Vorstellungen deutscher Einheit in der napoleonischen Ära: Ursprünge deutscher Nationswerdung
Von Lukas Knedlik
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Lukas Knedlik
Mein Name ist Lukas Knedlik, geboren 1998, angehender Gymnasiallehrer für die Fächer Deutsch und Geschichte und leidenschaftlicher Fußballer (als Fan und Trainer), passionierter Texteschreiber und -leser, der zu viele Interessen und Ziele hat für die zur Verfügung stehenden 24 Stunden pro Tag. Um die neuere Geschichte geht es in meinem ersten Werk, das ich in der Urfassung als Examensarbeit vorgelegt hatte. Seit elf Jahren bin ich ehrenamtlich im Fußballbereich tätig, eigentlich sogar schon länger. Ich interessiere mich sehr für Geschichte, Zeitgeschehen, Politik, Sport aller Art, Kulturelles, Kunst, Literatur besonders. Aber auch Mindset, Spiritualität sowie Polit- und Gesellschaftskritik sind Steckenpferde von mir, Im vergangenen Jahr habe ich mein Studium in drei Fächern (Bildungswissenschaften, Deutsch, Geschichte) mit dem 1. Staatsexamen abgeschlossen. Ich möchte wirksam werden für mich und die Welt - viel Freude beim Lesen meines Buches bzw. meiner Bücher! Neben dieser ersten Buchveröffentlichung werden nämlich weitere Bücher folgen - zu verschiedenen Themenbereichen und Fragen, die sich in dieser undurchsichtigen Zeit stellen, sei es an die Geschichte, aktuelle Entwicklungen oder tiefere Lebensfragen.
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Buchvorschau
Vorstellungen deutscher Einheit in der napoleonischen Ära - Lukas Knedlik
1. Einleitung
Die napoleonische Zeit ist auch für die Entwicklung Deutschlands von großer Wichtigkeit, denn die „deutsche Geschichte ist derart vielschichtig, dass jede Veränderung von innen und außen näher beleuchtet werden muss, um die Fragen an die Geschichte im mitteleuropäischen Raum möglichst umfassend beantworten zu können. Die deutsche Einheit, je nach Verständnis bestehend seit 1871, 1949 oder 1990, stellt Fragen an die Geschichte – so zum Beispiel, welche Visionen, Taten, Entwicklungen und externe Faktoren den Weg zur heutigen Form deutscher Einheit als Bundesstaat¹ ermöglichten. Vor dem Hintergrund seiner Geschichte hat Deutschland wie kein anderes europäisches Land laut Dieter Borchmeyer sowie Heinrich August Winkler den Auftrag, eine Balance zwischen der nationalen und europäischen Identitätsebene herzustellen.² Dies liegt unter anderem in der lange unklaren Definition „Deutschlands
.
Neue Identifikationschancen schaffte der Beitritt der DDR, die infolge der Ost-West-Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem sowjetisch kontrollierten Satellitenstaat wurde³, am 3. Oktober 1990: Die Bundesrepublik Deutschland war wiedervereinigt und gilt damit bis heute als „verspätete Nation".⁴
Diese Nation konnte nur entstehen, indem nationale Vorstellungen salonfähig wurden, so zum Beispiel in der Zeit um und nach 1800, als Napoleon Bonaparte militärisch in Deutschland intervenierte.5 Diese Umbruchszeit um 1800 in Europa wird somit auch als die napoleonische Ära bezeichnet. Sie wird in diesem Beitrag im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen, weswegen eine zeitliche Einordnung vorab naheliegend erscheint. Die ungefähre Eingrenzung der Zeit Napoleons ist zwischen den ersten Koalitionskriegen und seinem Herrschaftsantritt 1799 als Anfangspunkt und seinem Tod 1821 als Endpunkt anzusetzen, wenngleich die Kernzeit dabei die Phase bis 1815 bildet, als Bonaparte endgültig militärisch besiegt worden war.⁶
In dieser Arbeit steht somit die Frage im Zentrum, wie verbreitet nationales und nationalstaatliches Gedankengut im Sinne deutscher Einheit in den Vorstellungen insbesondere unter den „deutschen" Politakteuren, Denkern und Literaten in der napoleonischen Ära war und inwieweit sie einen Anstoß für die Entwicklung Deutschlands zu einem Staatenbund und letztlich zu einem Nationalstaat gaben.
Die napoleonische Zeit selbst, darüber hinaus aber auch die unmittelbare Zeit vor den Koalitionskriegen und die Zeit nach dem Abdanken Napoleons wird zu Beginn in den historischen Zusammenhang eingeordnet werden. Im dritten Kapitel wird die Definition des Staats- und Nationsbegriff beleuchtet, bevor es um die Vorstellungen deutscher nationaler Einheit geht: Dies soll im Kontext der Betrachtung vieler einzelner Figuren und Gruppierungen aus der Zeit geschehen, deren Ideen, Schriften und Taten den Lauf der Dinge in den ersten Jahren und Jahrzehnten des 19.
Jahrhunderts vergleichsweise stark geprägt haben. Im Anschluss wird im vierten Kapitel eine bereichsspezifische Analyse zu den in Kapitel 3 dargelegten Vorstellungen deutscher Einheit vorgenommen. Dadurch sollen Erkenntnisse gewonnen werden, inwiefern die Gedanken der angeführten Zeitgenossen Napoleons nationale und staatliche Ideen aufzeigen und wie diese auf Deutschlands weitere Geschichte und die Einheitswerdung affektierten. Das Ziel der Arbeit ist, auch im Hinblick auf die heutige Rezeption des Zeitalters der sogenannten Befreiungskriege, zu hinterfragen, inwieweit das Verständnis der Zeit nationale Einheitsideen beinhaltete. Ute Planert vertritt die These, dass der Mythos der „Nationalisierung⁷ noch nicht in das frühe 19. Jahrhundert zu verorten sei, was auch für den Nationalismus in seiner späteren und heutigen Definition gelte.⁸ Ähnlich sieht es Jörg Echternkamp, indem er einen Nationalgeist beschreibt, der jedoch noch nicht in Verbindung mit wirklichem Staatsdenken gebracht werden konnte, sondern im Sinne eines „Reichspatriotismus
9 existierte.¹⁰ Andreas Fahrmeir verweist im Kontext der „deutschen Nation" auf die politische Sphäre der Einzelstaaten, die einen höheren Stellenwert einnahmen als eine zu diesem Zeitpunkt abstrakte Nation.¹¹
Der Forschungsdiskurs weist nichtsdestotrotz offene Fragen auf, die es zu beantworten gilt. Speziell die Frage, inwiefern die beleuchteten Schriften und Aussagen aus der napoleonischen Ära nationalen bzw. nationalstaatlichen Prinzipien folgten und wie groß ihre Wirkung auf die zeitgenössische Öffentlichkeit, die Entwicklungen in Deutschland und spätere deutsche Staats- und Nationsmodelle war, steht im Fokus dieser Arbeit.
Diese Arbeit stützt sich neben vielen verschiedenen Quellen auch auf Literatur. Die unterschiedlichen Quellen der thematisierten Figuren aus der napoleonischen Ära sind teilweise Primärwerken und -drucken, in großer Anzahl jedoch auch aus neueren Republikationen und Editionen entnommen. Damit gehen unterschiedliche Schreibweisen einher: Zum Teil ältere aus den Originalfragmenten entnommen, in anderen Fällen an neuere Rechtschreibung angepasste Quellen. Einige Quellen finden zudem in kommentierter Form in der Sekundärliteratur. Dabei werden die Schriften verschiedenster Intellektueller, Politiker und Gemeinschaften betrachtet, die teils konträre Ansichten über die deutsche Einheit und deren Realisierung in Gegenwart und Zukunft vertreten. Darunter fallen neben dem preußischen Staatskanzler Hardenberg und dem preußischer Minister vom Stein auch die Dichter Arndt und Körner sowie die Philosophen Schleiermacher und Hegel. Außerdem werden Stimmen aus dem Militär und von den ersten Burschenschaften analysiert.
Wichtig zum Zitationsprinzip in diesem Beitrag ist vorab, dass die wörtlich zitierten Textstellen aus Darstellungen und insbesondere Quellen tatsächlich im Wortlaut geschrieben stehen wie in der zugrundeliegenden Ausgabe. Je nach Fassung und Erscheinungszeitraum wird eine ältere Schreibweise oder die jeweils angepasste Schreibweise übernommen. Um den Lesefluss und die Originalität der angeführten Quellen nicht zu beeinflussen, wird zudem auf Anmerkungen wie „[sic!]" oder dergleichen verzichtet.
¹ Seit 1990 bestehend als Bundesrepublik Deutschland, vgl. dazu u.a. Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2019, S. 12.
² Vgl. Borchmeyer, Dieter: Was ist Deutsch? Die Suche einer Nation nach sich selbst, Berlin 2017, S. 931.
³ Vgl. dazu Ostermann, Christian M.: Die bilateralen Beziehungen der DDR mit ausgewählten Ländern des Westens. Die USA und die DDR (1949-1989). In: Pfeil, Ulrich (Hrsg.): Die DDR und der Westen: Transnationale Beziehungen 1949-1989, Berlin 2001, S. 165-183, hier S. 169 f. und Wilke, Manfred: Die DDR in der Interventionskoalition gegen den „Sozialismus mit menschlichem Antlitz". In: Karner, Stefan et al. (Hrsg.): Prager Frühling. Das internationale Krisenjahr 1968, Köln/Weimar/Wien 2008, S. 421-446, hier S. 421.
⁴ Vgl. Borchmeyer: Was ist Deutsch?, S. 910 f.
⁵ Vgl. dazu u.a. Fenske, Hans: Auf dem Weg zur Demokratie. Das Streben nach deutscher Einheit 1792-1871, Reinbek 2018, S. 23-58. und Fahrmeir, Andreas: Revolutionen und Reformen. Europa 1789 bis 1850 (C.H. Beck Geschichte Europas, Bd. 6), München 2010, S. 98-138.
⁶ Vgl. dazu Willms, Johannes: Napoleon. München 2019, S. 120.
⁷ Planert, Ute: Wann beginnt der moderne deutsche Nationalismus? Plädoyer für eine nationale Sattelzeit. In: Echternkamp, Jörg / Müller, Sven Oliver (Hrsg.): Die Politik der Nation. Deutscher Nationalismus in Krieg und Krisen. 1760-1960 (Beiträge zur Militärgeschichte, Bd. 56), München 2002, S. 25-59, hier S. 57.
⁸ Vgl. ebd., S. 57 ff.
⁹ Echternkamp, Jörg: Der Aufstieg des deutschen Nationalismus (1770-1840), Frankfurt/New York 1998, S. 287. – Gemeint ist das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, s. Kap. 2.1.4.
¹⁰ Vgl. ebd.
¹¹ Vgl. Fahrmeir, Andreas: Die Deutschen und ihre Nation. Geschichte einer Idee, Ditzingen 2017, S. 78 f.
2. Historische Einordnung: Die napoleonische Zeit
Um die Zusammenhänge analysieren zu können, muss zunächst eine Darstellung des Forschungsstandes über die napoleonische Zeit erfolgen. Hierzu gehört auch die Thematisierung der vorangegangenen Entwicklungen.
2.1. Eine Epoche des Umbruchs in Europa
Die Epoche der Frühen Neuzeit lässt sich wohl mit der Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts beginnen, die zumeist als Wendepunkt und damit als Ausgang aus dem Mittelalter dargestellt wird. Doch ein weiterer großer Umbruch folgt etwa 250 Jahre später, als neue Gedanken und Ereignisse für großes Aufsehen in Europa sorgten. Hervorzuheben ist dabei die Aufklärung als philosophisch-gesellschaftliche Neuausrichtung und die Französische Revolution im Jahr 1789, doch bereits in den Jahren zuvor zeigte sich in Europa ein gewisses „Unruhepotential".¹²
2.1.1 Im Geist der Aufklärung
Die Ideen der Aufklärung fanden im Laufe des 18. Jahrhunderts immer mehr Gehör. Sie führten die modernen Weltanschauungsansätze der Reformation und des Humanismus fort, wenngleich sie sich nicht direkt darauf beriefen. Sie gilt einerseits als Verkörperung des Rationalen, andererseits als Emanzipierung des menschlichen Geistes¹³ und als Reformbewegung, welche die Dogmen der Kirche hinterfragte und die „Klarheit des Denkens"14 in den Mittelpunkt rückte, letztendlich mit dem Ziel, die Entwicklung und Selbsterkenntnis der Gesellschaft anzuregen und einzufordern.¹⁵ Vertreter der Aufklärung waren unter anderem die Philosophen Kant, Rousseau und Voltaire, welcher als Freund des preußischen Königs Friedrich II.¹⁶ durchaus zur Entwicklung hin zum aufgeklärten Absolutismus beitrug.¹⁷
Die Aufklärung verkörperte wie bis dato keine andere Geistesströmung jemals die Eigenverantwortung des Menschen. Der französische Philosoph René Descartes leistete eine entscheidende Vorarbeit und ebnete bereits im 17. Jahrhundert der aufklärerischen Idee den Weg, indem er die Philosophie als analytische Wissenschaft und den kritischen Rationalismus als zentralen Aspekt aller Bemühungen erkannte.¹⁸ Seine Erkenntnis „ego cogito, ergo sum"¹⁹ schaffte eine Basis, um dieses Menschenbild zu manifestieren.
Weiterhin ist insbesondere der Leitspruch „Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"²⁰ berühmt, den Immanuel Kant prägte.
Das übergeordnete Ziel der Aufklärung habe nach der Analyse von Hans-Christian Harten darin bestanden, dass die Gesellschaft eine Transformation hin zu mehr Transparenz, Kontrolle und Verantwortlichkeit der politischen Entscheider einforderte:
Die Aufklärung will den gesellschaftlichen Charakter der sozialen Statusdifferenzierung offenlegen […], sie will Transparenz über die Motive und Intentionen politischen Handelns herstellen, deshalb fordert sie, das Handeln des Monarchen an verfassungsmäßige Regeln zu binden und öffentlicher Kontrolle zu unterwerfen. Die Macht soll sich legitimieren.²¹
Diese Einschätzung beweist die enorme Wirkung, welche die Aufklärung auf die Gesamtgesellschaft entfaltete. Dies lässt sich auch anhand des von Aufklärer Denis Diderot neu definierten Nationsbegriffs darlegen: Dabei wurde die Nation eher in politischen Strukturen erkannt, immer weniger jedoch ausschließlich in sprachlichen und kulturellen Gemeinsamkeiten.²² Dieser Themenkomplex wird im Kontext der Nationsideen in der napoleonischen Ära noch von Bedeutung sein.
2.1.2 Die Französische Revolution
Einen gewaltigen Schub erfuhr der Wandel im gesamten europäischen Raum durch die Französische Revolution. Das bestehende streng monarchistische System des Absolutismus wurde durch das „Prinzip der Volkssouveränität"²³ delegitimiert. Der Fokus lag infolgedessen auf dem Bürger und den bürgerlichen Freiheitsrechten. Revolutionäres Gedankengut entwickelte sich im 18. Jahrhundert dynamisch, indes ist laut Dieter Hein keine spezifische Ursache dafür erkennbar.²⁴ In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sei zudem, so Hans-Ulrich Thamer, der Einfluss des aufstrebenden Kapitalismus (mit Entstehung der Industriegesellschaft) ein zentraler Grund dafür gewesen, dass im gesellschaftlich-kulturellen Bereich Veränderungen stattfanden.²⁵ Differenzen und Probleme im soziokulturellen und (vor-)politischen Raum waren die logische Folge, sodass das bestehende System insgesamt, unter anderem die Ständeordnung, in der Bevölkerung an Akzeptanz einbüßte.²⁶ Der Absolutismus, den insbesondere Ludwig XIV. in Frankreich geprägt hatte, wurde 1789 nicht nur infrage gestellt, sondern auch beendet.
Preußen als Hegemonialmacht im deutschsprachigen Gebiet hatte in Person Friedrichs II. bereits Mitte des 18. Jahrhunderts den sogenannten ‚aufgeklärten Absolutismus‘ etabliert. Damit war ein wichtiger Anfang gemacht, um die Gesellschaft auf die notwendigen Neuerungen aufmerksam zu machen.²⁷
Die Französische Revolution sei, so Thamer, als „Motor des Verfassungswandels und der Entstehung liberaler politischer Kulturen"28 einzuordnen. In diesem Zusammenhang traten im Mai 1789 die Generalstände, bestehend aus genauso vielen Vertretern des Ersten und Zweiten Standes (Adel und Klerus) wie Vertretern des mehrheitlich im Volk präsenten Dritten Standes, nach fast zwei Jahrhunderten wieder zusammen, um die Staatskrise für die Einführung einer neuen Verfassung zu nutzen.²⁹ Die Generalstände sorgten für eine demokratisches Mehrheitsabstimmungsprinzip³⁰, bevor sie sich im Sommer 1789 zur Nationalversammlung und schließlich zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung ernannten, was dem Dritten Stand mehr Einflussnahme eröffnete im Kampf um mehr bürgerliche Rechte.³¹ Nachdem dieser zögerte und taktierte, begann mit der Belagerung des Staatsgefängnisses Bastille in Paris die Revolution endgültig.32 Der Drang nach Reformen und die Bildung unterschiedlicher Parteien prägten nun das Bild der Nationalversammlung.³³ Das Ziel der Menschenrechtserklärung und der Verfassung war derweil, eine neue demokratischere Struktur und Gerechtigkeit herbeizuführen.34 Die Verfassung von 1791 beinhaltet einen Kompromiss, der zu einer parlamentarischen Monarchie als neue Staatsform führte.³⁵
Der ersten folgte allerdings schnell eine zweite Revolution im Jahr 1792. Deren Köpfe, wie etwa Maximilien de Robespierre, waren der Auffassung, Gewalt und radikale Herrschaftsform sei das richtige Mittel zum Zweck.³⁶ Die gemäßigten Girondisten wurden aus dem Parlament ausgeschlossen³⁷, König Ludwig XVI. wurde im Januar 1793 liquidiert. Hinzu kam, dass das französische Regime Ende 1792 mit dem Einmarsch in der Niederlande, das zu Österreich gehörte, und im Rheinland, auch außenpolitisch Krieg forcierte, der ab 1793 durch die antifranzösische Koalition auch England und Spanien zur Kriegspartei werden ließ.³⁸ Dies zeigt den Weg einer Radikalisierung, welchen die Jakobiner anstrebten. Dieser eingeschlagene Weg beeinflusste auch das Ausland, indem er den „Enthusiasmus für die Revolution, auch außerhalb Frankreichs (…) erkalten³⁹ ließ. Die zweite Verfassung (Juni 1793) wurde vom Konvent beschlossen, was zur Folge hatte, dass alle Widerstandsbemühungen der Girondisten fehlschlugen, weil die Verfassung einer „aufrichtig republikanischen Gesinnung
⁴⁰ gewesen sei. Somit legitimierte sich der Konvent schlichtweg selbst.⁴¹ Währenddessen richtete sich die innenpolitische Gewalt immer öfter auch gegen die eigene Front: Eigentliche Mitstreiter wie Danton wurden im Rahmen der sogenannten Terreur (Schreckensherrschaft), die vom gewählten „Wohlfahrtsausschuss" begründet wurde, ab 1793 hingerichtet, wie auch unzählige andere politische Gegner oder jene, die als solche deklariert wurden.⁴² Der Prozess der Radikalisierung fand schließlich mit der Hinrichtung der Führungsriege um Robespierre im Sommer 1794 sein Ende.⁴³
Es folgte das sogenannte Direktorium, welches entsprechend der neuen Verfassung von 1795 aus fünf Regierenden bestand.⁴⁴ Mit einem Staatsstreich folgte dem ersten das zweite Direktorium, das ursprünglich fünf Jahre im Amt bleiben