Der Rote1 Mark-Roman: Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller (BPRS) 1928-1932 Literatur der Weimarer Republik
Von Roland Hoja
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Über dieses E-Book
Die Wahrheit kann auf viele Arten verschwiegen und auf viele Arten gesagt werden. Wir leiten unsere Ästhetik wie unsere Sittlichkeit von den Bedürfnissen unseres Kampfes ab.
(Bertolt Brecht)
Roland Hoja
Roland Hoja, in Altdöbern/Niederlausitz 1950 geboren, lebte bis 1959 in der DDR. Nach Essen im Ruhrgebiet, wurde Wuppertal über die Studienzeit in Düsseldorf ständiger Wohnsitz und auch Arbeitsplatz am Gymnasium in den Fächern Deutsch und Erziehungswissenschaften. Die letzten Jahre dann an einer Gesamtschule im Zentrum. Heute lebt er als Autor in Laboe/Ostsee.
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Buchvorschau
Der Rote1 Mark-Roman - Roland Hoja
Die Revolution greift nicht nur in den Verstand, sondern ebenso in die Phantasie ... Sie greift gerade in die Phantasie des Verstands, in die außerordentliche Spannung der prozessualen Wirklichkeit ... es gilt nun, zu Menschen völlig wahr von ihren Sachen zu sprechen.
(Ernst Bloch, Vom Hasard zur Katastrophe. 1934-1939)
INHALT
VORWORT
POLITISCH-ÖKONOMISCHE ZUSAMMENHÄNGE IN DER WEIMARER REPUBLIK
Einleitung
- Die Phase der relativen Stabilisierung 1923-1929
- Die Phase der Erschütterung der relativen Stabilisierung 1929-1930. Das Anwachsen der faschistischen Gefahr
DIE NOTWENDIGKEIT DER ENTWICKLUNG PROLETARISCH-REVOLUTIONÄRER LITERATUR
Einleitung
- Exkurs zur internationalen Entwicklung proletarisch-revolutionärer Literatur und ihrer Organisation
- Der 'Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller' als inhaltlicher und organisatorischer Ausdruck der Entwicklung proletarisch-revolutionärer Literatur in der Weimarer Republik
ELEMENTE REALISTISCHER SCHREIBWEISE IN ROMANEN DER 'ROTE 1MARK-ROMAN' REIHE
Einleitung
- Anforderungen an eine revolutionäres Lernen ermöglichende Literatur
1.1. Proletarisch-revolutionäre Literatur und der Hinweis auf Ökonomismus in der Literaturfrage
- Reportage, Montage, Dokumentation – Techniken realistischer Schreibweise
- Das Prinzip der Parteilichkeit
- Typische Charaktere unter typischen Umständen
- Volkstümlichkeit – Volkssprache und Realismus
SCHLUSSBETRACHTUNGEN
Anmerkungen
Editorial
Literatur
Der Autor
VORWORT
Hauptgenstand dieser Arbeit soll, wie schon in der Überschrift ausgedrückt, der 'ROTE 1MARK-ROMAN' sein. Gleichermaßen die gedenkende Erinnerung an Gründung und Arbeit des Bundes Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller (BPRS) im Oktober 1928.
Die Romanreihe selbst erschien ab August 1930 im Internationalen Arbeiter Verlag (IAV) unter der verantwortlichen Herausgeberschaft des 'BPRS'. Sie wollte verstanden werden als wichtiger Schritt und Versuch zur Schaffung einer wirklich proletarischen Massenauflage¹ revolutionärer Literatur.
Aufgabe wird es hier sein, unter Einbezug der Auseinandersetzungen über realistische Schreibweise anhand der »Linkskurve« als Organ des 'BPRS' und der Kontroverse hauptsächlich zwischen Bertolt Brecht und Georg Lukács, notwendige Kategorien realistisch-sozialistischer Schreibweise herauszuarbeiten. Inwieweit diese auch schon oder gerade als Elemente einer manifesten Theorie des sozialistischen Realismus begriffen werden können, muss untersucht werden. Tragende Erkenntnisse auf dem Wege zu einer solchen Theorie ergaben sich zeitlich jedenfalls nicht schon unbedingt mit der faktischen Auflösung des 'BPRS' im Jahre 1933 und auch nicht mit dem letzten Erscheinen des 'Rote 1Mark-Romans', da die eigentliche Kulmination der Realismusdebatte außerhalb der 'Linkskurve' zwischen 1937-1941 datiert ist.²
Die herausgearbeiteten Kategorien sollen im weiteren Teil der Arbeit auf ihre mögliche Realisierung in vier ausgewählten Rote-1-Mark-Romanen analysiert werden. Dabei wird es darauf ankommen, die literaturästhetische Betrachtung der Romane tatsächlich historischmaterialistisch durchzuführen, um nicht in eine literarische Betrachtung zu verfallen, die, wie schon Brecht mit Recht kritisierte, nur ästhetisch begründet ist.
Über literarische Formen muß man die Realität befragen, nicht die Ästhetik, auch nicht die des Realismus. Die Wahrheit kann auf viele Arten verschwiegen und auf viele Arten gesagt werden. Wir leiten unsere Ästhetik, wie unsere Sittichkeit, von den Bedürfnissen unseres Kampfes ab.³
Von daher leitet sich auch die Begründung für den ersten Teil dieser Arbeit ab, indem dort die politisch ökonomischen Bedingungen
Mitte bis Ende der Weimarer Republik reflektiert werden, ohne diese kein Hintergrund und keine Voraussetzung für o.a. Aufgabenstellung vorhanden wäre. Ebenso unerlässlich ist es, in diesem Zusammenhang die historische Bedeutung des 'BPRS' als proletarisch-revolutionärer Kulturorganisation herauszustellen. Weil dadurch wiederum die Verknüpfung Weimarer Republik / 'BPRS' / 'Rote 1Mark-Roman' in Einheit ihren Sinn erhält und die Romanreihe selbst nicht als Literaturprodukt an sich erscheint.
Die Ergebnisse der Realismus-Debatte, die sich als Kategorien und Elemente einer realistischen Schreibweise herauskristallisieren, sind immer, zeitbezogen auf die Weimarer Verhältnisse, zuzuordnen dem Primat Kunst ist Waffe. So wie es auch der Entwurf zu einem verantwortlichen Aktionsprogramm des 'BPRS' (1928) zum Ausdruck bringt:
Es besteht also die Aufgabe, die Ansätze der proletarisch-revolutionären Literatur in Deutschland bewußt weiterzuentwikkeln, ihr die führende Stellung innerhalb der Arbeiterliteratur zu verschaffen und sie zur Waffe des Proletariats innerhalb der Gesamtliteratur zu gestalten.⁴
Wurde auch der 'Rote-1Mark-Roman' als eine solche Waffe begriffen und eingesetzt, so sagte dies noch nichts über seine Reife aus. Ja, er konnte gar nicht ausgereift sein, befand sich doch die Diskussion über realistische Schreibweise noch in sehr widersprüchlichem, unausgegorenem Prozess. Die Jahrgänge II-IV der 'Linkskurve' geben davon ein sehr eindrucksvolles Bild.
Ebenfalls befand sich diese Debatte außerhalb der 'Linkskurve' noch in der Entwicklung. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen, die in dieser Arbeit rückwirkend auf die Romane bezogen werden, stellten sich im wesentlichen erst später heraus. Von daher wird von vornherein vorausgesetzt sein, dass die zu begründenden Erfolgsschreibweisen wie auch die Mängel auf deren Entstehungszeit zu beziehen sein werden.
Andererseits aber Anspruch und Funktion der Romane gerade zur Zeit verhärteter Klassenfronten in der Weimarer Republik Grundlage und respektvoll gedenkende Berechtigung zur vorliegenden Untersuchung geben.
'Die Linkskurve', Organ des 'BPRS' (rh©copy2018)
I. Politisch-ökonomische Zusammenhänge in der
Weimarer Republik (1923-1929)
Einleitung
Die Phase der relativen Stabilisierung 1924-1929
Die Phase der Erschütterung der relativen Stabilisierung 1929-1930
Das Anwachsen der faschistischen Gefahr
EINLEITUNG
Die bürgerliche Republik war in Deutschland das Werk der Arbeiterklasse. Das Bürgertum selbst hatte die werdende Deutsche Republik entweder bekämpft oder nur lau unterstützt. 1930 ging die bürgerliche Republik in Deutschland zugrunde, weil ihr Schicksal den Ständen des Bürgertums anvertraut war, um die Republik zu retten.
Die deutsche Arbeitnehmerschaft umfaßte zwar drei Viertel des Volkes, aber da sie sich weder in ihren politischen Idealen noch in ihren taktischen Methoden einigen konnte und weil sich ihre Riesenkräfte im Kampfe gegeneinander verbrauchten, kam die (schon seit der Novemberrevolution 1918 agierende, RH) Gegenrevolution wieder zur Macht. ⁵
Dieser allgemeinen Einschätzung Arthur Rosenbergs folgend, sollen im weiteren Besonderheiten des letzten Jahrzehnts Weimarer Verhält nisse dargestellt werden, die den später zu entwickelnden Auffassungen von einer dialektischen Verbindung von politischer Realität und Literatur als Kampfmittel ihren Hintergrund geben sollen.
Des weiteren soll damit, sozusagen als nebenwirkender Aspekt, den verbreiteten populärhistorischen Auffassungen von den sogenannten 'goldenen' zwanziger Jahren entgegen getreten werden; jene Epoche des Deutschen Reiches war für die Mehrheit der rund 63 Millionen Einwohner keineswegs als golden zu bezeichnen, wie noch zu sehen sein wird.
1. Die Phase der relativen Stabilisierung 1924-1929
Mit der Verschärfung der politischen Lage durch die Ruhrbesetzung seitens französischer und belgischer Truppen im Januar 1923 zur produktiven Pfändung ausstehender deutscher Reparationszahlungen, mit der bis Ende 1923 massiv anwachsenden Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit, ⁶ dem ständigen Sinken des Reallohnes bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitszeit auf neun Stunden für Arbeiter und Angestellte, war eine revolutionär gährende Stimmung unter breiten Teilen der Arbeiter- und Volksschichten herangewachsen. Doch führte das Fehlen einer einheitlichen und organisierten nationalen Massenaktion zu vielerortigen Niederlagen der deutschen Arbeiterklasse. Damit waren die innenpolitischen Voraussetzungen für das verstärkte Eindringen des amerikanischen Finanzkapitals und für die Restabilisierung der Weimarer Republik geschaffen. So waren die monopolkapitalistischen Kreise bestrebt, Deutschland vor inneren Krisen zu bewahren. Entsprechend äußerte Reichskanzler Stresemann im November 1923, dass dies eine Forderung sei, die von allen ausländischen Finanzkreisen erhoben wurde, weil sie der Ansicht sind, daß nur bei ruhiger und stetiger politischer Entwicklung eine Gesundung unserer Wirtschaft möglich ist. Dafür zu sorgen, ist unsere Sache. Für Mehrleistung und Mehrproduktion wird die Regierung die Voraussetzung schaffen. ⁷
Als Antwort auf die grassierende Inflation wurde mit der Rentenmark eine neue Währung geschaffen, die Notenpresse stillgelegt, und dadurch um die Jahreswende 1923/24 ein erster Schritt zu Stabilitätsmaßnahmen getan. Das Interesse des amerikanischen Kapitals und der US-Regierung an der Funktionsfähigkeit der deutschen Wirtschaft aus kapitalpolitischen Gründen realisierte sich im April 1924 mit dem sogenannten 'Dawes-Plan'. Der ermöglichte eine vorläufige Festlegung der Reparationszahlungen und eine internationale Anleihe von ca. Einer Milliarde Mark allein für das Jahr 1924.
Diese Auslandsanleihen stiegen bis 1930 auf ca. 27 Milliarden –. Modernisierungen und Rationalisierungen der technischen Ausrüstungen kapitalintensiver Industrien bei gleichzeitig zunehmender Monopolisierung⁸ wurden möglich.
Nachdem das deutsche Finanzkapital seine politischen und wirtschaftlichen Stabilisierungsmaßnahmen eingeleitet hatte, konnten die vorbereitenden Maßnahmen zur Einrichtung einer Diktatur in Form des Ermächtigungsgesetzes⁹ mit Wirkung zum 1.März 1924 aufgehoben werden. Die deutsche Innenpolitik benötigte den Schein von Legalität und Solidität, denn ein Land, in dem Bürgerkrieg, Terror und Diktatur herrschten, wäre der New Yorker Börse nicht kreditwürdig erschienen.¹⁰
Eine Beruhigung trat ein. Die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter sank schon 1925 auf ihren absoluten Tiefpunkt in der ganzen Dauer der Republik.¹¹ Die Arbeitsleistung pro Arbeitsstunde steigerte sich dank intensivierter Ausbeutung der Arbeitskraft mit Hilfe verfeinerter technischer und arbeitswissenschaftlicher Verfahren in der Phase 1924-1929 um 40%; der deutsche Anteil an der Weltindustrieproduktion erhöhte sich von 1923-1928 von 8 auf 12%. Parallel dazu gingen die Streikaktivitäten zurück: 1919-1923 gab es im Jahr durchschnittlich 3,7 Mio Streikende, 1924-1929 jährlich nur 0,7 Mio; … die Zahl der gleichzeitig Streikenden sank von 2 Mio 1923 auf den in der Republik insgesamt absoluten Tiefstand von 1000t im Jahre 1926.¹²
Diese Lage schuf die Voraussetzungen, die werktätige Bevölkerung mit Steuern zu belasten, die den größten Teil der Reparationszahlungen ausmachten und diese sicherten. Sprachen sich die Regierungsparteien und die Sozialdemokratie in der Reichsdebatte vom 23. bis 29. August 1924 für den 'Dawes-Plan' aus, so votierte die Reichstagsfraktion der KPD gegen diesen Gesetzesentwurf, indem sie ihn als ein Dokument brandmarkte, das allein die Ausbeutung der werktätigen Massen Deutschlands ¹³ bezwecke.
An den Ergebnissen der beiden Reichstagswahlen im Jahre 1924 ließen sich die neuen Machtverhältnisse erkennen und gleichsam waren sie ein Ausdruck dessen, dass mit der relativ günstigen Konjunkturentwicklung und der Festigung des Weimarer Staates in weiten Teilen der Bevölkerung die Hoffnung über Möglichkeiten der Verbesserung, ihrer ökonomischen und polischen Lage im Rahmen des herrschenden Kapitalismus und der zugehörigen Parlamentarischen Demokratie aufgekeimt waren.
Die Maiwahlen brachten der KPD 3,7 Mio Stimmen, die im Vergleich zu den 6 Mio SPD-Stimmen einen bedeutenden Anstieg darstellten. Dagegen konnte die SPD in den Dezemberwahlen fast 1,9 Mio Stimmen dazu gewinnen, während die KPD 1 Mio verlor.