Eine Frau im Männerberuf: Faszination Technik
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Über dieses E-Book
In der Lehre musste sie bereits um den gleichen "Stiften Lohn" kämpfen, in der Berufsschule gab es keine Frauentoiletten, und auch am Telefon wollte niemand von einer Frau eine technische Auskunft.
Anerkennung, Erfolge, Ungerechtigkeiten, Neid und Intrigen waren die ständigen Begleiter. Die Freude am Beruf und die «Faszination Technik» gingen dabei nie verloren.
Vreny Liechti-Hermann
Vreny Liechti-Hermann, geboren 1954 in Rorschach als jüngstes von 3 Kindern. Seit 38 Jahren verheiratet lebt sie heute mit Ihrem Mann in Goldach am Bodensee. Schon in den ersten Schuljahren entdeckte sie ihre Vorliebe für Zahlen, Geometrie, Algebra, und knifflige Zusammensetzspiele. Als eine der ersten Frauen absolvierte sie eine 4-jährige Lehre als Maschinenzeichnerin und als erste Frau an der ZBW die Weiterbildung zur Konstrukteurin. Sie arbeitete bis zur Pensionierung in verschiedenen Maschinenbereichen als Konstrukteurin und Projektleiterin und bildete sich laufend weiter. Schon früh entdeckte sie ihre Freude am Um-gang und der Förderung von jungen Berufsleuten. In Lehraufträgen extern und intern verwirklichte sie mit der Lehrlingsausbildung einen Traum.
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Buchvorschau
Eine Frau im Männerberuf - Vreny Liechti-Hermann
Konstrukteurin!
Kapitel 1
Vreny geht an der Hand seiner Mutter in das Sterbezimmer des Spitals. Viele Jahre später erinnert sie sich an diese Minuten, wo sie als 5-jährige Abschied nehmen musste von ihrem Vater. Er starb völlig unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit. Neben Vreny verloren auch die ältere Schwester und der ältere Bruder den Vater.
Der Vater war bei einer Firma in Arbon als Dreher angestellt gewesen. Eine schwierige Zeit folgte für die Familie, vorallem für die Mutter. Am wenigsten bekam die 5-jährige Vreny von den Problemen mit. Sie war behütet in ihre Familie. Die Rente war überaus bescheiden. Für den Unterheilt reichte sie nicht.
Es war der Mutter ein grosses Anliegen, immer zu Hause zu sein, wenn die Kinder von der Schule kamen.
Deshalb erledigte sie viel Heimarbeit. Es gab verschiedene Firmen, die zu diesem Zweck den Frauen die Einzelteile nach Hause liefert und als Fertigware wieder abholten. Da wurden Karten für den Versand zusammengestellt, oder Baugruppen vor montiert. Es musste geklebt, geschraubt und vieles mehr erledigt werden. Da die Bezahlung nach Stück und sehr bescheiden war, musste meistens bis spät in die Nacht gearbeitet werden, wenn die Kinder schliefen. Es gab aber auch Zeiten, in denen keine Arbeit zu erledigen war. Deshalb ging die Mutter zu fremden Leuten zum Putzen um doch noch etwas Geld zu verdienen.
Sie war eine sehr gute Köchin. Mit bescheidenen Zutaten gelang es ihr immer ein feines Essen auf den Tisch zu zaubern.
Vreny als jüngstes Kind war viel mit der Mutter zusammen. Der Altersunterschied zur 7 Jahre älteren Schwester und dem 11 Jahre älteren Bruder war gross. Der Bruder verliess bereits mit 16 Jahren Rorschach, im Todesjahr des Vaters, um auswärts in eine Lehre als Bäcker Konditor zu gehen. Er wohnte auch später nicht mehr in seinem Elternhaus. Die Schwester ergriff nach Handelsschule, einigen Jahren Büroerfahrung bei einer Firma in Horn und nach einem Auslandsaufenthalt einen sozialen Beruf.
Die «grosse» Schwester war eine engagierte Blauringleiterin. Sie nahm die kleine Schwester gerne an Veranstaltungen mit. Die Mutter kochte in den Blauring Lagern, sodass auch Vreny mitgehen durfte, obwohl sie noch zu jung war. Ihr gefiel das Lagerleben, das Spielen mit Geleichgesinnten, sitzen am Lagerfeuer und organisieren von bunten Abenden. Sie half mit wo sie konnte und machte gerne mit. Sie liebte es Wanderungen zu unternehmen und sich in der Natur aufzuhalten.
Später durfte Vreny in den Blauring eintreten. Das Blauringleben war ihr besonders wichtig. Jede Woche war Gruppenstunde. Die gleichaltrigen Mädchen trafen sich zum Basteln, singen lachen und plaudern. Vreny freute sich immer auf die Stunde. In der gleichen Gruppe traf sie sich auch mit Klassenkameradinnen, mit denen sie zum Teil alle 9 Schuljahre gemeinsam besuchte. Später belegte sie einen Kurs um auch selber Gruppenleiterin zu werden. Mit viel Fantasie und Herzblut leitete sie ihre Gruppe. Nach Lehrbeginn blieb ihr leider nicht mehr viel Zeit neben Schule und Arbeit. Deshalb beendete sie diesen wichtigen, prägenden Abschnitt in ihrer Jugend. Viele Jahre später jedoch sollte ihr diese Begeisterung und Erfahrung, die ihr das Blauringleben mit auf den Weg gegeben hat, von Nutzen sein. Ein weiteres Puzzleteil in ihrer späteren Tätigkeit.
***
Die Kindheit in Rorschach verflog für Vreny viel zu schnell. Sie genoss es, mit den Nachbarskindern zu spielen. Der Mutter war es dabei immer wichtig zu wissen, wo Vreny war.
Vreny besass ein Trottinett (nur) mit Hartgummirädern. Ihre Freundin besass bereits ein Trottinett mit richtigen Pneus. Neugierig wie Vreny damals schon war, liebte sie es immer etwas Neues auszuprobieren. Die Freundin wollte sie überreden damit zu fahren. «Ich darf nicht, meine Mutter hat mir verboten, mit fremden Sachen wie dieses Trottinett zu fahren». Ihre Freundin meinte «ach das macht doch nichts, probiere es doch, es passiert schon nichts.». Damit sie die Mutter nicht sah, fuhr Vreny hinter das Haus. Sie übersah die Treppenstufen und stürzte. Die Knie und die Arme waren aufgeschürft. Ihre Freundin stichelte «du musst deiner Mutter ja nicht die Wahrheit sagen. Sag nur, dass du beim Fangis gestürzt bist».
Vreny konnte sich nicht erinnern, die Mutter jemals angelogen zu haben. Die Lüge plagte sie die ganze Zeit. Erst Monate später beichtete sie der Mutter, was tatsächlich geschehen war. Die hatte das natürlich bereits vermutet. Sie wollte es von Vreny selber hören. So erfuhr sie dann auch, dass die Mutter immer grosse Angst hatte, Vreny könnte etwas passieren.
Schulzeit
Vreny ging von der ersten Klasse an gerne zur Schule. Sie gehörte zu den Besten und brachte zur Freude der Mutter immer sehr gute Zeugnis Noten nach Hause. Sie musste nicht viel lernen, war dennoch sehr ehrgeizig. In der Schule verbrachte sie die Zeit gerne mit ihren Klassenkameraden. Nach der Schule ging sie meistens sofort nach Hause zur Mutter. Nähen, lesen, lernen und Flöte spielen, das waren ihre Leidenschaften.
Der Wechsel in die 4. Klasse beutete nicht nur Schulhaus, sondern auch Lehrerwechsel. Der neue Lehrer war jung und forderte viel mehr von den Schülern und benotete strenger als die Lehrerin in den ersten 3 Jahren. Vreny freute sich gefordert zu werden, lernte darum mehr um zu den Besten zu gehören.
Der Anfang?
Ihr erinnert euch, Vreny's Mutter machte viel Heimarbeit auch für eine Firma in Horn.
Die Hauptaufgabe, war das vorbereiten von sogenannten Metallplomen, bestehend aus einem geformten Draht, einer Blattfeder, einer Hülse und einer Kartonscheibe. Mit einer Zange musste der Draht in der Feder befestigt werden. Der Tische in der Stube war immer voll belegt. Die Arbeitsgänge kompliziert, fand die damals 11-jährige. Helfen konnte sie nicht, schaute aber der Mutter gerne zu.
Wieder einmal sass Vreny neben der Mutter und schaute gelangweilt zu. Plötzlich hatte sie einen Geistesblitz, wie der Ablauf einfacher gehen könnte.
Förderband unten ...Seil oben...
Vreny bastelte, sortierte, und hielt die Mutter von der Arbeit ab. «Bist du bald fertig? dass ich weitermachen kann?» Vreny: «ja nur noch die Zange auf diese Seite und die Vorrichtung auf die andere. Jetzt bin ich fertig». So die 11-jährige. «Ich zeige dir, wie ich das gedacht habe» Die Mutter staunte, es ging wirklich besser und schneller!
***
Logistische Platzierung aller Einzelteile, Beschickung von Hand oder Pneumatisch, logischer zeitsparender definierter Ablauf, viele Jahre später belegte Vreny ein Freifach «Automation». Was sie als 11-jährige