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Dienst! Ein Kasernenroman in drei Tagen
Dienst! Ein Kasernenroman in drei Tagen
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eBook122 Seiten1 Stunde

Dienst! Ein Kasernenroman in drei Tagen

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Über dieses E-Book

Lieutenant Albrecht Elcke hat das Soldatenleben satt. Das Kasernenleben ist für ihn ein Hundeleben; viel lieber möchte er tanzen und mit seiner Geliebten Alix zusammen sein. Das ist aber zugleich auch sein großes Problem: Eine Heirat kostet Geld und weder er noch Alix haben welches; mit seinem niedrigen Sold hat er allemal in zehn Jahren genügend zusammengespart, aber soll er mit der Ehe warten, bis seine besten Jahre vorbei sind? Durch das Soldatenleben ist er förmlich "zur Ehelosigkeit verurtheilt ... Dann raubt man uns das natürlichste Recht des Menschen, das Weib zu nehmen, das er liebt und von dem er geliebt wird ... und was giebt man uns dafür: den Dienst und immer wieder den Dienst ..." Oder soll er den Abschied nehmen? Doch er hat ja nichts gelernt, womit er draußen sein Leben fristen könnte. Aber Alix mag nicht mehr warten: "Ich kann nicht verwelken und eine alte Jungfer werden ... ohne alle Hoffnung und Aussicht." Als ihm Alix nun eröffnet, dass es aus ist zwischen den beiden, schmiedet Albrecht einen verzweifelten Plan ... "Dienst", zuerst 1895 erschienen und damit nach "Unter den Linden!" Stratz' zweiter Roman und noch deutlich vom Naturalismus geprägt, ist zugleich auch eines von Stratz' eindringlichsten Werken.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum1. Jan. 2017
ISBN9788711506950
Dienst! Ein Kasernenroman in drei Tagen

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    Buchvorschau

    Dienst! Ein Kasernenroman in drei Tagen - Rudolf Stratz

    www.egmont.com

    I.

    Der 13. Februar.

    1.

    „Zum Donnerwetter!"

    Zwei-, dreimal klirrt die Säbelscheide in ungeduldigem Pochen an das Kasernenthor.

    Stille ringsum. Nur das eintönige Rauschen des Regens durch die Winternacht, ab und zu ein Windstoss, der stöhnend über die finstere, menschenleere Gasse dahinfegt.

    Nun nähern sich von innen schwere, schlürfende Tritte.

    „Werda?"

    Die Stimme das Postens klingt verschlafen.

    „Passant!"

    Die schlürfenden Tritte entfernen sich wieder, nach der Wachtstube zu, wo der Unteroffizier mit dem Kasernenschlüssel in der Tasche schnarcht.

    Nach einiger Zeit kehren sie wieder. Das Schloss knarrt und schwerfällig öffnet sich das dicke Thor.

    Unteroffizier Rother von der siebenten Kompagnie, die heute die Wache stellt, blinzelt, den Helm schief auf dem Kopf, stumpfsinnig in die Nacht hinaus, und fährt mit einem Ruck zusammen, als er einen Vorgesetzten erkennt.

    Und noch dazu einen Lieutenant der eigenen Kompagnie. Herr von Elcke hat mit ein paar andern jüngeren Ofsizieren seine Dienstwohnung in der Kaserne.

    Der Lieutenant tritt ein. Das Regenwasser trieft ihm von dem blinkenden Helm, es rieselte an dem Paletot herunter und tropft von den Spitzen des dunklen Schnurrbarts.

    Er gähnt.

    „Na ... Sie sinds, Rother! .... ’n bischen rascher könnten Sie bei dem Hundewetter wohl aufmachen ..."

    „’Befehl, Herr Lieutenant! ... ich wusste nicht, dass es der Herr Lieutenant war!"

    „.. na, ’s is gut! .. ’n Abend, Rother!"

    „Guten Abend, Herr Lieutenant!"

    Aus der Ecke des halbdunklen Thorgangs tönt das Klatschen eines Gewehrs in breiten Handflächen. Dort steht der Posten und präsentirt.

    Der Lieutenant winkt ihm ab, wirft einen zerstreuten Blick nach der Kasernenstube links, wo undeutliches Schnarchen ertönt und eine blakende Oellampe in kümmerlichem Scheine die abenteuerlich auf der Holzpritsche zusammengekrümmten Gestalten übergiesst, und schreitet dann zur Rechten des winddurchpfiffenen Gewölbes langsam mit dem Säbel klirrend die langen Treppen und Gänge hinauf zu seiner Wohnung.

    Kein Mensch ringsum .. kein Laut! Nichts rührt sich von den zweitausend Menschenleben, denen der weitläufige Gebäudekomplex auf Jahre hinaus die Heimath bedeutet.

    Die langgestreckten Gänge liegen öde da, in einem trüben Halbdunkel, das nur alle fünfzig oder hundert Schritt einmal durch den spärlichen Dunstkreis eines Flurlämpchens unterbrochen wird.

    Wo dieser Kreis hinreicht, da blinken in seinem gelblichen Scheine einförmig die Läufe der Gewehre, die, eins neben dem andern, soweit das Auge reicht, längs der Wand in ihren Stützen stehen, neben jedem ein Papptäfelchen mit der Nummer und dem Namen des Inhabers.

    Auf der anderen Seite des Flurs sind die Fenster. Sie gehen nach den Kasernenhöfen zu.

    Eines von ihnen steht offen.

    Lieutenant von Elcke lehnt sich daran und blickt hinaus in die Nacht.

    Wie aus weiter Ferne tönt durch das Regengeriesel noch der letzte Walzer an sein Ohr. In dem Dunkel draussen steigt noch einmal der helle Ballsaal vor ihm auf, fegende Schleppen, silbernes Lachen, blanke Schultern, ein süsser Duft von Blumen und Parfum, der ihn bis hierher in die schweigende Oede der Kaserne begleitet.

    Er versinkt in Träumen.

    Da schnarrt es aus dem Dunkel heraus, hoch oben von den Dächern her, als ob sich ein alter Mann räuspern wollte. Die invalide Kasernen-Uhr rüstet sich zum Schlagen.

    Irgendwo, in der regendurchrauschten Finsterniss, hebt es an, in mattem Klange.

    Eins — zwei — drei — vier — fünf.

    Fünf Uhr Morgens!

    Da wird es mit dem Schlafen heute nichts mehr. Bis man sich mit kaltem Wasser übergossen, sich umgezogen und dienstfertig gemacht hat, ist es sechs Uhr vorbei und um sieben beginnt die Rekruten-Instruktion.

    Der Lieutenant schreitet missmuthig den Gang entlang nach seinen Zimmern.

    *


    Unterwegs blieb er plötzlich stehen und stiess eine der Thüren auf, die zu den Stuben seiner Rekruten führten.

    Eine abscheuliche Luft drang ihm aus dem Raume entgegen, der still und dunkel da lag. In dem spärlichen Licht, das von dem Flur her eindrang, zeichneten sich undeutlich an den Wänden die Umrisse der Doppelspinde ab, davor, immer eines über einem andern, die schmalen eisernen Bettstellen, wohl zwanzig oder mehr.

    In den Bettstellen schnarchende, regungslose Gestalten, in allen möglichen und unmöglichen Stellungen über den Strohsack hingeflegelt. Da und dort starrte ein riesiger Fuss oder ein halberhobener Arm in die Höhe. Dicht an der Thüre hing schaukelnd ein muskulöses Bein aus einem der oberen Betten herunter. Wo es hin gehörte, konnte man nicht erkennen, da der Lichtstreifen hier jäh abschnitt.

    Der Mann darunter war wach und blinzelte aus blöden Augen zu dem Lieutenant herauf.

    Auch sonst regte es sich da und dort. Ein schweres Seufzen wurde im Hintergrunde hörbar.

    Elcke schloss die Thüre. Er war froh, als er wieder in der kühlen Nachtluft des Ganges stand.

    Welch ein lächerlicher Kontrast.

    Diese finsteren Räume mit ihren ungeschlachten Bewohnern, ihrer erstickenden Luft.

    Und vor einer Viertelstunde noch der lichtüberfluthete Ballsaal, die träumerischen Klänge des Wiener Walzers, und, nach diesen Klängen in seinem Arm sich wiegend, ein süsses, unbestimmtes Etwas, eine Wolke von duftigem Tüll, ein Gewirr von krausen blonden Locken, das sich an seine Schulter lehnte, ein grosses, blaues Augenpaar, das sehnsüchtig und bang zu ihm emporsah.

    Nun war der bunte Traum verflogen. Die Wirklichkeit umgab ihn wieder, die öde Wirklichkeit, Kasernenluft und Nacht und Regen.

    „Ein Hundeleben!" murmelte er ingrimmig vor sich hin, während er seine Thüre aufschloss und in das kalte Zimmer trat.

    Dort setzte er sich am Fenster hin, in Waffenrock und Epaulettes, wie er war, und starrte gedankenlos auf die dunkle Gasse.

    Vom Tisch her übergoss das flackernde Licht der Kerze sein Gesicht ....

    Keine regelmässigen Züge, noch weniger ein geistreicher Ausdruck in ihnen. Nein, ein mageres, scharfgeschnittenes Antlitz, schmale, energische Lippen, über der Hakennase ein Paar scharf spähende Augen, im Ganzen ein Urbild jenes Raubvogeltypus, den manche Geschlechter des märkischen Uradels bis in die Gegenwart bewahren.

    Derlei Köpfe imponiren den Frauen. Sie zeugen von Kraft.

    Wie elegant hatte er heute wieder vorgetanzt bei dem grossen Regimentsball, den er mit Alix Dahlem, der Tochter des Kommandeurs, eröffnet, und wie sicher klappten unter seinem Kommando Quadrille und Menuett.

    Die Damenwelt hatte sich denn auch dankbar erwiesen. Ein wildes Gewirr von Kotillonorden bedeckte die linke Seite seines Waffenrockes.

    Aber der Lieutenant schien nicht gesonnen, die Trophäen nach altem Brauche unter dem Spiegel seines Wohnzimmers an die Wand zu nageln. Er streifte sie sich ungeduldig und halb mechanisch ab und warf sie von sich, auf das Fenstersims, auf den Fussboden, wohin es traf, — während er in die Nacht hinausspähte.

    Dort draussen hatten sich mehrere Fenster erhellt, in dem finsteren, alten Gebäude, das die andere Seite der Gasse einnahm.

    Das war die Dienstwohnung des Regiments-Kommandeurs, eine Dienstwohnung von beinahe beängstigendem Umfang. Der verwittwete alte Graf Dahlem, der mit seiner Tochter da hauste, liess beinahe die Hälfte der Räume leer und unbenutzt.

    Da war nun Licht. Man kehrte vom Balle heim.

    Das Licht ging durch verschiedene Gemächer. Es verschwand im Erdgeschoss nach dem Hofe zu, wo sich der Pferdestall befand, es kam zurück und hielt sich dann für kurze Zeit in dem Erkenzimmer.

    Die weissen Vorhänge waren dort herabgelassen. Einen Augenblick zeichneten sich auf ihnen zwei Silhouetten ab, die Figur des alten hageren Grafen und neben ihm ein zierlicher Kopf auf leichtgebogenem Nacken, eine schlanke, hochaufgeschossene Gestalt, die mit koketter Schulterbewegung die Arme von sich ab zu Boden streckte, als wisse sie sich vor Müdigkeit nicht mehr zu lassen.

    Dann wurde es plötzlich finster. Man ging nach hinten, in die Schlafräume.

    Elcke blickte noch eine Zeitlang durch das dunkle Fenster, an das der Wind von Zeit zu Zeit klatschende Regengüsse warf. Dann sank sein Kopf vornüber. Er schlief ein.

    *


    Es war nahe an sechs Uhr. Unten in der Wölbung des Kasernenthors liess Unteroffizier Rother die Wachmannschaft zur Ablösung antreten.

    Der Posten vor dem Gewehr wurde gewechselt, dann stellten die Leute die Gewehre wieder in die Stützen und schlürften in die Stube zurück.

    Nur der Spielmann blieb stehen, nestelte sich sein Horn los und setzte es, in den freien Hof hinaustretend an die Lippen:

    Weithin klang, sich an den hohen Wänden brechend und widerhallend, das langgezogene Signal, das die Kasernensprache mit: „Habt Ihr noch nicht lang

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