreiend davongelaufen. Seine Scheinwerfer hatten sich bei einem meiner Unfälle so verschoben, dass es aussah, als würde es schielen.

    Mein erster Oldtimer war eine kupferfarbene 1957er Corvette mit einer cremefarbenen Seitenverzierung und cremefarbenen Sitzen. Sie war ein Kunstwerk auf Rädern, aber mechanisch ein Albtraum, sodass ich sie schließlich mit einem Seufzer der Erleichterung wieder loswurde.

    Als Nächstes kam ein 1957er Bel Air Cabrio in tropischem Türkis und mit goldenen Speichenrädern. Ein wahres Schmuckstück, aber niemand wollte bei mir mitfahren. Die Gründe fasste meine Frau Cathe zusammen. Sie sagte, es käme ihr vor, als führen wir in einem Festumzug mit, wann immer wir in der Stadt unterwegs waren.

    Ich bin seit langem mit dem Mechaniker Don Oakes befreundet, der eine beachtliche Oldtimer-Sammlung besitzt. Als mein Sohn Jonathan heiratete, bot Don ihm an, sich irgendein Auto daraus für die Hochzeitsfotos auszusuchen. Ich empfahl ihm Dons perfekt restaurierten Woodie, aber Jonathan entschied sich stattdessen für einen 1967er Bullitt Mustang, der schon seit vielen Jahren zu Dons Sammlung gehörte und besser aussah als je zuvor.

    Eine sehr gute Wahl. Als Jonathan und seine bezaubernde Braut Brittni in diesen Wagen stiegen, war es ein umwerfender Anblick. (Obwohl ich zugeben muss, dass der Bullitt auch ohne die beiden schon atemberaubend aussah.)

    Jeder Autoliebhaber kennt den Bullitt, der in dem gleichnamigen Steve-McQueen-Film vorkam. Als «Bullitt» 1968 auf die Leinwand kam, klappte den Kinobesuchern angesichts der vierzehnminütigen Verfolgungsjagd durch die Achterbahnstraßen von San Francisco der Unterkiefer herunter. Beinahe ein halbes Jahrhundert später gilt sie bei vielen Filmhistorikern immer noch als die großartigste Verfolgungsjagd im Film aller Zeiten.

    Als der Film herauskam, war ich sechzehn und düste mit jenem ramponierten 200-Dollar-Corvair durch die Gegend. Doch nachdem ich den Film gesehen hatte, verwandelte ich mich jedes Mal, wenn ich mich hinters Steuer setzte – auch wenn es nur der Corvair war –, in Lieutenant Frank Bullitt, der auf der Jagd nach den Schurken durch die Straßen von San Francisco preschte.

    Aber um die Wahrheit zu sagen, ich wollte das Original haben. Zum Henker mit dem blöden Corvair. Ich wollte Dons Bullitt. Aber er wollte von einem Verkauf nichts wissen. Irgendwann spürte ich in San Francisco einen auf, aber der war zu teuer.

    Zwei Jahre lang suchte ich weiter, und schließlich fand ich einen in Houston, wo ich, wie es die Vorsehung wollte, gerade aufgrund eines Vortrags weilte. Billig war er nicht, aber ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir den Wagen.

    Verständlicherweise war Cathe nicht so begeistert von meiner extravaganten Neuanschaffung wie ich. Seit unserer Hochzeit hatten wir uns finanziell gerade so über Wasser gehalten. Cathes Vater war ein erfolgreicher Manager in der Ölbranche, und er hatte von Anfang an große Bedenken gehabt, ob ich ihr denn den Lebensstil würde bieten können, den sie gewohnt war – Hauspersonal, Weltreisen, schöne Häuser. Er hatte seine erheblichen Zweifel im Hinblick auf diesen jungen Hippie-Prediger, mit dem seine Tochter sich eingelassen hatte. Sicherlich rührte seine Skepsis zum Teil auch daher, dass ich in Sachen Ehe kein gutes Vorbild hatte, da meine Mutter sieben Mal verheiratet gewesen war.

    Cathe.

    Wir hatten uns in der Gemeinde kennengelernt. Einen starken Willen hatten wir beide, aber ansonsten hätten wir nicht unterschiedlicher sein können.

    Sie mag britische Fernsehserien; ich mag Ballerfilme.

    Sie ist ordentlich; ich bin ein Chaot.

    Sie verspätet sich gerne mal; ich versuche, immer pünktlich zu sein.

    Sie ist praktisch veranlagt; ich bin ein Träumer.

    Vor unserer Hochzeit sind wir ein paar Mal heftig aneinandergeraten, haben uns getrennt und geschworen, uns nie wiederzusehen. Das passierte drei Mal in drei Jahren – ein jährliches Ereignis wie Weihnachten, nur nicht so festlich. Nach unserem letzten großen Streit fanden wir beide wieder zusammen und beschlossen, aneinander festzuhalten.

    Das Urteil, ob ich das Zeug zu einem guten Ehemann hatte oder nicht, stand allerdings noch aus. Mein Glaube an Gott war so ziemlich das Einzige, was ich damals hatte. Auf jeden Fall war er das, was mir am wichtigsten war und worauf ich die meiste Aufmerksamkeit verwendete. Meine Klamotten waren so uralt, dass sie inzwischen schon mehrmals in Mode und aus der Mode gekommen waren.

    Ich leitete einen kleinen Bibelkreis in einer Gemeinde in Riverside, Kalifornien, und war selbst erst seit drei Jahren gläubig, sodass ich mich nicht gerade qualifiziert fühlte, Pastor zu werden. Trotzdem wusste ich den regelmäßigen Gehaltsscheck zu schätzen, auch wenn es nur 100 Dollar in der Woche waren.

    Um also die Bedenken ihres besorgten Vaters zu zerstreuen, nachdem wir unsere Heiratsabsichten verkündet hatten, schrieb sie ihm einen Brief, indem sie meine aus ihrer Sicht gewinnendsten Eigenschaften auflistete.

    Nach ein, zwei Tagen unbehaglicher Funkstille sagte Cathes Mutter zu ihr: «Schatz, dein Dad hat deinen Brief bekommen. Er war wunderbar. Ihr habt unseren Segen für eure Hochzeit.»

    Am 2. Februar 1974 gaben wir uns das Eheversprechen vor den Augen von fünfhundert Freunden. Die meisten davon waren Hippies wie ich (obwohl ein paar sogar Schuhe anhatten), die ebenfalls ihr Leben dem Herrn anvertraut hatten. Es sah aus wie in Woodstock West.

    Chuck Smith traute uns. Chuck war der legendäre Pastor der Calvary Chapel in Costa Mesa und außerdem ein Mentor und eine Vaterfigur. Doch auch Pastoren, die schon Hunderte von Trauungen gehalten haben, können Nerven zeigen und Anfängerfehler machen, und als der Zeitpunkt kam, zu verkünden, dass die Sache eingetütet war, rief er laut: «Und damit erkläre ich Greg und Laurie zu Mann und Frau!»

    Sogar mein frisch gebackener Schwiegervater musste lachen. Auch mich packte die Heiterkeit so sehr, dass ich mich irgendwie in Cathes Schleier verhedderte und ihn beinahe abgerissen hätte.

    Vier Jahrzehnte, zwei Kinder und fünf Enkelkinder später ist unsere Beziehung immer noch ein Abenteuer, bei dem uns nur unsere beharrliche gegenseitige Liebe und Achtung die Richtung zeigt.

    Aber ich gebe jederzeit zu, dass meine spontanen Entschlüsse Cathe manchmal ernsthaft ins Zweifeln gebracht haben. Der Ford Bullitt war nur ein Beispiel von vielen.

    Heute jedoch kommt es mir so vor, als ob es so hat sein sollen.

    Nein, ich will jetzt nicht einen Autokauf als etwas Geistliches hinstellen. So ist es nicht. Aber dieses Auto war das erste Teilchen des Puzzles, aus dem schließlich dieses Buch und ein Dokumentarfilm über den großen Schauspieler Steve McQueen und den, so glaube ich, wichtigsten Moment in seinem Leben geworden ist.

    Steve McQueen – Aushängeschild für eine vergangene Macho-Ära, in der Männer sich nicht beklagten und nichts erklärten. Eine Zeit, in der eine Ehefrau ihren Mann an der Tür mit einem Kuss und einem Martini begrüßte, in der ein rauer Bursche durch den Rauch einer filterlosen Zigarette, die in seinem Mundwinkel steckte, in die Welt hinausblinzelte.

    Jetzt gehen Sie mir nicht gleich an den Hals – ich sage ja nicht, dass wir die Uhr zu jener Zeit zurückdrehen sollten. Trotz gewisser Einbußen an Moral und Vernunft in unserer Kultur haben wir in einigen offensichtlichen Bereichen im Lauf der Jahre doch eine sehr positive Wegstrecke zurückgelegt.

    Doch vor einem halben Jahrhundert machte niemand einen stärkeren Eindruck auf junge Männer oder verkörperte deutlicher die Vorstellung davon, was einen echten Mann ausmacht, als McQueen. Ich gehörte mit Leib und Seele zu diesem Klub. Er war aus meinen Kinder- und Jugendjahren nicht wegzudenken.

    Zum ersten Mal aufmerksam auf ihn wurde ich Ende der 1950er, als er einer der aufstrebenden Fernsehstars der CBS-Serie Josh (auch: Der Kopfgeldjäger) war. Gemeinsam mit Millionen anderen blieb ich an Sonntagabenden lange auf, eingezwängt zwischen meinen Großeltern auf dem Sofa, und schaute McQueen dabei zu, wie er als Kopfgeldjäger Josh Randall ein paar üble hombres aus dem Wilden Westen zur Schnecke machte.

    Von den üblichen Cowboygeschichten unterschied sich diese Serie insofern, als sie McQueens Figur zu einem harten Hund machte. Sicher, er hatte seine Tugenden und lebte nach einem ebenso aufrechten und makellosen Kodex wie Marshall Dillon, aber im Gegensatz zu dem Helden von Dodge City war der alte Josh alles andere als ein Pfadfinder. Er trug keinen Sheriffstern und hielt sich an seine eigenen Regeln, sodass die Gesetzeshüter ihn fast ebenso sehr verabscheuten wie die Verbrecher, die Josh für Geld zur Strecke brachte.

    Als Fünf- oder Sechsjähriger merkte ich natürlich nichts von der Gratwanderung, die seine Figur vollzog. Ich schlug mich einfach instinktiv auf die Seite dieses Kerls.

    Binnen weniger Jahre nahm McQueen noch mehr Raum auf der Leinwand und in meinem Leben ein, als er erfolgreich den Sprung zu großen Kinofilmen schaffte, zuerst mit «Wenn das Blut kocht» (1959). Ein Jahr später folgte «Die glorreichen Sieben», in dem seine Darstellung eines der Revolverhelden, die angeheuert werden, um ein belagertes mexikanisches Dorf zu beschützen, McQueen zu einem aufsteigenden Hollywoodstar machte.

    1963 ließ der Film «Gesprengte Ketten» ihn zu einem Sternbild für sich werden.

    In der Rolle des Virgil Hilts interpretierte McQueen eine der großartigsten Leinwandgestalten der Filmgeschichte, indem er den Typus des starken, schweigsamen Märtyrers überwand. Oberflächlich betrachtet, kümmerte er sich nur um sich selbst.

    Doch McQueens Darstellung war von einer unausgesprochenen Barmherzigkeit durchdrungen, die lauter sprach als alle Worte. Die ikonenhafte Figur, die er in dieser Rolle schuf, wurde schon endlos analysiert und dekonstruiert, aber wie es bei McQueen oft der Fall ist, läuft es letzten Endes auf den alten Spruch hinaus: «What you see is what you get.» Diese Figur, dieser Blick, der Baseball und der Handschuh, das Motorrad und der Sprung über den Stacheldraht sprechen auch heute noch die Leute an, auch wenn sie «Gesprengte Ketten» schon so oft gesehen haben wie ich.

    Fünf Jahre später kam der McQueen-Film schlechthin: «Bullitt». Eines der großen Schlagworte der 1960er war «Trau keinem über dreißig». Allerdings gab es eine Ausnahme von dieser Regel – Steve McQueen, der schon stramm auf die Vierzig zuging. Wir mochten ihn und vertrauten ihm, denn, wie er selbst einmal sagte: «Ich bin halb Farmer und halb einer von der Straße. Ich kann beides betrachten, weil ich auf einer Farm und auf der Straße aufgewachsen bin.»

    Das «Wassermannzeitalter» war zweifellos eine durchgeknallte Zeit, in der langhaarige Leute in Schlaghosen sich mit freier Liebe, Blumen, Protestschildern und ihrer Vorliebe für alles Psychedelische hervortaten.

    Es war aber auch eine Zeit riesiger politischer Unruhen und Umwälzungen, geprägt von den Morden an Martin Luther King jr. und Robert Kennedy, dem Tränengaseinsatz beim Kongress der Demokratischen Partei in Chicago 1968 und dem Aufkommen von Gruppen wie den «Black Panthers», den «Students for a Democratic Society» (SDS) und der Untergrundorganisation der «Weathermen». Und über alledem hing das grausige Gespenst des Vietnamkrieges, das Tausende von Studenten auf die Straßen trieb, um gegen ihre eigene Regierung zu demonstrieren.

    Mir erging es wie vielen anderen jungen Leuten jener Zeit; mein Glaube an unsere Führung und unsere Institutionen war erschüttert. Niemand schien sich selbst oder die Ereignisse unter Kontrolle zu haben. Also gefiel mir das, was ich auf der Kinoleinwand sah, besser als das, was in den Fernsehnachrichten zu sehen war, besonders wenn Steve McQueen, der große Antiheld der Ära, dort oben die Dinge auf seine Art regelte, sich erstarrten Autoritäten widersetzte, seinem eigenen Gerechtigkeitssinn folgte und dabei auch noch so unglaublich hip wirkte.

    Auch nachdem Gott 1970 zum Mittelpunkt meines Lebens wurde, fuhr ich immer noch auf Steve McQueen ab. Cathe wusste das und fand sich damit ab, wofür ich ihr gar nicht genug danken kann. Doch nun – Jahrzehnte später – sollte meine erneute Fixierung auf einen meiner Lieblingsschauspieler, angefacht durch die Entdeckung, dass auch er Christus als seinen Retter angenommen hatte, ihre Toleranz und ihr Verständnis erst richtig auf die Probe stellen.

    Ich wollte herausfinden, wie ausgerechnet Steve McQueen zum Herrn gefunden hatte. Und es juckte mich, in meinem Bullitt quer durchs Land zu fahren, um der Sache auf den Grund zu gehen.

    Damit würde ich allerdings meine Frau und andere, die von mir abhängig waren, ziemlich in die Bredouille bringen. Ich leite ein Missionswerk, das drei Gemeinden mit etlichen Zweigstellen, Reisedienste, Fernsehen, Radio und Podcasts und über fünfzig verschiedene Arbeitszweige umfasst. Wenn ich mich jetzt einfach so kreuz und quer im Land herumtrieb, würden unsere großartigen Mitarbeiter die ganze Sache am Laufen halten müssen. Das können sie, keine Frage, aber es wäre schon eine Belastung für sie, wenn ich mich aus dem Staub machte, um einer persönlichen fixen Idee nachzugehen, die sogar mir selbst ein wenig abenteuerlich, schrullig und abgedreht vorkommt.

    Ich hätte es verstanden, wenn Cathe, als ich endlich den Mut fasste, ihr zu sagen, was ich vorhatte, nur die Augen verdreht und mir behutsam (oder auch nicht so behutsam) zu verstehen gegeben hätte, ich solle gefälligst auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Doch sie nickte nur lächelnd. Aus ihrem Gesicht leuchteten Liebe und Verständnis, und dafür liebte ich sie mehr als je.

    Wenn wir Männer älter werden, zapft uns die Natur erbarmungslos nach und nach das Testosteron ab. Für uns ist der Gedanke wichtig, dass wir immer noch dieselben Dinge tun können wie in unseren Teenagerjahren und frühen Zwanzigern, auch wenn wir genau wissen, wie verrückt das ist. Lächerlich, klar, aber weit verbreitet. Wir werden alle älter, ein bisschen weicher um die Mitte, und ob wir wollen oder nicht, wir bekommen es mit unseren Gefühlen zu tun. Alles Zutaten für eine nette kleine Neurose. Doch um diesen Prozess umzukehren, zumindest in unseren Köpfen, brauchen wir uns nur mit ein paar anderen Männern zusammenzutun, um ein Fußballspiel oder einen Boxkampf anzusehen, einem Auto unter die Motorhaube zu schauen oder … uns einen Steve-McQueen-Film zu gönnen.

    Aber es war schon Ende Oktober, als dieses Jucken auf meiner nicht mehr ganz jungen Haut anfing. Keine Zeit mehr, um zu analysieren, wie oder warum es mich gepackt hatte. Ich wusste nur, dass es für diesen alten Hund hier Zeit wurde, sich auf den Weg zu machen und den Mond anzubellen.

    Steigen Sie ein – ich freue mich, wenn Sie mitfahren.

    2

    Auto

    Die Witwe und der Prediger

    Angefangen hat dieses ganze verrückte Abenteuer wohl, als ich es mir eines seltenen faulen Samstagnachmittags gemütlich machte und den Fernseher einschaltete.

    Seit Monaten war ich wie üblich am Rotieren gewesen und hatte wie ein Jongleur versucht, zu viele Dinge gleichzeitig zu tun. Jetzt hatte ich an einem kühlen Herbstnachmittag endlich wieder einmal ein bisschen Zeit für mich und beschloss, sie mit einer Schüssel Popcorn und der Fernbedienung auf einem der abgesessenen Ledersessel in unserem Wohnzimmer zu verbringen. Es liefen lauter Sportsendungen, aber ich zappte mich durch die Kanäle auf der Suche nach irgendetwas Passenderem zu dem Nickerchen, das ich nahen spürte.

    Wunderbar … was könnte besser als Vehikel für eine schöne, weiche Landung taugen als ein langweiliger Dokumentarfilm?

    Nur handelte dieser hier nicht vom Paarungsverhalten des Dreifinger-Faultiers, sodass ich doch nicht zu meinem Schläfchen kam. In dem Dokumentarfilm ging es um Steve McQueen, und schon beim Vorspann hatte es mich gepackt. Der Film erfüllte recht ordentlich seine Aufgabe, McQueens Lebenslauf nachzuzeichnen – seine kärglichen Anfänge, seinen kometenhaften Aufstieg zum Filmstar und dann sein tragisches Ende, als ihn schon mit fünfzig Jahren der Krebs dahinraffte.

    Aber da fehlte etwas. Anfang 1980 hatte ich die überraschende Neuigkeit gehört, der King of Cool habe sein Leben Gott anvertraut. Aber davon war in diesem Dokumentarfilm mit keinem Wort die Rede. Nicht einmal andeutungsweise. Das schien mir doch eine ziemlich auffällige Aussparung zu sein. Wie konnte man in der Lebensgeschichte eines Menschen ein so umwälzendes Ereignis einfach weglassen?

    McQueens erstaunliche Bekehrung, so die Berichte, ereignete sich kurz vor dem Erscheinen seines letzten Westernfilms «Ich, Tom Horn». Das war es überhaupt, was mich ins Kino lockte, um ihn mir anzuschauen, neben der guten alten Neugier.

    Sein letzter großer Erfolg «Flammendes Inferno» war im Dezember 1974 ins Kino gekommen und hatte alle Kassenrekorde gebrochen. Damals war er von der eingespielten Summe her der erfolgreichste Film aller Zeiten. Danach jedoch beschloss McQueen, vorläufig keine Filme mehr zu machen, abgesehen von einer rätselhaften Adaption eines wenig bekannten Stücks von Henrik Ibsen, «Ein Feind des Volkes». Mit langem Haar, buschigem Bart und Nickelbrille war McQueen darin kaum zu erkennen. Noch schlimmer war, dass es in «Ein Feind des Volkes» keine Autoverfolgungsjagden gab, keine Schießereien, nichts, woran McQueens Fans ihre Freude gehabt hätten.

    Wie nicht anders zu erwarten, konnten die Studiobosse nichts damit anfangen, und die Kritiker, die ihn vorab zu sehen bekamen, waren so entsetzt, dass der Film 1978 in den Archiven verschwand, ohne je veröffentlicht zu

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