Die Welt erklären: Die Geschichte der National Geographic Society
Von Tobias Eick
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Über dieses E-Book
Heute bezweifelt dieses Vorhaben niemand mehr - längst ist es zu einer eigenen Marke in Forschung, Wissensvermittlung und anspruchsvoller Unterhaltung geworden.
Seit 1890 hat die NGS mehr als 9.600 Forschungsprojekte unterstützt, die nachhaltig das Verständnis unserer Umwelt beeinflusst haben, ganz getreu nach ihrem erklärten Ziel: Die Menschen sollen inspiriert werden, sich um ihren Planeten zu kümmern!
Mehr als neun Millionen Mitglieder rund um den Erdball zeugen von der enormen Popularität dieses Grundgedankens. Ein guter Teil von ihnen zählt zu den Abonnenten des National Geographic Magazins, das in 39 Sprachen mit einer Gesamtauflage von rund acht Millionen Exemplaren herausgegeben wird.
Doch wie ist es den Akteuren gelungen, von 33 Gründungsmitgliedern in einem kleinen Club in Washington, D. C., zu einer multinationalen Unternehmung von diesem Ausmaß anzuwachsen? Von schwierigen Anfangszeiten, Rassismus, finanziellen Miseren und Machtspielen weiß diese Geschichte ebenso zu berichten wie von glorreichen Expeditionen, journalistischen Neuerungen und persönlichen Schicksalen der Protagonisten. Eine kompakte Darstellung über mehr als 125 Jahre National Geographic Society.
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Buchvorschau
Die Welt erklären - Tobias Eick
Tobias Eick
Die Welt erklären
Die Geschichte der National Geographic Society
Impressum und Abbildungsverzeichnis
ISBN 978-3-86408-172-9 (epub)
Lektorat: Mark Lederer
Titelbild: flickr.com, francisco.j.gonzalez (Lizenz: CC BY 2.0)
© Vergangenheitsverlag, 2014 – www.vergangenheitsverlag.de
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Abb. 1: Der Cosmos Club im Herzen von Washington, D.C., zwischen 1921 und 1922 (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 2: Der Cosmos Club zwischen 1980 und 2006 (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 3: Major John Wesley Powell, Gründer des Cosmos Clubs, zählte auch zu den Gründungsmitgliedern der National Geographic Society (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 4: Adolphus Washington Greely, oberster US-Funkoffizier, war bei der Gründung der National Geographic Society ebenfalls anwesend (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb 5: Das National Geographic Magazine wurde ab 1896 als „Illustrated Monthly" für 25 Cents in den USA verkauft (flickr.com, Lizenz: CC BY 2.0).
Abb. 6: Alexander Graham Bell sollte das Präsidentenamt der National Geographic Society nach dem Tod Gardiner Greene Hubbards übernehmen (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 7: Alexander Graham Bells Ehefrau Mabel Hubbard Bell in späteren Jahren, ca. 1917 (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 8: Gilbert H. Grosvenor sollte der erste Herausgeber des National Geographic Magazines werden (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 9: Nur wenige Tage bevor Melville Bell Grosvenor zur Welt kam, Elsie Mays und Gilbert Grosvenors erster Sohn, kam der 25. Präsident der USA, William McKinley, nach einem Attentat ums Leben. Ihm folgte Vizepräsident Theodore Roosevelt (Foto) ins Amt (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 10: Die Hubbard Hall unweit des Weißen Hauses war im Jahr 1903 der erste richtige Hauptsitz der Gesellschaft (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 11: Nachdem Bell im Jahre 1903 als Präsident der National Geographic Society zurücktrat, widmete er sich in Kanada Flugexperimenten: U. a. beobachteten er und seine Assistenten den Flug eines Drachen, dessen Grundstruktur auf Tetraedern basierte (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 12: Willis L. Moore, Chef des amerikanischen Weather Bureaus wird Bells Nachfolger als Präsident (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 13: Der spätere US-Präsident William Howard Taft gehörte zu den Autoren des National Geographic Magazines (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 14: Die Hubbard-Medaille wird seit 1906 von der National Geographic Society verliehen (Robert Lawton, Lizenz: CC BY-SA 2.5).
Abb. 15: Polarforscher Admiral Robert E. Peary (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 16: Polarforscher Frederick A. Cook (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 17: Robert E. Peary an Bord seines Forschungsschiffes Roosevelt 6. April 1909 (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 18: Der Afroamerikaner Matthew Henson war Pearys langjähriger Freund und Begleiter auf Forschungsreisen (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 19: Gelbe Umrahmung, Eichenblatt-Borte und Lorbeerkranz – das Cover des National Geographic Magazines wurde Anfang des 20. Jahrhunderts grunderneuert (flickr.com, Robert Huffstutter, Lizenz: CC BY 2.0).
Abb. 20: Auch nach über 100 Jahren ist ein gelber Rahmen Merkmal einer jeden National Geographic-Ausgabe (flickr.com, Lizenz: CC BY 2.0).
Abb. 21: Die National Geographic Society entdeckte 1908 das Themengebiet der Archäologie fürs Magazin und finanzierte u. a. ein Projekt von Yale-Assistenzprofessor Hiram Bingham (Foto) in Machu Picchu (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 22: Richard E. Byrd hält vor 6.000 Anwesenden am 23. Juni 1926 auf einem Festbankett eine Rede. Er und sein Copilot Floyd Bennett wurden von der National Geographic Society als erste Menschen, die den nördlichsten Punkt der Welt im Flugzeug erreichten, geehrt. US-Präsident Calvin Coolidge verlieh ihnen an jenem Abend die Hubbard-Medaille. (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 23: (v. li. n. re.) Dr. John Oliver La Gorce, Vizepräsident der Gesellschaft; Georges-Marie Haardt, Forscher; Gilbert H. Grosvenor, Präsident der Gesellschaft und Maynard Owen Williams, Korrespondent der Gesellschaft (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Abb. 24: Die fünfte Generation des Familienunternehmens: Gil Grosvenor in späteren Jahren (flickr.com, David, Lizenz: CC BY 2.0).
Abb. 25: 1963 entsteht mitten im Herzen von Washington, D. C., der Bau eines neuen Hauptsitzes der National Geographic Society. Architekt Edward Durell Stone entwarf diesen Turm aus weißem Marmor (www.loc.gov, no known restrictions on publication).
Vorwort
Ist es sinnvoll Wissen über die Welt, die uns umgibt, zu mehren? Diese Frage stellten sich vor genau 125 Jahren die Begründer einer der größten gemeinnützigen Organisationen unserer Zeit, der National Geographic Society.
Heute bezweifelt dieses Vorhaben niemand mehr – längst ist es zu einer eigenen Marke in Forschung, Wissensvermittlung und anspruchsvoller Unterhaltung geworden.
Seit 1890 hat die NGS mehr als 9.600 Forschungsprojekte unterstützt, die nachhaltig das Verständnis unserer Umwelt beeinflusst haben, ganz getreu nach ihrem erklärten Ziel: Die Menschen sollen inspiriert werden, sich um ihren Planeten zu kümmern!
Mehr als neun Millionen Mitglieder rund um den Erdball zeugen von der enormen Popularität dieses Grundgedankens. Ein guter Teil von ihnen zählt zu den Abonnenten des National Geographic Magazins, das in 39 Sprachen mit einer Gesamtauflage von rund acht Millionen Exemplaren herausgegeben wird.
Doch wie ist es den Akteuren gelungen, von 33 Gründungsmitgliedern in einem kleinen Club in Washington, D. C., zu einer multinationalen Unternehmung von diesem Ausmaß anzuwachsen? Von schwierigen Anfangszeiten, Rassismus, finanziellen Miseren und Machtspielen weiß diese Geschichte ebenso zu berichten wie von glorreichen Expeditionen, journalistischen Neuerungen und persönlichen Schicksalen der Protagonisten.
1. Die Geburt eines Jahrhundertprojekts
„Damit wir alle mehr über die Erde […] erfahren können."
Washington, D. C., Vereinigte Staaten von Amerika, im Jahre 1888: Die Kapitulation der Nord-Virginia-Armee im Appomattox Court House beendete rund zwei Jahrzehnte zuvor den Sezessionskrieg, nachdem sich die amerikanische Gesellschaft wieder neu formieren musste.¹ Die Erschließung des Wilden Westens und die Unterjochung der Indianer stand kurz vor ihrem traurigen Höhepunkt am Wounded Knee.² Der in späteren Zeiten erfolgsverwöhnte Schriftsteller Jack London versuchte sich im Zuge der Goldfunde am Klondike River vergeblich als Goldsucher in Yukon.³ Die Demokraten konnten drei Jahre zuvor ihren größten Sieg gegenüber den viele Jahre politisch bestimmenden Republikanern verbuchen: Ihr Kandidat Grover Cleveland wurde überraschend per Direktwahl zum Präsidenten berufen.⁴ Ströme von europäischen Einwanderern suchten ihr Glück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und die zweite Welle der Industrialisierung war noch immer in vollem Gange. Wirtschaftlicher Aufschwung, technologischer Fortschritt, Gilded Age⁵, Landnahme – all dies waren wichtige Themen dieser Zeit. Und Washington, D. C., war Amerikas Zentrum der politischen Macht und Wissenschaft. Der Cosmos Club im Herzen verkörperte eine Sphäre von Einfluss, politischer Meinungsbildung und gesellschaftlichem Prestige. Sein Standort am Lafayette Square, schräg gegenüber vom Weißen Haus, war kein Zufall.
Abb. 1: Der Cosmos Club im Herzen von Washington, D. C., zwischen 1921 und 1922.
Abb. 2: Der Cosmos Club zwischen 1980 und 2006.
Seit der Gründung im Jahre 1878 von John Wesley Powell und seinen Geschäftspartnern⁶ verschrieb sich der Privatclub der Förderung seiner Mitglieder in Wissenschaft, Literatur und Kunst. Im Laufe der Zeit avancierte er zum Treffpunkt der geistigen Elite der US-Hauptstadt für Gespräche, Zigarren und Tratsch.⁷ So verwundert es wenig, dass gerade der Tagungsraum dieses Clubs mit seinem schweren, runden Mahagonitisch zehn Jahre nach seiner Eröffnung als Schauplatz eines historischen Ereignisses gewählt wurde:
„Sie sind eingeladen, an einer Versammlung teilzunehmen, die im Tagungsraum des Cosmos Club am Freitag, den 13. Januar um acht Uhr abends stattfindet. Es besteht die Absicht darüber nachzudenken, ob es sinnvoll ist, eine Gesellschaft zur Förderung und Verbreitung geografischen Wissens zu gründen."⁸
Dem formellen Ton des Einladungstextes vom 10. Januar 1888 angemessen, folgten dieser Aufforderung drei Tage später 33 Männer in dunklen Anzügen und schwarzen Krawatten. Noch heute ist eine strenge Kleiderordnung für den Zutritt in den Club von Nöten. An diesem, der Legende nach feuchtkalten, von Nebelschwaden durchzogenen Abend, zählten prominente Namen zu den Auserwählten: einer von ihnen war Gardiner Greene Hubbard, der Schwiegervater von Alexander Graham Bell und spätere Mitbegründer der Bell Telephone Company. Er galt als einer der wirtschaftlich einflussreichsten Männer dieser Zeit.⁹ Schon lange hegte der groß gewachsene Mann mit den braunen Augen und dem dichten Vollbart eine Vorliebe für die Wissenschaft und unterstützte sie rege. Geboren