Die Polysportanlage Lachen in Thun
Von Jürg Hünerwadel
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Buchvorschau
Die Polysportanlage Lachen in Thun - Jürg Hünerwadel
Jürg Hünerwadel
Die Polysportanlage Lachen in Thun
Kanton Bern
Vom Schwemmland zum Freizeit-Eldorado
Schweizer Sportstättenbau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
«Höher, weiter, schneller»
Sportstättenbau als neue öffentliche Bauaufgabe
Leistungs- und Breitensport im Dienste der Gesellschaft
«Der Zwang, irgendwie gute Figur zu machen» – Das Thuner Strandbad
Badefreuden in Aare und Thunersee
Die Seebadanstalt von 1922
Das Strandbad von 1932/33
Nachkriegszeit: (K)ein nationales Wassersportzentrum
Sanierung und Umbau 2017–2020
Ausbau zur Polysportanlage 1950–1954
Die Wiederaufnahme der Idee
einer Grosssportanlage im Lachen
Leichte Muse bei sanfter Brise – Breitenkultur am See
Abschluss des Bauprogrammes und offene Zukunft
Die Lachenhalle
Das gescheiterte Projekt
Freizeit- und Hafenanlage Seeallmend (FUHAS)
Die zu klärende künftige Nutzung des Lachenareals
Würdigung
Anhang
Pläne
Impressum
Vom Schwemmland zum Freizeit-Eldorado
Nomen est omen. Einerlei, ob man die Gegend als «in der Lachen» oder «an der Lachen» bezeichnet, ihre etymologische Herkunft hat sie im Begriff Lache (Pfütze, Sumpf). Wenig erstaunlich also, dass das Gebiet am Dürrenast in Thun wegen häufigen Hochwassern während langer Zeit kaum bebaut wurde. Bis 1920 gehörte es zur ehemals eigenständigen Landgemeinde Strättligen. Es war ruhig am See. Zu hören waren höchstens das Hämmern aus der Schiffswerft und das Tuckern der Lediböcke (Lastkähne), die gelegentlich im Lachenbecken anlandeten. Letzteres verdankt seine Entstehung einer Kiesgrube zum Abbau von Auffüllmaterial für den Damm der 1893 eröffneten Thunerseebahn. Im südöstlichen Bereich des Lachen waren ferner 1871 vier künstliche Weiher ausgehoben worden, die zunächst von der Thuner Brauerei Feller und später von der Aktienbrauerei zum Gurten (Köniz) für die Eisgewinnung genutzt wurden. Heute erinnert nur noch der Weiherweg an diese Vergangenheit.
Die Entwicklung des Areals in der Lachen vom Schwemmland zum «Schwimmland» und zum Naherholungsgebiet mit Polysportanlage erfolgte erst mit der Eingemeindung in die Stadt Thun. Jetzt gewann der Uferstreifen nicht nur als neues, zentrumsnahes Wohnquartier an Bedeutung. Der Zugang zum unteren Thunerseebecken ermöglichte den städtischen Behörden vielmehr auch die Erstellung einer schon lange ersehnten Badeanlage. Die bereits im Juli 1922 eröffnete «Seebadanstalt am Dürrenast» erfreute sich rasch grösster Beliebtheit bei der Bevölkerung. Im selben Ausmass, wie die Begeisterung für aktive und passive sportliche Betätigung zunahm, wurde in der Folge auch das Angebot an entsprechenden Anlagen auf dem Lachenareal stetig erweitert. Was 1932/33 mit dem grosszügigen Ausbau zum modernen Strandbad in der kühnen Architektursprache des Neuen Bauens begann, fand nach dem Zweiten Weltkrieg seine Fortsetzung mit der Errichtung des Lachenstadions und weiterer Sportstätten. Heute bietet die in eine naturnahe Umgebung eingebettete Polysportanlage zahlreichen Vereinen aus den unterschiedlichsten Bereichen eine Heimat. Aber auch die breite Öffentlichkeit nutzt das reiche Angebot. So hat wohl eine jede Thunerin und ein jeder Thuner persönliche Erinnerungen an glückliche Momente in einem Schwimmbecken, auf einem Rasenspielfeld oder in einer Sporthalle – und wenn nicht solche, dann vielleicht diejenigen an sonntägliche Spaziergänge auf den von Bäumen gesäumten Wegen, an einen Musical-Genuss auf furchterregender Stahlrohrkonstruktion am Seeufer oder zumindest an die Höllenqualen eines leidenden Fans auf der Stadiontribüne.
Die Bootsanlegestelle am Lachenbecken im Dürrenast mit den Pensionen «Frieden» und «Sommerheim» in der Bildmitte. Undatierte Postkarte.
In der Reihe der Schweizerischen Kunstführer sind bislang nur wenige Bände zu Sportanlagen erschienen. Hervorzuheben sind diejenigen zu den Schwimmbädern in Heiden (1931/32) und Adelboden (1931) sowie zur 1944 gegründeten eidgenössischen Ausbildungsstätte in Magglingen. Mit dem vorliegenden Kunstführer wird das Spektrum erweitert um die Darstellung einer beispielhaften städtischen Polysport- und Parkanlage für den Vereins- und Breitensport sowie die Erholung der allgemeinen Bevölkerung.
Schweizer Sportstättenbau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Die Schweiz kann bezüglich der Errichtung von Anlagen für die Ausübung sportlicher Aktivitäten auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Ausgehend von internationalen Vorbildern entwickelte sich hier eine auf die heimischen Verhältnisse zugeschnittene Bautradition. In diesem Kapitel sollen in einem knappen Überblick die hauptsächlichen Etappen aufgezeigt werden. Sie hatten – alle auf ihre Weise – bedeutenden Einfluss auf die Polysportanlage auf dem Lachenareal in Thun.
Nach dem Ausbau des Seebades von 1922 (a) zum Strandbad von 1932/33 (b), kamen 1950–1954