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Die Braut von Colorado
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eBook260 Seiten4 Stunden

Die Braut von Colorado

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Über dieses E-Book

Sie riskiert alles für das Versprechen einer Familie und ein Ort zu Hause zu nennen macht brechen in die unberührte, westliche region von Colorado-in die Arme eines fremden.
SpracheDeutsch
HerausgeberCynthia Woolf
Erscheinungsdatum5. Feb. 2019
ISBN9781947075047
Die Braut von Colorado

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    Buchvorschau

    Die Braut von Colorado - Cynthia Woolf

    Autorin

    KAPITEL 1

    Samstag, 6. Februar 1875

    Golden, Gebiet Colorados

    Ben Logan, der seinen besten schwarzen Anzug trug, stand mit Nathan Ravenclaw, seinem Trauzeugen, an seiner Seite vor der Kirche. Er sah hinüber zu all seinen Freunden, die die Kirchenbänke füllten, welche vor ein paar Minuten noch lächelten, aber nun besorgt dreinblickten.

    „Sie ist nur ein wenig spät dran., sagte er zu Nathan. „Melissa wird bald hier sein. Sie liebt es, einen Auftritt hinzulegen.

    Nathan Ravenclaw war sein bester Freund. Die Tatsache, dass er ein Halb-Arapaho-Indianer war, störte ihn nicht. Die Tatsache, dass jede Frau in der Stadt dachte, dass Nathan der schönste Mann überhaupt war, störte ihn auch nicht. Zum Glück nahm Ella die Blicke, die ihrem Ehemann zugeworfen wurden, recht locker. Ella war selbst eine Schönheit. Ihr Gesicht zierte eine lange Narbe, aber sie war trotz dessen eine sehr schöne Frau. Zusammen gaben sie und Nathan ein prächtiges Pärchen ab.

    Nathan legte seine Hand auf Bens Schulter und sagte in einem flachen Ton: „Wenn du meinst, aber sie ist schon über eine halbe Stunde zu spät. Ich denke mal, du wirst das hier absagen müssen, da sie dich versetzt hat. Du kannst ein neues Datum ausmachen, wenn du herausgefunden hast, was mit ihr passiert ist."

    Ben nickte, er war wütend und schämte sich. Melissa hatte ihn zum letzten Mal benutzt. „Du hast recht."

    Er sah zu den Leuten, die die Kirche füllten. All seine Freunde, seine Familie und Geschäftspartner waren dort - auch Leute, die er von früher kannte, als er auf der Ranch außerhalb von Golden aufgewachsen war, die er schon sein Leben lang kannte. Sie alle waren gekommen, um ihm ihre Glückwünsche auszusprechen - an diesem, an seinem Hochzeitstag.

    „Es tut mir leid, dass ich euch so lange warten lassen musste. Irgendwas muss mit Melissa geschehen sein. Wir werden die Hochzeit verschieben und euch Bescheid geben. Danke, dass ihr gekommen seid."

    Man konnte das Tuscheln, Flüstern und die schockierten Reaktionen der Leute hören, als sich die Kirche langsam leerte. Einige Leute kamen zu ihm und klopften ihm auf den Rücken.

    „Tut mir leid, Ben.", sagte Caleb Black.

    Seine Frau Maggie, die die Gründerin der Heiratsvermittlung Matchmaker & Co war, war an seiner Seite.

    „Es tut mir leid, Ben. Es wird ein anderes Mal geben."

    Bens Wut und Scham wuchsen mit jedem Versuch, ihn zu beruhigen. Als die letzte Person die Kirche verlassen hatte, war er kurz davor, überzukochen.

    „Mach dir keinen Kopf, Sohn. Melissa wird auftauchen und dann könnt ihr alles verschieben."

    „Nein, Mutter." Ben sah seine Mutter an. Ihre stahlgrauen Haare waren zu einem hohen Dutt auf ihrem Kopf zusammengebunden und sie trug ihr bestes Kleid. Doris sah so gut aus wie lange nicht mehr. Sie hatte Melissa immer gemocht. Wie er seine Mutter kannte, hatte sie bestimmt gedacht, dass sie leicht zu manipulieren wäre.

    „Das wird nicht passieren. Melissa kann sich einen anderen Trottel suchen, der sie heiratet. Sie hat zum letzten Mal meine gutmütige Art ausgenutzt."

    Ben stolzierte von seiner Mutter weg und aus der Kirche hinaus.

    Er lief zu Melissa Haus, pochte an die Tür und als niemand antwortete, drehte er den Türknauf. Sie war nicht abgeschlossen. Ben platzte durch die Tür und machte so viel Krach, wie nur möglich.

    „Melissa? Melissa!"

    Auf dem Küchentisch fand er einen Zettel mit seinem Namen darauf.

    Ben,

    Es tut mir leid. Letztlich kann ich doch nicht so einen ignoranten, ungebildeten Mann wie dich heiraten. Ich kann nicht auf dem Land leben und mich im Dreck suhlen. Ich bin ein Stadtmädchen und ich habe mich in einen professionellen Mann verliebt - jemand, der mich auch wirklich glücklich machen kann. Sein Name ist Richard Deveraux und wir sind gegangen, um zu heiraten. Wir sind auf dem Weg nach San Francisco, wo Richard einen Geschäftspartner hat.

    Ich wünsche dir ein gutes Leben.

    Melissa

    Ben würde das nie wieder mit sich machen lassen. Er schwor sich, nie mehr jemanden zu lieben. Nie wieder so verwundbar zu sein und so verletzt werden zu können.

    Ben knüllte das Blatt in seiner Faust zu einem Ball zusammen und warf ihn auf den Boden. Dann lief er aus dem Haus und blickte nie mehr zurück. Er überhäufte sich auf seiner Ranch mit Arbeit und versuchte, Melissa zu vergessen. Nur in Momenten, wenn er auf dem Gut seiner Schwester war und sah, wie glücklich Jane mit ihrer Familie war, sehnte er sich nach einer Ehefrau und eigenen Kindern.

    Fünf Monate nachdem sie gegangen war, kehrte Melissa ohne Ehemann nach Golden zurück. Ben hatte gehört, dass sie nie geheiratet hatte und dass ihr „Verlobter" mitten in der Nacht abgehauen wäre.

    Ben hatte sie seitdem nicht gesehen und wollte das auch nicht. Alle schienen das zu verstehen - bis auf seine Mutter. Sie drängte ihn förmlich dazu, sich mit Melissa zu versöhnen und sie davon zu überzeugen, ihn nochmal zu heiraten. Er hatte keine Ahnung, wieso sie so hartnäckig bei Melissa war, aber sie war fest entschlossen, dass er diese Hexe heiratete.

    In Zeiten wie diesen vermisste er seinen Vater am meisten. Nun war er seit fast zehn Jahren fort. Joseph hatte immer gewusst, wie er mit Doris umgehen musste. Ben hatte seinem Vater an seinem Sterbebett versprochen, dass er sich um Doris kümmern würde. Seine Mutter tat ihm leid und er versuchte, ihr es recht zu machen, wann immer er nur konnte. Sie war eine verbitterte, grantige Frau, die herausgefunden hatte, dass ihr Ehemann sie betrogen hatte. Trotzdem konnte er es seinem Vater nicht übelnehmen. Mit Doris zu leben war genug, einen Mann zum Trinken zu bringen, oder zu Schlimmerem… wo anders Trost zu finden.

    Aber Doris ließ Ben keine Ruhe, weshalb er in Janes Haus flüchtete, wann immer er nur konnte.

    Es gab keine Chance, dass er Melissa jemals wieder heiraten würde. Sie war also ein Stadtmädchen? Nun, er war schlau genug, zu wissen, dass er kein Stadtmädchen heiraten würde. Niemals.

    *****

    Samstag, 7. August 1875

    Ben liebte seine Nichte und seinen Neffen. Es machte ihm nichts aus, mit der kleinen dreijährigen Jenny Puppen zu spielen und war mehr als glücklich, den sechs Monate alten Henry zu halten, während Jane das Essen zubereitete.

    Jane sah vom Herd auf, an dem sie die Soße umrührte, die es zum Braten gab, der auf der Küchentheke stand. Sie hätte Bens Zwillingsschwester sein können. Sie hatte die gleichen dunkelbraunen Haare und blaue Augen, nur sie hatte keine blonden Strähnen, die er bekommen hatte, während er draußen in der Sonne gearbeitet und Wildpferde für die Armee eingeritten oder den Zaun um die 1000 Acre errichtet hatte, die er und Jane geerbt hatten, als ihr Vater gestorben war. Er und Jane kamen beide nach ihrer Mutter. Sein Vater hatte blondes Haar, das sich in ein schönes Silber färbte, als er älter wurde.

    Wenn sie eine Schürze über ihr blaues Kleid trug, wie sie es jetzt tat, erinnerte sie ihn an ihre Mutter. Jedoch würde er ihr das niemals sagen, das wäre eine schwere Beleidigung für sie.

    „Wieso bist du heute so ruhig?"

    Ben stellte die Kaffeetasse, aus der er gerade getrunken hatte, außerhalb der Reichweite von Henry. Das Baby versuchte trotzdem danach zu greifen und klopfte begeistert mit den Handflächen auf den Tisch.

    „Ich habe nur darüber nachgedacht, wie sehr ich dich und Court beneide. Du hast diese wundervolle Familie, eine erfolgreiche Ranch und ich merke immer mehr, dass ich dasselbe möchte. Eine Ranch habe ich schon, jetzt brauche ich nur noch eine Ehefrau und Kinder."

    „Einige Frauen in der Stadt würden dich liebend gerne heiraten. Melissa war eben einfach keine von ihnen. Das sollte dich nicht davon abhalten lassen, dein Glück zu finden."

    Ignorant, ungebildet. Ihre Worte gehen mir immer wieder durch den Kopf. Ich muss sie loswerden. Es wird Zeit, dass ich heirate.

    Er gab Henry einen Löffel und ließ ihn damit auf den Tisch klopfen. „Sechs Monate sind vergangen und ich habe noch niemanden passendes gefunden. Außerdem will ich nicht, dass mich jemand aus Mitleid heiratet. Ich denke, ich werde mal mit Maggie Black reden."

    Jane ging zum Tisch, nahm ihrem Sohn den Metalllöffel weg und gab ihm einen aus Holz.

    „Der ist leiser., sagte sie und zeigte auf den Löffel. „Eine Katalogbraut? Aber warum? Wir haben doch auch hier Frauen?

    „Ich möchte das mit dem „Hof machen nicht übernehmen. Das funktioniert sowieso nicht, also wozu? Ich möchte einfach nur heiraten und das war’s.

    Sie hob ihre Augenbrauen und rollte mit den Augen.

    „Wie romantisch."

    Ben verzog bei dem Sarkasmus seiner Schwester sein Gesicht.

    „Ich will nicht noch eine Melissa. Ich will nicht jedes Mal Geschenke mitbringen müssen, wenn ich sie sehe. Ich will nicht mit ihr in die Oper gehen müssen. Ich hasse Opern. Ist das zu viel verlangt?"

    „Natürlich nicht. Aber du solltest nicht das, was sie getan hat, dein Bild von allen Frauen beeinflussen lassen. Es gibt jede Menge toller Frauen, sowohl hier, als auch im Rest der Welt." Sie wandte sich wieder der Soße zu und rührte weiter.

    „Das weiß ich. Ich möchte eine, die weder mich, noch Melissa, noch sonst irgendwen hier kennt. Ich möchte von vorn beginnen."

    „Dann schätze ich mal hast du Recht und du solltest bei Maggie vorbeischauen. Sie hat mit den Pärchen, die sie hier zusammengebracht hat, gute Arbeit geleistet. Sieh dir die Atwoods und die Ravenclaws an und nicht zu vergessen Caleb und Maggie selbst."

    Sie nahm die Pfanne, mit der sie am Herd gekocht hatte und füllte ihren Inhalt in die Sauciere auf der Theke.

    „Ich weiß. Deshalb habe ich auch darüber nachgedacht, zu ihr zu gehen."

    „Nun, was immer du auch tust, erzähl Mutter nicht davon. Du weißt, dass sie immer noch denkt, dass du und Melissa wieder zusammenkommen werdet."

    Seine Muskeln spannten sich an. „Nur über meine Leiche."

    „Ich weiß und denk dran, du hast mein Kind in deinen Armen. Werde nicht zu… emotional."

    „Ich passe auf. Henry liebt mich. Er hob das Baby hoch und schaukelte ihn von links nach rechts. „Oder nicht, Henry? Du liebst Onkel Ben.

    Er grinste das Baby an.

    Das Baby kicherte und sabberte dann auf Bens Gesicht.

    Jane lachte.

    „Das tut mir leid. Er zahnt und sabbert momentan alles an… inklusive seinen Onkel, so wie es aussieht."

    Sie warf ihrem Bruder ein Geschirrhandtuch zu.

    Ben fing es mit einer Hand, trocknete sein und Henrys Gesicht ab, sowie Henrys Faust, die das Baby kurz darauf wieder in seinen Mund steckte.

    „Ich weiß nicht, wie du das machst. Sich um Jenny und Henry zu kümmern ist Arbeit genug, aber du erledigst ja auch noch den Haushalt, das Kochen und das Putzen… wie kriegst du das alles hin?"

    „Mittagsschlaf."

    „Mittagsschlaf?" Er war definitiv verwirrt.

    „Ja, während sie ihren Mittagsschlaf machen, erledige ich viel von den Koch- und Putzarbeiten."

    „Das macht Sinn."

    „Setz Henry in seinen Hochstuhl. Du kannst ihn füttern, wenn du magst."

    Sie stellte eine Schüssel mit abgekühltem Kartoffelbrei vor Ben auf den Tisch und reichte ihm einen Löffel.

    Er setzte das Baby in den Hochstuhl, band die Schnüre um seinen Bauch, damit er nicht runterfiel und stellte das Tischchen vor ihn.

    „Okay Henry, bist du ein hungriger Junge?"

    Er lud eine kleine Menge Brei auf den Löffel und fütterte das Baby.

    „Danke, dass ich hier sein darf. Ich habe es satt Mutter zuzuhören, dass ich doch versuchen soll, Melissa dazu zu bringen, dass sie zurückkommt und mich heiratet."

    Jane schüttelte ihren Kopf.

    „Mutters Einstellung, was Melissa betrifft, widert mich an. Wieso sie diese Frau noch immer in der Familie haben will, nach all dem, was sie getan hat, verstehe ich einfach nicht."

    Ben versuchte, Henry das letzte Bisschen Kartoffelbrei aus der Schüssel zu füttern, aber der Kleine schüttelte mit dem Kopf und schloss seinen Mund.

    „Schätze mal du bist satt, hm?"

    Er klopfte Henry auf den Rücken, um ihn ein Bäuerchen machen zu lassen.

    „Ich habe sie gefragt, wieso sie darauf besteht, dass Melissa die einzige Frau für mich ist. Sie hat gemeint, sie mag sie eben. Manchmal ist mir alles einfach zu verrückt und zu viel mit ihr, dann reite ich sogar lieber durch die Gegend und suche nach ausgerissenen Tieren, als nach Hause zu gehen."

    „Was denkst du, was sie tun wird, wenn du eine Katalogbraut mit nach Hause bringst?"

    „Was soll sie schon machen? Wenn sie sie das erste Mal trifft, werden wir schon verheiratet sein."

    Jane stellte das Kännchen mit der Soße neben den Kartoffelbrei in die Mitte des Tisches. Daneben stellte sie noch eine Schüssel mit frischem Salat aus dem Garten und einen Teller mit noch warmen Keksen.

    „Mutter kann ihr immer noch das Leben zur Hölle machen. Sie sah auf und rief: „Court! Abendessen ist fertig.

    Ihr Ehemann kam hinein und hielt Jennys Hand.

    „Ich weiß. Ben setzte Henry wieder in den Hochstuhl, damit sie alle essen konnten. „Ich werde mein Abendessen mit Mutter verdrücken müssen.

    „Viel Glück dabei."

    Er grinste und reichte dem Baby einen halben Keks.

    „Ich hätte Mutter immerhin auch bei dir leben lassen können."

    Sie hob ihre Augenbrauen.

    „Was habe ich dir angetan?"

    „Du hast geheiratet und bist abgehauen."

    Sie lachte.

    „Nun, wo du recht hast…"

    *****

    Er mochte es, bei Jane zu Besuch zu sein. Mit seiner Schwester alles zu besprechen, war, was er brauchte, um klar über alles nachdenken zu können. Sie standen sich nahe und hatten nur sich selbst, als sie aufgewachsen waren. Sie wurden auf derselben Ranch großgezogen, die sie von ihrem Vater geerbt hatten und die Nachbarn waren so weit weg, dass sie nur sich gegenseitig Gesellschaft leisten konnten.

    Nun war sie immer noch seine beste Freundin und seine nächststehende Vertrauensperson. Seitdem er mit ihr geredet hatte, war er sich nur noch sicherer, dass der richtige Weg für ihn eine Katalogbraut war.

    Sie lebte im Süden der Stadt Golden und er lebte im Norden und so sahen sie sich nicht allzu oft, außer Ben ging sonntags mit seiner Mutter in die Kirche. Jedenfalls war es ihm aber lieber zu arbeiten, als seine Mutter in den beengten Räumlichkeiten einer Kutsche zu ertragen.

    Er liebte dieses Land mit seinen Bergen im Westen und den endlosen grünen Weiten und dem Farmland überall sonst. Es war August, deshalb waren die Wiesen braun, aber die Felder waren immer noch mit Wildblumen besprenkelt, auch wenn dies einer der trockensten Monate war. Er sah zum Himmel hinauf, der so blau war, dass er dachte, dass dies nur ein Land Gottes sein konnte. Wie konnte jemand nur lieber eine Stadt bevorzugen?

    Ben ritt in die Scheune und kümmerte sich um sein Pferd Apollo. Jane hatte zu der Zeit, als das Fohlen geboren wurde, Bücher über griechische und römische Mythologien gelesen und war fasziniert von den Namen der Götter. Sie war diejenige, die ihn Apollo getauft hatte. Ben hatte darüber nachgedacht, seinen Namen zu ändern, als das Pferd seins wurde, aber er wollte die Gefühle seiner Schwester nicht verletzen. Er lächelte jedes Mal, wenn er an den Namen seines Pferdes dachte.

    Als er zum Haus lief, war die Dunkelheit über die Rocky Mountains bereits eingebrochen. Hoffentlich war seine Mutter schon in ihrem Zimmer. Er wollte ihr nicht erklären müssen, wieso er ohne sie zu Jane gegangen war.

    „Ben? Benjamin!"

    Doris Logan rief aus dem Wohnzimmer.

    Ben hängte seinen Mantel an den Kleiderständer in dem Kämmerchen unter der Treppe und ging zu seiner Mutter, um mit ihr zu reden.

    „Wieso bist du nicht im Bett, Mutter?"

    „Ich bin aufgeblieben, um mit dir zu reden. Es ist noch was vom Essen da, falls du Hunger hast."

    „Nein danke. Ich habe schon gegessen."

    Sie verzog ihr Gesicht und sah auf die Uhr. „Wo warst du, dass du so spät nach Hause kommst? Es ist fast neun Uhr."

    „Ich habe bei Jane vorbeigeschaut, nachdem ich in der Stadt fertig war. Sie hat mir Abendessen gemacht und wir haben geredet."

    „Worüber geredet?"

    Er seufzte. Es war hoffnungslos darum herumzukommen, es ihr zu erzählen. Früher oder später musste sie es sowieso erfahren, aber er hatte gedacht, er würde damit noch eine Weile warten können.

    „Du weißt schon, Geschwisterkram."

    „Zum Beispiel?"

    Ben fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Sie gab nicht auf.

    „Wenn du es wirklich wissen musst, wir haben darüber geredet, dass ich heiraten will."

    Seine Mutter legte ihr Buch in ihren Schoß. Sie lächelte zu ihm hinauf, unbedacht über ein paar ihrer fehlenden Zähne, aber ihre blassblauen Augen waren noch immer scharf und ihnen entging nichts. Ihr Haar, das nicht länger dunkelbraun wie seines und Janes war, sondern ein kaltes stahlgrau, war gewöhnlich zu einem strengen Dutt in ihrem Nacken zusammengebunden, aber heute hatte sie sie geflochten und ließ den Zopf über ihre linke Schulter fallen, der ihr fast bis zur Hüfte ging.

    „Endlich hörst du auf meinen Rat und nimmst Melissa zurück."

    „Nein, Mutter. Und nun genug davon. Ich will es dir nicht nochmal erklären. Ich werde Melissa nie, nie wieder zurücknehmen. Es ist mir egal, wie sehr du sie gemocht hast. Ich werde sie niemals heiraten, ob sie nun ihre Meinung ändert, oder nicht. Selbst, wenn sie die letzte Frau auf Erden wäre, würde ich sie nicht heiraten. Verstehst du das?"

    Doris Logan war schlau genug, um niedergeschlagen zu wirken, aber Ben war nicht naiv genug, um zu glauben, dass sie auch wirklich ihre Klappe halten würde.

    Sie

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