In dir bin ich stark: 52 Wochenandachten
Von Klaus Steinert
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Buchvorschau
In dir bin ich stark - Klaus Steinert
KLAUS M. STEINERT
IN DIR BIN ICH STARK
52 WOCHENANDACHTEN
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 9783865065803
© 2012 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: fotolia
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
www.brendow-verlag.de
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Die Gerechtigkeit Gottes
Gelassenheit
Glaube hoch vier
Tod oder Leben
Krisensicherer Job
Risiko bitte
Solange die Erde steht
Wachet auf
Beten ist Handeln
Wertvolle Erfahrungen
Frieden mit Gott
Der Fischer
Eine amouröse Episode
Aus Minus wird Plus
Der Glaube auf dem Prüfstand
In Christus
Lobt Gott getrost mit Singen
Betet ohne Unterlass
Ist die Liebe die Größte?
Eine Brunnengeschichte
Gleichnis vom Sämann
Heiliger Geist
David und Goliath
Heilung
Konkrete Hilfe
Heiliges Esperanto
Paulus in Europa
Notwendigkeit
Seelenverkäufer
Eine Gottesbegegnung
Sehnsucht nach Gott
Zufall oder Vorsehung?
Nahe bei Jesus
Beim Geld hört die Freundschaft auf
Vom Tod ins Leben
Wann kommt das Reich Gottes?
Ich wünsche mir ...
Ich habe einen Traum
Lebensgesättigt
Wenn ich einmal reich wär’
Wer liebt, rechnet nicht
Humor
Vorurteile
Jeder Tag ist neu
Neue Kraft bekommen
Von den letzten Dingen
Das neue Jerusalem
Im Vorhof der Ewigkeit
Ein Leben des Glaubens, nicht des Schauens
Was hast du mit deinem Leben gemacht?
Weihnachten
Ich müsste
Vorwort
Im Laufe meiner Tätigkeit als Theologe und Autor habe ich viele Andachten verfasst. Mein Grundsatz bei diesem Teil meiner Tätigkeit war immer: Wie kann ich das Wort Gottes für andere ansprechend machen? So darf ich heute eine Auswahl von 52 Texten vorlegen, die auf dem Hintergrund meiner Übersetzertätigkeit, meinem Theologiestudium und der Arbeit in den unterschiedlichsten Berufen entstanden sind.
Beim Schreiben habe ich gemerkt, dass ich auch selbst davon profitiere. Weil mich dies Gott und meine Umwelt bewusster wahrnehmen lässt. Ich schreibe dann, um mit meinen Texten und Reflexionen Menschen besser zu verstehen, klarer und strukturierter zu denken und Flüchtiges genauer zu erfassen.
Ich schreibe auch, weil ich mich über Prozess und Produkt freue. Gesehenes und Erlebtes betrachte und halte ich dann besser fest. Ich tue es auch, weil ich damit anderen etwas gebe oder eine Freude bereite.
Ich mag es besonders, beim Schreiben eine andere Perspektive einzunehmen. Eine Außenbetrachtung lässt mich wertfreier urteilen. Ich erlebe Worte und Bilder, tauche ein in andere Welten, bin nicht mehr auf den Raum meiner Wohnung beschränkt. Es erleichtert mich auch, meine Gedanken auf Papier gedruckt zu sehen. Ich kann sie dann loslassen und bleibe selbst zufrieden zurück.
In diesem Sinne wünsche ich eine segensreiche Lektüre meiner Texte.
Ihr Klaus M. Steinert
Die Gerechtigkeit Gottes
Bibeltext der Woche: Matthäus 2, 16 – 18
Nein, dieser Kindermord hat keine Schlagzeilen gemacht. Herodes hatte sich schon ganz andere Dinge erlaubt, und da kam es wirklich nicht auf 20 oder 30 Kinder an. Mehr werden es nicht gewesen sein. Bethlehem war ein kleines Nest. Und wie viele einbis zweijährige Kinder gab es da schon, noch dazu nur Jungen? Aber was sollen Zahlen? Ein einziges Kind hätte schon genügt. Herodes wird sich keine großen Gedanken gemacht haben. Die Tränen der Mütter sprechen eine andere Sprache und wiegen schwerer als alle Argumente. Herodes ist ein von Misstrauen zerfressener Mann, der jeden potenziellen oder vermeintlichen Machtrivalen sofort umbringen ließ und der auch vor seiner eigenen Familie nicht Halt machte. Der römische Kaiser Augustus meinte später: »Lieber ein Schwein sein als ein Sohn des Herodes.« Als Schwein hätte man mehr Chancen zu überleben.
Als Herodes 70 Jahre alt war und die Würmer anfingen, seinen Körper zu zerfressen, wusste er, dass er nicht mehr lange leben würde. Und er wusste auch, dass ihm niemand eine Träne nachweinen würde. Doch er hatte ja Macht. So ließ er kurzerhand einige angesehene Bürger Jerusalems aufgrund falscher Anklagen verhaften und ins Gefängnis werfen. Sie sollten in dem Augenblick seines eigenen Todes hingerichtet werden. Voller Grimm sagte er: »Ich weiß wohl, dass niemand meinen Tod beklagen wird. Aber ich werde dafür sorgen, dass die Bürger bei meinem Tod Tränen vergießen.« Viel hat sich nicht geändert im Laufe der Jahrhunderte. Wenn ich nur an die sogenannte Staatstrauer in Nordkorea denke.
Aber wenn wir Böses sehen wollen, brauchen wir nicht mit dem Finger auf die Herodesse unserer Zeit zu zeigen. Sind wir heute besser? Im Vergleich: Weihnachten zehn Euro für »Brot für die Welt« und Silvester
70
Euro
für Feuerwerk am Himmel. Und was ist der Kindermord in Bethlehem im Vergleich zur legalen Abtreibung von ca. 135 000 Kindern im Mutterleib? Herodes ist nur ein Beispiel dafür, wozu Menschen fähig sind. Keiner sollte sich täuschen über das, was in ihm steckt. Der Nobelpreisträger William Golding schrieb: »Der Mensch erzeugt Böses wie die Biene Honig.«
Doch Gott hat einen anderen Plan für diese Erde und für die Menschen, die auf ihr leben. Und dieser Plan fängt mit Jesus an. Martin Luther gebraucht für ihn harte Worte: »Räuber, Mörder, Ehebrecher, Schurke, Gotteslästerer, einen größeren wird es auf Erden nie geben.« Jesus wurde die Sünde in Person. Das ist eine ärgerliche Sache. Jesus nicht als unschuldiges Baby, strahlender Held, humanistisches Vorbild edlen Handelns. Die Bibel sagt: »Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, zur Sünde gemacht.« In ihm ist alle Sünde der Menschheit konzentriert und dann hat Gott seinen Sohn für uns gerichtet.
Dadurch ist etwas Dramatisches möglich geworden, denn jetzt kommt Jesus und will in unser Leben. Wenn sich jemand an Jesus hängt, dann hat er das ewige Leben. Jesus ist Sieger. Ubi mors victoria tua, »Tod wo ist dein Sieg?« Jetzt zeigt auch unser Leben Spuren der Auferstehungswirklichkeit. Wenn Sie mit Jesus leben, hat das Auswirkungen für die anderen, vielleicht auch Auswirkungen für die ganze Welt. Siehe Paulus vor Damaskus. Der Verfolger wird Apostel. Franz von Assisi, der für die Aussätzigen vor den Toren der Stadt sorgt. Lord Shaftsbury trennt sich von Familie und Klasse und Karriere und schafft die Sklaverei ab und wird der erste große Sozialreformer der Neuzeit. Und, und, und …
Vielleicht ist die Wirkung in Ihrem Leben nicht in so großem Rahmen spürbar, aber vielleicht erleben Sie Auswirkungen in kleinem Rahmen. Dass Sie einer kaputten Ehe Jesus bringen dürfen. Dass Sie einem Alkoholiker von Jesus sagen können und seine Abhängigkeit aufhört. Dass Sie einem Unausstehlichen die Liebe von Jesus sagen dürfen und sein verkrusteter Hass aufbricht. Und dass Sie den Verzagten und Mutlosen, den Ängstlichen hinweisen dürfen auf Jesus, der wiederkommt und sein Reich aufbauen wird. Wer sich auf diesen Jesus einlässt, der wird erfahren, dass Jesus mit ihm eine Verwandlung beginnt. Manchmal groß, manchmal klein. Aber Jesus bleibt mit uns an der Arbeit.
Diese unglaublich gute Nachricht müssen die Menschen hören. All die Menschen dieser Zeit, all die Herodesse und Bösewichte dieser Welt. Sie mögen sich nennen, wie sie wollen.
Gelassenheit
Bibeltext der Woche: Matthäus 6, 34
12 Uhr mittags. Der Western-Klassiker. Will Kane alias Gary Cooper geht zum Duell. Ganz ruhig misst er die Schritte ab. Seine Hand zittert nicht, als er seinem Gegner gegenübertritt und die Waffen gezogen werden. Er ist gelassen, selbst angesichts des Todes. Gelassenheit in der Hollywood-Version. Das Urbild dafür stammt aus der Antike: Sokrates, zum Tode verurteilt, nimmt im Kreis seiner Freunde ohne Angst und gelassen den Schierlingsbecher.
Ist Gelassenheit eine christliche Tugend, so wie die Liebe oder die Geduld? Sie ist jedenfalls begehrt wie kaum ein anderer Wert. Gemeinsinn, Bescheidenheit oder auch Geduld haben es da schon schwerer, anerkannt zu werden. Ob Teenager, ob Managerin oder Großvater, alle schätzen sie gleichermaßen. So auch die Hausfrau. Gelassenheit kann sie körbeweise gebrauchen. Das fängt morgens an mit Kinderwecken und Frühstückmachen, die Großen in den Kindergarten bringen, Bürokram erledigen, Tagesplanung anfertigen, kochen, dann die Kinder wieder abholen, zum Mittagsschlaf hinlegen, und dann geht’s schon in den Nachmittag. Und am Ende des Tages braucht sie ganz besonders Gelassenheit.
Es gibt verschiedene Arten von Gelassenheit. Die erste erklärt mir Kevin. Er ist dreizehn: »Also, auf der einen Seite ist es cool sein, also die angesagten Klamotten tragen, die richtige Musik hören und dazu gehört auch zum Teil, nicht zeigen, dass man traurig ist oder dass man sich verletzt fühlt. Also, sich auch so’n bisschen verstecken.« Er nennt auch ein Vorbild dafür: James Bond. Dem verrutscht nie die Krawatte, der kann aus der dritten Explosion rauskommen, seine Haare sitzen immer noch und seine Gefühle zeigt er fast nie. Damit ist eine Art von Gelassenheit beschrieben, die tiefe Wurzeln in der abendländischen Tradition hat: Bei den Stoikern, der wichtigsten philosophischen Schule zur Zeit des Hellenismus, der späten Antike. Die Stoiker verbanden ihr sittliches Ideal mit Unerschütterlichkeit und Gleichmut. Der Mensch mit wahrhaft stoischer Ruhe versucht, seine Seele nicht ins Wanken zu bringen.
Aber schon Jugendliche, bei denen cool sein in bestimmten Phasen einfach dazugehört, wissen: Es muss noch etwas anderes geben. Damit kommen wir auf die zweite große abendländische Strömung zu sprechen. Sie geht zurück auf die deutschen Mystiker des Mittelalters, die ab dem 13. Jahrhundert wirkten. Sie sind die eigentlichen Erfinder des Wortes »Gelassenheit«. Meister Eckhart, der wohl Berühmteste unter ihnen, erwähnt es im 13. Jahrhundert zuerst. Die Mystiker meinten mit »gelassen sein« einen inneren Zustand. Zu ihm findet man durch eine bestimmte Frömmigkeit und Haltung gegenüber sich selbst, Gott und der Welt. Ihr Programm war, sich darin täglich zu üben. »Gehe aus dir selbst und lass dich.« Das Ich mit seiner Gier, seinem Klammern am Eigentum, den Wünschen, den Sorgen um die Zukunft wird gelassen, Gott gelassen. Dieses »sich Gott lassen« fällt zusammen mit der Vereinigung mit Gott, der sogenannten unio mystica.
Johannes Tauler, ein Schüler Meister Eckharts, sieht in Jesus das Ideal: Christus war vor allen Menschen der Allergelassenste. Doch stimmt das? War Jesus in jeder Hinsicht gelassen? Ich schaue mir an, wie Jesus geredet und gehandelt hat. Jesus hat sich ausgelassen gefreut und gefeiert mit Huren, mit Zollbeamten und Pharisäern. Gelassen in stoischer James-Bond-Manier war er nicht. Nach leid- und freudlosem Gleichmut hat er nicht gestrebt. Aber Jesus hat davon geredet, vor allem in der Bergpredigt, sich und sein Leben Gott zu überlassen. Mit Gott weiß Jesus sich eins. Jesus lebte im Vertrauen zu ihm.
Auch Gott selbst wird in der Bibel als leidenschaftlich und geduldig zugleich beschrieben. Der Grund, warum Gott beides ist, ist seine Liebe. Wer liebt, wirbt mit Leidenschaft um den anderen, ist zornig, wenn er sich abwendet, freut sich, wenn der andere umkehrt. Aber diese Leidenschaft Gottes ist nicht rücksichtslos. Ihre andere Seite ist die Geduld. Sie lässt den Menschen Zeit und Raum, lässt sie anders sein. Versucht sie nicht mit Gewalt zu überzeugen, sondern wirbt: durch anreden, locken, durch lieben. Diese Art Gottes ist ungeduldigen Menschen oft zu wenig, zu wenig machtvoll. Dietrich Bonhoeffer, Pfarrer und theologischer Lehrer, der wegen seines Widerstands gegen Hitler im April 1945 hingerichtet wurde, schreibt aus seiner Haft: Es gibt auch eine falsche Gelassenheit, die gar nicht christlich ist. Viele finden sich heute leider mit Zuständen ab, die geändert werden müssten.
Gegenüber der falschen Gelassenheit, die eher Gleichgültigkeit ist, streiche ich heraus, welche Art von Gelassenheit ich von Jesus lernen kann: Ich habe nicht alles selbst