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Fünf Jahre der Entscheidung - Deutschland nach dem Kriege. 1945-1949
Fünf Jahre der Entscheidung - Deutschland nach dem Kriege. 1945-1949
Fünf Jahre der Entscheidung - Deutschland nach dem Kriege. 1945-1949
eBook190 Seiten2 Stunden

Fünf Jahre der Entscheidung - Deutschland nach dem Kriege. 1945-1949

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Über dieses E-Book

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges hatte Deutschland zwischen 1945-1949 viele Entscheidungen zu treffen. Auf die sogenannte Stunde Null folgte auf der einen Seite, trotz Hunger, Flüchtlingselend und Demontage, der Neubeginn, auf der anderen Seite aber auch die Teilung. Dies war eine entscheidende Weichenstellung für Deutschland. Doch wie kam es überhaupt dazu und wie lebten die Deutschen damals? In diesem Buch bekommt der Leser ein aufregendes Bild der Nachkriegszeit.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum14. Okt. 2019
ISBN9788711836132
Fünf Jahre der Entscheidung - Deutschland nach dem Kriege. 1945-1949

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    Buchvorschau

    Fünf Jahre der Entscheidung - Deutschland nach dem Kriege. 1945-1949 - Thilo Koch

    danach

    Ich widme dieses Buch

    meiner Frau Susanne Koch

    und meinen Kindern

    Bettina, geboren 1946 in Berlin,

    Thilo, geboren 1949 in Berlin

    Die Stunde Null

    Deutschland heute – das ist das Ergebnis von Deutschland 1945 bis 1949. Erinnern wir uns noch an jene Stunde Null? Wollen wir uns überhaupt erinnern? Ist es nicht besser, angenehmer jedenfalls, die Schrecken jener Jahre zu vergessen? Die Wunden sind vernarbt – warum daran rühren?

    Die Jahre 1945, 1946, 1947, 1948, 1949 waren die fünf Jahre der Entscheidung über den deutschen Weg. Wer wissen möchte, wieso, wer wissen will, woher er kommt, wohin er geht – heute, als Deutscher in dieser Welt, der muß es aufregend interessant finden zu erfahren, was damals geschah. Nur so kann er begreifen, wie es kommen konnte, daß heute die absurdeste, die am besten bewachte und kostspieligste Grenze der Welt quer durch Staat und Nation der Deutschen verläuft und ihre Hauptstadt zur Insel macht.

    Was damals geschah, scheint lange zurückzuliegen, sehr lange. Aber die Folgen jener Stunde Null – sie sind unheimlich gegenwärtig in unserem deutschen Vaterland. Wachtürme und Todesstreifen, Mauer und Schießbefehl – quer durch Deutschland. Selbstverständlichkeiten seit langem, für lange.

    Wissen wir noch, wie es dazu kam?

    Wie und warum?

    Die Alliierten hatten den Krieg gewonnen, aber sie verloren den Frieden. Kalter Krieg und Eiserner Vorhang, Blockade Berlins und Flüchtlinge, immer wieder Flüchtlinge von Ost nach West – das waren die Folgen. Wirtschaftlich sind wir wieder »wer« – wir in der Bundesrepublik Deutschland und auch unsere Landsleute drüben in der DDR. Aber politisch sind wir eine Nation ohne Identität, ein Volk ohne Staat.

    Während sonst in Europa zwischen Ost und West manch neuer Brückenschlag gelingt, wird der Graben durch Deutschland immer tiefer, der Stacheldraht immer höher, die Mauer immer undurchdringlicher.

    Warum?

    Das ist: Die Deutsche Frage.

    1 Besiegte und Sieger

    Hitler hatte kurz vor seinem Selbstmord am 30. April 1945 zu Albert Speer, seinem Reichsminister für die Kriegsproduktion, gesagt: »Wenn der Krieg verlorengeht, wird auch das Volk verloren sein. Dieses Schicksal ist unabwendbar.« Und gegenüber Hermann Rauschning äußerte »der Führer«: »Wir können untergehen. . ., aber wir werden eine Welt mitnehmen.«

    Die Welt überlebte die deutsche Katastrophe; aber Deutschland war in der Tat eine Trümmerwüste, ein riesiger Schutthaufen, der das deutsche Volk unter sich begraben hatte. Dennoch, auch in Deutschland ging das Leben weiter.

    Die Überlebenden verlassen ihre Schlupfwinkel. Mehr als 50 Millionen Tote sind die Bilanz des Zweiten Weltkrieges und der Hitler-Diktatur. Hunger, Krankheit, Ungewißheit, Obdachlosigkeit, Vergewaltigung, Übermacht und Übermut der Sieger kennzeichnen »die Stunde Null«.

    Am meisten von allen Völkern haben die Russen unter dem Raubkrieg Hitlers gelitten. 20 Millionen Russen sind umgekommen. Nun fügen die Rotarmisten ihrerseits dem Angreifer die tiefsten Demütigungen zu. Die deutsche Bevölkerung zittert vor ihnen.

    Aus den Aufzeichnungen einer Berlinerin:

    »21. April 1945 (Samstag): Verkehrsmittelsperre. . . Letzter Tag im Betrieb. . . Ab Mittag starker Artilleriebeschuß in Stadtmitte, zahlreiche Tote. 27. April 1945 (Freitag): . . .Versuch einzukaufen muß wieder wegen Beschuß abgebrochen werden. Russischer Kommissar holt alle aus dem Haus, Uhr abgenommen. . . Schießerei rund um den Bunker, in dem vorwiegend werdende Mütter und Mütter mit Kindern sind. . . Schwere Schießerei. . . Tag und Nacht im Keller.

    1. Mai 1945 (Dienstag): Leichter Beschuß. Mai-Feier der Russen. Im Keller belästigt – Herr Witte geht dazwischen, konnte davonlaufen. Mittags zwei Kommissare – Herr Oberländer versucht es zu verhindern, im letzten Augenblick davongelaufen. . . Meist auf dem Boden versteckt. . . Unruhige Nacht, überall Hilferufe. . . 13. Mai 1945 (Sonntag): Wohnung und Keller weiter aufgeräumt. Alles ruhig. Die erste Nacht seit dem 22. April richtig ausgezogen geschlafen. . .«

    Während die amerikanischen Armeen auf Grund von Übereinkünften mit der Sowjetunion an der Elbe haltmachen, erobert die Rote Armee den ganzen deutschen Osten, fast ganz Mitteldeutschland und auch die deutsche Reichshauptstadt Berlin.

    In einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 17.12.1953 (zu den »Einhunderteinunddreißigern«) heißt es rückblickend: »Diese Katastrophe war in der neueren Geschichte ohne Beispiel: Die vollständige Besetzung des deutschen Staatsgebietes, die Kapitulation der Wehrmacht, das Aufhören jeder staatlichen Verwaltungstätigkeit, die Auflösung aller Einrichtungen und Organisationen der den Staat allein tragenden Partei.«

    Der Senior der deutschen Geschichtsschreibung, Professor Friedrich Meinecke, schreibt in ›Die deutsche Katastrophe‹: »Der deutsche Staat ist uns zerschlagen, weites deutsches Land geht uns verloren, Fremdherrschaft ist uns für lange Zeit zum Schicksal geworden. Wird es gelingen, den deutschen Geist zu retten? Noch nie in seiner Geschichte hat er eine solche Belastungsprobe auszuhalten gehabt.«

    In Köln leben von 730 000 Einwohnern der Vorkriegszeit nur noch 40 000 notdürftig in Kellern und ausgebesserten Notwohnungen.

    20 Millionen Menschen auf dem Gebiet der späteren Bundesrepublik Deutschland haben 1945 keine Wohnung. Fast die Hälfte aller Verkehrsanlagen ist zerstört. Als der letzte Schuß verhallt ist, die letzte Bombe gefallen, liegen 400 Millionen Kubikmeter Schutt auf Deutschland.

    2 1/4 Millionen Wohnungen sind total vernichtet, weitere 2 1/2 Millionen teilweise. Deutschland gleicht einer gespenstigen Landschaft des Todes – Resultat des Fanatismus, mit dem ein »Tausendjähriges Reich« errichtet werden sollte, das zwölf Jahre dauerte.

    Siegesparaden aller Streitkräfte feiern den Triumph über den gemeinsamen Gegner. Ein Krieg ist von den Alliierten gewonnen worden, in dem insgesamt 170 Millionen Mann unter den Waffen gestanden hatten.

    Karl Jaspers sagt 1945 in seinen Heidelberger Vorlesungen: »Uns kann wohl Sorge befallen wegen der Selbstsicherheit der Sieger. Denn von nun an liegt alle entscheidende Verantwortung für den Gang der Dinge bei ihnen. Ihre Sache ist, wie sie Unheil verhüten oder neues Unheil heraufbeschwören. Was nunmehr ihre Schuld werden könnte, das wäre das gleiche Unheil für uns wie für sie.«

    Karl Jaspers drückt aus, was viele Deutsche denken: »Wir tragen die politische Verantwortung für unser Regime, für die Taten des Regimes, für den Anfang des Krieges in dieser weltgeschichtlichen Lage und für die Artung der Führer, die wir an unsere Spitze geraten ließen. Daher haften wir den Siegern gegenüber mit unserer Arbeit und Leistungsfähigkeit und müssen wiedergutmachen, wie es den Besiegten auferlegt wird.«

    Die amerikanischen Soldaten haben einen Krieg hinter sich, der ihnen als Kreuzzug des 20. Jahrhunderts erklärt worden war. Die Begegnung an der Elbe wird von Rotarmisten und US-Landsern gleichermaßen als Höhepunkt und Belohnung ihrer Anstrengungen empfunden. Es sollte die einzige herzliche Begegnung der westlichen und östlichen Sieger bleiben. Sie vollzieht sich auf unterer Ebene.

    Niemals zuvor in der neuen Geschichte waren so viele Zivilpersonen von einem Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden. Als die Kanonen schweigen, ist die Angst nicht vorbei. Mit der Hoffnung auf einen Neuanfang sind zunächst bittere Not und härtester Kampf ums Überleben gepaart. Besonders die Frauen mit kleinen Kindern vollbringen in den ersten Monaten und Jahren nach dem Krieg außerordentliche Leistungen.

    Jeder sucht jeden. 25 Millionen Deutsche sind nicht an ihrem Heimatort, die Familien auseinandergerissen, die Sorge um das Schicksal der kriegsgefangenen deutschen Soldaten allgegenwärtig. Es gibt keinen Postverkehr, keine Informationsquellen. Die Nahrungssuche beherrscht das Denken. Die Sieger beschlagnahmen die besten der noch vorhandenen Häuser, um dort Unterkünfte für sich selbst einzurichten.

    In dem Buch ›Viermächtekontrolle in Deutschland‹ schreibt Michael Balfour über die Situation der alliierten Soldaten: »Sie verfügten über die besten Quartiere, beanspruchten Vorrang im ganzen Verkehrswesen, hatten freien Eintritt zu deutschen Opern und Musikveranstaltungen, hatten ausreichende gute Verpflegung und in den alliierten Währungen das einzige Geld, das etwas wert war. Sie verfügten über all die kleinen Dinge des Luxus, wie Zigaretten, Kaffee und einen Überfluß an Lebensmitteln, die für den Deutschen nach dem Kriege Kostbarkeiten waren.

    Eine Anstellung auch für niederste Dienstleistungen wie Küchenarbeit und Saubermachen erhofften viele Deutsche, die mit den Küchenabfällen der Offiziersmessen oft ganze Familien ernährten. Jeder einfache alliierte westliche Soldat verfügte über Dinge, die deutscherseits begehrt waren: Benzin, Lebensmittel, Kleidung, Brennstoff, Zigaretten, und er erhandelte dabei auf dem Schwarzen Markt von den Deutschen viel wertvollere Tauschgegenstände wie Kameras, Uhren, Schmuck.«

    In der Stunde Null beherrschen Haß und Verachtung die Stimmung gegenüber dem geschlagenen Deutschland. »There is no good German but a dead German«, heißt es: »Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher.«

    Aus dieser Auffassung heraus war 1944 der Plan des Finanzministers Henry Morgenthau jr. entstanden: Deutschland sollte zum Agrarland gemacht, seine gesamte Wirtschaft für zwanzig Jahre von seinen Nachbarn kontrolliert werden.

    Mit dem Tod Hitlers und der Kapitulation Berlins brach die Organisation der gesamten Verwaltung des Deutschen Reiches zusammen.

    Der spätere amerikanische Militärgouverneur in Deutschland, General Lucius D. Clay, schreibt in seinen Erinnerungen: »Rückblickend meine ich, daß wir unsere Aufgabe sicher als hoffnungslos angesehen hätten, wenn wir damals das chaotische Durcheinander voll überblickt hätten.«

    Winston Churchill sagt vor dem britischen Unterhaus: »Ein Deutschland ohne Kopf fiel den Eroberern in die Hand.« Präsident Roosevelt schrieb bereits am 26. April 1944: »Es ist äußerst wichtig, jedem Deutschen zu Bewußtsein zu bringen, daß Deutschland diesmal geschlagen ist. Alle Deutschen sollen es spüren, daß die ganze Nation an einer verbrecherischen Verschwörung gegen die Anstandsgesetze der modernen Zivilisation teilgenommen hat.«

    Kennzeichnend für das Verhalten der alliierten Soldaten in der ersten Zeit nach der Kapitulation ist die Direktive JCS 1067 vom 26. April 1945 des Generalstabes der US-Streitkräfte: »Es muß den Deutschen klargemacht werden, daß Deutschlands rücksichtslose Kriegsführung und der fanatische Widerstand der Nazis die deutsche Wirtschaft zerstört und Chaos und Leiden unvermeidlich gemacht haben, und daß sie nicht der Verantwortung für das entgehen können, was sie selbst auf sich geladen haben. Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als besiegter Feindstaat.«

    Thomas Mann hatte 1945 in den USA eine vielbeachtete Rede gehalten: ›Deutschland und die Deutschen‹. Darin heißt es: »Nichts geistig Großes kam mehr aus Deutschland, das einst der Lehrer der Welt gewesen war. Es war nur noch stark. Aber in dieser Stärke und unter aller organisierten Leistungstüchtigkeit dauerte und wirkte fort der romantische Krankheits- und Todeskeim. Geschichtliches Unglück, die Leiden und Demütigungen eines verlorenen Krieges nährten ihn. Und, heruntergekommen auf ein klägliches Massenniveau, das Niveau eines Hitlers, brach der deutsche Romantismus aus in hysterische Barbarei, in einen Rausch und Krampf von Überheblichkeit und Verbrechen, der nun in der nationalen Katastrophe, einem physischen und psychischen Kollaps ohne gleichen, sein schauerliches Ende findet.

    Was ich Ihnen erzählte, ist die Geschichte der deutschen ›Innerlichkeit‹. Es ist eine melancholische Geschichte – ich nenne sie so und spreche nicht von ›Tragik‹, weil das Unglück nicht prahlen soll. Eines mag diese Geschichte uns zu Gemüte führen: daß es nicht zwei Deutschland gibt, ein böses und ein gutes, sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug. Das böse Deutschland, das ist das fehlgegangene gute, das gute im Unglück, in Schuld und Untergang. Darum ist es für einen deutschgeborenen Geist auch so unmöglich, das böse, schuldbeladene Deutschland ganz zu verleugnen und zu erklären: Ich bin das gute, das edle, das gerechte Deutschland im weißen Kleid, das böse überlasse ich Euch zur Ausrottung. Nichts von dem, was ich Ihnen über Deutschland zu sagen oder flüchtig anzudeuten versuchte, kam aus fremdem, kühlem, unbeteiligtem Wissen; ich habe es auch in mir, ich habe es alles am eigenen Leibe erfahren.«

    2 Die Aufteilung Deutschlands

    Bereits 1943, auf der Konferenz von

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