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Weltbeweger: Jesus - wer ist dieser Mensch?
Weltbeweger: Jesus - wer ist dieser Mensch?
Weltbeweger: Jesus - wer ist dieser Mensch?
eBook343 Seiten4 Stunden

Weltbeweger: Jesus - wer ist dieser Mensch?

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Über dieses E-Book

Jesus Christus hatte einen gewaltigen Einfluss auf die Menschheit - auf ihre Geschichte, ihre Entwicklung, ihr Zusammenleben und ihre Zukunft. John Ortberg zeichnet die Spuren eines Lebens nach, das die Welt wie kein anderes verändert hat.

Sein Wirken prägte Gesellschaft, Kunst, Wissenschaft, Politik und Bildung - bis heute. Aber auch Begriffe wie Menschenwürde, Mitleid, Vergebung und Hoffnung erhielten durch ihn entscheidende Bedeutung. Meisterhaft gelingt es Ortberg, das Vermächtnis dieses unvergleichlichen Weltbewegers auf den Punkt zu bringen.

Übrigens: John Ortberg ist mehrmals wöchentlich mit seiner Predigtreihe im TV zu sehen. Und zwar auf ERF 1. Nähere Termine unter www.erf.de
SpracheDeutsch
HerausgeberGerth Medien
Erscheinungsdatum31. Juli 2013
ISBN9783961221523
Weltbeweger: Jesus - wer ist dieser Mensch?
Autor

John Ortberg

John Ortberg, ist Autor, Redner und Seniorpastor der Menlo Park Presbyterian Church im Großraum San Francisco Bay. Er hat zahlreiche Bestseller geschrieben und hält Vorträge und Predigten auf Konferenzen und in Gemeinden überall auf der Welt. John und seine Frau Nancy haben drei erwachsene Kinder und lieben den Pazifik.

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    Buchvorschau

    Weltbeweger - John Ortberg

    John Ortberg

    Weltbeweger

    Jesus – wer ist dieser Mensch?

    Aus dem Englischen übersetzt

    von Elke Wiemer

    Gerth_Medien_sw.tif

    Über den Autor

    John Ortberg ist einer der Pastoren der Menlo Park Presbyterian-Gemeinde in Menlo Park, Kalifornien. Bei ihm vereinen sich erstaunlich tief gehende Einsichten mit einer klaren Verständlichkeit und einem ansteckenden Sinn für Humor. Kein Wunder, dass seine Bücher regelmäßig zu Bestsellern werden.

    Zurzeit auf Deutsch von ihm erhältlich: „Das Leben, nach dem du dich sehnst, „Jeder ist normal, bis du ihn kennenlernst, „Abenteuer Alltag, „Glaube & Zweifel und „ICH – einzigartich".

    Inhalt

    Vorwort

    Danksagung

    Kapitel 1: Der Mann, der einfach nicht von der Bildfläche verschwinden will

    Kapitel 2: Das Ende der Menschenwürde

    Kapitel 3: Eine Menschheitsrevolution

    Kapitel 4: Was Frauen wollen

    Kapitel 5: Ein unangesehener Gastdozent

    Kapitel 6: Jesus war kein bedeutender Mensch

    Kapitel 7: Hilf deinen Freunden, strafe deine Feinde

    Kapitel 8: Es gibt Dinge, die dem Kaiser nicht zustehen

    Kapitel 9: Gutes Leben oder guter Mensch?

    Kapitel 10: Und die Welt ist doch klein

    Kapitel 11: Eine altmodische Sache namens Ehe

    Kapitel 12: Einmalig in der Kunstgeschichte

    Kapitel 13: Freitag

    Kapitel 14: Samstag

    Kapitel 15: Sonntag

    Schlusswort: Ein unfassbarer Gedanke

    Quellenangaben

    Vorwort

    Es wurde schon so viel über Jesus geschrieben, dass man sich unwillkürlich fragt, was es denn noch zu sagen gibt. Mein Vater war presbyterianischer Prediger und mein Großvater auch. Daher habe ich Jesus schon früh kennengelernt. Aber als ich als Mitglied der Presbyterianischen Kirche Menlo Park John Ortbergs Predigt mit dem Titel „Wer ist dieser Mensch? hörte, drehte ich mich zu meiner Cousine um (die ebenfalls Tochter eines presbyterianischen Predigers ist) und sagte zu ihr: „So habe ich das noch nie gesehen. Zum Glück gibt es Pastoren, denen es gelingt, die Geschichte von Jesus Christus auf immer neue Weise zu vermitteln. Denn sie erzählen sie in einer Sprache, die sie in unseren modernen, schwierigen Zeiten lebendig werden lässt. In „Weltbeweger" belegt John Ortberg eindrücklich, welchen Einfluss Jesus auf die Geschichte und das menschliche Miteinander hat.

    Vor allem erinnert uns dieses Buch daran, dass Christus ein echter Revolutionär war. Die zusammenfassende Aussage des Apostels Paulus über den christlichen Glauben schlug in der damaligen Zeit ein wie ein Blitz: „Denn durch den Glauben an Jesus Christus seid ihr nun alle zu Kindern Gottes geworden. … Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Christus seid ihr alle eins." Bis dahin bestimmte der Status bei der Geburt das Leben eines Menschen bis zu seinem Tod. Aber mit dem Kommen von Christus, der selbst auf seine göttlichen Vorrechte verzichtete, um als hilfloses Kind auf unsere Welt zu kommen und wie ein gemeiner Verbrecher zu sterben, war ein für alle Mal klar, dass jedes Leben in Gottes Augen wertvoll ist. Aus diesem Glaubenssatz leitet sich die in unserer Verfassung verankerte Gleichberechtigung aller Menschen ab.

    Zahlreiche biblische Berichte veranschaulichen, dass Jesus Christus diese Dinge nicht nur gesagt, sondern auch gelebt hat. Er aß mit gesellschaftlichen Außenseitern, berührte die Unreinen, nahm Frauen in den Kreis seiner Jünger auf, offenbarte sich diesen „Bürgern zweiter Klasse" nach seiner Auferstehung und wies die Heuchler zurecht, die in ihrem religiösen Eifer den Buchstaben des Gesetzes genau befolgten, sich aber nicht um ihre Mitmenschen kümmerten. Letzten Endes weigerte er sich, sich selbst vor dem Tod zu retten, um die Prophezeiung von der Auferstehung zu erfüllen und dadurch die ganze Menschheit zu retten.

    Seine Nachfolger begannen in der Folgezeit, ebenso zu handeln, und das alles in der Überzeugung, dass jedes menschliche Leben kostbar ist. Die Gemeinschaft der Gläubigen, die Christen genannt wurden, kümmerte sich um Kranke und Behinderte, baute Krankenhäuser, setzte sich für die allgemeine und die universitäre Schulbildung ein und half den Armen in weit entfernten Ländern, „denn sie werden die ganze Erde besitzen".

    John Ortberg zeigt, dass seit jenem schicksalsträchtigen Sonntag vor so langer Zeit nichts an unserem menschlichen Dasein mehr so ist wie vorher. Wir sagen mit Johann Sebastian Bach: „Gott helfe mir (wie er am Anfang seiner Werke schrieb). Und wir erfreuen uns an dem Glauben, dass Gott auf unsere Gebete antwortet. Aber allzu oft vergessen wir zu sagen: „Gott allein die Ehre, wie Bach es am Ende seiner großartigen Werke tat.

    Die wahre Stärke dieses Buches liegt in der Erforschung des zentralen Widerspruchs unseres Glaubens: Wenn wir Jesus nachfolgen, dann bedeutet das nicht, es immer leicht zu haben. Bei Nachfolge geht es um die Einladung, auch unangenehme Dinge zu tun, wenn wir tatsächlich nach seinem Vorbild leben wollen: „Meine Feinde lieben? – „Meinen Besitz den Armen geben und das Kreuz auf mich nehmen? – „Sterben, um zu leben?"

    Jesus wird uns in diesem Buch als eine komplexe Persönlichkeit mit einer aufwühlenden Lehre beschrieben. Manchmal ist er „sauer" auf die, die ihn nicht verstehen, oft nimmt er seine Jünger hart ran, und doch ist er barmherzig mit denen, die in Not sind. Am Ende dieses Buches wollen wir ihn besser kennenlernen.

    Mit „Weltbeweger – Wer ist dieser Mensch?" gibt John Ortberg denen, die bereits glauben, und denen, die sich nicht ganz sicher sind, einige triftige Gründe, nach Antworten zu suchen. Und er erinnert uns daran, dass wir uns auch wirklich auf die Suche begeben sollten, denn diese Frage ist die wichtigste Frage überhaupt.

    Condoleezza Rice

    ehem. US-Außenministerin

    Danksagung

    Das Neue Testament berichtet von zehn Aussätzigen, die von Jesus geheilt wurden; nur einer von ihnen kam zurück, um sich zu bedanken, und das war ausgerechnet ein Samariter. Mit dieser einen Geschichte wurde der Menschheit auf unvergessliche Art und Weise vermittelt, was es heißt, Mitgefühl mit den Notleidenden zu haben, die Ausgestoßenen nicht auszuschließen, und wie schön Dankbarkeit sein kann.

    Das hier ist also ein solcher „samaritischer Augenblick" – eine Gelegenheit, innezuhalten und einigen Menschen zu danken, denen ich Dank schulde. Ich bin meiner Gemeinde äußerst dankbar, dass sie es mir ermöglicht, mir die Zeit zum Schreiben zu nehmen. Dieses Buch ist stärker als die meisten anderen aus unserem Miteinander heraus entstanden, und ich bin dankbar für die unzähligen Gespräche und Rückmeldungen zu diesem Thema.

    Glenn Lucke und das Team von Docent Research – ganz besonders Sharon Miller – waren eine unschätzbare Hilfe bei der Suche nach Quellen und Geschichten. Bei einem unvergesslichen Frühstück mit dem Geschichtswissenschaftler David Kennedy bei Bob und Dottie King (die ihr Haus auf großzügige Weise zur Verfügung gestellt haben) habe ich viel darüber gelernt, wie Historiker ihr Handwerk verstehen.

    Mein Freund Gary Moon ist zum großen Teil dafür verantwortlich, dass dieses Buch gerade diesen roten Faden hat. Scot McKnight und Mark Nelson haben mir an einigen Weggabelungen wertvolle Ratschläge gegeben. Dallas Willard weist auf einzigartige Weise auf Jesus hin und hat mir in zahlreichen Gesprächen geholfen, im Meer der Menschheitsgeschichte das Kielwasser von Jesus zu entdecken.

    Chuck Bergstrom und Rick Blackmon waren, wie immer, meine Resonanzkörper und Rückmelder, aber vor allem sind wir Freunde fürs Leben.

    Linda Barker, mit der ich zusammenarbeite, ist eine große Bereicherung, sowohl was die Organisation als auch was die Kreativität angeht. Blues Baker ist nicht nur ein wunderbarer Freund, sondern auch ein Partner im Gemeindedienst. Es ist eine Ehre, mit ihm zusammenzuarbeiten. Nancy Duarte hat viel über die Botschaft dieses Buches nachgedacht und darüber, wie man sie überzeugend vermitteln kann. Man muss sich bloß in die Nähe der Duarte Group begeben und wird schon kreativer.

    John Sloan war weitaus mehr als nur ein Lektor – er war Partner und Mit-Träumer und liebt Gedanken und Worte ebenso wie ich. Jim Ruark und Laura Weller haben mit Liebe und Sorgfalt an jedem Satz gefeilt.

    Sealy und Curtis Yates sind auf halbem Weg dazugestoßen, und durch sie wurde die Reise viel fröhlicher und spannender.

    Meine Tochter, Laura Turner, ist selbst eine begabte Autorin und war eine unermüdliche Quelle an Ideen und Rückmeldungen zu diesem Buch.

    N.T. Wright hat mich so großzügig mit seinem Wissen, seinen Beobachtungen und seiner Ermutigung bedacht, dass ich mich veranlasst sehe, an dieser Stelle den altbekannten Hinweis einzufügen, dass er nicht für etwaige, noch vorhandene Fehler verantwortlich zeichnet, sondern mich vielmehr vor noch mehr Fehlern bewahrt hat.

    Sam und Betsy Reeves haben mir großzügigerweise ihr Haus zum Schreiben zur Verfügung gestellt. Sam unterbricht mich aber oft, und so gehen viele der Fehler hier wahrscheinlich auf sein Konto.

    Nancy nimmt nach fast dreißig Jahren Ehe immer noch Anteil an meinen Gedanken und am Schreiben.

    Soli Deo gloria.

    Kapitel 1

    Der Mann, der einfach nicht von der Bildfläche verschwinden will

    Am Tag nach Jesu Tod sah es so aus, als würde jede Spur, die er vielleicht in dieser Welt hinterlassen hatte, schnell wieder verschwunden sein. Aber stattdessen ist sein Einfluss auf die Menschheitsgeschichte unvergleichlich.

    Und um diesen Einfluss geht es in diesem Buch. Wenn man sich ausgiebig mit den Fakten beschäftigt, stellt das auch heute noch jeden vernünftig denkenden Menschen – ganz gleich, welche Einstellung er zum Christentum hat – vor die Frage: „Wer war dieser Mensch?"

    Es gibt viele Gründe, weshalb er in historischen Aufzählungen fehlt. Der offensichtlichste Grund ist vielleicht die Art und Weise, wie er gelebt hat. Jesus hat seine Botschaft nicht laut und nachweislich verbreitet, wie ein politischer oder militärischer Führer. Er argumentierte nicht, dass die Geschichte schon zeigen würde, dass sein Glaube für alle Zukunft überlegen sein würde. Er hat seinen Jüngern nicht eröffnet: „Hier sind die Beweise für meine Göttlichkeit … Wenn ihr sie annehmt, werde ich euch annehmen."

    Wenn jemand gestorben ist, lässt der Einfluss dieser Person auf die Welt normalerweise sofort nach. Während ich dieses Buch schreibe, gedenkt die Welt des gerade verstorbenen Innovators der IT-Branche, Steve Jobs. Irgendjemand witzelte, noch vor zehn Jahren hätten wir einen Bob Hope, einen Johnny Cash und einen Steve Jobs gehabt; jetzt hätten wir weder Jobs noch Cash noch Hope. Aber Jesus hat das, was üblicherweise geschieht, auf den Kopf gestellt, wie er auch vieles andere auf den Kopf gestellt hat. Der Einfluss von Jesus war hundert Jahre nach seinem Tod größer als zu seinen Lebzeiten; nach fünfhundert Jahren war er noch größer, und nach eintausend Jahren bildete sein Vermächtnis die Grundlage für weite Teile Europas. Nach zweitausend Jahren hat er mehr Nachfolger an mehr Orten auf dieser Welt als je zuvor. Ob das Vermächtnis einer Person über deren Lebenszeit hinaus Bestand haben wird, zeigt sich gewöhnlich bei ihrem Tod. Als Alexander der Große, Julius Cäsar, Napoleon, Sokrates oder Mohammed starben, hatten sie alle einen gewaltigen Ruf. Als Jesus starb, schien es, als sei sein Auftrag gescheitert und seine winzige Bewegung am Ende. Wenn es eine Auszeichnung für den „wahrscheinlichsten Posthum-Erfolg" gäbe, so wäre Jesus der Allerletzte auf der Liste der möglichen Kandidaten gewesen.

    Sein Leben und seine Lehre brachten Menschen einfach dazu, ihm nachzufolgen. Er schrieb Geschichte, indem er ganz unten anfing, Liebe und Annahme verbreitete und jedem die Freiheit ließ, darauf zu reagieren. Er stand ganz bewusst auf Kriegsfuß mit Rom, wo man ihn einfach wie eine lästige Mücke zerquetscht hätte. Und er wurde zerquetscht.

    Und doch …

    Jesu Vorstellung von einem guten Leben verfolgt die Menschen weiter und fordert sie heraus. Sein Einfluss durchzieht die Geschichte wie ein Kometenschweif den Himmel. Er inspiriert und motiviert Künstler, Wissenschaftler, Regierungen, Mediziner und Lehrende. Er hat die Menschen gelehrt, was Würde, Mitgefühl, Vergebung und Hoffnung sind.

    Wie der britische Autor G.K. Chesterton es einmal treffend formulierte: Seit er auf die Erde kam, „reicht es nicht mehr zu sagen, Gott ist im Himmel, und auf der Erde ist alles in Ordnung; denn es geht das Gerücht um, Gott habe seinen Himmel verlassen, um die Erde in Ordnung zu bringen"¹.

    Jesus ist die berühmteste Persönlichkeit der Geschichte. Sein Einfluss in dieser Welt ist ungeheuer groß und keineswegs zufällig.

    Berühmte Persönlichkeiten haben so manches Mal versucht, sich ihre Unsterblichkeit zu sichern, indem sie Städte nach sich benannten. In der Antike wimmelte es von Städten, die zum Gedächtnis an Alexander Alexandria oder nach den römischen Kaisern Cäsarea genannt wurden. Als Jesus auf der Erde lebte, hatte er kein festes Zuhause. Und doch lebe ich heute in der Gegend von San Francisco, einer Stadt, die nach Franz von Asissi benannt ist, der wiederum ein Nachfolger von Jesus war. Die Hauptstadt unseres Bundesstaates heißt Sacramento, weil Jesus einmal mit seinen Jüngern zusammen zu Abend gegessen hat – das heilige Abendmahl –, das jetzt ein Sakrament der Kirche ist. Jede Landkarte erinnert uns an diesen Mann.

    Mächtige politische Regime haben oft versucht, ihren Einfluss zu festigen, indem sie die Zeitrechnung mit dem Jahr ihrer Machtübernahme neu begonnen haben. Die römischen Kaiser haben Ereignisse nach ihrer Regierungszeit datiert und die Geschichtsschreibung an der Gründung Roms ausgerichtet. Die Französische Revolution hat versucht, der Welt Aufklärung zu bringen, und das mithilfe eines neuen Kalenders, der den Beginn der Herrschaft der Vernunft kennzeichnete. Die Zeitrechnung der früheren Sowjetunion begann mit dem Sturz des Zaren und der theoretischen Machtübernahme des Volkes. In den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurde dort der „Verband der kämpfenden Gottlosen gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Glauben auszurotten. Auf dem Titelblatt einer Zeitschrift von 1929 sah man zwei Arbeiter, die Jesus mithilfe einer Schubkarre auf den Müll warfen. Doch ihr Anführer, Jemeljan Jaroslawski, ärgerte sich über die Hartnäckigkeit des christlichen Glaubens. „Das Christentum ist wie ein Nagel, sagte er, „je mehr man darauf schlägt, desto tiefer treibt man ihn hinein."²

    Die Vorstellung, Jesus würde versuchen, den Menschen einen Kalender aufzuzwingen, ist lächerlich. Der Beginn seines Auftretens wurde von Lukas genauestens nach dem römischen Kalender festgehalten: „Es war im 15. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius. Pontius Pilatus verwaltete als Statthalter die Provinz Judäa; Herodes herrschte über Galiläa, sein Bruder Philippus über Ituräa und Trachonitis, und Lysanias regierte in Abilene."³ Jesus trat aus dem Verborgenen für einen kurzen Augenblick an die Öffentlichkeit – vielleicht für drei, vielleicht aber auch nur für ein Jahr.⁴ Und doch werden wir heute jedes Mal, wenn wir auf den Kalender schauen oder etwas datieren, daran erinnert, dass dieses ungeheuer kurze Leben irgendwie zum Wendepunkt der Geschichte wurde.

    Berühmte Persönlichkeiten versuchen häufig, ihr Vermächtnis zu bewahren, indem sie andere Menschen nach sich benennen. In der Bibel werden mehrere Personen mit dem Namen „Herodes oder sogar „Herodias erwähnt, die uns an Herodes den Großen erinnern sollen. Am Tag nach Jesu Tod hat niemand aus dem kleinen Kreis derer, die ihn kannten, ein Kind nach ihm benannt. Aber heute benennt man höchstens noch Pizzerien, Hunde oder Spielcasinos nach Cäsar und Nero, während die in der Bibel erwähnten Namen in unseren Söhnen und Töchtern weiterleben.

    Ob ein Mensch verrückt ist, kann man am schnellsten und einfachsten dadurch herausfinden, ob er die folgenden drei Fragen beantworten kann: wer er ist, wo er ist und welcher Tag es ist. Ich wurde nach einem Freund von Jesus benannt – John (Johannes). Ich lebe in einer Gegend, die nach einem anderen Freund von Jesus benannt wurde – Franz –, und ich wurde 1957 Jahre nach Jesus geboren. Wie kann es sein, dass die Bezugspunkte meines Lebens so stark mit einer einzigen Person zusammenhängen?

    Niemand weiß, wie Jesus ausgesehen hat. Es gibt aus seiner Zeit keine Gemälde oder Skulpturen von ihm. Es gibt noch nicht einmal eine Beschreibung seines Aussehens. Trotzdem sind Jesus und seine Jünger die Personen, die weltweit in künstlerischen Werken am häufigsten abgebildet werden. Das Bild von ihm, das etwa 400 n.Chr. in der byzantinischen Kunst entstand, ist das bekannteste überhaupt.

    Er wurde in Filmen von Frank Russell (1898), H.B. Warner, Jeffrey Hunter, Max von Sydow, Donald Sutherland, John Hurt, Willem Dafoe, Christian Bale, Jim Caviezel und vielen anderen dargestellt. Lieder über ihn wurden von unzähligen Künstlern gesungen, angefangen mit dem ersten bekannten Loblied, das der Apostel Paulus im Brief an die Philipper niederschrieb, bis hin zu einem Album von Justin Bieber („Under the Mistletoe"), das Weihnachten 2011 erschien.

    Und Jesus ist wahrscheinlich auch die Person, die Menschen mit Identitätsstörungen am häufigsten zu sein glauben. (Milton Rokeachs Schrift „Die drei Christusse von Ypsilanti"⁵ ist hier ein Klassiker.) Bilden sich Buddhisten mit Identitätsstörungen eigentlich auch ein, Buddha zu sein?

    Verzweifelte Menschen, dankbare Menschen, wütende Menschen – sie alle benutzen seinen Namen, wenn sie beten, danken oder fluchen. Ob bei Taufen, Hochzeiten, im Krankenzimmer oder bei Beerdigungen – die Menschen werden in Jesu Namen geboren, getraut, behandelt oder beerdigt.

    Vom finsteren Mittelalter bis zur Postmoderne ist er der Mann, der einfach nicht von der Bildfläche verschwinden will.

    Aber das ist noch nicht alles …

    Jaroslav Pelikan, ein Historiker der Universität Yale, schrieb: „Ganz gleich, was man persönlich von Jesus von Nazareth hält oder über ihn glaubt, er ist seit fast zweitausend Jahren die beherrschende Gestalt westlicher Geschichte. Wenn man mit einem gigantischen Magnet auch noch das kleinste Stückchen Geschichte, das die Spur seines Namens trägt, herausziehen könnte, was wäre dann wohl noch übrig?"

    Wir leben in einer Welt, in der der Einfluss von Jesus ungeheuer groß ist, auch wenn sein Name nicht unbedingt genannt wird. Wenn wir seinen Einfluss messen wollen, so ist die größte Herausforderung dabei die Tatsache, dass wir die Art und Weise, wie er unsere Welt geprägt hat, heute für selbstverständlich halten. G.K. Chesterton sagte, wenn man den Einfluss von Jesus messen wolle, dann sei „die beste Methode, außer sich gänzlich ins Christentum hineinzubegeben, die, sich gänzlich außerhalb des Christentums zu begeben"⁷.

    Durch Jesus sah man Kinder in einem anderen Licht. Der Historiker O.M. Bakke verfasste eine Studie mit dem Titel „When Children Became People: The Birth of Childhood in Early Christianity" (Als Kinder Menschen wurden: Das Aufkommen der Kindheit im frühen Christentum), in der er festhielt, dass Kinder in der Antike gewöhnlich erst etwa am achten Tag Namen bekamen. Bis dahin bestand die Möglichkeit, dass ein Kind getötet oder zum Sterben ausgesetzt wurde – ganz besonders, wenn es deformiert oder vom weniger erwünschten Geschlecht war.⁸ Dieser Brauch änderte sich wegen einer Gruppe von Menschen, die sich daran erinnerten, dass sie Nachfolger desjenigen waren, der gesagt hatte: „Lasset die Kinder zu mir kommen."

    Jesus war nie verheiratet. Aber sein Umgang mit Frauen führte dazu, dass eine Gemeinschaft von Nachfolgern entstand, die für Frauen so anziehend war, dass sie sich ihr scharenweise anschlossen. Die Gemeinde wurde von ihren Gegnern sogar genau deshalb verunglimpft. Was Jesus über Sexualität lehrte, sollte zur Aufhebung einer Doppelmoral führen, die sogar im römischen Gesetz verankert war.

    Jesus schrieb nie ein Buch. Und doch entstand durch seinen Aufruf, Gott mit dem ganzen Verstand zu lieben, eine Gemeinschaft, die solche Ehrfurcht vor dem Lernen hatte, dass sie das bewahrte, was von den Lehren übrig war, als der Rest der Antike durch etwas zerstört wurde, das manchmal auch das finstere Mittelalter genannt wird. Mit der Zeit sollte die Bewegung, die er ins Leben gerufen hatte, Bibliotheken und Gemeinschaften für Bildung gründen. Letzten Endes wurden Oxford und Cambridge und Harvard und Yale und praktisch das gesamte westliche Bildungssystem durch seine Nachfolger gegründet. Aus dem Verständnis, dass dieser Jesus, der selbst als Lehrer die Wahrheit verbreitete, seinen Nachfolgern aufgetragen hatte, allen Menschen die Möglichkeit zum Lernen zu geben, entstand der Grundsatz, dass alle Menschen lesen und schreiben können sollten.

    Er hatte nie eine hohe Position inne und führte auch keine Armee an. Er sagte, sein Königreich sei „nicht aus dieser Welt"⁹. Sowohl am Anfang als auch am Ende seines Lebens stand er auf der falschen Seite, was das Gesetz betraf. Und doch führte die Bewegung, die er ins Rollen brachte, letztlich dazu, dass römische Kaiser nicht länger angebetet wurden. Darüber hinaus wurden ihre Gedanken auch in Dokumenten wie der Magna Carta zitiert, rief sie die Tradition des Gewohnheitsrechtes im angelsächsischen Rechtswesen und die Einschränkung der Regierungsgewalt ins Leben. Sie untergrub die Macht des Staates, statt sie zu verstärken, wie es andere Religionen im britischen Empire getan hatten. Es ist dieser Bewegung zu verdanken, dass Sätze wie „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden [sind]"¹⁰ (die aus der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten stammen) in die Geschichte eingegangen sind.

    Das Römische Reich, in dem Jesus lebte, war nicht nur prachtvoll, sondern auch grausam, besonders wenn man krank oder ein Sklave war oder eine Missbildung hatte. Und dieser Lehrer sagte einmal: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!"¹¹ Langsam kam der Gedanke auf, dass etwas gegen das Leid jedes einzelnen Menschen unternommen werden musste und dass diejenigen, die helfen können, es auch tun sollten. Krankenhäuser und alle möglichen Hilfsaktionen gingen aus dieser Bewegung hervor; und selbst heute noch tragen sie oft Namen, die uns an ihn und seine Lehren erinnern.

    Demut, die in der Antike verachtet wurde, wurde in Form eines Kreuzes verehrt und schließlich als Tugend geehrt.

    Feinde, die eigentlich Rache verdient hatten („Hilf deinen Freunden und strafe deine Feinde"), wurden plötzlich liebens-wert. Vergebung war nicht länger ein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt moralischer Größe.

    Sogar wenn es ums Sterben geht, kann man sich dem Einfluss von Jesus kaum entziehen. Der Brauch, Tote auf Friedhöfen und in Gräbern beizusetzen, stammt von seinen Nachfolgern. Man spricht von der „letzten Ruhestätte". Das beinhaltet die Hoffnung auf die Auferstehung. Auf den Grabsteinen steht meist der Geburts- und der Todestag mit einem Bindestrich dazwischen. Die Länge eines menschlichen Lebens wird durch den Abstand dieser Tage zur Geburt von Jesus festgelegt. Wer sich einen Grabstein nicht leisten kann, kennzeichnet ein Grab meist durch ein Kreuz, zur Erinnerung an den Tod Jesu. Wenn ein Karikaturist auf das Leben nach dem Tod verweisen will, so genügt auch heute noch ein Bild von Petrus in den Wolken neben einem großen Tor. Was auch immer der Tod mit dem Leben von Jesus gemacht hat, er hat jedenfalls seinem Einfluss keinen Riegel vorgeschoben. In vielerlei Hinsicht fängt er an diesem Punkt erst an.

    Jesus ist der Mann, der nicht aufgab.

    Aber nicht nur das.

    Jesus ist zutiefst mysteriös, und das nicht nur, weil er vor sehr langer Zeit in einer Welt gelebt hat, die uns fremd ist. Jesus ist nicht nur aufgrund der Dinge, die wir nicht über ihn wissen, mysteriös. Er ist auch wegen der Dinge, die wir über ihn wissen, mysteriös.

    Wie der anglikanische Theologe N.T. Wright feststellte, ist das, was wir über ihn wissen, „so anders als das, was wir über jeden anderen wissen, dass wir uns gezwungen sehen, uns zu fragen – wie es die Menschen damals offensichtlich auch getan haben –: Wer ist dieser Mensch? Für wen hält er sich und wer ist er wirklich?"¹² Von dem Zeitpunkt an, als er auf der Schwelle zum Mannsein stand und anfing, über Gott zu diskutieren, wird uns berichtet, dass die Menschen sich über ihn wunderten und selbst seine eigenen Eltern fassungslos waren (Lukas 2,47–48). Als er anfing zu lehren, waren die Menschen manchmal begeistert und manchmal rasend vor Wut, aber sie waren immer verwundert. Pilatus verstand ihn nicht, Herodes bedrängte ihn mit Fragen, und

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