Engerser Geschichte(n)
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Buchvorschau
Engerser Geschichte(n) - Books on Demand
Vorwort
Die Geschichte unseres Ortes Engers ist reichhaltig und wechselvoll, sie ist manchmal traurig und oft lustig und es ist immer wieder spannend, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Ereignisse aus der Vergangenheit aufzuspüren ist ein aufregendes Geschäft und man stößt dabei meist auf weitere interessante Geschehnisse, die unseren Ort ausmachen.
Viele historische Personen können an Engers festgemacht werden. Sie haben unsere Entwicklung mit geprägt, aber auch darüber hinaus ihre Spuren in der deutschen Geschichte hinterlassen.
Wer die Gegenwart verstehen will, muss die Vergangenheit kennen. Dazu sollen meine Bücher beitragen und ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine gute Unterhaltung.
Josef Kretzer
INHALT
EIN SELTSAMER GAST IN SCHLOSS ENGERS
Von Josef Kretzer
BEDEUTENDE HISTORISCHE PERSÖNLICHKEITEN IN ENGERS:
Von Josef Kretzer
AN KAPPESSE ECK
Von Hännes Breitbach
650 JAHRE STADTRECHTE ENGERS
Von Josef Kretzer
DER RHEINZOLL ZU ENGERS
Von Kurt Riesop Oberstudiendirektor i.R.
EINE BRESCHE FÜR DIE KUNST GESCHLAGEN
Von Josef Kretzer
DAS ALTE RATHAUS
Von Rudi Riemann
DAS SCHÖN DEKORIERTE SCHAUFENSTER
Erzählt von Alfred Wetzler, aufgeschrieben von Josef Kretzer
DAS NÄCHSTE GROßE ENGERSER JUBILÄUM RÜCKT NÄHER
Von Josef Kretzer
DER NAZIFIZIERTE FREIHEITSKÄMPFER
Von Josef Kretzer, Axel Kalb, Fritz Weiler
ENGERSER POSTGESCHICHTE
Von Theo Winterscheid
HOFMALER JOHANN ROSSO JANUARIUS ZICK
von Josef Kretzer
DAT GELÜBDE
Von Hännes Breitbach
JÜNGSTER DEUTSCHER ABT
Von Josef Kretzer
ENGERSCHER KÄÄRMES
Von Willy Fisy
KRAUTFABRIK
Von Josef Kretzer
KRIEGSERLEBNISSE EINES FÜNFZEHNJÄHRIGEN
Von Karlfried Mondorf
NAMENSTAG VON WILHELM KRUPP
Gewidmet von Deinem Freunde Max Schuth
ROT‐ UND GRÜNWEIßE KIRMESJAHRGÄNGE
Von Josef Kretzer
RÜCKSCHAUEND VORWÄRTS BLICKEN
Dies ist ein Manuskript von Dr. Engelbert Lüssem
RUMMELE‐SCHNAPS
Von Josef Kretzer
TABAK UND STANGENBOHNEN
Von Josef Kretzer
WENN ENGERSER SICH IN DER FERNE ERINNERN
Von Mariehelene Bröhl‐Lüssem, aus Daun
ME‐I ENGERSCH
Von Willy Fisy
EIN SELTSAMER GAST IN SCHLOSS ENGERS
Staatskanzler Fürst von Hardenberg, Prinz Maximilian zu Wied und Quäck
Von Josef Kretzer
ENGERS Nach der Französischen Revolution von 1789 führte das revolutionäre Frankreich unter Napoleon Bonaparte weit über seine Grenzen hinaus Kriege mit halb Europa. Auch die deutschen Großmächte Preußen und Österreich wurden hierdurch erschüttert. So kamen die Rheinlande von 1794 bis 1813 unter französische Herrschaft. Erst durch den Wiener Kongress 1815 kam es zu einer Neuordnung. So wurde auch unsere Region, die wieder an Preußen fiel, in die Wirren mit einbezogen.
Die Rheinländer jedoch hatten sich unter der ‚Franzosenzeit‘ auch an die freizügigen Auswirkungen der Revolution mit ihrem Schlachtruf: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gewöhnt. Sie bescherten den Bürgerinnen und Bürgern die Gleichheit vor den Gerichten, die Religionsfreiheit und weitere Errungenschaften, die ihnen unter monarchischer Herrschaft verwehrt geblieben waren. Eine Entwicklung, die Preußen mit Argwohn betrachtete. Die alte Ordnung sollte wieder hergestellt werden und so schickte König Friedrich Wilhelm III. seinen Staatskanzler Fürst von Hardenberg ins Rheinland, um die Rheinländer wieder zur Räson zu bringen.
Als Wohnsitz nahm Hardenberg das, damals wieder in preußischem Besitz befindliche, Schloss Engers. Am 30. Dezember 1817 berichtete die Gratzer Zeitung, dass ‚Ein Theil der Bedienung des Fürsten v. Hardenberg schon am Rheine angekommen und sich im Schlosse zu Engers, welches der Staatskanzler bewohnen wird, befindet.‘
Würde man diese Situation auf die heutige Zeit übertragen, so würde dies bedeuten, dass der deutsche Bundeskanzler oder die deutsche Bundeskanzlerin über 4 Monate in Schloss Engers ihren Wohnsitz hatte.
Dort kam es im März 1818 zu einer interessanten Begegnung. Der bekannte Naturforscher Prinz Maximilian zu Wied war 1817 von seiner Expedition nach Brasilien zurückgekommen. Von dort hatte er nicht nur ‚Naturseltenheiten‘ mitgebracht, sondern auch einen ‚Naturmenschen‘. Die Zeitungen berichteten davon und Hardenberg, neugierig geworden, lud Prinz Max ins Schloss Engers ein, denn er wollte auch den ‚Naturmenschen‘ kennenlernen.
So kam es zu einer denkwürdigen Begegnung in Engers. Dabei wird die Schreibweise des Berichtes hierüber beibehalten:
Abbildung 1 Der Botekude Quäck wurde von Prinz Maximilian zu Wied in Schloss Engers dem preußischen Staatskanzler Fürst von Hardenberg vorgeführt
Nro. 24
Kaiserl. Königl. Priviligirte
Linzer – Zeitung
Montag den 23. März 1818
Vermischte Nachrichten. Unter den vielen Naturseltenheiten, welche der Prinz Maximilian von Niewied aus Brasilien mitgebracht hat, ist das seltenste ein roher Naturmensch von dem wildesten und furchtbarsten Stamme, nämlich dem der Bodocudos, wohl der erste, den die alte Welt sieht. Er mußte bey der Abreise des Prinzen aus der neuen Welt, im Mai v. J., in Bahia zurückgelassen werden, und ist erst am 12. Februar in Neuwied angekommen.
Er ist nur von geringer Größe, doch starkem Körperbau; Bauch dick, Schultern, Rücken und Hüften voll; Arme und Beine verhältnißmäßig dünn; Farbe, ein Gemisch von grau und braun, doch sticht die erstere vor und man sieht bey der anderen nichts kupfriges; man könnte sie gelblichgrau nennen.
Der Kopf giebt ein Muster von der südamerikanischen Menschenrace und hat eine eigene längliche Bildung. Die Durchschnittslinien vom höchsten Punkte des Hinterkopfes bis zum Kinn macht mit der Perpendiculare durch den Körper einen auffallenden Winkel, auch ist der Hintertheil desselben hochgewölbt; Stirn nicht breit, sondern nach dem Hinterkopfe erhöhet; Augenbraune nur schwar behaart Augen selbst schwarz, nur ein wenig schief stehend; Backen hoch; Mund etwas groß, mit vollen Lippen; Kinn und Oberlippe nur sehr schwach behaart, auch soll der Haarwuchs am ganzen Körper nur sehr gering und kauf merklich seyn; dagegen sticht das Haupthaar sehr grell ab; es ist rabenschwarz, glänzend, straff und bey dem Anfühlen dem der Pferde ähnlich.
Sein Gang ist unbehülflich, welches aber wohl von den Kleidern herrührt, die er erst zur Reise über das Meer und gegen unser kaltes Klima in Bahia erhalten hat. Da er von Jugend an völlig nackt gegangen ist, so kann er sich noch immer nicht an Bedeckung gewöhnen. Wenn er den Bogen spannen und einen Pfeil abschießen will, wozu eine starke Kraft gehört, so muß er sich wenigstens der Jacke entledigen, um Brust und Arme frei zu haben.; dann treibt er den langen kräftigen Pfeil zum Erstaunen hoch, aber auch da glaubt man zu bemerken, daß ihm