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metalabor vier: Reader
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eBook166 Seiten1 Stunde

metalabor vier: Reader

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Über dieses E-Book

Der Reader "metalabor vier" enthält Beiträge von: Marcus Bohl, Sascha Büttner, Frank Eberhard, Björn Göbel, Ralf Homann, Daniel John, Dr. Matthias Kampmann, Dr. Christoph Klütsch, Kai Pelka, Markus Quiring, Jürgen Rinck, Cornelia Schlothauer, Dr. Christian Rabanus, Manuela Unverdorben.
Einmal im Jahr gibt das metalabor, tief versteckt im Taunus, Raum und Zeit für noch nicht Gedachtes, noch nicht Gesagtes, noch nicht Getanes.
Teilnehmer*innen werden vom unsichtbaren Komitee zum metalabor eingeladen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum8. Juni 2020
ISBN9783751945851
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    Buchvorschau

    metalabor vier - Books on Demand

    Inhaltsverzeichnis

    metalabor 2016 - 2019

    Das Was und das Wie

    Abschied von der Vision der Kontrollierbarkeit des Lebens

    Katastrophen – eine Skizze

    Lesbos 2020

    Antifa auf dem Ärmelkanal

    COOP WorkSpace

    Wasser

    Veränderungsschmerzen

    Singularität

    Provence Academy

    Radio Walk

    Wie der Franz dem Benedikt huldigt

    nudek

    Über das metalabor

    metalabor

    Raum und Zeit für

    noch nicht Gedachtes,

    noch nicht Gesagtes,

    noch nicht Getanes.

    metalabor 2016 - 2019

    Björn Göbel

    Das Was und das Wie

    ¹

    Sascha Büttner

    Aloha,

    nein, es ist nicht die Projektisierung der Welt, des Lebens oder der Gemeinschaften! Projektisierung ist Mittel, nicht Zweck. Auch wenn es hier und da so wirkt, als ob das Mittel Selbstzweck ist.

    Wir müssen die Zustände größer, globaler, denken und verstehen. Da hilft kein Jammern, auch nicht auf hohem Niveau.

    Es ist ein alter Hut, dass mit den autoritären, faschistoiden Herrschern. Wir sind aktuell nur furchtbar erschreckt, weil es so nah, so westlich ist. In den 1970ern haben wir, also eigentlich die USA und andere sog. Bananenrepubliken bei der Ausgestaltung von autoritären Herrschaftsregimen unterstützt. Wobei der Iran (hier der Sturz von Mossadegh und die Wiedereinsetzung des Schah) nicht wirklich als eine Bananenrepublik verstanden werden kann.

    Zurück zur aktuellen Lage: Was haben Trump, Macron, Orban und all die anderen (auch Herr Salvini ist hier zu betrachten, selbst wenn er mit seinem Griff nach der Macht vorerst scheitert) gemeinsam? Folgt man der Lektüre „Die neuen Bonapartisten, dann dass in all den Ländern das Kapital die Transformation der Gesellschaft vorantreibt. Dass die Anzahl der Verlierer zunimt, der Ausgebeuteten, der „Überschussmenschen. Neoliberale Regime haben eine Verwüstung der Gesellschaften hinterlassen. Sprichwörtlich liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Weil die Verlierer in diesen Regimen sich selbst nicht vertreten können (weil ihnen dazu das Bewusstsein fehlt, eine Idee davon, nicht allein zu sein), schwingen sich die Killer-Clowns (so eine Kolumne im der Freitag) auf, um in bonapartistischer Manier diese Massen zu vertreten. Es fehlt, so die Analysen, an Klassenbewusstsein! Zum Klassenbewusstsein braucht es ein An-und-für-sich-Eintreten. Für die eigene Klasse. Für die eigenen Interessen.

    Unsere AFD-Wähler, so kann man demnach feststellen, sehen sich nur an sich. Als Wende-Verlierer, Neoliberalismus-Verlierer, Grüne-SPD-Verlierer, als Hartz IVler u.s.w. Diese Massen verstehen es nicht, ein Klassenbewusstsein zu entwickeln und rufen daher den starken Mann an, der sie und ihre Interessen vertritt.

    Die Starken Männer (Psychopaten, Killer-Clowns, etc.) bedienen sich bonapartistischer Instrumente, gehen aber (bisher) nicht soweit, Parlament und Demokratie abzuschaffen. Lediglich Herr Salvini, ganz der Mussolini, greift nach der Macht im diktatorischen Stil.

    Die Idee ist nun also, Klassenbewusstsein zu schaffen und auf Phantasmen wie (philosophische) Experten-Räte zu verzichten. Sie forcieren nur autoritäre Strömungen innerhalb der bonapartistischen Bestrebungen.

    Wie nun wütet der Neoliberalismus im Kleinen, in den Arbeitswelten? Agile, Lean, Digitalisierung, Industrie 4.0 sind die hier zu nennenden Schlagworte. Wir erleben seit den 1970ern das Ende tayloristischer Arbeitsorganisation zu Gunsten agiler bzw. Lean-Methoden. Damit einher geht der stetig wachsende Druck auf die Arbeitnehmer, ihr Wissen preiszugeben, noch mehr Verantwortung zu übernehmen und in steter Selbstsorge für die Reproduktion ihrer Arbeitskraft einzustehen.

    Industrie 4.0 steht als Synonym für die voranschreitende Automatisierung und Dequalifizierung von Arbeit und damit der Dequalifizierung der Subjekte. Agile und Lean-Methoden haben ausschließlich die Verdichtung der Arbeit zum Ziel. Eingebettet in Entwickler-Phantasmen von freier und selbstbestimmter Arbeit, vorangetrieben von einem Söldnerheer von prekär beschäftigten Beratern, umgarnt von Trainern und Coaches. Gerade letztere sind die Perversion von Sozialtechnikern, wie sie in den 1970er-Jahren Konjunktur hatten.

    Hinter dem Schlagwort Digitalisierung steckt der Angriff des Kapitals, die neoliberalen Ideen in den Alltag, ins Private, in die Heimstatt zu bringen. Digitalisierung ist ein Kampfbegriff und eine Art Heilslehre. Sie verschleiert die Möglichkeit, das große Ganze in Frage zu stellen. Neoliberale Techniken kennen keine Alternativen.

    Da nur variables Kapital Mehrwert schafft (gemäß der Arbeitswerttheorie), muss aus diesem variablen Kapital möglichst viel herausgepresst werden. Das setzt Grenzen für die Automatisierung und Digitalisierung, weil hier zum einen hohe Investitionen zu tätigen sind. Und zum anderen eben kein Mehrwert erzielt wird. Arbeitsabläufe werden stattdessen weiter prozessualisiert und durch Lean- und Agile verdichtet. Reproduktion wird mehr denn je auf den Arbeitnehmer abgewälzt. Kompetenzprogramme der Personalabteilungen sollen den Angestellten dabei helfen besser zu kommunizieren, resilienter und gelassener zu werden, trotz steigender Anforderungen. Digitale Gadgets runden das Bild ab: Die totale Selbst-Überwachung mit dem Ziel der perfekten Re-Produktion für den Job, eingebettet in Fantasmen der Selbstbestimmung, der Erholung und der Erreichung persönlicher Freiheit.

    Wo digitale Gadgets nicht ausreichen, steht ein Heer von Coaches und Trainern Gewehr bei Fuß. Oft selbst Outdrops der neoliberalen Gesellschaft (die meisten Coaches begründen ihre Tätigkeitsausübung damit, dass sie selbst mal ein Burnout hatten oder geschäftlich gescheitert sind oder eben mal eine tolle Führungskraft waren), sollen sie dafür sorgen, dass die Subjekte wieder funktionieren. Dabei stellt sich nicht die Systemfrage (macht das System als solches Sinn?), sondern lediglich die Frage nach dem „Wie-komme-ich-wieder-in-das-große-Getriebe". Coaching zur Reproduktion der Arbeitskraft.

    Die Durchdringung der Lebenswelt schreitet voran. So werden zunehmend Prosumptions-Modelle der Wertschöpfung verprobt. Unbezahlte Arbeit für die Datenkraken, die großen Plattformbetreiber. Dabei denken wir nur allzu oft an Amazon, Google und Co., vergessen dabei aber die weitaus größeren und bedrohlicheren Industrieplattformen. Derzeit liefern sich GE und Siemens ein Wettrennen um Kunden und Marktbedeutung. Industrie-Plattformen haben zum Ziel, Kunden und Märkte zu bestimmen, Monopole zu bilden. Ein Vorgeschmack war die sog. „Grüne Revolution", die seit den 1960er-Jahren die Produktion von Lebensmitteln umkrempelte: von Subsistenzwirtschaft in Profitwirtschaft. Monsanto ist ein herausragendes Beispiel: Veränderung von Saatgut und die Herstellung von dazugehörigem Dünger schuf in den Trikont-Ländern Abhängigkeiten. Die Schuldenberge der Kleinbauern wurden in der Folge durch Mikro-Kredite abgefedert. Dennoch war in den 2010er-Jahren für viele Schluss: In Indien gab es eine Welle von Suiziden von Kleinbauern. Dabei ist die Idee der Kleinkredite weit über 150 Jahre alt. F.W. Raiffeisen entwickelte sein Genossenschaftsmodell, dessen Kernstück neben der Solidarität (Mutualität) die Selbsthilfe war.

    Wovon alle (im Westen) träumen, ist die Erlangung von Freiheit. Das ist das Narrativ seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Beginn des Kalten Kriegs. Freiheit ist die Mohrrübe, die uns vor die Nase gehalten wird. Dabei reicht ein wenig Grundlagenstudium bei den Philosophen in Ost und West, um zu wissen, dass Freiheit nicht zu erreichen ist, da sie eh in einem selbst da ist. Und ja, der Druck von außen, meine Freiheit zu erkennen und zu leben, ist immens (und war es immer schon). Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Freiheitsdiskurs ist schlicht und einfach ohne Belang. Stattdessen geht es um Begriffe wie Solidarität, Mutualität, Frieden.

    Zwei Frageformen für das metalabor reichen aus, das Handlungsfeld zu bestimmen: Was ist zu tun und wie tun wir es? Das Was und das Wie sind entscheidend.


    1 Der Text wurde am 21.08.2019 in der Mailing-Liste metalabor-l veröffentlicht und liegt hier in einer leicht überarbeiteten Fassung vor.

    Abschied von der Vision der Kontrollierbarkeit des Lebens

    Christian Rabanus

    Dem Titel dieses Beitrags entspricht ein Appell: Ich

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