Briefe aus dem Gefängnis
Von Rosa Luxemburg
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Über dieses E-Book
Rosa Luxemburg
Rosa Luxemburg (1871-1919) was a Marxist theorist, philosopher and economist. One of the most brilliant minds drawn to the revolutionary socialist movement, she was a dedicated political activist, she proved willing to go to prison and even give her life for her beliefs. Her selected works are collected in Rosa Luxemburg: Socialism or Barbarism (Pluto, 2010).
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Buchvorschau
Briefe aus dem Gefängnis - Rosa Luxemburg
Briefe aus dem Gefängnis
Titelseite
ROSA LUXEMBURG
Briefe aus dem Gefängnis
Zur Einführung
Faksimile. Auszug aus dem Brief vom 20. Juli 1917.
Aus Leipzig.
Aus Berlin.
Aus Wronke.
Leseprobe aus dem Debüt-Roman »Das Leben des Max Schmidt: Neuanfang« von Max
Impressum
ROSA LUXEMBURG
Briefe aus dem Gefängnis
Zur Einführung
Drei Jahre und vier Monate hat Rosa Luxemburg während des Krieges im Gefängnis verbracht, ein Jahr — vom Februar 1915 bis Februar 1916 — im Berliner Weibergefängnis (Barnimstraße) für eine in Frankfurt a. M. gehaltene Rede über die Soldatenmisshandlungen, dann zwei Jahre und vier Monate (vom 10. Juli 1916 bis zum 10. November 1918) in »Schutzhaft« in Berlin, Wronke und Breslau. Sie war ganz von der Außenwelt abgeschnitten, nur Bücher und Briefe, die strenge Zensur passiert hatten, durften sie erreichen. Einmal im Monat war Besuch unter strenger Aufsicht gestattet.
Die Kraft der mutigsten Vorkämpferin des Proletariats sollte gebrochen und ihre weckende, die Lüge geißelnde, die Wahrheit wissende Stimme sollte zum Schweigen gebracht werden. Beides misslang. Dieser stählerne Wille erschlaffte nicht. Rosa Luxemburg hat in diesen Gefängnisjahren unermüdlich gearbeitet. — Die unsagbare Einsamkeit endloser Tage und Nächte sammelte alle Kräfte ihres Geistes und ihrer Seele. Die Leidenschaft der Erkenntnis ließ ihre Stimme zu Fanfarentonen anschwellen: die berühmte »Junius-Broschüre«, die hinter Gittern entstand, war nicht der einzige Weckruf, der den Weg aus dem Gefängnis fand. Flugblätter, Aufrufe und wesentliche Beiträge zu den »Spartakus Briefen« wusste Rosa Luxemburg ihren politischen Freunden zu übermitteln. Durch aufreibende illegale Korrespondenz und Arbeit suchte sie von ihrer Zelle aus die revolutionäre Entwicklung der deutschen Arbeiter tu lenken.
Doch weder ihre wissenschaftliche noch ihre agitatorische Arbeit aus diesen furchtbaren Jahren soll hier gewürdigt werden. Hier gilt es, der Jugend, den Arbeitern, all denen, für deren Wohl und Freiheit sie kämpfte, litt und starb — durch feige Verbrecherhände starb — die ganze Seele der Vielverleumdeten zu zeigen. Hier schwindet die Scheu vor Preisgabe persönlichen Lebens. Diese privaten Briefe sind keine Privatbriefe mehr. Wer die Wissenschaftlerin und Kämpferin Rosa Luxemburg kennt, kennt noch nicht alle Seiten ihres Wesens. Die Briefe aus dem Gefängnis runden das Bild. Die Anhänger und Mitkämpfer Rosa Luxemburgs haben ein Recht darauf, den Reichtum ihres unermüdlich quellenden Herzens zu kennen. Sie sollen sehen, wie diese Frau, über ihren eigenen Leiden stehend, alle Wesen der Schöpfung mit verstehender Liebe und dichterischer Kraft umfängt, wie ihr Herz in Vogelrufen erzittert, wie Verse beschwingter Sprache in ihr wiederklingen, wie Schicksal und tägliches Tun der Freunde in ihr geborgen sind. So stellen wir das Denkmal auf, das die Tote sich selbst errichtet hat.
Die Herausgeber.
Berlin, August 1920.
Überbleibsel eines Revolutions-Plakates 100 Jahre nach dem Tod von Rosa Luxemburg
am Tor des Friedhofes Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg, wo sie begraben liegt.
Foto: Caroline Stern.
Faksimile. Auszug aus dem Brief vom 20. Juli 1917.
Die in dieser Sammlung enthaltenen Briefe sind an Frau Sophie Liebknecht gerichtet.
Aus Leipzig.
Postkarte.¹
Leipzig, 07. 07. 1916.
Meine liebe kleine Sonja!
Es ist heute eine drückende feuchte Hitze, wie meist in Leipzigs, — ich vertrage so schlecht die Luft hier. Ich saß vormittags 2 Stunden in den Anlagen am Teich und las im »Reichen Mann«.² Die Sache ist brillant. Ein altes Mütterchen setzte sich neben mich, tat einen Blick auf das Titelblatt und lächelte: »Das muss ein feines Buch sein. Ich lese auch gern Bücher«. Bevor ich mich zum Lesen hinsetzte, prüfte ich natürlich die Anlagen auf Bäume und Sträucher hin, — alles bekannte Gestalten, was ich mit Befriedigung feststellte. Die Berührung mit Menschen befriedigt mich dagegen immer weniger; ich glaube, ich werde mich doch bald ins Anachoretentum zurückziehen, wie der hl. Antonius, aber — Sans tentations mehr. Seien Sie heiter und ruhig.
Herzliche Grüße
Rosa.
Den Kindern viele Grüße.
Diese Karte ist die einzige Karte aus der Freiheit. Am 10. 7. 1916 folgte R. L.s Verhaftung.
»Der reiche Mann«, von Galsworthy.
Aus Berlin.
Postkarte.
Gefängnis in der Barnimstraße, Berlin, den 05. 08. 1916.
Meine liebe kleine Sonja!
Heute, am 5. August, erhalte ich soeben Ihre beiden Briefe zusammen: den vom 11. Juli (!!) und den vom 23. Juli. Sie sehen, die Post zu mir geht länger als nach New York. Inzwischen habe ich auch die Bücher gekriegt, die Sie mir geschickt hatten und ich danke Ihnen für alles aufs herzlichste. Es tut mir sehr weh, dass ich Sie in Ihrer Lage verlassen musste; wie gern möchte ich mit Ihnen im Feld wieder ein wenig schlendern oder im Erker in der Küche auf den Sonnenuntergang blicken … Von Helmi hatte ich eine ausführliche Karte mit der Reisebeschreibung. Vielen, vielen Dank