Parker wäscht den Saubermann: Der exzellente Butler Parker 2 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Wenn es noch lange dauert, Mister Parker, werde ich im nächsten Ort einen kleinen Imbiß nehmen«, sagte Agatha Simpson ungeduldig. Sie saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und musterte gelangweilt die bilderbuchschöne Landschaft. Weideflächen wechselten ab mit Baumgruppen und Waldstücken. Die Sonne stand schon tief, bis zum Einbruch der Dunkelheit konnte es nicht mehr lange dauern.»Mylady sollten vielleicht noch mit einer halben Stunde rechnen«, gab der Butler Auskunft. »Man wird in wenigen Minuten Cudlam Hill passieren.« »Und was hat das zu bedeuten?« grollte sie.»Nach dem Durchfahren von Cudlam Hill sind es höchstens noch zwanzig Minuten, Mylady!»Ich hätte diese verrückte Einladung nicht annehmen sollen«, räsonierte sie. »Wie kann man sich nur in dieser Einöde vergraben?»Auf Mylady warten eine Treibjagd«, erinnerte der Butler, der am Steuer seines bemerkenswerten Privatwagens saß.»Ich hasse Treibjagden«, gab die ältere Dame zurück, »aber Sir Alfreds Küche ist gut, denke ich.»Man wird sich mit Verlaub anstrengen, um Mylady zu verwöhnen«, versicherte Parker.»Das möchte ich mir aber auch ausgebeten haben.« Sie räusperte sich explosionsartig. »Zur Not können ja Sie die Küche übernehmen, Mister Parker. Sie kochen zwar nicht besonders gut, aber immerhin.»Mylady verfügen eben über eine Zunge, die man allenthalben zu rühmen pflegt.»Das stimmt allerdings.
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Der exzellente Butler Parker
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Parker wäscht den Saubermann - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 2 –
Parker wäscht den Saubermann
Günter Dönges
»Wenn es noch lange dauert, Mister Parker, werde ich im nächsten Ort einen kleinen Imbiß nehmen«, sagte Agatha Simpson ungeduldig. Sie saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und musterte gelangweilt die bilderbuchschöne Landschaft. Weideflächen wechselten ab mit Baumgruppen und Waldstücken. Die Sonne stand schon tief, bis zum Einbruch der Dunkelheit konnte es nicht mehr lange dauern.
»Mylady sollten vielleicht noch mit einer halben Stunde rechnen«, gab der Butler Auskunft. »Man wird in wenigen Minuten Cudlam Hill passieren.« »Und was hat das zu bedeuten?« grollte sie.
»Nach dem Durchfahren von Cudlam Hill sind es höchstens noch zwanzig Minuten, Mylady!«
»Ich hätte diese verrückte Einladung nicht annehmen sollen«, räsonierte sie. »Wie kann man sich nur in dieser Einöde vergraben?«
»Auf Mylady warten eine Treibjagd«, erinnerte der Butler, der am Steuer seines bemerkenswerten Privatwagens saß.
»Ich hasse Treibjagden«, gab die ältere Dame zurück, »aber Sir Alfreds Küche ist gut, denke ich.«
»Man wird sich mit Verlaub anstrengen, um Mylady zu verwöhnen«, versicherte Parker.
»Das möchte ich mir aber auch ausgebeten haben.« Sie räusperte sich explosionsartig. »Zur Not können ja Sie die Küche übernehmen, Mister Parker. Sie kochen zwar nicht besonders gut, aber immerhin.«
»Mylady verfügen eben über eine Zunge, die man allenthalben zu rühmen pflegt.«
»Das stimmt allerdings.« Sie nickte wohlwollend. »Ich nehme es mit jedem Feinschmecker auf, Mister Parker. Vielleicht sollte ich eines Tages einen Führer durch die Londoner Restaurants herausbringen. Erinnern Sie mich bei Gelegenheit daran.«
»Wie Mylady zu wünschen geruhen.« Butler Parker war durch nichts zu erschüttern. Er kannte die wilden Gedankensprünge seiner Herrin nur zu gut. Sie nahm sich stets viel vor, doch mit der Ausführung ihrer Absichten und Pläne war es nicht weit her. Die ältere Dame ließ sich liebend gern ablenken und war dankbar für jede neue Anregung.
Lady Agatha hatte die Fahrt in den tiefen Süden von London aus einer Laune angetreten. Unter der Morgenpost hatte sie die Einladung Sir Alfreds vorgefunden, an seine vorzügliche Küche gedacht und sich sofort entschieden. An der angekündigten Treibjagd war sie mit Sicherheit nicht interessiert.
Man hatte Cudlam Hill erreicht. Das Städtchen schien aus einem Reiseprospekt zu stammen. Fachwerkhäuser herrschten vor und scharten sich um eine romanische Kirche. Es gab kleine Geschäfte und Gasthäuser.
Parker fiel sofort auf, wie klinisch sauber hier alles war. Es gab vorschriftsmäßig geschnittenen Rasen, Vorgärten, wie mit dem Lineal angelegt und kein Fenster ohne Blumenschmuck.
»Sehr hübsch«, urteilte die ältere Dame, »aber ziemlich langweilig, Mister Parker. Finden Sie nicht auch?«
»Mylady haben sicher den Eindruck, durch ein Freiland-Museum zu fahren«, erwiderte der Butler.
»Genau das wollte ich gerade noch hinzufügen«, behauptete sie sofort. »Ich vermisse eine gepflegte Unordnung.«
Parker warf einen Blick auf den Tourenzähler seines Wagens und minderte die Geschwindigkeit. Er hielt sich strikt an das Limit, das am Eingang zu dem kleinen, malerischen Städtchen per Hinweisschilder vorgeschrieben war.
»Sehen Sie, was ich sehe, Mister Parker?« ließ die passionierte Detektivin sich plötzlich vernehmen, beugte sich vor und blickte nach vorn durch die Windschutzscheibe.
»Mylady meinen jene Auseinandersetzung, die man nur als ausgesprochen handgreiflich bezeichnen kann?«
»Da wird doch ein Halbwüchsiger geschlagen«, empörte sie sich. »Halten Sie sofort!«
Parker reagierte unverzüglich.
Auf einem kleinen Parkplatz vor einem Gemüseladen wurde ein junger Mann von zwei ausgewachsenen Schlägern traktiert. Sie hatten ihm eine gefüllte Einkaufstüte aus dem Arm geschlagen und ohrfeigten ihn gezielt.
Der kaum Achtzehnjährige hatte keine Chance. Er schützte das Gesicht mit den hochgezogenen Unterarmen und fiel auf die Knie. Die beiden Schläger verzichteten deshalb auf ihre Fäuste und gingen zu ausgesprochen gemeinen Fußtritten über.
Lady Agatha hatte bereits den Wagen verlassen.
Der perlenbestickte Pompadour an ihrem rechten Handgelenk war bereits in heftige Schwingung geraten. Die ältere Dame fühlte sich wieder mal voll gefordert. Sie stand grundsätzlich auf der Seite der Unterlegenen.
Josuah Parker folgte diskret und würdevoll. Er bot das Bild eines untadeligen englischen Butlers, wie man ihn nur noch in entsprechenden Kostümfilmen zu sehen bekam. Er trug einen schwarzen Zweireiher, hatte die gewohnte schwarze Melone auf dem Kopf und trug einen altväterlich gebundenen Regenschirm am angewinkelten linken Unterarm »Darf man nach dem Grund der Diskussion fragen?« Parker hatte sich neben Agatha Simpson aufgebaut.
Die beiden Schläger fühlten sich angesprochen und drehten sich um. Ungläubiges Erstaunen war von ihren Gesichtern abzulesen. Mit solch einer Unterbrechung hatten sie nicht gerechnet.
»Ich hasse Fußtritte«, meinte Lady Agatha und ... verabreichte ihre erste Ohrfeige. Da sie mit Leidenschaft Golf spielte und auch den Sportbogen schoß, war ihre Armmuskulatur nicht gerade unterentwickelt.
Die ältere Dame setzte ihre linke Hand auf die rechte Backe des Schlägers und brachte ihn auf diese einfache Art völlig aus dem Gleichgewicht; um ihn restlos zu erschüttern, trat die resolute Dame ihm dann noch zusätzlich gegen das rechte Schienbein.
Der Schläger fiel gegen die Hauswand und rutschte danach langsam an ihr hinunter zu Boden.
Der zweite Schläger reagierte endlich.
Er holte zu einem Fausthieb aus und hatte keine Bedenken, eine Dame zu schlagen. Das Ziel seiner nicht gerade kleinen Faust war Myladys Gesicht.
Josuah Parker, normalerweise der rohen Gewalt abhold, kam diesem Schlag fast beiläufig zuvor. Mit der Spitze seines Universal-Regenschirmes traf er den Solarplexus des Mannes und veranlaßte ihn, eine tiefe, fast höfliche Verbeugung zu machen.
In diesem Moment setzte die ältere Dame ihren Pompadour auf den Hinterkopf des Mannes, der plötzlich das Gefühl hatte, von einem auskeilenden Pferd getroffen worden zu sein. Er verdrehte die Augen und lagerte sich auf den Gehwegplatten.
»Wagen Sie es nicht noch mal, eine hilflose Frau anzugreifen«, warnte sie anschließend den Schielenden mit baritonal gefärbter Stimme.
Der Halbwüchsige kroch inzwischen auf die Zuschauer dieser Szene zu und wollte sich in Sicherheit bringen. Um die verstreut liegenden Eßwaren aus der Einkaufstüte kümmerte er sich nicht.
»Halt, junger Mann«, donnerte Agatha Simpson, während Parker die beiden Schläger höflich-abwartend musterte. »Selbstverständlich wird man Ihnen den Schaden ersetzen. Wir kaufen jetzt noch mal gemeinsam ein.«
»Nein, nein«, stammelte der Halbwüchsige ängstlich. »Es ist schon gut.«
»Überhaupt nicht«, entschied die Detektivin und wandte sich an ihren Butler. »Bringen Sie die beiden Waschlappen auf die Beine, Mister Parker. Diese Subjekte werden selbstverständlich den Neueinkauf aus ihren Taschen bezahlen.«
»Eine Entscheidung, Mylady, die man nur als gerecht bezeichnen kann und muß«, gab Parker zurück. Er wußte bereits zu diesem Zeitpunkt, daß da wieder mal einiges auf Mylady und ihn zukam.
*
Der Halbwüchsige schleppte sich mit zwei prall gefüllten Tüten ab und machte dennoch einen unglücklichen Eindruck, als er im Fond des hochbeinigen Monstrums Platz nahm.
»Sie hätten sich nicht einmischen sollen, Mylady«, meinte er und tupfte sich mit einem Papiertaschentuch die immer noch blutende Nase ab. »Sie haben ja keine Ahnung, was da alles nachkommen wird.«
»Nun reißen Sie sich mal zusammen, junger Mann«, grollte Lady Agatha. »Sie stehen unter meinem Schutz.«
»Jetzt noch, Mylady«, lautete die Antwort. »Aber Sie werden weiterfahren. Und dann werden die Männer wieder über mich herfallen.«
»Sollte es dafür einen bestimmten Grund geben?« schaltete der Butler sich vom Steuer her ein. Er fuhr die Hauptstraße hinunter und hatte die Absicht, den jungen Mann nach Hause zu bringen.
»Ich bin ein Pakistani«, sagte der Fahrgast mit leiser Stimme.
»Aha«, meinte Agatha Simpson ironisch. »Ich muß, Ihre Hautfarbe völlig übersehen haben.«
»Man hat Sie wegen dieser Hautfarbe geschlagen?« erkundigte sich Parker.
»Und weil ich Pakistani bin«, klang müde die Antwort. »Wir sind hier in Cudlam Hill nicht besonders beliebt.«
»Ihr Englisch ist recht gut, junger Mann«, stellte die ältere Dame fest.
»Ich bin ja hier geboren«, erwiderte der junge Mann, der älter sein mußte,