Donogan hat sich entschieden: G.F. Barner 192 – Western
Von G.F. Barner
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Über dieses E-Book
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Während Keith Donogan absteigt und sein Pferd anbindet, sieht er den Mann. Im Hof der Drugan-Transportlinie ist niemand. Der Mann blickt nur in den Hof, sieht Keith und wendet sich dann ab. Also gut, denkt Keith bitter. Er wird es nun melden. Die Ruhe hier gefällt mir nicht. Ein leerer Hof, obwohl hier sechs Wagen stehen, zu denen gewiß auch Männer gehören. Sie werden alle warten, aber wo? Er sieht sich um, kann aber niemanden mehr entdecken. Sein Pferd trottet langsam nach rechts in den Schatten. Es geht so weit, wie es der angebundene Zügel zuläßt. Und Keith hat für den Bruchteil eines Gedankens das Empfinden, als suche sein Pferd den gleichen Schatten, in den auch Keith untertauchen möchte. Seine Hand wischt einmal wie unabsichtlich über den Kolben seines Revolvers. Der Kolben ist so staubig wie der Mann Keith, der den Weg von Laramie herauf in weniger als acht Stunden zurückgelegt hat. Sein Pferd schwitzt, es ist ein heißer Tag. Und wenn es auch bald Abend sein wird, ist die Hitze noch nicht abgeklungen. Dann ist der Mann in der Tür, ein kräftiger und großer Mann mit einem Bart, der Keith an Nelson Story erinnert. Aber es ist nicht Nelson, es ist Jim Drugan, der schärfste Konkurrent von Story in diesem Land. Keith hat Drugan noch nie gesehen, obwohl er seinem Wagen mehr als ein dutzendmal begegnet ist. Der erste Eindruck, den er von Drugan gewinnt, ist für alle Zukunft entscheidend.
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Donogan hat sich entschieden - G.F. Barner
G.F. Barner
– 192 –
Donogan hat sich entschieden
… und wird Wagenboss der Drugan-Linie
G.F. Barner
Während Keith Donogan absteigt und sein Pferd anbindet, sieht er den Mann. Im Hof der Drugan-Transportlinie ist niemand. Der Mann blickt nur in den Hof, sieht Keith und wendet sich dann ab.
Also gut, denkt Keith bitter. Er wird es nun melden. Die Ruhe hier gefällt mir nicht. Ein leerer Hof, obwohl hier sechs Wagen stehen, zu denen gewiß auch Männer gehören. Sie werden alle warten, aber wo?
Er sieht sich um, kann aber niemanden mehr entdecken. Sein Pferd trottet langsam nach rechts in den Schatten. Es geht so weit, wie es der angebundene Zügel zuläßt. Und Keith hat für den Bruchteil eines Gedankens das Empfinden, als suche sein Pferd den gleichen Schatten, in den auch Keith untertauchen möchte.
Seine Hand wischt einmal wie unabsichtlich über den Kolben seines Revolvers. Der Kolben ist so staubig wie der Mann Keith, der den Weg von Laramie herauf in weniger als acht Stunden zurückgelegt hat.
Sein Pferd schwitzt, es ist ein heißer Tag. Und wenn es auch bald Abend sein wird, ist die Hitze noch nicht abgeklungen.
Dann ist der Mann in der Tür, ein kräftiger und großer Mann mit einem Bart, der Keith an Nelson Story erinnert. Aber es ist nicht Nelson, es ist Jim Drugan, der schärfste Konkurrent von Story in diesem Land.
Keith hat Drugan noch nie gesehen, obwohl er seinem Wagen mehr als ein dutzendmal begegnet ist. Der erste Eindruck, den er von Drugan gewinnt, ist für alle Zukunft entscheidend. Der Eindruck ist gut, das Gesicht Drugans ist offen und nicht unfreundlich. Er hat ein gerötetes, von der Hitze dieses Tages verschwitztes Gesicht mit einem dunklen Bart und hellen durchdringenden Augen.
»Hallo«, sagt Drugan freundlich. »Keith Donogan, wenn ich mich nicht irre?«
»Ja«, erwidert Keith ruhig, »das bin ich, Mr. Drugan.«
»Meine Leute nennen mich nur Jim, Keith!«
Das ist knapp, aber es sagt eine Menge. Aus diesem Satz entnimmt Keith, daß Drugans Brief wohlüberlegt gewesen sein muß. Drugan hat sich in den anderthalb Jahren, seit er zum Konkurrenten von Story geworden ist, einen Namen gemacht, den Namen eines klugen und charakterfesten Mannes.
»Ja, Jim«, sagt Keith langsam und geht nun los. Und er ist genau wie Drugan mit ein, zwei Worten schon dabei, mehr als eine ganze Geschichte zu sagen.
Irgendwie muß das Drugan gefallen. Er lächelt.
»Ich habe immer ein wenig Angst vor dir gehabt, Donogan«, sagt er dann fast heiter und sichtlich erleichtert. »Der Abschied schwer geworden?«
Keith hebt seine linke Braue. Der Staub, der sich mit Schweiß vermischt hat und festgetrocknet ist, platzt auf.
»Abschied von Gittern, einem mürrischen Sheriff und zwei Deputys, die den ganzen Tag von nichts als Mädchen reden«, sagt Keith trocken. »Ich nenne das einen leichten Abschied.«
Er ist keine acht Yard mehr von Drugan entfernt und hört im Flur jemanden tuscheln. Sicher sind dort mehrere Männer. Bisher zeigen sie sich noch nicht, aber sie werden ihn nicht nur später betrachten, sie werden ihn studieren wollen.
Drugans Gesicht ist gleichbleibend freundlich, aber die gewisse Vorsicht in seiner Stimme dringt doch durch, als er fragt: »Ich meinte nicht den Abschied vom Gefängnis, ich meinte den von Story! Er hat doch sicher gewußt, daß du entlassen worden bist. Und…«
»Er hat mich besucht.«
»Ah!«
Das ist nur ein Laut, den Drugan ausstößt, ehe ihn Keith erreichen kann. Aber in diesem Ausruf liegt alles, etwas Schreck, etwas Bestürzung und eine große Überraschung.
Dann streckt Drugan die Hand aus.
Und es ist der Augenblick des Händedruckes, der Keith das Gefühl vermittelt, einem guten Mann die Hand zu geben. Der Druck von Drugans Hand ist fest und hart. So gibt ein Mann einem anderen seine Rechte. Und so blickt er ihm beim Händedruck gerade in die Augen.
»Story macht keinen Weg, wenn es sich nicht für ihn lohnt«, erklärt Drugan dann nachdenklich. »Ich bin nicht neugierig, aber ich würde gern wissen, was er von dir gewollt hat, Keith.«
»Ich sollte für ihn arbeiten.«
Er sagt nicht »soll«, er sagt »sollte«. Und das reicht für Drugan augenscheinlich.
»Das dachte ich mir schon!«
Er dreht sich um, um vorauszugehen. Dann sieht Keith die Männer im Gang stehen und furcht etwas die Brauen.
Die Männer sehen den schmalhüftigen, schlanken und nicht sehr großen Keith an. Und das mit der Neugierde und Erwartung von Männern, die einen ganz bestimmten Mann zu sehen wünschen. In diesem Fall – und das weiß Keith nur zu gut – erwarten sie, einen Mörder zu sehen.
Es ist der Augenblick, vor dem Keith seit drei Wochen eine Art von Furchtstimmung in sich getragen hat. Neue Männer, kein bekanntes Gesicht und jene Zeichen von halber Ablehnung auf den Gesichtern der Männer.
»Delecour-Harding – Warren«, sagt Drugan auch schon vor ihm. »Da hinten ist Mike Reynolds, der die Wagen unter sich hat. Und das ist Vic Parson!« Keith kennt Parson, das einzige bekannte Gesicht. Er ist Parson mehr als dreimal begegnet. Aber sie haben sich nie gegrüßt, seitdem Keith einmal bei der ersten Begrüßung die Peitsche gesenkt und Parson seinen Gruß nicht erwidert hat.
In Parsons Gesicht ist keine Ablehnung. Die Miene von Mike Reynolds aber ist verschlossen und feindselig. Warum, das weiß Keith in diesem Augenblick noch nicht, es soll jedoch nicht lange dauern, bis er es erfährt.
Durch eine Welle von Schweigen geht Keith hinter Drugan her auf die Tür linker Hand zu, die offensteht und den Blick in ein größeres Zimmer mit den üblichen Regalen, Aktenordnern und spärlichem Mobiliar freigibt.
Die ganze Zeit hat Keith das bestimmte Gefühl, daß Reynolds, der nun hinter ihm geht, auf seinen Nacken starrt. Der Mann mag ihn nicht, das ist offensichtlich.
Drugan geht um einen großen Tisch herum, der mit Stößen von Papier, einer Petroleumlampe mit grünem Schirm und einer Flasche beladen ist. Daneben steht eine Kiste mit Zigarren, Stogies und Wheeling, die bevorzugte Zigarre aller Frachtwagenleute.
»Also, setzen wir uns«, sagt Drugan brummig.
»Zigarre, Keith?«
»Vielleicht mag er lieber Whisky?« fragt da Reynolds so seltsam, daß Keith die Anzüglichkeit spüren muß. »Der Weg und der Staub…«
Keith sieht Reynolds an, aber der blickt aus dem Fenster auf die Straße.
»Er hat recht«, sagt Drugan trocken. »Der Staub kann eine Plage sein und die Kehle eines Mannes austrocknen.«
Schweigend, nur einen merkwürdigen Blick auf Reynolds werfend, der angestrengt auf die Straße sieht, schenkt Drugan vier Gläser voll.
»Auf die Wagen«, sagt er langsam.
Es ist der übliche Spruch, den Wagenleute lieben. Sie trinken immer zuerst auf ihre Wagen, dann auf ihre Pferde und erst zuletzt auf die Menschen an den Wagen.
Sie sagen es alle, sogar Reynolds macht keine Ausnahme. Er kommt zum Tisch, hat sein Glas genommen und sieht Parson seltsam an. Dann starrt er auf Keiths Glas.
Keith trinkt. Und es ist seine Art, ein Glas in einem schnellen und kurzen Zug zu leeren.
Parson wechselt einen etwas betroffenen Blick mit Reynolds. Der verschluckt sich, als er das Glas schon geleert sieht, beginnt heftig zu husten.
Da staunst du, was? denkt Keith grimmig. Und dann sagt er laut: »Ich kann auf einem Bein schlecht stehen!«
Er erwartet eigentlich, daß Drugan nun etwas sagen wird – etwas, was mit zwei Flaschen Whisky, einigen Revolvern, einer Kugel und einem Toten zu tun hat, aber Drugan schweigt und gießt das Glas noch etwas voller als vorhin.
Keiner der anderen trinkt, sie beobachten alle Keith, der das Glas ansetzt, und – fort ist der Whisky.
»Mein Gott«, sagt Parson nun, der sich nicht länger zurückhalten kann. »Keith, wenn ich das tun würde…«
»Dann würdest du umfallen«, erklärt Drugan trocken. »Genug, Keith?«
»Der Staub ist weg.«
Keith stellt das Glas hin und setzt sich. Drugan korkt die Flasche zu, schiebt Keith den offenen Zigarrenkasten hin und greift nach den Streichhölzern.
Das Streichholz brennt, die Spitze der Zigarre flammt kurz auf, und Reynolds sagt heiser: »Ich würde an deiner Stelle nicht mehr trinken, Keith!«
»Mike«, sagt Drugan hastig, »das ist seine Sache, glaube ich.«
»Kann sein, was die Menge Whisky betrifft«, erwidert Reynolds, der Keith schief ansieht. »Aber die Wirkung – die Wirkung kann über uns kommen. Ich glaube, niemand weiß das besser als du, Jim. Er sollte etwas gelernt haben, aber es sieht nicht aus, als wäre…«
Keith, der ganz ruhig seine Zigarre angeraucht hat, bläst den Rauch aus, wendet sich um und blickt Reynolds starr in die Augen.
»Als wäre ich dem Whisky verfallen, wie?« fragt er dann kühl. »Reynolds, ich brauche nichts mehr dazuzulernen. Alles, was ich zu lernen gehabt habe, ist gelernt worden. Was hast du gegen mich? Vielleicht sagst du es offen, ehe du dich mit hintergründigen Bemerkungen zu undeutlich ausdrückst. Nun? Was hast du?«
»Keith – Mike, seid friedlich«, murmelt Drugan betreten. »Jedem Mann kann einmal ein Fehler unterlaufen.«
»Es ist kein Fehler gewesen«, antwortet Keith kurz