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Unser schönes Thüringen
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eBook245 Seiten2 Stunden

Unser schönes Thüringen

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Über dieses E-Book

Thüringen, ein Land mit 1000 Facetten. Johannes Wilkes lässt aus den gesammelten Mosaiksteinen ein buntes Bild entstehen. Seine humorvolle Entdeckungsreise beschreibt nicht nur kulinarische Köstlichkeiten, liebliche Landschaften und kostbare Kunstschätze, sondern weiß auch von Bräuchen, Liedgut und Dialekt zu berichten. Gewitzt nähert er sich der thüringischen Seele. Und lässt nicht zuletzt Dichtern, Erfindern, Helden, Künstlern und Sportlern mit thüringischen Wurzeln viel Raum. Eine Fundgrube für jeden Thüringen-Liebhaber!
SpracheDeutsch
HerausgeberGMEINER
Erscheinungsdatum14. Aug. 2019
ISBN9783839262023
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    Buchvorschau

    Unser schönes Thüringen - Johannes Wilkes

    Zum Buch

    Wer war der erste Thüringer?

    Warum sind Thüringer so musikalisch?

    Wo trifft man Weltkultur?

    Welche mutigen Helden hat Thüringen hervorgebracht?

    Was sind die Geheimnisse des Rennsteigs?

    Welche bekannten Erfindungen stammen aus Thüringen?

    Warum gibt es in Thüringen auffallend hübsche Frauen?

    Wo befindet sich Deutschlands wahrer Mittelpunkt?

    Diese und viele weitere Fragen zu den Geheimnissen des schönen Freistaats beantwortet dieses Buch. Denn Thüringen ist weit mehr als Bratwurst und Klöße.

    Johannes Wilkes hat sich nicht nur als Krimiautor, sondern auch als Reisejournalist einen Namen gemacht. Seine Essays und Erzählungen wurden mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Zu Thüringen hat der Autor seit seiner Jugend ein enges Liebesverhältnis, besonders gern durchstreift er die schönen Landschaften mit dem Fahrrad, die beste Art, um Land und Leute kennenzulernen.

    Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:

    Der Fall Fontane (2019)

    Impressum

    Besuchen Sie uns im Internet:

    www.gmeiner-verlag.de

    © 2019 – Gmeiner-Verlag GmbH

    Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

    Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

    info@gmeiner-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    1. Auflage 2019

    Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

    Herstellung: Julia Franze

    Umschlaggestaltung: Benjamin Arnold

    E-Book: Mirjam Hecht

    unter Verwendung eines Fotos von: © 3quarks/iStock.com

    Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

    Printed in Germany

    ISBN 978-3-8392-6202-3

    Inhalt

    Zum Buch

    Impressum

    Inhalt

    Widmung

    Die Geschichte Thüringens, kurzgefasst

    Das Landeswappen

    Wer war der allererste Thüringer?

    Kleine Dialektkunde

    Von Helden und Opfern

    Wie tickt der Thüringer?

    Die Thüringer Rostbratwurst

    Wer ist Experte für Thüringer Klöße?

    Prima Klima –das Thüringer Wetter

    Die Thüringer Windskala

    Thüringens Bodenschätze

    Vom Thüringer Rebensaft – eine Ehrenrettung

    Wie nennt man einen Thüringer außerhalb Thüringens?

    Thüringens Hymne

    Der Rennsteig

    Goethes wilde Weimarer Jahre

    Vier Gedichteund ihre Geschichte

    Spitzensportler

    FC Carl Zeiss Jena oder Rot-Weiß Erfurt

    Die Universitäten zu Erfurt und Jena

    Was ist Thüringens schönste Blume?

    Zwölf Thüringer Entdeckungen und Erfindungen

    Vier besondere Brücken

    Thüringens Tierleben

    Brehms Tierleben

    Vier besondere Frauen

    Offener Brief an Volker Schlöndorff

    Thüringen – Bildungsspitzenreiter

    Wo ist Deutschlands Mittelpunkt?

    Wer hat die hübschesten Frauen?

    Sprachliche Vielfalt

    Thüringer mit vielfältigen Wurzeln

    Thüringen in der Literatur

    Das Internationale Skatgericht zu Altenburg

    Drei magische Höhlen

    Meister Eckhart und sein trauriges Ende

    Wie das singt, wie das klingt: Thüringen und die Musik

    Johann Sebastian Bach

    Thüringen und die Malkunst

    Welterbe in Thüringen

    »Ihr tägliches Getränk sei Köstritzer Schwarzbier«

    Ein persönliches Kapitel zum Schluss

    Wer ist der beste Thüringen-Kenner? – Quiz

    Und hier die Antworten:

    Literaturhinweise

    Lesen Sie weiter …

    Widmung

    Für Ilse und Gerhard aus Arnstadt, die mir in den 1970er-Jahren, als ich noch ein Schüler war, das schöne Thüringen gezeigt haben.

    Die Geschichte Thüringens, kurzgefasst

    Das erste Kapitel ist zugleich das schwierigste. Die Geschichte eines solch traditionsreichen Landes kann unmöglich auf wenigen Seiten dargestellt werden, für die Thüringer Geschichte bräuchte man ein ganzes Bücherregal, zumindest aber einen Wälzer, dessen Buchrücken so breit ist wie die Thüringer Rostbratwurst lang. Verzeihen Sie, wenn wir grob kürzen, wir müssen uns auf wenige Ereignisse beschränken. Allen Geschichtsinteressierten aber sei versprochen: Über das Buch verstreut wird manches Wissenswerte zur Historie Thüringens ergänzt werden.

    Wann ging es los mit den Thüringern? Um 400 wurden die Toringi durch Flavius Vegetius Renatus, einen Angehörigen des römischen Kaiserhofes, erstmals erwähnt, interessanterweise war der Mann ein früher Tierarzt. Der Stamm der Thüringer hatte sich vermutlich durch Zusammenschluss verschiedener germanischer Gruppen gebildet, von denen die Angeln und Warnen die bekanntesten sind. 531 schaute man besorgt nach Westen und grub tiefe Löcher an den Ufern der Unstrut, die man mithilfe von Grasmatten in Fallen verwandelte. Dennoch musste man sich den eindringenden Franken geschlagen geben. Kein gutes Jahr für Thüringen. Nicht nur, dass man seine Freiheit verloren hatte, man musste auch noch einen jährlichen Schweinezins in Höhe von 500 Tieren entrichten, und zwar bis zum Jahr 1002. Außerdem war die Landkarte umzuschreiben. Man hieß nicht mehr Thüringen, sondern war Teil von Austrasien.

    Auch als Austrasier hielten die Thüringer Wodan & Co die Treue, als aber 724 Bonifatius ins Land kam und eine Eiche nach der anderen fällte, ohne dass der Himmel dagegen protestierte, begann man sich auch in Thüringen religiös umzuorientieren, zumal Bonifatius dem Land mit Erfurt 742 ein eigenes Bistum stiftete. Das war schon was. Kaum geschaffen allerdings, wurde das Bistum schon wieder aufgelöst und die frischgetauften Thüringer mussten bis zum Zusammenfluss von Rhein und Main pilgern, wenn sie einen Domgottesdienst besuchen wollten: Thüringen wurde dem Bischof von Mainz unterstellt, das Mainzer Rad im Wappen von Erfurt zeugt noch heute davon.

    Ärger kam nicht nur von Westen, Ärger kam auch von Osten. Den Slawen gefiel das schöne Land ebenfalls, sie griffen zu den Waffen und sicherten sich ein paar hübsche Siedlungsorte. Als es mit den Franken bergab ging und die Karolinger ausstarben (918/919), durften sich die Sachsen über das schöne Thüringen freuen. König Heinrich I. verteidigte seinen neuen Besitz mit Zähnen und Klauen und besiegte 933 die vordringenden Ungarn an der Unstrut. Um jedem, dem es nach Thüringen gelüstete, die Lust an einem Kriegszug zu verderben, ließ er viele Burgen bauen, vor allem im Osten entlang der Saale.

    Für die Entwicklung einer echten Thüringer Identität war die Gründung der Landgrafenschaft von zentraler Bedeutung. 1130 erhielten die Ludwigs (vornehmer: Ludowinger) den Titel des Landgrafen von Thüringen. Durch eine geschickte Politik, zu der auch das Heiraten gehörte, vergrößerten sie das Land stetig. Nirgends war das Mittelalter mittelalterlicher als in Thüringen. Edle Männer und Frauen trafen sich auf der Wartburg, der Residenz des Landesfürsten, und veranstalteten dort einen Song-Contest, während sich die Heilige Elisabeth um Arme und Kranke kümmerte und zur Mutter Teresa des Mittelalters wurde. Der letzte Ludowinger war Heinrich Raspe, er brachte es sogar zum Gegenkönig. Weil er 1247 kinderlos starb, stritten sich die Verwandten um das Erbe. Gewinner war Heinrich der Erlauchte aus Meißen, an dessen Markgrafschaft Thüringen fiel.

    Von nun an hatten die Wettiner das Sagen, eines der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands. Doch Alter schützt vor Torheit nicht. Auch die Wettiner waren sich nicht immer grün. 1485 teilte Ernst das Land in zwei Teile und hielt sie seinem Bruder Albert hin. Albert wählte Sachsen und Ernst durfte sich über das schöne Thüringen freuen. Und weil man schon einmal beim Teilen war, machte man kräftig weiter. Jede neue Fürstengeneration setzte das Tortenmesser an und schnitt sich einen Teil aus dem Erbe heraus. Keine andere Landschaft in Deutschland wurde auf diese Weise zersplittert, selbst erfahrene Oberstudienräte verlieren hier verzweifelt den Überblick.

    Zersplittert wurde auch die religiöse Landschaft. Vom Zentrum der Reformation verbreitete sich die neue Lehre rasch, die Ernestiner hielten Martin Luther die Treue, während ihre sächsischen Vettern noch ein Weilchen beim alten Glauben blieben. Eine Reformation hielten auch die benachteiligten Bevölkerungsschichten für nötig, die Bauern vor allem. Unter der Führung von Thomas Müntzer kam es 1525 zu Aufständen, vor allem in Mühlhausen und Frankenhausen, die blutig niedergeschlagen wurden. Unruhige Zeiten. Die Ausbreitung des evangelischen Glaubens sah der Kaiser mit Sorge. In Schmalkalden schlossen sich die protestantischen Fürsten und Reichsstädte zu einem Bund zusammen. Auf den Schmalkaldischen Bund folgte der Schmalkaldische Krieg, der erste deutsche Religionskrieg, mit schlimmen Folgen für Land und Leute. Die Protestanten wurden besiegt und die Ernestiner verloren das Recht, den Kaiser zu wählen. Friedrich aber verlor nicht den Mut und gründete 1558 in Jena eine neue Landesuniversität, weshalb er seinen Ehrentitel »der Großmütige« zu Recht trägt. Thüringen wurde zu einem Kernland des protestantischen Glaubens. Ganz Thüringen? Nicht das Eichsfeld! Es wurde ab 1575 wieder katholisch.

    Der Dreißigjährige Krieg traf Thüringen hart, besonders die Gegend um Saalfeld, wo sich 1640 heftige Schlachten zutrugen, und auch das Altenburger Land, Durchmarschgebiet vieler Truppen. Nur langsam fing man an, sich von den Kriegsschrecken zu erholen, dann aber begann eine segensreiche Periode, die Thüringen in den Mittelpunkt der kulturellen Welt rücken sollte: 1775 wurde ein junger Frankfurter an den Weimarer Hof gerufen, Johann Wolfgang von Goethe. Die Zeit der Weimarer Klassik brach an. Friedrich Schiller hielt 1789 in Jena seine Antrittsvorlesung, liberales Denken, der Einsatz für das Gute, Schöne und Wahre begeisterte die Jugend. Wer immer konnte, brach nach Weimar auf, um die Sonne strahlen zu sehen. Aber auch in den anderen Thüringer Staaten begann ein Wetteifern im Bereich der Kunst und Kultur. Die Theater in Meiningen und Gotha, die Orchester, die prunkvollen Barockschlösser: eine Pracht, wie sie selten war.

    Mit Napoleon kam erneut der Krieg ins Land, mit seiner Niederlage die Restauration. Zuvor hatte der große Korse, der 1806 bei Jena und Auerstedt die Preußen besiegte, noch dafür gesorgt, dass Letztere ihre Hand nach Thüringen ausstrecken konnten. Über Erfurt, dem Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen wehte zum Verdruss vieler Thüringer nun der Preußische Adler, ab 1815 zudem über den ehemals albertinischen Gebieten und rings um Schleusingen. 1817 forderten deutsche Burschenschaftler auf der Wartburg politische Freiheiten und die Einheit der Nation. Die Einheit der Nation kam 1871 mit Kaiser Wilhelm, auf die politischen Freiheiten aber musste man bis zum Ende des nächsten großen Krieges warten. Mitten in Thüringen, in Weimar, gab sich die junge deutsche Republik 1919 ihre Verfassung und die schwarz-rot-goldene Flagge konnte gehisst werden. Unter dem Jubel der Bevölkerung zeigte sich der erste Reichspräsident Ebert auf dem Balkon des Deutschen Nationaltheaters.

    Ein Jahr zuvor hatten sich schon die vielen Thüringer Staaten eine Verfassung gegeben, 1920 vereinigten sie sich zum Freistaat Thüringen. Nur die Coburger wollten nicht und schlossen sich Bayern an. Weil Erfurt preußisch blieb, machte man Weimar zur Landeshauptstadt. 1923 marschierte die Reichswehr in Thüringen ein, ging doch in Berlin die Sorge um, das Thüringer Bündnis aus SPD und KPD plane die Revolution. Die Konsequenz: Gustav Stresemann wurde durch ein Misstrauensvotum abgelöst. 1930 kamen die Nazis in Thüringen an die Macht, 1933 in ganz Deutschland. Eine dunkle Stunde auch für Thüringen: Das Land wurde gleichgeschaltet und faktisch aufgelöst, Oppositionelle, Gewerkschafter, Juden, Roma und Sinti sowie Homosexuelle in die KZs gesteckt, Millionen Menschen dort umgebracht. Gleichzeitig kam der Krieg und mit dem Krieg die Bomben. Besonders schlimm traf es das arme Nordhausen, aber auch in Eisenach, Weimar, Erfurt, Jena und Gera sowie in vielen kleineren Städten und Dörfern explodierten Bomben und Granaten. Im Frühjahr 1945 rückten die Amerikaner ein, machten aber den schweren Fehler, das schöne Land den Russen zu überlassen.

    1949 wurde Thüringen als eines der Länder der DDR reanimiert, vier Jahre später aber bereits wieder abgeschafft und durch drei Bezirke ersetzt. 1952 begann die »Aktion Ungeziefer«. Thüringer, die vom Regime als politisch unzuverlässig eingeordnet wurden, wurden aus dem Grenzgebiet zum Westen zwangsumgesiedelt. 1953 beteiligten sich 24.000 Thüringer Arbeiter am Volksaufstand, sowjetische Truppen schlugen ihn nieder. 1961 erfolgte dann der Bau der antifaschistischen Schutzwälle. Thüringen war besonders betroffen, hatte es doch den größten Anteil an der innerdeutschen Grenze. Ganze Dörfer wurden abgerissen, das kleine Mödlareuth durch die Grenzanlagen sogar in zwei Hälften geteilt. Thüringen hatte endgültig seine Freiheit verloren. 1970 erschallten begeisterte Rufe in Erfurt: »Willy, Willy!« Willy Brandt erschien am Fenster seines Hotels und grüßte zurück. Staatsratsvorsitzender Stoph war pikiert. Hatten die Rufe nicht ihm gegolten? Er hieß doch ebenfalls Willi.

    1989 begannen auch in Thüringen die Massendemonstrationen. »Wir sind das Volk!« und »Wir sind ein Volk«, riefen die Menschen. Das Wunder geschah, es fiel kein Schuss. Deutschland wurde wiedervereinigt. Neben der langersehnten Freiheit erhielten die Thüringer auch ihren Freistaat zurück und damit endlich wieder das Recht, über viele ihrer Geschicke selbst bestimmen zu können. Über die künftige Landeshauptstadt stimmte man ab: vier Abgeordnete stimmten für Jena, zehn für Gera, 25 für Weimar und 49 für Erfurt. Helmut Kohl versprach blühende Landschaften auch für Thüringen. Es dauerte etwas länger, als von Kohl gedacht, heute blüht es in Thüringen dafür umso schöner.

    Das Landeswappen

    WappenNeu1_sw.jpg

    »Moment mal, das ist doch der hessische Löwe!«, haben wir es schon rufen hören. Tatsächlich kann man die beiden Katzen verwechseln, kein Wunder, stammen sie doch aus dem gleichen Gehege. Als die Thüringer nach dem thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg die Hessen in die Selbstständigkeit entließen (1264/65), schenkten sie ihnen zur Erinnerung an die gemeinsamen Zeiten den Löwen als Wappentier. Beide Löwen spazieren als stolze Zweibeiner und gestreift wie ein Zebra über das jeweilige Landeswappen, dennoch gibt es ein paar kleine, aber feine Unterschiede. Während der hessische Leu silbern-rot gestreift ist, sind die Streifen seines Thüringer Kollegen rot-silbern. Silbern-rot, rot-silbern, ist doch gehupft wie gesprungen, sagen Sie? Nicht für einen Heraldiker! Als Erstes wird nämlich stets die oberste Farbe genannt und die ist in Thüringen rot und nicht silbern. Zweiter Unterschied: Der Thüringer Löwe trägt stolz eine Krone auf dem Haupt, in Hessen ist sein Haupt ungekrönt. Drittes und vielleicht auffälligstes Unterscheidungskriterium: Den Thüringer Löwen umschweben helle Sterne, acht an der Zahl.

    Was hat es mit diesen Sternen auf sich? Als es nach dem Ersten Weltkrieg mit der deutschen Monarchie zu Ende ging und man einen repu­blikanischen Aufbruch wagen wollte, suchte man für Thüringen ein neues Wappen. Der Löwe, der König der Tiere, erschien nicht mehr zeitgemäß, man entschied sich für sieben silberne Sterne auf rotem Grund. Die sieben Sterne symbolisieren die sieben Gründungsstaaten: Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg, Volksstaat Reuß, Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt. Schon damals hätte es fast einen achten Stern gegeben, Sachsen-Coburg aber machte sich nichts aus Sternen und wollte lieber unter die bayerischen Rauten schlüpfen. Als 1933 die Nazis das Zepter übernahmen, gingen alle Sterne unter, erinnerten sie die neuen Machthaber doch zu sehr an Davidsterne. Stattdessen schuf man ein überladenes neues Wappen, das aufgrund seines Artenreichtums – neben dem wiederbelebten Thüringer und dem reußischen Löwen flatterten der Schwarzburger Adler und die Henneberger Henne durch das Bild – spöttisch »Thüringer Tiergarten« genannt wurde. Das schlimmste Accessoire aber war ein Hakenkreuz in der Pranke des zentralen Löwen. 1945 wird das arme Tier viel Seife gebraucht haben, um die Schmach wieder

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