Moralkapital: Das Kernthema der ethischen Ökonomie
Von Wang Xiaoxi
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Über dieses E-Book
Das Buch Moralkapital: Das Kernthema der ethischen Ökonomie aus der Feder von Prof. Wang Xiaoxi ist ein originelles Werk, in dem sich 20 Jahre lange Forschung des chinesischen Experten kristallisiert. Es ist innovativ und originell in seinen Ansichten und streng in seiner Argumentationslogik. Der Leser findet darin sowohl philosophisch-
Wang Xiaoxi
Wang Xiaoxi, Ph. D, geboren im November 1951 in der Stadt Liyang in der Provinz Jiangsu, ist Professor und betreut Doktoranden an der Nanjing Normal University. Zudem erhält er Sonderzuschüsse des Staatsrates. Neben seiner Beschäftigung als Vizepräsident des Nationalen Chinesischen Verbandes für ethische Studien und als Präsident des Chinesischen Verbandes für Wirtschaftsethik dient er auch als Direktor des Forschungsinstituts für ethische und moralische Entwicklung der Renmin-Universität, die vom chinesischen Bildungsministerium als eine der 100 wichtigsten chinesischen Forschungszentren für Geistes- und Sozialwissenschaften vorgesehen ist, und als Mitglied des Akademischen Ausschusses des Instituts für Moral und Religion der Tsinghua-Universität. Daneben hat er als leitender Experte am Forschungs- und Entwicklungsprojekt der marxistischen Theorie der Zentralregierung sowie an einigen Schlüsselprojekten teilgenommen, die von der Nationalen Stiftung Chinas für Sozialwissenschaften gefördert wurden. Darüber hinaus ist er Redaktionsmitglied des Almanachs der Chinesischen Philosophie sowie einiger Zeitschriften wie der Auszüge der Chinesischen Sozialwissenschaften, Ethik, Ethikstudien, Moral und Zivilisation und Chefredakteur des Jahrbuches der Chinesischen Wirtschaftsethik. Viele seiner Artikel wurden von Zeitschriften wie Auszüge der Chinesischen Sozialwissenschaften, Philosophische Forschung und Xinhua Wenzhai veröffentlicht oder nachgedruckt. Wang Xiaoxi wurde im Jahr 2011 in die Liste der herausragenden chinesischen Gelehrten der Geistes- und Sozialwissenschaften aufgenommen.
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Buchvorschau
Moralkapital - Wang Xiaoxi
Kapitel I
Was ist Moralität ?
Moralität ist ein wichtiger Inhalt im Leben der Menschheit und auch eine geistige Stütze für die Existenz und Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. Legt man keinen Wert auf die Moralität oder lässt man sie gar verkommen, so wird der Mensch kein Mensch und die Gesellschaft mag im Modus der Deformation sein. Darum bedarf es dem Menschen der Moralität und ohne Moralität kann es keine gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung geben. Insbesondere im Laufe der Betriebsführung ist die Moralität auch Kapital und Investition ins Moralkapital ist unerlässlich.
Um klar zu machen, was „Moralkapital" ist, müssen wir zuerst klarmachen, was Moralität ist.
Also, was ist Moralität? Fangen wir mit den Taten des moralischen Vorbildes des Nation Zhao Yafu an.
„Ich bin der Sohn eines Landwirts. Ich liebe das Land in der Provinz zutiefst und ich muss ein Leben lang für die Landwirte wirklich etwas tun. „Ich lernte Japanisch mit 40, Marketing mit 50, erwarb Computerkenntnisse mit 60 und lernte ökologischen Anbau mit 70, alles, um den Bauern besser zu dienen. Ich möchte den Landwirten ein Leben lang dienen.
„Solange ich lebe, werde ich auf dem Weg der Lösung der ,drei ländlichen Probleme‘1 in meiner Forschung vorwärtskommen und dem Dorf Daizhuang helfen, tatkräftig neue moderne Landwirte auszubilden, die grundlegende Modernisierung der Landwirtschaft so schnell wie möglich zu verwirklichen und den ‚chinesischen Traum auf dem Land‘ zu verwirklichen! Dies ist das Reich der Moral und das Werteziel im Leben von Zhao Yafu, der einst Ehrentitel erwarb wie u.a. „Moralisches Vorbild des Nation
, „Fortschrittlicher Arbeiter der Nation, „Ausgezeichneter Führungskader der Nation
, „Ausgezeichneter Sonderkommissar der Nation für Wissenschaft und Technik, „Fortschrittliche Person der Nation in der Popularisierung von Wissenschaften auf dem Lande
, „Fortschrittliche Figur der Nation in der Armutsbekämpfung, „Fortschrittlicher Arbeiter der Nation in Ehemaligen Revolutionären Gebieten
, einer der 50 Leute, die seit der Gründung des Neuen China die Jiangsu-Provinz bewegt haben. Er war ein Mann seiner Worte: alles was er sagte, setzte er in die Praxis um. Im Jahr 1961 wurde der damals 20-jährige Zhao Yafu nach seinem Abschluss am Yixinger Institut für Land- und Forstwirtschaft beauftragt, am Zhejianger Institut für Agrarwissenschaften zu arbeiten. In den folgenden 50 Jahren widmete er sich vom ganzen Herzen den „drei ländlichen Problemen und beschäftigte sich ununterbrochen mit der Forschung und Förderung neuer Technologien und neuer Methoden für die Stärkung der Landwirtschaft und für den Wohlstand des Volkes. Er machte es zu seinem lebenslangen Streben und Lebensziel, das einfache Volk zum Wohlstand zu bringen. Zhao Yafu war jedes Jahr mehr als 200 Tage auf den Feldern beschäftigt, bildete das wissenschaftlich-technische Rückgrat und bildete Landwirte neuen Typs aus. Um den Effekt der Schulung der Landwirte zu verstärken, hat er eine landwirtschaftliche Fachliteratur mit einer Gesamtlänge von über einer Million Wörtern verfasst, den Landwirten jedes Jahr über 100 kostenlose Nachhilfekurse angeboten und insgesamt 300.000 Bauern geschult. Besonders lobenswert ist, dass er nach seiner Pensionierung im Jahr 2002 ein Pilotprojekt für eine Genossenschaft für umfassende ökologische Landwirtschaft im Dorf Daizhuang in der Stadt Jurong ins Leben rief und die Landwirte anleitete, ökologische Landwirtschaft zu entwickeln. Die gemeinsamen Bemühungen von Zhao Yafu und den Landwirten zahlten sich wenige Jahre später aus: Die von ihnen produzierten Bio-Lebensmittel sind mit großem Erfolg ins oberste Marktsegment eingetreten. Daizhuang wandelte sich von einem der ärmsten Dörfer in ein hübsches „Dorf mäßigen Wohlstands
um. Das Daizhuang-Experiment wurde auch erfolgreich auf die umliegenden Dörfer wie das Dorf Xinghu in der Stadt Danyang und das Dorf Wutang im Bezirk Dantu ausgedehnt und hat aus dem einstimmigen Lob der Landwirte Nutzen gezogen. Unter seiner Führung wurden im Gebiet um Maoshan 2,5 Millionen mu (ungefähr 167.500 ha) Saisonfrüchte angebaut, die 160.000 Menschen direkte Einkünfte von mehr als 20 Milliarden RMB einbrachten. Mit seiner Hilfe haben sich die Bauern von der Armut befreit und kamen zu Wohlstand und ihr Einkommen ist von Jahr zu Jahr gestiegen, aber er hat daraus nie irgendeine Vergütung erhalten. Er machte es zu seinem lebenslangen Streben und seiner erhabenen Verantwortung, die Landbevölkerung anzuleiten, sich hin zu einem mäßigen Wohlstand zu entwickeln. Eine Erinnerung des Dorfbewohners Wang Bosheng genügt, um Zhao Yafus edles Reich der Moral und seinen gewissenhaften Charakter zu erläutern. Er sagte: „Eines Tages, als meine Brokkoli-Keimlinge von Schädlingen befallen wurden, rief ich Direktor Zhao an. Unerwartet kam er in jener Nacht den ganzen Weg von Peking zurück, kniete sich auf den Boden, stocherte mit den Händen in der Erde herum und analysierte sorgfältig die Schädlinge. Mein Problem wurde so gelöst."
Es ist nicht schwer zu sehen, dass die Worte und Taten von Zhao Yufu uns die Frage „was ist Moralität", nämlich die organische Einheit von einem erhabenen Reich des Lebens, guten Grundsätzen des Zurechtkommens in der Welt und vollkommenem moralischen Handeln, ganz lebhaft erläutern.
Die Frage „was ist Moralität" ist in der Akademie die philosophische Frage nach der Ontologie des Begriffs der Moralität. Die akademischen Zirkel in China haben diese Frage von Kopf bis Fuß untersucht und beständig erforscht.2 Ich habe zuvor auch schon relevante Untersuchungen gemacht und mache hier dazu eine weitere Erörterung und Erklärung.3 In der Erkenntnis dieser Frage gibt es aufgrund von unterschiedlichen Perspektiven tatsächlich mehrere Versionen der Definition der Frage. Es gibt die „Lehre vom Sollen, die „Lehre vom Normcharakter
, die „Lehre vom Pflichtbewusstsein, „Lehre von der Wertorientierung
, die „Lehre von Wohltaten, die „Lehre vom angeborenen Gewissen
, die „Lehre vom objektiven Geist und die „Lehre vom Willen Gottes
, usw.. Obwohl all diese Auffassungen in verschiedenen Maße Körner der Vernünftigkeit oder Wahrheit inne haben, ist die Frage, was die Moralität denn ist, eine Voraussetzungsfrage der theoretischen Grundlagenforschung in der Moralphilosophie und ist einer ferneren Erforschung wert. Diese Frage hat darüber hinaus eine sehr wichtige grundlagentheoretische unterstützende Rolle für das Verständnis des moralischen Gehalts der Wirtschaft, der wirtschaftlichen Bedeutung der Moralität und der Moralkapitaltheorie.
Das eigentliche Wesen der Moralität: Das gesollte Sollen des Sollens
Wo kommt die moralische Verantwortung der Menschen her? Was ist ihre Basis? Dies ist die ontologische Frage danach, was Moralität ist.
Bei der Untersuchung und Darlegung des eigentlichen Wesens der Moralität gibt es diverse Dimensionen. Meines Erachtens bedarf es, einen Einschnitt vom Moralsubjekt her zu suchen und damit die tiefsitzenden Gründe des Sollens der Moralität aufzudecken.
Die Untersuchung, die in der Geschichte am einflussreichsten, am kontroversesten und an dem Wesen der Moralität am nächsten dran war, war in der Tat die „Lehre vom Sollen über die Basis der Moralität. Und Professor Song Xiren, ein renommierter chinesischer Ethiker, sagte: „Ohne die Bewusstheit und die theoretische Erkenntnis vom ‚Sollen‘ gibt es keine wissenschaftliche Moralphilosophie und keine wissenschaftliches Entwicklungsauffassung
.4 Das heißt, die Konstruktion der wissenschaftlichen Moralphilosophie und ihrer elementaren Begriffe besteht in der richtigen Erkennen und Begreifen des „Sollens. Ich habe stets daran geglaubt, dass unser Wissen von der Moralität im Falle des Ausbleibens der eingehenden Durchschau der Basis der Moralität, nämlich des „Sollens
des In-der-Welt-Fuß-fassens einer Person und der Existenz und Entwicklung eines Kollektivs, kaum tief eindringen wird und nur auf der flachen Oberflächenebene stehenbleiben kann, die volle Verkörperung der Moralität im „ontologischen und „eigentlichen
Sinne in der gesellschaftlichen Praxis unweigerlich beeinflusst und auch das Ins-Spiel-Kommen der gesellschaftlich-praktischen Funktion der Moralität unweigerlich beeinflusst.
Zahlreiche Denker in der Geschichte, egal ob Materialisten oder Idealisten, bestanden in ihrem ontologischen Fragen nach dem Sollen der Moralität entweder auf der sogenannten „Dialektik des Idealismus oder fielen in der Analyse der Moralität in den Sumpf der Metaphysik und gaben dafür kaum eine wissenschaftliche Erklärung. Zum Beispiel der britische Ethiker der Neuzeit Shaftesbury schlug über den Ursprung des Guten und Bösen in der Moralität die Ansicht des „Moral-Sense
vor. Er glaubte, dass dem Menschen eine Art „innerer Sinn—„Moral-Sense
angeboren sei, welcher das moralische Gut und Böse empfinden könne. Ein solcher innerer „Moral-Sense" des Menschen sei imstande, wahrzunehmen, ob ein Gefühl gelegen kommt oder nicht, bzw. das gute und böse Wesen eines Verhaltens wahrzunehmen. Werturteile der Menschen über die Moralität seien darum unmittelbare Empfindung der inneren Sinne des Menschen.5 Der deutsche Philosoph Kant glaubte, dass man moralische Werte und Prinzipien nicht auf sinnlicher Erfahrung begründen könne, man müsse sie auf dem Fundament des guten Willens begründen. Der gute Wille sei nicht gut, weil die Empfindung des Menschen gut ist, sondern weil sein eigenes Gut gut ist. Nur das Gute eines solchen guten Willens sei das unbedingte Gute. Um Zweifel darüber auszuräumen, ob es voluntaristisch ist, dass der gute Wille das moralisch Gute ist, wies Kant nachdrücklich darauf hin, dass der gute Wille kein instinktives Wille sei, noch jener Wille, schlicht nach sinnlicher Freude und sinnlichem Glück zu streben, und glaubte, dass jenes Handeln, welches sich allein auf den instinktiven Willen stützt, der Wille im Alltagsleben sei, die die Menschen ohne die Leitung der Vernunft haben. Nur die Vernunft könne die Menschen dazu leiten, höhere Zwecke und Werte zu verfolgen. Die höchste Mission der Vernunft sei es, den guten Willen zu erzeugen. Der gute Wille bestehe in der praktischen Vernunft. Kurzum, bei Kant ist die Moralität des Menschen im ontologischen Sinne das moralische Gute, das gut ist, weil es selbst gut ist.6 Obwohl solche Auslegungen der Moralität mit anscheinend unterschiedlichen Gedankengängen versuchten, die Basis für die Existenz der Moralität zu finden, wurde es durch die Empfindung oder durch den guten Willen des Menschen nicht logisch erklärt, warum es Moralität gibt. Für den weiteren Ausbau dieser Erkenntnis durch die Erörterung der Basis der Moralität, nämlich durch die ontologische Befragung der Moralität mit dem Blickwinkel der Dialektik des „Sollens war der deutsche Philosoph Hegel am maßgeblichsten. Er glaubte, dass die Moralität als jenes „Sollen
an sich mit der allgemeinen Bedeutung des „ich bin in mir selbst frei das „natürliche Dasein
sei.7 Er sagte aber auch, dass der Mensch als Subjekt nicht mit dem Subjekt identisch sei, „denn das Subjekt ist nur die Möglichkeit der Persönlichkeit, der Mensch sei „ein Bestimmtes
, diese bestimmte „Bestimmung bestehe darin, dass sich die an sich daseiende „selbst freie
Moralität in das „Recht des subjektiven Willens, nämlich in das sogenannte „abstrakte Recht
umwandelt, welches sowohl die „Moralität der für sich seienden Freiheit selbst als auch das Mittel zur Verwirklichung der „Moralität der für sich seienden Freiheit
sei. „Das Rechtsgebot ist daher: sei eine Person und respektiere die anderen als Personen. Dennoch sei die Moralität selbst oder „Moralität an sich
von der Moralität des Menschen als Subjekt weit entfernt. Denn das abstrakte Recht besitze Subjektivität, eine Identität mit dem „Sollen der Moralität an sich sei kaum zu verwirklichen. Hegel versuchte dafür, die Einheit der Moralität und des abstrakten Rechts im Stadium der Sittlichkeit zu verwirklichen. Er sagte: „Die Sittlichkeit ist die Idee der Freiheit, als das lebendige Gute, das in dem Selbstbewusstsein sein Wissen, Wollen und durch dessen Handeln seine Wirklichkeit, so wie dieses an dem sittlichen Sein seine an und für sich seiende Grundlage und bewegenden Zweck hat,–der zur vorhandenen Welt und zur Natur des Selbstbewusstseins gewordene Begriff der Freiheit
. Kurzum, „die Einheit des subjektiven und des objektiven an und für sich seienden Guten ist die Sittlichkeit8. Während Hegel Moralität und Sittlichkeit deutlich voneinander trennte, versuchte er zugleich, die Einheit der Moralität und des abstrakten Rechts im Stadium der Sittlichkeit zu verwirklichen, und glaubte: „Die Lorbeeren des bloßen Wollens sind trockene Blätter, die nie gegrünt haben
9. „Das Sittliche, so betonte Hegel, bestehe darin, dass es „das subjektive Gute
gibt, „was der Mensch tun müsse, welches die Pflichten sind, die er zu erfüllen hat, um tugendhaft zu sein. Hier ist die Stelle, wo Hegel in der ontologischen Explikation der Moralität über Kant hinausgeht, und es hat auch eine bestimmte gedankliche Vernünftigkeit. Es ist aber Hegels Wunschdenken, „das Sittliche
, nämlich die Einheit des subjektiven Willens und des Handelns zu verwirklichen. Unter der Bedingung des Privateigentums, im Sichtfeld des Idealismus kann man die Einheit des moralischen „Sollens und des „Seins
nicht wahrhaft verwirklichen, ganz zu schweigen von der Frage der Vernünftigkeit der gesellschaftlichen Basis der „zur vorhandenen Welt und zur Natur des Selbstbewusstseins gewordene Begriff der Freiheit selbst und deren logischer Begründung. Das Problem beim Gedanken Hegels ist, dass er wegen den Schranken der Zeit und seiner idealistischen Denkweise die Basis der Moralität und ihre Gründe nicht klarmachen konnte, geschweige denn klar darlegen zu können, dass die Moralität selbst die Einheit von „Sollen
und „Sein ist. Ist im „Sollen
das Element des in Zukunft notwendig zu erscheinenden „Seins nicht enthalten, so ist ein solches „Sollen
bedeutungslos, obwohl Hegel erkannt hat, dass „die Lorbeeren des bloßen Wollens trockene Blätter sind, die nie gegrünt haben".
Ganz egal, wie abstrakt man die Moralität versteht, gehört die Moralität immer noch zur wirklichen Welt und wird zu einem wichtigen Bestandteil der Gesellschaft. Nach dem Gesichtspunkt des Marxschen historischen Materialismus ist es darum der einzige richtige Weg, die Basis der Moralität von der Gesellschaftsgeschichte, zumal von gesellschaftlichen Verhältnissen her zu suchen.
Moralität meint das objektive „Sollen des „in-der-Welt
„Fuß-Fassens einer Person und die Verantwortlichkeiten und Normen, die es verkörpert. Daher ist es für uns erforderlich, den Menschen zum Einschnitt zu nehmen, um den Grund des Seins des Menschen sowie die Gründe seiner Verantwortung zu erkennen. Wofür ist der Mensch? Was das Menschsein betont, ist die Frage der Vernünftigkeit des Seins des Menschen. Was ist dann die Vernünftigkeit des Seins des Menschen? Der griechische Philosoph Sokrates sagte, der Mensch ist ein vernunftbegabtes Tier, das auf rationale Fragen rationale Antworten geben kann. Die alten chinesischen Denker Konfuzius und Menzius glaubten, „Menschlichkeit ist eben Menschsein
10, d.h., der wahre Mensch bestehe erst darin, dass „wenn jemand selbst den Wunsch hat, auf der Welt zu bestehen, er dann auch anderen dazu verhilft. Und wenn er etwas erreichen will, dann verhilft er auch anderen dazu11, „was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinen anderen zu.
12 Das heißt auch, die Vernünftigkeit des Seins des Menschen liege darin, dass der Mensch Wert auf die Moralität legt und Vernunft hat. Aristoteles wies darauf hin, dass die Vernunft am meisten der Mensch sei. Gerade weil der Mensch Wert auf die Moralität lege und Vernunft habe, liege der grundsätzliche Unterschied zwischen Tier und Mensch darin, dass der Mensch ein bewusstes Wesen sei. Die Bewusstheit sei eine wichtige Basis des Menschseins.
Da sich die Vernünftigkeit des Seins des Menschen nun in der Bewusstheit des Menschen mit Moral und mit Vernunft Menschen verkörpert, wie verkörpert sich dann die Bewusstheit und wie rollt sie sich auf? Es gab schon immer diverse Erklärungen. „Lehre vom Sollen, „Lehre vom Normcharakter
, „Lehre vom angeborenen Gewissen, „Lehre vom objektiven Geist
und „Lehre vom Willen Gottes", usw. haben alle ihre eigenen Ideen. Aber nur wenn wir auf dem Standpunkt und an der Methode des Marxschen historischen Materialismus beharren, können wir wahrhaft aufdecken, wo die Bewusstheit des Menschen liegt. Der historische Materialismus lässt uns wissen, dass sich die Bewusstheit des Menschen im richtigen Erkennen und Begreifen der zwischenmenschlichen Beziehungen verkörpert. Der immanente Charakter der Vernünftigkeit und Bewusstheit des Seins des Menschen ist das Erkennen und Begreifen des der Menschengattung eigenen Beziehungscharakters des Menschen.
Beziehungscharakter des Menschen heißt Gesellschaftlichkeit des Menschen. In der Tat bietet die Gesellschaft dem Sein des Menschen ein Fundament und eine Basis und bietet zugleich die Bedingungen für die Existenz und Entwicklung des Menschen dar. Und die Gesellschaft hat ihrem Wesen nach einen „Prozess-Charakter, sie ist ein ewiger, sich beständig entwickelnder naturgeschichtlicher Prozess. Jedes Individuum, das der Entscheidung und Kontrolle der Gesellschaft unterliegt, hat „von Natur aus
die Verantwortung oder ist zu der Verantwortung „verurteilt, für die Entwicklung der Gesellschaft seinen Beitrag zu leisten und jedes Individuum soll in die Entwicklung der Gesellschaft beständig „Elemente
und „Kräfte hineingeben, die es selbst hineingeben soll. Ansonsten verlöre der Mensch im ethischen Sinne die Qualifikation als Mensch. Diejenigen in der Gesellschaft, die zynisch sind und sogar ohne Bedenken die Interessen anderer und der Gesellschaft verletzen, sind im Sinne der Qualifikation keine Menschen und menschenunwürdig. Die gesellschaftliche Verantwortung, welcher der Mensch sich selbst stellt, ist die Voraussetzung für das vernünftige und bewusste Sein des Menschen selbst. Das heißt, das Menschsein liegt darin, laut den im „Sollen
der Objektivität im gesellschaftlichen Leben verkörperten Verantwortlichkeiten und Normen, nämlich moralischen Forderungen „Fuß zu fassen und „in der Welt zurechtzukommen
.
Die normativen Forderungen, die das von uns besagte „Sollen der Moralität verkörpern, haben ihre Eigentümlichkeit. Sie unterscheiden sich von moralischen Normen, die den Charakter der „Rollenimplikation
und „Interessenimplikation besitzen. Bestimmten Rollen und Interessengruppen erscheinen die in den Normen verkörperten spezifischen „Sollen
dennoch auf dem „Sollen begründet, d.h. Normen, die das „Sollen
verkörpern, erscheinen im vernünftigen Manier, nämlich im Aussehen des „Sollen des Sollens. Allerdings können die ökonomischen, politischen, rechtlichen und religiösen „Sollen
und die Normen, die sie verkörpern, nur das Sollen einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, Schicht, Klasse, usw. und dessen Normen sein. Insbesondere in einer Klassengesellschaft trägt das „Sollen und seine Normen den Stempel von Klassen. Marx wies darauf hin: „dieselben Menschen, welche die sozialen Verhältnisse gemäß ihrer materiellen Produktivität gestalten, gestalten auch die Prinzipien, die Ideen, die Kategorien gemäß ihren gesellschaftlichen Verhältnissen. Somit sind diese Ideen, diese Kategorien, ebensowenig ewig wie die Verhältnisse, die sie ausdrücken. Sie sind historische, vergängliche, vorübergehende Produkte.
13 Engels glaubte, dass „alle bisherige Geschichte, mit Ausnahme der Urzustände, die Geschichte von Klassenkämpfen war14. Darum trägt das „Sollen
in einer Klassengesellschaft den Stempel von Klassen. „Die Menschen schöpfen, bewusst oder unbewusst, ihre sittlichen Anschauungen in letzter Instanz aus den praktischen Verhältnissen, in denen ihre Klassenlage begründet ist—aus den ökonomischen Verhältnissen, in denen sie produzieren und austauschen.15 Das „Sollen
der wissenschaftlichen Moralität und ihre Moralnormen sind verschieden vom „Sollen der Politik, der Wirtschaft, des Rechts und der Religion und repräsentieren nicht die Rolle und das Interesse einer Gruppe, abgesehen davon, dass die Rolle und das Interesse einer Gruppe die Richtung der geschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft repräsentiert und danach das in der wissenschaftlichen Moralität und ihren Normen verkörperte „Sollen des Sollens
selbst „gesollt ist. Mit anderen Worten, das „Sollen
des „Sollen des Sollens ist nicht durch irgendeinen Faktor bedingt und ist eine „Notwendigkeit
. Deshalb ist die Moralität im wissenschaftlichen Sinne das „gesollte Sollen des Sollens", die objektive Basis des eigentlichen Wesens der Moralität und ihren Moralnormen.
Indes bedarf es einer Erklärung dafür, dass das Moralsubjekt das Individuum und auch das Kollektiv ist. Da das Kollektiv aus Individuen besteht, beeinflusst der Existenzmodus des Individuums unmittelbar den Modus und die Qualität der Existenz des Kollektivs. Daher sollte auch das Kollektiv als Moralsubjekt (wie Staaten, Nationen, Organisationen, usw.) gegenüber dem Individuum und der Gesellschaft die gebührende objektive moralische Verantwortung tragen. Das Entwicklungskonzept „Innovation, Koordination, Umweltfreundlichkeit, Öffnung und Partizipation im Regieren unseres Landes, das Prinzip „Wohlfahrt des Volkes über alles
in der wirtschaftlichen Entwicklung und gesellschaftlichen Verwaltung und das den Menschen als Fundament nehmende Konzept „Rette den Menschen zuerst" bei Katastrophen sind konzentrierte Verkörperungen der Verantwortung des Staates gegenüber dem Volk, insbesondere der moralischen Verantwortung. Moralität meint deshalb auch das objektive Sollen der Existenz und Entwicklung des Kollektivs und dessen Normen. Indes bedarf es einer Erklärung dafür, dass auch jedes Individuum für die eigene Existenz und Entwicklung verantworten, sich pflegen und sich perfektionieren soll. Ein Mensch, der nicht darauf achtet, als Mensch Fuß zu fassen und der keine Verantwortung für sich trägt, kann, um offen zu sein, kein Reich der Moral haben, für andere, für die Gesellschaft und für das Land verantwortlich zu sein.
So gesehen besteht die Moralität, von der wir sprechen, in der „Personifikation des „gesollten Sollens des Sollens
des In-der-Welt-Fuß-Fassens einer Person und der Existenz und Entwicklung eines Kollektivs.
Der eigentliche Modus der Moralität: „Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse, auf den Menschen selbst"
Da die Moralität, von der wir sprechen, das „gesollte Sollen des Sollens des In-der-Welt-Fuß-Fassens einer Person und der Existenz und Entwicklung eines Kollektivs ist und ausdrücklich vorschlägt, für die Gesellschaft (Kollektiv, Gemeinschaft), für andere und für sich selbst verantwortlich zu sein, kann eine solche Moralität nicht bloß auf der Ebene der philosophischen Analyse oder der philosophischen Idee stehenbleiben. Erst wenn das „gesollte Sollen des Sollens
und die Moralnormen, die es verkörpern, eine Einheit oder eine organische Identität mit der Perfektion des Menschen und der Harmonie zwischenmenschlicher Beziehungen erlangen, kann das von uns besagte moralische Sollen eine tatsächliche Bedeutung haben und erst dann ist Moralität als solche, nämlich Moralität im ontologischen Sinne möglich oder wirklich.
Das heißt auch, dass die Moralität im ontologischen Sinne im Grunde darin besteht, dass das „Sollen" des In-der-Welt-Fuß-Fassens einer Person und der Existenz und Entwicklung eines Kollektivs die Moralität im eigentlichen Modus, nämlich im rationalen Modus verwirklicht.
In der Ideengeschichte der Ethik gingen aufgrund der Unterschiedlichkeit der Ideen von der Moralität auch die Erkenntnisse von der Moralität im Modus der Vernunft ziemlich weit auseinander. Objektive Idealisten glauben, dass der der objektiven Welt präexistente Geist das Sein des Menschen und der menschlichen Gesellschaft bestimme und ebenso die Moralität bestimme. Hegel glaubte, dass sich die menschliche Gesellschaft samt ihrer Moralität aus dem absoluten Geist entäußert und die Moralität, als ein Moment des freien Willens des Menschen, des Menschen und der Menschheit wegen existiert. Hegels Ansicht nach verkörpert sich der freie Wille in den drei allmählich fortschreitenden Phänomenen des Geistes: abstraktes Gesetz, Moralität und Sittlichkeit, unter welchen die Moralität das Gesetz des subjektiven Gemüts und die Soll-Bestimmung der Selbstexistenz ist. Darum existiert Moralität des Seins des Menschen wegen (obwohl Hegel glaubt, dass die wahrhafte Verkörperung des absoluten Geistes des Wesens des Menschen in der Sittlichkeit sei). Hegel sagte über die Persönlichkeit: „Sie ist das Tätige, sie aufzuheben und sich Realität zu geben oder, was dasselbe ist, jenes Dasein als das ihrige