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Die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793 - 1798.: Einschließung und Kapitulation von Mainz – Haft in Königstein (Taunus), Ehrenbreitstein und Erfurt – Neuanfang und berufliches Auskommen
Die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793 - 1798.: Einschließung und Kapitulation von Mainz – Haft in Königstein (Taunus), Ehrenbreitstein und Erfurt – Neuanfang und berufliches Auskommen
Die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793 - 1798.: Einschließung und Kapitulation von Mainz – Haft in Königstein (Taunus), Ehrenbreitstein und Erfurt – Neuanfang und berufliches Auskommen
eBook84 Seiten56 Minuten

Die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793 - 1798.: Einschließung und Kapitulation von Mainz – Haft in Königstein (Taunus), Ehrenbreitstein und Erfurt – Neuanfang und berufliches Auskommen

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Über dieses E-Book

Die Mainzer Republik wird heute eher über- als unterschätzt, (…), so urteilte Franz Dumont in seiner Dissertation von 1978. Dumont schrieb diesen Satz aber nicht nur vor dem Hintergrund, daß wir unsere heutige deutsche Demokratie anders verstehen, sie anders leben und weiterentwickeln als die kleine Anzahl pfälzischer und rheinhessischer Revolutionsanhänger im Winter und Frühjahr 1792/93 mit ihrem eigenen Verständnis von "Demokratie": Diese hatten das Wort Demokratie in jenen Wochen zu einem System von physischer und psychischer Gewalt pervertiert, vor allem, um die ihnen von den französischen Machthabern zugekommenen neuen Aufgaben und die damit erwachsenen persönlichen Vorteile zu sichern. Der Jurist und Mainzer Ehrenbürger Dr. Bockenheimer hat mit dem vorliegend wieder aufgelegten Büchlein, für das Dr. Dr. Mark Scheibe ein umfassendes Vorwort verfaßte, einen wertvollen Beitrag geleistet, was aus den ersten Mainzer "Patrioten" wurde – wobei vor dem zeitgeschichtlichen Rahmen (seine Veröffentlichung erschien 1873) der Titel "Mainzer Patrioten" als ein offenbar gezielt vorgebrachtes Wortspiel zu sehen ist: Bockenheimers "Patrioten" sind die Antitypen, eine Minorität innerhalb der Bevölkerung, die diesen Protagonisten der "Mainzer Republik" zunächst abwartend, dann aber durch die ausufernde Gewalt ablehnend gegenüberstand.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Okt. 2019
ISBN9783981783162
Die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793 - 1798.: Einschließung und Kapitulation von Mainz – Haft in Königstein (Taunus), Ehrenbreitstein und Erfurt – Neuanfang und berufliches Auskommen

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    Buchvorschau

    Die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793 - 1798. - Karl Georg Bockenheimer

    -rechte

    Vorwort der Neuausgabe von 2017

    ¹

    Die Mainzer Republik wird heute eher über- als unterschätzt, (…), so urteilte Franz Dumont in seiner Dissertation von 1978.² Dumont schrieb diesen Satz aber nicht nur vor dem Hintergrund, daß wir unsere heutige deutsche Demokratie anders verstehen, sie anders leben und weiterentwickeln als die kleine Anzahl pfälzischer und rheinhessischer Revolutionsanhänger im Winter und Frühjahr 1792/93 mit ihrem eigenen Verständnis von „Demokratie": Diese hatten das Wort Demokratie in jenen Wochen zu einem System von physischer und psychischer Gewalt pervertiert, vor allem, um die ihnen von den französischen Machthabern zugekommenen neuen Aufgaben und die damit erwachsenen persönlichen Vorteile zu sichern.

    Dumont hatte damit aber auch ein Votum gegen die aktiv von der DDR-Regierung geförderte Forschung gesetzt, die vor über 40 Jahren die Mainzer „Republik"³ als angeblich erster deutscher Demokratie für ihre Zwecke entdeckte. Mit der daraufhin finanzierten umfangreichen Forschung und der Wiederauflage damaliger politischer Schriften der Revolutionsanhänger war ihr Ziel, als einzige und legitime Nachfolgerin dieser deutschen Ur-Republik zu gelten. Trotz unbestritten wertvoller Transkriptionen, zum Beispiel der Sitzungsprotokolle des Mainzer Jakobinerclubs und des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents⁴, waren die Publikationen der ostdeutschen Forscher nicht frei von politisch gefärbter Interpretation. Westdeutsche Wissenschaftler distanzierten sich von der teilweise „kritiklosen Heroisierung⁵ deutlich. Betrachtet man diese Arbeiten der 1970er und frühen 1980er Jahre zur Mainzer „Republik aber als Summe und mit der Kenntnis der deutsch-deutschen Ereignisse dieser Zeit, so sind sie ein unschätzbar wertvolles Konvolut an gesammeltem Wissen, vergleichbar zustande gekommen wie das Duell zweier Sportnationen um eine Siegertrophäe.⁶

    Wenig oder gar nicht beleuchtete die deutschsprachige Forschung aber die Umstände, die in die Mainzer „Republik mündeten, die aus diesem Ereignis resultierten oder welche Ursachen dem Zusammenbruch der französischen Militärmacht in dieser Region zugrunde lagen. So hat Bockenheimer mit dem vorliegend wieder aufgelegten Büchlein einen wertvollen Beitrag geleistet, was aus den ersten Mainzer „Patrioten wurde – wobei vor dem zeitgeschichtlichen Rahmen (seine Veröffentlichung erschien 1873) der Titel „Mainzer Patrioten als ein offenbar gezielt vorgebrachtes Wortspiel zu sehen ist. Per se ist zwar ein „Patriot positiv unterlegt. Doch Bockenheimers „Patrioten" sind die Antitypen, eine Minorität innerhalb der Bevölkerung, die diesen Aktivisten zunächst abwartend, dann aber durch die ausufernde Gewalt ablehnend gegenüberstand. Auch aus der zeitgeschichtlichen Situation heraus, in der sich Bockenheimer zum Zeitpunkt der Herausgabe seines Büchleins befand (1873), ist seine Wortwahl zu sehen: Seit dem Aufkommen des deutschen Nationalismus in den letzten Jahren von Napoleons Herrschaft und nicht zuletzt vor dem gerade stattgefundenen Krieg zwischen Preußen und Frankreich 1870/1871 und dem neugegründeten deutschen Kaiserreich war ein Patriot ein seinem adligen Landesherren bzw. dem neuen Kaiserreich ergebener Diener – kein Demokrat! Es liegt deshalb nicht fern, anzunehmen, daß Bockenheimer mit dem Titel seines Büchleins bewußt die Seriosität der Mainzer Aktivisten in Abrede stellte, als er sie als „Patrioten" betitelte. Eine Parteinahme für die konservative politische Hauptströmung seiner Zeit ist allerdings aus seinem Büchlein nicht herauszulesen – was ein Indiz für seine Qualität ist.

    So endet seine Schrift mit der lakonischen Feststellung, daß die einstigen Kämpfer für die (von ihne so genannte) „demokratische Sache sich widerstandslos der Diktatur Napoleons bzw. den ihnen nachfolgenden früheren Landesherren beugten, ja bequemten. – Dem mochte wahrscheinlich der Wunsch nach finanzieller Absicherung geschuldet sein. Zwar lassen sich nicht alle Mainzer „Patrioten über einen Kamm scheren, aber in ihrer großen Mehrheit lassen sich die „demokratischen" Eiferer in Rheinpfalz und Rheinhessen von 1792/93 eben nicht in eine Reihe mit den späteren Demokraten von 1830, 1848/49 und auch nicht denen der Weimarer Republik oder der Bundesrepublik Deutschland stellen.⁷ Dazu gleich.

    Tatsächlich strebten die Mainzer Aktivisten zunächst eine repräsentative Demokratie nach dem Muster der Französischen Konstitution von 1791 an, die den heutigen „westlichen sehr nahekommt. Was ihnen die Umsetzung schwer machte, war zum einen der Mangel eines Fundaments, auf dem sie bauen konnten, keine in der Region einmal verankert gewesene Legitimation, nur eben die momentane Waffengewalt des französischen Militärs. Die akademische Schwärmerei an den deutschen Universitäten für die Revolution im Nachbarland, die Tradition der deutschen Aufklärung, letztere auch offiziell gefördert vom Mainzer Kurfürsten, war für die Praxisarbeit der Mainzer „Demokraten ohne Wert.

    Die Schwierigkeit, sie als Demokraten nach heutigem Verständnis zu billigen, liegt darin, daß sie sich in der Ausübung ihrer Ämter und Funktionen nicht als solche verhielten. Die Aktivisten aus dem Winter und Frühjahr 1792/93 mußten davon ausgehen (und so trat es tatsächlich auch ein), daß der Kollaps der „Expedition Custine"⁸ und die Rückkehr der alten feudalen Strukturen ihre neuen Lebensgrundlagen auf Dauer zerstören und ebenso ihre Familien in das Unglück ziehen würden. Schon kurz nach der Inbesitznahme von Mainz, spätestens ab der Jahreswende 1792/93 wurden sie sich bewußt, daß das von Custine zuerst propagierte Selbstbestimmungsrecht der Einwohner der besetzten Landstriche nicht automatisch zu einem Votum für die Demokratie führen würde. „Freiheit war kein offener Entscheidungsprozeß mehr".⁹ Umso heftiger also ihr Vorgehen, umso hektischer und unüberlegter ihre Aktionen innerhalb

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