Sex, Love & Rock'n'Roll
Von Hollow Skai
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Sex, Love & Rock'n'Roll
Ähnliche E-Books
LOUD! Die Geschichte der Rockmusik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRockmusik statt Seniorennachmittag: Vom Rentenanwärter zum Rockmusiker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Sisyphus bis VAMP: Geschichten einer DDR-Amateurrockband aus Thüringen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenI love Rock´n Roll: Keine Zeit zum alt werden Peter Kraus im Gespräch mit Erich J. Lejeune Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlood On The Rooftops: Notizen über Musik und mehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTanz der Lemminge: AMON DÜÜL und die Anfänge deutscher Rockmusik in der Protestbewegung der 60er- und 70er-Jahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNo Future?: 36 Interviews zum Punk Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPop-Tragödien: Die spektakulärsten Fälle von den Beach Boys bis Nirvana Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKirschblüten, Vollmond, Zeitoasen: Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKultsongs & Evergreens: 55 Hits und ihre Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLove & Passion: Gender und Musik(praxis) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen21 Jahre: Wie ich Nikki Sixx wurde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährlich gute Grooves: Liebe, Tod & Duran Duran Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBorn To Be Meiselgeier: Legende einer Rockband Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBe My Baby: Mein Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Cineast Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRock Weekend: Autobiografischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJäger des verlorenen Zeitgeists: Frank Jöricke erklärt die Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo Schaut's Aus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRed House: Der Blues war immer dabei - nicht nur in Oldenburg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPromis sind Menschen – 20 Stars vor dem Diktiergerät Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWind Of Change: Die Scorpions Story Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThema Nr. 1: Sex und populäre Musik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe ist alles: Eine Magical Mystery Tour Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie sieben Jahreszeiten der Musik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Punk ?: Von Streetpunk über Hardcore Punk bis Pop-Punk Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wilden Sechziger: Als der Beat ins Tal kam Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSamuel Hieronymus Hellborn: Memoiren eines Rockstar-Mörders Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas großartige Leben des Little Richard: A-Wop-Bop-A-Loo-Bop-A-Lop-Bam-Boom Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSterbendes Schwein vom Dreier: Wie der Rock'n'Roll nach West-Berlin kam Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Musik für Sie
Harmonielehre im Selbststudium Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehrbuch der harmonischen Analyse Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Partiturlesen: Ein Schlüssel zum Erlebnis Musik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKlavier für Anfänger Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRelative Solmisation: Grundlagen, Materialien, Unterrichtsverfahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarmonielehre am Klavier I Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFormelbuch der Harmonielehre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundwortschatz Musik: 55 Begriffe, die man kennen sollte. epub 3 fixiertes Layout Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusiktheorie praxisnah: Ein Handbuch für Schule und Studium Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEdgard Varèse: Die Orchesterwerke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie wichtigsten Musiker im Portrait Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesund und motiviert musizieren. Ein Leben lang: Musikergesundheit zwischen Traum und Wirklichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusikalische Praxis als Lebensform: Sinnfindung und Wirklichkeitserfahrung beim Musizieren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeethoven Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJohann Sebastian Bach. Weihnachtsoratorium Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMahler: Leben · Werke · Dokumente Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStimme von Fuß bis Kopf: Ein Lehr- und Übungsbuch für Atmung und Stimme nach der Methode Atem-Tonus-Ton Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeue Allgemeine Musiklehre: Mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der kleine Hey: Die Kunst des Sprechens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenABC Musik: Allgemeine Musiklehre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZur Systemdynamik des Übens: Differenzielles Lernen am Klavier Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomponistenlexikon für junge Leute: 153 Porträts von der Renaissance bis zur Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiseusen in der Weimarer Republik: Imagekonstruktionen im Kabarett am Beispiel von Margo Lion und Blandine Ebinger Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom wilden Lernen: Musizieren lernen - auch außerhalb von Schule und Unterricht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBartók: Leben und Werk Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbuch des Blockflötenspiels Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinfach üben: 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenModernes Klavierspiel: Mit Ergänzung: Rhythmik, Dynamik, Pedal Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Musiktheorie: + Tipps, Tricks, Aufgaben, Tests + Lösungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehren und Lernen im Instrumentalunterricht: Ein pädagogisches Handbuch für die Praxis Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Sex, Love & Rock'n'Roll
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Sex, Love & Rock'n'Roll - Hollow Skai
www.skaichannel.de
kapitel-1.jpgkapitel-1.jpg20th Century Boys
In ihrem Song „Born This Way" proklamierte Lady Gaga 2011, dass es egal sei, ob jemand schwul, hetero- oder bisexuell ist, lesbisch oder transsexuell. Was jüngeren Pop-Fans, die sich selbst noch nicht im Klaren darüber sind, wie es um ihre eigene sexuelle Orientierung bestellt ist, ein notwendiger Befreiungsschlag zu sein schien, war in Wahrheit jedoch ein alter Hut. Denn spätestens seit David Bowie gehört das Spiel mit dem Verwischen der Geschlechtergrenzen zum Pop wie der Hüftschwung zum Rock’n’Roll oder ein Irokesenschnitt zum Punk.
Bevor Bowie zum androgynen Pop-Star mutierte, hatte er sich in Künstlerkreisen herumgetrieben und mit dem schwulen Schauspieler Lindsay Kemp eine kurze, aber herzzerreißende Affäre gehabt, in deren Verlauf Kemp sich die Pulsadern aufschnitt, als Bowie mit einer Bühnendesignerin anbandelte. Kemp machte ihn vertraut mit der schwulen Subkultur und der Ästhetik des Camp, doch es war wohl das Mannequin Amanda Lear, das ihn lehrte, aus der eigenen sexuellen Orientierung ein Geheimnis zu machen, das Männer wie Frauen fortan gleichermaßen faszinierte.
Amanda Lear, bei der noch immer gerätselt wird, ob sie einst ein Mann war, zierte das Cover des Roxy-Music-Albums For Your Pleasure, war neben Donna Summer und Marsha Hunt in Charles Wilps berühmtem Werbespot für Afri-Cola zu sehen und sowohl mit Bowie als auch mit dem Surrealisten Salvador Dalí liiert; sie inspirierte den aufstrebenden Pop-Star nachhaltig zur Kunstfigur Ziggy Stardust, einem Alien, das beide Geschlechter in sich vereinte.
Mit seiner Frau Angela führte Bowie eine „offene Ehe" und tauschte nicht nur die Kleider, sondern auch die Liebhaber mit ihr. Zwar dementierte er später nachdrücklich, was Angela Bowie in ihrer Autobiografie ausgeplaudert hatte: dass sie ihn zusammen mit Mick Jagger im Bett erwischt habe. Doch dieses Gerücht hält sich bis heute, weil es eben auch dem damaligen Zeitgeist entsprach, nicht nur mit dem anderen Geschlecht Sex zu haben, sondern sich auch gegenüber dem eigenen zu öffnen.
Das Spiel mit der Androgynität blieb nicht auf Männer beschränkt. Patti Smith ließ sich von dem Fotografen Robert Mapplethorpe, mit dem sie zusammen war, bevor er seine Leidenschaft für Männer entdeckte, ohne Make-up und in Männerkleidern für das Cover ihres Debütalbums porträtieren. Und die Sängerin Annie Lennox karikierte nahezu auf jedem Album der Eurythmics die gewohnten Frauenbilder.
Bill Kaulitz, der Sänger der deutschen Teenie-Band Tokio Hotel, ist der bislang Letzte in einer langen Reihe androgyner Popstars. Als er sich 2003 für die Sat1-Casting-Show Star Search mit einem Song der Weather Girls, „It’s Raining Men", bewarb, hatte er sich die Augen mit einem schwarzen Kajalstift gefärbt, und seine Frisur erinnerte an den Protagonisten der Kinder-TV-Serie Der kleine Vampir. Der Juror Hugo Egon Balder empfahl Kaulitz, in Richtung Comedy zu gehen, weil seine Stimme so „witzig sei, und allein Kollegin Blümchen erkannte sein Potential: „Du ersparst einer Plattenfirma viel Arbeit. Du bringst das alles schon mit.
Seinen Look verdankt Kaulitz der japanischen Jugendkultur Visual Kei, deren Kennzeichen gefärbte Haare, Hair-Metal-Frisuren und vorzugsweise schwarz-rote Klamotten aus Lack und Leder sind, wie man sie aus Manga-Comics, Anime-Filmen oder dem Kabuki-Theater kennt.
Bei den Auftritten mit Tokio Hotel warfen ihm Mädchen erst Diddl-Mäuse auf die Bühne, später dann auch BHs. Sein Privatleben stellte er aber nicht öffentlich zur Schau, und seine sexuelle Orientierung thematisierte er nicht in Interviews. Als das französische Teenie-Magazin Voici berichtete, er habe sich am Abend seines 18. Geburtstages im Internet als schwul geoutet, wurde das jedoch von Kaulitz postwendend dementiert: „Das ist totaler Unsinn, aber immerhin ein sehr lustiger Unsinn."
Das Rätselraten um seine sexuelle Orientierung hält somit an, und so wird er wohl auch künftig, wie in jedem Jahr seit 2007, bei der Wahl des Männermagazins FHM einen Platz unter den „100 Unsexiest Women" belegen.
Cross-Dressing: Bequem, sexy & frei
Die New York Dolls waren allesamt heterosexuell, pflegten, was die Kleidung betraf, aber einen eher „ökologischen Umgang", wie ihr Sänger David Johansen in Please kill me, der Oral History des Punk, erklärte: „Es waren immer irgendwelche alten Klamotten, die wir ausgegraben und angezogen haben."
Mit ihrem Outfit, roten Samtanzügen, hochhackigen Stiefeln, Satinjacketts, Federboas, Damenblusen mit Pünktchenmustern, Frauenkleidern, den toupierten Haaren und geschminkten Gesichtern zogen sie zu Beginn ihrer Karriere ein überwiegend schwules Publikum an, sodass ihre Auftritte im Mercer Arts Center nicht nur schnöde Konzerte waren, sondern bizarren Partys glichen, zu denen von Jimi Hendrix über Bette Midler bis zu Andy Warhol jeder strömte, der 1970 bereits einen Namen hatte oder dem New Yorker Underground angehörte. David Bowie ließ sich von den Dolls nachhaltig inspirieren und wurde eigentlich erst hier zu dem die Geschlechtergrenzen überwindenden Star, als der er in die Annalen des Pop einging. Und letztlich war der Einfluss der New York Dolls auf die Rock-Szene der siebziger Jahre so groß, dass sie nicht nur der englischen Punk-Bewegung als Blaupause dienten, sondern auch den Look von Hair-Metal-Bands wie Mötley Crüe oder Guns N’ Roses prägten.
Die sexuell wie musikalisch schillernde Vielfältigkeit der Dolls und von Stars wie David Bowie oder Lou Reed wurde schon bald unter dem Etikett des Glam Rock vermarktet. Ganz neu war das alles jedoch nicht. Bereits die Rolling Stones hatten sich „tuntig aufgetakelt, wie Morrissey, der Vorsitzende des englischen Fan-Clubs der New York Dolls, im Gespräch mit Len Brown anmerkte. Und Marc Bolan von T.Rex war „vermutlich der Erste, der es in Make-up und Frauenschuhen bis in den Mainstream schaffte
.
Bolan war in Damenschuhen und mit Federboas um den Hals aufgetreten, hatte sich für einen Auftritt in der englischen TV-Show Top of the Pops die Augen mit einem Glitzer-Make-up geschminkt und kategorisch verkündet: „Wenn du ein attraktives Gesicht hast, solltest du das Beste daraus machen."
In ein ähnliches Horn blies später David Bowie, als er postulierte, Rock solle „aufgetakelt, in eine Hure verwandelt und „zum Abklatsch seiner selbst gemacht werden
. Und auch Mick Jagger gestand 1997, nachdem er in einem Film über die Verfolgung Homosexueller durch die Nazis die transsexuelle Chanson-Sängerin Greta gespielt hatte: „Ich sehe in Frauenkleidern echt viel besser aus."
Bolan, Bowie und Jagger sind beileibe nicht die Einzigen, die die Aufteilung in Geschlechterrollen unterwanderten, indem sie sich wie Frauen anzogen, was auch als Cross-Dressing bezeichnet wird. Der Who-Schlagzeuger Keith Moon hatte sich einst von Pamela Des Barres Korsetts und hochhackige Schuhe ausgeliehen. Prince trug in den achtziger Jahren unter seinem geöffneten Mantel oft nur einen knappen Slip und schwarze Damenstrümpfe. Ed Mundell von Monster Magnet ließ sich von dem Groupie Lexa Vonn als Mädchen verkleiden, und Joey Jordison von Slipknot, den sie schminken musste, besaß sogar ein eigenes Kleid. TempEau, die Band um den Selig-Sänger Jan Plewka, erwies dem 1996 verstorbenen Rio Reiser ihre Reverenz, als sie 2005 in Fresenhagen in Tutus auftrat. Und selbst ausgemachte Chauvinisten wie der Mötley-Crüe-Sänger Vince Neil bleichten sich die Haare so sehr, „dass man damit das Klo hätte putzen können", wie es im Sloshspot Blog heißt.
Dass er gerne Frauenkleider trägt, „weil sie so bequem sind, und am liebsten „nur mit einem Laken bekleidet
den ganzen Tag lang herumlaufen möchte, bekannte nicht zuletzt auch Kurt Cobain in einem Interview, das Everett True mit ihm 1992 für eine Sex-Ausgabe des britischen Musikmagazins Melody Maker führte. Der Grunge-Rocker war sich dessen bewusst, dass Männer in Frauenkleidern in den frühen 1990ern niemanden mehr aufregen würden, und wollte seinen Auftritt in einem geblümten Kleid im Video zu „In Bloom" nicht als subversive Aktion verstanden wissen: „Es ist sinnlos, es im Rock-Geschäft mit Subversivität zu versuchen – das geht gar nicht mehr, es sei denn, man würde sich eine Stange Dynamit in den Arsch schieben. Queen haben schon Frauenkleider angezogen. Männliche Musiker machen das doch dauernd. Es fühlt sich einfach bequem, sexy und frei an, ein Kleid zu tragen. Es macht Spaß."
Weit davon entfernt, ein feministisches Statement abzugeben, beharrte er darauf, dass es einfach bequem sei, als Mann Kleider zu tragen: „Manchmal schläft mir mein Penis geradezu ein oder fühlt sich an, als wollte er gleich abfallen, weil er von einer engen Levi’s abgequetscht wird, und dann ziehe ich lieber weite Hosen oder Kleider an. Und auch mit dem Auflegen von Make-up hatte er keine Probleme, wenn Mann es nicht gerade so dick auftrage, dass er wie die Ehefrau eines Fernsehpredigers aussehe: „Ich habe ungefähr einen Monat im Jahr immer wieder eine Eyeliner-Phase. Pete Townshend hatte das auch mal, aber er hat nicht sehr lange durchgehalten.
Auch Martin Gore von Depeche Mode hatte – von seiner älteren Schwester – „ziemlich schnell gelernt, was es mit dem Sex auf sich hat, und verkehrte bereits mit 13 im Global Village, einem Schwulen-Club unter dem Londoner Bahnhof Charing Cross. In „echten Sexshop-Klamotten
zog er später, als er am Southend Art College studierte, durch die Clubs von London. Seinen Stil, „der sein unschuldiges Gesicht und seinen zarten, knochigen Körper mit fetischistischen Lederriemen, Frauenkleidern, Lippenstift, einer Halskette und schwarzem, zersplittertem Nagellack kombinierte, sodass seine Fans ihre eigenen sexuellen Phantasien auf ihn projizieren konnten, perfektionierte er jedoch in Berlin, wo Depeche Mode in den Hansa-Studios „by the Wall
ihre Platten aufnahmen.
In der Mauerstadt gab es 1983 keine Sperrstunde, und Gore passte sich dem spielerisch erotischen Lifestyle an, der in Berlin damals mehr als anderswo gepflegt wurde. In Bezug auf Pornografie und Alkohol herrschte „eine gewisse gesetzliche Freizügigkeit", erinnerte sich ihr Toningenieur Gareth Jones in der Depeche-Mode-Biografie Black Celebration. Und das spiegelte sich auch in den Songs wider, die Gore für ihr Album Some Great Reward schrieb. Im Song „Something To Do beichtete er seiner Freundin, dass er gerne ihre Lederstiefel und ihr hübsches Kleid anziehen wolle, und mit „Master And Servant
thematisierte er seine Eindrücke aus den S&M-Clubs, in denen er sich nach der Arbeit im Studio rumgetrieben hatte. Obwohl er selbst alles andere als schwul war und regelrecht wütend werden konnte, wenn man ihn für homosexuell hielt, empfand er das Image des Machos als „todlangweilig. Mit seinen zweideutigen Texten und seiner Vorliebe für das Cross-Dressing sprach er vor allem Jugendliche an, die selbst noch mit ihrer Sexualität experimentierten. Und wie der Keyboarder Alan Wilder kolportierte, machte es Gore jedes Mal Spaß, wenn die Band eine Zollkontrolle passieren musste und er von den Beamten gefragt wurde, ob er sich lieber in der Kabine für Männer oder in der für Frauen durchsuchen lassen wolle: „Je mehr man über seine Outfits lachte, umso wilder machte er sich zurecht. In dieser Hinsicht kann er richtig stur sein.
Stereo-Sex: To bi or not to bi
Als Brett Anderson von Suede 1992 vom Melody Maker nach seiner sexuellen Orientierung befragt wurde, wich er der Frage aus und bezeichnete sich als bisexuellen Mann, der noch nie eine homosexuelle Erfahrung gemacht habe. Woraufhin der Schlagzeuger der Band, Simon Gilbert, der nie geleugnet hatte, schwul zu sein, entgegnete, er sei ein bisexueller Mann ohne jegliche heterosexuelle Erfahrung.
Solch ein klares Bekenntnis zum eigenen Geschlecht war selbst in der Welt der Rock- und Pop-Musik, in der es seit jeher drunter und drüber gegangen ist, lange Zeit nicht gerade an der Tagesordnung. Allzu oft beschwerten sich Stars wie Freddie Mercury, dass man sie „in die Schwulenkiste gesteckt habe, oder wie Michael Stipe, dass „die Menschen nach ihren sexuellen Vorlieben
eingeteilt würden. Und nur selten äußerte sich jemand so offen wie Alexander Bard von der schwedischen Gruppe Army of Lovers: „Wir sind eine bisexuelle Band, die einzige der Welt mit schwulen Männern und heterosexuellen Frauen."
David Bowie war der Erste, der in einem Interview „zugab, dass er bisexuell ist, was Boy George noch Jahrzehnte später beeindruckte, obwohl Bowie da längst eingestanden hatte, dass dies keineswegs der Fall gewesen sei: „Ob vorgetäuscht oder nicht, es war mutig.
Mittlerweile gehört eine nicht mehrheitsfähige sexuelle Orientierung hingegen fast schon zum guten Ton, und wer nicht offen schwul oder lesbisch ist, pflegt wenigstens sein Image als „Doppelstecker und verkündet ungefragt, dass er „Stereo-Sex
bevorzuge.
Die Top 10 der angeblichen Doppelstecker
1. Billie Joe Armstrong (Green Day)
In einem Interview mit The Advocate erklärte der Sänger der kalifornischen Punk-Band, dass er „schon immer bisexuell gewesen sei, obwohl er noch nie eine Beziehung zu einem Mann gehabt habe: „Meiner Meinung nach ist jeder Mensch von Geburt an bisexuell, und dann bekommt man von den Eltern und der Gesellschaft dieses ‚Oh, das darf ich nicht‘-Gefühl eingetrichtert. Es heißt dann, das ist tabu. Daher ist es in unsere Köpfe eingebrannt, dass es etwas Schlechtes ist, dabei ist es überhaupt nicht schlecht. Es ist eine sehr schöne Sache.
2. Kurt Cobain (Nirvana)
Ebenfalls im Advocate war 1993 eine Titelgeschichte über „die dunklen Seiten des Kurt Cobain erschienen, die Cobain an seiner Pressemanagerin vorbei abgesprochen hatte. Darin räumte er ein, dass er „wohl weiterhin ein bisexuelles Leben gelebt
hätte, wenn ihm nicht Courtney Love über den Weg gelaufen wäre: „Ich finde sie in jeder Hinsicht absolut attraktiv."
Courtney Love selbst war dem eigenen Geschlecht ebenfalls nicht abgeneigt. Im New Musical Express behauptete sie 2010, sie habe Mitte der 1990er Jahre mit dem Model Kate Moss in Mailand Sex gehabt.
3. Nelly Furtado
Nachdem sie ein Buch über chinesische Medizin gelesen hatte, dozierte sie 2006 in der Netzeitung: „Als Menschen haben wir sowohl männliche als auch weibliche Energie. Ich glaube an das, was Kurt Cobain gesagt hat, dass letztlich alle Menschen schwul sind. Ich glaube, dass sexuelle Experimente zur Menschheitsgeschichte gehören."
4. Michael Stipe (R.E.M.)
Nachdem ein großes US-Magazin berichtet hatte, dass er mit einem Mann zusammenlebe, hieß es überall, er sei schwul. „Kategorien wie ,schwul‘ oder ,nicht schwul‘ seien jedoch keine, die er auf sich „anwenden
würde, entgegnete Stipe.
5. Freddie Mercury (Queen)
Bereits 1984 gestand er im musikexpress: „Ich mach’s ganz einfach mit jedem, den ich mag. Da gibt’s keine Schubladen." Gleichwohl wurde er von Schwulenverbänden kritisiert, weil er sich nicht als Homosexueller zu erkennen gab. Dabei hatte er durchaus nicht geleugnet, auch mit Männern ins Bett zu gehen. So heißt es in der Zitatsammlung Freddie Mercury – Ein Leben in eigenen Worten: „Mein Sexualtrieb ist enorm. Ich schlafe mit Männern, Frauen, Katzen – was immer Sie wollen. Ich gehe mit allem und jedem ins Bett! Mein Bett ist so riesig, dass bequem sechs Leute darin Platz haben. Ich ziehe es vor, Sex ohne jegliche Bindungen zu praktizieren, und zeitweise hatte ich extrem viele wechselnde Geschlechtspartner. Ich war einfach eine alte Schlampe, die jeden Morgen aufstand, sich am Kopf kratzte und überlegte, wen sie denn heute ficken wollte. Ich lebte nur für den Sex. Ich bin ein sehr sexuell orientierter Mensch, aber heute bin ich viel wählerischer als früher. Ich will auf zwei Hochzeiten tanzen. Ich will Sicherheit, aber ich brauche auch meine Freiheit."
6. Christina Aguilera
Dass sie es „geiler findet, „Frauen hinterherzugucken
, darum hatte X-tina noch nie ein Geheimnis gemacht. Anlässlich der Veröffentlichung ihres Albums Bionic erklärte sie jedoch 2010 in der Schweizer Illustrierten: „Mein Ehemann [Jordan Bratman] weiß, dass ich auf Frauen stehe. Es ist toll, offen mit dem Thema umzugehen und damit zu spielen. Mein Mann und ich passen zwar wunderbar zusammen, aber ich liebe Frauen definitiv – sie sind so viel attraktiver, wenn sie nackt sind." Wenig später gaben die beiden allerdings ihre Trennung bekannt.
7. Dee Dee Ramone
Während die übrigen Ramones von ihrer Plattenfirma zu Weihnachten billige Brieföffner geschenkt bekamen, erhielt Dee Dee Ramone von Sire-Boss Seymour Stein einmal teuren Juwelenschmuck. Der Grund dafür sei ein „flotter Dreier" zwischen Stein, dessen Frau Linda und Dee Dee gewesen, von dem John Holmstrom, der Herausgeber des Magazins Punk, gehört haben will. Vom Lichtdesigner der Ramones, Arturo Vega, wurde diese Annahme bestätigt, von Dee Dee selbst aber dementiert. Nichtsdestotrotz behauptet Vega, dass er ebenfalls mit dem Bassisten geschlafen habe, und auch der frühere Ramones-Manager Danny Fields ist der Meinung, dass Dee Dee nicht groß zwischen Mann und Frau unterschieden habe: „Ich habe keine Ahnung von Bisexualität. Solche Wörter benutze ich nicht. Wenn du jemanden magst, solltest du mit ihm schlafen. Das gilt doch für alle Geschlechter. Warum sollte man sich beschränken? Jeder, der Dee Dee mochte, hätte einfach mit ihm ins Bett gehen sollen. Ich habe es getan, und es war schön. So sollte sich jeder verhalten, wenn es seinen Wünschen entspricht."
8. Gianna Nannini
Lange bevor sie im Alter von 54 Jahren überraschend Mutter wurde, äußerte sich die italienische Rock-Röhre 1999 im musikexpress über ihre Bisexualität: „Ich bin nicht zerrissen, was meine Sexualität angeht, sondern ich bin insgesamt eine zerrissene Persönlichkeit. Es gibt zwei Frauen, die in mir stecken: die Gianna der Nacht, die geheimnisvoll, sinnlich und lüstern ist, und die Gianna des Tages, die sich vom Verstand leiten lässt, die vorsichtig und schüchtern ist."
9. Whitney Houston
Vor der Hochzeit der Soul-Diva mit dem Rapper Bobby Brown drohte ihr ihre Freundin Robyn Crawford 1992 damit, der ganzen Welt zu erzählen, dass sie Whitneys Geliebte sei, und sich anschließend umzubringen. In einer Titelstory von Entertainment Weekly nahm Whitney Houston indirekt dazu Stellung: „Sobald jemand Erfolg hat, werden automatisch ein paar Gerüchte in die Welt gesetzt. Eins davon ist, man sei homosexuell. Ein anderes, man nehme Drogen. Und dann noch, dass man keinen Schimmer von dem habe, was man da eigentlich mache. Es gab eine Zeit, da hat es mich verletzt, dass ich beweisen sollte, was ich nicht war. Das hat mich richtig fertiggemacht. Ich bin zu meiner Mutter gerannt und habe gefragt: Warum, warum machen die das? Kann ich nicht einfach mit einer Frau befreundet sein?"
Ihre Mutter Cissy Houston nahm sie in Schutz gegen die bösen Gerüchte und gab zu Protokoll: „Es liegt daran, dass Whitney keine Klamotten trägt, die bis zum Hintern ausgeschnitten sind und bei denen – Entschuldigung, ich drücke es mal derb aus – ihre Titten raushängen. Eine Frau ist entweder die größte Nutte oder aber eine Lesbe."
Die Gerüchte, sie sei lesbisch oder bisexuell, flackerten jedoch immer wieder auf, sodass Whitney Houston sich genötigt sah, die Dinge im Rolling Stone klarzustellen: „Mir hängt dieser Scheiß wirklich zum Hals raus. Die Leute wollen wissen, ob Robyn und ich eine Beziehung haben. Wir haben eine – eine freundschaftliche. Wir sind Freundinnen, seit wir Kinder waren. Inzwischen ist Robyn meine Angestellte. Ich bin ihre Arbeitgeberin. Aber wenn ich mit einer Frau befreundet bin, muss es irgendwie wohl zwangsläufig so sein, dass ich gleich eine lesbische Beziehung zu ihr habe. Das ist Quatsch. Es gibt so viele Künstlerinnen, deren Vertraute Frauen sind, und das stellt niemand in Frage. Mir kommt es so vor, als würden sich die Leute sagen: ‚Hey, Whitney Houston, die ist doch total beliebt, der würgen wir mal eine rein.‘ Ich habe es immer und immer wieder bestritten, und niemand hat das akzeptiert. Die Medien jedenfalls nicht. Die Leute wissen doch, dass ich verheiratet bin. Was denkt man denn von mir – dass ich verheiratet bin und ein Doppelleben führe? Das würde mein Ehemann schon gar nicht zulassen – nur, dass das klar ist, verstanden? Er ist durch und durch ein Mann und steht nicht auf so was, okay? Aber mich nervt diese Frage so sehr, und noch mehr nervt es mich, sie beantworten zu müssen."
10. Elton John
Mittlerweile steht Elton John bekanntlich dazu, schwul zu sein, doch lange Zeit war es offenbar ein Problem für ihn, das zuzugeben. Als er einst gefragt wurde, ob er bisexuell sei, hatte er ausweichend geantwortet: „Es ist nichts Schlimmes dabei, mit jemandem ins Bett zu gehen, der dasselbe Geschlecht hat. Sind wir nicht alle in gewissem Maße bisexuell? Ich glaube jedenfalls nicht, dass nur ich es bin. Es ist nichts Schlechtes daran. Ich glaube, Sie sind auch bisexuell. Jeder ist es."
Androgyne Popstars
1. David Bowie
2. Annie Lennox
3. Robert Smith (The Cure)
4. Grace Jones
5. Ville Valo (Him)
6. Amanda Lear
7. Bill Kaulitz (Tokio Hotel)
8. Brian Molko (Placebo)
9. Maureen Tucker (Velvet Underground)
10. Marilyn Manson
Koks macht bisexuell
Eine ungewöhnliche Erklärung dafür, warum jemand bisexuell ist, lieferte Vince Neil, der Sänger der Pudel-Rock-Band Mötley Crüe, in seiner Autobiografie Tattoos & Tequila: „Kokain ist der Spielplatz des Teufels. Es wirkt sich auf das Sexualzentrum des Gehirns aus und kann ganz schön verrückte Dinge auslösen. Ich bin mir nicht sicher, ob [seine Freundin] Leah je ihre Bisexualität entdeckt hätte, wenn sie der White Lady niemals nahe gekommen wäre."
Riot Grrrls – Rock gegen Männer
Das etwas südlich von Seattle gelegene Olympia ist nicht nur der Ort, in dem Kurt Cobain lernte, was „cooler" Punk Rock ist, wie Everett True in Nirvana – die wahre Geschichte schrieb. In der Landeshauptstadt des US-Bundesstaats Washington waren (und sind) auch die Riot Grrrls zu Hause, die in den Neunzigern dafür sorgten, dass Grunge Rock nicht so testosterongeprägt war wie Hard Rock oder Heavy Metal.
Bands wie Babes in Toyland, Bikini Kill, Hole, L7 oder Team Dresch artikulierten ihren Frust und ihre Wut ungefiltert und brachial. Ihre Texte spiegelten die „Taten und Trends einer sexistischen Gesellschaft wider, „in der Gewalt, Unterdrückung, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung an der Tagesordnung sind
. Ihr Outfit war „ein Protest gegen das Schönheitsdiktat, das aus jungen Mädchen bulimische Barbie-Puppen macht". Und manche, so Sabine Reichel im ZEITmagazin, beherrschten „sogar ihre Instrumente".
Dabei interessierten sich Bikini Kill nahezu ausschließlich für Frauen. In ihren Konzerten forderten sie Männer schon mal auf, bitteschön nicht vor der Bühne zu stehen, sondern mehr an der Seite, damit sie sich besser auf Mädchen konzentrieren konnten, die auf die Bühne kommen und über sexuellen Missbrauch auspacken sollten. Weshalb sie sich prompt den Vorwurf einhandelten, Männer auf Grund ihres Geschlechts zu diskriminieren.
Gleichwohl beeinflussten die Riot Grrrls nicht nur Kurt Cobain, sondern die gesamte feministische Subkultur, der sich auch die Frauen-Band L7 aus Los Angeles verbunden fühlte. Als sie ihren Auftritt beim englischen Reading-Festival 1992 aus technischen Gründen abkürzen musste und daraufhin von der enttäuschten Menge mit Schlamm bombardiert wurde, flüchtete sie keineswegs von der Bühne. Ihre Sängerin Donita Sparks warf vielmehr ihren Tampon zurück und zürnte: „Eat my used tampon, fucker!"
Andererseits bewiesen L7 aber auch viel Humor, wenn sie ihre Schlagzeugerin für einen One-Night-Stand verlosten oder ihre Gitarristin Suzi Gardner einen Beitrag zur Gleichberechtigung leistete, indem sie sich den Busen von Cynthia Plaster Caster in Gips abdrucken ließ, damit sie ihre Sammlung von Gipsschwänzen prominenter Rock-Musiker ergänzen konnte.
Shake your Dicks
Nachdem ein Demo ihres Songs „Fuck The Pain Away" unbearbeitet veröffentlicht worden war und sich zu einem kleinen Hit entwickelte, durfte die in Berlin lebende Kanadierin Peaches im Vorprogramm von Björk und den Queens of the Stone Age auftreten. Geadelt fühlte sie sich aber erst, als die Regisseurin Sofia Coppola sie persönlich anrief und bat, den Song in ihrem Film Lost in Translation verwenden zu dürfen.
Anlässlich ihres nächsten Albums Fatherfucker ging die „Ikone im Geschlechterkampf", wie sie von der Netzeitung bezeichnet wurde, mit Iggy Pop und Marilyn Manson auf Tour und schlug vor, „Fatherfucker statt „Motherfucker
zu sagen. Statt Männer zu verjagen, wollte Peaches sie stärker einbeziehen: „Sie sollten sich gegenseitig küssen und „es sollte zwei Jungs für jedes Mädchen geben
. Und anders als Busta Rhymes sang sie nicht: „I set your ass on fire", sondern: