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Reiterhof Dreililien 6 - Eine Welt für sich
Reiterhof Dreililien 6 - Eine Welt für sich
Reiterhof Dreililien 6 - Eine Welt für sich
eBook149 Seiten2 Stunden

Reiterhof Dreililien 6 - Eine Welt für sich

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Über dieses E-Book

Spannende Fortsetzung der beliebten Dreililien-Pferdebuchreihe!Turbulente Zeiten auf Dreililien: Zwischen Matty und Maja krieselt es gewaltig. Grund ist Hannes, der seine Ferien auf Dreililien verbringt und sich in Maja verliebt hat. Aber werden sich Matty und Maja wirklich trennen? Auch das Glück von Nell und Jörn wird überschattet. Nach einem Autounfall schwebt Jörn in Lebensgefahr. Für Nell beginnt eine schwere Zeit, in der sie erkennt, worauf es im Leben wirklich ankommt. Mit dem Umzug aufs Land ändert sich Nells Leben komplett: Neue Umgebung, neue Freunde, neue Liebe. Auf dem Reiterhof Dreililien entdeckt der Teenager ihre Leidenschaft für Pferde und findet in Jörn, dem Sohn des Reiterhofbesitzers, ihre erste große Liebe. Im Laufe der zehn Bände, die sich über vier Jahre erstrecken, erlebt Nell so manche Abenteuer, Hindernisse und Turbulenzen auf Dreililien.
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum12. Aug. 2019
ISBN9788726219630
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    Buchvorschau

    Reiterhof Dreililien 6 - Eine Welt für sich - Ursula Isbel

    www.egmont.com

    1

    Das Zwielicht des Sommerabends erfüllte Jörns Zimmer im alten Gutshaus, breitete seinen sanften Schimmer über die gemalten Rosen der Bauerntruhe. In den Ecken aber lagerten schon die ersten Schatten. Die Sträuße aus getrockneter Minze, Kamille und Johanniskraut, die von der Decke hingen, bewegten sich sacht im Luftzug.

    Jörn kramte in einer Schublade und murmelte etwas; ich aber war mit den Gedanken weit fort, auf Amsterdams Straßen, während Don McLean sang: „Stary, stary night, paint your pallet blue and gray . . ."

    Wir hatten dieses Lied über Vincent van Gogh zum erstenmal in einer Amsterdamer Kneipe gehört, Jörn und ich, und es war uns tagelang nicht aus dem Sinn gegangen, während wir im Vondelpark saßen und an stillen Grachten mit träg fließendem Wasser entlanggingen. Dann, Monate später, hatte Jörn es wiederentdeckt, unter Mikeschs alten Platten, und wir hatten es auf Kassette aufgenommen. Seitdem war „Vincent" zu einem unserer Lieblingslieder geworden. Wir spielten es oft, wenn wir beisammen waren. Für uns war es ein Lied, das trotz aller Schwermut zu Amsterdam gehörte, obwohl die Tage damals für uns glücklich gewesen waren.

    „Weinst du?" fragte Jörn. Er setzte sich neben mich und nahm meine Hand.

    „You took your life, as lovers often do", sang Don McLean. „But I could have told you, Vincent – this life was never meant for one as beautiful as you . . . "

    Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Nase. „Es ist so traurig", sagte ich, denn ich hatte an van Gogh gedacht, der sich das Leben nahm, aus Liebeskummer und weil keiner ihn und seine leidenschaftlichen, flammenden Bilder verstand.

    Schweigend hörten wir das Lied bis zum Ende. Dann schaltete Jörn den Recorder aus. Durch das geöffnete Fenster drang das Wiehern einer Mutterstute, die nach ihrem Fohlen rief, und das sehnsüchtige, lustvolle Schreien der Lerchen, die sich in den Abendhimmel schwangen.

    Ich schnüffelte ein bißchen, und es ging mir durch den Sinn, wie dicht beieinander doch Glück und Traurigkeit liegen. Vielleicht gehörte beides auch zusammen, wer weiß. In zehn Tagen waren Ferien, und irgendwo draußen im verwilderten Garten von Dreililien übte Matty auf seiner Mundharmonika.

    „Meinst du, daß sie dir den Urlaub bewilligen?" fragte ich.

    „Die ganzen sechs Wochen bestimmt nicht, weil jetzt zu viele Schwestern und Pfleger ihren Sommerurlaub nehmen wollen. Aber zwei Wochen müßten schon drin sein. Die Oberschwester will mir morgen Bescheid sagen."

    Zwei Wochen; das war nicht viel, aber besser als gar nichts. Endlich konnten wir tagsüber wieder Zusammensein, gemeinsam im Waldweiher baden, ausreiten, im Obstgarten liegen und den Sommer genießen. Während der knapp zehn Monate, die Jörn nun seinen Zivildienst in einem Rosenheimer Krankenhaus leistete, hatten wir viel zu wenig Zeit füreinander gehabt. Ich wartete sehnsüchtig auf diese gemeinsamen Ferien.

    „Ich glaube, ich muß die beiden Wochen dazu benutzen, endlich den Dörrboden auszubauen, sagte Jörn mit düsterer Stimme in meine Gedanken hinein. „Es geht jetzt nicht mehr lang so weiter. Ich kriege ständig Streit mit Vater. Manchmal würd ich am liebsten alles hinschmeißen und abhauen. Du kennst ja meinen Vater, Nell.

    Das schöne Bild von gemeinsamen Ausritten und sonnigen Waldweiherstunden verschwand. Trotz meiner Enttäuschung konnte ich Jörn verstehen. Ich wußte längst, wie schwierig das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater war. Der alte Moberg war immer starrköpfig und herrschsüchtig gewesen. Jetzt, wo Jörn erwachsen war und seine eigene Meinung vertrat, gerieten die beiden fast täglich aneinander.

    „Ich mag mich schon gar nicht mehr zum Abendessen an den Tisch setzen, weil er ständig etwas an mir herumzumeckern hat. Der Appetit vergeht mir, wenn ich bloß sein saures Gesicht sehe. Jörn starrte vor sich hin. „Vielleicht wär’s besser, wenn ich mir in Rosenheim ein Zimmer nehmen würde, aber . . .

    Ich erschrak, doch er sprach schon weiter, „ . . . aber andererseits mag ich auch nicht weg von zu Hause. Du bist doch hier, und ich hänge an Dreililien und den Pferden. Ich kann’s mir nicht vorstellen, in einem möblierten Zimmer herumzuhängen. Da würde ich eingehen wie eine Primel."

    Rasch sagte ich: „Es wird bestimmt alles besser, wenn du für dich allein wohnen kannst. Der Dörrboden ist ja neben Mikeschs Zimmer, und er hat jetzt Wasseranschluß und elektrische Leitungen nach oben legen lassen. Da könnte man die Anschlüsse bestimmt leicht nach nebenan führen. Wenn du vielleicht sogar eine eigene Küche und eine Dusche hättest . . ."

    „So perfekt wird’s nicht werden, sagte Jörn. „Dazu hab ich einfach nicht das Geld. Ich bin schon froh, wenn’s für ein Waschbecken, einen kleinen Heißwasserboiler und eine Kochplatte reicht. Ein ehemaliger Schulfreund, mit dem ich hier zur Grundschule gegangen bin, ist inzwischen Elektriker. Er würde mir vielleicht helfen.

    „Ja, sagte ich erleichtert. „Und der alte Dörrofen ist doch auch noch da oben. Dann brauchst du wenigstens keinen Ofen mehr.

    „Zum Heizen kann man das Ding nicht benutzen. Aber es ist schon prima, daß ein Kaminanschluß da ist. Sonst müßte man eigens einen Kamin hochziehen lassen, und das wäre einfach nicht drin."

    „Mikesch wird dir helfen", sagte ich.

    Jörn grinste. „Das ist immer der erste, der dir einfällt, wenn’s Probleme gibt. Natürlich bin ich um jeden froh, der mit anpackt, aber Mikesch wird jetzt bald genug mit den Ferienreitern zu tun haben."

    „Ich helfe dir auch, sagte ich. „Ich kann Balken saubermachen und den Boden schrubben oder mit Stahlwolle abziehen, die Fenster verkitten und streichen, all so was.

    „Ich werde dich beim Wort nehmen", erwiderte er.

    „Und was meint dein Vater dazu? Ist er einverstanden, daß du auf den Dörrboden ziehst?"

    „Er hat nicht viel dazu gesagt. Aber ich glaube, er wird auch froh sein, wenn wir uns nicht mehr dauernd in den Haaren liegen. Außerdem weiß er, daß ich sonst ganz von hier verschwinden würde, und das möchte er wohl doch wieder nicht. Jörn schwieg eine Weile. „Manchmal glaube ich, er haßt sich selbst.

    „Matty wird’s schwer haben ohne dich", sagte ich.

    „Ach, der kann besser mit Vater umgehen als ich. Er streitet sich nicht lange mit ihm herum, sondern hält einfach den Mund und tut am Ende doch das, was er für richtig hält."

    Ich dachte an den kleinen, drahtigen Herrn Moberg mit den Krücken und dem verbissenen, abweisenden Gesicht, das von Schmerzen gezeichnet war. Nein, ich stellte es mir nicht einfach vor, ihn zum Vater zu haben. Und obwohl er sich mir gegenüber nie unfair verhalten hatte, war ich ihm in den drei Jahren, die ich nun im Tal von Dreililien lebte, stets ausgewichen, soweit es ging.

    „Mich wundert’s, daß Mikesch mit ihm auskommt", murmelte ich.

    „Weil Vater Respekt vor Mikesch hat. Er behandelt ihn höflicher als jeden anderen, weil er weiß, daß der Laden hier ohne Mikesch nicht laufen würde – und weil Mikesch sich nicht einschüchtern läßt. Ich glaube manchmal, da ist so eine Art unsichtbare „Bis-hierher-und-nicht-weiter-Schranke, die Mikesch um sich herum aufbaut, und die mein Vater genau spürt. Jörn seufzte in komischer Verzweiflung. „Wenn ich den Trick bloß auch raushätte!"

    Ich lachte. „Ich glaube nicht, daß es funktionieren würde – jedenfalls nicht zwischen dir und deinem Vater. Du bist schließlich sein Sohn. Da gibt’s solche Schranken vielleicht nicht."

    Jörn zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht – jedenfalls ist ’s sauschwer, sich mit seinen Eltern auseinanderzusetzen; schwieriger als mit den meisten anderen Leuten. Nur glaube ich, wenn man’s nicht lernt, sich gegen sie zu behaupten, wird man sich später auch gegen keinen anderen behaupten können. Und ohne das geht’s nun mal nicht. Wenn du nicht wärst, Nell . . . Er stockte und fuhr dann fort: „Wenn du nicht wärst, hätte ich vielleicht schon längst das Handtuch geschmissen und wäre abgehauen. Aber das ist natürlich auch keine Lösung. „Nein, sagte ich und legte den Kopf an seine Schulter. „Und der Dörrboden wird bestimmt eine schöne Wohnung. Roddy kann dir auch helfen. Er macht jetzt immerhin schon seit einem Dreivierteljahr eine Schreinerlehre. Einen Schreiner kann man immer brauchen.

    Draußen war es unversehens dunkler geworden. Wind kam auf, und in der Ferne grollte der Donner. Wir gingen ans Fenster.

    „Da steht ein Gewitter über dem Gebirge, sagte Jörn. „Hoffentlich verzieht es sich. Falls es herkommt, müssen wir die Mutterstuten und ihre Fohlen von der Koppel holen. Die Jährlinge auch, die drehen sonst durch.

    „Wenn’s bloß keinen Hagel gibt, murmelte ich besorgt. „Heute war es den ganzen Tag so schwül.

    „Vorerst sieht es nicht danach aus. Bei Hagel ist der Himmel gelb, und da hinten ist’s rabenschwarz."

    Zwischen den Fliederbüschen tauchte Matty auf. Er sah zu uns hoch und schrie: „Das sieht nach einem mordsmäßigen Gewitter aus. Wenn’s hierherzieht, müssen wir die Pferde hereinholen!"

    „Stell dir vor, das haben wir uns auch gerade überlegt!" schrie Jörn zurück.

    Matty grinste uns freundschaftlich zu. Er trug seit neuestem einen „Spezialhaarschnitt", den Carmen ihm verpaßt hatte. Seine ehemals schulterlangen Haare, die er mit großer Geduld hatte wachsen lassen, waren jetzt sehr kurz geschnitten. Da sie immer die Neigung hatten, in die Höhe zu stehen, hatte Carmen sie so geschnitten, daß sie nun wirklich wie ein Mop von Mattys Kopf abstanden, was ausgesprochen frech und lustig aussah. Der kleine Goldring, den er seit ein paar Wochen im rechten Ohr trug – weil das angeblich gut für die Augen wäre, wie er sagte –, paßte dazu.

    Matty verschwand um die Hausecke. „Aber woran soll man rechtzeitig erkennen, ob das Gewitter herkommt oder in eine andere Richtung zieht? fragte ich. „So lange, bis es hier ist, können wir jedenfalls nicht warten.

    „Wenn sich der Wind in der nächsten Viertelstunde nicht dreht, kann man ziemlich sicher sein, daß es bald losgeht."

    Wir setzten uns auf die Fensterbank. Wie meistens vor einem herannahenden Sommergewitter verstummten die Vögel, und alle Gerüche schienen sich zu verstärken. Es roch nach den nahen Kornfeldern, dem Bach, nach Tannennadeln und frischem Heu. Der Misthaufen machte sich kräftiger als sonst bemerkbar, und aus den Futterkammern kam der Geruch der eingeweichten Rüben. Vom Garten her duftete es nach wilden Rosen und Jasmin.

    Ein Fensterflügel begann zu klappern. „Ich glaube, wir sollten runtergehen und die Fenster schließen, sagte Jörn. „Im Gesindehaus sind die Dachluken offen, und ich weiß nicht, ob Mikesch seine Fenster zugemacht hat, ehe er weggefahren ist. Im Stall regnet es auch auf der Nordseite leicht herein.

    Wir verließen das Haus und trennten uns auf dem Innenhof. Jörn ging ins alte Gesindehaus hinüber, gefolgt von Diana, der gefleckten Jagdhündin, Ich sah in der Fuhrknechtskammer nach dem Rechten, die Mikesch sich zur Wohnung ausgebaut hatte.

    Der Wind riß mir die Stalltür aus der Hand. In der Ferne rumpelte und krachte es bedrohlich. Von einem der Stallfenster aus sah ich Blitze über die Berge zucken wie auf einer Opernbühne. Matty erschien mit total zerzausten Haaren.

    „Du siehst aus wie der Fliegende Holländer", sagte ich.

    Offenbar war ihm nicht

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