Jan der Faulpelz: Betrachtungen eines Lebenskünstlers
Von Jürgen Lange
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Über dieses E-Book
Jürgen Lange
Jürgen Lange, geboren 1962 in Lüdenscheid (NRW), lebt seit über 30 Jahren in Durango im Baskenland und ist dort in der Erwachsenenbildung tätig. Dies ist seine dritte Novelle.
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Buchvorschau
Jan der Faulpelz - Jürgen Lange
Meinem Bruder Jan,
für all die langen Gespräche,
die uns zu dem gemacht haben,
was wir heute sind.
Inhaltsverzeichnis
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 20, Wolke Sieben
Der Faulpelz
Das Recht auf Arbeit
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 22, Kiosk
Handytelefonieren
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 23, Parkbank
Mobile Gesellschaft
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 24, Parkbank
Orientierungshilfen in unserer Gesellschaft I: Religion
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 26, Parkbank
Arbeit für einen Faulpelz
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 27, Parkbank
Lustgewinnmaximierung
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 35, Parkbank
Kindergarten
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 40, Parkbank
Schule
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 50, Parkbank
Abitur
Mittwoch, der 12. Mai, 12 Uhr 30, unter der Parkbank
Die Bundeswehr
Mittwoch, der 12. Mai, 12 Uhr 40, Parkbank
Mittwoch, der 12. Mai, 14 Uhr, Wohnung
Orientierungshilfen in unserer Gesellschaft II: Politik
Mittwoch, der 12. Mai, 14 Uhr 2, Wohnung
Romantik als Lebensprinzip
Mittwoch, der 12. Mai, 14 Uhr 30, Parkbank
Ein dreiseitiges Paradoxon
Mittwoch, der 12. Mai, 14 Uhr 32, Wohnung
Mittwoch, der 12. Mai, 15 Uhr 15, Wohnung
Der Ton macht die Musik
Schichtarbeiter: Ich liebe dich
Mittwoch, der 12. Mai, 17 Uhr 30, Reisebüro Fernweh
Deutsche Tugenden, Teil 1
Mittwoch, der 12. Mai, 20 Uhr, Wohnung
Deutsche Tugenden, Teil 2
Samstag, der 15. Mai, 20 Uhr 5, Knopfmuseum
Der Sinn des Lebens
Sonntag, der 16. Mai, 13 Uhr 30, Wohnung
Wo bist du?
Montag, der 17. Mai, 10 Uhr 30, Reisebüro Fernweh
Es war heiß. Rauch lag in der Luft. Die Glut breitete sich aus und, wie es aussah, konnte nichts und niemand das Feuer stoppen. Unersättlich fraß es sich durch alles, was sich ihm in den Weg stellte, und verwandelte es in graue Asche. Mal loderten die Flammen hell auf, mal wurden sie gebremst und kamen fast zum Stillstand. Doch gerade, wenn es schien, als ob das Feuer erloschen sei, ging es an einer anderen Stelle weiter. Unaufhaltsam bahnten sich die Flammen ihren zerstörerischen Weg.
Urplötzlich veränderte das Papier seine Farbe, ohne dass jeman vorhersagen konnte, an welcher Stelle dies als nächstes geschehen würde. Zuerst wurde es gelblich und dann immer dunkler. Sobald das Papier Feuer fing, veränderten sich seine Farbe, Form und Struktur: Aus dem glatten, makellosen Weiß wurde in Bruchteilen einer Sekunde eine unförmige Masse verschiedener Grauschattierungen.
Der Rauch stieg schnell und gerade nach oben. Aber schon nach einer kurzen Strecke des Weges wurde der Aufwärtsdrang der Rauchpartikel abrupt gebremst. Als ob sie plötzlich daran zweifelten, welches der kürzeste Weg in den Himmel sei, verteilten sie sich gleichzeitig auf verschiedene Haupt- und Nebenrouten. Was sie an senkrechter Fahrt verloren, gewannen sie an horizontalem Drehmoment. Aus einer geraden wurden mehrere geschwungene Linien, um unmittelbar danach zunächst Verwirbelungen zu bilden und sich dann in Luft aufzulösen.
Je weiter sich die Glut durch den Tabak voran fraß, desto höher stieg der Aschenturm an der Spitze der Zigarette. Kein Architekt wäre in der Lage, derart gegen die Gesetze der Schwerkraft zu bauen. Der gesamte Vorgang verlief wie das Leben selbst: unvorhersehbar, ungebremst und unumkehrbar.
Mittwoch, der 12. Mai, 11 Uhr 20, Wolke Sieben
Jan saß regungslos auf einer Bank im Stadtpark. Sonnenstrahlen hüllten ihn in eine wohlige Wärme und machten ihn etwas schläfrig. Die rechte Hand ruhte auf auf dem Oberschenkel, der linke Arm auf der Rücklehne der Bank. Eine Zigarette steckte zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger. Den Kopf in den Nacken gelegt und mit geschlossenen Augen genoss er das Jetzt und Hier. Außer Vogelgezwitscher nahm er kaum etwas wahr.
In einiger Entfernung schlugen Absätze rhythmisch mit harten, trockenen Schlägen in den Asphalt; erst kaum hörbar, leise, dann immer lauter, immer störender. Noch weiter weg waren ein paar Autos zu hören. Eine Gruppe Spatzen wagte sich bis an seine Füße heran und verlangte Futter. Aber hier war nichts zu holen, so gaben sie schließlich auf. Erst jetzt konnte Jan auch einige spielende Kinder und einen Hund im Park wahrnehmen.
Der Gegenpol zu diesem stillen Glück hieß Erna Schulte, die wie ein grollendes Gewitter auf das hier beschriebene Stillleben zukam. Erna war der Prototyp einer notorisch unzufriedenen, einsamen Person, die aus nichts wirkliche Befriedigung schöpfen konnte. Sie war allein und ungeliebt. Ihre Lebensaufgabe bestand darin,