Unglaublich abergläubisch: 125g frisches Wissen
Von Paul Sägmüller und Katharina Rauffeis
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Buchvorschau
Unglaublich abergläubisch - Paul Sägmüller
Geschichten.
MAGIE UND HEXEREI IM ALTEN TESTAMENT
Das antike Israel und seine altorientalischen Nachbarvölker waren vom Glauben an Magie, Zauberei und Dämonen geprägt. Das Alte Testament berichtet über zahlreiche magische Praktiken wie Kultmagie, Kriegszauber, Wahrsagerei und Totenbeschwörung. Auch von Schadenszauber und Hexerei ist die Rede. Interessant dabei ist, dass das hebräische Wort (kasap) für »Zauberei treiben, hexen« zahlreich in der männlichen Variante als »Hexer« vorkommt (z.B. Ex 7,11; Dtn 18,10; Dan 2,2), jedoch nur einmal in der weiblichen Form: »Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen« (Ex 22,17). In neuen deutschen Bibelübersetzungen wird das Wort »hexen« beharrlich vermieden und meist mit »Zauberei« übersetzt. Grundsätzlich wird Schadenszauber im Alten Testament durchweg als etwas Schlechtes angesehen. Der Prophet Ezechiel warnt z.B. vor »Frauen, die Zauberbinden für alle Handgelenke nähen« (Ez 13,18).
RABENKRÄCHZEN UND SCHWARZE KATZE
Seit jeher geht von manchen Tieren im Volks- und Aberglauben eine unheimliche Ausstrahlung aus. Vor allem Eule und Rabe gelten als Unheilsbringer und Todesboten. Der Eulenruf wurde bereits in der Antike und bei den Germanen als schlechtes Omen angesehen. Und auch die Überzeugung, dass Raben Unglücksboten sind, ist weit verbreitet. Sie findet sich sogar in Indien und Japan. Oft wird der Rabe mit Krieg, Schlachtfeldern, Blut und Toten in Verbindung gebracht. Im Mittelalter fürchtete man den Raben auch als die Verkörperung des Teufels. Katzen besitzen durch ihre unberechenbare Wildheit ein unheimliches und dämonisches Wesen. Fremde und schwarze Katzen galten als Dämonen, Hexen oder als Teufel selbst und begleiten die Hexen beim Hexenflug. Die Deutung der Katze im Volks- und Aberglauben ist groß und doppeldeutig. In einigen Kulturen sind Katzen Glücksbringer. Im Buddhismus z.B. beschert eine dunkle Katze ihrem Besitzer Gold.
DIE AUFKLÄRUNG MACHT SCHLUSS DAMIT …
Dem Aberglauben ging es an den Kragen: Der Fortschritt in allen Wissenschaftszweigen, vor allem in Philosophie, Medizin und Astronomie, läutete zwischen dem 17. und 18. Jh. das Zeitalter der Aufklärung ein. Unter dem Begriff »Aufklärung« versteht man das Vorhaben, durch Wissen und neue Erkenntnisse Antworten auf Fragen zu finden sowie Zweifel, Vorurteile und falsche Annahmen auszuräumen. Dabei wurde die menschliche Vernunft zum Maßstab eines jeden Handelns erklärt. Jeder sollte sich seines eigenen Verstandes bedienen! Die Aufklärer wünschten denkende Bürger und verlangten eine allgemeine Volksbildung. Das hatte zur Folge, dass Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jh. die Schulpflicht eingeführt wurde. Die neue Denkweise kritisierte den blinden Gehorsam gegenüber der Kirche. Jede Form des Aberglaubens, wie beispielsweise der Hexenwahn, wurde suspekt. Damit wurde dem abergläubischen Denken und Handeln in allen Bereichen der Kampf angesagt.
GRUSELGESCHICHTEN WANDERN VON EINEM ORT ZUM ANDERN
Die meisten der teilweise recht gruseligen Geschichten in diesem Buch kann man als historische Wandersagen bezeichnen, d.h. eine Begebenheit hat sich (vielleicht) einmal irgendwo so oder auch nur so ähnlich zugetragen. Zumindest der Kern davon könnte also wahr sein. Dann wurde die Geschichte weitererzählt. Ein Zuhörer »nahm die Geschichte mit« und erzählte sie im Nachbarort. Das eine oder andere Detail wurde dabei weggelassen, dafür kamen andere Details hinzu. Über die Jahre veränderte sich die Geschichte, verselbstständigte sich, wanderte im wahrsten Sinne des Wortes durch den ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Wenn man einschlägige Sammlungen, seien sie aus Bayern, Hessen, Schwaben oder sonst woher, zur Hand nimmt, fällt schnell auf, wie sich viele dieser Sagen gleichen. Diese Geschichten haben es meist in sich: tolle Storys, spannend, gruselig und oft mit einem verblüffenden Schluss.
DIE 13 IN DER BIBEL
Die 13 passt überhaupt nicht in das biblische Zahlenschema hinein: Die 3 beispielsweise symbolisiert die Himmelszahl (hl. Dreifaltigkeit, hl. 3 Könige, 3 Eisheilige). 4 ist die Erdenzahl (4 Elemente, 4 Evangelisten, 4 Himmelsrichtungen). 7 ist die Summe von 3 und 4 (7 Schöpfungstage, 7 Sakramente, 7 Todsünden, 7 Gaben des Heiligen Geistes, 7 Kardinaltugenden, 7 Schmerzen Mariens). Wenn man 3 mit 4 multipliziert, ergibt dies 12 (12 Stämme Israels, 12 Monate, 12 Jünger). Die 14 ist die Verdoppelung der 7 (der Kreuzweg hat 14 Stationen, es gibt 14 Nothelfer). Die 13 tritt hier nicht in Erscheinung und wird daher als das »Dutzend des Teufels« bezeichnet. Allerdings hat die 13 indirekt etwas mit dem letzten Abendmahl und mit Jesus zu tun: Wie wir alle wissen, wurde Jesus von Judas verraten. Und am Abend zuvor, beim letzten Abendmahl, waren 13 Personen am Tisch: Jesus und seine Jünger. Und eine dieser 13 Personen beging den Verrat …
DIE 13 IN DER MYTHOLOGIE UND IM MÄRCHEN
Nicht nur im christlichen Glauben ist die 13 eine Unglückszahl, sondern auch in der nordischen Mythologie. Bei einem Bankett in Walhalla, an dem die 12 Hauptgötter, unter anderem Odin, Wotan und Thor, beteiligt waren, schlich sich auch Loki, der Gott der Zwietracht, dazu. Dadurch erhöhte sich die Zahl der Teilnehmer auf 13. Im Laufe des Banketts zettelte Loki einen schlimmen Streit an, in dessen Verlauf der blinde Hödur seinen Bruder Baldur, den Gott des Lichts, angriff und dieser dabei den Tod fand. Im Märchen von Dornröschen war es die 13. Fee, die Dornröschen verwünschte, weil sie nicht zu deren Taufe eingeladen war. Und warum nicht? Weil es im königlichen Haushalt angeblich nur 12 goldene Tässchen, Tellerchen und