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Der Drachenzahn: Drachenblut 2
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Der Drachenzahn: Drachenblut 2
eBook217 Seiten3 Stunden

Der Drachenzahn: Drachenblut 2

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Über dieses E-Book

NA-R steht Kopf. Da hat doch diese Viertelelfe Tamalone einen Drachenzahn auf den Markt gebracht, ein fast unbezahlbares magisches Artefakt mächtiger Stärke. Wie hat sie das bloß geschafft?
Plötzlich will jeder ihr Freund sein – und gleichzeitig schießen ihre Feinde wie Pilze aus dem Boden. Ausgerechnet in dieser kritischen Phase scheint es, dass Tamalone sich auch auf ihre beiden Freunde, den Elfen Lufthauch und den Gestaltwandler Pando, nicht mehr verlassen kann. Als ihr Hilfe angeboten wird, greift sie nach dem rettenden Strohhalm, nicht wissend, dass sie sich damit in höchste Gedahr begibt.

Der Hintergrund:

Unerwartet tauchen auf der Welt Halva Gestaltwandler auf. Dem Aussehen nach wilde Tiere, doch mit Vernunft gesegnet und der entsetzlichen Fähigkeit, biologische Grenzen zu durchbrechen und sich mit anderen Arten fortzupflanzen. Bereits ihre bloße Gegenwart bringt in den anderen vernunftbegabten Arten, den Drachen, Elfen und Menschen, die finstersten Seiten zum Vorschein. Die Elfen versuchen deshalb, die Gestaltwandler und ihre Mischlings-Nachkommen einzufangen und wegzusperren, doch der Keim des Zerfalls breitet sich unaufhaltsam aus. Unter den Elfen droht ein Bürgerkrieg, die Menschen dringen in den Siedlungsraum der Elfen ein und die Drachen scheinen unschöne Geheimnisse zu haben. Am Ende beginnt sogar Halva, sich selbst zu zerstören.
In dieser Welt macht sich die Viertelelfe Tamalone auf, ihre Ziehmutter wiederzufinden und die Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Niemand rechnet mit dem, was ihre Suche auslösen wird – sie selbst am wenigsten.
SpracheDeutsch
HerausgeberMachandel Verlag
Erscheinungsdatum15. Feb. 2020
ISBN9783959591812

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    Buchvorschau

    Der Drachenzahn - Wolf Awert

    Einleitung

    Unerwartet tauchen auf der Welt Halva Gestaltwandler auf. Dem Aussehen nach wilde Tiere, doch mit Vernunft gesegnet und der entsetzlichen Fähigkeit, biologische Grenzen zu durchbrechen und sich mit anderen Arten fortzupflanzen. Bereits ihre bloße Gegenwart bringt in den anderen vernunftbegabten Arten, den Drachen, Elfen und Menschen, die finstersten Seiten zum Vorschein. Die Elfen versuchen deshalb, die Gestaltwandler und ihre Mischlings-Nachkommen einzufangen und wegzusperren, doch der Keim des Zerfalls breitet sich unaufhaltsam aus. Unter den Elfen droht ein Bürgerkrieg, die Menschen dringen in den Siedlungsraum der Elfen ein und die Drachen scheinen unschöne Geheimnisse zu haben. Am Ende beginnt sogar Halva, sich selbst zu zerstören.

    In dieser Welt macht sich die Viertelelfe Tamalone auf, ihre Ziehmutter wiederzufinden und die Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Niemand rechnet mit dem, was ihre Suche auslösen wird – sie selbst am wenigsten.

    Personae dramatis

    KRIECHER: Drache mit einem gelähmten Flügel

    TAMALONE: Eine junge Frau gemischten Blutes, die bei den Menschen lebt

    PANDO: Ein Gestaltwandler in Tierform und Freund Tamalones

    DORMAN: Pando in Menschenform

    „MUTTER oder „die Unaussprechliche: Eine rätselhafte Frau unklarer Abstammung

    Waldelfen

    SUMPFWASSER: Erster Berater der Waldelfen und Tamalones Auftragsgeber

    LUFTHAUCH: Waldläufer

    BORK: Truppführerin der Waldelfen

    LIND und MAITRIEB, zwei ihrer Jäger

    IMMERGRÜN: Ein Diener zweier Herren

    ZIMTCHEN: Offizier der Wehrhüter und Sumpfwassers Tochter

    Stadtelfen

    TREIBGUT: Magier der Komposits und Artefaktentwickler

    KÖNIG NACHTNEBEL: Artefakthändler und Treibguts Partner

    WILLJA: Viertelelfe, arbeitet an Artefakten

    ESPOS: versorgt Lufthauch mit dem Allernötigsten

    STEINDORN: Stadtkommandant

    GEFLECKTER GELBZAHN: sein Sohn und Ratsmitglied

    SCHWIMMENDES SCHWERT: Leiterin der Bürgerwehr und Ratsmitglied

    ZAUBERTÄSCHL: Ratsmitglied, verantwortlich für Handel und das Viertel des Handwerks

    ZWEI-ARTEN-GRAU: Ratsmitglied, verantwortlich für Fragen der Magie

    WIND-ÜBER-DEN-DÄCHERN: neuer Stellvertreter für Schwimmendes Schwert

    SCHMUTZWASSERLINSE: verantwortlich für die Erweiterung der Stadt

    Menschen in NA-R

    MEIJINA: Frau, reinrassiger Mensch, arbeitet an Artefakten

    SASS: Wachmann

    UGLAS: Doppelagent

    SCHLANGENAUGE: Führer der Unterwelt

    Sonstige Personen in NA-R

    TORSO: Gestaltwandler und Froschmensch von gewaltiger Sprungkraft

    Was bislang geschah

    Den drei Völkern der Vernunft, den Drachen, Elfen und Menschen, gesellt sich eine vierte Gruppe hinzu. Tiere mit der Magie des Gestaltwandels. Sie können mit fast allen anderen Lebewesen fruchtbare Nachkommen zeugen und brechen so die Gesetze der Natur. Die Waldelfen fangen sie ein und sperren sie in Quarantänestationen in der Hoffnung, diese Entwicklung beenden zu können. Diese Stationen jedoch mussten mit allem Lebensnotwendigen von außen versorgt werden. Und so wurden aus den Stationen Städte, die auch jenen Waldelfen eine Heimat boten, die mit der eigenen Regierung nicht einverstanden waren. Das Volk der Waldelfen spaltete sich.

    Die Spaltung ist tiefgehend. Es droht ein Bürgerkrieg. 

    In dieser verzweifelten Situation beauftragt der Erste Berater des Großen Elfenrates die Viertelelfe Tamalone damit, ihre untergetauchte Pflegemutter in NeuAllerdamm-Rot zu suchen. Anschließend erwartet er ihre umgehende Rückkehr. 

    Kaum ist sie in der Stadt, wird sie von dem Gestaltwandler Pando entführt, der sich etwas später als Bündnispartner anbietet, nachdem sie feststellen, dass sie gemeinsame Ziele haben. Beide wollen ins Elfenviertel, aber dort kommt niemand hinein, ohne eine Genehmigung der Stadtelfen zu besitzen. Tama, wie Pando seine neue Freundin nennt, verkauft ein Stück von Pandos Eckzahn und gibt ihn als Drachenzahn aus. Das bringt die ganze Stadt in Aufruhr, denn Drachenzähne sind voller geheimnisvoller Magie. 

    Als Erstes meldet sich die Unterwelt, der es trotz Pandos Kampfkraft gelingt, Tama praktisch unter seiner Nase weg zu entführen.

    Pando

    Pando jagte durch den muffigen Hausflur, dessen Erbauer wohl kaum daran gedacht hatten, genügend Platz für einen getüpfelten Gepard in Tigergröße zu schaffen. Die verschlossene Hintertür durchbrach er mit der Masse seines Schädels und der Kraft von Wut und Verzweiflung. Gegen die Leere eines kleinen Hofes und das Halbdunkel, in dem er sich wiederfand halfen aber weder Kraft noch Wut. Sein Gebrüll erschütterte die Fundamente der Gebäude und brachte manches tapfere Herz zum Erzittern. Doch Tama war bereits außerhalb seiner Reichweite.

    Hätten die Götter Pandos Flüche verstanden, hätten sie ihm zuliebe vielleicht dem Schicksal einen anderen Kurs gegeben. Aber Götter hören schlecht, wenn Sterbliche schreien, und so blieb Pando nichts anderes übrig, als sich selbst zu helfen und seine Gestalt zu verändern. Der Gepard verschwand, und an seine Stelle trat ein Tier, dem man die Verwandtschaft mit einem Wolf deutlich ansah. Er verfolgte Tamas Geruchsspur und verlor sie zwei Häuserblocks weiter im Gewimmel fremder Gerüche. Er zwängte sich in die Form eines Ledervogels, flog auf das Dach des nächsten Hauses und von dort zu dem höchsten Punkt des Viertels. Der Balken, auf dem er nun hockte, bog sich, das Holz knarrte und stöhnte seinen Schmerz hinaus. Pando suchte mit scharfen Blicken jede Straße und jeden Hinterhof nach verdächtigen Bewegungen, Gegenständen oder Personen ab. Doch da war nichts, dem nachzugehen es sich lohnte.

    Pando wusste, dass jede Stadt ihre Unterwelt besaß und dass es dort Leute gab, die über das entschieden, was sich dem direkten Blick entzog. Nach der Zahl der an dem Überfall beteiligten Personen musste hinter Tamas Entführung ein Schwergewicht stehen. Allein kam er nicht weiter. Jetzt brauchte er jemanden, der die Verhältnisse im Viertel des Handwerks kannte.

    Dann würde er Tama nach Hause holen, und wehe, es hatte ihr irgendjemand auch nur ein Haar gekrümmt. Er war ein Tier und kein Elf und deshalb auch nicht an den Eid gebunden, Leben und Vernunft zu erhalten. Wenn Tama zu Schaden kam, würde diese Stadt lernen müssen, was es hieß, sich an den falschen Personen zu vergreifen.

    „Aber das bringt mir Tama auch nicht wieder zurück", dachte Pando in einem kurzen Augenblick der Schwäche.

    Lufthauch

    Was nun? Lufthauch hatte sich darauf eingestellt, Tamalone aus den Fängen eines Gestaltwandlers zu befreien, musste dann aber erfahren, dass sie ihre Zeit in einer luxuriösen Wohnung verbrachte. Lief denn überhaupt noch etwas nach Plan? Übergabe verpasst, von einem Gestaltwandler geraubt. Wie bei allen Baumgeistern konnte sie sich danach so schnell eine eigene Wohnung besorgen und ein, wie er gehört hatte, sorgenfreies Leben führen? Er war mal wieder einen Schritt zu spät gekommen - und das nicht zum ersten Mal. Nein, Lufthauch hatte schon einmal bessere Laune gehabt.

    Eines aber hatte er gelernt. Die Idee, Tamalone aus der Ferne zu überwachen, musste einem kindlichen Wunschdenken entsprungen sein. Der Erste Berater des Elfenrates hatte die junge Frau völlig falsch eingeschätzt und deshalb auch falsche Anweisungen gegeben. Vater, dachte er, wie konnte dir das passieren? Und wenn du dich so in einem Menschen irrst, kannst du dann wenigstens uns Elfen richtig einschätzen? Was, wenn deine Zuversicht in meine Fähigkeiten auch nicht mehr als Wunschdenken ist?

    Lufthauch schüttelte sich. Falsche Gedanken. Oder richtige Gedanken zum falschen Zeitpunkt. Er selbst hing jetzt in NeuAllerdamm-Rot herum und musste nicht nur irgendwie dafür sorgen, dass Tamalone ihren Auftrag erledigte, sondern auch noch, dass niemand etwas davon mitbekam. Nur darum ging es. Aber wie sollte das bei einer Frau gelingen, über die sich bereits die ganze Stadt das Maul zerriss? Wenn die Wehrhüter jedes Unternehmen so dilettantisch angingen wie dieses, durften sie sich nicht wundern, wenn sie den Krieg verloren. Ihm fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass Tamalone und ihr Auftrag nichts mit den Wehrhütern zu tun hatten und beides eine Privatangelegenheit seines Vaters und damit auch die seine war, aber das änderte nicht viel an seiner Einschätzung. Er saß mitten drin in dem Unglück. Was also tun?

    Er würde mit ihr reden müssen. Puh, was für ein Albtraum. Er würde sich unsichtbar machen müssen, auch wenn das in einer Stadt etwas schwieriger war als im Wald.

    Er verließ den dunklen Hauseingang, in dem er seinen Gedanken nachgehangen hatte, betrat die Straße und suchte sich einen Lichtfleck. Dort öffnete er sich für die Magie seines Volkes, sprach mit dem Sonnenlicht und ließ sich von ihm umspülen. Das machte ihn zwar nicht unsichtbar, aber nahm ihm die scharfen Konturen, weil das Licht nun nicht mehr von ihm abprallte und so auch keine deutliche Bilder mehr hergab. Noch immer konnte ihn jeder sehen, der ihn suchte und gut aufpasste, aber die Kunst der Unsichtbarkeit bestand zum größten Teil darin, genau das zu verhindern, sich so zu bewegen, dass niemand den Wunsch verspürte, ihn sehen zu wollen. Und das beherrschte er wie kein Zweiter.

    Lufthauch machte sich auf den Weg und wich dabei allem und jedem aus. Wenn das nicht möglich war, blieb er einfach stehen und schaute teilnahmslos ins Leere. Auf der Straße wurde er zu einer Gaslaterne und in einem Laden zu einem Schmuckständer. Und wenn ihm doch einmal jemand zu nahekam, ihn erst im letzten Augenblick bemerkte und erschrocken die Augen aufriss, dann drehte Lufthauch sich um, machte zwei Schritte zur Seite und war im nächsten Augenblick bereits wieder vergessen.

    Zuversichtlich, bis zu Tamalone vordringen zu können, betrat er den Laden des Königs. Ein König von eigenen Gnaden, über dessen Eingangstür und in den Schaufenstern stand: „Königreich der Artefakte. Und kleiner darunter: „Hier gibt es auch das, was es sonst nicht gibt.

    Von diesem Laden musste es einen Durchgang zu dem kleineren Nachbarladen geben. Ein Haus, ein Besitzer, zwei Läden. Da wäre es dumm, keinen Durchgang geschaffen zu haben. Mit Sicherheit gab es auch Verbindungen in den oberen Stockwerken, wo sich die Wohnungen befanden, die die beiden Läden miteinander verbanden. Aber in einem Notfall zunächst Treppen hinauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunterzulaufen, hieße, kostbare Zeit zu verschwenden. Deshalb gab hier unten zwischen den Läden einen direkten Durchgang – musste es einen solchen Durchgang geben.

    Etwas vor mir zu verstecken, gelingt euch nicht. Er verschaffte sich einen ersten Überblick, fand den Durchgang und verließ den Laden dann wieder. Später betrat er das Königreich ein zweites Mal, zusammen mit dem letzten Schwung Kunden, die immer unbedingt etwas kaufen mussten, bevor ein Laden schloss, und mit ihrer Hektik alle Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er selbst blieb ruhig und stellte sich hinter einen Ständer, der über und über mit farbenfrohen, aber wenig wirksamen Ketten behängt war. Dort schloss er seine Augen bis auf einen schmalen Spalt und verschmolz mit der Umgebung. Das Warten war immer das Schlimmste, aber Jäger waren das Warten gewohnt.

    Der Lärm ebbte ab, die Beleuchtung erlosch. Erst im hinteren Teil des Geschäfts, wo sich die Werkstätten befanden, dann auch im Verkaufsraum. Nur in der Nähe der großen Auslage zur Straßenfront hin erlaubte ein Dämmerleuchten den Nachtschwärmern einen Blick auf die Auslage. Dann verriet ein letztes Klacken, dass die Ladentür verschlossen wurde, und schnelle Schritte verschwanden im Bereich der Werkstatt, wo es irgendwo eine Treppe nach oben geben musste.

    Lufthauch hatte Zeit. Vor Mitternacht gab es in solchen Häusern immer noch etwas zu erledigen, für das des Tages Zeit nicht mehr ausgereicht hatte. Also würde er sich erst nach Mitternacht in Bewegung setzen. Dann musste er nur noch darauf achten, lange vor Sonnenaufgang fertig zu werden. Das war die Zeitspanne, die dem ganzen Haus Ruhe schenkte und ihm die Unaufmerksamkeit, die er für seine Aufgabe brauchte. Viel Zeit war das nicht. Er würde sich sputen müssen.

    Als seine Zeit gekommen war, rollte er eine Vitrine nach vorn, um hinter ihr genug Platz zu finden. In ihrem Schatten war es so dunkel, dass es selbst für Elfenaugen schwierig war, noch etwas zu erkennen. Er spürte den Umrissen der Tür nach, suchte Klinke, Knopf, Angeln oder Zapfen. Es war eine Schiebetür mit einer schmalen Einbuchtung in der Oberfläche, die den Fingerspitzen gerade genug Halt gab, um sie zu bewegen. Ein Schloss fand er nicht. Das machte die Sache einfach. Er öffnete die Tür, betrat das kleine Nachbargeschäft, durchquerte es, gelangte zu einer Treppe im hintersten Raum und betrat die erste Stufe. Er hatte seinen Fuß ganz weit an der Seite der Stufe aufgesetzt, denn das Holz knarrte immer in der Mitte, wo es sich am meisten bog. Seine Hand betastete die zweite Stufe. Dann die dritte. Die zweite durfte er betreten, die dritte fühlte sich gefährlich an. Er würde sie auslassen. Jetzt die vierte.

    Lufthauch erreichte den ersten Absatz, drehte sich nach links und suchte nach der ersten Stufe der zweiten Treppe. Das Holz nahm Gewicht auf und – knurrte. Erschrocken trat er zurück. Ein zweiter Versuch. Stille. Er verlagerte sein Körpergewicht ganz langsam von seinem Standbein auf den vorderen Fuß, zu einem Viertel seines Gewichts, der Hälfte, drei … Ein Fauchen zerriss die Stille und eine riesige Hand ergriff seinen Körper. Unzählige Nadeln stachen Lufthauch in die Hand, als er sich mit dem Zauber der tausend Klingen wehrte. Sie zerschnitten die Luft um ihn herum und lähmten alles auf fünf Schritt. Sollte doch mit ihm ersticken, wer ihm da aufgelauert hatte.

    Seine Mutter sang ihm ein Lied, verstummte, eine Laute schlug drei Akkorde an, ein Vogel rief.

    „Geh aus meinem Kopf", flüsterte Lufthauch.

    Die Musik summte einen Text. „Was macht ein Elf hier mitten in der Nacht?"

    Lufthauch versammelte alle Schutzmächte um sich. Doch die vermochten noch nicht einmal die kleine Flöte aus dem Takt zu bringen, geschweige denn die große Trommel und das Becken. Er musste beide Hände auf die Ohrmuscheln pressen, um den Schmerz in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen. „Ich muss zu Tamalone, presste er zwischen seinen Lippen hervor. „Sofort. Er krümmte sich zu einem Ball zusammen. Jetzt war er zwar eine leichte Beute für jedes Raubtier, das ihn ansprang, aber letztlich war es gleichgültig, ob es seinen Körper zerriss oder seinen Verstand. Er legte einen magischen Panzer um sich. Der Panzer zerbrach. Er wickelte sich in ein magisches Tuch, das nicht zerbrechen konnte, und das Tuch wurde lebendig und würgte ihn. „Freunde des Waldes", dachte er und warf Schlingen aus Efeusträngen, dünnen Baumwurzeln und Lianen. Ein Fauchen in der Dunkelheit zeigte ihm, dass er etwas erreicht hatte, aber sein Triumph war nur von kurzer Dauer. Dann kam die Musik wieder zurück. Lauter kleine, lustige Melodien mit Versen unterlegt, mit kleinen Spitzen, die stachen, mit Geklingel und einem Beckenschlag, der sein Gehirn vibrieren ließ einen Reispudding.

    „Zehn, elf, zwölf,

    was will der Elf?

    Fragt er mich, ob sie hier wohne,

    meine Tama Tamalone."

    Inzwischen war Lufthauch jede Entdeckungsgefahr egal. Mochte doch das ganze Haus aufwachen. Er öffnete seinen Mund zu einem Schrei. Wenn es ihm gelänge Tamalone zu wecken, würde die vielleicht … „Ta…" Ein kläglich erstickter Laut. Mehr brachte er nicht hervor.

    „Elf, sei nun still,

    weil ich es so will.

    Du hast nicht bedacht,

    ich seh‘ in der Nacht

    viel besser als du.

    Drum gib endlich Ruh‘.

    Sei lieb jetzt und brav.

    Und schlaf endlich. Schlaf!"

    Es war ein Chor aus vielen Stimmen, die Lufthauch in den Schlaf sangen. Trost und Friede versprachen sie ihm und waren so ganz anders als die magischen Klänge, die ihn heimgesucht hatten. Dann hörte und spürte er nichts mehr, und alles um ihn herum wurde schwarz.

    Als er wieder aufwachte, lag er immer noch auf der Treppe. Das fremde Wesen mit der fremden Magie war verschwunden. Ein dämmriger Lichtschein drang unter einer Tür heraus und wies ihm den Weg nach oben. Lufthauch hoffte, dass Tamalone hinter dieser Tür wohnte. Mühsam stemmte er sich hoch. Das Geländer knarrte. Die nächste Treppenstufe knarrte auch. Es kam nicht mehr darauf an.

    Er klopfte leise an die Tür und drückte die Klinke herunter, ohne auf ein Willkommen zu warten. Der Raum war von einer einzigen Lampe beleuchtet. Das Bett war leer. Auf einem einzelnen Stuhl an einem Tisch saß ein Mann.

    „Kommt herein und sagt, was Ihr zu sagen habt. Die Stimme war dunkel und warm. Und doch klang sie etwas heiser, als wäre sie nach einem langen Schweigegelübde wieder aufgeweckt worden. „Ich heiße Dorman, bin ein Wissender, und Tamalone steht unter meinem … Der Mann zögerte, als müsse er das Wort erst

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