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Wegsteine: Gesammelte Kurzgeschichten
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Wegsteine: Gesammelte Kurzgeschichten
eBook151 Seiten2 Stunden

Wegsteine: Gesammelte Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

Sammlung von Kurzgeschichten, die ganz unterschiedliche Themen betreffen. Die Spanne reicht von satirisch bis tragisch und makaber. Wie der Titel vermuten läßt, wird hin und wieder eine biblische Geschichte aufgegriffen um sie unter dem ganz persönlichen Blickwinkel der Autorin zu betrachten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum19. Okt. 2020
ISBN9783752629255
Wegsteine: Gesammelte Kurzgeschichten
Autor

Susanne Irmer

Meine Biographie ist wie jede andere auch. Daneben schreibe ich eben Geschichten und das seit ich etwa 10 Jahre alt war. Der Grund war der, daß ich etwas lesen wollte was mir gefällt und das ist oft nicht das was anderen gefällt - leider. Also schreibe ich vornehmlich für mich selbst und hoffe daß es auch dem ein oder anderen gefällt. Träumen darf man ja. Die Rechtschreibreform ist übrigens an mir spurlos vorübergegangen, da ich sie schlicht gesagt für überflüssig halte - also schreibe ich wie immer, weil mich auch niemand zu etwas anderem zwingen kann...auch ein Erfolg der Freiheit.

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    Buchvorschau

    Wegsteine - Susanne Irmer

    Wegsteine

    Wenn Kain und Abel Schwestern gewesen wären

    Lazarus hat sich wieder hingelegt

    Josephines Spiegel

    Die schimmlige Blüte der Langeweile

    Luzifer hat keine Lust mehr

    Der Baum und der Soldat

    Der elektronische Schutzengel

    Die lange dunkle Straße

    Die fünfundzwanzigste Stunde

    Impressum

    Wenn Kain und Abel Schwestern gewesen wären

    Das Leben hielt für Adam offenbar nur Enttäuschungen bereit. Nicht genug, daß er hochkant aus dem Paradies geflogen war, jetzt war der Erstgeborene auch noch eine Erstgeborene! Aber was half es mit dem Schicksal zu hadern? Also schickten sie sich drein und nannten sie Karin, umsorgten und liebten sie, als sei sie nicht nur ein Mädchen. Adam war eben nicht klar, daß das Leben ein Aas war und so freute er sich schon auf seinen Erstgeborenen, als Eva verkündete sie sei erneut in guter Hoffnung. Aber auch dieser Erstgeborene weigerte sich einer zu sein. Ein weiteres Mädchen erblickte das Licht der Welt und stürzte ihren Vater damit in erhebliche Verzweiflung. Was aber half es auch da mit dem Schicksal zu hadern? Also fügten sie sich auch darein und nannten sie Anabel, umsorgten und liebten sie, als sei sie nicht nur noch ein Mädchen.

    Obwohl diese zwei Fehlschläge Adam eigentlich bei seinen Fortpflanzungsversuchen hätten anspornen müssen, geschah in dieser Richtung in den nächsten Jahren nichts. Karin und Anabel wuchsen heran. Sie spielten zusammen, wenn das auch immer dazu führte, daß eine die Siegerin sein mußte. Egal um was es ging, die eine wollte die andere immer übertrumpfen. Wer hatte die schönsten Steine gesammelt, wer hatte die besten Strümpfe gestrickt, wer hatte die schönste Frisur, die längsten Wimpern, den besten Hintern und den größten Busen. Bei allen Wettkämpfen hörte Karin jedoch immer die gleichen Worte: Du bist die Ältere, also laß deine Schwester mal gewinnen! Du bist die Ältere, du solltest auf deine kleine Schwester aufpassen! Du bist die Ältere, du hättest wissen müssen, daß man dies oder jenes nicht macht!

    Es war der reinste Fluch die Ältere zu sein, fand Karin. Für ihr Empfinden durfte Anabel alles und sie selbst nichts. Das sorgte im Laufe der Jahre für immer mehr Unmut, der sich hinter dem Damm ihrer Liebenswürdigkeit, die von ihr wie selbstverständlich erwartet wurde, aufstaute. Da sie dauernd gerügt wurde, wenn sie einmal zu Anabel böse war oder sie zurechtwies oder sie einfach mal vom Hacken schütteln wollte, erfand Karin das Schöntun. Gegen ihre Schwester und ihre Eltern sprach sie nur lobende und aufmunternde Worte, die vor Nettigkeit troffen, hinter ihrem Rücken jedoch ließ sie kaum ein gutes Haar an ihnen. Das verschaffte ihr ein wenig Erleichterung.

    Im Laufe der Zeit ergab es sich, daß Karin zumeist die Felder bestellte und Anabel sich um die Schafe kümmerte. Die Opferungen führte stets Adam durch. Doch eines Tages verkündete er, daß es wohl an der Zeit war, das Karin und Anabel dies selbst tun könnten, waren sie doch nun so etwas wie erwachsen und jede hatte ja ihre Aufgaben, die sie auch gut erfüllte.

    So machten sich die beiden Schwestern daran für das nächste Opferfest die absolut schönsten Opfergaben, die man je gesehen hatte, heranzuziehen. Karins Feldfrüchte wurden dank sorgfältiger Düngung und Bewässerung so prächtig und groß wie nie zuvor und Anabels Lämmer wurden durch bestes Futter und täglichem waschen und kämmen die schönsten und fluffigsten Lämmer aller Zeiten.

    Als der Tag der Opferung anstand, zogen sie ihre besten Kleider an und wählten die schönsten der schönsten Früchte und die schönsten der schönsten Lämmer und brachten sie ihrem Gott zum Opfer dar.

    Gott nahm die Gaben huldvoll an und dankte Karin für die herrlichen Feldfrüchte, Anabel aber dankte und lobte er für die fluffigsten Lämmer, die ihm je geopfert worden waren, und segnete sie dafür.

    Damit hatte er, in Karins Augen, ein Urteil gefällt und es war nicht zu ihren Gunsten ausgefallen. Anabel hatte gewonnen und das machte Karin zornig. Davon ließ sie sich allerdings nichts anmerken. Sie tat als freue sie sich über Anabels Segnung und lobte ihr Geschick beim Aufziehen der Lämmer. Anabel spürte wohl ihre Enttäuschung und versuchte sie zu trösten. Karin gab sich fröhlich und das beruhigte Anabel.

    Am Abend hielten sie ein Festessen und dann gingen sie zu Bett. Am nächsten Tag war Karin früh auf den Beinen und arbeitet auf ihren Feldern. Anabels Schafe blieben am Morgen unversorgt im Stall. Während Adam sich um die Tiere kümmerte, ging Eva besorgt zu Anabels Kammer um nach ihr zu sehen. Zu ihrem Entsetzen fand sie sie tot in ihrem Bett liegen. Sie rief Adam herbei und sie wehklagten über den jähen Tod ihrer jüngsten Tochter.

    Gott hörte das Jammern und ging hinaus zu Karin aufs Feld. Dort fragte er sie wo ihre jüngere Schwester Anabel sein. Und sie antwortete ihm, daß sie nicht die Hüterin ihrer Schwester sei und es daher nicht wisse. Das war natürlich gelogen. Sie hatte auf dem Felde eine giftige Frucht gebrochen und ihrer Schwester heimlich unter das Essen gemischt. Jetzt, am hellen Tage, tat es ihr leid, aber es war zu spät es zu ändern.

    Gott erkannte ihre Schuld und verfluchte sie und verbannte sie aus dem Lande.

    Habt ihr wirklich geglaubt die Geschichte würde vielleicht anders ausgehen? Leider muß ich sagen, daß Frauen nicht automatisch die besseren Menschen sind, sie sind nur auf andere Weise mies. Tja.....

    Lazarus hat sich wieder hingelegt

    Das Licht war grell und blendete ihn. Blinzelnd stand er vor der Höhle herum, in der er vier Tage eigentlich recht bequem herumgelegen hatte. Zwar war er auf Stein gebettet gewesen, doch das spielte kaum eine Rolle, weil er davon nichts gespürt hatte. Er war dort gelegen, ohne Gedanken, ohne Gefühle, ohne Schmerzen, ohne irgend etwas tun zu müssen, ohne überhaupt irgend etwas zu sein. Vollkommen losgelöst und zum ersten Mal im Leben wirklich frei.

    Dann, ganz plötzlich, hatte ihn ein Ruf getroffen, dem er hatte folgen müssen, ob er wollte oder nicht. Und nun stand er hier, verwirrt, nur mit einem Leinentuch um sich gerafft, während seine Schwestern, seine Freunde und eine Menge Leute, die er nie zuvor gesehen hatte, um ihn herum schwirrten und völlig aus dem Häuschen waren. Sie begrüßten ihn, lachten, weinten, berührten ihn zaghaft, als prüften sie, ob er real war. Das war er, soweit er sagen konnte.

    „Du warst tot und nun bist du auferstanden", drangen die Worte seiner Schwester endlich zu ihm durch. Sie hatte es wohl schon mehrfach gesagt aber erst jetzt verstand er die Worte wirklich.

    „Tot", dachte er sich. Nur langsam erinnerte er sich wieder. Er war krank geworden. Lange hatte er sich mit dieser Krankheit herumquälen müssen, elend war er gewesen und voller Schmerzen. Und dann, eines Morgens, hatte er sich plötzlich federleicht gefühlt, alle Schmerzen und alle Schwere und Kraftlosigkeit waren von ihm abgefallen. Das war wohl der Morgen seines Todes gewesen. Und was war jetzt? Was bedeutete dies alles? Wenn er tot war, befand er sich jetzt vor dem jüngsten Gericht? Zweifelnd sah er sich um. Das hatte er sich tatsächlich anders vorgestellt. So konnte unmöglich der Himmel aussehen, zumindest wäre es eine große Enttäuschung. Wo war Gott und sein Thron? Wo die Engel?

    Oder war er verdammt und in der Hölle und die sah genau so aus wie sein altes Leben? Na, das wollte er doch nicht hoffen! Zudem sollten beim Jüngsten Gericht wohl doch Urteile gesprochen werden und daran konnte er sich nun gar nicht erinnern. Sprach seine Auferstehung nicht zudem dafür, daß er zu den Gerechten gehörte? Was, zum Teufel, ging hier vor? Er war wirklich verwirrt.

    „Was?", fragte er auf gut Glück in die Worte seiner Schwester hinein.

    „Er hat dich wieder zum Leben erweckt", erklärte sie mit Ehrfurcht und Freude in der Stimme.

    „Was?, wiederholte er mit gerunzelter Stirn. „Wiedererweckt? Wer? Wozu?

    Seine Schwester sah ihn genau so verwirrt an wie er sie. Schließlich schien es ihr zu dämmern, daß er keinen Schimmer hatte was vor sich ging. Im Brustton der reinen Vernunft erklärte sie daher: „Jesus hat dich ins Leben zurückgeholt, Lazarus. Du bist an deiner Krankheit gestorben und lagst vier Tage im Grab."

    Lazarus sah sich erneut um und entdeckte seine zweite Schwester, Maria, mit Jesus in einem Pulk von Leuten, die auf Jesus einredeten. „Ach, und warum hat er das gemacht?"

    „Warum?, echote seine Schwester Martha erstaunt. „Weil er dich gern hat und wir alle so traurig waren über deinen Tod. Freust du dich denn nicht? Dazu sagte Lazarus nichts. Tatsächlich war er sich darüber gar nicht so sicher. Jesus kam mit Maria zu ihm und enthob ihn so Martha doch noch eine Antwort geben zu müssen. Sie begrüßten sich. Lazarus wußte nicht recht, was er dann sagen sollte. Wie begegnete man jemandem, der einen aus dem Tode erweckt hatte? Seine Schwestern hingegen hatten da offenbar keine Scheu. Sie dankten Jesus überschwänglich und priesen ihn als Sohn Gottes. Jesus nahm die Dankbarkeit bescheiden hin und pries statt dessen Gott, der ihm erlaubt hatte dieses Wunder zu wirken. Ihre Einladung in ihr Haus lehnte er freundlich ab mit dem Hinweis er müsse fort um sein Schicksal zu erfüllen, was immer das bedeuten mochte. Er segnete alle, dann wanderte er davon. Viele Leute folgten ihm eine Weile, der Rest verlor sich nach Hause.

    Auch Lazarus und seine Schwestern gingen nach Hause. Dort wusch er sich zunächst und zog sich an, während seine Schwestern das Essen bereiteten. Lazarus war sehr hungrig und griff ordentlich zu, während die Familie noch immer aufgeregt durcheinanderredete und ihn mit Fragen löcherte. Seine Wortkargheit verdroß sie. Da hatte man schon einmal jemanden, der vom Tode zurückgekehrt war und der brachte die Zähne nicht auseinander. Dabei lag es gar nicht daran, daß Lazarus ihnen nicht gern etwas erzählt hätte, aber es gab eben schlicht und ergreifend nichts zu berichten und damit hatte es sich. Man war eben tot und wartete auf das Ende der Welt. Im Grunde war es recht gut eingerichtet, daß man von dieser Warterei nichts mitbekam, denn das Ende der Welt konnte doch recht lange auf sich warten lassen. Diese Ewigkeiten bewußt zu erleben und dabei nur herumzuliegen, wäre auch eine wahre Hölle.

    Da ihm die Familie mit ihrem Gequassel gehörig auf die Nerven ging, zog er sich bald nach dem Essen auf sein Lager zurück.

    In der Stille seiner kleinen Kammer, unbedrängt von aller Welt, kam er ein wenig zu sich. Er legte sich auf sein Bett und starrte etwas ins Leere, ohne große Gedanken zu wälzen. Erst nach einer Weile dachte er über den Tag nach. Für jemanden, der von den Toten zurückgekehrt war, fühlte er sich ausgesprochen gewöhnlich. Er war eben nur ein einfacher Mann. Und weil er das war, begann er automatisch über den morgigen Tag nachzudenken. Es galt die übliche Feld- und Stallarbeit zu erledigen, die ganzen Alltäglichkeiten, Probleme und Sorgen, die das Überleben seiner Familie sicherten. Die Verantwortung, die er trug und die er eine Weile abgestreift hatte, legte sich plötzlich wie ein fühlbares Gewicht auf seine Schultern. In letzter Zeit war es besonders schwer gewesen. Der Acker war karg geworden durch die anhaltende Trockenheit und die Ziegen fanden kaum ihr Auskommen. Die schwere Arbeit hatte ihm im Laufe der Zeit auch immer mehr zugesetzt. Es fiel ihm alles nicht mehr so leicht wie in den Tagen seiner Jugend. Über solchen Gedanken schlief er letztlich ein.

    Wie üblich, wachte er

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