Am Tag, als Magda wiederkam...: Dr. Brinkmeier Classic 33 – Arztroman
Von Sissi Merz
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Über dieses E-Book
Max war damals nicht ganz im Frieden von zu Hause geschieden, und jetzt überlagern sich bei ihm verschiedene existentielle Gefühle.
In Afrika hat er eine wirkliche Lebensaufgabe gefunden. In der Heimat wird er dringend benötigt.
Die Ärztin, der seine große Liebe gilt, wirkt mit ihm gemeinsam auf der Missionsstation und ist inzwischen fest verwurzelt auf dem afrikanischen Kontinent.
Dr. Max Brinkmeier muß sich entscheiden – und Sie erwartet die spannendste, gefühlvollste Arztromanserie! Die beliebte Schriftstellerin Sissi Merz erreicht in diesen eindrucksvollen Romanen den Höhepunkt ihres Schaffens.
»Ist der Doktor noch net daheim?« Afra, die betagte Hausperle, maß Dr. Josef Brinkmeier mit einem Blick, aus dem ziemlich gemischte Gefühle sprachen. »Es sind schon drei Tage …« Der alte Landarzt seufzte leise. Er trank einen Schluck Kaffee und murmelte: »Wir müssen ihn in Ruh lassen, Afra. Zwingen kannst den Max momentan zu nix. In seiner Lage …« »Aber im Grunde genommen hat sich doch nix geändert«, hielt Afra ihm entgegen. »Die Julia ist net erst seit gestern krank.« »Schon. Trotzdem ist es jetzt ärger als zuvor.« Josef kraulte Zamperl, seinen Hund, der ihm den Kopf aufs Bein gelegt hatte, gedankenverloren. »Es ist der Julia stetig ein bissel besser gegangen in den vergangenen Wochen. Freilich gab es manchen Rückschlag. Aber der Herzstillstand, ja mei, das hätte auch ganz anders ausgehen können. er net an Julias Bett wacht, verstehst?« Das flinke alte Weibel schüttelte den Kopf. »Na, das versteh ich net.
Ähnlich wie Am Tag, als Magda wiederkam...
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Buchvorschau
Am Tag, als Magda wiederkam... - Sissi Merz
Dr. Brinkmeier Classic
– 33 –
Am Tag, als Magda wiederkam...
Sissi Merz
»Ist der Doktor noch net daheim?« Afra, die betagte Hausperle, maß Dr. Josef Brinkmeier mit einem Blick, aus dem ziemlich gemischte Gefühle sprachen. »Es sind schon drei Tage …«
Der alte Landarzt seufzte leise. Er trank einen Schluck Kaffee und murmelte: »Wir müssen ihn in Ruh lassen, Afra. Zwingen kannst den Max momentan zu nix. In seiner Lage …«
»Aber im Grunde genommen hat sich doch nix geändert«, hielt Afra ihm entgegen. »Die Julia ist net erst seit gestern krank.«
»Schon. Trotzdem ist es jetzt ärger als zuvor.« Josef kraulte Zamperl, seinen Hund, der ihm den Kopf aufs Bein gelegt hatte, gedankenverloren. »Es ist der Julia stetig ein bissel besser gegangen in den vergangenen Wochen. Freilich gab es manchen Rückschlag. Aber der Herzstillstand, ja mei, das hätte auch ganz anders ausgehen können. Und jetzt hat der Bub Angst, dass wieder was geschieht, wenn
er net an Julias Bett wacht, verstehst?«
Das flinke alte Weibel schüttelte den Kopf. »Na, das versteh ich net. Wennst mich fragst, ist das Ganze nur noch spinnert. Wieso macht der Max net Schluss? Die Frau hat ihm nur Kummer gebracht. Und ich bin sicher, dass sich daran auch nix ändern wird. Sie will ja net einmal mehr mit ihm leben.«
»Aber die beiden waren zehn Jahre lang ein Paar. So was kann man net einfach beiseiteschieben. Außerdem haben sie sich nach wie vor lieb. Auch wenn der Max hier in Wildenberg arbeitet und die Julia auf der Missionsstation in Afrika.«
Afra winkte ab. »Das sind doch nur Worte. Wenn sie unseren Doktor wirklich lieb hätte, dann wäre sie mit ihm gegangen, als er die Praxis hier übernommen hat. Sie hat sich net entscheiden können. Und das sagt meiner Meinung nach alles!« Damit verließ sie die Stube und überließ Brinkmeier senior seinen recht trüben Gedanken. In gewisser Weise hatte die Hauserin ja Recht. Bedachte Josef, was sein älterer Sohn in den vergangenen Monaten alles hatte durchmachen müssen, dann kam er zu dem Schluss, dass Max’ Liebe zu Julia ihm tatsächlich mehr schadete als nützte.
Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen. Vor mehr als zehn Jahren hatte der junge Max Brinkmeier, eben mit dem Studium fertig, seine schöne Kollegin Dr. Julia Bruckner nach Ruanda begleitet. Für die anmutige Ärztin, die Max’ große Liebe war, hatte bereits während des Studiums festgestanden, dass sie in die Entwicklungshilfe gehen wollte. Julia war ein Scheidungskind, hatte während ihrer Schulzeit ein enges Verhältnis zu ihrem Onkel aufgebaut, der eine Herzklinik in München leitete. Er war zu ihrem Vorbild geworden, er hatte sie dazu inspiriert, Medizin zu studieren. Ihr Wunsch, Menschen zu heilen und zu helfen, war aber noch weiter gegangen. Julia wollte sich um die Ärmsten kümmern, um Menschen ohne Hoffnung und Zukunft. Ein wenig hatte sie sich als Kind auch so gefühlt. Und allein deshalb war die Arbeit in der Entwicklungshilfe für sie eine wahre Berufung gewesen.
Die gemeinnützige Organisation »Ärzte für Afrika« hatte das Paar zu einer vergessenen Missionsstation mitten im ruandischen Hochland geschickt. Damals waren die Spuren des Bürgerkriegs noch überall deutlich zu sehen. Holy Spririt hatte im Krieg als Auffangstation für Flüchtlinge gedient. Verwundete, hungernde Menschen waren hier mit Nahrung versorgt und notdürftig medizinisch behandelt worden. Der Standard war niedrig, die frommen Schwestern hatten immer wieder improvisieren müssen. Erst Julia und Max hatten durch ihre unermüdliche Fleißarbeit ein funktionierendes Buschhospital aus der Station gemacht. Max hatte von Anfang an gewusst, dass Julia Holy Spirit nicht wieder verlassen würde, dass sie die Station als ihr Lebenswerk betrachtete. Er selbst hatte ein wenig differenzierter dazu gestanden. Die Arbeit in Afrika war für den engagierten Mediziner eine wichtige Erfahrung gewesen. Doch er hatte nicht gezögert, nach Wildenberg zurückzukehren, als es nötig geworden war.
Josef dachte nicht gern an diese Zeit zurück, als es ihm gesundheitlich sehr schlecht gegangen war. Er hatte die Praxis aus Verzweiflung sogar zusperren wollen, denn er hatte nicht wirklich mit Max’ Rückkehr gerechnet. Als er dann vor seiner Tür gestanden und ganz selbstverständlich die Arbeit übernommen hatte, war Brinkmeier senior natürlich erleichtert und glücklich gewesen. Doch einen Wermutstropfen gab es dabei. Josef wusste, wie sehr Max Julia vermisste. Sein Sohn hatte ihm erzählt, dass er die schöne Kollegin bereits in Afrika immer wieder gebeten hatte, die Seine zu werden. Doch Julia zögerte, die Erinnerung an die unglückliche Ehe der Eltern, den frühen Tod der Mutter, ließ sie nicht los.
Trotzdem war die Trennung auf Dauer für Julia unerträglich. Mehrfach hatten sie und Max sich wieder gesehen, eine Weile war sie sogar in Wildenberg geblieben, hatte zusammen mit dem jungen Brinkmeier praktiziert. Dachte Josef an diese Zeit zurück, war er überzeugt, dass sie die glücklichste für Max gewesen war, seit seiner Rückkehr aus Afrika. Doch auch sie war nicht von Dauer gewesen, immer wieder hatte es Julia nach Afrika gezogen. Und Max war unglücklich zurückgeblieben.
Vor einer Weile hatte die schöne Ärztin sich dann mit einer aggressiven Abart des Gelbfiebers infiziert und lange um ihr Leben gekämpft. Sie hatte überlebt, doch einen Herzfehler davongetragen. Hätte ihr Kollege Tom Kennedy sie nicht nach Deutschland in die Klinik ihres Onkels gebracht, wären die Chancen auf eine langfristige Genesung minimal gewesen. Nun befand Julia sich bereits seit Wochen in München, doch ihr Zustand war nach wie vor ernst. Ob sie wieder gesund wurde, stand in den Sternen.
Vor ein paar Tagen hatte die Kranke sogar einen Herzstillstand erlitten. Prof. Leopold Bruckner hatte seine Nichte im letzten Moment retten können. Seither lag sie bewusstlos auf der Intensivstation. Und Max wachte an ihrem Bett. Der schwere Rückfall der geliebten Frau hatte ihn ganz aus der Bahn geworfen.
Josef hoffte von Herzen, dass es Julia bald besser ging. Ihre Erkrankung stellte auch für Max eine Zerreißprobe dar, der er schon zu lange Stand halten musste. Der junge Landarzt war kaum noch in der Lage, seinen Alltag zu meistern und seine Pflichten zu erfüllen, denn die große Sorge um Julia ließ keinen Platz mehr für anderes.
Mit einem Seufzer erhob Josef sich und sagte zu Zamperl: »Komm, jetzt machen wir rasch unsere Runde, und hernach muss ich die Praxis aufmachen. Auch wenn der Max es net gern sieht, einer sollte sich schon um unsere Patienten kümmern …«
Eine Weile später betrat der alte Landarzt die Praxis, die sich im Erdgeschoss des Doktorhauses befand. Christel Brenner, altgediente Arzthelferin und seit langem mit der Familie Brinkmeier freundschaftlich verbunden, warf ihrem ehemaligen Chef einen strengen Blick zu. Noch ehe sie etwas sagen konnte, meinte der aber: »Ich weiß selbst, dass das net die ideale Lösung ist. Aber was soll ich denn sonst machen?« Er ging hinüber ins Sprechzimmer, Christel folgte ihm. Sie war eine wuselige kleine Person mit einem grauen Haarschopf und wirkte sehr agil. »Wann kommt der Max denn endlich heim?«, fragte sie drängend. »So kann es doch net weitergehen. Du steuerst wieder auf eine Krise zu, Doktor, wennst weiterhin das volle Programm absolvierst.«
»Ich schaffe das schon. Die Hausbesuche übernimmt der Haselbeck, ich hab’s gestern so mit ihm abgesprochen. Und ich bin sicher, dass der Max bald aus München zurückkommt.«
»Klingt akkurat so, als hättest auch noch eine Freud’ an diesem unhaltbaren Zustand«, warf Christel ihm vor.
»Schmarrn. Ich verstehe nur, was der Max durchmacht. Damals, als ich meine Walburga hab’ hergeben müssen, da konnte ich auch nimmer klar denken. Das ganze Dasein war mir einerlei. Am liebsten hätte ich mich zur Walli gelegt und dem Leben Ade gesagt. Dem Max ergeht es net viel