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Die Mädchen von Strathclyde: Krimi Kurzroman
Die Mädchen von Strathclyde: Krimi Kurzroman
Die Mädchen von Strathclyde: Krimi Kurzroman
eBook87 Seiten1 Stunde

Die Mädchen von Strathclyde: Krimi Kurzroman

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Über dieses E-Book

Glasgow, 1986: Constable Jim Daley ist in seinem zweiten Jahr als Streifenpolizist bei der Starthclyde Police. Von der traurigen Berühmtheit Glasgows als Mord-Hauptstadt Europas bekommt er nur wenig mit: Betrunkene Obdachlose, eingeschlagene Schaufenster und rachsüchtige Vorgesetzte bestimmen seinen Dienstalltag. Dies ändert sich schlagartig, als er eine tote Prostituierte auffindet und daraufhin mit DC Brian Scott einen Serienmörder jagt …

"Die richtige Prise Authenzität … ein packender Stil … höchst beachtlich." The Herald

"Meyrick versteht es, eine gute Geschichte zu erzählen und noch der unwichtigsten Nebenfigur Leben einzuhauchen." Scots Magazine

"Denzil Meyrick wird bald in einem Atemzug mit Alex Gray, Denise Mina und Stuart MacBride genannt. Sehr beeindruckend." Lennox Herald

Bei diesem Kurzroman handelt es sich um das Prequel zu "Tödliches Treibgut" von Denzil Meyrick.

SpracheDeutsch
HerausgeberHarperCollins
Erscheinungsdatum10. Apr. 2017
ISBN9783959676656
Die Mädchen von Strathclyde: Krimi Kurzroman
Autor

Denzil Meyrick

Denzil Meyrick wurde in Glasgow geboren und wuchs an der schottischen Küste in Campbeltown auf. Nach einem Politikstudium arbeitete er als Polizist, freier Journalist und Geschäftsführer einer Whisky-Destille.

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    Buchvorschau

    Die Mädchen von Strathclyde - Denzil Meyrick

    1

    Police Constable Jim Daley betrachtete sein Spiegelbild im Schaufenster eines teuren Herrenausstatters. Er hatte gerade die zweite Ausbildungsstufe in Tulliallan, der schottischen Polizeiakademie, hinter sich, und seine durchtrainierte Figur zeugte von den rigorosen Fitnessanforderungen, die dort gestellt wurden.

    Er schlenderte weiter zu Currys Elektromarkt und starrte ein paar Sekunden lang in die Auslage. Im Mittelpunkt stand der neueste VHS-Rekorder neben einer Hi-Fi-Anlage von Sony. Er grinste. Sein Sergeant, John Donald, hatte unlängst ein kleines Vermögen für ein „hochmodernes" Betamax-Gerät hingelegt, das jetzt bereits wieder veraltet zu sein schien. Geschah ihm ganz recht, dachte Daley.

    Es war kurz nach fünf Uhr morgens. Sein Blick glitt an den Läden und Büros gegenüber entlang, und mit den behandschuhten Fingern der Rechten strich er im Vorübergehen über die Schaufensterscheiben auf seiner Seite. So konnte er beide Hälften der Straße gleichzeitig kontrollieren und während der Nachtschicht eventuell erfolgte Einbrüche entdecken. Das nannte sich Schaufensterpatrouille, und alle Kollegen im Zentrum von Glasgow machten es genauso.

    Als er in die Polizei von Strathclyde eingetreten war und die Grundausbildung absolvierte, hatte er gehofft, an einem dieser Orte auf dem Land stationiert zu werden – der Halbinsel Cowal vielleicht, in Ayrshire. Sogar das ferne Argyll mit seinen Inseln und kleinen Städtchen hätte ihn gelockt. Und nun war er hier, in der Stadt seiner Jugend, und trottete in der grauen Morgendämmerung eines Märztags die Sauchiehall Street entlang. Inzwischen sah er das ganz optimistisch und dachte, dass er von den hartgesottenen Cops in den gnadenlosen Straßen von Schottlands größter Stadt mehr lernen konnte als von den läppischen Landeiern.

    Ein plötzliches Geräusch ließ ihn erstarren. Sein Blick zuckte von den Läden auf der anderen Straßenseite zu der schmalen Gasse gleich rechts, die zwischen zwei Bürogebäuden verlief. Aus den Lüftungsöffnungen stieg bereits der Dampf auf, die Boiler wurden in Erwartung der werktätigen Bevölkerung angeheizt. Auf der Straße lag der übliche Müll verstreut: Fish&Chips-Verpackungen, leere Bierdosen, das grüne Glas einer zersplitterten Flasche Likörwein, weiße Kaugummiklümpchen, die am Pflaster klebten, und Massen von weggeworfenen Zigarettenstummeln. Er konnte es gerade noch vermeiden, in ein gebrauchtes Kondom zu treten, als er den Durchgang betrat, um der Ursache der Laute nachzugehen.

    Da war es wieder, eine Art Mischung aus Gemurmel und Gesang. Es kam aus einem großen Müllcontainer am Ende der Gasse. Daley zog die schwere, gummibeschichtete Taschenlampe aus dem dünnen Uniformmantel und richtete den Strahl in den Container.

    „Hey du, du Arsch!", schallte ihm eine lallende Stimme entgegen. Unter Bergen von Kartons und Plastikflaschen wühlte sich eine Gestalt hervor. Der Mann blinzelte im grellen Licht. Er trug die Überreste eines dreckigen und zerrissenen Gabardinemantels, der einmal beige gewesen war und über den ein verfilzter Bart herunterhing. Seine grau melierten, strähnigen und wirren Haare wirkten wie Dreadlocks, aber Daley kannte den Mann von früher und wusste, dass die Frisur nur daher kam, dass die Haare zu lange kein Wasser und kein Shampoo mehr gesehen hatten.

    „Okay, Dandy, komm da raus. Zeit für einen kleinen Spaziergang, was? Ein bisschen Waschen und was Heißes für den Magen", schlug Daley vor und hielt dem Mann die Hand hin, um ihm aus dem Container zu helfen. Er versuchte, nicht vor dem Gestank zurückzuweichen, als der Penner seinen Arm mit einem schraubstockartigen Griff packte und sich unbeholfen herausschwang, während er vor sich hin schimpfte.

    „Mann, Dandy, sagte Daley und rümpfte die Nase. „Du stinkst vielleicht. Was hast du letzte Nacht getrunken?

    Der Obdachlose starrte ihn aus blutunterlaufenen Augen an. „Sprit, knurrte er. „Weiße Sonne für ‘ne kalte Nacht. Er lachte heiser und präsentierte eine Ansammlung von fauligen, schwarz-gelben Zähnen.

    In der Innenstadt von Glasgow lebten etliche Stadtstreicher, von Drogen und Alkohol gezeichnete Männer, zerbrochene Existenzen. Es ging das Gerücht, dass Dandy – der ironischerweise so hieß, weil er überhaupt nicht so aussah – einmal vermögend gewesen sein sollte. Angeblich hatte er einen guten Job und ein Mittelschichtleben aufgegeben, als seine Frau sich ihre Tochter schnappte und mit einem anderen Mann durchbrannte. Das konnte durchaus stimmen, aber wahrscheinlich war es nur das übliche Gerede innerhalb der Polizeitruppe. Was auch der Grund war, diese unglückliche Seele existierte ganz am Rande, in gewissem Sinne zwischen Leben und Tod. Ein Bettler, der schlief, wo er einen Unterschlupf finden konnte, und sich die meiste Zeit mit billigem Wein oder Industriealkohol gegen das Elend seiner Existenz schützte. Gelegentlich wurde er verhaftet, nicht etwa, weil er eine Gefahr für die Öffentlichkeit dargestellt hätte, sondern aus Fürsorgepflicht. Dann wurde er dem Friedensrichter an einem Bezirksgericht vorgeführt und zu anständigem Benehmen angehalten. Anschließend fand sich ein Platz für ihn in einem der Obdachlosenasyle von Glasgow, die Überbleibseln der berüchtigten viktorianischen Slums ähnelten. Er bekam zu essen, eine Dusche und blieb ein paar Tage lang nüchtern, bevor er sich aus dem Staub machte und der Kreislauf der Verzweiflung von Neuem begann.

    „Zwei-eins-drei an Alpha, sagte Daley in die Sprechmuschel seines Motorola-Funkgeräts. „Habe gerade Dandy gefunden, brauche den Van. Over. Er gab der knisternden Stimme am anderen Ende seinen Standort durch und eskortierte den Obdachlosen aus der Gasse zur Hauptstraße, um auf den Rücktransport zum Polizeirevier Stewart Street zu warten. Er hielt den Stadtstreicher fest am Ärmel seines Regenmantels gepackt. Trotz seines schlechten körperlichen Zustands war dem Mann zuzutrauen, dass er die Flucht in die Freiheit ergriff – wenn man sein Leben auf der Straße so bezeichnen durfte.

    Dandy murmelte etwas in seinen Bart hinein, und Daley beugte sich näher zu ihm. „Was ist? Der Van kommt gleich. Wenigstens kriegst du Frühstück."

    Dandy wandte sich ihm zu und sah ihn mit einem Ausdruck an, den Daley mit einem Grinsen verwechselte. Doch das war es nicht. Bevor der junge Polizist noch reagieren konnte, riss Dandy den Mund weit auf, als müsste er gähnen, und übergab sich ausgiebig auf sich selbst und Daleys

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