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Das Schwert der Vergessenheit: Könnte es Sein?
Das Schwert der Vergessenheit: Könnte es Sein?
Das Schwert der Vergessenheit: Könnte es Sein?
eBook453 Seiten6 Stunden

Das Schwert der Vergessenheit: Könnte es Sein?

Von Grim

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Über dieses E-Book

Torms und seine Zwergkameraden finden ein längst vergessenes Mineral, namens Bernsteinium, von dem man glaubt, dass es im Altertum das Mineral der Götter war.

Sie machen sich auf den Weg zu Eisenhart, dem Zwergkönigreich, um sich beim König eine Audienz zu erbitten, und eine Königliche Bergbau Mannschaft zu beantragen. Aber auf dem Weg erleiden sie schon bald Rückschläge, die hauptsächlich mit Tennant zu tun haben, der ein sehr lästiger, zwanghafter, spindeldürrer Zwergberater ist, und der sein Leben nach dem Buch „101 Goldene Regeln, um als Berater zu überleben“ richtet.

Aber mit nur einer Handvoll der Blutgeborenen Wächter, einer Königlichen Bergbau Mannschaft, zwei persönlichen Leibwächtern, Schlag’se und Hau’se, die so groß wie kleine Berge sind, dem Berater und einem alten Philosophen, der die besten Omeletts im Königreich macht, treten sie ihre Entdeckungsreise an.

SpracheDeutsch
HerausgeberGrim
Erscheinungsdatum13. Juli 2019
ISBN9781912919147
Das Schwert der Vergessenheit: Könnte es Sein?
Autor

Grim

Where do we start?The only text written about Grim is in ancient books.It is written that his father was a notorious dwarfen warrior and his mother a Viking Shieldmaiden descended from the gods. It is also written that Grim was born on the battlefield when his mother (who was heavily pregnant at the time) slew the mighty dragon Oulah, and as the dragon took his last breath, Grim took his first.However, it has also been written that Grim wrote the ancient books in the first place!

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    Buchvorschau

    Das Schwert der Vergessenheit - Grim

    Buch Eins

    Es war Sonnenuntergang, und man konnte gerade noch die müden Passagiere in dem Ponywagen ausmachen. Der Karren war mit Stoff, Gewürzen, Nahrungsmitteln und Bier, aber hauptsächlich mit Geld, das sie beim Handeln in der Marktstadt Prokvist in der zweiten Provinz erworben hatten, beladen. Prokvist wurde vom Kriegsherrn Groschen regiert.

    Es war der Älteste der Gruppe, Sinat, der den Ponywagen kutschierte. Er war herrisch, und machte sich gern wichtig. Er hatte zu allem eine Meinung, und hatte immer das letzte Wort. Nun saß er da, und paffte seine Tonpfeife. Hin und wieder strich er die Zügel, aber nicht, um die Ponys anzutreiben, sondern nur aus Gewohnheit.

    Mit im Wagen war sein jüngerer Bruder, Sacul, der Jüngste der Rasselbande. Der war noch sehr nass hinter den Ohren, war aber immer willig, Neues zu lernen. Er lag hinten zusammengesunken, und schlief wie ein Murmeltier. Auch dabei auf dem Karren waren ihre Vetter, Torms und Nakie.

    Torms saß vorne oben neben Sinat, er war der Zweitälteste in der Gruppe. Er war ein erstklassiger Handwerker und ein tiefer Denker, aber er musste immer in Sinats Schatten stehen. Und Nakie, der war ein Prachtzwerg, er war kleiner als die meisten anderen Zwerge, aber er war stämmiger gebaut. Sein Motto war: Wenn Du es nicht essen kannst, verprügle es!, Er tat, was er immer am Besten tat: und das war hinten sitzen und auf das Essen aufpassen, indem er sich den Bauch vollstopfte.

    Sie lebten alle zusammen in dem Wilden Gebirge, wo sie ein kleines Bergwerk und eine Wohnstätte hatten, namens Öderfels. Er wurde seiner Lage wegen so benannt, weil niemand dort schürfen wollte, denn alle dachten, die Mine sei öde. Nur diese Bande schürfte und grub, und nach einigen Jahren sind sie wirklich auf Gold gestoßen, dachten aber, es sei vernünftiger den Namen des Felsens so zu lassen wie er war. Als Goldener Fels hätte er zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und die Bande hätte schnell viele neue Nachbarn bekommen.

    Sie hatten die zweite Provinz schon früher an diesem Tag verlassen, und waren auf einem Weg, der sie in das Brockengebirge führte. Danach ging die Reise noch einen Tag weiter am Rand des Smaragdwaldes entlang, der den Anfang der Grenze zum Königsreich der Elfen markierte, und dann hinein in das Wilde Gebirge, wo das Königsreich der Zwerge lag.

    Sie waren schon fast den ganzen Nachmittag auf dem Pfad gewesen, und hatten die Hälfte des Bergwegs hinter sich, als Torms, der selbst in der Dämmerung scharfe Augen hatte, vorne etwas auf der Felswand sah. Obwohl es sehr matt war, glänzte es eigenartig. Torms beugte sich nach vorne, und legte seine Hand auf Sinats Schulter.

    Was ist das?, fragte er, und zeigte auf den Schein in der Ferne. In diesem Augenblick wurde Sacul von einem Hühnerknochen, den Sakie in seine Richtung warf, am Kopf getroffen, und wachte auf. Sakie aß gerade sein viertes Hühnchen, und sein Bart, der mehr Speisereste als ein Bankettsaal enthielt, triefte mit Fett.

    Als sie an der Stelle, auf die Torms hingewiesen hatte, ankamen, bemerkte er, dass die Felswand vor Kurzem einen Erdrutsch erlitten hatte. Er kletterte vom Karren und untersuchte sie. Da war eine kleine Stelle, wo winzige gelbe Fleckchen im Felsen leicht glühten.

    „Sacul, bring mir eine Spitzhacke!", sagte Torms, vorsichtshalber mit gedämpfter Stimme.

    Saculs Gesicht leuchtete auf, lebhaft und eifrig sprang er mit der Hacke in der Hand von der Karre. Torms hielt seine Hand aus und Sacul gab ihm die Hacke, und mit einem mächtigen Hieb schlug Torms auf den Felsen. Ein Stück brach ab und fiel auf den Boden. Torms hob es auf und steckte es in einen Beutel unter seiner Jacke. Torms und Sacul kletterten in die Karre zurück. Aber gerade als sie weiterfahren wollten, hörten sie ein kleines knarrendes Geräusch.

    „Sch! Bleibt ganz still!", befahl Sinat und hielt seine Hand warnend hoch. Er lauschte, sein Nackenhaar sträubte sich. Irgendetwas war in der Nähe, sehr, sehr nah. Nakie saß hinten, die Beine hochgelegt, und aß sein fünftes Hähnchen, als eine Hand über den Rand des Karrens erschien. Die Hand war so groß wie sein Kopf, und schmutzig, mit riesigen, dicken, knubbeligen Fingern. Dann erschien eine zweite Hand, und danach starrten zwei große glänzenden Augen Nakie direkt an.

    Nakie hatte eigentlich nichts gegen Bergtrolle, aber wenn sie ihn so anstarrten und sein Essen ansahen, nun, das konnte er nicht haben. Ohne mit der Wimper zu zucken, und ohne etwas zu sagen, riss Nakie ein Hühnerbein ab, und stieß es in das rechte Auge des Trolls. Als der Troll ohrenbetäubend schrie, schnappte sich Nakie schnell seine zweihändige Axt und schlug sie direkt zwischen die Augen des Trolls. Mit einem furchtbaren Schrei umklammerte der Troll seinen Kopf, und fiel nach hinten zurück. Er rollte noch eine Minute lang auf dem Boden herum, machte ein gurgelndes Geräusch, und dann wurde alles still. Alle drei beobachteten Nakie, wie er die Axt aus dem Kopf des Trolls zerrte, sein Hühnerbein aus dem Trollauge zog, und hineinbiss. Als er sich umdrehte, saßen die anderen nur da und starrten ihn an.

    „Was glotzt ihr so? Ein Zwerg muss doch essen!", fauchte er, als sei nichts geschehen.

    Torms schüttelte verwundert seinen Kopf, als Nakie sich hinten wieder zu den Nahrungsmitteln hinsetzte. Sinat wollte nicht trödeln, falls noch mehr Trolle bereit waren, sich mit Nakie und seinem Hühnerbein anzulegen. Nächstes Mal könnten sie Pech haben. Also, mit dem Gedanken, nahm Sinat die Zügel in die Hand, und trieb die Ponys mit einem leisen „Hü" an. Die Ponys zogen sofort mit allen ihren Kräften. Obwohl sie nur Ponys waren, wussten sie gefühlsmäßig, dass wenn der Nakie an Bord war, und sie nicht schnell genug liefen, sie seine nächste Mahlzeit werden könnten.

    Der Karren sauste mit solcher Geschwindigkeit in die Düsternis los, dass Sacul hinten hinfiel. Sie fuhren auf einem schmalen Bergweg. Auf der einen Seite befand sich eine steile Felswand, und auf der anderen Seite ein dichter Wald. Sobald sie aus dem Gebirgszug herauskamen, würden sie während des Tages am Rande des Smaragdwaldes Lager schlagen. Der Smaragdwald war der Anfang des Elfenreichs, und dort reisten sie nicht in der Nacht, denn sie trauten den Elfen nicht. Zwerge sahen Elfen als große, lange Leute mit komischen Arten und Sitten. Dinge, die nicht in ein Bergwerk passen, haben in der Zwergwelt nichts zu suchen.

    Sie kamen endlich aus dem Gebirgszug heraus, gerade als die Sonne durch die Baumwipfel blinzelte. Sinat hielt die Ponys auf einer Lichtung an, wo sie normalerweise auf dem Rückweg lagerten. Sacul war der erste aus dem Karren, was nicht ungewöhnlich war. Er fing an die Betten und Vorräte auszupacken – was von ihnen übrig war, nachdem Nakie auf sie aufgepasst hatte! Sinat kletterte vom Karren, seine Knochen waren steif, denn er hatte die ganze Nacht kutschiert. Er streckte sich von Seite zu Seite, so weit wie ein Zwerg sich nur strecken kann, und das ist nicht sehr weit.

    Torms kletterte vom Karren herunter und es sah aus, als begutachtete er die Gegend, als er tiefer und tiefer in den Wald ging. Als er weit genug gegangen war, steckte er seine Hand in den Beutel und nahm den leuchtenden Steinbrocken raus, den er von der Felswand abgehackt hatte. Seine Augen waren kullerrund, während er ihn mit Wunder anstarrte. Er musterte den Stein, und dachte ‚Könnte es sein?‘

    ‚KNACK!‘ Aus allen Richtungen der Waldlichtung hallte das Echo wider. Torms drehte sich um, aber er konnte nichts sehen. Ihm wurde auf einmal bewusst, dass er zu tief im Smaragdwald war. Es war ihm unheimlich. Schnell steckte er den Stein wieder in seinen Beutel, und ging zu der Lichtung am Rande des Weges zurück. Als er dort ankam, sah er Sinat, der sich an einen Baum lehnte, und seine lange Tonpfeife rauchte. Diese Pfeifen waren bei den Zwergen sehr gebräuchlich. Sinat hatte seine Stiefel ausgezogen, was die anderen ziemlich anekelte. Ab und zu bewegte er seine Zehen hin und her, und Nakie musste an Würstchen denken. Er grunzte Sacul zu, er solle das Lagerfeuer anzünden, was Sacul auch bereitwillig machte, denn er half gerne seinen Mitzwergen aus.

    Schon bald brannte das Feuer lichterloh, und die Zwerge saßen, tranken Krüge von Bier und aßen, während sie alle, mit einer Ausnahme, an ihre Mine oben in dem Ferralgebirge dachten. Torms dachte an den Stein, er konnte sich noch nicht sicher sein, er musste warten bis er Zuhause war und einige Versuche machte. Auf einmal merkte Torms, dass sie beobachtet wurden. Er hatte dasselbe Gefühl wie vorhin im Wald. Obwohl Elfen selten Zwerge angriffen, und umgekehrt, sie konnten einander nicht Auge in Auge gegenüberstehen, was nicht erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass Elfen gut einen Meter größer waren als Zwerge, und bedeutend größer als Nakie waren. Das einzige Mal, dass Nakie einen Elf traf, konnte er nichts als eine Gürtelschnalle sehen.

    Man sah Elfen nur, wenn sie gesehen werden wollten. Sie waren die Herren des Waldes, genauso wie die Zwerge die Herren der Berge waren.

    Nach einer langen Pause setzte sich Sinat auf, und zog seine Stiefel an, und die Anderen konnten erleichtert aufatmen. „Okay, lasst uns aufbrechen, lasst uns die Karre aufladen!, befahl er. Die anderen interpretierten den Befehl als „Sacul, mein Bett muss aufgerollt werden, und du bist der Zwerg dafür!. Sacul machte das gar nichts aus.

    Als die Karre losfuhr, sah er ganz flüchtig jemanden oder etwas im Wald verschwinden. Es war eine stille und elegante Figur und bewegte sich mit solcher Anmut, dass Toms sich fragte, ob es nur der Wind gewesen sei.

    *

    Gillant war ein wunderbarer Pfadfinder. Er war einer der besten im Elfenkönigreich, und er durchquerte den Wald in großer Eile. Er würde einen Tag brauchen, um das Elfenkönigreich zu erreichen, und er musste sich also dranhalten. Er musste Pholanthion, dem Elfenkönig, mitteilen, was er im Wald gesehen hatte, oder was er dachte, gesehen zu haben: der kleine Felsbrocken mit den leuchtenden gelben Flecken, und mit dem Gedanken im Kopf, preschte er noch schneller weiter.

    *

    Einen halben Tag später kam der Karren endlich im Hof am Öderfels, dem Wohnsitz der Zwerge, an, und direkt vor ihnen war deren Bergbau. Was für ein schöner Anblick, dachte die ganze Gruppe, es geht doch nichts über das eigene Zuhause. Auf der linken Seite war ihr Haus, aus Stein, stabil und fest, wie die meisten Sachen, die die Zwerge gebaut hatten. Es war groß genug für die vier Zwerge. Auf der anderen Seite des Hofs war ihr Lagerraum, der im Augenblick die Türen weit offen hatte, weil Sacul die Sachen aus dem Karren dort hineintrug.

    Torms hatte Waffen und Rüstung geschmiedet um sie, wie jedes Jahr, in den Provinzen des Kriegsherrn für Geld und Waren umzutauschen. Sie hatten inzwischen, nach so vielen Jahren des Handelns, einen beträchtlichen Hort in ihrer Mine. Aber wenn es nach Torms ginge, würden sie bald viel mehr Geld bekommen, dachte er, als er in die Richtung seiner Werkstatt ging.

    Sinat war jetzt im Haus und zündete ein Feuer an. Nakie war im Stall neben dem Lagerraum und verpflegte die Ponys. Sie hatten aber Angst vor ihm, und scheuten jedes Mal, wenn er in ihre Nähe kam.

    Torms war in seiner Schmiede, die auf der anderen Seite des Lagerraums war. Es wurde draußen dunkel, und Torms zündete eine Laterne an. Das Licht der Laterne erleuchtete die Werkstatt. Es war eine ausgezeichnete Werkstatt, voll von Werkzeugen für Handwerker. In der Mitte der Werkstatt war ein Schmiedeofen und daneben ein riesiger Amboss. Über dem Amboss hingen verschiedene Hammer, die nach dem Gebrauch vieler Jahre jetzt alt und verschlissen waren. Aber sie waren die vertrauten Freunde von Torms während der langen Winternächte, wenn er sich in seiner Werkstatt einschloss und bis in die frühen Morgenstunden hämmerte.

    Torms‘ Blick fiel auf den Stapel von Büchern und Schriftrollen in der Ecke. Er ging zu einem staubigen Bücherregal, legte seinen Finger auf die Bücher, und ließ ihn die Buchrücken runterwandern. Der Staub häufte sich auf seinem Finger. Sein Finger hielt an, er zog ein Buch hervor, blies den Staub weg und fing an das Buch zu durchblättern.

    Sacul hatte das Abladen beendet und ging über die Pflastersteine zu dem kleinen Haus, als er das Licht in der Werkstatt bemerkte. Er fragte sich, was Torms wohl mache, aber man konnte nicht ohne Einladung in die Werkstatt gehen. Das wäre genauso schlimm wie es zu versuchen, von Nakie Essen zu stehlen, so etwas tat man einfach nicht. Er kickte einen Stein über den Hof und ging ins Haus. Ein bullerndes Feuer brannte im Kamin. Sinat saß zusammengesunken auf einem Stuhl und rauchte seine Pfeife, während Nakie in der Küche ein Festessen für eine Armee vorbereitete. Sacul fühlte sich müde, und so ging er in ein kleines Zimmer hinten im Hause, wo vier gemütliche und abgenutzte Betten standen. Er zog seine leichte Lederjacke aus und hing sie am Ende des Bettes auf. Er stieg ins Bett, legte seinen Kopf auf ein mit Stroh gefülltem Kissen, und als er einschlief, fing er an zu träumen, dass er eines Tages ein toller Bergarbeiter und Handwerker wie Torms sein würde.

    Sacul wurde nicht von der Sonne, die durch das Fenster schien, geweckt, sondern von Sinat. Er schrie nämlich Sakie an, weil jener all die Lebensmittel gegessen hatte. Es war nichts fürs Frühstück übrig. Sacul sah sich im Zimmer rum, konnte Torms aber nicht sehen. Er zog seine Lederjacke an, und rannte auf den Hof. Torms war immer noch in seiner Werkstatt. Sacul rief den anderen beiden zu, sie sollen rauskommen; die drei standen nur da und guckten auf die

    Werkstatt. Ab und zu hörten sie ungewöhnliches Klirren und Hämmern.

    „Was macht er da?", fragte Sacul.

    „Keine Ahnung! Er ist schon die ganze Nacht da drinnen, sagte Sinat, paffte an seiner Pfeife und fuhr fort: „Du weißt doch selbst, dass er immer seinen Kopf in Büchern hat, oder etwas am Herstellen ist.

    Sie saßen dort eine kleine Ewigkeit und beobachteten die Werkstatt. Das Einzige was sie ab und zu störte war ein kleines Klopfen, wenn Sinat seine Pfeife an seinem Stiefel ausklopfte und wieder auffüllte.

    Nakie fing an unruhig zu werden. Es waren schon mindestens zwei Stunden seit seiner letzten Mahlzeit vergangen, und sein Bauch machte komische Geräusche, und die machten den Ponys Angst.

    Endlich flogen die Türen der Werkstatt auf, und Torms schlenderte raus. „Freunde, kündigte er an, „holt Eure beste Rüstung, wir gehen nach Eisenhart, und wir gehen zum Palast.

    Saculs Gesicht hellte sich auf. Er war noch nie im Palast gewesen. Er hatte schon mal in Eisenhart, dem Zwergkönigreich, besucht, und hat manche Stunde vor dem Palast vergeudet, und sich gefragt was für Wunder sich wohl darin befänden, aber er war noch nie in den Palast eingetreten.

    Torms sah sich die anderen genau an. Was für eine unappetitliche Bande sie doch waren: sie alle hatten Essensreste in ihren Bärten – besonders Nakie. Jedes einzelne Haar auf seinem Kopf war fettig und verfilzt, insbesondere sein Bart.

    „Sacul, hol die Wanne aus dem Lagerraum", rief er, und klatschte in die Hände.

    Sinat sprang auf. „Was fällt Dir ein?", donnerte er, eingeschnappt, weil Torms Befehle gab. Aber Torms gab nicht nach.

    „Vetter, vertrau mir. Wir werden reich werden", sagte er, und drehte sich mit einem Funkeln in den Augen schnell weg, bevor Sinat das Funkeln mit seiner Faust löschte.

    Nakie war der letzte, der ins Bad ging, weil niemand nach ihm in die Wanne wollte. Er sträubte sich, und die drei anderen mussten versuchen, ihn hineinzuzwingen. Zu guter Letzt warfen sie ein halbgegessenes Hähnchen in die Wanne, und Nakie brach sich fast den Hals, als er versuchte dem Hähnchen zu folgen. Nach etwa zweieinhalb Stunden hatte Nakies Bart endlich alle Hühnerknochen hergegeben, bis auf eins, das sich am Ende seines Bartes eingebettet hatte, und sich verweigerte standhaft herauszukommen. Torms versuchte ihn rauszuschneiden, bekam aber eine Ohrfeige für seine Bemühungen, mit Nakies mürrischen Erklärung: „Der Bart eines Zwerges ist sein Privatbesitz!"

    Sacul hatte ihre besten Rüstungen hochpoliert, und rieb die Brustharnische noch schnell einmal ab, als Torms mit vier glänzenden Stahlhelmen mit Kettenpanzern, die hinten herunterhingen, aus seiner Werkstatt trat; sie waren von der Art von Helmen, die sagt: „Du bist jemand".

    Die Sorgfalt in den Einzelheiten war unübertroffen, und die Verzierung und die Muster waren die besten, die sie je gesehen hatten. Nakie hörte sogar auf in der Wanne mit etwas zu spielen, das wie eine Kartoffelente aussah, und schaute hoch.

    „Woher kommen die denn?", fragte Sinat.

    „Ich hab sie im letzten Winter während den kalten dunklen Nächten gemacht, wenn ich mich gelangweilt habe. Ich denke, sie werden euch passen. Ich hab eure Köpfe gemessen während ihr geschlafen habt, sagte Torms, der sich in diesem Augenblick sehr selbstzufrieden fühlte. Er schritt hinüber zu Sacul und legte die Helme jeweils auf die passende Rüstung, und drehte sich dann um. „Wir ziehen in einer Stunde los, sagte er, und ging weg, und hielt dabei Sinat im Auge.

    *

    Gillant stand vor dem Großen Baum, wo zwei kaiserliche Elfenwächter ihm den Weg versperrten. „Ich habe wichtige Nachrichten für den König", äußerte sich Gillant.

    „Und was soll ich sagen, wer Zugang haben möchte?", fragte einer der Wächter, etwas zynisch, während beide Wächter ihn von oben bis unten anschauten.

    „Sag dem König, dass Gillant hier ist. Er wird mich sprechen."

    *

    Die Zwerge saßen auf ihrem Karren und fuhren in die Richtung von Eisenhart, dem Zwergkönigreich. Dieses befand sich auf dem Ostrand des Wilden Gebirges. Sie würden erst zur Dämmerstunde dort ankommen. Dort angekommen, würden sie erstmal beim Berater eine Audienz bei König Krackzull, dem mächtigen Zwergkönig, beantragen.

    Während die Karre dahinrollte, saß Sinat da und überlegte hin und her was wohl geschehen würde. ‚Sogar die Mutter des Königs konnte nicht so einfach eine Audienz bei ihrem Sohn bekommen, also haben wir wirklich eine Chance?‘ dachte Sinat.

    Es war nicht, als ob der König seine Mutter nicht mochte, es war einfach so, dass er bei den anderen Zwergen den Anschein geben musste, rau und zäh zu sein, und seine Mutter, wie Mütter überall, schien oft zu vergessen, dass ihr Sohn erwachsen war. Sie musste immer noch ihr Taschentuch zücken, und einen Flecken von seinem Gesicht wischen, wenn er ganz genau wusste, dass da gar kein Flecken war, als er zuletzt in den Spiegel guckte. Als sie ihren Sohn das letzte Mal besuchte, zog sie ihr Taschentuch aus der Tasche sobald sie ihn sah, und die Wächter kicherten wie Hyänen. Danach beschwerte sie sich, dass ihr kleiner Liebling viel zu dünn sei, und habe er heute schon etwas gegessen?

    Man kann ganz ehrlich sagen, dass jedes Mal, wenn seine Mutter ihn besuchen wollte, der König immer ganz wichtige Termine hatte. Einer dieser Termine war die Mütter aller Wächter, die so gekichert hatten, zum Palast einzuladen, und nicht nur für einen Tag, noch nicht einmal für eine Woche, sondern für immer im Palast zu leben, und obendrein mit ihren Söhnen zu leben. König Krackzull war seiner Gnadenlosigkeit wegen berüchtigt, aber niemand hatte jemals gedacht, er könne so grausam sein.

    Sinat sagte nichts, weil er das Gesicht von Torms sehen wollte, wenn er aus dem Königsreich herausgeworfen wurde. Er hasste seinen Vetter nicht, im Gegenteil, aber Sinat war der Anführer, und er hatte keine Idee was Torms‘ Pläne waren.

    Jedes Mal, wenn er Torms fragte, was sie dem König denn geben würden, antwortete er nur „Abwarten und Teetrinken". Dann tippte er seinen Beutel, worin er den Brocken versteckt hatte, und lächelte.

    Das fand Sinat ziemlich zermürbend, aber es war schon lange seit seinem letzten Besuch im Königreich her, und er freute sich darauf, feines Bier zu trinken und seine Pfeife vor einem prasselnden Feuer, besonders dem in der Wirtschaft namens „Spitzhacke und Pony", zu rauchen.

    Endlich kam die Karre am Eingang des Eisenharts an. Das Königreich war in den Felsen eingehauen, mit zwanzig Meter hohen Stahltüren, die im Felsen eingelagert waren. Ein Abbild des großen König Krackzull war in die Tür eingeschnitzt. Es waren nur noch zwei Stunden Tageslicht vorhanden. Bei Sonnenuntergang wurden die Türen verschlossen, und wenn man nicht beim Einbruch der Dunkelheit drinnen war, blieb man bis zum nächsten Morgen draußen.

    Die zwei Wächter winkten sie hinein und nahmen keine Notiz von ihnen, weil sie der normalen Beschreibung der Zwerge entsprachen: kurz, stämmig, sie hatten dicke Nasen und hatten genug Waffen dabei, um ein Waffenarsenal zu füllen, aber das wichtigste Merkmal war, dass sie Bärte hatten. Allerdings sah sich einer der Wächter Nakie, der hinten saß und an Knochen knabberte, genauer an, um festzustellen, ob die Zwerge ein wildes Tier ins Königreich brachten, um es zu verkaufen. In dem Falle müsste nämlich entweder Paragraph 247 eines Antragsformulars ausgefüllt, oder zwei Goldstücke gezahlt werden, je nachdem welcher Wächter gerade Dienst hatte.

    Als die Karre durch den Haupteingang und ins Königsreich rollte, hellte sich Saculs Gesicht beim Anblick der Riesenhöhle, in die sie gerade eingefahren waren, in Ehrfurcht auf. Hoch oben in der Decke, mit einem Abstand von etwa 30 Metern, waren kleine Löcher, die Sonnenlicht herein, und Rauch hinaus, ließen. Das war, weil alle Straßen in der Höhle durch Ölfackeln beleuchtet wurden, um die dunklen Nächte zu erhellen. Und die Stadt selbst war fantastisch; da waren Wirtshäuser, Schmieden, Waffengeschäfte und alles Mögliche, was man sich nur ausdenken konnte. Die Straßen war vollgestopft mit Zwergen, die mit irgendwas beschäftigt waren. Wohin man nur schaute, machten Zwerge Geschäfte, schoben Schubkarren in diese oder jene Richtung, und bevor Sacul sich besinnen konnte, rollte auch schon das nächste interessante Ding vorbei.

    Er fühlte sich wohl unter so vielen Zwergen, er fühlte ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch. Er war stolz ein Zwerg zu sein: wenn du ein Zwerg warst, war dies der Ort schlechthin.

    *

    Gillant ging in den Großen Baum, den Außenseiter auch als „Das Lebende Königreich" kannten. Der Große Baum stand in der Mitte des Smaragdwaldes, der die Grenze des Elfenkönigreiches darstellte. Der Große Baum hatte einen Umfang von etwa einem halben Kilometer, auf jedem seiner Äste waren hohe Plattforme, worauf Büchereien, Festsäle, Arbeitszimmer, Klassenräume und alles andere, was mit dem graziösen Lebensstil der Elfen zu tun hatte, beherbergt waren. Je edler man war, desto höher stieg man im Baum, bis man endlich im Thronsaal im Baumwipfel ankam. Dahinter waren die königlichen Säle, einschließlich des Großen Saales, wo die Sitzungen des Elfenkönigsreiches stattfanden.

    Durch die Fenster der Säle konnte man das ganze Elfenkönigsreich sehen, und alle anderen Völker, die auf der Greifinsel lebten. Die Greifinsel war nach den Greifen benannt, die früher hoch in dem Brockengebirge lebten, bevor die Zwerge dorthin zogen, und die Greife ausmerzten. Im Norden war das Wilde Gebirge, das Heimatland der Zwerge, zu sehen, und im Süden die Provinzen der Kriegsherren. Im Osten war die Küste des Baleantischen Meeres, und im Westen war die Insel des Schwarzen Felsens. Auf der Insel des Schwarzen Felsens war die Dunkle Festung, vom Schwarzen Ozean umringt. Hier lebten die Hexenmeister.

    Niemand weiß wieso der Ozean ‚Schwarzer Ozean‘ genannt wurde – manche sagen, es war der dunklen, mystischen Geschöpfe wegen, die unter der Oberfläche lauerten. Andere sagen, dass, wenn du in den schwarzen eisigen Gewässern schwämmest, deine Seele weggewaschen würde. Jedoch ist es viel wahrscheinlicher, dass deine Seele beim Schwimmen im Schwarzen Ozean durch die starke Strömung weggewaschen würde. Aber die Wahrheit ist, dass der Ursprung des Namens bei einem sehr alten Zauberer, der in sehr alten Texten nur als X genannt wird, liegt. Diese Texte sind in einer lang verschollenen Abteilung der Bibliothek in der Dunklen Festung. X war einer der ersten Zauberer, die die Insel betraten, und als er das tat, wurde die Küste schwarz und die Gewässer wurden eiskalt, um ungewünschte Gäste, oder wie er es zu sagen pflegte, „gehirnloses, zeitverschwendendes Bauernvolk", fernzuhalten.

    Jedes Volk war in seinem eigenen Land glücklich, mit einer Ausnahme, nämlich den Kriegsherren. Die Kriegsherren waren in vier Provinzen verteilt. Die erste Provinz gehörte Strangaurd, der ein breiter, muskulöser Mann war, der über 2 Meter 10 groß war. Er war ein grausamer und gnadenloser Herrscher. Seine Provinz bestand hauptsächlich aus Ödland und Sümpfen, und die einzigen Erzeugnisse kamen von der Landwirtschaft. Er presste jeden Pfennig aus den Bauern, die das Land bearbeiteten. Wenn sie nicht zahlen konnten, tötete er sie, und gab das Land demjenigen, der für ihn Geld verdienen würde. Strangaurd verbrachte fast die ganze Zeit in der Attin Burg, wo er den ganzen Tag Pläne schmiedete.

    Die Zweite Provinz gehörte Groschen. Er war ein kurzer, dicker und speckiger Mann, der seine eigene Großmutter verkaufen würde. Aber er konnte sie nicht verkaufen, weil er sie schon für einen Groschen verkaufte, als er sieben Jahre alt war, und seitdem nannten ihn alle „Groschen". Das machte ihm gar nichts aus – im Gegenteil, er war stolz drauf. Er war Einheimischer einer Provinz von Markthändlern, und so klang der Name Groschen gerade richtig, wenn er handelte. Wenn er seine eigene Großmutter für einen Groschen verkaufen konnte, was würde er noch anbieten?

    Die Dritte Provinz gehörte Zelton; er war kräftig gebaut, selbst für einen Kriegsherrn. Er hatte fein gemeißelte Gesichtszüge und ein kantiges Kinn. Seine Provinz war nicht so groß wie die zwei ersten Provinzen, aber sie hatte einen guten Fischereihafen. Zelton war ein gerechter Regent.

    Die Vierte Provinz gehörte Wykep. Dieses war die kleinste Provinz von allen. Nichts Interessantes geschah hier. Wykep war groß, gutaussehend und sehr reich. Seine Untertanen zahlten ihre Steuer und wurden in Ruhe gelassen. Seine Provinz war ein Handelshafen. Wenn du in einer der anderen Provinzen reich warst, würdest du immer versuchen, dich in die Vierte Provinz einzukaufen.

    *

    Sacul war der erste, der vom Karren sprang, sich dies ansah, das anfasste, während Toms an einen, und nur an diesen einen, Ort dachte: den Palast, der sich am hinteren Ende der Höhle befand; seine Wände bestanden aus den inneren Bergwänden. Viele Generationen von Zwergen haben eintausend Jahre gearbeitet, um aus dem Felsen alle die Hallen und Säle, die hinter den goldenen Türen lagen, zu hauen. Die Türen standen groß und stolz, die Schnitzereien zeigten jede Einzelheit der ganzen Ahnentafel des Zwergkönigreiches.

    „Wartet hier während ich mir einen Termin beim König machen lasse.", sagte Torms, als er aus der Karre ausstieg.

    „Was bildest du dir eigentlich ein, so mit mir zu reden? Ich mach die Entscheidungen hier!", fauchte Sinat.

    „Nakie, Sacul, nehmt die Karre runter zur Spitzhacke und Pony Wirtschaft, und stellt die Ponys hinter die Wirtschaft!", befahl Sinat.

    Die Spitzhacke und Pony war die größte und einer der gröbsten Schenken im ganzen Zwergkönigreich. Sie war nichts für Hasenherze. Es war die Art von Schenke, wo man dich beim Eintritt nach Waffen durchsuchte, und wenn du keine hattest, man dir einige gab.

    „Torms und ich werden euch dort später treffen. Ich gehe mit Torms – den Anblick lass ich mir nicht nehmen!", sagte Sinat spöttisch.

    „Kann ich mitkommen?", fragte Sacul.

    „Nein", rief Sinat, als er von der Karre auf die Straße abstieg.

    Sacul senkte seinen Kopf und meckerte leise vor sich hin, dass er den Palast sehen wollte. Genau in diesem Augenblick rollte eine große Karre im Vorbeifahren über Sinats Fuß. Durch die ungleichmäßige Fahrt über die Pflastersteine, rutschte ein Apfel von der Karre, und prallte auf Sinats Kopf und fiel zu Boden.

    „Au, um der Diamanten Willen!", schrie Sinat, und hüpfte herum wie ein Straßenkünstler.

    Nach etwa einer Minute, beruhigte er sich. „Ich glaube mein Zeh ist gebrochen!", rief er.

    „Zwei Kupfer Groschen und einen silbernen, gar nicht schlecht!", sagte Nakie.

    „Was?", fragte Sinat, immer noch in Schmerzen, als er seinen Fuß rieb.

    „Das ist, was du mit deinem Tanzen verdient hast. Ich hab nie gewusst, dass du so flink auf deinen Füßen bist".

    Sinat hob seine Hand, um Nakie eine Ohrfeige zu geben. Torms stellte sich dazwischen. „Kommt jetzt, wir haben keine Zeit für Faxen", sagte er und geleitete Sinat in die Richtung des Palastes, während Nakie und Sacul in den Karren zurückkletterten.

    Nakie zückte die Zügel und die Ponys zogen durch die überfüllten Straßen los. Sacul saß ganz still, während er sich achtungsvoll all die Sichten, verschiedenen Düfte, und die Vielfalt der Geräusche in sich aufnahm. Nach gut zwanzig Minuten, drehte sich Saculs Blick endlich zurück auf Nakie. „Wie weit noch bis zur Schenke?", fragte Sacul neugierig.

    „Das wirst du schon sehen", antwortete Nakie.

    Die Worte hatten kaum seinen Mund verlassen, als eine Axt durch ein zerbrochenes Fenster geflogen kam, und sich in der Seite der Karre einbettete.

    „Hier sind wir schon; sagte Nakie. „Nimm die Ponys und den Karren hinten rum. Ich muss eben was erledigen. Er zog die Axt aus dem Karren und ging in die Schenke, oder besser gesagt, er sprang durch das zerbrochene Fenster, woher die Axt vorher geflogen kam, und schrie: Wer hat die geworfen?

    Sacul hörte nichts als umfallende Stühle, klirrendes Glas und hin und wieder das Geschrei eines Zwerges, als er zum Fenster hinausflog. Nach zehn Minuten war alles still. Sacul ging in die Schenke und sah Nakie, der allein an einem Tisch mitten in der Stube saß. Rundherum wälzten sich Zwerge vor Schmerzen auf dem Boden herum. Ein oder zwei waren in der Decke eingeklemmt, ihre kurzen fetten Beine baumelten von den zersplitterten Dielenbretten des oberen Geschosses.

    Nakie sah Sacul an. „Ich hab ihn gefunden", sagte Nakie, grinsend.

    Torms und Sinat gingen die Straße zu den Palasttoren entlang. Das heißt zu mindestens, dass Torms ging; Sinat humpelte, und murrte vor sich her, dass er den Besitzer der Apfelkarre gerne mal erwischen würde. Sie kamen am Palast an und standen unten an der Treppe, die zu den riesengroßen goldenen Türen führten.

    Als sie die Treppe hochstiegen, kam ihnen ein ganz magerer Zwerg in einem viel zu großen Gewand, entgegen. Es sah aus, als trüge er das Gewand nur um größer zu erscheinen. Er wurde von zwei ziemlich großen Zwergen begleitet, die goldene Kriegsbeile trugen, die gigantisch aussahen.

    „Ich heiße Tennant, ich bin König Krackzulls Berater. Was wollt ihr hier?", knurrte der Berater.

    „Wir müssen unbedingt des Königs Rat haben," sagte Torms.

    „Oh, ihr denkt ihr könnt hier einfach angetanzt kommen, und gleich Rat bekommen? Denkt ihr wirklich, es sei so einfach? Wisst ihr nicht, wie lange die Warteliste ist? Jetzt verschwindet mal schön, und kommt nicht wieder!", schimpfte der Berater, bevor er sich in den Bart murmelte, dass er nicht genug Zeit habe, um sich mit gewöhnlichem Volk abzugeben.

    Torms zwinkerte Sinat zu. „Okay, sagte er, und drehte sich um und ging die Treppe wieder hinunter. Gerade als er seinen Fuß auf die letzte Stufe setzte, drehte er sich wieder um. „Ach, nur noch Eines, kannst du diesen Beutel hier deinem Philosophen von mir überreichen? Er wird ihn vielleicht interessieren!

    Somit warf er den kleinen Beutel mit dem Probeexemplar des Felsens dem Berater zu. Der Berater fing es und brummte in seinen Bart: „Als ob ich nicht schon genug zu tun hätte", und er schlurfte, sein Gewand hinter sich schleifend, davon.

    „Ich bin in der Spitzhacke und Pony zu finden!", rief Torms ihm nach. Der Berater entließ sie mit einer Handbewegung, und beachtete sie nicht weiter, als er durch die Palast Tore schlurfte.

    „WIR!, sagte Sinat. „‘Wir‘ werden in der Spitzhacke und Pony sein, nicht ‚ich‘, grunzte er.

    „Ach, ja, entschuldige: wir", sagte Torms, als sie losgingen, um die anderen zu finden.

    „Nun ja, jetzt wo wir schon hier sind, können wir die Zeit voll ausnützen", sagte Torms, als sie losschlenderten.

    Sinat lachte leise vor sich hin. Was bildete sich Torms eigentlich ein, einfach so zu den Palasttoren zu gehen? Nun, alles war jetzt wieder beim Alten: er hatte die Zügel wieder in der Hand, und ab jetzt war Schluss mit dem ‚Rat des Königs‘ Theater. Das Einzige, auf das sich Sinat jetzt freute, war ein Maß Bier aus einem schmutzigen Krug, in einer schmutzigen Schenke, vor einem bullernden Feuer, während er seine Pfeife paffte. „Was mehr kann der Mensch wollen?", dachte er.

    *

    Gillant ging durch die großen geschnitzten Eichentüren, die in den Thronsaal führten. Es war prunkvoll und prachtvoll, alles in dem langen Saal bewies das handwerkliche Können der Elfen. Die vielen Abschnitte des Raumes waren alle ein Teil des Großen Baums, überall auf dem Baumstamm waren feine Schnitzereien in Blätterform zu sehen.

    Pholanthion, der Elfenkönig, saß am Ende des Saales auf einem riesigen, aus Eichenholz geschnitzten, Thron., und neben ihm saß, stolz und edel, die holde Königin, Lynthia. Der Elfenkönig saß aufrecht, seine kräftige und schlanke Figur war von oben bis unten in feiner Kleidung angezogen, was ihm eine elegante Erscheinung verlieh.

    „Komm näher und blick mich an, so dass ich dein Gesicht wiedersehen kann."

    Gillant hob sein Gesicht und blickte den König an.

    „Wann haben wir uns zuletzt gesehen?", fragte Pholanthion.

    „Vor etwa zwei Jahren, Eure Hoheit", antwortet Gillant.

    „Viel zu lang. Du hast Nachrichten für mich?", fragte der König.

    „Es sind Neuigkeiten, die ich unter vier Augen besprechen möchte. Es ist von äußerster Wichtigkeit."

    Pholanthion hob seine Hand, und sein Berater erschien. Velthron war ein großer, schlanker Elf mit grau-silbernem Haar. Er hatte früher schon Pholanthions Vater gedient, er war allwissend und meisterte alle Elfenkünste, die es gab.

    „Velthron, nimm Gillant zu den privaten Zimmern, gib ihm eine Mahlzeit, und alles, was er noch braucht. Dann

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