Eine Frau im Rampenlicht: Die Klinik am See 50 – Arztroman
Von Britta Winckler
()
Über dieses E-Book
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.
Auf dem Parkplatz der Klinik am See herrschte ein reges Kommen und Gehen. Niemand achtete jedoch auf die junge Frau, die bereits über eine halbe Stunde regungslos hinter dem Lenkrad ihres Wagens saß. Bereits vor einer Woche hatte sie hier auf dem Parkplatz gestanden, es jedoch dann nicht gewagt, ihr Auto zu verlassen und die Klinik zu betreten. Auch jetzt zögerte sie. Sie hatte sich über die Klinik am See genauestens informiert und über den Chefarzt, Dr. Hendrik Lindau, nur Gutes gehört. Er war ihr als ein ausgezeichneter Gynäkologe empfohlen worden. Auch seine menschlichen Qualitäten wurden allgemein in den höchsten Tönen gelobt. Die junge Frau seufzte. Wieder glitt ihr Blick zum Eingang hin. Nein, sie wollte nicht wieder unverrichteterdinge wegfahren. Sie holte einen Handspiegel hervor, betrachtete lange und eingehend ihr Gesicht. Heute hatte sie sich nicht geschminkt, hatte ihr goldblondes Haar einfach nur zu einem Knoten zusammengedreht, den sie am Hinterkopf festgesteckt hatte. Sie wollte nicht auffallen. Dann warf sie den Kopf in den Nacken. Der Spiegel verschwand wieder in ihrer Handtasche. Ihr liebliches Gesicht nahm einen arroganten Ausdruck an. Niemand konnte ihr etwas vorschreiben. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. So stieg sie aus, und ohne nach links oder rechts zu sehen, überquerte sie den Parkplatz.
Ähnlich wie Eine Frau im Rampenlicht
Titel in dieser Serie (56)
Als sein Traum Wirklichkeit wurde: Die Klinik am See 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegen Vorurteil und Tradition: Die Klinik am See 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Umweg ins Glück: Die Klinik am See 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Lawine kam ins Rollen: Die Klinik am See 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Tochter des Chefarztes: Die Klinik am See 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Reichel im Zwiespalt: Die Klinik am See 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFür alle war's ein Wunder: Die Klinik am See 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer letzte Ausweg einer Mutter: Die Klinik am See 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIhr sehnlichster Wunsch: Die Klinik am See 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPatientin unter schwerem Verdacht: Die Klinik am See 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAn das Glück muss man glauben: Die Klinik am See 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKein Tag mehr ohne dich: Die Klinik am See 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGibt es noch eine Rettung: Die Klinik am See 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHat mein Baby eine Chance?: Die Klinik am See 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus Liebe wurde Hass: Die Klinik am See 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Chefarzt hat keinen Urlaub: Die Klinik am See 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Chefarzt spielt Schicksal: Die Klinik am See 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeubeginn am Tegernsee: Die Klinik am See 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück hat einen Riss bekommen: Die Klinik am See 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGibt es ein neues Glück für Lore?: Die Klinik am See 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas ich in deinen Augen sehe: Die Klinik am See 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKinderärztin in Gewissensnot: Die Klinik am See 23 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Wichtigste in meinem Leben bist du: Die Klinik am See 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSabine weiß nicht, wohin: Die Klinik am See 29 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGib doch nach, Pia!: Die Klinik am See 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Frau kämpft mit sich selbst: Die Klinik am See 30 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Herz in Not: Die Klinik am See 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufbruch in ein neues Glück: Die Klinik am See 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kummer eines jungen Mädchens: Die Klinik am See 36 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSandra, du musst jetzt tapfer sein: Die Klinik am See 32 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Eine verwöhnte schöne Frau: Die Klinik am See 56 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Lawine kam ins Rollen: Die Klinik am See 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 31 – Arztroman: Die schöne Tropenärztin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Chefarzt spielt Schicksal: Die Klinik am See 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie konnte nicht vergessen: Dr. Norden Extra 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMörderische Intrigen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJede Liebe fordert Opfer: Chefarzt Dr. Norden 1150 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur Dr. Norden kann uns helfen: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 38 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie falsche Entscheidung: Chefarzt Dr. Norden 1214 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur Dr. Norden kann uns helfen: Dr. Norden Aktuell 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie sollte es nie erfahren: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 41 – Arztroman: Nur Dr. Norden kann uns helfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie sollte es nie erfahren: Dr. Norden Aktuell 44 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit Herz und Skalpell Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schöne Tropenärztin: Notarzt Dr. Winter 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 108 – Arztroman: Sie sollte es nie erfahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 3 – Arztroman: Geständnis hinter Klinikmauern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwester und der fremde Arzt: Notarzt Dr. Winter 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 43 – Arztroman: Ein Kind, das Hilfe braucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBitte sachlich bleiben!: Chefarzt Dr. Norden 1140 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Sorgenkind in der Leitner-Klinik: Dr. Norden Bestseller 350 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 15 – Arztroman: Über allem steht die Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOperation ohne Patient: Notarzt Dr. Winter 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeständnis hinter Klinikmauern: Notarzt Dr. Winter 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 7 – Arztroman: Die Schwester und der fremde Arzt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieber Doktor, bitte melden: Kurfürstenklinik 37 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜber allem steht die Liebe: Dr. Norden – Retro Edition 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVergiss, was geschehen ist: Dr. Norden Bestseller 215 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNadine – das Findelkind: Dr. Norden Bestseller 287 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGehofft – gewagt: Dr. Norden Extra 81 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ilias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/51984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Dienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGriechische Mythologie: Theogonie + Die Götter + Die Heroen: Heldensagen und Heldendichtungen (Herkules + Der Trojanische Krieg + Theseus + Die Argonauten) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Frau ohne Schatten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Gesamtausgabe (43 Werke, chronologisch) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen80 Afrikanische Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Eine Frau im Rampenlicht
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Eine Frau im Rampenlicht - Britta Winckler
Die Klinik am See
– 50–
Eine Frau im Rampenlicht
Es ist nicht immer leicht, ein Star zu sein
Britta Winckler
Auf dem Parkplatz der Klinik am See herrschte ein reges Kommen und Gehen. Niemand achtete jedoch auf die junge Frau, die bereits über eine halbe Stunde regungslos hinter dem Lenkrad ihres Wagens saß. Bereits vor einer Woche hatte sie hier auf dem Parkplatz gestanden, es jedoch dann nicht gewagt, ihr Auto zu verlassen und die Klinik zu betreten. Auch jetzt zögerte sie. Sie hatte sich über die Klinik am See genauestens informiert und über den Chefarzt, Dr. Hendrik Lindau, nur Gutes gehört. Er war ihr als ein ausgezeichneter Gynäkologe empfohlen worden. Auch seine menschlichen Qualitäten wurden allgemein in den höchsten Tönen gelobt.
Die junge Frau seufzte. Wieder glitt ihr Blick zum Eingang hin. Nein, sie wollte nicht wieder unverrichteterdinge wegfahren. Sie holte einen Handspiegel hervor, betrachtete lange und eingehend ihr Gesicht. Heute hatte sie sich nicht geschminkt, hatte ihr goldblondes Haar einfach nur zu einem Knoten zusammengedreht, den sie am Hinterkopf festgesteckt hatte. Sie wollte nicht auffallen. Dann warf sie den Kopf in den Nacken. Der Spiegel verschwand wieder in ihrer Handtasche. Ihr liebliches Gesicht nahm einen arroganten Ausdruck an. Niemand konnte ihr etwas vorschreiben. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. So stieg sie aus, und ohne nach links oder rechts zu sehen, überquerte sie den Parkplatz.
Noch einmal hielt die junge Frau inne. Ihr Blick glitt an der Fassade des Gebäudes entlang. Sie wußte, daß die jetzige Frauenklinik in einem ehemaligen Schloß untergebracht war. Ihr gefiel das Gebäude. Es mußte schön sein, hier ein Kind zur Welt zu bringen, schoß es ihr durch den Kopf. Aber soweit war es noch lange nicht. Sie wußte noch nicht einmal, ob sie wirklich in anderen Umständen war. Ihr Blick glitt zu dem neuangebauten Trakt hinüber. Man hatte ihr erzählt, daß sich in diesem Trakt eine Kinderstation befand, die von der Tochter des Chefarztes und deren Mann geleitet wurde.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?« Ein Mann in einem weißen Mantel hatte sie angesprochen.
»Nein, danke! Oder doch!« Die junge, sehr hübsche Frau streckte sich. »Ich möchte zu Dr. Lindau. Sind Sie Arzt hier?«
»Nein! Ich bin nur Pfleger und nebenbei auch Krankenwagenfahrer.« Der Mann, er war kaum älter als die Frau, lachte. Es war ein offenes, sympathisches Lachen. »Ich glaube, der Chef ist noch nicht in der Klinik. Er hat heute auch keine Sprechstunde. Sind Sie angemeldet?«
Die junge Frau hatte ebenfalls gelächelt. Jetzt verschloß sich ihre Miene wieder. »Nein! Wenn der Chefarzt nicht hier ist, dann werde ich eben auf ihn warten.« Sie ließ den Pfleger stehen, eilte leichtfüßig die Treppe hinauf und verschwand im Innern des Gebäudes.
Claus Hartung hätte beinahe gepfiffen. War er je einem so hübschen Mädchen begegnet? Am liebsten wäre er hinter ihr her geeilt, doch er hatte etwas zu erledigen, und dies eilte.
Die Frau sah den Pförtner. Sekundenlang war sie versucht, einfach an seiner Loge vorbeizugehen, sie hielt dann jedoch inne. Sie hatte nicht die Absicht, sich mit dem Mann auf ein Gespräch einzulassen, also sah sie über ihn hinweg.
»Ich möchte zu Dr. Lindau! Wo finde ich ihn?«
»Ich habe den Chef noch nicht zurückkommen gesehen. Ich weiß auch nicht, ob er heute überhaupt noch einmal kommt.« Der Pförtner, er war nicht mehr der Jüngste, musterte die hübsche junge Frau ungeniert. »Ich kann aber nachfragen«, sagte er dann eifrig.
»Tun Sie das!« Erst nach einigen Sekunden setzte die Frau ein »Bitte!« hinzu.
Der Pförtner nickte. »Ich werde seine Sekretärin fragen.« Er griff zum Telefonhörer.
Die junge Frau preßte die Lippen aufeinander. Zu dumm, daß der Chefarzt nicht im Haus war. Mit unbeweglichem Gesicht hörte sie auf die Worte, die der Pförtner in den Hörer sprach. Als er zu ihr her sah, sagte sie rasch: »Ich werde auf den Chefarzt warten.«
Der Pförtner teilte dies Marga Stäuber, der langjährigen Sekretärin des Chefarztes, mit. Er lauschte auf ihre Antwort, dann legte er die rechte Hand über die Muschel und fragte: »Wie heißen Sie?«
»Nein, ich bin nicht angemeldet. Ich werde aber trotzdem warten.«
Die junge Frau wandte sich einfach um.
*
Die junge Frau nahm ihre Umgebung nicht wahr. Sie war in Gedanken. Sie bereute nicht, was sie getan hatte, sie war glücklich. Für sie gab es keine Vergangenheit mehr. Sie wollte auch nicht daran erinnert werden, sie wollte ein ganz neues Leben beginnen. Dieser Gedanke ließ sie lächeln. Dabei hielt sie den Blick gesenkt und stolperte so auf dem Treppenabsatz. Wahrscheinlich wäre sie gestürzt, hätte eine Männerhand sie nicht im letzten Augenblick festgehalten.
»Alles in Ordnung?« Die Hand ließ sie los. Die junge Frau sah in ein markantes Männergesicht. Die leicht angegrauten Schläfen machten es noch interessanter. Der Blick des Mannes war offen, ein Gesicht, das Vertrauen erweckte. Und plötzlich wurde der jungen Frau klar, wer da neben ihr stand. Es war der Chefarzt, Dr. Hendrik Lindau, von dem sie schon so viel gehört hatte.
»Dr. Lindau? Nicht wahr, Sie sind Dr. Lindau?« Die junge Frau lächelte, und es zeigte deutlich, welch aparte Erscheinung sie war. Das lieblos zusammengefaßte Haar hatte sich inzwischen auch etwas gelockert. Es ringelte sich nun an Ohren und Stirn.
»Ja! Dr. Lindau!«
»Ich wollte zu Ihnen. Ich bin sehr froh, daß ich Sie nun doch noch treffe.« Die junge Frau war sich dessen nicht bewußt, aber die Erleichterung ließ sie noch immer lächeln.
»Ja, bitte! Was kann ich für Sie tun?«
»Sie sind mir empfohlen worden. Ich möchte mich von Ihnen untersuchen lassen.«
»Gerne. Kommen Sie nächste Woche einmal in meine Sprechstunde.« Dr. Lindau schenkte ihr noch ein Lächeln, dann wollte er weiter.
»Herr Doktor!« Die junge Frau griff einfach nach seinem Arm. »Ich bin Privatpatientin. Bitte, können Sie mich nicht gleich untersuchen?«
»Jetzt? Nein, ich habe heute keine Sprechstunde.«
»Bitte, Herr Doktor! Ich möchte nicht noch einmal kommen.«
»Haben Sie Beschwerden?« fragte der Chefarzt sachlich.
Jetzt hätte die junge Frau lügen können, aber das wollte sie nicht, also schüttelte sie den Kopf
»Ich möchte nur Gewißheit haben. Ich glaube… ich hoffe, daß ich in anderen Umständen bin.«
Dr. Lindau überlegte kurz. Es war nicht seine Art, eine Patientin wegzuschicken. Sie war zu ihm gekommen, weil sie Hilfe erwartete.
»Kommen Sie, gehen wir nach oben. Frau Wendler kann uns sicher sagen, ob Sie bereits am Montag kommen können.«
Da der Chefarzt nun wirklich weiterging, hatte die junge Frau keine andere Wahl, sie mußte ihm folgen.
Die junge Frau erkannte, daß sie den Chefarzt nicht umstimmen konnte. Sie spürte den Blick seiner Assistentin. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre gegangen, aber sie wollte endlich Gewißheit haben.
»Gut, um dreizehn Uhr!« Bettina setzte ihren Stift an, dann hob sie den Kopf. »Frau…«
»Nein! Ich werde meinen Namen nicht nennen.« Die rehbraunen Augen der jungen Frau verengten sich. »Dazu kann mich niemand zwingen! Herr Dr. Lindau, ich versichere Ihnen, daß ich nichts Unerlaubtes getan habe. Ich möchte nur nicht, daß man erfährt…« Sie biß sich auf die Lippen. »Es ist privat!« Ein Zittern lief um ihre Mundwinkel. Sie sah den Chefarzt wieder direkt an, und dieser sah, daß ihre Augen feucht geworden waren. »Ich habe doch ein Recht zu tun, was ich will.«
»Das kommt darauf an!« Dr. Lindau strich sich über das Kinn.
»Es ist meine Entscheidung, mein Problem.« Die junge Frau schnupfte auf. »Verzeihen Sie, Herr Doktor! Ich will niemanden mit meinen Problemen belästigen. Ich möchte von Ihnen untersucht werden, und wenn dies nicht möglich ist, dann…« Sie brach ab. Sie wollte sich keinen anderen Arzt suchen.
»Es ist möglich, wenn es auch ungewöhnlich ist.«
»Danke! Sie bekommen deswegen sicher keine Unannehmlichkeiten. Ich werde am Montag pünktlich hier sein.« Sie lächelte, und das Lächeln galt Dr. Lindau. Sie hatte zu ihm Vertrauen. Sie konnte sich gut vorstellen, daß er ihr half, ihr Kind zur Welt zu bringen. Sie wollte ein Kind.
»Montag um dreizehn Uhr«, sagte Bettina Wendler. Sie schob ihre Unterlippe nach vorn. Wer war diese Frau? Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben.
»Ja! Ich bin Privatpatientin. Ich werde gleich nach der Untersuchung bezahlen.«
»Auch das ist ungewöhnlich«, stellte Bettina fest. Sie sah den Chefarzt an, doch dieser nickte.
»Bis Montag! Auf Wiedersehen!« Die Unbekannte wollte gehen, dann überlegte sie es sich aber anders. Sie reichte dem Chefarzt die Hand. »Danke!«
Dr. Lindau sowie seine Assistentin sahen hinter der Frau her. Sekundenlang