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Star Trek - New Frontier 17: Mörderisches Spiel
Star Trek - New Frontier 17: Mörderisches Spiel
Star Trek - New Frontier 17: Mörderisches Spiel
eBook359 Seiten4 Stunden

Star Trek - New Frontier 17: Mörderisches Spiel

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Über dieses E-Book

Captain MacKenzie Calhoun hat schon unglaublichen Herausforderungen gegenübergestanden, aber keines seiner früheren Abenteuer hätte ihn auf die zeitgleiche Bedrohung durch zwei der zerstörerischsten Kräfte vorbereiten können, mit denen er es jemals zu tun hatte. Als Mackenzie Calhoun versucht, diese neuen Feinde zu überlisten, wagt er ein gefährliches Spiel, bei dem das Schicksal der Besatzung der Excalibur und möglicherweise das Leben von Milliarden bedroht ist …
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum27. März 2019
ISBN9783959819596
Star Trek - New Frontier 17: Mörderisches Spiel
Autor

Peter David

Peter David is a prolific writer whose career, and continued popularity, spans more than twenty-five years. He has worked in every conceivable media—television, film, books (fiction, nonfiction, and audio), short stories, and comic books—and acquired followings in all of them.

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    Buchvorschau

    Star Trek - New Frontier 17 - Peter David

    XENEX

    XENEX

    Jetzt

    M’k’n’zy Calhoun war allein, was ihn zu folgender Frage veranlasste: Wo zum Teufel sind sie?

    M’k’n’zy achtete darauf, dass sich die Felswand des Bergs in seinem Rücken befand. Sein Atem ging gleichmäßig und jeder, der ihn gehört hätte – auch wenn er sich sicher war, dass niemand in der Nähe war –, hätte darin weder Anspannung noch Stress wahrgenommen. Hätten diese Beobachter zusätzlich biologische Sensoren eingesetzt und aus der Entfernung seinen Puls gemessen, wäre ihnen aufgefallen, wie langsam und regelmäßig sein Herz schlug. Als würde er entspannt auf einem Handtuch am Strand liegen.

    Kurz gesagt wäre niemand, der sich mit M’k’n’zys momentaner Lage beschäftigt hätte, auf die Idee gekommen, dass er um sein Leben kämpfte.

    Man hätte vermuten können, dass M’k’n’zy, der, so lange er zurückdenken konnte, um sein Leben gekämpft hatte, die Angst und den Adrenalinschub, die andere in ähnlichen Situationen überkamen, hinter sich gelassen hatte. Damit hätte man diesen Mann jedoch unterschätzt. Es hatte nichts damit zu tun, dass er sich einfach daran gewöhnt hatte. Stattdessen war seine Reaktion das Resultat eines langen Trainings, das er sich seit dem Beginn seiner Laufbahn als Kriegsherr von Xenex auferlegt hatte.

    Er hatte sich nicht immer so verhalten. Als er im zarten Alter von vierzehn Jahren seinen ersten Gegner getötet hatte, hatte er gekeucht und gespürt, wie die Aufregung seinen Körper durchströmte. Er hatte lange Minuten gebraucht, um sich zu beruhigen. Dabei hatte er auf die Leiche seines Feindes gestarrt und den Gedanken, dass seine Hand ihm den tödlichen Schlag versetzt hatte, ebenso sehr genossen wie gefürchtet.

    Doch er hatte schon bald erkannt, dass solch nutzlose Konzepte wie Furcht oder Aufregung seiner Effizienz als Killer schadeten. Und das war ein Kriegsherr schließlich: ein Killer, der seinen Job sehr, sehr gut beherrschte. Sogar so gut, dass andere bereit waren, ihm durch das Tor zur Hölle zu folgen, wenn es auf der anderen Seite einen Feind zu besiegen gab.

    Also hatte M’k’n’zy mit gnadenloser Härte an sich gearbeitet und die Kontrolle über seine Biologie übernommen. Er betrachtete seine Reaktionen (oder ihr Fehlen) als ein Werkzeug oder eine Fähigkeit, die man verbessern konnte, ebenso wie Zielgenauigkeit oder den Umgang mit dem Schwert. Wenn er die Männer betrachtete, die er in den Kampf führte, sah er das Lodern in ihren Augen und den Zorn in ihren Bewegungen. Dann wünschte er sich, er könne ihnen etwas von seiner Kaltblütigkeit abgeben. Doch er wusste, dass jeder Grenzen hatte und dass diese Männer das Beste aus den Fähigkeiten, die ihnen die Götter gegeben hatten, herausholten. M’k’n’zy besaß einfach die Gabe – gekoppelt mit einem Gespür für drohende Gefahren, das ans Übernatürliche grenzte –, einen Kampf so leidenschaftslos anzutreten, dass man ihn für einen Zuschauer hätte halten können.

    Das führte dazu, dass manche, die M’k’n’zy in Aktion sahen, zu der Schlussfolgerung gelangten, ihm wäre der Ausgang seiner Kämpfe egal. Einige behaupteten sogar flüsternd, wenn er nicht in der Nähe war, dass er unter einer Art von Todessehnsucht litt.

    Nichts hätte weiter von der Wahrheit entfernt sein können. M’k’n’zy sehnte sich nicht nach dem Tod. Deshalb hatte er die sehr erfolgreiche Technik, sich vom Kampf zu distanzieren, entwickelt. Zu viele Leute starben bei Scharmützeln, weil sie sich vom Kampfgetümmel mitreißen ließen und daher entweder Fehler begingen oder so weit vorpreschten, dass sie auf einmal vor Angst erstarrten, weil sie glaubten, ihre Lage sei aussichtslos geworden. Wenn man über die Möglichkeit des eigenen Todes nachdachte, dann sah man ihn vor seinem geistigen Auge, eine mentale Visualisierung, die in der Realität unweigerlich Konsequenzen haben würde. Wenn man sich vorstellte, dass es einem Gegner gelang, einem mit der Axt den Schädel zu spalten oder ihn mit dem Phaser wegzuschießen, führte das oft dazu, dass man tatsächlich geköpft wurde.

    Wer zögert, verliert. Ein weises und treffendes menschliches Sprichwort, dem M’k’n’zy voll und ganz zustimmte.

    Die emotionale Distanzierung vom Kampfgetümmel war also die beste Überlebensstrategie. Dieser Philosophie hatte M’k’n’zy bisher sein Leben verschrieben und dank ihr atmete er noch.

    Allerdings war nicht ganz klar, wie lange das so bleiben würde.

    Wo zum Teufel sind sie?, fragte sich M’k’n’zy erneut. Er ließ nicht zu, dass die Sorge um seine Anhänger sein Urteilsvermögen trübte. Vielmehr ärgerte es ihn, dass sie nicht wie vereinbart am Treffpunkt erschienen waren. Er hatte lange genug gewartet. Ihm war klar, dass sie nicht mehr auftauchen würden. Dafür gab es zwei mögliche Erklärungen: Sie waren bis auf den letzten Mann massakriert worden – was er natürlich nicht hoffte – oder es war dem Feind gelungen, ihnen den Weg zum Treffpunkt abzuschneiden. Diesen Umstand hatte M’k’n’zy selbstverständlich in Betracht gezogen und deshalb einen zweiten Treffpunkt vereinbart.

    Noch war jedoch offen, ob M’k’n’zy ihn erreichen würde.

    Er richtete seine geschärften Sinne auf seine Umgebung, um herauszufinden, ob er wirklich allein war. Der steinige Pass, auf dem er sich verbarg, eignete sich hervorragend für einen Überfall. Er stand unter einem Felsvorsprung, der ihn vor den Blicken derer verbarg, die sich möglicherweise über ihm befanden. Gleichzeitig konnte er von dem Pass die Schlucht unter sich einsehen. Jeder, der versuchte, die sich durch den ganzen Berg ziehende Schlucht zu durchqueren, würde ein leichtes Ziel abgeben.

    Er musste jedoch davon ausgehen, dass seine Feinde nicht ganz so dumm waren. Wenn doch, würde er dieses Geschenk zu seinem Vorteil nutzen. Aber er konnte nicht einfach so herumsitzen und darauf warten, dass irgendjemand auftauchte, den er abschießen konnte. Dadurch würde sich das Treffen mit seinen Truppen nur noch weiter verzögern.

    Außerdem waren seine Gegner nicht gerade lautlos. Ihre Rüstungen klirrten lautstark bei jeder Bewegung. Hinzu kam, dass sein sechster Sinn, der ihn noch nie im Stich gelassen hatte, ihn vor keiner konkreten Bedrohung warnte. Er schwebte nicht in Gefahr, zumindest momentan nicht.

    M’k’n’zy kannte sich in den Bergen von Xenex besser aus als jeder andere. Er wusste, dass es in der Nähe seiner Position einen steilen, aber nicht einzusehenden Pfad gab, der ihn zum Fuß des Bergs bringen würde, ohne ihn einem möglichen Angriff auszusetzen. Diesen Pfad unbemerkt zu erreichen, würde ebenfalls nicht schwer sein.

    Am besten wäre es gewesen, die Nacht abzuwarten, aber M’k’n’zy wollte nicht so lange von seinen Truppen getrennt sein. Sie brauchten ihn. Sie standen einem verheerenden, beinahe schon übermächtigen Feind gegenüber und konnten auf seine Führung und seine Fähigkeiten nicht verzichten. Er verfluchte die Tatsache, dass er mit ihnen über größere Entfernungen hinweg nicht kommunizieren konnte, und schwor sich, dass er – wenn diese Angelegenheit erledigt war – der xenexianischen Armee die Ausrüstung besorgen würde, die sie brauchte, um diesen Krieg zu gewinnen. Er musste davon ausgehen, dass seine Feinde miteinander in Verbindung bleiben konnten. Als ob die Xenexianer nicht schon genug Probleme hätten.

    Die Sonne stand noch nicht ganz im Zenit, als M’k’n’zy beschloss, nicht länger zu warten. Er blieb so dicht wie möglich an der Felswand, während er sich auf den Weg zu dem Pfad machte, der ihn nach unten bringen würde. Von dort aus würde er sich in Richtung Osten wenden und versuchen, dabei Wege zu nehmen, die ihm Deckung boten. An ein paar Stellen würde er für Beobachter sichtbar sein, aber daran ließ sich nichts ändern. Er würde sich auf seine Reflexe und seine Erfahrung verlassen müssen.

    Gelegentlich war der Planet selbst die beste Waffe im Kampf gegen Eindringlinge. Leute von anderen Welten litten normalerweise unter dem brutalen xenexianischen Klima. Leider war das in diesem Fall nicht so. Den Feind, dem M’k’n’zy gegenüberstand, störte die Hitze ebenso wenig wie ihn selbst. Das Klima würde den Feind weder zermürben noch dazu bringen, sich frustriert von Xenex abzuwenden. Wenn er und seine Truppen ihn loswerden wollten, dann mussten sie listiger sein als er und ihn ausmanövrieren.

    Die Minuten krochen dahin. Auf dem Weg nach unten rechnete M’k’n’zy ständig mit einem Angriff. Er hielt sein Schwert ruhig und fest in der Hand.

    Drei Meter vor dem Ende des Pfads blieb er wie angewurzelt stehen.

    Irgendetwas stimmte da vorne nicht. Er wusste nicht, was, doch es reichte, um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Er sah sich angestrengt nach einer Bedrohung um, entdeckte jedoch keine. Aber die Haare in seinem Nacken hatten sich aufgerichtet, also ging er keinen Schritt weiter.

    Er warf einen Blick nach unten und hob einen Stein auf, der neben seinen Füßen lag. Er war schwer und fast rund. M’k’n’zy hielt ihn einen Moment lang in der Hand, dann rollte er ihn den steinigen, unebenen Pfad hinunter. Der Stein hüpfte klackernd nach unten und einige Momente lang war sich M’k’n’zy sicher, dass sein sechster Sinn ihm etwas vorgegaukelt hatte. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Es war gut, dass niemand ihn umbringen wollte, aber das bedeutete auch, dass der Instinkt, auf den er sich so lange verlassen hatte, auf einmal nicht mehr funktionierte.

    Der Boden vor ihm explodierte.

    Landmine, schoss es ihm durch den Kopf, noch während die Druckwelle ihn nach hinten warf. Er verfluchte seine Nachlässigkeit. Er hätte sich mit dem Rücken an den Felsen pressen sollen anstatt wie ein Idiot auf dem Weg zu stehen und darauf zu warten, dass etwas passierte. Er landete schwer auf dem Boden und schürfte sich die Ellenbogen auf. Schmerz schoss durch seine Arme. In gewisser Weise war er froh darüber. Der Schmerz erinnerte ihn barsch daran, dass er nichts als selbstverständlich betrachten und keine Möglichkeit außer Acht lassen durfte.

    Er hörte ein vertrautes Klirren unter sich. Sein ausgezeichnetes Gehör verriet ihm, dass sich ihm nur eine Person näherte. Wahrscheinlich hatte der Feind einen Soldaten zurückgelassen, der die Falle bewachen sollte. Und dieser Soldat, das erkannte M’k’n’zy, würde nicht mit einem kampfbereiten Gegner, sondern mit einer zerfetzten Leiche rechnen.

    Dieser Gedanke ließ ihn sofort handeln. Zögern lag M’k’n’zy nicht im Blut. Er befand sich rund drei Meter oberhalb des Pfadendes. Er kam hoch und sprang ohne innezuhalten den steilen Pfad hinunter. Einen Moment lang hing er in der Luft, was sich befreiend anfühlte, dann landete er lautlos auf dem Boden. Er hatte einen Arm ausgestreckt, sodass er nicht in sein eigenes Schwert fallen konnte, was seiner legendären Karriere ein unrühmliches Ende gesetzt hätte.

    Er lief lautlos nach vorn und sah nur Sekunden später genau das, was er erwartet hatte.

    Eine gepanzerte Gestalt mit einem Helm, der den Kopf komplett umschloss, sodass man das Gesicht nicht erkennen konnte, stand am Anfang des Pfads, der sich hinauf durch die Hügel schlängelte. Sie benutzte einen Thermoscanner, der es ihr ermöglichte, ihre Umgebung zu sehen. M’k’n’zy wusste, dass ihm nur noch wenige Sekunden blieben, bis die Gestalt ihn wahrnehmen würde, deshalb stürmte er auf sie zu.

    Er war zu langsam.

    Die gepanzerte Gestalt drehte sich um, sah ihn an und hob den Arm, sodass sich ihre Handfläche auf M’k’n’zy richtete. Es frustrierte ihn, dass seine Feinde keine Handfeuerwaffen benutzten. Einen Blaster oder Disruptor oder Phaser hätte er der Gestalt aus der Hand schlagen und sich damit einen Vorteil verschaffen können. Doch diese Bastarde hatten ihre Waffen in die Körperpanzerung integriert. Man konnte sie also nicht einfach entwaffnen. Man konnte sie nur umbringen. Davor schreckte M’k’n’zy zwar nicht zurück, aber es kam ihm wie eine Verschwendung vor. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn er seine Feinde hätte überwältigen und verhören können. Doch sie hatten nur zwei Modi: Angriff und Tod.

    M’k’n’zy hatte gegenüber seinem Gegner nur einen einzigen Vorteil. Dessen Waffe benötigte, nachdem sie abgefeuert worden war, einige Sekunden, um sich neu aufzuladen. M’k’n’zys Schwert war hingegen sofort wieder einsatzbereit.

    Energie knisterte im Metallhandschuh der gepanzerten Gestalt und M’k’n’zy wusste, dass er seine Bewegungen perfekt abstimmen musste. Er musste seinen Gegner außerdem dazu bringen, den Angriff durchzuziehen. Er legte sein ganzes Körpergewicht in den Schwung, der ihn vorwärtstrieb, stieß dabei einen heulenden Kampfschrei aus und vermittelte der Gestalt so den Eindruck, dass er nicht von seinem Weg abweichen würde, also entweder nicht wusste, welche Waffe ihn erwartete, oder sie einfach ignorierte.

    Die gepanzerte Gestalt schoss einen Energiestrahl ab, als M’k’n’zy noch rund drei Meter von ihr entfernt war.

    Er wurde nicht langsamer. Stattdessen sprang er zur Seite und stieß sich von der Felswand zu seiner rechten ab. Er spürte, wie die Luft neben ihm knisterte und einige seiner Haare versengt wurden. Hätte der Strahl ihn getroffen oder auch nur gestreift, wäre er erledigt gewesen.

    Dank seines Ausweichmanövers war er nun in Reichweite seines Angreifers. Er sah das Ziel, auf das er sich konzentrieren musste: einen kleinen Lüftungsschlitz an der Seite des Helms, den die Kreaturen benötigten, um die Temperatur im Inneren ihrer Rüstungen zu regulieren. Er war unglaublich schmal, scheinbar zu schmal, um ein Risiko darzustellen. Das war nur ein kleiner Konstruktionsfehler in der Panzerung, nichts, was ihnen hätte gefährlich werden sollen.

    M’k’n’zy stieß die Schwertspitze nach vorn und versuchte, mit ihr den Schlitz zu treffen.

    Das wäre ihm beinahe gelungen.

    Die gepanzerte Gestalt bewegte sich jedoch viel schneller, als man es ihr bei ihrem Aussehen zugetraut hätte. Sie hob die Hand und schlug die Schwertklinge beiseite, bevor diese in den Schlitz eindringen konnte. Ihre Waffe hatte sich noch nicht wieder aufgeladen, doch das spielte keine Rolle. Die Gestalt schwang die Faust herum, traf M’k’n’zy mit voller Wucht an der Schläfe und schleuderte ihn zu Boden. Der kochend heiße Handschuh versengte ihm die Haut. Er schrie, als er auf den Boden krachte und ihm das Schwert aus der Hand geprellt wurde.

    M’k’n’zy warf sich herum und sah, wie die Stiefelsohle seines Gegners auf seinen Kopf zuschoss. Er rollte sich zur Seite und entging haarscharf dem Angriff. Der Tritt verfehlte seinen Kopf, traf aber sein Schwert, das unter der Wucht zerbrach.

    M’k’n’zy kam rasch auf die Beine und dachte über seine nächsten Schritte nach, doch die Gestalt verhinderte, dass er erneut angreifen konnte. Ihre Waffe war wieder schussbereit. Die Gestalt hob die Hand und es war kaum vorstellbar, dass sie M’k’n’zy aus dieser geringen Entfernung verfehlen würde.

    Die gepanzerte Gestalt schoss.

    Und verfehlte ihn.

    M’k’n’zy hatte sich schneller als möglich erschien fallen lassen und die Luft über seinem Kopf knisterte erneut. Die Felswand hinter ihm explodierte, Steinsplitter spritzten durch die Luft. Er hob die Arme, um seinen Kopf zu schützen, und hörte gleichzeitig, wie die Steine auf die Panzerung seines Gegners prasselten.

    Dann entdeckte M’k’n’zy einige Steinsplitter ganz in seiner Nähe. Er ergriff sie, sprang auf und prallte gegen die gepanzerte Gestalt, noch während er mit der Hand ausholte und, so fest er konnte, zustieß. Er berührte die überhitzte Panzerung sehr viel länger als beim ersten Mal, was die Schmerzen umso schlimmer machte. M’k’n’zy hätte am liebsten geschrien, während er sich wie eine Fledermaus an ihr festklammerte und Steinsplitter in den Lüftungsschlitz stieß. Er wollte der Gestalt nicht die Genugtuung verschaffen, seine Schwäche zu hören.

    Stattdessen schlug er mit der Faust zweimal auf den Schlitz. Mehr konnte er nicht tun, sonst hätten die Schmerzen, die die Berührung der Panzerung verursachte, ihn überwältigt. Er ließ los, fiel zu Boden und ging in die Hocke. Sein kampfgestählter Verstand dachte bereits über den nächsten Angriff nach.

    Doch wie sich herausstellte, war das unnötig. Die gepanzerte Gestalt taumelte und tastete nach dem Lüftungsschlitz. M’k’n’zy sah begeistert, dass die Steinsplitter, die sich darin verklemmt hatten, sich nur schwer entfernen lassen würden. Die dicken Finger des Handschuhs konnten sie nicht packen.

    Die gepanzerte Gestalt zuckte und drehte sich um die eigene Achse wie die Marionette eines betrunkenen Puppenspielers. Die Beine zitterten, die Knie gaben nach, seine Hände umklammerten den Helm. Einen Moment lang glaubte M’k’n’zy, er würde tatsächlich zum ersten Mal den ungeschützten Kopf einer dieser verdammten Kreaturen zu sehen bekommen. Er war sich nicht sicher, ob sie ohne den Helm lebensfähig waren, da er nicht wusste, woher sie stammten. Und er war auch nicht hundertprozentig davon überzeugt, dass er, sollte die Kreatur ihm ihren Kopf offenbaren, der Versuchung, diesen mit dem nächstbesten Stein zu Brei zu schlagen, würde widerstehen können.

    Die gepanzerte Gestalt zitterte immer heftiger und dann hörte M’k’n’zy eine dumpfe Explosion in ihrer Rüstung. Der Soldat riss die Arme hoch und zitterte ein letztes Mal. Dann fiel er wie ein frisch gefällter Baum nach vorn und schlug mit einem lauten Knall auf den Felsen. Er blieb reglos liegen und M’k’n’zy war sich sicher, dass er in diesem Leben nicht mehr versuchen würde, jemanden umzubringen.

    Er stellte sich über seinen gefallenen Gegner. Es war bedauerlich, dass er keine Werkzeuge besaß, mit denen er die Panzerung hätte öffnen können. Er erkannte erst, dass er seinen Gegner treten würde, als er mit dem Fuß ausholte und genau das tat. Die Gestalt rutschte ein Stück zur Seite, mehr geschah nicht.

    M’k’n’zy erlaubte es sich nur selten, seinem Ärger so weit nachzugeben, dass er Energie damit verschwendete, jemanden zu attackieren, der keine Bedrohung darstellte.

    Dass er dabei eine zweite, lautere Explosion im Inneren der Panzerung hörte, überraschte ihn. Er sprang zurück, um sich von der Gefahr, die diese Explosion möglicherweise darstellte, zu entfernen, aber das wäre nicht nötig gewesen. Die Panzerung fing sie ab. Sie dehnte sich leicht aus und überall bildeten sich Beulen. Abgesehen von diesem Anblick und dem dumpfen Geräusch gab es keinen Hinweis darauf, dass sich gerade etwas Ungewöhnliches abgespielt hatte. Selbst M’k’n’zy, der sich in nächster Nähe befand und das Ganze verwirrt beobachtete, war sich nicht sicher, was da geschehen war. War diese zweite Explosion eine Folge der ersten – vielleicht ausgelöst vom Druck austretender Gase – oder handelte es sich bei ihr um einen absichtlichen Mechanismus, mit dem die Panzerung, nachdem sie festgestellt hatte, dass der Krieger in ihrem Inneren handlungsunfähig geworden war, seine Gefangennahme verhindern sollte? Jedenfalls war dies die letzte Bewegung, die der gefallene Soldat machte.

    Jeder andere hätte sich nach diesem Kampf erst einmal ein paar Minuten lang beruhigen müssen, aber M’k’n’zy erlaubte sich nur einen kurzen Moment der Erleichterung. Solche Nahtoderfahrungen waren für Leute, die den gleichen Pfad wie M’k’n’zy beschritten, nichts Ungewöhnliches, trotzdem ließ es sich nicht leugnen, dass er deutlich öfter in Lebensgefahr geriet als die meisten anderen.

    Er dachte kurz darüber nach, seinen gefallenen Gegner mitzunehmen. Vielleicht würde jemand wissen, wie sich die Panzerung öffnen ließ. Er verwarf die Idee aber schnell. Zum einen war die Panzerung noch viel zu heiß und er konnte es sich nicht leisten, zu warten, bis sie sich abkühlte – sollte sie das überhaupt tun. Zum anderen war die gepanzerte Gestalt verdammt schwer. Wenn er einen Antigrav-Schlitten oder ein Dutzend Helfer dabeigehabt hätte, wäre es vielleicht möglich gewesen, sie mitzunehmen. Aber ihm stand beides nicht zur Verfügung, daher verwarf er die Idee.

    Er ließ also die Leiche zurück und setzte seinen Weg zum Ausweichtreffpunkt fort. Dabei handelte es sich um ein Höhlenlabyrinth am Fuß des Turmgebirges, das M’k’n’zy schon oft als Zuflucht gedient hatte, wenn er sich vor Verfolgern verstecken musste.

    Während er dorthin lief und dabei soweit es ging in Deckung blieb, entwickelte er im Geist bereits neue Strategien, die sich gegen den Feind einsetzen ließen, plante Überfälle und dachte über einen effektiveren Einsatz seiner Streitkräfte nach. Dass der Feind sein Volk besiegen und ihn selbst töten könnte, zog M’k’n’zy grundsätzlich nicht in Betracht. Er zweifelte nicht daran, dass er schließlich über den Feind triumphieren würde.

    Auf seinem Weg zum Turmgebirge stieß er auf keine weiteren Gegner. Er fragte sich, ob das Zufall war oder auf etwas Bedeutenderes hinwies. Hatten sich die Feinde vielleicht ganz von Xenex zurückgezogen? Aber wieso war er dann einem von ihnen begegnet? War das vielleicht der letzte Soldat auf dem ganzen Planeten gewesen, ein Gestrandeter, getrennt von seiner Einheit, und dann hatten sich ihre Wege unglücklicherweise gekreuzt? Unglücklich für ihn, dachte er grimmig.

    M’k’n’zy kam es so vor, als hätte die Sonne auf ihrem Weg über den Himmel innegehalten, als wäre die Zeit stehen geblieben.

    Er erreichte den Fuß des Turmgebirges, das seinen Namen den ungewöhnlich hohen Felsnadeln verdankte, die die Gegend übersäten. Das war eines seiner Lieblingsverstecke, da Luftangriffe wegen der hohen Gipfel problematisch waren. Die Felsnadeln boten ebenso wie das Netzwerk von Höhlen, das das Gebirge durchzog, Schutz vor Angriffen. Selbst ein flächendeckendes Bombardement konnte man hier überleben.

    Er erreichte den Höhleneingang, den er seinen Leuten als Treffpunkt genannt hatte, und der Geruch des Todes hing in der Luft.

    »Nein«, flüsterte er, als er erstarrte und ausnahmsweise einmal nicht wusste, was er als Nächstes tun sollte. Er wollte seinen Sinnen nicht trauen. Oder zumindest darauf hoffen, dass der Gestank von einem toten Tier verursacht wurde und nicht von dem, was er befürchtete.

    Doch sein Geruchssinn bestätigte ihm schon wenige Momente später, dass seine erste Ahnung korrekt gewesen war. In der Höhle befand sich genau das, was er befürchtet hatte.

    Seine Beine wurden mit jedem Schritt schwerer, aber er näherte sich trotzdem der Höhle. Er wusste, dass ihm dort möglicherweise Gefahr drohte, verließ sich aber darauf, dass sein Instinkt ihn rechtzeitig warnen würde. Hinzu kam, dass es einem Teil von ihm einfach egal war. Wenn etwas in der Höhle lauerte, sollte es ruhig versuchen, ihn anzugreifen. Er würde es entweder töten oder selbst getötet werden und in diesem Moment war er sich nicht sicher, welches Resultat er bevorzugte.

    Er ging langsam durch die Dunkelheit. Wie immer passten sich seine Augen sofort an die veränderten Lichtverhältnisse an. Das spielte allerdings keine große Rolle. Seine Nase hätte ihm den Weg gewiesen, auch wenn er blind herumgestolpert wäre.

    Verdammte Bastarde, dachte er immer wieder, was das Feuer in seiner Brust anfachte, das ihn antrieb, obwohl er am liebsten aufgegeben hätte.

    M’k’n’zy blieb kurz vor der ersten Leiche stehen. Er wäre beinahe mit dem Fuß gegen sie gestoßen. Als er sich bückte, sah er, dass es sich um einen seiner weiblichen Kämpfer handelte, eine junge Frau mit stählernem Blick, die Unbesiegbarkeit ausgestrahlt hatte. In dieser Beziehung hatte sie M’k’n’zy an ihn selbst erinnert. Die Realität war jedoch mit ihrem Selbstbild kollidiert, wie ihre Leiche bewies. Ihre rechte Gesichtshälfte und fast die gesamte rechte Körperseite waren verbrannt. Das war entweder von der heißen Panzerung der Feinde oder einem Energiestrahl verursacht worden. M’k’n’zy hielt die Antwort auf diese Frage für unwichtig. Tot war tot.

    Auch den anderen war es nicht besser ergangen.

    Die Höhle war voller Leichen. Auf dem Boden und an den Wänden, überall war Blut. Dazwischen sah M’k’n’zy Rußspuren, was darauf schließen ließ, dass große Energie freigesetzt worden war. Was sich hier abgespielt hatte, war auf schmerzhafte Weise offensichtlich. Die Feinde waren seinen Leuten irgendwie hierher gefolgt, hatten sie gefunden und angegriffen. M’k’n’zys Leute hatten sich tapfer gewehrt, das verrieten ihm die Brandspuren auf dem Boden. Er konnte erkennen, wie viele Leute sich an dem Kampf beteiligt hatten und wie er verlaufen war. Dazu hätte er nicht einmal die Leichen benötigt.

    Überwältigt von dem Anblick sackte er auf die Knie. Wie lange hatten sie auf ihn gewartet? Hatten sie ihn für tot und ihre Lage für hoffnungslos gehalten? Oder hatten sie bis zum letzten Atemzug auf Rettung gehofft?

    »Es tut mir leid, dass ich euch im Stich gelassen habe«, flüsterte er.

    Dann zählte er die Leichen.

    Nach nur sechzig Sekunden war ihm klar, dass einige Leute fehlten. Das bedeutete entweder, dass sie entkommen waren oder dass man sie gefangen genommen hatte. Letzteres war unwahrscheinlich. Dieser Feind hielt nicht viel von Gefangenen.

    Das bedeutete, dass M’k’n’zy noch einige Leben retten konnte.

    Am Höhleneingang hatte er keine Spuren am Boden bemerkt, aber er hatte auch nicht darauf geachtet. Doch nun sah er sich den Boden sehr genau an und suchte nach Spuren, die ihm das Ziel der Überlebenden verraten und – was noch wichtiger war – ihn in die Lage versetzen würden, ihnen zu folgen.

    Die Augen eines jeden andern wären mit dieser Aufgabe überfordert gewesen, aber M’k’n’zy entdeckte schon bald kleine Dreckklumpen, zerbrochene Steine und Spuren, die ihm sehr eindeutig verrieten, wo er seine Leute finden würde und in welcher Verfassung

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